29.07.2010

Die geheime Stadt II

„Das gibt's nicht!" Vashtu starrte mit großen Augen aus dem Frontfenster, aktivierte dann ihr Funkgerät. „Markham, sehen Sie das gleiche wie ich?"
Stross, die wieder auf dem Copilotensitz saß, reckte den Hals und blickte in die Tiefe. „Was ist denn?" fragte sie irritiert.
Peter, der hinter ihr gesessen hatte, erhob sich und beugte sich über sie, um nun auch einen Blick nach draußen zu werfen. „Die steht ja noch!" entfuhr es ihm schließlich.
Und so war es auch. Die Devi-Stadt war zu einem guten Teil erhalten geblieben, so unglaublich das für Vashtu auch klang. Nach allem, was die anderen ihr berichtet hatten, hätte hier nicht mehr ein Stein auf dem anderen stehen dürfen, doch schienen die hohen schmalen Türme die Katastrophe relativ unbeschadet überstanden zu haben.
Vashtu senkte den Jumper weiter ab, ein zweiter Gleiter näherte sich ihnen von der gegenüberliegenden Seite.
„Mist! Was ist das denn?" hörte sie Markhams Stimme.
Sie nickte nur stumm, konzentrierte sich und rief den Scanner auf, damit sie ein relativ gutes Bild der Stadt erhielt. Dabei fand sie zwar keine Erklärung, aber zumindest beruhigte sich ihr Adrenalinspiegel wieder etwas.
„Ausgebrannt. Was wir sehen, sind nichts als Ruinen." Sie seufzte erleichtert, drosselte die Geschwindigkeit etwas und reckte wieder den Hals.
Knapp in der Mitte der Stadt, die an einem steilen Hang gebaut worden war, zog sich die Schneise der Zerstörung durch die Gebäude. Und hier war kaum noch etwas von den Türmen erhalten geblieben, dafür aber ein gewaltiger Krater in den Hang gerissen worden. Aber alles, was nicht direkt neben der Explosion gestanden hatte, als die Planetenkiller hochgegangen waren, befand sich in einem noch recht gut erhaltenen Zustand.
„Vielleicht sollten wir uns das trotzdem näher ansehen ..." Vashtu runzelte die Stirn, flog noch eine Kurve über der Devi-Stadt und konzentrierte sich auf die holografische Darstellung, die der Jumper ihr zeigte. Nachdenklich nagte sie an ihrer Unterlippe.
„Und wenn da noch welche überlebt haben, Mam?" ließ Lieutenant Frederics sich vernehmen, der den vierten Platz im Cockpit ihres Gleiters eingenommen hatte.
„Dann sollten wir sie eleminieren." Vashtu richtete sich wieder auf. „Lieutenant Markham, Sie fahren mit dem Scannen des Planeten fort. Wir sehen nach, was da unten noch steht und ob es Überlebende gibt", befahl sie.
„Aber ..."
Vashtu schüttelte unwillig den Kopf, sah wieder zum großen Frontfenster hinaus und suchte nach einem guten Landeplatz am oberen Teil des Hanges. Dann senkte sie den Jumper vorsichtig ab und landete.
„Major, wenn da wirklich noch Devi ... ?" Stross schloß den Mund, als sie ihr einen Blick zuwarf.
„Ich soll sicherstellen, daß die Erethianer wieder auf den Planeten zurückkönnen", sagte sie im kühlen Tonfall. „Und das können sie nicht, sollten noch Devi überlebt haben. Also werden wir das überprüfen und die Reste ... eleminieren." Sie mußte sich zwingen, kein anderes Wort auszusprechen.
Sie wandte sich wieder den Anzeigen zu und schaltete die Tarnung ein. „Alle Mann raus!" befahl sie dann und erhob sich.
„Vashtu, sind Sie sicher ... ?" wisperte Peter ihr über die Schulter zu.
Sie nickte mit zusammengepreßten Kiefern, wartete, bis die anderen das Cockpit verlassen hatten, ehe sie ihnen folgte.
Gerade waren wieder Bilder aus der jüngsten Vergangenheit vor ihrem geistigen Auge aufgeblitzt. Bilder, die sie lieber vergessen wollte, die sich aber bis jetzt als ziemlich hartnäckig erwiesen hatten. Und sie fragte sich immer noch, worauf sie sich hier eingelassen hatten. Gegen die Devi zu bestehen würde alles von ihr fordern, und sie wußte es. Doch nach dem, was hier geschehen war, war sie bereit dazu. Noch nie hatte sie soviel Haß in sich gefühlt, selbst ihre gefährlichen Abenteuer in der Milchstraße schienen gegen das hier vollkommen zu verblaßen.
Vashtu ging nach hinten, griff sich ihre P-90, die in einem Netz neben der Heckluke gehangen hatte zusammen mit den anderen Waffen ihres Erkundungsteams, dann verließ sie den Jumper und musterte die Männer, die Pendergast ihr mitgegeben hatte.
Insgesamt waren sie jetzt zwanzig Personen auf dem Planeten, wobei sie zugeben mußte, die Mehrzahl kannte sie noch nicht. Überwiegend Marines, die wahrscheinlich nicht nur zur Erkundung mitgekommen waren, sondern auch, um über sie zu wachen, damit sie Pendergast nicht entwischte.
Vashtu atmete tief ein, nickte Frederics, der als Waffenexperte mitgekommen war, zu, damit er Ersatzmunition aus dem Jumper holte. Dann wandte sie sich ihrem kleinen Trupp zu.
Markham und sie hatten die Gruppe von zwanzig in jeweils zehn aufgeteilt. Es wunderte sie ein bißchen, daß Dr. Stross unbedingt hatte mit ihr fliegen wollen, aber so vehement, wie die Wissenschaftlerin darauf bestanden hatte, sollte es ihr auch gleich sein. Nach zehn Tagen Einzelhaft war ihr eine ganze Menge gleichgültig, solange sie nur einmal wieder frische Luft schnuppern konnte.
Allerdings, das sagte sie sich immer wieder, sollte Pendergast seine Drohung wirklich wahr machen und sie wegen jedem bißchen, was sie in seinen Augen falsch machte, wieder in der kleinen Zelle einsperren wollen, kam er nicht gerade als erster - würde vielleicht auch nicht der letzte sein. Sie würde schon irgendeine Beschäftigung finden für diese Zeit, aber der Colonel würde sie nicht klein kriegen, das hatte sie sich geschworen.
„Wir gehen jetzt in die Devi-Stadt und durchsuchen sie auf mögliche Überlebende", sagte sie im befehlenden Ton. „Zweierteams bilden, und lassen Sie einander ja nicht aus den Augen! Sollte es überlebende Devi geben, sofort Meldung und Verstärkung anfordern. Ich wiederhole mich nicht gern, meine Herren!" Sie fixierte jeden einzelnen ihres Trupps sehr genau. „Die Devi sind extrem gefährlich und schwer zu töten. Also rufen Sie lieber Verstärkung, ehe Sie den Heldentod sterben. Und ich wünsche einen Bericht von jedem Team, und zwar ..." Sie blickte auf ihre Armbanduhr und runzelte die Stirn. Noch eine Stunde, dann mußte sie selbst Meldung machen. „... alle zwanzig Minuten. Sollte ein Team sich nicht melden, werden ihm die anderen unaufgefordert zu Hilfe kommen. Alles verstanden?"
Zögerliches Nicken. Vashtu fühlte die Abwehr, die ihr von den meisten entgegenschlug. Das konnte ja noch heiter werden. Aber sie hoffte zumindest das beste.
„Nehmen Sie soviel Munition mit, wie Sie tragen können. Peter?"
Der junge Wissenschaftler nickte und warf Stross einen triumphierenden Blick zu. Die sah etwas enttäuscht aus, doch nur einen Moment, dann trat sie zu Frederics und sprach leise auf ihn ein.
Vashtu blinzelte in den Himmel.
Noch hingen dicke Rauchschwaden in der Luft, es roch verbrannt. Und sie meinte, der Boden unter ihren Füßen sei noch warm. Aber es war an für sich erträglich. Stand nur zu hoffen, daß sich ihre letzte Verteidigung nicht als Bummerang für die Erethianer erweisen würde.
Vashtu entsicherte die P-90, wartete, bis Peter Babbis an ihre Seite trat, dann marschierte sie los, mit ernstem Gesicht und kalten Augen.

***

„Was halten Sie von Major Uruhk, Jason?" Anne beeilte sich, mit dem jungen Marine Schritt zu halten.
Sie war ein bißchen verärgert, daß die Antikerin sie nicht mit sich genommen hatte. Auf der anderen Seite konnte sie sie auch verstehen. Sie beide kannten sich noch nicht so gut, außerdem war sie es gewesen, die den Aufenthalt in der Devi-Stadt verraten hatte. Zwar, um dem Major das Leben zu retten, da sonst keine Möglichkeit bestanden hatte, sie irgendwie vom Planeten herunterzuholen, aber möglich, daß sie es anders aufgefaßt hatte.
Frederics zuckte mit den Schultern. „Sie ist ziemlich abgebrüht, Doc", antwortete er. „Und intelligent. Sie kann sich offensichtlich schnell auf alle möglichen Lebenslagen einstellen."
Anne nickte. „Und menschlich?"
Frederics warf ihr einen amüsierten Blick zu. „Da haben wir beide noch nicht allzu viel Worte miteinander gewechselt, Mam." Er marschierte weiter die steile Straße hinab, umging die Trümmer, die von den hohen, schlanken Türmen herabgefallen waren während der Explosion und des Brandes.
„Der Colonel untersagte ja die letzten Tage so gut wie jeden Kontakt mit ihr." Er grinste. „Hat sich zwei Bücher von mir ausgeliehen, Doc. Scheint, als ob der Major gern SF liest."
Anne blinzelte irritiert. „Bitte?"
Frederics Lächeln erlosch, als sie an eine Kreuzung kamen. Sein Gesicht wurde bleich, als er zu einer Ruine auf der anderen Straßenseite hinübersah. Er erschauderte, schlug einen anderen Weg ein. „Hier war ich schon mit Major Uruhk", bemerkte er dabei in einem eigenartig unbeteiligt wirkenden Tonfall.
Anne warf der Ruine einen langen Blick zu.
Irgendetwas schienen die beiden hier gefunden zu haben. Sie erinnerte sich noch einen Funkkontakt, in dem die Stimme des Majors auch alles andere als zugänglich geklungen hatte. Eher als hätte sie gerade ein tiefes Grauen gesehen. Und Frederics war auf der Flucht nicht wirklich gesprächig gewesen, fiel ihr ein.
Anne beeilte sich, wieder zu dem jungen Marine aufzuschließen. „Sie mögen Major Uruhk also?" fragte sie dann.
Frederics schien sich wieder gefangen zu haben. Er neigte leicht den Kopf, schien zu überlegen. „Kann ich noch nicht sagen", antwortete er schließlich. „Auf jeden Fall ist sie ungewöhnlich. Wie sie mit den Erethianern umgegangen ist, war schon klasse. Und in der Nacht ... solange wir zusammen waren, haben wir eigentlich gut zusammen gearbeitet. Es hat mich nur etwas ... naja, geärgert, als sie plötzlich allein losstürmte. Aber ich konnte es auch verstehen. Es ging schließlich um ihre Leute." Wieder zuckte er mit den Schultern, aktivierte sein Funkgerät, um die vereinbarte Meldung abzusetzen.
Anne warf einen Blick zurück auf die Ruine, die Frederics einen Moment so aus dem Konzept gebracht hatte. Dabei fragte sie sich, was die beiden wirklich verschwiegen. Es mußte sie ziemlich getroffen haben - beide! Aber was konnte eine zehntausend Jahre alte Frau überhaupt treffen?

