29.11.2009

1.05 Teamwork

TV-Serie: Stargate general
Reihe: SG-V (SG-27)
Genre: humor, scifi, action
Rating: PG


„Mach's gut, Vash, wir sehen uns!“

Die Antikerin winkte dem Cabrio hinterher, ehe sie sich umwandte und den Innenhof des Gebäudekomplexes betrat, in dem sich ihre Wohnung befand.

Es war ein schöner Abend gewesen, zusammen mit einer anderen Frau, Marnie Evans, einer Ärztin aus dem SGC. Sie beide hatten diverse Bars und Clubs abgeklappert und es sich einmal richtig gut gehen lassen.

Marnie war eine der wenigen, die sie zumindest ansatzweise verstanden und sich auf sie einließen. Allmählich schien sie doch Fuß auf der Erde zu fassen. Und seit sie ihr eigenes SG-Team leitete, schien sich ihre Lage noch weiter zu entspannen.

Vashtu stieg nachdenklich die Treppen zu ihrem Apartment hinauf und kramte ihren Schlüssel hervor.

War es nun gut für sie, daß sie sich scheinbar doch etwas einlebte? Oder bestand darin eine gewisse Gefahr?

Bisher hatte sie einen zu engen Kontakt mit anderen vermieden. Sie wollte irgendwann zurück in die Pegasus-Galaxie, ihrem Zuhause. Sie wollte nach Atlantis.

Doch seit sie zur Erde gekommen war, hatte sie begreifen müssen, daß ihr Weg zurück nicht sonderlich einfach sein würde. Sogar bei den wenigen Malen, als Colonel John Sheppard hier gewesen war, hatte man im Stargate-Center sehr gut zu verhindern gewußt, daß sie beide aufeinandertrafen. Sie war sich nicht einmal sicher, ob ihre Briefe überhaupt an ihn zugestellt wurden, es sei denn, sie traf zufällig jemanden aus Atlantis.

Vashtu zog eine Grimasse.

Vielleicht würde es einfacher werden, wenn sie sich fügte, wenn sie ein Leben auf der Erde führte und aus ihrer selbsterzeugten Isolation entfloh. Das aber würde sich erst mit der Zeit zeigen.

Sie steckte den Schlüssel in das Schloß ihres Apartments und drehte ihn herum. Dabei nahm sie aus den Augenwinkeln eine Bewegung wahr.

Seit wann stand sie unter Bewachung?

Sie ließ sich nichts anmerken, betrat ihre Wohnung und schloß von innen ab. Dann trat sie sehr langsam von der Tür weg und lauschte aufmerksam.

Schritte, dann wispernde Stimmen.

Vashtu versteifte sich, drehte sich dann betont langsam herum und betrat ihren Wohnraum.

Hier war nichts mehr zu hören, doch sie war sicher, da stand noch immer jemand vor ihrer Tür.

Sie glitt hinter den Küchentresen und fischte ihre Beretta hinter den Tellern hervor. Leise entsicherte sie ihre Waffe und schlich zurück zum Durchgang in den Flur, um sich dort eine Deckung zu suchen.

Ihr Schlüssel drehte sich, sie konnte im wenigen Licht sehen, wie er glitzerte. Dann fiel er zu Boden, doch auch dieses Geräusch klang leise, als habe jemand etwas unter der Tür durchgeschoben, um den Krach abzudämpfen. Vorsichtig lehnte sie sich an die Wand, den Kopf zur Seite geneigt, die Waffe nach unten gerichtet.

Ein deutliches Klicken durchbrach die Stille, als die Wohnungstür sich öffnete.

Nein, das waren sicher keine Leute vom SGC, ganz sicher nicht.

Wieder ein undeutliches Wispern, dann Schritte, die sich ihr näherten.

Wer auch immer sich da Zutritt zu ihrer Wohnung verschafft hatte, wußte ganz offensichtlich, daß sie zu Hause war. Ein einfacher Einbrecher fiel also aus - ganz abgesehen davon, daß sie die Schritte von mehreren wahrnahm.

Wie ein Wirbelwind fuhr sie herum und schoß, ehe sie wieder Deckung suchte. Geschrei und Flüche waren die erste Antwort, gefolgt von den Energieentladungen nicht irdischer Waffen.

Den Bruchteil einer Sekunde erstarrte Vashtu wieder.

Wer auf der Erde benutzte Waffen der Goa'uld? Und mit wievielen Angreifern hatte sie es zu tun?

Mit dem nächsten Feuerstoß aus ihrer Beretta sah sie mindestens ein halbes Dutzend Männer in ihrem Flur oder an der Tür nach draußen. Und jeder von ihnen trug eine dieser Zats, mit denen sie schon unliebsame Bekanntschaft gemacht hatte.

Vashtu fluchte in ihrer Muttersprache, glitt zurück in ihre magere Deckung. Blitzschnell überlegte sie und kam zu dem Schluß, daß es sicherer war, von hier zu verschwinden. Mit normalen Waffen ausgerüstet, oder ihretwegen auch mit Stunnern der Wraith, das wäre etwas anderes gewesen. Sie hätte es auf einen Kampf ankommen lassen. Aber nicht mit diesen Dingern, die einen beim ersten Schuß betäubten.

Kontrolliert hob sie den Arm und drückte ab. Das große Fenster hinter ihrem Sofa zerbarst in tausend Teile.

„Halt! Stehenbleiben!“ hörte sie die Rufe hinter sich, als sie schon, Schwung holend, vorwärts stürzte und sich mit einem Hechtsprung nach draußen katapultierte. Augenblicklich aktivierte sie die fremden Zellen in sich und brachte sich ins Gleichgewicht. Trotzdem war der Aufprall mörderisch und sie hatte das Gefühl, ihre Oberschenkelknochen würden ihr durch die Schultern getrieben. Dennoch nahm sie sich nicht die Zeit, sondern hetzte los, so schnell die Beine sie nur tragen konnten. Hinter sich hörte sie die aufgeregten Rufe ihrer Angreifer, und dann - ihr Mut sank - Motoren aufheulen.

Verzweifelt suchte sie nach irgendetwas, wohin sie abbiegen konnte, und sei es nur ein Garten. Sie mochte mit Hilfe ihrer Wraith- und Iratus-Zellen schneller laufen als die meisten Menschen, aber beileibe nicht schnell genug für ein Auto.

Sie sprang über eine niedrige Blumenrabatte, die Profile ihrer Schnürstiefel rutschten auf dem taufeuchten Rasen dahinter fast weg, doch es gelang ihr, wieder auf die Beine zu kommen. Aber die Verfolger waren verdammt nahe. Energieentladungen zuckten durch die Nacht.

Von der Straße weg, irgendwo in unübersichtliches Gelände, irgendwohin, wo sie einen Unterschlupf finden und sich vestecken konnte.

Sie raste weiter, sprang über niedrige Zäune und Hecken, riß einige Mülltonnen um.

Der Wagen folgte ihr.

Da! Das unbebaute Grundstück.

Vashtu wechselte, wie ein Hase Haken schlagend, die Richtung. Das hüfthohe Gras behinderte sie etwas in ihrem Lauf, als sie auf das Grundstück floh, doch auch ihre Verfolger würden aufgehalten werden, davon war sie überzeugt.

Und da sah sie eine blaugefärbte Flamme auf sich zuschießen. Sie konnte nicht mehr ausweichen.

Der Aufprall riß sie zurück und schleuderte sie in die Luft, ehe sie, wie eine Marionette, deren Fäden durchschnitten worden waren, zu Boden stürzte und liegenblieb.

Ein Mann in schwarzer Kampfmontur stellte sich neben sie, die Zat noch immer auf sie gerichtet. Ein zweiter, der aus dem Wagen gestiegen war, beugte sich über die bewußtlose Antikerin.

„Sie ist verdammt schnell“, sagte der erste.

„Und verdammt präzise. Malcolm und Sid wurden getroffen.“ Der zweite packte die reglose Gestalt an den Armen und zog sie zum Wagen zurück.


***


„Ich bedaure, Hermiod, aber ich kann Ihnen auch nicht sagen, wo Miss Uruhk sich aufhält.“ General Landry runzelte die Stirn.

„Sie wollte mich heute morgen kontaktieren und das Treffen bestätigen“, erklärte der Asgard mit ruhiger Stimme. „Wir wollten die letzte Schachpartie fortführen.“

„Tja“, Landry trommelte ein wenig unruhig mit den Fingern einen Takt auf seinem Schreibtisch, „möglicherweise hat sie es ja nur vergessen. Soweit ich weiß, ist sie privat momentan noch etwas eingespannt.“

„Das ist inkorrekt, General“, widersprach Hermiod. „Wenn sie Zeit hat, sucht sie nach Möbeln für ihre Wohnung, das hat sie mir ebenfalls gesagt. Ansonsten halten ihre sozialen Kontakte sich in sehr engen Grenzen. Und bisher hat sie die Termine mit mir immer eingehalten. Ich bin unruhig.“

Das merkte man der Stimme nicht wirklich an, aber Landry mußte dem Asgard recht geben. Man konnte von Vashtu Uruhk halten was man wollte, sie war präzise wie ein Uhrwerk. Wenn sie sich mit jemandem verabredete, hielt sie diese Verabredung ein, wenn sie eine Arbeit durchführen sollte, tat sie dies. Vielleicht nicht immer mit Begeisterung, aber sie tat es.

„Vashtu Uruhk weiß, daß die Daedalus in wenigen Tagen wieder zurück nach Atlantis fliegt. Darum wollten wir uns ja heute treffen. Sie mag es nicht, wenn die Partie zu lange dauert“, erklärte der Asgard.

Landry runzelte die Stirn. „Ich werde sehen, ob ich sie irgendwo auftreiben kann, Hermiod, aber ich kann nichts versprechen.“

„Der Umgang mit Ihrem Volk, General, könnte ihr Gehirn schädigen, was sehr schade wäre. Gerade darum bin ich unruhig.“

„Verstehe.“ Landry fühlte sich plötzlich von dem Asgard verraten. Immerhin gehörte Vashtu doch wohl eher zur Erde, oder seinetwegen zu Atlantis, als zu diesen Aliens. Daß ihr Gehirn schneller arbeitete als bei einem Menschen wußte er, und er war davon überzeugt, daß diese Tatsache ihr schon einige Male den Hals gerettet hatte hier im Stargate-Center.

„Ich werde mich umhören, Hermiod“, wiederholte er. „Entschuldigen Sie mich. Sie hören von mir, sobald ich etwas über diese Angelegenheit weiß.“ Damit hängte er auf und seufzte.

Nein, es sah der Antikerin wirklich nicht ähnlich, einen Termin nicht einzuhalten, den sie vorher verabredet hatte. Vor allem nicht mit Hermiod, der für sie wohl etwas wie ein persönlicher Freund war. Diese merkwürdige Freundschaft war ihm tatsächlich schon etwas länger bekannt.

Aber wo war sie? Hatte der Asgard am Ende recht und sie degenerierte? Hatte sie schlicht vergessen, überhaupt zum Dienst zu erscheinen? War sie krank?

Landry wollte gerade einen Anruf tätigen, als es an seiner Tür klopfte. Stirnrunzelnd gewährte er Eintritt und sah Dr. Daniel Jackson, der sein Büro betrat, die Tür hinter sich wieder schloß.

„General“, Jackson beugte sich vor, „da geht etwas merkwürdiges vor sich.“

Landry legte den Hörer wieder auf die Gabel. „Was geht vor?“

„Ich traf gerade Dr. Wallace von SG-27. Er schien sehr aufgeregt. Offensichtlich hatte unsere Antikerin sich mit ihrem Team für heute morgen verabredet, ist aber nicht erschienen.“ Daniel schüttelte den Kopf. „Sie ist normalerweise doch nicht zerstreut.“

Landry warf einen langen Blick auf das Telefon. „Und ich hatte gerade einen Anruf, Miss Uruhk betreffend. Offensichtlich hatte sie sich für den heutigen Nachmittag mit Hermiod verabredet, wollte aber den Termin vor dem Treffen noch bestätigen. Zum Dienst ist sie heute überhaupt nicht erschienen.“ Landry zögerte noch einen Moment, dann griff er wieder nach dem Hörer. „Ich rufe Storm an. Er soll ein kleines, unauffälliges Team zu ihrem Apartment schicken und nachsehen.“

Jackson nickte ernst.

Der General blickte wieder auf. „Aber ich hätte nicht gedacht, daß Sie sich Sorgen um Miss Uruhk machen, Dr. Jackson.“

„Wenn jemand von heute auf morgen verschwindet, mache ich mir immer Sorgen, Sir.“


***


Vashtu kam stöhnend zu sich, rollte sich auf den Bauch und ächzte. Ihr ganzer Körper schmerzte, und das schlimmer als bei jedem Stunnerschuß, der sie je getroffen hatte. Ihr Kopf fühlte sich an wie in Watte gewickelt und ihre Muskeln waren vollkommen starr.

Sie ballte die Hände zu Fäusten und stützte die Stirn auf den Boden.

Das tat verdammt weh. Kein Wunder, daß sie bisher immer ...

Sie riß die Augen auf.

Die Angreifer!

Mit einem Ruck riß sie den Kopf hoch und starrte auf eine unverputzte Wand, an deren Ecke sich ein Rohr nach oben schraubte.

Wo war sie? Was war geschehen?

Sie versuchte sich aufzusetzen und bemerkte endlich einen Widerstand an ihrer rechten Hand. Irritiert sah sie hinunter und stellte verblüfft fest, daß sie mit einer Handschelle an dieses Rohr gekettet war.

Was war hier los?

Sie ruckte versuchsweise ein wenig an ihrer Fessel, doch die Schelle gab nicht nach, zumindest nicht mit normaler, menschlicher Kraft.

Langsam drehte sie sich um, ohne sich den Arm verdrehen zu müssen und sah sich in dem Raum um. Ein kahles Zimmer, wie in einem Neubau. Die Wände noch nicht verputzt, der nackte Estricht auf dem Boden, nach oben begrenzt von einer hängenden Decke. Keine Fenster und nur eine Tür. Keine Möbel oder irgendwelche anderen Gegenstände.

Vashtu dachte nach, grub in ihrem Hirn nach Möglichkeiten, doch keine wollte ihr einfallen. Sie wußte nichts von irgendwelchen bösen Jungs, die sich Mitarbeiter des Stargate-Centers griffen und entführ... Doch!

Hatte Hermiod ihr nicht bei ihrem letzten Treffen etwas über eine irdische Organisation erzählt, die den Kommandanten der Daedalus in ihre Gewalt gebracht und in einen Goa'uld verwandelt hatte? Hatte er nicht betont, daß diese Organisation der wichtigste Grund für ihn war, nicht in Erscheinung zu treten auf der Erde?

Wie hatte Hermiod es bezeichnet?

Vashtu zog die Beine an und schlang ihren freien linken Arm um die Knie.

Der Trust!

Genau!

Goa'uld, na toll!

Vashtu verzog das Gesicht zu einer Grimasse, ruckte ein bißchen an der Fessel.

Diese Goa'uld schienen Idioten zu sein, sich ausgerechnet sie greifen zu wollen. Ihr Körper war definitiv voll und würde nichts mehr aufnehmen. Da mußte schon einiges passieren ...

Aber vielleicht ging es gar nicht darum, sie in einen Goa'uld zu verwandeln. Vielleicht ging es um ganz andere Dinge.

Vashtu lief es eiskalt den Rücken hinunter, als sie sich an ihre erste Zeit im SGC erinnerte. Die Menschen hatten viele Artefakte ihres Volkes gefunden, die sie hatte aktivieren dürfen. Die zweiten Bewohner der Erde mochten ihrem Volk sehr ähnlich sein, doch es gab offensichtlich Dinge, die nicht mit den Antikern übereinstimmten. Ein bestimmtes Gen fehlte den meisten Menschen, und deshalb konnten sie die Gegenstände derer, die vor ihnen hier gewesen waren, nicht gebrauchen. Menschen mit dem Gen waren selten, eine Antikerin noch seltener inzwischen.

Gut, sie mußte hier heraus, soviel stand fest. Und der erste Schritt war es, sich dieser lächerlichen Fessel zu entledigen.

Vashtu drehte sich wieder auf die Knie, betrachtete sehr genau, wie die Handschellen angebracht waren. Das Rohr wirkte zwar stabil, war aber dünn. Dünn genug vielleicht, wenn sie ihre veränderten Gene aktivierte.