***

Aufmerksam betrachtete Vashtu die Gebäude zu beiden Seiten der Straße. Wieder fiel ihr diese eigenartige Bauweise auf. Teile der Türme, meist sogar das gesamte Gebäude, sofern es noch stand, wirkten wie gewachsen. Es gab kaum regelmäßige Kanten oder Ecken. Alles war merkwürdig stumpf und abgerundet. Und selbst die Treppen in anderen Winkeln angelegt, als sie kannte.
„Sieht aus wie bei Gaudi", bemerkte Peter an ihrer Seite. „Es fehlen nur die Mosaike."
„Gaudi?" Vashtu beugte sich ein wenig vor, um die Neigung eines bestimmten Turmes besser in sich aufnehmen zu können.
„Ein spanischer Architekt", antwortete Peter mit leicht genervt klingender Stimme. „Was haben Sie eigentlich eineinhalb Jahre auf der Erde getrieben, Vashtu? Ihre Bildungslücken sind nicht gerade kleiner geworden."
Vashtu schmunzelte. Das war doch ihr Peter, wie sie ihn kannte. Wie hatten ihr denn überhaupt Zweifel kommen können an seiner Person?
„Bin irgendwie nicht so wirklich über die Klassiker hinausgekommen", gab sie zu. „'Schöne neue Welt', '1984', die Bibel, die Verfassung. All solchen Kram eben."
Peter warf ihr einen kritschen Blick zu. „Schöne neue Welt?"
Sie nickte, wandte sich jetzt dem nächsten Gebäude zu. „Aber an irgendetwas erinnert mich das hier schon", gab sie stirnrunzelnd zu.
„Sie haben die Verfassung der Vereinigten Staaten gelesen?"
Vashtu blinzelte und blieb stehen. „Und? Ich bin amerikanische Staatsbürgerin - gezwungenermaßen, sozusagen."
„Weil Sie fast im Gefängnis gelandet wären!" begehrte Peter auf.
Vashtu grinste. „Wenn man mir mein Motorrad klaut ..." Was jetzt wohl mit ihrer Maschine geschehen würde? Und was mit ihrem Apartment? Ihre Augen wurden groß. „Die Schildkröten!" entfuhr es ihr.
„Was?" Peter schüttelte unwillig den Kopf. „Jetzt lenken Sie nicht vom Thema ab, Vashtu. Sie hatten Mist gebaut und wurden ..."
„Nein, Carsons Schildkröten. Die hatte ich doch!" fiel sie ihm ins Wort. „Was jetzt wohl mit denen passiert? Ich glaube nicht, daß man sie nach Atlantis läßt."
„Hä?"
Vashtu runzelte die Stirn. „Oh Mann, wir müssen sehen, daß wir wieder nach Hause kommen. Nicht daß die noch verhungern."
„Sind Sie eigentlich noch ganz da oder haben zehn Tage Brick Ihren Verstand vernebelt?" Peter beugte sich vor. „Wie, zum Kuckuck, kommen Sie denn jetzt auf Schildkrö..." Abrupt schloß er den Mund, sein Kopf ruckte hoch und er starrte die Türme der Devi-Stadt an. „Termiten!"
Jetzt war es Vashtu, die seinem Gedankengang nicht ganz folgen konnte. „Hä?"
Peter hob die Hand. „Termitenbauten! Wenn die alt und fest genug gefügt sind, können die auch einem Atomangriff überstehen. Und diese Türme sehen ihnen verdammt ähnlich."
Vashtu blinzelte einen Moment lang, dann fuhr sie mit einem Ruck herum und starrte die nächsten Türme durchdringend an. „Sie haben recht. Aber ..."
Sollte in den Berichten nicht alles gestanden haben? Aber ... Die Devi waren als eine Kreuzung geschaffen worden. Die Frage war, wenn tatsächlich ihre Ergebnisse die Forscher in Vineta dazu gebracht hatten, diesen Versuch zu wagen, was war die dritte Komponente? Die Gentherapie, die sie entwickelt hatte, beruhte auf drei, sich allmählich miteinander verbindenden Gensträngen, wobei einer als Verbindungsglied diente, um die unterschiedlichen Spezies miteinander kreuzen zu können. Als solcher war in ihrem Genom der Iratus-Käfer verwendet worden. Wenn die Devi aber ...
Sie holte tief Atem und betrachtete den nächsten Turm aus schmalen Augen. „Spinnen und Termiten. Das wird immer besser!" flüsterte sie sich selbst zu.
„Spinnen?" Peter sah sie wieder skeptisch an.
Vashtu kniff kurz die Lippen aufeinander, richtete sich dann auf, als wieder einige Meldungen bei ihr eingingen. Dann entschied sie sich.
„Die Devi sind eine Hybrid-Rasse, die künstlich erzeugt wurde." Sie hielt den Blick starr auf die Straße gerichtet und marschierte weiter, Peter an ihrer Seite wissend. „Vineta bekam ... meine Forschungsergebnisse, nachdem ich mich der Therapie unterzogen hatte. Diese Therapie baut aber auf drei Komponenten auf. Ich wußte, daß die Wissenschaftler hier etwas spinnenähnliches gekreuzt hatten, aber ich kannte das dritte Gen nicht."
„Sie wissen, was die ..." Peter schloß den Mund. „Natürlich wissen Sie es." Er winkte ab.
„Ich weiß nicht alles", entgegnete sie entschlossen. „Offensichtlich haben die Wissenschaftler meines Volkes etwas unterschlagen oder die Berichte sind nur verstümmelt zur Erde gesandt worden. Jedenfalls fehlte die ganze Zeit die dritte Komponente. Ich hatte mich sowieso gewundert, daß die Devi in Gruppen leben. Spinnenähnliche sind meist Einzelgänger."
„Nicht immer. Es gibt auf der Erde bestimmte Unterarten, die sich zusammengeschlossen haben zu einer Art Staat", warf Peter ein.
Vashtu blieb plötzlich und abrupt stehen. Ihre Augen weiteten sich. „Staat?"
„Ja, auch Termiten haben einen Staat. Meist mit einer Königin, die für den Nachwuchs ..." Jetzt stockte auch Peter und blieb mit offenem Mund stehen.
Vashtu drehte sich zu ihm um und sah ihn an. Lange Zeit schwiegen sie, dann nickten sie im stummen Einverständnis. Allmählich ging ihnen auf, was hier gespielt worden war.
„Da bleibt dann nur eine Frage", sagte Peter schließlich mit belegter Stimme. „In Insektenstaaten produzieren die Königinnen immer auch andere Königinnen, und zwar mehr, als sie brauchen. Wenn diese Königinnen reif sind, ziehen sie aus und gründen ihre eigenen Staaten."
„Die Devi hatten zehntausend Jahre, um Königinnen ausbrüten zu lassen", ergänzte Vashtu mit ruhiger Stimme.
„Dann haben wir es hier mit etwas mehr als nur einer Stadt zu tun", fiel Peter wieder ein. „Sie haben die Raumfahrt für sich entdeckt."
„Sie haben andere Planeten kolonisiert."
„Sie haben Staaten gegründet."
„Sie brauchen Planeten und Monde, die ein gutes Klima aufweisen, um ihre menschliche Herde gedeihen zu lassen."
„Vielleicht nicht nur Menschen."
„Vielleicht auch anderes."
„Die Frage ist ..."
„Mit wievielen Staaten haben wir es zu tun?"
„Wieviele Welten gibt es hier? Die Devi haben diese Galaxis hoffentlich noch nicht verlassen."
„Haben sie nicht."
„Sicher?"
„Sicher."
„Ganz sicher?"
„Wenn sie diese Galaxis in die eine Richtung verlassen hätten, wüßte Atlantis von ihnen."
„Es sei denn, die Wraith hätten sie in Pegasus ausgerottet."
„Die Devi sind als natürliche Feinde der Wraith geschaffen worden, Peter."
„Sie können nicht natürlich sein, sie wurden künstlich geschaffen, Vashtu."
„Wie auch immer, wir können nur hoffen, daß sie nicht von hier entkommen sind."
„Aber es gibt mehr von ihnen."
„Sehr wahrscheinlich. Wir sollten die Erethianer noch einmal befragen."
„Möglicherweise wissen sie mehr. Sie wußten ja auch von anderen, bewohnten Planeten, obwohl sie kein Stargate haben."
„Sie haben ein Stargate."
„Sie haben ein Stargate?"
Vashtu nickte. „Es wurde vor zehntausend Jahren, so habe ich es zumindest gelesen, zerstört. Aber in dem Bericht stand auch, Vineta sei zerstört worden und die Stadt steht noch."
„Sie denken ... ?"
„Ich weiß nicht, was ich denken soll."
„Dann sollten wir uns die Stadt näher ansehen, dieses ... Vineta", schlug Peter vor und blinzelte.
Vashtu spannte die Kiefer an. „NEIN!"
„Wir müssen! Die Prometheus ist nicht einsatzbereit. Selbst wenn wir den Antrieb irgendwie wieder hinkriegen, der Hyperantrieb wird nie wieder auferstehen, und das wissen Sie, verdammt noch mal, auch!" fuhr Peter sie an.
Vashtu starrte vor sich hin. Ihre Kiefer mahlten.
„Sie wollen doch weg von Pendergast. Wenn es hier ein Stargate gibt, dann können wir vielleicht ..."
„Es ist kein intergalaktisches Stargate, Peter. Vineta war eine geheime Forschungsstadt, ihnen wurde zwar eine Menge zuerkannt, aber sie durften keinen Kontakt nach Atlantis aufnehmen. Wir wußten ja nicht einmal, daß es diese Stadt überhaupt gab!" Vashtu schüttelte den Kopf. „Natürlich würde ich lieber heute als morgen aus Pendergasts Einflußbereich verschwinden, aber mit einem interstellaren Stargate werde ich da ..." Wieder stockte sie, runzelte die Stirn und drehte sich um.
„Was ist?"
Vashtu schüttelte den Kopf. „Nur eine dumme Idee", murmelte sie dann. Ihr Blick fiel auf ihre Uhr. Sie seufzte schwer, wollte gerade ihr Funkgerät aktivieren, um Pendergast Meldung zu machen, als man sie anfunkte: „Major, wir haben da was gefunden."
Sie wechselte einen Blick mit Peter, dann eilten sie, Seite an Seite los.
Der zweistündige Bericht an die Prometheus war vergessen.

TBC ...

25.07.2010

2.03 Die geheime Stadt (Teil 2)

TV-Serie: Stargate general
Reihe: SG-V (Stargate: Vineta)
Genre: action, adventure, humor
Rating: PG
Author's note: Wer sich noch daran erinnert, WIE man auf der Erde auf Vineta aufmerksam wurde, wird jetzt wahrscheinlich "ah!" machen *zwinker*. Ja, es ist die indirekte Fortsetzung der Antarctica-Story, sprich, wir werfen einen genaueren Blick auf die Stadt.