Mit der Linken packte sie das Rohr kurz über der Stahlschelle und konzentrierte sich. Dann ruckte sie kurz daran. Ein leises Stöhnen drang aus dem Metall, als sie es zwischen ihrer Faust zusammenquetschte, sofort verringerte sie den Druck und lauschte.

Nichts.

Gut, dann weiter, ein bißchen mehr Kraft. Sie schloß ihre Faust eng um das Metall, packte jetzt auch mit der Rechten zu und zog. Ein leises, mißtönendes Stöhnen war die Antwort, dann ging ein plötzlicher Ruck durch das Metall und es brach in der Mitte auseinander.

Befriedigt schob sie die Schelle durch den Bruch und richtete sich auf.

Soviel dazu.

Sinnend sah sie sich in ihrem Kerker um und überlegte sich den nächsten Schritt.


***


„George, altes Haus!“ Jeffrey Storm schlug dem Marine gutgelaunt auf die Schulter. „Was machst du denn hier? Ich dachte, du seist bereits in Rente gegangen.“

Sergeant Dorn zuckte mit den Schultern. „Bin in einem anderen Team, Jeff“, antwortete er auf seine einsilbige Art. Vorsichtig lugte er um die Ecke in den Innenhof der Wohnanlage. „Zufällig hier, wollte meine Team-Leaderin besuchen.“

Storm nickte, kniff dann die Lippen aufeinander. „Dann bist du in ihrem Team? Hat sie sich bei euch gemeldet?“

Dorn sah ihn nur schweigend an.

„Tja, hier ist sie auch nicht. Wir mußten ...“ Er zögerte, musterte seinen alten Kampfgefährten. Dann winkte er ab. „Sieht nicht gut aus für deinen Leader. Das Apartment sieht aus wie ein Schlachtfeld, das Wohnzimmerfenster liegt in Einzelteilen draußen auf dem Rasen und wir haben Einschläge von Zats gefunden. Die anderen Bewohner hatten die Polizei gerufen, von denen mußten wir den Fall erst übernehmen.“

Dorn nickte sinnend. „Üble Sache.“

Storm kreuzte die Arme vor der Brust. „Ist zwar bisher unbestätigt, aber es sieht verdammt nach dem Trust aus, alter Junge. Könnte sein, daß du dich ganz von deinem Leader verabschieden mußt. Wer weiß, was die mit ihr anstellen.“

Dorn hob die Brauen, sagte aber nichts. Allerdings ging ihm eher durch den Kopf, was diese Antikerin mit dem Trust anstellen würde nach ihren letzten Auftritten. So leicht ließ die sich nicht unterkriegen.

Aber trotzdem war er unruhig, wenn er es sich auch nicht anmerken ließ. „Spuren?“ fragte er.

Storm nickte die Straße hinunter. „Die Polizei glaubt, es hat eine Verfolgungsjagd gegeben. Ihre Beretta wurde auf einem unbebauten Grundstück fast zwei Meilen die Straße hinunter gefunden, ebenso Reifenspuren. Ansonsten nur Stiefelabdrücke und umgeworfene Mülltonnen - und jede Menge Einschüsse von Goa'uld-Waffen. Die muß gehetzt sein wie ein Hase, um den Dingern zu entgehen.“

Dorn nickte wieder.

Gut, daß Babbis ihn überredet hatte, seine Kontakte auszunutzen. Wer konnte schon sagen, wie und wann sie sonst von dieser Sache erfahren hätten? Er traute Landry zwar, aber der war auch nur ein Befehlsempfänger.

Dorn sog seine Wangen ein, wandte sich wieder Storm zu. „Muß leider los, hab noch zu tun. Wollte ja nur mal nachsehen.“

Storm nickte, wandte sich wieder dem Durchgang zu und verschwand darin.

Dorn sah ihm nach, dann drehte er sich ebenfalls um und wanderte gemächlich den Weg entlang, den Vashtu in der Nacht genommen hatte. Nach einigen hundert Metern zückte er ein Handy und tastete eine Nummer ein. Dann wartete er, bis sich am anderen Ende jemand meldete, ehe er sagte: „Sieht übel aus. Wir müssen was tun.“


***


Dr. Peter Babbis saß in seiner kleinen Wohnung und hielt sich den Hörer ans Ohr. Nachdenklich nagte er an einem Schokoriegel, stellte keine Zwischenfragen, bis sein Gesprächspartner seinen Bericht beendet hatte. „Danke, Dorn“, sagte er dann endlich. „Kommen Sie doch zu mir, wenn Sie Zeit haben. Wir müssen uns überlegen, wie wir weiter vorgehen. James ist schon bei mir. Ich denke, wir sollten meine Wohnung als Hauptquartier betrachten und von hier aus operieren.“

Wieder lauschte er aufmerksam, biß ein Stück von seinem Riegel ab und lutschte ihn wie ein Bonbon. „Gut, bis gleich.“ Damit drückte er eine Taste und beendete das Gespräch, ehe er sich seinem anderen Gast zuwandte.

Dr. James Wallace saß stocksteif auf dem Sofa und sah ihn erwartungsvoll an.

„Wie es aussieht, hat der Trust Miss Uruhk entführt“, sagte Babbis jetzt.

Wallaces Gesicht wurde bleich. „Der Trust? Aber ... Das sind ...“

„Das sind Goa'uld, ja.“ Mit einem plötzlichen Energieausbruch erhob sich Babbis und begann eine Wanderung durch seine Wohnung. „Und die haben mindestens ebensoviel Interesse an einer lebenden Antikerin wie wir Menschen. Nur dummerweise sitzen sie an Stellen, an die wir wohl kaum heranreichen werden.“

Wallaces Augen irrten ziellos hin und her. „Aber ... Du hast zu Dorn gesagt, wir würden von hieraus arbeiten?“ Seine Stimme klang verzweifelt.

Babbis nickte. „Wir müssen ihr helfen, oder ist dir das nicht klar? Auf den letzten Einsätzen hat sie uns regelmäßig das Leben gerettet, ganz davon abgesehen, daß sie deine Fehler ausgebügelt hat, James. Sie hat viel von dem auf ihre Kappe genommen, was sie gar nicht getan hat. Es wird Zeit, daß wir uns revanchieren!“ Er schlug mit der Faust auf seine flache Hand ein, verzog vor Schmerz das Gesicht.

„Aber wir sind Wissenschaftler, keine Soldaten“, wandte Wallace ein.

„Und was ist sie?“ Babbis drehte sich zu ihm um und musterte ihn. „Hast du eigentlich schon einmal mehr als zwei Worte mit ihr gewechselt oder dir ihre Akte angesehen? Mit ihrem Wissen kann sie es mit den meisten Wissenschaftlern von heute aufnehmen. Und trotzdem kann sie kämpfen.“

Wallace hob ratlos die Schultern. „Sie ist eine Antikerin. Ihr Gehirn arbeitet mit einer höheren Aktivität als unseres.“

Babbis schnaubte und wandte sich ab. „Warum hat sie uns denn auf den Schießstand geschickt und uns erklärt, wie die einzelnen Waffen funktionieren? Damit sie weiter die Drecksarbeit für uns tut?“

Es klopfte.

Kopfschüttelnd ging der Hausherr zur Tür und öffnete. Dorn trat mit nachdenklicher Miene ein und nickte nur grüßend, ehe er es sich neben Wallace auf dem Sofa bequem machte.

„Ich habe mir da beinahe in den Fuß geschossen“, murmelte dieser.

Dorns Augen blitzten amüsiert. Er beugte sich nach hinten, legte einen Arm auf die Lehne des Sofas und beobachtete Babbis, der weiter unruhig hin- und herlief, wieder einen Schokoriegel in der Hand, von dem er ab und an nachdenklich abbiß.

„Schlimme Sache“, sagte der Sergeant schließlich.

Babbis verhielt mitten in der Bewegung und drehte sich zu ihm um. „Wir werden sehen, ob wir nicht herausfinden, wohin man sie verschleppt hat.“


***


Vashtu ließ sich vorsichtig nach unten fallen, kam geschickt auf und federte den Aufprall ab. Etwas ratlos blickte sie noch einmal zur Decke hinauf, richtete sich dann auf und sah sich noch einmal genau um.

Decke und Boden fielen als Fluchtmöglichkeit aus, wenn sie nicht Wert auf gebrochene Knochen legte. Und die wollte sie so lange wie möglich verhindern. Wer konnte denn schon sagen, was sie draußen noch erwarten mochte.

Ihre Aufmerksamkeit richtete sich jetzt den Wänden zu.

Diese schienen recht dünn zu sein, jedenfalls konnte sie dann und wann Schritte hören. Draußen mußte es einen Flur oder etwas ähnliches geben. Aber das sagte ihr immer noch nicht, ob sie sich vielleicht nicht doch an einer Außenwand in irgendeinem höher liegenden Stockwerk befand. Wenn sie wild auf die Wände einschlug, würde man wahrscheinlich sehr schnell auf sie aufmerksam werden und wieder ausschalten. Und das mußte sie auf jeden Fall verhindern.

Soviel also dazu, einfach durch die Wände zu gehen, obwohl sie nicht unbedingt daran zweifelte, daß es ihr gelingen würde.

Blieb noch die Tür.

Vashtu betrachtete diese stirnrunzelnd. Sie wußte inzwischen, daß da draußen wenigstens ein Mann stand und Wache hielt. Das war möglicherweise eine Chance, vor allem auch, um eine Waffe zu erbeuten, vielleicht sogar eine dieser Zats. Sie mußte ihren Wächter nur auf sich aufmerksam machen und davon überzeugen, daß er sich ihr gefahrlos nähern konnte.

Leise trat sie an die Tür, legte ihr Ohr an das Holzimitat und lauschte.

Dann zog sie sich zurück zu der Ecke, in der sie aufgewacht war, hockte sich nachdenklich hin und überdachte noch einmal ihren Plan. Schließlich legte sie sich in einer ähnlichen Position, in der sie auch zu sich gekommen war, hin, verdeckte mit ihrem Arm das geborstene Rohr und begann lauthals zu schreien und zu stöhnen, als hätte sie starke Schmerzen. Sie jammerte und flehte, trat mit einem Bein immer wieder gegen die Wand.

„Es tut so weh! Ich verbrenne, ich verbrenne! Helft mir doch, bitte, helft mir!“

Irgendwann hörte sie über ihr Gejammere hinweg, wie sich ihr Schritte näherten, versteifte sich sichtlich und lag dann schlaff, die Augen bis auf einen schmalen Schlitz geschlossen.

„Hey? Was ist mit dir?“ Der Wächter zögerte, tippte ihren Körper dann vorsichtig mit dem Fuß an. Vashtu gab nach, rollte sich auf den Rücken und tat noch immer, als habe sie das Bewußtsein verloren.

„Hey, was hast du? Hey!“ Der Mann beugte sich zu ihr hinunter.

Blitzschnell reagierte sie, schwang ihre Beine um seinen Hals und hebelte ihn ganz zu Boden. Mit einem dumpfen Laut verlor er das Gleichgewicht und schlug hin.

Sie richtete sich auf, als er gerade röchelnd seine Waffe ziehen wollte, griff zu und begann, mit ihm zu ringen. Er wehrte sich heldenhaft gegen ihren Zugriff, doch irgendwann hörte sie, wie die Knochen in seiner Hand durch ihren festen Griff brachen. Er verdrehte die Augen und wimmerte, so gut er konnte.

Mit der Rechten schlug sie zu, um ihn endlich loslassen zu können. So verkeilt, wie sie beide jetzt am Boden lagen, konnte jeder, der jetzt den Raum betrat, sie viel zu schnell wieder betäuben.

Der Wächter grunzte, versuchte sich wieder loszuwinden. Vashtu verstärkte den Druck ihrer Schenkel auf seinen Hals, packte sein Haar und riß seinen Kopf herum. Mit einem häßlichen Knacken brach sein Genick. Er zuckte noch ein paar Mal, dann lag er still.

Sie holte tief Atem, machte sich von ihm los und richtete sich wieder auf.

Normalerweise tötete sie nicht gern, aber dies schien ihre einzige Chance gewesen zu sein, relativ lautlos und schnell hier herauszukommen.

Vashtu beugte sich über den Leichnam und tastete ihn vorsichtig ab, auf der Suche nach etwas brauchbarerem als der Automatik, die sie ihm entwunden hatte. Und tatsächlich fand sie einen kleinen Schlüssel, der in das Schloß der Handschelle paßte. Aber ansonsten war das Ergebnis mager.

Zumindest hatte sie jetzt eine Waffe.

Vorsichtig schlich sie zu der geöffneten Tür und warf kurze Blicke nach draußen. Der Gang war zu beiden Seiten leer, aber schwer einsehbar durch zahlreiche abzweigende Flure.

Sie biß sich auf die Lippen, schlich nach draußen und schloß bedächtig leise die Tür hinter sich.


***


„Ist Storm sich sicher, daß es der Trust ist?“ General Jack O'Neills Stimme klang besorgt durch das Telefon.

„So sicher wir sein können. Das Apartment von Miss Uruhk ist verwüstet, ihre Waffe wurde fast zwei Meilen entfernt gefunden und es gibt viele Brandspuren von Goa'uld-Waffen. Von ihr dagegen fehlt jede Spur“, antwortete Landry. „Storm sucht Verbindungen und mögliche Informanten, die sie verraten haben könnten.“

„Das ist übel.“ O'Neill seufzte.

„Ich habe von Anfang an gesagt, es ist eine schlechte Idee, sie aus Cheyenne-Mountain herauszulassen“, warf Landry ein. „Wir kennen alle die Gefahr durch den Trust.“

„Ich glaube nicht, daß sie jedem auf die Nase bindet, wer und was sie ist“, entgegnete O'Neill. „Und darum hatte ich auch keine Einwände. Aber warum haben Sie sie nicht unauffällig beschatten lassen?“

„Diese Antikerin zu beschatten ist, als jage man einen Geist. Sie hat sämtliche Verfolger abgehängt bisher.“

„Nur dieses Mal nicht ...“ O'Neill klang nachdenklich. „Hat sie überhaupt jemand über den Trust aufgeklärt? Wußte sie von der Gefahr, in der sie schwebt?“

Landry zögerte. „Ich ... ich weiß es nicht genau. Zumindest ich habe es sie nicht gesagt“, gestand er dann.

O'Neill seufzte. „Okay, ich komme, so schnell ich kann“, entschied er dann. „Tut alles, was ihr könnt. Wir können nicht riskieren, sie zu verlieren.“

Landry legte wenig begeistert auf. Aber er mußte O'Neill recht geben. Sie mußten die Antikerin wieder zurückholen, so schnell wie möglich. Der Trust war nicht dafür bekannt, mit seinen Gefangenen sehr human umzugehen.


TBC ...

26.11.2009

Sturmfront II

Vashtu rappelte sich auf und bemerkte, wie sehr das DHD sie doch vor den Winden geschützt hatte, als eine Bö sie fast wieder umwarf. Sie machte Babbis ein Zeichen, kam wieder auf die Beine und rannte geduckt, an seiner Seite, zurück hinter das Stargate, wo sie zumindest noch ein wenig Schutz vor dem Sturmwind fanden.
„Das DHD ist vollkommen in Ordnung", rief sie ihm über das Tosen zu. „Daran liegt es nicht."
„Habe ich doch gesagt."
Vashtu verzog das Gesicht, blickte wieder zum Himmel hinauf. Tiefschwarze Wolken rasten über den Horizont auf sie zu, fast ständig erleuchtet durch die Blitze, die sich in ihnen sammelten.
„Welche Möglichkeiten haben wir noch?"
Babbis zuckte mit den Schultern. „Keine. Die Sturmfront ist zu breit, wir beide würden es nie schaffen, ihre Randzonen zu erreichen. Sie allein, wenn Sie Ihre Fremdzellen aktivieren, schon."
Sie blitzte ihn unwillig an. „Wir gehen zusammen oder gar nicht, verstanden?"
Babbis schüttelte den Kopf. „Dann werden wir beide getötet werden, Miss Uruhk. Tut mir leid, aber so ist es."
Sie lehnte sich gegen den Sockel des Tores und schlug den Kragen ihrer Hemdjacke hoch. „Was erwartet uns?"
„Oh, wenn der Wind uns nicht erledigt, können wir im extremen Starkregen ertrinken, vom Blitz getroffen, von riesigen Hagelkörnern erschlagen oder von Tornados zerfetzt werden. Sie können es sich gern aussuchen."
„Dann ziehe ich das Überleben vor, danke."
Der nächste Regenschauer prasselte auf sie nieder.
Mißmutig starrte sie vor sich hin.
„Das werden wir aber nicht, solange wir in uns in der Zerstörungszone aufhalten. Tut mir leid, Ihnen das mitteilen zu müssen, aber wir befinden uns hier in extremer Gefahr!"
Sie warf ihm einen Blick zu, kreuzte die Arme vor der Brust und kauerte sich noch mehr zusammen. „Wir können nicht vom Gate weg, solange nicht sicher ist, ob uns das SGC nicht hier herausholen kann."
Babbis tippte wieder auf seinem Palmtop herum, hielt es ihr hin. „Dann sollte das Center sich besser beeilen. Uns bleiben noch knapp 50 Minuten, ehe der Sturm uns erreicht."
Sie sah eine Uhr, die rückwärts in einem Countdown ablief, auf dem winzigen Bildschirm ticken. Verständnislos sah sie auf. „Soll das heißen ... ?"
Babbis nickte. „Das sind bis jetzt nur die Ausläufer."