Mit einem leisen Zischen glitt die Tür auf.
Vashtu Uruhk blickte von ihrer Lektüre auf und runzelte die Stirn. Dann legte sie das Buch, das sie sich bei einem ihrer Bewacher geborgt hatte, auf die Pritsche und erhob sich zögernd, um schließlich, wenn auch immer noch deutlich langsamer als von ihr gewohnt, strammzustehen und die Hand zum Gruß an die Stirn zu legen, als ihr ungebetener Besucher die Zelle betrat.
„Sir!"
Colonel Lionel Pendergast sah sich kurz interessiert um, dann richtete er seine Aufmerksamkeit auf sie und musterte sie von Kopf bis Fuß. „Scheint Ihnen ja ausgezeichnet zu gehen, Major", bemerkte er. Wieder war da dieses kalte Glitzern in seinen Augen. „Ich wußte gar nicht, daß man sich in der Brick wohl fühlen kann. Aber Sie haben inzwischen ja wohl einige Übung in Ihrem Aufenthalt hier."
Vashtu ließ ihr Gesicht ausdruckslos bleiben, auch wenn sie einen letzten kühlen Blick auf ihren momentanen Vorgesetzten nicht so ganz verhindern konnte.
Seit zehn Tagen saß sie jetzt in der Brick, der Zelle, und hatte so gut wie keinen Kontakt nach draußen, einmal abgesehen von den Wachen, die ihr regelmäßig die Mahlzeiten brachten oder sie zu einem der Duschräume führten, damit sie sich waschen konnte. Ansonsten war sie sich hier mehr oder weniger sich selbst überlassen worden. Etwas, was sie, zumindest die ersten Tage, ziemlich genossen hatte.
Pendergast nickte. „Noch immer ungebrochen, wie? Mutig, Major, das muß ich Ihnen lassen." Er trat jetzt doch näher, sah ihr in die Augen. „Ich muß sogar anerkennen, daß Sie, zumindest was das Zurückholen meiner Männer angeht, gute Arbeit geleistet haben. Und auch Ihre Devi dürfte es endgültig erledigt haben. Es sei denn, Sie denken an weitere unerwünschte Besucher?" Er hob fragend eine Braue.
„Nein, Sir. Ich weiß nichts von anderen Aggressoren, Sir", antwortete sie so knapp wie möglich.
Pendergast nickte, sah ihr immer noch in die Augen. „Die schlimmsten Brände sind inzwischen erloschen, Major. Was auch immer Babbis und Sie da unten angestellt haben, es hat ziemlich gute Arbeit geleistet. Der Planet ist verwüstet."
„Erethia, Sir", wagte sie zu bemerken, „der Planet heißt Erethia."
„Tatsächlich?" Pendergast nickte wieder, wandte sich ab. „Stehen Sie bequem, Major."
Vashtu nahm ihre Hand herunter und stellte sich in die vorgeschriebene Position, die sie allerdings als alles andere als „bequem" empfand.
„Sie haben diese Aliens hier angeschleppt", wandte Pendergast sich unvermittelt wieder an sie, stand aber weiter mit dem Rücken zu ihr, musterte statt dessen aufmerksam die Zelle. „Ich will sie wieder loswerden. Also werde ich Sie wohl oder übel aus der Brick holen, selbst wenn mir klar ist, daß Sie demnächst wohl ein Dauergast hier werden. Sie werden lachen, ich schicke Sie sogar wieder auf den Pla... nach Erethia zurück, mit einem Auftrag: Sie werden kontrollieren, ob noch Leben auf diesem Himmelskörper möglich ist, damit wir Ihre Bagage endlich wieder loswerden. Wenn das nicht der Fall ist, kontrollieren Sie noch einmal den Mond, auf dem wir zunächst waren. Wenn die ... Erethianer abgesetzt sind, melden Sie sich auf der Stelle wieder bei mir, dann überlege ich mir den nächsten Schritt."
Für einen Moment hatte Vashtu tatsächlich eine leise Hoffnung am Horizont aufleuchten sehen. Doch diese verlosch bei Pendergasts letzten Worten so schnell wieder, daß sie ihr nicht einmal nachtrauern konnte.
Pendergast hatte tatsächlich vor, sie mitzuschleppen, wohin auch immer er wollte. Der Hyperantrieb der Prometheus war von einem Wraith zerstört worden, der normale Antrieb fast außer Funktion. Nach Erethia waren sie auch nur gekommen, weil Babbis und sie gemeinsam die Sache mit den Puddlejumpern ausgeheckt hatten. Dabei aber mußte der junge Wissenschaftler Stillschweigen bewahren, denn der Colonel wollte nicht, daß sie sich in andere Bereiche als dem des Militärs einmischte. Sie - eine ehemalige Wissenschaftlerin!
„Haben Sie das verstanden, Major?" Pendergast drehte sich nun doch wieder um und musterte sie.
„Ja, Sir, ich habe verstanden", antwortete sie.
Zumindest würde sie wohl ein paar Tage Erholung dranhängen können, das war doch schon einmal etwas. Und vielleicht fiel ihr in dieser Zeit tatsächlich eine Lösung für ihr vordringlichstes Problem ein: sich so schnell und so leise wie möglich aus dem Dunstkreis des Colonels zu entfernen.
„Dann schnappen Sie sich Ihren Babbis und setzen sich in einen Puddlejumper. Sie haben zwanzig Minuten, Major. Und ich befehle Ihnen, mir alle zwei Stunden Bericht zu erstatten. Stellen Sie sich Ihre Uhr, denn ich werde nicht warten!" Pendergast drehte sich um und verließ die Brick, doch die Tür blieb hinter ihm geöffnet.
Vashtu seufzte erleichtert, sah sich kurz um, ob sie irgendetwas noch herumliegen hatte, dann verließ sich mit strammen Schritten die Zelle.
In einem mußte sie Pendergast wirklich recht geben: Wenn er sie wirklich weiter an einer dermaßen kurzen Leine hielt, würde sie tatsächlich ein Dauergast in seiner Brick werden.

***

Dr. Anne Stross stopfte mißmutig einige Kleidungsstücke zum Wechseln in einen Rucksack, zog dann dessen Reißverschluß zu.
Vor einer halben Stunde hatte Pendergast ihr mitgeteilt, daß sie und Markham sich im Hangar einzufinden hatten - unverzüglich! Sie sollte mit einem Team auf den Planeten hinunter und nachsehen, ob dieser noch soweit intakt war, um die Erethianer - und wahrscheinlich auch die Crew aus Atlantis - dort auszusetzen.
An für sich hatte Anne nichts gegen diesen Vorschlag, im Gegenteil begrüßte sie ihn sogar. Aber sie hatte eigentlich eher darauf gehofft, daß jemand anderes mit dieser Eingebung zu ihr kommen würde, und dies auch nicht sofort nach dem Ende der größten Brände, die auf dem Planeten so ziemlich alles zerstört haben dürften, was dort überhaupt existiert hatte.
Aber die Antikerstadt, von der Major Uruhk gesprochen hatte ... was war mit dieser? Soweit sie von den Erethianern erfahren hatte, war es durchaus möglich, daß diese das zehntägige Inferno überstanden hatte, immerhin lag sie wohl geschützt in einer gewaltigen Höhle. Vielleicht hatten sie wirklich zur Abwechslung einmal Glück.
Allerdings wäre es ihr persönlich lieber gewesen, wäre Major Uruhk mit von der Partie. Immerhin war diese außergewöhnliche Frau selbst eine Antikerin und könnte nur allein durch ihr Auftauchen diese geheimnisvolle Stadt wieder zum Leben erwecken. Das Gen ihres Volkes bewirkte Dinge, die normalen Menschen versagt blieben. Und, wie Stross sich an die Aussagen von Elizabeth Weir erinnerte, dieses Gen konnte eine Stadt durchaus aus ihrem zehntausendjährigen Schlaf erwecken, wie im Falle des früh verstorbenen Major Sheppard in Atlantis geschehen.
Aber Major Uruhk saß seit zehn Tagen in der Brick der Prometheus, und es sah nicht so aus, als wollte Pendergast die Antikerin so schnell wieder laufen lassen, vor allem, da er zumindest über ihre Herkunft Bescheid wußte.
Anne wagte gar nicht sich vorzustellen, was der Colonel noch auffahren mochte, sollte er jemals hinter das zweite Geheimnis dieser ungewöhnlichen Frau kommen. Mißtrauisch war er inzwischen, das hatte sie selbst schon bemerkt. Nur allein die Sache mit dem Wraith, der sich auf dem Schiff eingeschlichen und offensichtlich den Hyperantrieb zerstört hatte, sprach Bände. Major Uruhk hatte den Eindringling laut eigener Aussage selbst getötet, wie sie schon hunderte seiner Art getötet hatte vor zehntausend Jahren. Pendergast selbst hatte sie gefunden, als sie sich gerade über den Leichnam beugte, und daraufhin auf die rasche Herausgabe der medizinischen Ergebnisse seines unverhofften Fanges gedrungen. Anne war es nur dank Dr. Peter Grodin gelungen, das Geheimnis der Antikerin zu wahren, ihre fremden Gene, die sie zu höheren Leistungen als die eines normalen Menschen bringen konnten.
Aber was Major Uruhk und Dr. Peter Babbis da auf dem Planeten getan hatten, war eine ganze andere Sache. Den beiden allein war es gelungen, die Devi, die wohl auf Erethia vorherrschende Rasse, vollständig auszulöschen. Dabei allerdings hatten sie diesen verheerenden, den Planeten offensichtlich komplett zerstörenden Brand ausgelöst und ein weiteres Mitglied ihres Teams, Dr. James Wallace, verloren.
Wie Anne nicht anders erwartet hatte, waren die vornehmlich Beteiligten an der Aktion unter Bewachung gestellt worden. Nur Major Uruhk hatte es zu dem zweifelhaften Ruf gebracht, in die Zelle der Prometheus zu wandern ohne großen Kontakt zum Rest der Besatzung des Schiffes. Aber Pendergast versuchte ja bereits seit dem Auftauchen dieses ominösen SG-Teams mit der Nummer 27, die Antikerin von allen anderen zu isolieren. Anne war sich sicher, der Colonel hatte ihr mit seiner Weigerung, eine Rettungsmission für die Vermißten ihres Außenteams aufzustellen, eine Falle gestellt, in die die Antikerin auch prompt gelaufen war durch ihr Pflichtbewußtsein und den verletzten Stolz.
Die Wissenschaftlerin seufzte und schulterte den Rucksack.
Bis jetzt hatte sie zumindest noch ab und an Berichte über den seelischen Zustand der Majorin erhalten durch ihre „Spione" in Pendergasts Reihen. Aber wenn sie wieder auf dem Planeten war, für wer weiß wie lange Zeit, würde damit wohl auch Schluß sein. Dabei hatte Anne die ganze Zeit über gehofft, irgendwie die Antikerin überreden zu können, hierzubleiben und sich ihrer Crew anzuschließen. Sie hatte sogar geglaubt, erste zarte Freundschaftsbande zu dieser ungewöhnlichen Frau geschlossen zu haben. Aber das dürfte dann jetzt wohl der Vergangenheit angehören. Pendergast würde nie im Leben zulassen, daß sie beide noch einmal aufeinandertrafen, davon war sie überzeugt.
Im Gang erwartete Lieutenant Markham sie mit ernstem Gesicht. Anne seufzte und wanderte an seiner Seite bedrückt in Richtung Hangar.
Ohne es zu wollen hatte sie Pendergast genau den Grund geliefert, den er die ganze Zeit vorher gesucht hatte, um sie loszuwerden und Major Uruhk ganz für sich zu beanspruchen. Natürlich hatte sie um dieses Risiko gewußt, doch es weit von sich geschoben, als die Antikerin mit der Bitte um Hilfe zu ihr gekommen war. Eher hatte sie damit gerechnet, daß die Paranoia Pendergasts das kleine Netzwerk, das sie in den letzten Wochen seit ihrer überstürzten Abreise von Atlantis aufgebaut hatte, zerschlagen würde. Doch merkwürdigerweise hatte der Colonel die Erklärungen der anderen Beteiligten, nämlich daß sie und der Major den Plan allein ausgeheckt und die anderen mit diversen Drohungen dazu gezwungen hätten, geglaubt. Die Militärs, abgesehen von Vashtu Uruhk, waren sogar von ihm belobigt worden für ihre Tat.
Was mochte Pendergast planen mit der Antikerin? Warum diese ständige Gängelei ihr gegenüber, die sogar noch schlimmer war als alles, was die Atlantis-Crew bisher hatte mitmachen müssen? Warum schließlich diese gründliche Isolation? Weil seine erste Methode, nämlich das blosse Verbot, nicht gefruchtet hatte?
Anne wußte es nicht. Was sie aber wußte war, daß sie nicht in der Haut von Major Uruhk stecken wollte. Pendergast hatte einen Narren an der Antikerin gefressen, behielt sie im Auge, ließ sie von seinen Leuten überwachen. Soweit Anne es wußte, waren auch regelmäßig Wanzen im Quartier des Majors angebracht worden, die diese, ebenso regelmäßig, wieder entfernte. Und ihr war es irgendwie auch gelungen, ihr Funkgerät dermaßen zu manipulieren, daß niemand ihre Frequenz abhören konnte.
Das war es, was Anne an dieser Frau beeindruckte. Ihre Art, die Dinge direkt anzugehen, scheinbar ohne sich um die Konsequenzen wirklich zu kümmern. Vashtu Uruhk stürmte vor, und würde vielleicht irgendwann mit fliegenden Fahnen untergehen, wenn nicht jemand sie bremste. Aber anders bremste als Pendergast es versuchte. Diese Frau mußte mit Vernunft zur Einsicht gebracht werden, nicht mit strengerer Regulierung und Überwachung. Sie selbst mußte einlenken, nicht vollkommen abgeschnitten werden von allem möglichen.
Anne betrat an der Seite von Markham den Hangar. Ein Puddlejumper stand bereit, die Heckluke geöffnet. Auf der Rampe erschien gerade Dr. Peter Babbis, irgendetwas unter den Arm geklemmt, das Anne nicht richtig sehen konnte.
Ein zweiter Jumper stand nicht weit entfernt, ebenfalls mit gesenkter Heckluke. Und aus diesem Jumper kam auch gerade eine Gestalt herab. Eine Gestalt, die Anne nicht erwartet hatte, die wohl auch Markham nicht erwartet hatte nach dem zu schließen, wie groß seine Augen plötzlich wurden. Eine schwarzhaarige Frau mit einer Sturmwindfrisur, wie sie nur im Buche stehen konnte.
„Major Uruhk?" entfuhr es Anne entgeistert.
Die Antikerin drehte sich zu ihr herum, und kurz huschte ein Lächeln über ihre Lippen. „Doc", nickte sie zur Begrüßung, nahm Babbis dann ein Datenpad ab und las es sich stirnrunzelnd durch. „Sie können schon reingehen. Die Jumper sind bereit zum Start, sobald unsere Mannschaft versammelt ist."
Anne starrte die andere nur groß an und konnte einfach nicht glauben, sie hier vor sich zu sehen. „Aber ... woher?" fragte sie schließlich.
Major Uruhk blickte auf. Ihre großen dunklen Augen glänzten belustigt, während wieder ein Lächeln um ihre Mundwinkel spielte. „Aus der Brick. Strafaktion", antwortete sie.
Anne nickte nur verwirrt.