***

„Das ergibt keinen Sinn!" Der Lieutenant warf den Ausdruck frustriert zur Seite. Wallace griff ihn sich und ging die Analyse noch einmal sehr sorgfältig durch.
„Sehen Sie irgendeine Form von Wurmloch?"
Wallace las sehr aufmerksam, sah dann schließlich wieder hoch und betrachtete das Tor. „Beide Gates sind aktiviert und können deshalb nicht angewählt werden. Hier steht nichts von einem Wurmloch", entgegnete er.
Der andere sah ihn entgeistert an. „Aber die Gates sind nur aktiviert, wenn ein Wurmloch zwischen ihnen existiert."
Wallace blinzelte, befeuchtete mit der Zunge seine Lippen und ging die Daten noch einmal durch. „Vielleicht nicht immer. Offensichtlich besteht noch eine gewisse Art von Verbindung zwischen uns und P4X-392, und genau darum sind beide Gates noch aktiviert. Das Wurmloch ist zusammengebrochen, das ist richtig, aber da scheint es noch irgendetwas zu geb..." Sein Kopf ruckte hoch. Konzentriert starrte er das Sternentor an. „Der Blitz!"
„Was?"
Wallace kam mit einem Ruck wieder auf die Beine. „Sie haben die enorme Energieleistung dieses Blitzes in den Daten nicht miteinbezogen. Sir, tut mir leid, aber auf einer Farm rechnet man jedes Jahr auch mit einem gewissen Ausfall. Diese extremen Werte, das war kein normaler Blitz."
„Das kann ich Ihnen bestätigen. Was da aus dem Tor kam, hat das gesamte Wurmloch ausgefüllt." Der Lieutenant nickte. „Aber der Blitz kann kein Wurmloch aufbauen, Dr. Wallace. Das ist unmöglich!"
Der junge Wissenschaftler blätterte noch einmal im Statusbericht, griff sich schließlich den Taschenrechner, der neben dem Lieutenant lag und begann zu rechnen.
„Das ist vollkommen unmöglich, Dr. Wallace. Tut mir leid."
„Ist es nicht!"

***

„Wir müssen hier verschwinden!"
Vashtu schüttelte stur den Kopf und dachte nach.
Es gab eine Lösung, es gab immer eine Lösung! Sie übersahen irgendetwas. Da war etwas, und es lag direkt vor ihren Augen. Nur sahen sie es nicht. Sie konnte es fühlen.
„Hören Sie, wenn wir nicht zumindest versuchen, Deckung zu finden, werden wir in dreißig Minuten in unsere Einzelteile zerlegt."
Ein erster Hagelschauer ging auf sie nieder. Babbis hielt sich schützend einen seiner Laptops über den Schädel und beugte sich über sie. Sie sah, mit welcher Wucht der Sturm an ihm zerrte und packte unvermittelt seinen Arm.
„Wir gehen hier nicht weg, bis wir sicher sind, daß Cheyenne-Mountain uns nicht zurückholt. Wenn die jetzt ein Wurmloch öffnen, müssen wir so schnell es geht durch, sonst wird das Center komplett auf den Kopf gestellt", brüllte sie ihn an.
„Sie werden uns nicht rauswählen können. Wahrscheinlich hat der Stripe mehr Schaden angerichtet, als wir denken. Warum würden sie sich sonst soviel Zeit lassen?"
Vashtu preßte die Lippen aufeinander und biß darauf. Mit der freien Hand wischte sie sich über das nasse Gesicht.
„Wir müssen hier weg!"
Verstehen blitzte in ihren Augen auf. Sie öffnete den Mund etwas, sah Babbis einen Moment lang an, dann hob sie den Blick und blinzelte in den Himmel. Doch sie achtete weder auf die Hagelkörner, noch auf die Wolken oder das Wetterleuchten. Ihr Blick richtete sich auf das Tor, das sich über ihr erhob.
Mit einem Ruck zog sie Babbis zu sich. „Sie sagen, wir befinden uns mitten in der Zerstörungsschneise?"
Der Wissenschaftler nickte.
„Und Sie sagen, das hier sind immer noch die Ausläufer?"
Wieder ein Nicken.
Die Antikerin nickte nach oben. „Warum steht das Stargate dann immer noch?"
„Was?" Babbis sah sie entgeistert an.
Sie beugte sich dicht über sein Ohr, zog einmal kurz die Nase hoch und brüllte: „Ich frage mich, warum das Stargate die Zerstörungsschneise seit Jahrtausenden übersteht."
Verstehen blitzte in Babbis' Augen auf. „Sie meinen ..."
Vashtu nickte. „Wir haben etwas übersehen. Und wir können nur hoffen, daß der Stripe es nicht beschädigt hat. Hier muß es einen Schutzschild geben!"

***

Wallace ging seine Berechnungen zum xtem Mal durch und notierte sich immer wieder seine Ergebnisse.
„Das kann nicht sein!" Der Lieutenant schüttelte den Kopf. „Irgendwo liegt ein Fehler, Dr. Wallace, und ..."
Die Tür öffnete sich und Landry trat ein. „Etwas neues?"
„Ich habe alles jetzt viermal nachgerechnet, Ihnen sogar ..." Wallace blickte auf und schloß den Mund. Seine Kiefer knallten mit einem dumpfen Laut aufeinander, als er den General sah.
Landry musterte ihn und runzelte die Stirn.
So kannte er Wallace gar nicht. Bisher hatte er den jungen Wissenschaftler immer als sehr schüchtern und zurückhaltend empfunden. Aber gerade ... Da war wilde Entschlossenheit in seinem Blick gewesen, und ein Mut, den man ihm sonst nicht zugetraut hätte.
„Sir, nichts neues. Tut mir leid", meldete der Lieutenant und schüttelte den Kopf. „Ich lasse noch einmal alle Statusberichte ..."
„Die wieder das gleiche sagen werden, verdammt!" Wallace richtete seine ganze Konzentration wieder auf einen Ausdruck, tippte mit einem Finger immer wieder darauf. Die Anwesenheit des SGC-Leiters schien er plötzlich wieder vergessen zu haben. „Ich habe Ihnen doch gesagt, was geschehen ist! Warum wollen Sie mir nicht glauben?"
Der Lieutenant warf Landry einen entschuldigenden Blick zu. „Tut mir leid, Sir."
Landry hob eine Hand und fixierte Wallace. „Was ist Ihrer Meinung nach geschehen, Dr. Wallace? Haben Sie vielleicht eine Lösung?"
Der junge Mann blickte auf, und Landry ging auf, wie jung er wirkte. Zwar war er gut sieben Jahre älter als Babbis, aber um sein Selbstbewußtsein schien es alles andere als gut bestellt. Und diese Unsicherheit verlieh ihm immer wieder das Aussehen eines Schuljungen.
„Ich ... ich ..." Nervös zuckte seine Hand zum Schreibtisch und stieß eine Kaffeetasse um. Klirrend fiel diese zu Boden und zerschellte. Wallace wurde puterrot. „Tut mir leid, Sir", murmelte er verlegen.
„Wie lautet Ihre Lösung, Dr. Wallace?" fragte Landry im ruhigen Ton.
„Der Blitz, Sir." Wallaces Stimme war kaum zu hören bei diesen Worten. „Die Energie des Megablitzes hat das Wurmloch zusammenbrechen lassen. Gleichzeitig aber hat er eine Verbindung zum Planeten hergestellt. Miss Uruhk und Dr. Babbis können zwar nicht hindurch, aber ..." Er stockte und verstummte dann.
„Aber?" Landry trat interessiert näher, während der Lieutenant wieder entschieden den Kopf schüttelte.
„Nun ..." Wallace nagte an seiner Unterlippe und trommelte mit den Fingern auf seinem Oberschenkel herum. „Wenn ich recht habe, dann ... dann müßten wir in Funkkontakt mit ihnen treten können."
„Vollkommener Unsinn!" Der Lieutenant schüttelte den Kopf.
„Haben wir das denn schon versucht?" wandte Landry ein.
Beide Männer blickten verständnislos auf. „Wie?"
„Haben wir versucht, ob wir in Kontakt mit ihnen treten können?"
Der Wissenschaftler und der Militär starrten sich verständnislos an, dann schüttelten sie die Köpfe.
„Dann versuchen wir es jetzt", entschied Landry.

***

Vashtu kauerte sich immer mehr zusammen. Der tosende Wind und der wieder einsetzende Regen wollten auch noch den letzten Rest Wärme aus ihrem Körper ziehen. Ihre Hand hatte sich in Babbis Arm verkrampft, doch der Wissenschaftler schien dies gar nicht zu bemerken. Er lag direkt neben ihr, seine Lippen waren blau und seine Augen halb geschlossen. Allmählich kamen ihr nun doch Zweifel, ob sie es lebend von diesem verdammten Planeten schaffen würden.
„Miss Uruhk? Können Sie mich hören?"
Sie blinzelte verständnislos und hob mit großer Anstrengung den Kopf. Nein, es war kein Wurmloch eingegangen. Sie begann, Stimmen zu hören.
„Miss Uruhk, SG-27-Teamleader", sagte die Stimme von General Landry wieder, begleitet von statischem Rauschen. „Können Sie mich hören? Melden Sie sich!"
Babbis drehte langsam den Kopf und sah sie an. Offenbar hatte er die gleiche Halluzination wie sie.
Die gleiche Halluzination?
„Sir?" Mit steifen Fingern hatte sie die Com-Taste ihres Funkgerätes gedrückt.
„Miss Uruhk, es tut gut, Ihre Stimme zu hören", sagte Landry deutlich erleichtert.
Verwirrt blickte sie sich wieder um. „Danke, Sir. Das gleiche behaupte ich auch. Aber ... wie ist das möglich?"
„Nun, wie es aussieht hat es einen Fehler mit dem Wurmloch gegeben. Sie werden sicher ebenfalls den Blitz gesehen haben, der mitten in den Ereignishorizont einschlug."
Sie nickte eifrig. „Ein Stripe, Sir. Ein Superblitz."
„Tja, wie es aussieht, hat dieser Stripe das Wurmloch zusammenbrechen lassen, aber die Verbindung wurde nicht gekappt. Wie geht es Ihnen?" fragte der General.
Vashtu blinzelte die Regentropfen aus den Augen und wischte sich mit der freien Hand das kurze Haar zurück. „Durchgefroren und naß bis auf die Haut, Sir. Dr. Babbis neben mir rechnet fest mit seinem Tod."
„Sie kennen doch die Devise, Miss Uruhk. Wir lassen niemanden zurück."
Sie nickte, ihre Gesicht verzog sich zu einem Lächeln.
„Wie ist die Lage bei Ihnen?"
Sie blinzelte in den Himmel hinauf. „Stürmisch, Sir. Eine Wettervorhersage möchte ich allerdings nicht treffen. Könnte nicht gut für uns aussehen."
„Dann halten Sie noch ein kleines bißchen aus. Wir arbeiten an einer Lösung. SGC Ende." Ein deutliches Knacken in der Leitung.
Vashtu und Babbis sahen sich groß an.

***

General Landry runzelte die Stirn. „Sie wollen was?"
Wallace und der Lieutenant sahen sich kurz an und nickten in plötzlicher stiller Eintracht. „Wir müssen das Gate entladen, um die Verbindung zu lösen", erklärte Wallace. „Durch die extremen Werte, als der Blitz durch das Wurmloch hier einschlug, brach dieses zwar zusammen, aber die Energiesignatur blieb bestehen. Darum können wir weder rauswählen noch angewählt werden. Es besteht immer noch eine Verbindung mit P4X-392, nur können wir diese nicht nutzen, um Miss Uruhk und Dr. Babbis zurückzuholen. Eines der Tore muß manuell entladen werden. Dann reißt die Verbindung automatisch ab und wir können neu wählen."
Landrys Blick glitt zu dem Lieutenant. „Und Sie bestätigen das?"
Der Militär nickte. „Wir haben alles mindestens dreimal überprüft, Sir. Die Daten stimmen. Wenn es uns gelingt, die Verbindung manuell zu trennen, können wir den Rest von SG-27 zurückholen."
Landry überlegte. „Was ist nötig, um das Gate zu entladen?"
„Wir brauchen ..." Der Lieutenant stockte, blickte etwas hilflos zu dem Wissenschaftler. Der zuckte mit den Schultern.
„Wir brauchen einen Blitzableiter, Sir."

***

„Nun, Miss Uruhk. Ich hätte da eine Bitte an Sie beide. Kann Babbis mithören?"
Der nickte nur. Seine Zähne klapperten.
„Ja, Sir, das kann er. Was sollen wir tun?"
Der Wind heulte durch das Stargate, irgendwo grollte der Donner.
„Der Stripe blockiert beide Tore, Miss Uruhk. Wir müssen diese Verbindung kappen, damit wir Sie beide wieder zurückholen können. Wir brauchen etwas, womit wir diese Entladung herbeiführen können."
„Einen Blitzableiter, Sir?" Vashtu hob die Brauen. Inzwischen mußte sie brüllen, um sich über den Lärm des Sturmes verständlich zu machen.
„Ja, Sie haben schon verstanden. Fällt Ihnen irgendetwas ein?" Die Störungen in der Übertragung wurden wieder stärker.
Vashtus Blick blieb an dem Laptop hängen, mit dem Babbis sich vorhin vor dem Hagel geschützt hatte. Er besaß ein Metallgehäuse. Vielleicht würde er auch leiten.
„Möglicherweise, Sir. Machen Sie sich bereit."
„Gut, wir warten."
„Was haben Sie vor?" ließ Babbis sich endlich vernehmen.
„Ich baue einen Blitzableiter, sobald ich Sie irgendwie gesichert habe." Vashtu kramte in den Taschen ihrer Hemdjacke und beförderte ein kurzes Stück Seil daraus hervor. „Binden Sie sich am DHD fest. Der Sturm ist inzwischen zu stark."
Babbis schüttelte den Kopf. „Ich helfe!"
Sie zögerte. Sie bezweifelte, daß Babbis wirklich helfen konnte. Der Wind toste inzwischen so stark um sie her, daß selbst sie Schwierigkeiten haben würde. Doch dann las sie die Entschlossenheit in seinem Gesicht.
„Also gut", brüllte sie über den Sturm hinweg. „Wir brauchen jedes bißchen Metall und Kabel, das wir finden können."
Babbis nickte, rappelte sich auf und wurde fast sofort wieder von den Beinen gefegt.

***

„Machen Sie sich bereit." Landry starrte das Gate an.
Hoffentlich würde es den beiden da draußen gelingen, was er von ihnen verlangt hatte. Aber die Zeit reichte einfach nicht, um den Blitzableiter des Komplexes bis hier herunter zu schalten. Ihnen war keine andere Wahl geblieben, so unwohl er sich dabei auch fühlte.

***

„Das Gehäuse leitet nicht!" kreischte Babbis.
Vashtu blinzelte das Wasser aus den Augen und betrachtete, was sie zusammengesammelt hatten. Gut drei Meter Kabelstränge, eine Rolle Isolierband und drei Laptops hatten sie in den Windschatten des DHDs retten können, ehe auch noch die letzten beiden Koffer mit Babbis' Ausrüstung ein Raub des Sturmes hatten werden können.
„Das Kabel reicht nicht", brüllte sie zurück. „Ich brauche noch mindestens zwei Meter, sonst findet die Entladung zu nahe am Tor statt und könnte das DHD zerstören."
Babbis' Augen zuckten ziellos umher und er schnippte mit den Fingern.
Vashtu schüttelte den Kopf und griff sich einen der Laptops.
„Was haben Sie vor?"
„In den Dingern gibt es doch Kabelverbindungen, oder?" Sie zückte ihr Messer und begann, am Gehäuse herumzuhebeln.
„Haben Sie eine Ahnung, wie teuer diese Rechner sind?"
„Fällt Ihnen was besseres ein?"
Babbis starrte sie einen Moment lang an, dann schüttelte er den Kopf, griff sich ebenfalls einen Laptop und tastete an seiner Überlebensweste herum.
„Wie lange noch?" brüllte Vashtu über den Sturm hinweg.
Kurz blickte Babbis auf seine Armbanduhr und blinzelte sich das Regenwasser aus den Augen. „Eine viertel Stunde."
Das würde knapp werden.

***

„Sir, wir sind soweit." Die Stimme war kaum zu verstehen. Die Antikerin brüllte in ihr Funkgerät, doch gleichzeitig toste der Sturmwind in das kleine Mikro und statische Störungen knisterten.
Landry seufzte erleichtert. „Gut. Wir machen uns bereit für Ihre erneute Einwahl."
„Sir, mit Verlaub", mischte sich eine zweite Stimme ein, die von Babbis, „es ist Wahnsinn! Wer auch immer das Gate berührt, wird zu Toast werden. Sie sollten besser versuchen, den internen Blitzableiter zu verwenden."
„Das hätten wir auch, wenn wir genug Zeit gehabt hätten", entgegnete Landry. „Sie müssen vorsichtig sein und das beste hoffen."
„Ich werde das tun, Sir", brüllte nun wieder Vashtus verzerrte Stimme über den Lautsprecher. „Ich habe die höheren Überlebenschancen."
Landry nickte nur und blickte zu dem Notfallteam, das sich bereits im Gateroom eingefunden hatte.

***

Mühsam kämpfte Vashtu sich auf das Tor zu, rollte das Kabel hinter sich her.
„Sie sind wahnsinnig! Wenn das Gate tatsächlich noch geladen ist ..."
Sie schüttelte nur unwillig den Kopf. „Gehen Sie zum DHD und verstecken sich dort. Das wird wahrscheinlich einer der sichersten Orte sein, Babbis."
Der Wissenschaftler sah sie groß an. „Sie werden die volle Ladung abbekommen, wenn Sie das Tor berühren. Sie können sterben!"
Vashtu schluckte Regenwasser, prustete dann und schnaubte sich die Nasenlöcher frei. „Ich kann das überstehen, glauben Sie mir. Aber Sie sind ungeschützt, Babbis!"
Er sah sie zweifelnd an, dann nickte er.
„Wie lange noch?" brüllte sie ihn an.
„Nicht einmal fünf Minuten."
Sie kniff die Lippen fest aufeinander. „Gehen Sie zum DHD!"
Mühsam stapfte sie vorwärts, das Kabel weiter hinter sich herziehend.
Babbis hatte recht, und sie wußte es. Sie konnte durchaus sterben, wenn sie die volle Ladung erwischte. Sie mußte vorsichtig sein und hatte keine Zeit. Irgendwie mochte sie dieses Timing nicht sonderlich.
Vorsichtig näherte sie sich dem Tor, während wieder ein neuer Hagelschauer über ihr niederging und der Wind mit einer Macht an ihrem Körper riß, die sie niemals für möglich gehalten hatte. Der Himmel über ihr war inzwischen tintenschwarz, nur vom Wetterleuchten unsicher beleuchtet. Donner und Wind grollten um sie her und ließen ihre Ohren schmerzen.
Auf den Knien robbte sie bis vor das Gate, sah hoch.
Wenn es einen Schutzschild gab, hatte der sich bis jetzt nicht aktiviert. Und das bedeutete, entweder hatte sie sich geirrt, oder er war durch den Stripe beschädigt worden.
Ein bescheidener Tag in ihrem Leben!
Sie holte tief Atem, zog das Kabel an sich heran und zögerte noch einen Moment.
Wenn sie in Berührung mit der Spannung kam, würde sie die volle Wucht zu spüren bekommen. Entweder sie verbrannte auf der Stelle oder ihr Herz blieb stehen. Aber sie mußte es riskieren.
Noch einmal wischte sie sich mit der freien Hand über das Gesicht, dann hob sie die mit dem Kabel und drückte dieses fest gegen das Metall des Tores.
Ein Blitz schoß daraus hervor, traf ihre Hand und ließ sie vor Schmerz brüllen. Sie konnte fühlen, wie die Spannung sich in ihren Körper fraß und einen Weg nach draußen suchte.
Dann wurde ihr schwarz vor Augen.

***

„Miss Uruhk, können Sie mich hören?" Landry runzelte die Stirn und horchte. Nichts als Rauschen war seine Antwort. „Miss Uruhk?" fragte er noch einmal, dann drehte er sich zu dem Techniker um und sah ihn an.
„Gate frei. Einwahl von außen läuft", meldete der.
In schneller Folge rasteten die Chevrons ein, das Wurmloch öffnete sich.
„Kennung SG-27", meldete der Techniker.
Landry stand am Fenster der Kontrollzentrale und starrte hinaus in den Gateroom.
Den beiden war es tatsächlich gelungen, die Verbindung zu kappen. Die Frage war nur, konnten sie es noch schaffen, durch das Sternentor zu reisen, ehe der Sturm sie endgültig mitriß. Beide hatten sie die ganze Zeit in ihre Funkgeräte gebrüllt, ein deutliches Zeichen dafür, daß sie ihre eigenen Stimmen nicht mehr verstehen konnten.
Eine Gestalt tauchte aus dem Ereignishorizont auf. Eine gebeugte Gestalt, schlacksig und unbeholfen wirkend. Sie ging rückwärts und tief gebeugt, zerrte einen Körper hinter sich her. Regen prasselte aus dem Tor heraus, Sturmwind heulte durch den Gateroom.
„Wurmloch schließen!" brüllte Dr. Babbis, nachdem er die Antikerin endlich ganz aus dem Ereignishorizont herausgezogen hatte. Beinahe sofort brach die Verbindung ab. Der Alarmton änderte sich.
Babbis richtete sich schnaufend auf und blickte sich um. „Ihr Herz ist stehen geblieben."

***

Ein Niesen war das erste, was Landry hörte, als er die Krankenstation betrat. Schmunzelnd trat er an dem Sichtschutz vorbei und fand die drei männlichen Mitgliedern von SG-27 einträchtig um ein Bett versammelt.
„Naja, und dann habe ich mir die Diagnoseberichte angesehen", berichtete Wallace gerade der Gestalt im OP-Kittel, die auf der Pritsche lag.
„Ihnen geht es offensichtlich schon wieder recht gut, Miss Uruhk", meldete Landry sich zu Wort.
Die Antikerin blickte auf, verzog das Gesicht und zog die Nase hoch. „Das nächste Mal lasse ich Sie einen Blitzableiter in einem Sturm bauen, Sir", sagte sie heiser.
Landry trat an das Bett heran. „Aber Sie haben es geschafft, Miss Uruhk."
Sie nickte.
Wieder ein Niesen, dann ein deutlich hörbares Schnaufen. „Ich habe mir sicher eine Lungenentzündung geholt." Babbis' Stimme klang wehleidig.
Vashtu drückte ihren Kopf zurück in das Kissen. „Wann darf ich aufstehen, Sir?"
„Haben Sie eine dringende Verabredung?" Landry schmunzelte.
„Mir ist langweilig." Die Stimme der Antikerin klang düster.
Landry schmunzelte. „Nun, wenn es so ist. Ich kann Ihnen gern einen Rechner herbringen lassen. Dann können Sie Dr. Babbis bei seiner Doktorarbeit helfen."
Vashtu sah ihn mißtrauisch an. „Wie bitte?"
Hinter Landry erklang ein dumpfes Schnaufen. Der General nickte.
„Der Grund, warum Sie diesen Planeten besuchten, war die Doktorarbeit von Dr. Babbis. Sie wissen doch, daß er diesen Titel eigentlich noch nicht trägt."
Vashtu schürzte die Lippen und kreuzte die Arme vor der Brust. In ihren Augen stand etwas, was Landry im Moment nicht wirklich lesen wollte. Doch ihm war klar, daß Babbis in nächster Zeit ... Nun, einige weitere Erziehungsmaßnahmen würden ihm sicher nicht schaden.
„Wird schon, Mam", meldete Dorn sich zu Wort.
Dr. Marnie Evans, die Ärztin, die Vashtu betreute, kam heran. „So geht es aber nicht. Die Patientin ist noch zu schwach, um ... General, Sir, ich muß Sie leider bitten ..."
„Ich habe Hunger", ließ Vashtu sich plötzlich vernehmen. „Ich hätte gern ein dickes Steak mit Pommes frites und eine Riesen-Limo dazu."
„Ich ..." Marnie Evans blinzelte verständnislos. „Wir werden sehen, was wir tun können."
Landry klopfte der Antikerin auf den Arm. „Ich werde Ihnen Ihr Steak besorgen, Miss Uruhk, keine Sorge. Ruhen Sie sich jetzt etwas aus."
Sie verzog das Gesicht, winkte dann aber ihren beiden anderen Teammitgliedern, die sich dezent zurückziehen wollten.
Dann wandte sie sich wieder dem Leiter des SGC zu: „Wallace sagte mir, Sie hätten zugestimmt, daß er helfen durfte."
Landry zögerte, nickte dann aber. „Ich habe mich da an etwas erinnert und dachte, ich sollte vielleicht auf Sie hören."
Die Antikerin lächelte. „Danke, Sir."
„Ich habe zu danken, Miss Uruhk. Sie haben gute Arbeit geleistet, wirklich sehr gute Arbeit."
Babbis kam, im Schlepptau von Marnie Evans, wieder zurück und redete auf die Ärztin ein.
„Ach, Sir." Vashtu richtete sich auf und räusperte sich. Ihre Stimme klang immer noch rauh.
Landry hob fragend die Brauen und sah zu Babbis hinüber, der urplötzlich verstummt war.
Die Antikerin fixierte den Wissenschaftler sehr genau, während sie ihre nächsten Worte sprach: „Das nächste Mal, wenn Dr. Babbis eine Doktorarbeit schreiben möchte, warnen Sie mich bitte vor, Sir. Dann nehme ich mir Urlaub."
Babbis' Gesicht wurde puterrot.

ENDE

22.11.2009

1.04 Sturmfront I

TV-Serie: Stargate general
Reihe: SG-V (SG-27)
Genre: humor, scifi, action
Rating: PG


Vashtu Uruhk schattete mit einer Hand ihre Augen ab gegen den Wind, der an ihr zerrte und Tränen in die Augen trieb. Sie stand irgendwo auf einer flachen Ebene, mitten im nirgendwo. Und am Himmel, scheinbar zum Greifen nahe, wölbten sich die größten Wolkenmassive, die sie je gesehen hatte.
„Ich bin da", schrie sie in ihr Funkgerät und nahm sich den Rucksack ab.
„Ist Ihnen etwas dazwischen gekommen?" hörte sie die knisternde Antwort von Dr. Peter Babbis. „Wir anderen sind schon längst fertig."
Sie blinzelte die ersten Regentropfen aus den Augen und wandte sich ab vom Wind. „Tja, dann hätten Sie mich ja nicht drei Meilen in die Ebene schicken müssen. Das dauert seine Zeit, vor allem, wenn man gegen dieses Lüftchen ankämpfen muß."
„Naja, gut. Ich habe mich da wohl etwas zu sehr auf Ihr Super-Genom verlassen", antwortete Babbis.
Vashtu kauerte sich zusammen, als eine heftige Bö an ihr zerrte und von ihrem Platz vertreiben wollte. „Was jetzt?" schrie sie in den Äther.
„Oh ja. Natürlich!" Babbis schien aufzugehen, daß er ihr immer noch keine Anweisungen gegeben hatte. „Nehmen Sie bitte den Geschwindigkeitsmesser und halten ihn in den Wind."
Vashtu runzelte die Stirn, zog das Gerät jedoch aus dem Achselholster hervor. Der Regen nahm zu. Erste Blitze zuckten über den Himmel.
Sie drehte sich um, kauerte sich so gut es ging zusammen und hielt das pistolenartige Gerät in die Höhe. Sie drückte den Auslöser und wartete. „Aktiviert."
Es dauerte einige Sekunden, bis die erlösende Antwort kam: „Gut. Dann bauen Sie jetzt bitte das Gerät auf, daß in Ihrem Rucksack steckt."
Vashtu knurrte einen Fluch in ihrer Muttersprache und kämpfte mit den bereits feuchten Verschlüssen des Rucksacks, nachdem sie den Geschwindigkeitsmesser wieder verstaut hatte.
„Sind Sie soweit?"
„Nein, verdammt! Und es würde schneller gehen, wenn Sie mich nicht ständig fragen würden." Der Regen nahm immer mehr zu und machte ihr die Sache nicht unbedingt leichter.
Schließlich aber hielt sie das koffergroße Gerät in Händen, der Rucksack jedoch wurde sofort weggeweht. Blinzelnd sah sie ihm nach. Den würde sie so schnell nicht wiedersehen.
„Ich habe es. Was jetzt?"
„Stellen ... Boden." Die Leitung knisterte heftig, und atmosphärische Störungen würden einen weiteren Funkkontakt bald so gut wie unmöglich machen.
Vashtu stellte das Gerät auf den Boden. „Fertig, und jetzt?"
„... metallener Schalter ... Seite."
Sie betrachtete den Apparat forschend, bis sie den kleinen Kippschalter fand und betätigte. Ein Licht blinkte auf.
„Da leuchtet jetzt was."
„G... Sie ... draufdrücken ..."
Vashtu seufzte und betätigte auch diesen Schalter. Über den Sturm meinte sie, ein Klicken zu hören. „Was jetzt?"
„Fertig ... zurück ...gate." kam Babbis abgehackte Stimme über den Lautsprecher.
Natürlich. Danke, das hätte er ihr auch vorher sagen können.
Mit einem zweifelnden Blick zum Himmel richtete sie sich wieder auf und joggte zurück in die Richtung, aus der sie gekommen war.
Glücklicherweise half ihr jetzt der Wind, gegen den sie noch vor wenigen Minuten hatte ankämpfen müssen, so daß sie wesentlich schneller voran kam als vormals. Der Sturm jagte sie vor sich her, so daß sie einige Male Mühe hatte, sich nicht von den Beinen reißen zu lassen.
Endlich kam das Stargate in Sicht.
Vashtu seufzte erleichtert, beschleunigte ihre Schritte noch. Kurz darauf war sie bei ihren Männern angekommen. Wieder warf sie zweifelnde Blicke gen Himmel. Die Wolkengebirge hatten sie fast erreicht.
„Zurück zum SGC! Wallace, wählen Sie uns ein und geben Ihren Code durch", befahl sie, griff nach ihrer Wasserflasche, um sich den, vom Schreien trockenen Mund anzufeuchten.
Der junge Wissenschaftler tat wie ihm geheißen. Kurz darauf baute sich ein Wurmloch auf.
Vashtu erleichterte zusehenst. Sie kannte Stürme wie diesen von ihrer Heimat Atlantis. Und sie legte keinen großen Wert darauf, noch unbedingt hier zu sein, wenn er richtig losbrechen würde. Die Orkanböen, die an ihr rissen, und der wieder einsetzende Regen waren ihr schon mehr als genug.
„Bestätigung vom SGC", rief Wallace über den Sturm hinweg.
„Abmarsch!" Sie wies auf das Gate.
Sergeant Dorn, der dem Wurmloch am nächsten stand, marschierte zuerst hindurch, ihm folgte dichtauf Wallace.
Babbis war noch damit beschäftigt, seine Geräte zusammenzupacken. Seufzend griff Vashtu sich einen seiner Koffer und wies auf das Tor. „Machen wir, daß wir hier wegkommen, Doc", sagte sie. Die Worte wurden ihr von den Lippen gerissen und fortgeweht.
Babbis schien aber auch so verstanden zu haben, was sie sagen wollte. Er verschloß den letzten Koffer und erhob sich.
Vashtu warf noch einen Blick zum Himmel. Und da sah sie es auf sie herunterkommen. Sie warf sich nach vorn und riß den Wissenschaftler mit sich zu Boden, während ein gewaltiger Blitz, der gewaltigste, den sie je gesehen hatte, direkt über ihnen hinwegzischte und in das Wurmloch einschlug. Ein gewaltiger Donner folgte dem Einschlag, Funken sprühten aus dem Tor, als sie wieder aufblickte. Dann verlosch das Wurmloch.