***

Dr. Peter Grodin schob den Rollstuhl vor sich her, stellte dann die Bremsen fest, ehe er um die, das Krankenbett abteilenden Vorhänge trat und seinen Patienten musterte. „Guten Morgen, Sergeant", begrüßte er den älteren Mann.
Sergeant George Dorn blickte auf, einen amüsierten Zug um den Mund, und nickte ihm stumm zu.
Grodin trat kopfschüttelnd näher. „Ich frage mich wirklich, ob Sie mir das alles nur vorspielen oder tatsächlich so einsilbig sind", sagte er dann, die Hände in die Hüften gestützt.
Dorn zuckte mit den Schultern, legte die Zeitschrift, in der er geblättert hatte, auf den Beistelltisch neben dem Bett. „Bin so", antwortete er einsilbig.
Grodin nickte. „Es sei denn, Ihre Vorgesetzte taucht auf", bemerkte er, beugte sich über seinen Patienten und zwinkerte ihm zu. „Ein süßer Feger, dieser Major, was?"
Dorn hob die Brauen. „Haben viel durchgemacht, Major Uruhk und ich. Das ganze Team." Sein Gesicht wurde nachdenklich, in seinen Augen lag ein Schleier.
Grodin seufzte, richtete sich wieder auf und legte dem Marine eine Hand auf die Schulter. „Soweit Dr. Babbis das berichtet hat, hat Ihr viertes Mitglied nicht lange leiden müssen, Sergeant", sagte er mitfühlend, auch wenn er wußte, diese Worte waren nur ein schwacher Trost.
Dorn riß sich aus seiner Trauer. Langsam schüttelte er den Kopf, sah dann wieder auf. „Dem Major geht das näher", sagte er einfach nur.
Nun allerdings war Grodin überrascht.
Er hatte Major Uruhk und Dr. Babbis nach deren Rückkehr vom Planeten noch einmal gründlich untersucht, auch mit ihnen gesprochen. Dabei hatte er eigentlich weniger das Gefühl gehabt, der Tod von Dr. Wallace ginge der Antikerin nahe. Dagegen war ihr Haß auf die Devi beinahe unheimlich für ihn gewesen. Aber ... vielleicht hatte Dorn recht und sie reagierte nicht mit der typischen Trauer, sondern mit Zorn auf die, die ihr viertes Teammitglied getötet hatten.
Grodin beschloß, noch einmal auf Pendergast einzuwirken und mit Dr. Heightmeyer zu sprechen, damit diese Major Uruhk vielleicht noch einmal untersuchen konnte. Wenn die Antikerin tatsächlich ihre Trauer zu übersteigern begann und ein Aggressionspotenzial entwickelte, konnte das üble Folgen haben, je nachdem, wie lange sie in dieser Galaxis bleiben mußten. Und nach allem, was er wußte, würden sie wohl eine ganze Weile hier festsitzen.
„Die beiden machen sich Vorwürfe", fügte Dorn nachdenklich hinzu, warf dem Stumpf seines linken Beines einen langen Blick zu.
Grodin sah auch auf das nieder, was sich da so deutlich unter der dünnen Decke abzeichnete. Und so ganz konnte er das nicht von der Hand weisen. Das Bein abzubinden mochte im ersten Moment keine schlechte Idee gewesen sein, aber es abgebunden zu lassen aus Angst, die Arterie würde sich wieder öffnen, ein großer Fehler, der dem Marine tatsächlich das Bein gekostet hatte. Er hatte es nicht mehr retten können, so viel Mühe er sich auch gegeben hatte.
„Das wird sich wieder fügen, Sergeant", wandte er ein, richtete sich wieder auf. „Und es wird Zeit, daß Sie aus dem Bett kommen. Ich habe Ihnen da etwas mitgebracht, für den Anfang."
Dorn blickte mit hochgezogenen Brauen auf, sagte aber wieder nichts.
Grodin nickte, trat wieder um den Vorhang herum und brachte den Rollstuhl in das schmale Abteil. „Erst einmal, Sergeant, werden Sie mit diesem Gefährt vorlieb nehmen müssen. In ein paar Tagen fangen wir dann mit den Krücken an, damit Sie wieder laufen lernen."
Dorn betrachtete den Rollstuhl nachdenklich, schlug dann die Decke zurück und rutschte auf die Kante des schmalen Bettes.
Grodin war überrascht über diese Reaktion. Normalerweise versuchten Patienten wie Dorn alles, um dem Rollstuhl zu entgehen. Von Leugnen bis zur Apathie hatte er schon jedes Stadium der Weigerung erlebt. Doch der Sergeant schien geradezu begeistert von der Aussicht, endlich aus dem Bett zu kommen.
Ein gutes Zeichen?
Grodin war sich da nicht so ganz sicher, aber er wollte im Moment das beste hoffen.

TBC ...

16.07.2010

Das Angesicht des Feindes 4/4 VI

„Sie kommen zurück!" Anne sprang auf, als die die Reihe der Gestalten sah. Es hielt sie nichts mehr auf ihrem Sitz.
In den letzten Minuten hatte Funkstille geherrscht, niemand hatte irgendeine Meldung gegeben. Das letzte, was sie wußte war, daß Major Uruhk unvermittelt allein losgezogen war, um die beiden Wissenschaftler ihres Teams zu retten.
Hoffentlich war sie zurückgekommen! Und hoffentlich war es ihr geglückt, die Vermißten ebenfalls wiederzufinden.
Anne öffnete die Heckluke des Jumpers, zog die Automatik und sprang über die Rampe nach draußen. „Kommt, schnell!" rief sie den Fliehenden zu.
„Das Licht ändert sich!" rief Markham aus dem Cockpit.
Anne fuhr herum, gerade als die ersten Flüchtlinge den Gleiter erreichten. Ihr Herz setzte einen Schlag aus.
Sie waren entdeckt worden, davon war sie überzeugt. Und als der letzte des Rettungstrupps im Jumper verschwunden war, wußte sie auch, wer genau entdeckt worden war.
„Major Uruhk ist noch nicht zurückgekehrt", meldete Frederics ihr. In seiner Stimme schwang Sorge.
Anne drehte sich um und sah den Hang hinunter, an dem die Devi-Stadt lag. Markham hatte recht. Das Licht wirkte jetzt heller und eindringlicher.
„Oh mein Gott!" flüsterte sie.

***

Vashtu entließ eine weitere Garbe dem Lauf, stellte befriedigt fest, daß diese zumindest einen der Gegner gefunden hatte. Dann wirbelte sie herum, Peter an ihrer Seite wissend, und hetzte die Straße wieder hinauf, von den gleißenden Lichtblitzen aus mehreren Energiewaffen verfolgt.
Die wunderbaren Winkel, in deren Schatten sie sich bis jetzt vorgearbeitet hatte, waren hell erleuchtet und boten keinen Schutz mehr, sondern wurden eher zu Fallen, da die Devi sie dort wesentlich schneller überraschen konnten. Also blieben sie jetzt auf der Straße und rasten den Weg zurück, den die Antikerin gekommen war.
An der nächsten Kreuzung erwartete sie schon ein weiteres Kontingent. Vashtu machte sich gar nicht mehr die Mühe zu zielen, sie hielt die P-90 in die ungefähre Richtung, während sie schon einen anderen Weg suchte.
„Wir kommen hier nicht raus - nicht auf diesem Weg!" schrie Peter ihr über den Lärm ihrer beider Waffen zu, denn sie hatte ihm die zweite Beretta gegeben, die Frederics ihr verehrt hatte.
Vashtu löste das leere Magazin, während sie das nächste bereits in der Hand hatte. Mit einem dumpfen Klicken rastete es ein. „In die Gasse, schnell!" rief sie dem Wissenschaftler zu, zog eine letzte Markierung mit Kugeln auf die Straße und folgte ihm.
In diesem Moment aktivierte sich ihr Funkgerät, und Barnes meldete sich: „Alle wohlbehalten beim Jumper angekommen, Mam. Wir warten auf Sie."
Vashtu biß sich auf die Lippen, löste ihre Linke vom Abzug und klopfte einmal gegen das winzige Gerät an ihrem Ohr. „Negativ. Hauen Sie ab!" rief sie, hetzte weiter hinter Peter her.
„Aber ..."
„Bringen Sie sich außer Reichweite. Babbis und ich kommen nach." Sie hob die Waffe an die Wange und schoß über den Kopf ihres Teammitgliedes hinweg, als sie den Devi sah, der von oben die Wand heruntergekrochen kam.
Konnten die hier das etwa auch? Mist!
„Major, wir lassen Sie nicht zurück!" Stross! Und in ihrer Stimme schwang deutlich Panik.
„Bringen Sie Ihren Arsch in Sicherheit, Doc!" brüllte Vashtu in das Mikro und zog den Kopf ein, als ein Energiestoß dicht über sie hinwegzischte. „Barnes, wie lange braucht Ihr Feuerwerk?"
Peter drückte sich an eine Hauswand. Vashtu warf sich gegen die gegenüberliegende, machte kurz einen langen Hals, dann nickte sie, sprang vor und eröffnete eine Sperrfeuer in eine Richtung. Der Wissenschaftler folgte ihr sofort und deckte ihren Rücken mit der Beretta.
„Wir haben die Zünder auf fünf Minuten eingestellt. Sobald wir das Knöpfchen drücken ..."
„Dann tun Sie das! Wir brauchen hier jede Ablenkung, die wir kriegen können."
Die Beretta verstummte. „Leer!" rief Peter ihr über die Schulter zu.
Vashtu reckte ihm ihren Rücken hin. „Linke Seite."
„Was?" fragte Stross.
„Anne, verdammt, gehen Sie aus der Leitung! Markham, auf den Pilotensitz mit Ihnen und ab in eine Umlaufbahn! Wenn wir hier durch sind, melden wir uns, dann können Sie uns einsammeln. Uruhk Ende und Aus!"
Peter rutschte mit einem Fuß weg, als sie die halsbrecherische Flucht wieder aufnahmen. Vashtu konnte ihn gerade noch abfangen, ehe er stürzte. Dabei hatte sie selbst Mühe, auf den Beinen zu bleiben. Der Untergrund war seltsam schmierig.
Sie stürzten in die nächste Gasse und rasten ... tiefer in die Stadt hinein.

***

„Miller, Sie haben den Major gehört." Barnes nickte dem Sprengstoffexperten zu, der sofort aus seiner Überlebensweste eine kleine Fernbedienung zog.
„Aber ..." Anne starrte von einem zum anderen. „Das können Sie doch nicht tun! Wir können Major Uruhk und ihr Team doch nicht zurücklassen."
„Wir verschaffen ihr ein bißchen Zeit, Mam", wandte Barnes sich erklärend an sie und nickte. „Das Mädchen ist gut, verdammt gut sogar. Denkt man gar nicht, wenn man ihren Struwwelkopf zum ersten Mal sieht."
Anne verstand gar nichts mehr. Sie fühlte nur die Panik, die sie wieder überkommen wollte. „Sie wollen den Jumper in eine Umlaufbahn bringen und C4 zünden und sagen, das würde ihr helfen? Sie wäre dann doch vollkommen abgeschnitten."
Barnes beugte sich vor. Kurz glitt sein Blick hinüber zu dem Sprengstoffexperten, ehe er sich an sie wandte: „Erst einmal bringt sie uns aus der Schußbahn und muß sich darüber nicht auch noch den Kopf zerbrechen, Doc. Und zum anderen lenken wir diese sechsarmigen Viecher von ihr ab, wenn wir die Sprengsätze hochjagen, noch dazu kontrolliert. Wie ich Major Uruhk einschätze, wird sie diese Zeit für ein weiteres Ablenkungsmanöver nutzen und sich auf diese Weise aus der Stadt absetzen wollen. Das ist eine typische Einzelkämpfertaktik, Doc. Und dieses Mädchen zieht sie eiskalt durch. Ich möchte nicht gegen sie antreten, und diese Devi beneide ich wahrlich nicht darum."
„Aber ..."
„Mam, Sie hätten vielleicht einmal richtig zuhören sollen, wenn sie den Mund aufmachte. Dieses Mädchen hat allein gegen die Wraith gekämpft und überlebt - vor zehntausend Jahren", wandte Miller ein. „Wenn einer hier ein Überlebenskünstler ist, dann sie. Sie weiß, was sie befohlen hat, glauben Sie mir. Die kommt wieder, das ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Selbst wenn sie jetzt ein bißchen in Schwierigkeiten stecken sollte, die kommt wieder."
Anne blinzelte verwirrt, dann erst ging ihr auf, daß Miller den Fernzünder nicht mehr in der Hand hatte. Sie holte tief Atem.