***

Wallace und Dorn starrten hoch zum Gate und konnten nicht glauben, was sie da gerade gesehen hatten. Eine gewaltige Entladung hatte im Dach des Gaterooms eingeschlagen, dann war das Wurmloch in sich zusammengefallen. Und sie beide waren die einzigen, die auf der Erde angekommen waren.
Entgeistert wechselten sie einige Blicke, ehe ihnen aufging, daß sich eine Tür hinter ihnen geöffnet hatte. General Landry stand darin und sah sie forschend an.
„Was ist passiert?" verlangte er zu wissen.
Wallaces Augen zuckten nervös, immer wieder leckte er sich die Lippen.
„Sie waren direkt hinter uns, Sir", sagte Dorn. Zum ersten Mal zitterte seine Stimme ein wenig. „Sieht aus, als habe das Wurmloch eine Störung gehabt."
„Oh mein Gott!" Wallaces Augen wurden groß.
Landry blickte die Rampe nach oben, doch jetzt schwieg er.

***

Mühsam kämpfte Vashtu sich wieder auf die Beine und blinzelte sich die Regentropfen aus den Augen. „Was war das?" rief sie über den Sturm hinweg.
„Ein Stripe", brüllte Babbis zur Antwort.
Sie runzelte die Stirn und neigte den Kopf verständnislos zur Seite.
Babbis blinzelte ebenfalls Regentropfen aus seinen Augen, wischte sich mit beiden Händen über den Kopf, um sein Haar nach hinten zu kämmen. „Ein Megablitz. Soetwas löst sich normalerweise Richtung Weltraum. Aber hier besteht die Gefahr, daß sie auf dem Boden einschlagen."
Vashtu nickte endlich verstehend und stapfte, gegen die heftigen Böen ankämpfend, zum DHD. „Wir müssen hier weg. Ich wähle neu ein. Halten Sie Ihr GDO bereit."
Babbis nickte und zog ein kleines Gerät aus seiner Jackentasche.
Vashtu drückte die Chevrons für die Erde. Doch als sie ihre Anwahl bestätigen wollte, brach das Gerät den Vorgang ab. Sie blinzelte wieder, wischte sich mit dem Jackenärmel über die Augen und versuchte es erneut.
„Was ist los?"
Wieder brach das DHD den Vorgang ab.
„Es klappt nicht." Verwirrt trat sie von der Anlage zurück.
Babbis kam heran, versuchte nun seinerseits sein Glück, doch wieder brach das Gate die Verbindung ab.
„Was machen wir jetzt?" schrie Vashtu über den Sturm hinweg, duckte sich, als über ihr wieder Blitze durch die Atmosphäre zuckten.
Babbis schüttelte verständnislos den Kopf. „Keine Ahnung. Meines Wissens ist soetwas noch nie vorgekommen."
„Hat denn schon einmal ein solcher Megablitz in ein Wurmloch eingeschlagen?"
Babbis warf ihr einen irritierten Blick zu, der ihr Antwort genug war. Sie richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf den Himmel, der sich immer mehr verdunkelte.
„Okay, sieht aus, als hätten wir ein Problem."

***

„Also, jetzt noch einmal der Reihe nach." Landry faltete die Hände vor sich auf dem Tisch und sah die beiden Mitglieder von SG-27 ernst an. „Was ist passiert?"
Dorn wechselte einen Blick mit Wallace, nickte ihm dann zu.
Der junge Wissenschaftler zog die Schultern hoch und schien in seinem Stuhl versinken zu wollen. Doch er begann zu berichten: „Wie besprochen sind wir nach P4X-392, um dort die Meßgeräte aufzustellen. Sie hatten Dr. Babbis ja grünes Licht für diese Mission gegeben."
Landry nickte. „Energiegewinnung aus Megastürmen. Ich erinnere mich."
Wallace schluckte. „Wir stellten die Geräte auch auf. Dr. Babbis war noch damit beschäftigt, seine Meßsonden zu kalibrieren und wir warteten auf Miss Uruhk. Als sie dann kam, gab sie mir den Befehl, sofort die Erde anzuwählen und abzurücken."
Landry richtete sich auf. „Und warum mußten Sie auf Miss Uruhk warten?"
„Weil Babbis sie drei Meilen in die Ebene hinaus geschickt hat", antwortete Dorn ruhig.
„Ja, ihre Sonden sollten als zusätzliche Einheiten dienen, um die Wucht des Sturms zu berechnen. Unsere Plätze waren alle näher am Tor gelegen, so daß wir wesentlich eher fertig waren."
Landry runzelte die Stirn. „Aber Miss Uruhk wußte doch, was da auf sie zukam. Sie wird sich doch beeilt haben."
Wallace lächelte schief. „Sir, mit Verlaub, aber ich glaube, Dr. Babbis hat sich da ein wenig verrechnet. Der Sturm war fast über uns, als wir abrücken wollten. Er war aber der Meinung, uns blieben noch mindestens drei Stunden, als wir auf dem Planeten ankamen."
Landry bemühte eine Liste. „Und sie waren ... 45 Minuten dort." Als er wieder aufblickte, konnte man deutlich eine gewisse Unruhe in seinem Gesicht lesen.
„Miss Uruhk mußte gegen den Sturm laufen, sie brauchte zu lange", bemerkte Dorn.
Wallace nickte wieder. Rote Flecken bildeten sich auf seinen Wangen und verliehen ihm erst recht das Aussehen eines Schuljungen.
„Und was geschah, nachdem Miss Uruhk wieder zurück war?" forschte Landry weiter.
„Wie gesagt, sie gab mir den Befehl die Erde anzuwählen und wollte abmarschieren. Sie war unruhig, Sir. Immer wieder sah sie zum Himmel hinauf. Dorn ging als erster, ich hinter ihm. Und eigentlich hätten Dr. Babbis und Miss Uruhk direkt hinter mir sein müssen ... Nein, Babbis räumte noch seine letzten Sachen zusammen." Wallace schluckte wieder. „Als wir auf der Erde ankamen, gingen wir weiter die Rampe herunter. Und da zuckte dieser ... dieser Blitz hinter uns durch das Tor und schlug in die Decke ein."
Landry nickte, überflog weitere Listen, blätterte kurz im Statusbericht.
„Sir, mit Verlaub, wollen Sie Uruhk und Babbis nicht zurückholen?" ließ Dorn sich vernehmen.
Landry zögerte, legte dann die Hefter zur Seite und sah auf. „Das würde ich ja sehr gern, Sergeant", antwortete er. „Aber ich fürchte, so einfach wird das nicht. Die Chevrons rasten nicht ein und das Gate öffnet sich nicht."
Dorn ruckte hoch, Wallace sank noch mehr auf seinem Stuhl zusammen.
Landry brachte den alten Soldaten mit einem Blick wieder dazu, sich niederzulassen. „Ruhig, Marine. Wir arbeiten an dem Problem. Glauben Sie mir, wir holen die beiden wieder her."

***

Vashtu behielt mißtrauisch den Himmel im Auge, während sie sich zusammenkauerte. Der Regen hatte wieder nachgelassen, nachdem sie beide naß bis auf die Haut waren, doch der Sturmwind peitschte noch immer über sie hinweg und ließ sie zusätzlich auskühlen.
„Wir sollten uns einen sicheren Platz suchen", rief sie Babbis zu.
Der hatte sein Palmtop gezückt und war nun offensichtlich dabei, irgendetwas zu berechnen. Etwas verwirrt blickte er auf und sah sie an.
„Wir können die Umgebung des Gates nicht verlassen", fuhr die Antikerin fort. „Wenn die Erde uns anwählt, müssen wir so schnell wie möglich zurück, ehe noch so ein ... ein Stripe einschlägt."
Babbis runzelte die Stirn. „Ich glaube, Sie haben unser Problem noch nicht ganz verstanden, Miss Uruhk", antwortete er ebenso laut. „Wir können nirgendwo hin. Wir sind hier nirgends sicher, es sei denn, Sie haben eine ausreichende Menge Sprengstoff dabei, damit wir in tiefere Gesteinsschichten eindringen können. Und selbst da ..."
„Was soll das heißen?" brüllte sie ihn nieder.
Babbis' Gesicht verzog sich unwillig, dann aber nickte er. „Dieser Sturm tobt seit Jahrtausenden über den Planeten. Und er gewinnt mit jeder Umwanderung immer mehr an Kraft. Was hier auf uns zukommt, ist die totale Zerstörung, nicht mehr und nicht weniger."
Sie sah ihn verständnislos an. „Ich kenne Megastürme, Babbis. Über Atlantis kommt einer diese Sorte jede Generation."
Babbis beugte sich vor und schüttelte den Kopf. „Ich habe die Berichte von Dr. McKay gelesen, Miss Uruhk. Und ich kann nur sagen, was Sie auf Atlantis vielleicht erlebt haben, ist ein laues Lüftchen gegen das, was hier auf uns zukommt."
Ihr Gesicht wurde ernst. „Wie meinen Sie das?"
„Sehen Sie hier irgendwo Vegetation?"
Verständnislos blickte sie sich um, schüttelte schließlich den Kopf.
Babbis nickte. „Weil der Sturm die obersten Erdschichten regelmäßig abträgt, darum gibt es keine Pflanzen hier. Er reißt den Mutterboden mit sich. Über dem Ozean gewinnt er immer mehr an Kraft, die er dann auf dem Land abläßt. Der wird nicht abflauen, Miss Uruhk, sondern nur noch heftiger wüten."
Ihre Augen weiteten sich, ihr Gesicht wurde starr.
„Sie haben mit Ihren zusätzlichen Gensträngen vielleicht eine Chance, wenn Sie sich nicht in der Vernichtungsschneise aufhalten. Ich dagegen ..." Er hielt seinen Handcomputer hoch. „Ich werde Ihnen meine Aufzeichnungen mitgeben, sobald ich meine Berechnungen abgeschlossen habe. Ich bin sicher, das wird helfen, die Energieprobleme auf der Erde zu lösen."
In Vashtus Augen flammte Wut auf. „Ich lasse niemanden zurück!" herrschte sie ihn an und erhob sich. Gegen den heftigen Wind ankämpfend stapfte sie wieder zum DHD und ließ sich davor nieder. Mit einer Taschenlampe begann sie, unter dem Gerät etwas auszuleuchten.
Babbis beobachtete sie einige Momente, ehe er ihr folgte. Neugierig ließ er sich auf ein Knie nieder und reckte den Hals. „Was wollen Sie tun?"
„Was ich schon die ganze Zeit über tun wollte. Ich kontrolliere das DHD auf eventuelle Beschädigungen. Leuchten Sie mir." Entschieden drückte sie ihm die Lampe in die Hand und kroch unter das Wahlgerät.
„Das wird nichts bringen. Der Blitz schlug in das Gate ein, nicht ins DHD."
Ungeduldig machte sie ihm Zeichen, wohin er ihr leuchten sollte. „Es besteht, wie Sie sicherlich wissen, ein Zusammenhang zwischen dem Gate und dem DHD, Dr. Babbis. Kommt es zu einer Überlastung des Tores, leitet es diese in das Anwahlgerät weiter." Sie zog einen Kristall aus seiner Halterung, steckte ihn dann aber frustriert wieder an seinen Platz.
Babbis ging auf, daß diese Kristalle ähnlich aussahen wie der, den sie immer an einer Kette um den Hals trug. Was es mit dem wohl auf sich hatte?
„Es sieht alles normal aus. Ich kann keinen Schaden entdecken." Sie sah zu ihm hoch.
„Ich habe doch gesagt, daß wahrscheinlich das Tor beschädigt ist, nicht das DHD", entgegnete Babbis wieder.
Vashtu knallte den Hinterkopf auf die durchweichte Erde, kniff die Lippen aufeinander und kontrollierte die Kristalle noch einmal.

***

„Colonel Carter steht leider nicht zur Verfügung. Sie ist gestern mit SG-1 zu einer strenggeheimen Aufklärungsmission aufgebrochen und wir können momentan keinen Funkkontakt zu ihr herstellen."
Der Techniker lehnte sich zurück und kreuzte die Arme vor der Brust. „Tut mir leid, Sir, aber ich kann Ihnen da auch nicht weiterhelfen."
„Was sagt die Analyse?" Landry sah angespannt in den Gateroom hinaus. Einige Arbeiter waren damit beschäftigt, das Schott in der Decke aufzuschweißen. Der Blitz hatte die Luke zu einem Klumpen verschmolzen. Stahltropfen lagen auf dem Betonboden.
„Es kommen merkwürdige Werte, Sir." Der Mann drehte sich um und sah etwas ratlos aus. „Es liegt keine Fehlfunktion vor. Dafür aber ..." Er stockte, als sich die Tür öffnete.
Landry drehte sich stirnrunzelnd um und sah Wallace in dem geöffneten Durchgang stehen, das Gesicht kalkweiß, die Lippen entschlossen zusammengekniffen.
„Ich sagte doch, Sie können sich ausruhen, Doktor", wandte der General sich an den jungen Mann.
Der trat entschlossen näher. „Sir, ich möchte helfen."
„Dann sollten Sie uns jetzt arbeiten lassen, Dr. Wallace. Wir werden Miss Uruhk und Dr. Babbis wieder zurückholen, keine Sorge."
Wallace sah ihn flehend an, schwieg jetzt aber.
„Ich möchte diesen Meterologen hier haben, mit dem Babbis zusammengearbeitet hat. Wir brauchen einen genaueren Zeitrahmen", wandte er sich an einen Offizier. Der nickte und verließ die Kommandozentrale.
„Sir!"
Landry wandte sich wieder Wallace zu. Leicht verärgert sah er den jungen Mann an. „Doktor, bitte lassen Sie uns arbeiten, damit helfen Sie uns und dem Rest Ihres Teams am meisten."
Wallace starrte ihn nur an.
Landry schob den jungen Wissenschaftler ungeduldig zur Seite, beugte sich über den Bildschirm. „Lassen Sie das Diagnoseprogramm noch einmal durchlaufen. Wir haben noch eine knappe Stunde, wenn es nach den Berechnungen von Dr. Babbis geht. Spätestens dann möchte ich die beiden wieder wohlbehalten im Torraum sehen."
„Sir, ich habe das Diagnoseprogramm schon zweimal durchlaufen lassen", entgegnete der Techniker. „Diese Werte sind bestätigt."
„Dann starten Sie es noch ein drittes Mal. Das ergibt keinen Sinn." Landry richtete sich wieder auf und fand Wallace neben sich, der ihn immer noch anstarrte. „Was gibt es denn noch?"
Der junge Mann atmete einige Male tief ein und ballte die Hände zu Fäusten. „Sir, ich bin in genau zwei Dingen gut: Der Bestimmung und Optimierung von Nutzpflanzen und dem Umgang mit modernen Rechnern. Ich möchte helfen, und ich habe gehört, daß Lt. Colonel Carter zur Zeit nicht zur Verfügung steht."
Landry hob die Brauen.
Wallace, diese wandelnde Katastrophe, sollte er an den Rechner lassen, der mit dem Sternentor verbunden war? Was konnte er denn daran anrichten?
„Sir, mit Verlaub, aber ich bin bereits mehrmals in die geheimen Dateien des Pentagons eingedrungen. Wenn jemand außer Lt. Colonel Carter Miss Uruhk und Dr. Babbis zurückholen kann, Sir, dann bin ich es!" Wallace schien über den Mut seiner Worte selbst erstaunt, schrumpfte vor den Augen des SGC-Leiters zu einem Häufchen Elend zusammen.
Landry zögerte, sah wieder hinaus in den Gateroom und dachte nach.
Er dachte an ein Gespräch mit Vashtu Uruhk, daß sie vor noch nicht allzu langer Zeit geführt hatten. Ein Gespräch, das für die Antikerin fast mit einem Rauswurf geendet hatte. Und eines war ihm von dieser Unterredung im Gedächtnis haften geblieben, weil es ihn selbst verblüfft hatte: Ihre Bitte, ihrem Team zu vertrauen, so wie sie es tat.
„Also gut. Setzen Sie sich mit dem Lieutenant zusammen und versuchen Sie herauszufinden, was mit dem Gate nicht stimmt. Wir haben noch drei weitere Teams draußen, und die würden sicher auch gern zurück zur Erde. Denken Sie daran, Dr. Wallace."

TBC ...

21.11.2009

Schatten III

„Die Luft ist rein.“ Vorsichtig schob Vashtu ihren Kopf durch die Tür, ließ die Zat gleich folgen, rutschte dann schließlich vollständig in ihr Büro. Stirnrunzelnd bemerkte sie, daß Dorn verschwunden war.
Babbis folgte ihr, jetzt ebenfalls ein Zak'Ni'Tel in den Händen. Als er den zerbrochenen Stuhl auf dem Boden sah, stöhnte er vorwurfsvoll auf. „Was haben Sie mit dem armen Dorn gemacht?“
Vashtu griff sich ihre Überlebensweste, nachdem sie aus der Armeejacke geschlüpft war und warf sie sich über. „Gar nichts. Ich glaube, ich habe mehr abbekommen als er“, knurrte sie und schloß die Weste, daß sie eng an ihrem Körper saß. Dann nahm sie sich wieder die Zat, während sie mit der Rechen in ihre Brusttasche griff und den Detektor hervorholte.
Babbis wandte sich endlich von den Trümmern ab und trat an ihre Seite, während sie aufmerksam die Anzeigen las.
„Sind Sie sicher, Sie schaffen das? Ich meine ... Mittlerweile haben Sie mich schon mindestens ein halbes Dutzend Mal mit einer Sagengestalt verwechselt“, fragte er.
Vashtu warf ihm einen vernichtenden Blick zu. „Wenn ich Sie nicht mehr vor Augen habe, wird es wahrscheinlich besser werden“, entgegnete sie, drehte sich dann um.
Aufmerksam linste Babbis über ihre Schulter und beobachtete die Anzeigen. „So ein Teil muß doch einfach ...“ Er verstummte, als er wieder einen warnenden Blick von ihr erntete. „Kann ich vielleicht einmal halten?“
„Das bringt Ihnen nichts, Doc.“ Die Antikerin schüttelte den Kopf. „Diese Geräte funktionieren nur, wenn man das ATA-Gen trägt, das habe ich Ihnen doch schon einmal erklärt.“
Babbis' Blick wurde immer flehender. „Aber Sie wissen doch gar nicht, ob ich es nicht habe. Ich habe mich noch nicht testen lassen.“
„Sie haben es nicht, glauben Sie mir.“ Mit einem Stöhnen drehte sie sich zu ihm um und hielt ihm den Detektor hin.
Babbis nahm es - und augenblicklich verlosch der kleine Bildschirm. Mit großen, ungläubigen Augen starrte er auf den nun nutzlosen Apparat.
„Ich habe doch gesagt, Sie haben das Gen nicht. Ich kann das spüren.“ Die Antikerin entwand ihm den Detektor, und sofort blinkten wieder einige Punkte über den Bildschirm.
„Das ist ...“ Babbis verstummte und kniff die Lippen fest aufeinander.
Vashtu konzentrierte sich wieder auf die Anzeigen, drehte sich ganz allmählich mit dem Detektor in der Hand um die eigene Achse. Dann steckte sie den Apparat wieder ein, sah ihn auffordernd an. „Wenn ich das richtig abgelesen habe, ist der Bestäuber in einem der Labore in der Nähe des Jumperlagers. Ich werde es mir schnappen, in einen Jumper verfrachten und durch das Tor zurückschicken.“
Babbis sah sie forschend an, doch im Moment schien sie sich im Griff zu haben. Dann nickte er. „Gut, ich tausche die Luftfilter, damit die Pollen aus der Anlage verschwinden. Wollen wir hoffen, daß es klappt.“
Vashtus Augen blitzten. Sie eilte zu ihrem Schreibtisch, zog eine Schublade auf und griff hinein. Dann kehrte sie zu ihm zurück und hielt ihm eine kleine, viereckige Brosche hin, die metallen glänzte. „Das sind Kommunikatoren meines Volkes. Damit dürften wir auch für hiesige Funkverbindungen lautlos sein, können uns aber verständigen.“
Vorsichtig griff Babbis nach dem winzigen Gerät und betrachtete es skeptisch. „Aber ...“
„Die reagieren auf jeden.“ Vashtu steckte sich ihren Knopf an das Revers der Weste, tippte einmal mit dem Finger darauf. „So aktiviert man es. Dann können Sie meine Stimme hören. Falls irgendetwas sein sollte.“
„Funktionieren die wirklich noch?“ Babbis machte sich jetzt seinen am Kragen seiner Hemdjacke fest.
Vashtu nickte. „Sie wurden in Antarktica gefunden, im Eis eingefroren. Ich sollte sie untersuchen und habe festgestellt, daß sie tatsächlich noch funktionieren. Müssen wohl die ganze Zeit deaktiviert gewesen sein.“ Sie glitt mit einigen fließenden Bewegungen zur Tür, drehte sich dann noch einmal zu ihm um. „Viel Glück.“

***

Babbis schlich sich langsam durch die Gänge. Er mußte nahe an den Ausgang des Berges heran, um an die Luftaustauschfilter zu gelangen. Zum Glück schienen sich hier kaum Betroffene aufzuhalten. Aber er wagte gar nicht, sich vorzustellen, wo die, die auf dieser Ebene gewesen waren, wohl jetzt sein mochten. Vielleicht hatten die Pollen inzwischen sogar schon Cheyenne-Mountain verlassen?
Er schluckte, spähte vorsichtig um eine Ecke des Ganges, dann schlich er weiter.
Kommunikationsgeräte der Antiker. Einen Energiedetektor. Was konnte diese Vashtu Uruhk eigentlich noch alles aus ihrem Hut zaubern? Und was wußte sie tatsächlich? War sie wirklich so klug?
Babbis wußte es nicht. Aber er kannte zumindest die Ergebnisse diverser Tests, denen sie unterzogen worden war, als sie von Atlantis hierher kam. Diese Frau hatte einen IQ, der kaum noch meßbar war. Ihr Gehirn arbeitete so schnell und präzise, daß es schwerfiel, ihr überhaupt zu folgen. Und ihre Reaktionen erfolgten meist so schnell, daß sie die Informationen kaum hatte verarbeiten können.
Und diese Frau hatte sich noch zusätzlich aufgeputscht mit einer Gentherapie, die ihr Kraft und Ausdauer verlieh, nebenbei auch noch fast unglaubliche regerenerative Kräfte. Eine Killermaschine auf zwei Beinen, noch dazu eine, der man es nicht ansah.
Und trotzdem ...
Babbis atmete tief ein. Da war die Tür! Dort mußte er hinein. Doch davor standen zwei Wachen.
Ob die auch ... ?
Er rief sich zur Ordnung. Natürlich waren sie auch in ihren Halluzinationen gefangen. Er war bisher noch niemandem begegnet, dem es nicht so gegangen wäre. Also mußten auch die beiden da vorne eine Portion der Pollen abbekommen haben.
Zwei auf einen Streich, würde ihm das gelingen?
Unwillkürlich blitzte das schmale Gesicht seiner Teamleaderin vor seinem geistigen Auge auf. In ihren Augen stand eine gewisse Bewunderung. „Nicht schlecht, Doc, gar nicht schlecht.“ Anerkennend nickte sie.
Babbis schüttelte den Kopf, um die Erinnerung zu vertreiben.
Das war im Überlebenscamp gewesen. Sie beide waren allein losgezogen, Dorn bei dem verletzten Wallace zurückgeblieben. Und die Antikerin hatte ihn tatsächlich gelobt, nachdem sie beide eine gegnerische Truppe komplett aufgemischt hatten. Sie war es gewesen, die die meisten Treffer zu verzeichnen hatte, aber er ...
Okay, wenn er flüchtende Marines in einem Manöver treffen konnte, dann konnte er auch zwei Wachen vor einer Tür ausschalten.
Babbis hob die Zat und entsicherte sie.

***

Vashtu folgte den Anzeigen des Detektors, blieb schließlich vor einer Tür stehen und sah sich aufmerksam um. Sie traf kaum noch auf Widerstand. Die meisten Anwesenden schienen sich inzwischen in irgendwelchen Räumen versammelt zu haben. Wozu, das wußte sie allerdings nicht. Aber ihr war, nachdem sie die Menschen in mehreren beobachtet hatte, klar, worum sie sich scharrten: Die Lüftung.
Die Pollen mußten bereits in der Klimaanlange stecken. Sie konnte nur hoffen, daß Babbis mit seinem Plan Erfolg haben würde.
Ein Wispern in ihrem Schädel.
Unwillig schüttelte sie den Kopf und öffnete die Tür. Ein sanftes Leuchten glitzerte durch den Spalt.
„Collins, du Idiot!“ zischte sie und trat ein.
Der Kasten war größer, als sie ihn in Erinnerung hatte. Wie sollte sie das Ding allein irgendwohin schleppen und gleichzeitig mit einer Waffe ihren Weg sichern?
Vashtu trat zögernd näher und betrachtete die Apparatur stirnrunzelnd.
Enkils mißgestalteter Kopf lugte um die Ecke.
„Nein!“ Sie schüttelte sich wie ein nasser Hund, um diese Halluzination wieder loszuwerden. Es gelang ihr nicht sofort.
Dann ballte sie die freie Hand zur Faust und öffnete die Augen wieder.
Das schwarze, verkrümmte Etwas, daß vor zehntausend Jahren einmal ihr Bruder gewesen war, fauchte sie an.
Er hatte ihr nie etwas getan. Nie! Im Gegenteil, als man sie beide zusammen einsperrte, war er ihr aus dem Weg gegangen, hatte seine letzten Kräfte mobilisiert, um sich nicht auf sie zu stürzen, wie der Rat es vielleicht geplant hatte.
„Enkil!“ Sie trat näher und hob den Kopf. Unwillkürlich fiel sie in ihre Muttersprache zurück. „Hilf mir, bitte. Ich kann deine Kraft jetzt brauchen.“
Die riesigen schwarzen Augen starrten sie mit einem eigenartigen Wissen an. Noch einmal fauchte der Schatten. Sie griff in die schwarze Maße, die früher einmal ihr Bruder gewesen war. Wie Rauch verstob die Erscheinung.
Vashtus Lippen bebten. Tränen standen in ihren Augen.
„Enkil!“

***

Babbis schoß und hetzte gleichzeitig aus seiner Deckung. Dann blieb er plötzlich abrupt stehen.
War da nicht irgendeine Anweisung gewesen? Gab es nicht irgendetwas, was er beachten mußte im Umgang mit einer Zat?
„Miss Uruhk?“ Er klopfte auf die Brosche und betrachtete die beiden Soldaten, die zusammengesunken vor der ersehnten Tür lagen.
Sie meldete sich, jedoch in einer fremden Sprache, die er nicht verstand. Babbis seufzte und deaktivierte den Kommunikator wieder. Na toll! Hoffentlich hatte sie es zumindest geschafft, dieses Gerät irgendwie von der Erde zu schaffen.

***

Vashtu runzelte die Stirn. „Babbis?“ fragte sie, klopfte ungeduldig wieder mit einem Finger auf das Gerät, doch es folgte keine Antwort. „Stimmt etwas nicht? Babbis?“
Ungeduldig schüttelte sie den Kopf, als er sich immer noch nicht meldete und steckte die Goa'uld-Waffe weg. Sie würde es doch wohl allein machen müssen. Hoffentlich gelang es ihr wenigstens, das Ding bis zum Jumperlager zu bringen.
Ächzend hob sie die Kiste an einer Seite hoch und schleifte sie hinter sich her bis zum nächsten Gang. Dort stellte sie den Apparat erst einmal ab und sah sich vorsichtig um. Der Gang war frei. Wieder hob sie ein Ende des Gerätes an und zerrte es weiter. Die schabenden Geräusche, die sie dabei verursachte, gingen ihr durch Mark und Bein, doch verhindern konnte sie sie nicht. Der Bestäuber war zu sperrig, um ihn auf den Armen zu tragen.
Nach einigen weiteren Abzweigungen kam sie beim Jumperlager an und öffnete die Tür. Es war stockdunkel. Sie tastete ein wenig, bis sie den Lichtschalter fand. Dann stöhnte sie auf.
Der zweite Jumper war verschwunden. Und der erste ...
Sie seufzte und drehte sich um. Also den langen Weg.

***

Babbis kramte in dem Werkzeuggürtel herum, den er sich besorgt hatte. Dabei betrachtete er die Filteranlage und Belüftung. Er war sich nicht so ganz sicher, ob es ihm wirklich gelingen würde, das zu tun, was er vorhatte. Aber ihm blieb auch kaum eine andere Wahl.
Seufzend machte er sich daran, die ersten Verschraubungen zu lösen und die Kabel freizulegen.
Plötzlich fühlte er sich wirklich sehr allein.

***

Vashtu schoß, dann lugte sie wieder um die Ecke und nickte befriedigt. Den Bestäuber hinter sich herschleifend trat sie in den Gateroom und zerrte das Gerät so schnell wie möglich die Rampe hoch. Dann richtete sie sich stöhnend auf und rieb sich das Kreuz.
Und jetzt?
Sinnend blickte sie das deaktivierte Gate an und kniff die Lippen aufeinander. Zumindest war die Iris nicht eingeschaltet. Das hätte dann übel enden können, da sie den Code zu deren Aktivierung nicht kannte.
Sie umrundete den Bestäuber und joggte dann die Rampe wieder hinunter. So schnell wie möglich öffnete sie die Tür des Kontrollraumes. Walter, der Techniker, der für die Schaltungen des Stargates verantwortlich war, hing leblos auf seinem Stuhl, ansonsten war der Raum leer.
Vashtu runzelte die Stirn und schlich sich an den Militär. Vorsichtig fühlte sie seinen Puls und nickte befriedigt, als sie einen starken und normal erscheinenden Herzschlag fühlte. Dann schob sie den Bewußtlosen mitsamt Stuhl etwas zur Seite und konzentrierte sich auf die Eingabe. Gut, daß sie ein relativ gutes Gedächtnis hatte und sich noch an die Worte erinnerte.
Die Chefrons rasteten eins nach dem anderen ein, dann entstand das Wurmloch.
Vashtu richtete sich befriedigt auf und aktivierte noch einmal ihr Kommunikationsgerät. „Doc, ich habs geschafft. Wäre schön, wenn Sie jetzt auch soweit wären.“

***

Babbis zuckte zusammen, als er plötzlich die vertraute Stimme hörte. Dann seufzte er erleichtert. Sie sprach wieder verständlich.
„Ich bin gleich soweit. Noch ein paar Minuten“, antwortete er.

***

Vashtu nickte, verließ den Kontrollraum wieder, sprang dann aber zurück, als sie das harte Trommeln und die Einschläge einer Projektilwaffe sah und hörte.
Wer ... ?
Mit einer fließenden Bewegung zückte sie die Zat und entsicherte sie. Dann nahm sie hinter der Tür Deckung und wartete.
„Komm schon, komm!“ hörte sie eine bekannte Stimme.
Landry?
Vashtu stöhnte. Auch das noch. Jetzt mußte sie auch noch gegen den Leiter des SGC antreten? Das konnte doch nur übel für sie enden.
Seufzend fügte sie sich in ihr Schicksal. Vorsichtig spähte sie um die Ecke, was ihr gleich wieder mit einer weiteren Salve gedankt wurde.
Okay, dann also die andere Richtung.
Sie ließ sich in die Knie sinken und krabbelte auf die andere Seite der Tür, um sich dort wieder aufzurichten. Und wieder lugte sie vorsichtig um die Ecke.
Da!
Die Antikerin atmete tief ein und hob die Zat.
Wenn schon, dann aber richtig.
Sie sprang vor, wirbelte in den Gang hinaus und begann zu schießen. Kugeln pfiffen ihr um die Ohren, ein oder zwei trafen sie sogar, ließen sie stolpern. Blitzschnell aktivierten sich die Fremdgene in ihr und trugen sie nur noch schneller voran.
Dann warf sie sich nach vorn, rollte sich über die rechte Schulter ab und kam kniend wieder hoch, die Goa'uld-Waffe im Anschlag, und drückte einmal ab.
Seufzend sank sie in sich zusammen und schüttelte den Kopf.
„Doc, ich hoffe, Sie sind soweit“, sagte sie resignierend in ihren Kommunikator und kam wieder auf die Beine, um den Gateroom zu betreten.
„Ja, wir können.“
Im Gehen rieb sie sich den Oberschenkel, trabte dann leicht humpelnd die Rampe hoch. „Okay, ich entsorge jetzt den Bestäuber.“
Sie griff sich das eine Ende des Gerätes und schleifte ihn zum Ereignishorizont, rückte den gewaltigen Kasten zurecht und ruckte ihn schrittweise in das Gate hinein.
„Mit Dank zurück!“ rief sie, ehe das Wurmloch sich wieder auflöste.
Dann fühlte sie einen leichten Sog und drehte sich um.