***

„Da rein!" Peter raste eine schräge Treppe hinunter. Vashtu hetzte hinterher.
Ihr ging allmählich die Munition aus. Und sie brauchten noch ein paar Minuten. Selbst wenn die Jumperbesatzung inzwischen den Knopf gedrückt hatte, fünf Minuten konnten eine sehr lange Zeit werden.
Direkt hinter Peter hetzte sie in das Gebäude, versuchte die Tür zu schließen, doch die fuhr nicht richtig aus.
„Das gibt's nicht!" hörte sie den Wissenschaftler in ihrem Rücken keuchen und wirbelte, die Waffe im Anschlag, herum, um sie dann sofort wieder sinken zu lassen.
Mit großen Augen starrte sie auf die schwarzen Würfel, die ihr allerdings sehr bekannt vorkamen. Ohne jeden Schmuck oder einem Anzeichen von irgendeiner Energieabgabe. Und hier lagen Kisten davon herum!
Vashtu drehte den Kopf, wechselte einen langen Blick mit Peter, den der erwiderte.
Dann kam plötzlich Leben in sie beide.
Die Antikerin wirbelte wieder herum, zerrte an einer der Kisten und verschanzte sich dahinter, die P-90 schußbereit und den rechten Arm auf die behelfsmäßige Deckung gestützt. Dabei hoffte sie, diese netten Raumminen würden nicht bei der kleinsten Erschütterung hochgehen, wie die eine es damals mit SGC beinahe getan hätte.
Peter hinter ihr sprang über eine weitere Kiste, stemmte sie ächzend auf und beugte sich über dessen Inhalt.
Schritte näherten sich.
Vashtus Augen wurden schmal.

***

Als Anne wieder das Cockpit betrat, war Markham bereits im Weltraum. Die holografische Anzeige des Jumpers zeigte einige blinkende Punkte, die ihnen folgten.
Frederics saß, dumpf vor sich hinbrütend, auf dem Platz hinter Markham und starrte vor sich hin.
Anne ließ sich wieder auf dem Sitz des Copiloten nieder und sah nach draußen.
„Die suchen uns", bemerkte der Lieutenant in der Uniform von Atlantis.
Anne betrachtete die blinkenden Punkte, die sich rasch näherten.
Hoffentlich ging es der Antikerin gut. Und hoffentlich kam sie da wieder heraus.
In diesem Moment zuckte ein Energieblitz an ihrer Seite am Jumper vorbei und verlosch im All.
Anne starrte ihm noch nach, als bereits ein zweiter erfolgte. „Aber ..."
Markham erstarrte. „Die schießen auf uns!" entfuhr es ihm. Verzweifelt zog er den Jumper in einem unüberlegten Ausweichmanöver zur Seite.
„Ist der Tarnmodus defekt?" Anne sah ihren Piloten verdattert an.
Der las irritiert die Anzeigen, schüttelte dann den Kopf. „Tarnmodus online."
Der nächste Schuß streifte den kleinen Gleiter und schüttelte alle Insassen ordentlich durch.

***

Peter berührte vorsichtig den Planetenkiller, den er, noch vorsichtiger, vor sich aufgestellt hatte. Und zwar an der gleichen Stelle, an der Wallace ihn damals berührt hatte, zumindest hoffte er das. Aber es geschah nichts.
Schüsse bellten durch den Lagerraum. Energiesalven aus Devi-Waffen antworteten zischend und malten dunkle Schatten an die Wände.
„Peter, machen Sie hin! Ich habe keine Munition mehr!" rief Vashtu ihm zu.
„Ich weiß nicht wie!" Er schlug mit der flachen Hand auf die würfelförmige Bombe in seiner Verzweiflung. „Heiße ich Wallace?"
Der Planetenkiller fuhr mit einem leisen Sirren hoch und begann zu ticken.

***

„Haben wir keine Drohnen an Bord?" Barnes war von hinten gekommen und starrte nach draußen ins All.
Die langgestreckten und extrem flachen Jäger der Devi hetzten sie vor sich her. Jedesmal, wenn Markham einen neuen Versuch unternahm, die Lage etwas zu ihren Gunsten zu verändern, waren sie einfach schneller und zogen an ihnen vorbei.
„Markham, sind Sie hier irgendwo?"
Anne atmete erleichtert auf, als sie die Stimme von Major Uruhk hörte. „Wir sind im Orbit und liegen unter Beschuß."
Ein Fluch in einer fremden Sprache.
Anne mußte ein anzügliches Grinsen unterdrücken.
„Wir müßten dringenst abgeholt werden. Hier fliegt uns gleich alles um die Ohren." Die Stimme der Antikerin klang gehetzt.
„Pendergast hier", mischte eine andere Stimme sich nun ein. „Wer ist da draußen?"
Anne und Markham wechselten einen Blick, während der Jumper einen neuen Treffer einstecken mußte und sie durchgeschüttelt wurden.
„Es bleibt uns nichts anderes übrig", sagte der Lieutenant. „Selbst mit den Drohnen erwische ich sie nicht. Die sind zu schnell."
Anne atmete tief ein, dann aktivierte sie ihr Funkgerät. „Colonel, wir liegen unter schwerem Beschuß. Und ... und Major Uruhk sitzt mit ihrem Team in der Devi-Stadt fest", meldete sie schließlich.
„Dr. Stross ... warum wundert mich das nur nicht! Und jetzt geben Sie mir auf der Stelle Major Uruhk!"
Doch das Funkgerät der Antikerin war plötzlich tot.
Anne wechselte einen Blick mit Frederics, der sich aufgerichtet hatte. Über das Gesicht des jungen Marine huschte ein Lächeln. „302!" juchzte er.

***

Vashtu entledigte sich des defekten Funkgerätes und warf es irgendwo hin, während sie wieder hinter Peter herhetzte. Ab und an gab sie blind einen Schuß nach hinten ab, doch sie war sich im klaren darüber, daß ihr das nicht einmal mehr Zeit erkaufen konnte. Wenn jetzt nicht bald die Bomben ...
Als hätten Millers C4-Ladungen nur auf dieses Stichwort gewartet, gingen die ersten Sprengsätze endlich hoch.
Peter warf ihr einen Blick über die Schulter zu. Vashtu schüttelte unwillig den Kopf und holte zu ihm auf. „Weiter!" keuchte sie.
Die Devi waren offensichtlich irritiert und verfolgten sie im Augenblick nicht weiter. Und sie beide mußten so schnell wie möglich hier verschwinden. Wenn die Planetenkiller hochgehen würden ...
Sie bogen in eine weitere Gasse ab und hetzten diese entlang bis zu ihrem Ende.
Hinter ihnen, weiter oben am Hang, gingen die letzten Ladungen in die Luft, richteten aber wenig Schaden an. Aber zumindest sorgten sie weiter für Verwirrung.
Vashtu beschleunigte ihre Schritte, packte Peter am Arm und riß ihn mit sich.
Sie mußten so schnell wie möglich so weit wie möglich aus der direkten Todeszone der Planetenkiller heraus, sonst hatte selbst sie keine Chance mehr. Es hatte ihr damals schon gereicht, diesen einen durch das Stargate befördern zu müssen und einen kleinen Teil seiner Sprengkraft zu fühlen. Dieses Mal aber jagten sie wahrscheinlich ein ganzes Lager diesee Dinger in die Luft.
Die Gasse mündete auf einem kleinen Platz, dessen Ende von einem durchgehenden Geländer begrenzt war.
Vashtu jagte darauf zu, in der Hoffnung, endlich einen Fluchtweg aus der Stadt heraus gefunden zu haben. Doch ihre Hoffnung wurde enttäuscht.
Von ihrem Schwung fast mitgerissen, knallte sie hart gegen das Geländer, das sich mit einem Ächzen über diese Mißhandlung beschwerte. Ihr Oberkörper wurde unwillkürlich nach vorn gerissen, und sie starrte in einen Abgrund hinunter, der ihr wahrhaft bodenlos erschien.
Ihre Augen weiteten sich vor Schrecken und mit aller Macht riß sie sich zurück.
Und in diesem Moment fühlte sie die erste Vibration unter den Füßen.
Sie wirbelte zu Peter herum, der sie entsetzt anstarrte.
„Kopf runter!" befahl sie, duckte sich und schützte ihren Schädel mit den Armen, auch wenn das nicht viel bringen würde. Peter tat es ihr nach.
Eine Feuersäule stieg aus der Stadt hervor und schraubte sich in den Himmel, dehnte sich auch am Boden immer weiter aus.
Die beiden letzten Mitglieder von SG-27 starrten sich an, dann kniffen sie zeitgleich die Augen zusammen, als sie die Hitze und das laute Tosen sich ihnen nähern fühlten.
Es war aus, schoß es Vashtu durch den Kopf. Das war das Ende - ihr Ende! Das konnten selbst die Wraith-Zellen nicht überstehen.
Mit einem gewaltigen Brüllen fegte das Feuer über sie hinweg, in seinem Gefolge Trümmer und Gestein.
Vashtu fühlte den starken Sog und die Hitze, die ihre Lungen versengen wollten. Sie krümmte sich unwillkürlich noch weiter zusammen.
Ich will nicht sterben! schoß es ihr durch den Kopf, während das Brüllen und Tosen sich zu einer Katatonie ausweitete, der ihre Trommelfelle kaum noch Herr werden konnten.
Und dann herrschte plötzlich Stille. Die Luft war wieder atembar und die Hitze fort, als habe es sie nie gegeben.
Vashtu zögerte.
War das der Tod? Aber ... den kannte sie anders.
Was war dann ... ?
Sie öffnete die Augen und blinzelte.
Peter, der ihr immer noch dicht gegenüberstand, tat es ihr nach, mit einem verblüfften Gesichtsausdruck. Dann richtete er sich langsam auf, ebenso wie sie.
Beide starrten sich groß an, ehe sie begriffen. Dann ruckten ihre Köpfe zeitgleich zum Frontfenster der Prometheus und sie starrten hinunter auf den Planeten, auf dem sie vor wenigen Sekunden noch mit ihrem sicheren Tod gerechnet hatten.
Eine Feuerschneise grub sich, selbst vom Weltraum aus sichtbar, in den Planeten hinein und breitete sich, während sie beide noch ungläubig darauf starrten, langsam aber unaufhaltsam aus.