***

„Nun, Dr. Babbis, wie ich hörte, geht es Ihnen wieder besser.“
Der junge Wissenschaftler sah auf und bekam große Augen. „Sir, General, Sir ...“ Ihm blieb der Mund offen stehen.
Landry trat um die tragbare Trennwand herum und lächelte auf ihn nieder. „Ich muß Ihnen wohl meinen Dank aussprechen, Doktor. Was Sie und Miss Uruhk da geleistet haben ...“
Babbis ruckte hoch. „Wie geht es ihr?“ fragte er sofort.
Landry hob beschwichtigend die Hand. „Es geht ihr wieder gut. Offensichtlich war sie die einzige, die sich gegen die Halluzinationen wehren konnte, die uns andere außer Gefecht gesetzt haben. Dr. Lam meinte, das läge vielleicht ebenfalls an ihrer Gehirnaktivität.“
Babbis seufzte erleichtert und ließ sich wieder in die Kissen sinken.
„Was Sie mir aber über Ihren Zustand gesagt hat ... Dr. Babbis, das SGC schuldet Ihnen viel. Aber Ihre Gesundheit aufs Spiel zu setzen ...“ Landry schüttelte den Kopf.
Babbis rieb sich mit beiden Händen über das Gesicht. „Wird schon, Sir“, murmelte er verlegen.
„Das hoffe ich. Sie haben nur zwei Augen, Dr. Babbis, und die werden Sie wohl auch noch beide brauchen, wie ich es sehe.“
Babbis verzog unwillig das Gesicht.
„Eine Fehlsichtigkeit ist kein Grund, gleich den Kopf hängen zu lassen. Wie gesagt, Sie sollten sich wirklich überlegen, ob Sie sich weiter weigern wollen, sich eine Brille zu besorgen.“
Babbis nickte nachdenklich, dann blickte er wieder auf. „Sir, Sie sagten, das SGC schuldet mir etwas?“
Landry schien überrascht, hob die Brauen. „Ja?“
Ein unsicheres Lächeln erschien auf dem Gesicht des jungen Mannes. „Ich habe in den Berichten der anderen Teams etwas gefunden, Sir. Und ich wollte fragen ...“
Landry zog sich einen Stuhl herbei und ließ sich darauf nieder. „Was haben Sie gefunden?“
Babbis strich nervös mit den Händen über die Bettdecke. „Nun ja, Sir. Sie wissen doch, daß ich zur Zeit an meiner Doktorarbeit in Mathematik arbeite. Aufgrund der Berichte aus Atlantis habe ich das Thema der Superstürme gewählt. Und SG-17 hat vor einem halben Jahr einen Planeten besucht, auf dem ein solcher seit Jahrtausenden tobt. Ich würde gern ... wenn Sie erlauben ... Ich meine ...“ Er stockte, straffte die Schultern und hob den Kopf. „Sir, wenn es uns möglich wäre, aus diesen Stürmen Energie zu beziehen, wären wir für alle Zeiten unsere Versorgungssorgen los. Darum möchte ich bitten, SG-27 zu diesem Planeten zu senden, damit ich dort Messungen vornehmen kann für meine Arbeit, Sir.“ Leise Zweifel blitzten in seinen Augen.
Landry musterte ihn genau, dann holte er tief Atem. „Ich warte noch auf den abschließenden Bericht Ihres Teamleaders, Dr. Babbis, ehe ich SG-27 wieder in den aktiven Dienst stellen kann. Und wenn Sie mir glaubhaft versichern können, keine Katastrophe anzurichten ... Möglicherweise überlege ich es mir - wenn Sie und Dr. Wallace wirklich jeden Befehl, den Miss Uruhk ihnen gibt, genauestens befolgen.“
Babbis nickte strahlend. „Ja, Sir!“

***

Der kurzgeschnittene Rasen glich dem eines gewaltigen Parks. Hier und da standen kleine Baumgruppen und lockerten das ansonsten strenge Bild wieder auf.
Vashtus Blick glitt über die Reihen um Reihen von Grabsteinen, dann senkte sie den Kopf und atmete tief ein.
Da, dort wo sie, ihren Informationen nach, ihr Ziel finden sollte, stand eine einsame, leicht gebeugt wirkende Gestalt in der Uniform der Marines. Einsam und allein stand diese Gestalt da, wirkte vollkommen von allen verlassen.
Vashtu rammte entschlossen ihre Hände in die Taschen ihrer Fliegerjacke und ging weiter. Erst bei den beiden Gräbern blieb sie stehen und las die Inschriften.
„Es tut mir leid, Mam“, sagte eine leise Stimme nach einer kleinen Weile.
Die Antikerin kniff die Lippen zusammen und beugte sich vor, ihre Linke wieder aus der Tasche ziehend. Vorsichtig befestigte sie einen kleinen metallenen Gegenstand an dem Grabstein, richtete sich dann wieder auf.
„Es muß Ihnen nicht leid tun, Serge“, sagte sie tonlos, schüttelte den Kopf. „Mir sollte es leid tun. Ich habe ...“ Sie stockte und blickte auf.
Dorn sah sie an. Und in seinem Blick las sie etwas, was sie zuletzt vor mehr als zehntausend Jahren in den Augen eines anderen hatte lesen können: in denen ihres Vaters.
Ein schüchternes Lächeln glitt über ihr Gesicht, dann bot sie dem alternden Marine ihren Arm. Stumm harkte er sich bei ihr unter. „Darf ich Sie zu einem Kaffee einladen, Mam?“
Die beiden gingen. Zurück blieb, einsam leuchtend, ein winziges holografisches Bild von einer lächelnden jungen Frau mit kurzen blonden Haaren, das vor dem Grabstein mit der Inschrift „Laurell Dorn, geliebte Tochter und tapfere Pilotin“ in der Luft schwebte.

ENDE

17.11.2009

Schatten II

Vashtu richtete sich wieder auf, drehte ihren Arm im Gelenk ein paarmal, blickte dann stirnrunzelnd auf den Wissenschaftler nieder, der sie angegriffen hatte.
„Sie hätten schießen können.“ Mit einem verärgerten Blitzen in den Augen drehte sie sich zu Babbis um.
Der stand, noch immer vollkommen verdattert, in der Tür, vor seinen Füßen die Zat.
„Mann, kommen Sie endlich rein!“ Sie winkte ihm, trat dann einen drohenden Schritt auf ihn zu. Babbis brachte sich tatsächlich mit einem beherzten Anlauf in Sicherheit, hielt noch immer den Wissenschaftler im Auge, der ohnmächtig am Boden lag.
Vashtu lugte vorsichtig den Gang hinauf und hinunter, zog dann die Tür zu und schloß den Riegel. Seufzend drehte sie sich wieder um und betrachtete den Raum.
„Ich dachte, der würde Sie umbringen“, brachte Babbis schließlich hervor.
„Das dachte ich einen Moment lang auch.“ Vashtu griff nach der Goa'uld-Waffe und harkte sie in ihren Gürtel.
„Okay, wie ich es sehe, haben wir alles, um erst einmal herausfinden zu können, was hier los ist. Das heißt ... hat der Rechner eine Verbindung zum Hauptcomputer?“ Sie stützte sich mit beiden Händen ab und zog sich auf den großen Schreibtisch in der Mitte des Raumes. Auffordernd sah sie Babbis an.
Der zögerte lange, dann drehte er sich aber doch um und tippte etwas ein. „Nicht auf alle Programme“, gestand er dann. „Aber was wollen Sie denn tun?“
Vashtu knetete wieder ihre Schulter. Der Kerl hatte ihr fast den Arm abgerissen. Die Wraith-Zellen taten zwar ihre Arbeit, aber so schnell waren selbst sie nicht. „Wie ich schon sagte, herausfinden, was hier los ist. Irgendeine Idee?“
Babbis zuckte mit den Schultern und ließ sich auf einen der Bürostühle nieder. „Fragen Sie mich das, wenn dieses Zeug aus meinem Kreislauf verschwunden ist“, murmelte er und rieb sich wieder die Schläfe.
„Noch Schmerzen?“ Die Stimme der Antikerin klang mitfühlend.
Babbis schüttelte den Kopf. „Nein, nicht wirklich. Nur ... es fühlt sich an, als hätte ich statt eines Gehirns einen riesigen Wattebausch im Kopf.“
Vashtu hob die Brauen, sah dann wieder zu dem Wissenschaftler hinüber. Nachdenklich schürzte sie die Lippen.
„Gut, lassen Sie uns das ganze einmal in Ruhe durchgehen.“ Babbis hob den Kopf und gestikulierte mit Armen und Händen. „Ich denke, wir beide sind uns darüber einig, daß heute morgen noch alles normal lief, oder?“
Vashtu nagte an ihrer Unterlippe. „Stimmt. Es muß so gegen Mittag gewesen sein, als ...“ Sie hörte einfach auf zu reden und starrte angestrengt vor sich hin.
„Wann sind Sie heute gekommen?“ bohrte Babbis weiter.
Die Antikerin riß sich aus ihren Gedanken und musterte ihn interessiert. Er schien irgendetwas zu ahnen. Vielleicht war es ein Fehler, doch sie beschloß, ihm jetzt einfach zu trauen.
„Ich kam so gegen neun hier an“, erklärte sie. „Hat ein bißchen länger gedauert, der eine Truck kam heute morgen nicht.“
Babbis blinzelte irritiert. „Truck?“
Sie nickte. „Ja, der Milchwagen. Muß heute wohl Verspätung gehabt haben.“
„Milchwagen?“ Babbis starrte sie an. „Was für ein Milchwagen? Bekommen Sie jetzt auch Halluzinationen, wie die da draußen?“
Vashtu stutzte. „Nein, ich komme mit meinem Skateboard.“
Babbis klappte das Kinn herunter. Einen Moment lang sah er die Antikerin nur groß an, dann schien er sich wieder zu fassen. „Sie kommen mit einem ... Skateboard zur Arbeit?“
Sie zuckte mit den Schultern. „Öffentliche Verkehrsmittel fahren nicht bis Cheyenne-Mountain, Doc. Und für ein Skateboard brauche ich keinen Führerschein.“
„Sie haben keinen Führerschein?“
Sie schüttelte wieder mit dem Kopf. „Nein. Wozu auch? Ich mag Autos nicht sonderlich. Sie stinken und machen Lärm.“
Babbis starrte sie noch immer groß an. „Sie kommen mit einem Skateboard zur Arbeit, weil Sie Autos nicht mögen? Wie?“
Wieder ein Schulterzucken, begleitet von einem leicht verzerrten Gesicht. „Ich hänge mich an Busse und Trucks, teils fahre ich auch - abends meist. Da geht es ja fast nur bergab. Macht Spaß, wirklich. Sollten Sie auch mal versuchen.“
Babbis nickte mit einem undeutbaren Gesichtsausdruck. „Aber Ihnen ist schon klar, daß Sie das eigentlich nicht dürfen?“
„Skateboard fahren?“
Hilflos rang er die Hände und schüttelte den Kopf. „Sich an andere Fahrzeuge hängen mit einem Skateboard, das ist verboten.“
Vashtu hob eine Braue und sah ihn ungläubig an. Dann schien ihr plötzlich etwas aufzugehen. „Deshalb wartet der MP am Tor schon immer mit einem Umschlag!“
„Hä?“
Jetzt sah sie wirklich etwas zerknirscht aus und lugte ihn unter ihrem fransigen Pony an. „Naja, ein paarmal war die Highway-Patrol hinter mir, als ich hier ankam. Da habe ich noch die Abkürzung über den Highway genommen.“
Babbis glaubte sich in einem schlechten Film. Das konnte doch alles nicht wahr sein! Gerade hatte er doch noch eben diese Frau gesehen, wie sie einen irren Angreifer bekämpfte und ihn bewußtlos schlug. Und eben diese Frau weigerte sich, einen Führerschein zu machen, hängte sich an andere Verkehrsteilnehmer und kam mit einem Skateboard zur Arbeit. Diese Frau da vor ihm, eine Antikerin! Eine Frau, die von einer Sekunde zur anderen zu einer Killermaschine mutierte und dann plötzlich eine besessene Wissenschaftlerin wurde.
Babbis schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn.
„Stimmt etwas nicht?“ Vashtus Stimme klang immer noch unschuldig. War sie sich denn wirklich nicht bewußt, was sie da gerade von sich gegeben hatte?
Babbis hob die andere Hand zu einer beschwichtigenden Geste. „Kommen wir auf das eigentliche Thema zurück. Sie waren also, wie auch immer, so gegen neun hier.“
Vashtu nickte. „Ich war gerade mit einem Anruf fertig, als Dr. Lam reinkam und mir sagte, daß Wallace sich krank gemeldet habe.“
„James hat sich krank gemeldet? Ich dachte, seine ganzen Wehwehchen seien kuriert gewesen?“
Vashtus Brauen zuckten und sie nickte leicht. „Also haben Sie beide das Wochenende nicht zusammen verbracht. Mir kam schon der Verdacht, als Dr. Lam meinte, Sie würden sich auch noch krank melden.“
„James war auf der Farm seiner Eltern, soweit ich weiß. Er sollte sich irgendeinen Befall an den Maispflanzen ansehen.“
Nachdenklich ließ Vashtu ihre Beine baumeln und starrte sie an. „Dr. Lam hat er gesagt, ich hätte ihn zu einem Gewaltmarsch gezwungen. Seine Füße seien grün und blau gewesen, meinte sie.“
„Wir kennen doch beide James.“ Babbis lächelte halb.
„Stimmt.“ Die Antikerin nickte. „Aber daß er lügt, daß hätte ich nicht von ihm angenommen.“
„Um an eine kostenlose Untersuchung zu kommen, schätze ich. Mich würde es nicht wundern, wenn irgendetwas anderes bei einer näheren Betrachtung seiner Leiden herauskäme ... Gewaltmarsch, sagten Sie?“ Babbis schnippte mit den Fingern. „Haben Sie eigentlich schon einmal ein Maisfeld im Mittleren Westen von nahem gesehen?“
Sie zuckte mit den Schultern und stellte fest, daß jetzt alle Schmerzen vergangen waren. „Bisher bin ich noch nicht dazu gekommen. Irgendwann würde ich mir schon einmal Ihr Land ansehen. Aber ...“
„Mit einem Skateboard werden Sie da nicht weit kommen“, beeilte Babbis sich zu versichern, nachdem ihm merkwürdige Visionen vor sein inneres Auge gekommen waren. Zumindest hatte er endlich eine Erklärung dafür, warum in ihrem Büro immer ein Skateboard an der Wand lehnte.
Vashtu sah ihn irritiert an. „Ich dachte da eher an eine Sportmaschine“, wandte sie ein.
Babbis wischte diesen Einwand mit einer Handbewegung weg, ehe er sich auch darüber den Kopf zerbrechen konnte. „Also, weiter im Text: Sie kamen mit Dr. Lam auf die Krankenstation ... Mh, ich bin so um halb zehn gekommen und habe mich sofort dort gemeldet. Da war Lam gerade auf dem Sprung zu Ihnen.“
Die Antikerin nickte wieder. „Ich bin noch etwas bei Ihnen geblieben, bis das Mittel wirkte“, fügte sie hinzu.
Babbis sah sie etwas hilflos an. Er hatte keine wirkliche Erinnerung mehr daran, wie lange sie bei ihm geblieben war oder nicht. Er wußte erst wieder weiter, als er kurz zu sich gekommen war, um in das CT zu klettern.
„Es mag ungefähr zehn gewesen sein, als ich losging. General Landry hatte mich ausrufen lassen“, fuhr Vashtu fort. „Er wollte, daß ich die Berichte des Drill-Sergeants und meine eigenen Beobachtungen des Teams zusammenfasse zu einer Bewertung. Ihre ist übrigens gar nicht so übel, Doc. Sie haben sich ganz gut geschlagen. Nur an Ihrer Hysterie müssen wir noch etwas arbeiten.“
„Wann sind Sie zurück in Ihr Büro gegangen?“ Babbis ließ sich jetzt nicht mehr ablenken. Er hielt sich mit einer Hand die Schläfe und schnippte mit der anderen nervös.
Vashtu runzelte unwillig die Stirn. „Das muß kurz nach elf gewesen sein. Da traf ich dann Dorn. Und dann ...“ Sie seufzte mit schuldbewußter Miene.
„Der Sergeant?“ Babbis blickte auf. „Und dann ist etwas passiert?“
Vashtu nagte wieder an ihrer Unterlippe. „Er hat mich angegriffen“, antwortete sie nachdenklich und zog die Schultern hoch. „Erst habe ich es mir gefallen lassen. Aber dann ... äh, ging es mir zu weit. Er hat mich offensichtlich mit jemandem verwechselt.“
Babbis starrte sie groß an.
„Er ist unverletzt. Naja, vielleicht eine Beule an der Stirn.“ Wieder dieser schuldbewußte Blick.
Babbis seufzte. „War er von Anfang an ... wahnsinnig?“
Die Antikerin schüttelte den Kopf. „Nein, erst unterhielten wir uns. Wir sprachen darüber, daß ich Landry eine Beurteilung geben sollte. Ich wollte, daß er sich sein Ergebnis ansieht. Als er es in der Hand hatte, drehte er plötzlich durch.“
Babbis nickte, klopfte jetzt mit den Fingern auf seinem Oberschenkel herum.
Vashtu sandte ihm einen entnervten Blick. „Und?“
Babbis' Blick glitt ins Leere. „Also spätestens nach elf Uhr heute vormittag drehte ganze Cheyenne-Mountain plötzlich durch. Die Frage ist immer noch warum. Und, wie können wir das herausfinden?“ Er sah sie wieder an. „Und warum ausgerechnet wir beide nicht betroffen sind.“
Vashtu sah ihn skeptisch an. Dann hob sie das Kinn, in ihren Augen leuchtete Begreifen. Einhellig wandten beide sich wieder dem bewußtlosen Wissenschaftler zu.