***

Einen Tag später

Peter Babbis stand einem der kleineren Fenster und sah hinaus ins All, während er nachdenklich an seinem Kaffee nippte.
Noch immer tobte ein gewaltiger Brand über den Planeten hinweg. Was Vashtu und er da angerichtet hatten, war eine Katastrophe biblischen Ausmaßes. Wenn sie jemals wieder auf diesen Planeten zurückkehren konnten, dann würde sehr wahrscheinlich auch nicht mehr ein Stein auf dem anderen stehen.
Kamen die Planetenkiller von den Devi?
Er glaubte, sich da beinahe sicher sein zu können, zumindest sicherer als bisher. So unwahrscheinlich das auch klang, diese fremde Rasse hatte sich offenbar zu der beherrschenden Kultur in dieser Galaxis hochgeschwungen. Was er, wenn auch nur kurz und aus den Augenwinkeln, in der Stadt gesehen hatte, hatte da eine eindeutige Sprache gesprochen.
Wieder nippte er an seinem Kaffee, ließ die Tasse dann sinken und runzelte die Stirn. Mit der freien Hand rieb er sich kurz die Nasenwurzel hinter seiner Brille, als seine Augen beginnen wollten zu brennen.
James Wallace war tot, und er wußte nicht, wieviele andere ihm noch folgen würden. In dieser Galaxie zu bleiben glich ihm im Moment beinahe einem Selbstmord. Aber hatten sie überhaupt eine andere Wahl?
Peter atmete tief ein, blickte wieder zu dem Planeten hinunter. Vielleicht würde der ihre einzige Chance sein. Immerhin gab es da immer noch diese ominöse Stadt, zu der Vashtu gegangen war, ehe die Devi auftauchten. Wenn es sie nach dieser Welle der Vernichtung noch geben sollte ...
„Dr. Babbis?"
Er richtete sich unwillkürlich auf und drehte den Kopf, um erleichtert zu seufzen. „Danea." Er zwang sich zu einem Lächeln.
Der junge Erethianer trat an ihn heran und erwiderte dieses Lächeln. Dann neigte er den Kopf. „Ich wollte dir noch danken, Doktor", sagte er.
Peter hob die Brauen. „Danken?"
Danea nickte, sah sich kurz um. „Du weißt nicht zufällig, wo sich Major Uruhk befindet, oder?" fragte er dann.
Peter öffnete den Mund, schloß ihn dann aber wieder. „Äh, der Major ist beschäftigt", antwortete er dann mit einem verlegenen Lächeln.
Danea nickte verstehend, lächelte dann wieder auf seine freundliche Art. „Dann richte ihr bitte auch meinen Dank aus, und den meines Volkes. Ihr habt die Erethianer vor den Devi gerettet, dafür werden wir ewig in eurer Schuld stehen."
Peter blinzelte zum Fenster hinaus. „Äh, wir haben fast euren Planeten zerstört ... naja, zumindest die Vegetation dürfte hin sein, und das über Jahre."
Danea beugte sich vor und blickte jetzt ebenfalls voller Interesse auf seine Heimat hinunter. „Pflanzen wachsen nach einem Feuer besser", kommentierte er schließlich. „Aber die Devi werden das nicht überlebt haben."
Peter nickte sinnend. „Das denke ich allerdings auch", gab er zu.
„Damit sind wir ein freies Volk und können wieder von vorn anfangen. Es wird noch viel zu tun geben. Und wir würden uns freuen, wenn ihr unsere Einladung annehmen und mit uns auf den Planeten kommen würdet. Hier ist es nicht gut für euch, das haben wir sofort bemerkt."
„Ich werde es Major Uruhk ausrichten." Peter zwang sich zu einem Lächeln.
Danea blickte wieder aus dem Fenster.

***

Vashtu Uruhk erhob sich von der einfachen Pritsche und streckte sich ausgiebig.
Endlich einmal ausschlafen! Das war doch schon einmal ein Pluspunkt an ihrer Lage. Wenn Pendergast glaubte, sie würde das hier als Bestrafung ansehen, hatte er sich gründlich getäuscht. Für sie war dieser Raum im Moment eher ein Erholungsurlaub nach den letzten Wochen.
Vashtu stemmte die Hände in die Hüften und sah sich zufrieden lächelnd um.
Immerhin hatte sie den Tag gerettet. Was störte sie da die Brick?

Ende

14.07.2010

Das Angesicht des Feindes 4/4 V

Vashtu kam im Eilschritt voran, die Augen an den Detektor geklebt, der ihr allerdings noch immer nicht das mitteilte, was sie wirklich wissen wollte. Dafür aber wurde sie frühzeitig gewarnt, tauchten irgendwo Devi auf.
Die Straßen, die sie entlanglief, waren hoffnungslos verwinkelt und voller guter Deckungsmöglichkeiten, so daß sie rasch vorankam. Die Devi nahmen dafür immer mehr zu. Gewaltige Wesen, fast eineinhalb mal so groß wie sie selbst. Alle besaßen sie mindestens drei Armpaare. Eines mußte sie diesem künstlichen Volk lassen, sie hatten sich offensichtlich den Begebenheiten angepaßt.
Vashtu drückte sich in den Schatten einer Säule, starrte wieder auf den Detektor hinunter. Da! Schwache Lebenszeichen!
Sie hob den Kopf und suchte den Hang vor sich ab, den sich hohe und schmale Gebäude in den Himmel hinaufschraubten. Sie war fast im zentralen Teil der Stadt.
Eigenartige, zirpende Laute ausstoßend kamen zwei Devi an ihr vorbei. Vashtu drückte sich tiefer in den Schatten hinein, sah ihnen kurz nach, dann stützte sie die P-90 wieder mit dem Unterarm und eilte so schnell wie möglich weiter, auf einen der Türme zuhaltend.
Von dort kamen die Lebenszeichen - drei an der Zahl. Und sie hoffte, sie würde dort auch ihre beiden vermißten Teammitglieder finden.

***

Wallace stand da wie erstarrt, seine Augen waren vor Entsetzen geweitet und auf das Wesen gerichtet, das sich über ihn gebeugt hatte und aufmerksam aus glänzenden Facettenaugen musterte.
„James!" Peters Stimme war nicht mehr als ein heiseres Ächzen. Hoffnungsvoll hob er die Hand und streckte sie seinem Kollegen entgegen. „Gib mir deine Hand. Ganz langsam."
Wallaces Blick irrte endlich von dem gewaltigen Geschöpf ab und heftete sich an sein Gesicht. Peter zwang sich, ruhig zu bleiben, doch er fühlte vielleicht ebensoviel Panik wie der andere Wissenschaftler. Wallaces Gesicht war bleich, wirkte in dem wenigen Licht der Lumineszenz beinahe krank. Sein Mund öffnete und schloß sich immer wieder, ohne daß er einen Ton hervorbrachte.
„Gib mir deine Hand, James!" Peter legte etwas mehr Kraft in seine Stimme, ließ sie strenger klingen.
„Ich ... ich kann nicht!" Wallaces Atem kam hektisch, seine Augen schienen gleich aus den Höhlen quellen zu wollen.
Peter wagte sich nicht näher an dieses Ding heran, das nun ihn aufmerksam musterte, aber jetzt schwieg. Es lief ihm eiskalt den Rücken hinunter, wenn er die beiden Sichelarme sah, die das Wesen leise schwank.
„Gib mir deine Hand, James-Robert Wallace!" befahl Peter in einem letzten Aufbegehren, auch wenn er glaubte, jeden Moment zu einem Häuflein Elend zusammenzufallen. Er mußte etwas tun, doch er konnte nicht. Seine eigene Angst lähmte ihn zu sehr.
Wallaces Rechte hob sich leicht und zitternd, als müsse sie gegen einen gewaltigen Widerstand ankämpfen.
Die Facettenaugen schimmerten in dem wenigen Licht, der kleine Mund öffnete sich wieder.
Peter starrte zu dem Wesen hoch, und einen Moment lang ließ er dabei Wallace aus den Augen. Ein Fehler!
Ein Ruck ging durch die Kreatur. In einer einzigen schnellen Bewegung schien etwas nach vorn zu schnellen. Und dieser Ruck setzte sich bis in Wallaces Körper fort.
Ein Ächzen entrang sich dessen geöffneten Mund, seine Augen weiteten sich noch mehr, und ein unendlicher Schmerz stand plötzlich darin zu lesen. Seine Gestalt war wie die einer Marionette, deren Fäden ein anderer zog. Und aus seiner Brust ... ragte einer dieser Sichelarme.
Peter glaubte, sein Verstand müsse aussetzen.

***

Da vorn!
Vashtu war sich absolut sicher. Die Deckung aufgebend, raste sie auf das, wie ein gewaltiges Schneckenhaus geformtes Gebäude zu. Durch ein Fenster hatte sie kurz eine bekannte Stimme gehört, die von Peter.
Sie lebten noch!
Sie wußte nicht, ob sie erleichtert oder entsetzt sein sollte. Sie wußte nur, sie mußte so schnell wie möglich zu den beiden und sie da herausholen. Sie fühlte eine Gefahr, und das Summen in ihrem Kopf wurde mit jedem Atemzug stärker.
Sie hetzte um das Gebäude herum, bis sie eine niedrige Tür fand. Wieder war da eine Fläche an deren Seite, mit deren Hilfe sie diese Tür öffnen konnte.
Vashtu hob die P-90 an die Wange und wollte die Tür, wie schon in dem anderem Gebäude, mit dem Ellenbogen öffnen, als sich das flouriszierende Licht um sie herum plötzlich änderte. Ein leises, aber behaarliches Fiepen schmerzte in ihren Ohren.
Der Alarm war losgegangen!
Vashtu zwang sich, nicht daran zu denken, auch nicht, wie das hatte geschehen können, sondern öffnete jetzt endlich die Tür ... nur um wirklich an ihrem Verstand zu zweifeln.
Sie war richtig, Peter Babbis wirbelte in dem Moment herum, in dem die Tür in die Wand fuhr. Sein Gesicht drückte gleichzeitig Erleichterung und einen tiefen Schrecken aus. „Vashtu!" keuchte er und eilte an ihre Seite.
Aber Wallace ...
„Verrat an meinem Volk wird mit dem Tod gebüßt", zischte ihr eine Stimme in ihrer Muttersprache entgegen. „Die Schöpfer wandten sich gegen uns, und das werden wir ihnen nicht vergessen. Kommt nur zurück, Lantianer, kommt nur! Unsere Speisekammern werden mit euch nur reich gefüllt sein."
Vashtus Augen weiteten sich entsetzt, als sie endlich die Szene im Inneren des Gebäudes überblicken konnte.
Wallace hing, mit gebrochenen Augen, wie eine leblose Puppe da, so daß sie im ersten Moment wirklich noch geglaubt hatte, er wäre lebendig. Doch statt dessen ...
Etwas gewaltiges beugte sich über den toten Wissenschaftler. Facettenaugen schimmerten in dem wenigen Licht und musterten sie. Und dann hob sich der andere, mit der Knochenklinge bewährte Arm und sauste auf den Wallaces Leib hinunter, um ihn in zwei Teile zu teilen.
Vashtu kniff die Augen zusammen, um das nicht mehr mitansehen zu müssen. Noch immer war sie gelähmt, konnte nicht glauben, was sich da gerade abgespielt hatte.
Wallace war tot! SG-27 nun endgültig auseinandergerissen. Sie war zu spät gekommen, sie hatte versagt!
Vashtu riß sich aus ihrer Trauer.
Wallace hätte nicht gewollt, daß sie am Ende den Devi auch noch in die Hände fiel. Sie mochten nie sonderlich gut miteinander ausgekommen sein, aber wenn es auf ihn ankam, war auch auf Wallace Verlaß gewesen.
Mit einem Ruck hob sie den Kopf wieder und öffnete die Augen. Mit eiskaltem Blick hob sie die P-90 an die Wange, während die Devi im Inneren des Gebäudes noch immer damit beschäftigt war, Wallaces Leichnam zu zerstückeln. Mit einem tiefen Knurren drückte die Antikerin ab, hielt direkt auf den gebeugten Kopf ihrer Gegnerin.

TBC ...