***

„Streichen Sie den Abstrich auf den Träger.“ Vashtu hielt Babbis einen Q-Tip hin, griff sich das Klebeband.
„Was wollen Sie dem armen Kerl denn noch antun?“
Unwillig schüttelte sie den Kopf, riß ein kleines Stück von dem Klebeband ab und betupfte damit kurz den Laborkittel des Bewußtlosen. Das hatte sie im Fernsehen gesehen, in irgendeiner dieser Serien, die sie meist bei ihren Internetsitzungen nebenher laufen ließ. Gut, da hatte man durchsichtiges Klebeband benutzt, aber leider hatte sie solches gerade nicht zur Hand.
„Sie haben hier nicht irgendwo eine Spritze gefunden, oder?“ Hoffnungsvoll drehte sie sich um.
Babbis starrte sie entgeistert an. „Eine Spritze? Wozu das denn?“
„Um ihm Blut abzunehmen.“ Vashtu tastete über ihre Kleidung. Dumm, ihre Überlebensweste hatte sie in ihrem Büro gelassen. Aber fand sich nicht auch ... Das Namensschild!
Eifrig machte sie sich daran, die Metallklammer zu lösen.
„Ich brauche noch einen Objektträger!“
Sie rollte den Bewußtlosen, und inzwischen gefesselten, Mann auf die Seite und stach mit der Nadel des Namensschildes in seinen Finger. Dann nahm sie Babbis den Objektträger ab und strich vorsichtig einen Tropfen Blut darauf.
„Okay, das ist jetzt alles, was wir tun können.“ Sie drehte sich um. „Es sei denn, Sie legen Wert darauf, auch noch Urin und Kot zu untersuchen.“
„Das wird nicht nötig sein.“ Babbis wandte sich mit bleichem Gesicht ab und ging zurück zu dem zweiten, kleineren Schreibtisch.
Vashtu folgte ihm mit ihrer letzten Trophäe, um sie zu präparieren.
„Und was machen wir, wenn er zu sich kommt?“ fragte Babbis.
„Nichts.“ Vashtu zuckte mit den Schultern und beugte sich über das Mikroskop, den Objektträger mit dem Blutstropfen unter der Linse.
„Sehen Sie etwas?“
Sie verschob die Linse auf eine höhere Stärke und sah stirnrunzelnd in das Gerät hinein. „Wenn es ein Virus ist, wird er wahrscheinlich zu klein sein, um ihn mit diesem antiquierten Ding sehen zu können“, murmelte sie und schüttelte enttäuscht den Kopf. „Nichts zu finden. Geben Sie das nächste her ... den Abstrich.“
Geschickt löste sie den ersten Objektträger, legte ihn beiseite und nahm sich einen neuen.
„Sie machen das nicht zum ersten Mal“, stellte Babbis fest.
Konzentriert nickte sie. „Ich habe in meiner Zeit sehr viel mit Geräten gearbeitet, deren Sinn und Zweck dem eines Mikroskops entspricht“, antwortete sie, beugte sich noch tiefer, als wolle sie sich das Auge ausstechen und drehte an der Schärfe der Einstellung herum. Dann hob sie stutzend den Kopf und runzelte die Stirn.
„Versuchen Sie es einmal“, sagte sie dann und trat beiseite. Mit einem neuen Q-Tip bewaffnet näherte sie sich wieder ihrem Testobjekt.
„Das sind Pollen“, sagte Babbis hinter ihr. „Wo kommen die denn her? Wir haben hier doch Luftaustauschfilter von draußen.“
Vorsichtig bohrte Vashtu den Q-Tip in eines der Nasenlöcher des Wissenschaftlers, drehte ihn über die Schleimhaut und zog ihn wieder heraus. „Gute Frage“, murmelte sie dabei und kehrte zum Tisch zurück, um einen neuen Objektträger zu präparieren. Dann hielt sie ihn Babbis hin. „Überprüfen!“
Der nickte, legte ihn ein und beugte sich wieder über die Linse. „Eindeutig. Pollen. Aber woher kommen die?“
Vashtu runzelte die Stirn und rieb darüber. Kurz war es ihr gewesen, als zucke ein Schmerz durch ihre Brauen. „Keine Ahnung. Von außen jedenfalls nicht. Nicht in dieser Menge.“
Sie fühlte Babbis' forschenden Blick auf sich und sah auf. „Was?“
„Fühlen Sie sich gut?“
Sie nickte. „Wird schon gehen. Als nächstes sollten wir ...“
„Als nächstes sollten wir beide uns testen, ob wir auch diese Pollen in uns tragen. Dann hätten wir zumindest eine Antwort auf die dringendste Frage“, fiel Babbis ihr ins Wort und hielt ihr einen Q-Tip hin.
„Ich soll ... ?“
„Ich auch.“
Ein skeptischer Blick von ihr, doch schließlich griff sie nach dem Wattestäbchen und steckte es sich in die Nase, rieb es dann auf einen Objektträger und hielt diesen Babbis hin, der das gleiche getan hatte.
„Oho!“ murmelte der junge Wissenschaftler, als er sich über seine Probe gebeugt hatte. „Mist! Ich auch!“
Vashtu atmete tief ein. „Okay, und warum wirkt es bei Ihnen dann nicht?“
„Gute Frage.“ Babbis schob ihre Probe unter die Linse und beugte sich wieder darüber. „Scheiße!“ entfuhr es ihm.
Vashtu war sofort alarmiert. „Was ist los?“
Babbis sah auf, starrte sie an. „Okay, bleiben Sie ruhig, ja? Das hat noch gar nichts zu sagen.“
„Was ist los, Doc?“ wiederholte sie, schob ihn dann unwirsch an die Seite und beugte sich ihrerseits über die Linse. Schluckend sah sie wieder auf.
„Dorn würde sagen, das ist übel“, versuchte Babbis sich an einem Scherz.
Vashtu runzelte die Stirn. „Aber ... Wie kann das sein? Ich habe wesentlich mehr Pollen in meinen Nasenschleimhäuten als Sie, aber bemerke davon nichts. Wie ... ?“ Wieder ein kurzes Stechen. Sie senkte unbewußt den Kopf und kniff die Augen zusammen.
Schon wieder dieses nervtötende Fingerschnippen. Als sie aufblickte, sah sie, wie Babbis ziellos den Raum abmaß.
„Wie kann es sein, daß ich nichts bemerke, aber die Pollen, die doch wohl für dieses Chaos verantwortlich sind, in mir trage?“ Ihr Blick glitt ziellos hin und her. „Wir brauchen eine Bestätigung.“
„Ihr Gehirn!“ Abschließendes Fingerschnippen. Triumphierend drehte Babbis sich wieder zu ihr um und grinste sie an. „In Ihrem Gehirn sind mehr Teile aktiv als in unserem. Wahrscheinlich braucht die Substanz länger, ehe Sie Halluzinationen bekommen.“
Vashtu kreuzte die Arme vor der Brust und sah ihn kalt an. „Sie machen uns beiden gerade richtig Mut, Doc, wissen Sie das? Wenn ich auch noch ausfalle, bleiben Sie allein übrig. Und Sie stehen unter Drogen. Außerdem wissen wir noch nicht, ob diese Pollen etwas damit zu tun haben. Wir brauchen weitergehende Tests.“
Babbis sah sich in dem Labor um. „Und wie wollen Sie sonst erklären, was hier vor sich geht?“
„Das ist zu einfach!“
„Sagt die Frau, die mit einem Skateboard zur Arbeit kommt.“
„Das hat nichts hiermit zu tun, Babbis.“
„Hat es vielleicht doch. Wenn wir nachweisen können, daß diese Pollen Hallozinogene in sich tragen, haben wir den Beweis.“
„Schön, wir haben dann aber immer noch nicht geklärt, woher sie stammen.“
„Von außen jedenfalls nicht. Das heißt, sie müssen durch das Stargate gekommen sein. Und das bedeutet ...“ Babbis schloß den Mund und sah sie groß an.
Vashtu nickte. „Ganz genau. Ich bin mit keiner außerirdischen Pflanze in Berührung gekommen. Und ich bin auch nicht durch das Gate gegangen. Streichen Sie Ihre Theorie.“
„Wir sollten weiter testen. Wir haben die Pollen.“
Vashtu seufzte. „Und weiter? Wie sollen wir die Luft hier austauschen, ohne alle umzubringen? Und das auch noch in relativ kurzer Zeit, falls ich auch noch wegtreten sollte?“
Ein kühler Luftzug streifte sie in diesem Moment und ließ sie nach oben blicken.
„Die Lüftung!“

***

„Es sind Hallozinogene.“ Babbis seufzte. „Noch dazu wohl ziemlich üble.“ Er sah auf und musterte die Antikerin, die brütend, die Beine angezogen, auf dem Schreibtisch saß und vor sich hinstarrte. „Tut mir leid, aber soweit ich mich auskenne, und Chemie ist nun wirklich nicht mein Spezialgebiet, ist das wirklich ziemlich übel. Das einzig gute ist, sobald die Pollen vom Körper abgebaut worden sind, lassen auch die Halluzinationen nach.“
Vashtu rührte sich nicht, starrte weiter vor sich hin.
„Hören Sie mir eigentlich zu? Miss Uruhk?“ Babbis trat um den Tisch herum, auf dem er seine Experimente durchgeführt hatte, und stellte sich vor ihr auf, versuchte ihren Blick einzufangen.
Plötzlich blickte sie auf, sah ihn an. Ihre Augen weiteten sich und sie sprach etwas in einer fremden Sprache.
„Auch das noch!“ seufzte der junge Mann, packte die Frau bei den Schultern und schüttelte sie. „Hallo! Ich brauche Sie jetzt hier, Miss Uruhk! Reißen Sie sich zusammen!“
„Enkil?“ Sie blinzelte, ihr Blick klärte sich wieder. Stutzend sah sie ihn an. „Babbis!“
„Genau der. Und ich könnte Ihre Hilfe gebrauchen.“
Die Antikerin blinzelte, wandte dann ihre Aufmerksamkeit dem Tisch zu. Sie schien ihn gar nicht mehr wahrzunehmen, streckte die Beine aus und sprang elegant von ihrer Sitzgelegenheit herunter, um sich die Ergebnisse anzusehen. „Violett, ist das schlecht?“ Fragend sah sie auf.
Babbis nickte. „Ganz genau, es ist schlecht. In den Pollen sind Halluzinogene, ziemlich üble sogar.“
Vashtu atmete tief ein. Ihr Gesicht war ernst. „Okay, es ist schlecht. Und was können wir jetzt tun?“
„Gute Frage. Wir müssen die Quelle der Pollen finden und ausschalten, und wir müssen verhindern, daß die Pollen weiter durch die Luft schwirren.“
Vashtu kreuzte die Arme wieder vor der Brust und nickte, nachdenklich an ihrer Unterlippe knabbernd.
Babbis rieb sich wieder die Schläfe. „Das Schmerzmittel läßt, glaube ich, langsam nach. Wie spät haben wir es?“
Kurz blickte die Antikerin auf ihre Armbanduhr. „Halb sechs am Abend. Bald dürfte es auffallen, daß die Tagesschicht nicht nach Hause kommt.“
Babbis nickte, sah auf den Computer, der immer noch unschuldig auf dem Schreibtisch stand. „Okay, dann sehen wir doch nach, ob wir dadrin nicht was finden.“
„Die Daten sind doch im Hauptrechner“, wandte Vashtu ein.
Babbis schüttelte unwillig den Kopf und tastete heftig. Dann trat er vom Bildschirm zurück und las angestrengt.
„Können Sie schlecht sehen?“ Vashtu war seine merkwürdige Haltung aufgefallen.
„Geht schon. Liegt wahrscheinlich an der Migräne.“ Babbis konzentrierte sich wieder auf den Bildschirm. „Moment ... Ein Team kam gestern zurück. Wenn wir bedenken, daß diese Seuche heute ausgebrochen ist ...“
„Es ist keine Seuche, Doc.“
„Jaja, das, was auch immer, heute ausgebrochen ist, kann das eigentlich nur eines bedeuten ...“
„Wieso haben Sie von hieraus Zugriff auf SG-Daten?“
Babbis schüttelte ungeduldig den Kopf. „SG-15. Sagt Ihnen das was?“
Vashtu hob abrupt den Kopf, ihre Augen weiteten sich wieder. „Oh ja, das sagt mir allerdings viel. Haben sie etwas mitgebracht?“
„Steht hier nicht. Sie haben Kontakt zu den Frandern gesucht, wer auch immer das ist.“
Vashtu stöhnte auf. „Doch nicht diese Blumenkin...“ Sie schloß den Mund.
Babbis fuhr herum und sah sie mißtrauisch an. „Was?“
„Oh nein!“ Vashtu beugte sich über den Tisch und ließ den Kopf sinken. „Oh, bitte, nein! So dämlich kann doch selbst Collins nicht sein!“
„Was?“
Sie neigte leicht den Kopf, schüttelte ihn dann. „Die Frandern sind ein kleines Volk, das überaus glücklich auf seinem kleinen, niedlichen Planeten lebt. Wir hatten Erstkontakt während meiner Zeit in SG-15“, begann sie zu berichten, hielt den Kopf weiter gesenkt. „Leomar, der Anführer, zeigte mir ein Gerät, ein Gerät meines Volkes. Einen Bestäuber, um genau zu sein. Dieses Gerät beten die Frandern an und fühlen sich glücklich, wenn sie in seine Nähe kommen. Ich bin damals nicht zu nahe heran gegangen, weil ich nicht wußte, womit es gefüllt war.“
„Einen Bestäuber?“
Etwas hilflos blickte sie auf. „Y2M-772 war früher wohl ein Wüstenplanet, hatte aber eine angenehme Atmosphäre. Grund genug für mein Volk, da ein bißchen nachzuhelfen. Ein Bestäuber bläßt Pollen und Samen in die Luft, damit sie sich auf natürlichem Wege verteilen können. Eigentlich Pollen und Samen, die auf anderen Planeten gesammelt wurden. Aber wenn ein Gerät so lange eingeschaltet ist wie dieses, saugt es sich die notwendigen Bestandteile aus der Luft und ...“
„Bläst sie konzentriert wieder aus. Das Ding pimpt die Samen auf, richtig?“
Die Antikerin nickte.
Babbis seufzte, drehte sich wieder zum Bildschirm um.
Terraforming, na toll! Was hatte diese Antikerin noch alles zu bieten? Was konnte sie eigentlich nicht? Schon wieder fühlte er sich hilflos ihrem Wissen gegenüber. Schon wieder ließ sie ihn ... dumm aussehen.
Aber ...
„Enkil?“
Wieder drehte er sich zu ihr um und sah sie stirnrunzelnd an. „Was haben Sie eigentlich mit dieser Sagengestalt?“ fragte er unwirsch.
Wieder ein Blinzeln, gefolgt von einem leichten Kopfschütteln. „Ich fürchte, bei mir geht es jetzt auch los, Babbis. Was auch immer Sie vorhaben, wir sollten es schnell tun.“

TBC ...