11.07.2010

Das Angesicht des Feindes 4/4 IV

Vashtu nahm mehr als dankbar entgegen, was Frederics ihr reichte. So viel Reservemunition hatte sie schon lange nicht mehr mit sich herumgetragen, ganz zu schweigen von einer zweiten Beretta, die sie erst einmal in eine der Taschen ihrer Überlebensweste verstaut hatte. Diese waren im Moment sowieso mehr als nur reichlich gefüllt, ehrlich gesagt, sie wußte nicht mehr wohin mit den Gaben, sonst hätte sie gern noch mehr eingepackt. Gegen die Devi konnte sie alles gebrauchen, was nur irgend tragbar war.
Miller kontrollierte noch einmal den Inhalt seines Rucksacks, dann blickte er fordernd in ihre Richtung. Auch die anderen Freiwilligen waren mehr als reichlich ausgerüstet. Selbst Dr. Stross trug inzwischen ein Holster mit einer Automatik um ihre Hüfte geschnallt.
„Die Devi sind extrem schwer zu töten", begann die Antikerin nun, da sie, abgesehen von Frederics, die einzige war, die zumindest etwas Kampferfahrung mit dieser Rasse vorzuweisen hatte. „Sehr wahrscheinlich liegt das an einer Art ... äußerem Panzer. Also laßt euch, wenn möglich, nicht auf große Gefechte ein. Wir gehen rein, holen unsere Leute raus und verschwinden wieder." Sie atmete tief ein, wandte sich an Barnes. „Major, wenn Sie nichts dagegen haben, bilden Sie ein Zweierteam zusammen mit Miller. Sie sorgen für ein kleines Feuerwerk zur Ablenkung. Lieutanent Markham, Sie sind mein Ersatzpilot. Ich möchte, daß Sie gemeinsam mit Dr. Stross und einem der Sergeanten hier bleiben. Ansonsten, Zweierteams bilden und die Stadt so vorsichtig wie möglich durchsuchen."
Stross warf ihr einen nachdenklichen Blick zu. „Sie müssen auf mich keine Rücksicht nehmen, Major. Ich kann kämpfen."
Vashtu harkte die P-90 in ihre Weste und sah unter ihren Ponyfransen auf. „Vielleicht gegen die Wraith. Das hier ist ein anderes Kaliber, Doc. Sie werden sehr wahrscheinlich noch früh genug gegen die Devi antreten müssen. Überlassen Sie uns diese Show." Damit griff sie in ihre Brusttasche und holte den Detektor hervor.
Stross' Augen wurden groß. „Sie ..."
„Abmarsch! Markham, Davids, Sie bewachen den Jumper. Und lassen Sie dieses Mal die Tarnung an, verstanden?"
Der junge Lieutenant nickte amüsiert.
Die Heckluke senkte sich herab und die ersten Männer sprangen aus dem Jumper.
Vashtu atmete tief durch, nickte Frederics zu und folgte ihm dann in die Nacht hinaus.
„Major!" rief Stross ihr nach.
Vashtu drehte sich im Gehen um und warf einen Blick zurück.
„Kommen Sie heil und gesund wieder - und bringen Sie Ihre Leute mit." Stross lächelte unsicher.
„Keine Geplänkel mit irgendwelchen hübschen Devi-Jungs, ich werde dran denken." Vashtu winkte zum Abschied, dann klopfte sie Frederics auf die Schulter und übernahm die Führung.
Stross sah ihr kopfschüttelnd nach, doch sie lächelte.
Aus dieser Frau sollte jemand schlau werden! Aber auf jeden Fall würde sie eine deutliche Bereicherung sein, kam sie von dieser Mission zurück. Eine sehr große Bereicherung, wenn sie die Stadt übernehmen würden. Anne sah die Antikerin schon auf einem bestimmten Posten. Und sie war sich sicher, mit jemandem wie Vashtu Uruhk würde sie sich um die Zukunft keine Sorgen mehr zu machen brauchen.

***

Die Devi hatten eine merkwürdige Bauweise, fand Vashtu. Eine Bauweise, die es Eindringlingen viel zu leicht machte, ihre Stadt zu infiltrieren. Überall waren Säulen, Überdachungen und merkwürdige Gebilde, die fast wie Auswüchse wirkten. Gangläufe in den Stockwerken über ihr wiesen sie daraufhin, daß hier zu anderen Zeit wohl reger Verkehr herrschte. Doch jetzt war der Teil der Stadt, in den sie gerade eindrangen, verlassen.
Frederics winkte ihr, nachdem er hinter einer Säule Deckung gesucht hatte.
Sofort huschte Vashtu nach vorn, warf sich hinter eine andere Säule und reckte den Hals, musterte dann ihren Detektor.
Abgesehen von der Gruppe schien dieser Teil der Stadt im Moment wirklich verlassen zu sein - oder aber die Devi wurden schlicht nicht angezeigt, was auch möglich war. Immerhin hatte sie sie in der Höhle auch nur in ihrem Kopf wahrgenommen.
Sie gab dem jungen Lieutenant ein Zeichen, der daraufhin den nächsten Abschnitt der schmalen Straße sicherte, auf der sie sich befanden.
„Die ersten Ladungen sind angebracht, Mam", meldete Barnes sich in ihrem Ohr.
„Weitermachen. Irgendeine Spur?" wisperte sie in das kleine Mikro.
„Bisher nicht."
Sie nickte. Sie konnte sich auch nicht vorstellen, daß irgendein Volk so dämlich war und seine Gefangenen unbewacht ließ - sofern diese Gefangenen noch am Leben waren.
Vashtu krampfte sich der Magen zusammen. Nicht daran denken, befahl sie sich im stillen, huschte wieder an Frederics vorbei hinter eine weitere Säule, lugte dann mit langem Hals um die Ecke und runzelte die Stirn.
Die Gebäude, die Säulen, irgendwie alles, schien von einem phosphoriszierenden Pils beleuchtet, der schwach in der Nacht glomm. Doch was sie da vorn an der Kreuzung mit anderen Wegen wahrnahm, sah anders aus. Kein echter Lichtschimmer, aber definitiv mehr als das, was ihr bisher unter die Augen gekommen war.
Vashtu hob die Hand, zögerte wieder, dann gab sie Zeichen nach hinten. Kurze Zeit später hatte Frederics zu ihr aufgeschlossen, betrachtete das, was da vor ihnen war, mit ebenso regem Interesse wie sie selbst.
„Ich sehe nach", zischte sie ihm zu, hob die P-90 an die Wange und verschwand unter der Arkade, gar nicht auf irgendeinen Einwurf seinerseits wartend. Wieder aktivierte sie den Detektor, las die Anzeigen ab.
Da war etwas, nur schwach, aber immerhin.
Vashtu lehnte sich an die Ecke des Hauses, merkwürdig rund kam ihr diese Ecke vor, nicht wie gebaut, sondern eher wie gewachsen, las noch einmal die Anzeige ab, ehe sie den Detektor wieder verstaute.
Was auch immer das war, was er ihr anzeigte, es kam aus dem Gebäude ihr gegenüber. Dort stand eine Tür offen, und von dort stammte auch dieses eigenartige, kranke Licht, das die Kreuzung beleuchtete.
Mit langem Hals lugte sie vorsichtig um die Ecke, konnte nichts feststellen. Dann tippte sie einmal kurz auf das winzige Gerät in ihrem Ohr. „Der Weg ist frei. Da steht eine Tür offen. Wir sollten nachsehen" meldete sie.
„Verstanden." Im nächsten Moment tauchte der junge Marine an ihrer Seite auf, seine Waffe ebenfalls schußbereit erhoben. Gemeinsam, sich gegenseitig Feuerschutz bietend und mit langen Schritten, huschten sie über die Querstraße und drückten sich in den Hauseingang.
Vashtu musterte diesen aufmerksam, ehe sie die Tür zur Seite schob. Die schien defekt zu sein, denn sie ließ sich ohne Widerstand auf ihrer Schiene bewegen.
Frederics hielt den Lauf seines Gewehrs schußbereit in den Spalt, tat dann einen langen Schritt in das Innere und sicherte sofort nach rechts und links. „Sicher!"
Vashtu glitt ihm nach, fand sich vor einer Wand wieder. Ein Ganglauf lief an ihr entlang. Auch dieser wirkte ... eigenartig, wie alles, was sie bisher gesehen hatte in der Stadt. Und dabei, das mußte sie sich immer wieder sagen, waren sie hier mehr oder weniger immer noch in den Randbezirken.
Frederics sah sie fragend an. Vashtu winkte ihm, schlich, die P-90 weiter im Anschlag halten, den Gang zur Rechten hinunter, bis zu einer Biegung im Gebäude.
Diese Architektur irritierte sie. Es wirkte vertraut, gleichzeitig aber vollkommen fremdartig. Auf jeden Fall aber anders als alles, was sie bisher in ihrem Leben zu sehen bekommen hatte.
Wieder lugte sie um die Biegung, gab dem Marine ein Zeichen.
Er arbeitete gut mit ihr zusammen. Sie brauchten keine Worte, sie verstanden sich auch so. Wenn nicht die Sache mit der Tarnung gewesen wäre ... Aber das war möglicherweise nicht ihm anzukreiden, sie wußte es nicht. Sie hatte keine Chance gehabt, ihn zu diesem Thema zu befragen.
Frederics, der wieder an ihr vorbeigeschlüpft war und den Gang gesichert hatte, hob den Arm. Sofort folgte sie ihm, nach einem letzten sichernden Blick nach hinten, schlich an seiner Seite den Gang weiter hinunter, bis zur nächsten Kehre.
Irgendetwas war da. Ein Geräusch, ging ihr auf. Ein eigenartiges Geräusch. Es hörte sich an wie ein Brodeln, als würde ihr Wasserkocher arbeiten, kurz bevor er sich ausschaltete. Außerdem nahm sie noch einen eigenartigen Geruch wahr.
Frederics reckte die Nase in die Luft und verzog dann das Gesicht. „Riecht, als wenn meine Großmutter Suppe kocht", bemerkte er wispernd.
Vashtu warf ihm einen amüsierten Blick zu, schlich weiter, um die Kehre herum.
Das Brodeln und auch der Geruch wurden deutlicher, und ihr war allmählich, als würde es auch wärmer werden. Doch noch immer war nichts zu sehen.
Sie zog den Detektor wieder hervor und aktivierte ihn. Stirnrunzelnd las sie die Anzeigen ab.
Keine Lebenszeichen, immer noch nicht. Dafür aber diese merkwürdige Energie, die sie schon draußen gemessen hatte.
Sie stützte die P-90 mit dem Unterarm und hielt ein Auge auf den Detektor gerichtet, als sie sich um die nächste Kurve schob.
Der Geruch weitete sich aus zu einem penetranten Gestank, der sie unwillkürlich würgen ließ. Und jetzt konnte sie den Anstieg der Temperatur nicht mehr leugnen. Auch das Brodeln war noch lauter geworden.
Vashtu zwang sich, nur durch den Mund zu atmen, schlich an Frederics' Seite, der ebenfalls mit dem Gestank zu kämpfen hatte, weiter bis zu einer Tür.
„Was auch immer, es ist dahinter", wisperte sie dem Marine zu.
Der nickte, hob die Waffe und stellte sich an die Seite der Wand, direkt neben der Tür.
Vashtu nahm auf der anderen Seite Aufstellung, fand einen eigenartig geformten Schalter in Höhe ihrer Augen. Sie nickte Frederics zu, dann drückte sie mit dem erhobenen Ellenbogen darauf, um weder Waffe noch Detektor ablegen zu müssen.
Mit einem leisen Zischen, das entfernt an das Geräusch der Devi-Jäger erinnerte, glitt die Tür zur Seite. Ein Schwall Hitze, gefolgt von einem atemberaubenden Gestank, schlug ihnen entgegen. Vashtu fühlte, wie ihre letzte Mahlzeit ihr in die Speiseröhre stieg. Als sie einen Blick zu Frederics hinüber wagte, sah sie, daß er wirklich grün um die Nase herum aussah und deutlich einen Würgereiz unterdrücken mußte.
Wieder zwang sie sich einzuatmen, schluckte das halbverdaute, das ihr inzwischen bis in der Kehle steckte, mühsam hinunter und drehte sich in den Durchgang hinein, um nur keuchend und würgend stehenzubleiben und einfach nur fassungslos zu glotzen.
„Was ist?" keuchte Frederics, schielte um die Ecke. Im nächsten Moment übergab er sich wirklich zur anderen Seite hin.
Vashtu starrte auf den Raum, der sich halb unterirdisch befand. Irgendwie mußte sie die perverse Perfektion schon bewundern, die die Devi offensichtlich an den Tag legten. Und sie verstand Daneas Worte etwas besser.
Das Brodeln, das sie jetzt sehr deutlich hörte, kam aus einem gewaltigen Kessel. Was genau sich darin befand, wollte sie gar nicht wissen. Viel wichtiger war, was sich knapp über ihm abspielte: Dort hingen menschliche Körper an langen, dünnen ... Fäden von der Decke, drei Körper. Mit dem Kopf nach unten schwangen sie sacht im Luftzug. Und sie wirkten ... leer und irgendwie formlos. Noch während sie zu ihnen sah, tropfte eine breiige Masse über die Hand eines der Toten in den Kessel hinein.
Vashtu wandte den Blick ab.
„Das ist ... das ist ... krank!" ächzte Frederics mühsam.
Vashtu trat zurück und schloß die Tür mit einer entschlossenen Geste wieder. „Jetzt wissen wir zumindest, was nach einem Auftrieb passiert", flüsterte sie heiser, marschierte entschlossen den Gang wieder zurück, immer noch um Fassung ringend.

***

Anne hockte wieder auf dem Copilotensitz und lauschte aufmerksam den gelegentlichen Funksprüchen der Rettungsmannschaft. Dabei knabberte sie nervös an ihren Fingernägeln.
Was, wenn etwas schiefging? Was, wenn die Männer nicht zurückkehrten?
Sie wußten einfach zu wenig über diese neuen Feinde, viel zu wenig. Sie hatte zwar das Gefühl, Major Uruhk hatte etwas mehr Ahnung, aber sie rückte mit diesem Wissen, wenn überhaupt, nur häppchenweise heraus. Irgendetwas schien die Antikerin zu belasten, das war ihr bei dem Gespräch in ihrer Kabine aufgefallen.
Anne hob den Kopf, als eine neue Meldung kam, dann schloß sie erleichtert die Augen.
„Wir haben sie gefunden", meldete Baxter.
„Sind unterwegs. Alle anderen, in Wartestellung, bereit zum Rückzug", antwortete der weibliche Major. Und jetzt schwang sehr deutlich etwas in ihrer Stimme mit, das Anne nie geglaubt hatte, ausgerechnet bei ihr zu hören: tiefes Grauen! „Jemand verletzt, Lieutenant?"
„Negativ, wohl aber noch etwas benommen, Mam."
„Major Barnes? Wie sieht es mit dem Feuerwerk aus?" Allmählich schien sie die Fassung zurückzuerlangen.
Was mochte da vorgefallen sein? Was hatte eine zehntausend Jahre alte Frau so erschrecken können, daß sie kurzzeitig die Fassung zu verlieren schien? Anne wußte es nicht.
„Sind bereit, wenn Sie es sind, Mam", antwortete Barnes.
Anne lauschte weiter, doch Major Uruhk sagte nichts mehr, auch Frederics schwieg.
Was hatten die beiden gefunden?

***

Eilig, sich dabei aber weiter im Schatten haltend und jede Deckung nutzend, von der es immer noch mehr als genug gab, kamen Vashtu und ihr Begleiter voran.
Der Detektor meldete einige Anzeigen, die sich bewegten, doch die schienen noch weit entfernt.
Vashtu ging dagegen auf, daß die Gebäude abgeschirmt zu sein schienen. Sie empfing nichts aus irgendeinem der hohen, in eigenartigen Winkeln erbauten Häuser der Devi, es sei denn, irgendeine Öffnung stand offen, und selbst dann waren die Signaturen nur schwach lesbar.
Einer der Marines stand bereit und winkte ihnen, um sie in ein anderes Gebäude zu lotsen. Die Antikerin blieb vorsichtig, dennoch spürte sie, wie ihr Herz schneller schlug. Sie hatte wirklich befürchtet, die Vermißten über diesem Kessel hängend wiederzufinden. Aber so schnell schienen die Devi mit ihrer Beute nicht zu sein.
Gemeinsam mit dem Marine drang sie in das Gebäude ein, der eilte voraus. Weit hatten sie es nicht mehr.
„Was ist das hier?" wisperte Frederics ihr zu.
Vashtu sah sich um, runzelte die Stirn.
Entfernt erinnerte sie dieses Gebäude an bestimmte Bereiche von Versorgungsschiffen der Wraith. Es mußte über zig Stockwerke verfügen, und überall schienen Öffnungen zu sein. Öffnungen, die mit etwas wie Spinnenseide verschlossen worden waren.
Dann ging es ihr plötzlich auf. „Das hier ist ein Lager für die Menschen", antwortete sie und erschauderte, als wieder dieser Kessel vor ihrem inneren Auge erschien.
„Hierher!" Baxter winkte ihnen zu, der ein Stück weiter entfernt stand.
Vashtu jagte an dem Marine vorbei, kam kurz vor einer Öffnung zum Stehen, die noch nicht verschlossen worden war, zumindest nicht mit dieser eigenartigen Masse. Sie lugte hinein, ließ schließlich das Licht ihrer P-90 über die schweifen, die sich in einer kleinen, wabenförmigen Zelle befanden. Ein Gitter aus einem, wie lebendig wirkendem Material, verschloß den Raum.
„Major Uruhk!" Danea drängte sich nach vorn. In den Augen des jungen Erethianers leuchtete ein Hoffnungsschimmer.
Vashtu lächelte ihn kurz an.
„Du bist wirklich gekommen", sagte er.
Sie blinzelte, dann kam ihr das letzte, kurze Gespräch mit ihm wieder in den Sinn. Sie nickte. „Ich halte mein Wort." Wieder suchte sie mit den Augen die Gefangenen ab. Doch da fehlten zwei Gesichter.
„Wo sind Babbis und Wallace?" fragte sie schließlich.
Danea warf nun ebenfalls einen Blick über die Schulter, als wäre ihm ihr Fehlen erst jetzt aufgefallen. Dann drehte er sich wieder zu ihr herum und schüttelte den Kopf.
Vashtus Herz setzte einen Schlag aus, sie schluckte hart.
„Sie wurden von uns getrennt und weggebracht", antwortete der Erethianer endlich.
Immer noch war es, als hielte eine eisige Faust ihr Herz umklammert, bis die erlösenden Worte von einem der Marines kamen: „Tiefer in die Stadt hinein."
Vashtu wirbelte herum. „Holen Sie die Leute da heraus und bringen Sie sie zum Jumper zurück. Ich komme nach!" Damit war sie auch schon verschwunden.
Frederics starrte ihr fassungslos nach. „Aber ..." Er schloß den Mund. Sie würde ihn nicht mehr hören können, bei dem Tempo, das sie vorgelegt hatte.

***

Peter brummte der Kopf, als er zu sich kam. Und dieses ständige Summen zwischen seinen Schläfen machte die ganze Sache auch nicht leichter. Eher schien es ihm, als wirke es hemmend auf seine Gedanken.
Stöhnend und ächzend richtete er sich in eine sitzende Haltung auf und begann zu blinzeln.
Wo war er? Was war ... ?
Dann erinnerte er sich und riß keuchend die Augen weit auf.
Er war irgendwie vom Boden weggerissen, in die Luft geschleudert und hinter einem dieser merkwürdigen ... waren das Raumjäger gewesen? ... hergezogen worden, ebenso wie direkt neben ihm ...
„James!" Er fuhr herum und atmete das erste Mal auf.
Der junge Agrarwissenschaftler blinzelte ihn träge an, als er seinen Namen hörte, verbarg dann die Augen hinter einem Unterarm. „Laß mich schlafen", nuschelte er.
„Wir sind von den Devi gefangen worden, James. Wir haben keine Zeit zum Schlafen! Wir müssen hier heraus!" Peter sah sich aufmerksam um, richtete sich dann auf.
War da eine Tür?
Dieses eigenartige Dämmerlicht machte es seinen ohnehin schon lichtempfindlichen Augen nicht sehr viel leichter, etwas zu erkennen.
Peter tastete über die Taschen seiner Uniformjacke, zog schließlich seine Brille aus einer hervor und schob sie auf die Nase, erleichtert, daß sie bei dem ganzen Chaos nicht verloren gegangen war. Dann richtete er sich entschlossen auf.
Ein ziemlich kleiner Raum, wie er fand. Keine Möbel oder sonstige Einrichtungsgegenstände, nur eine vergitterte Öffnung weit über ihm und etwas, was in der Dunkelheit luminiszierte. Langsam trat er näher an eine Wand heran und betrachtete diese eigenartigen Verzierungen. Dann ging ihm zumindest eines auf. „Das sind Schriftzeichen!"
Verblüfft hob er den Kopf in den Nacken und sah nach oben.
Überall an der Wand waren diese Schriftzeichen angebracht, bis in eine Höhe, die er kaum noch wahrnehmen konnte.
„Was meinst du?" fragte Wallace, der sich gerade ächzend aufsetzte und seine Kleidung abklopfte.
Peter blinzelte, fuhr dann mit einem Finger über die Zeichen. Dabei dachte er stirnrunzelnd daran, was er und Vashtu Uruhk im Labyrinth des Mrinosh gefunden hatten.
Er verstand nicht ganz, wie das hatte geschehen können, jetzt begriff er allmählich gar nichts mehr, mußte er zugeben. Aber der Devi, den sie in dem Antiker-Labyrinth gefunden und getötet hatten, hatte auf ihn nicht gerade einen sehr intelligenten Eindruck gemacht. Auch die, die Vashtu später mit Colonel Mitchell getötet hatte, waren, ihrer eigenen Aussage nach, alles andere als klug gewesen. Im Gegenteil, sie hatten sich wohl teilweise in ihr Sperrfeuer geworfen, soweit sie es berichtet hatte. Dabei machte sie aus der ganzen Devi-Sache allerdings auch ein ziemliches Geheimnis.
Aber warum sollte eine Rasse, so dumm sie auf den ersten Blick auch wirkte, eine Schrift entwickeln und offensichtlich auch in der Lage sein, Waffen, Strategien und Raumjäger bauen zu können? Wie paßte das zusammen?
Er wußte es nicht, und im Moment hatte er auch einige andere Probleme, ging ihm auf.
Pendergast würde sicher keine Rettungsmission für sie unternehmen, dafür schätzte er Wissenschaftler zu wenig - ihn im besonderen, wie es Peter schien. Wenn sie hier also nicht allein herauskamen, würden sie sehr wahrscheinlich sterben. Hatte Mitchell nicht etwas von eingesponnenen Leichnamen erzählt?
Er schluckte hart, wandte sein Interesse jetzt von der beschrifteten Wand ab und fuhr fort, den Raum genau zu mustern - und fand endlich eine Tür!
„Wir kommen hier raus. Einen Ausgang haben wir zumindest schon", wandte er sich an seinen Kollegen, und schritt tapfer auf die Tür zu. Davor blieb er etwas ratlos stehen und musterte sie genau, aber er konnte weder einen Griff noch irgendeine andere Art von Vorrichtung erkennen, mit der er sie öffnen konnte.
Dafür aber hörte er plötzlich etwas. Das Summen in seinem Kopf nahm noch etwas zu, so daß er es nicht mehr, wie bisher, unterdrücken konnte, zumindest nicht im ersten Moment.
Eine Stimme, die etwas in einer fremden Sprache wisperte. Eine Stimme, die, so schien es ihm zumindest, keiner menschlichen Kehle entstammen konnte. Und diese Stimme kam von ...
Peter drehte sich langsam, wie in Zeitlupe, um. Sein Gesicht erstarrte zu einer Fratze des Grauens.
Wallace, der sich endlich aufgerichtet hatte, blickte ihn ratlos an, sah dann an sich hinunter. „Was ist?" fragte er schließlich mit einer herrlichen Unschuld in der Stimme.
Und von oben herab beugte sich ein gewaltiger Körper über den Agrarwissenschaftler - ein Körper mit zuvielen Gliedmaßen. Und zwei dieser vielen Arme waren geformt wie Sicheln.
Peter stand da wie erstarrt und vergaß selbst zu atmen.

TBC ...

08.07.2010

Das Angesicht des Feindes 4/4 III

Dr. Anne Stross staunte nicht schlecht, als sie Tür öffnete und die Antikerin mit einem zerknirschten Gesichtsausdruck davor vorfand. „Major Uruhk!" entfuhr es ihr überrascht.
"Kann ich reinkommen?" Ein halbes Lächeln zog einen Mundwinkel hoch, in den dunklen Augen lag eine flehende Bitte.
Anne sah sich kurz um, dann trat sie zur Seite. „Bitte, kommen Sie nur herein. Was kann ich für Sie tun?"
Der Major sah sich kurz aufmerksam und stirnrunzelnd um, betrachtete aufmerksam jede Ecke des Raumes.
Anne strich eilig ihr deaktivierte Funkgerät in die Schublade eines Sekretärs und schloß diese. „Wir sind hier sicher. Ich lasse diesen Raum jeden Tag von Markham oder einem seiner Leute durchsuchen."
Die Antikerin nickte und biß sich auf die Lippen. Sie wirkte etwas müde.
"Die Devi haben zwei meiner Leute", wandte die sich dann auch endlich an sie.
Anne kniff die Lippen aufeinander und nickte. „Ich habe es gehört. Tut mir leid, Major", sagte sie mitfühlend.
Und tatsächlich empfand sie Mitleid, sogar noch mehr, wenn es um den jungen Wissenschaftler Peter Babbis ging, der sich in den letzten zwei Wochen als zwar schwer umgänglich, aber auch richtig kluger Kopf erwiesen hatte. Allmählich verstand sie das Gespräch zwischen ihnen beiden, das sie vor einer Weile geführt und die Antikerin ihr ihre Meinung zu Babbis mitgeteilt hatte.
Major Uruhk richtete sich auf. „Ich will sie da herausholen. Ich lasse niemanden zurück!" sagte sie im bestimmten Tonfall. In ihren sprechenden Augen blitzte es kampflustig auf.
Anne hob den Kopf und sah ihre Gegenüber einen Moment lang groß an. „Ich hoffe, Sie wissen, was Sie da sagen, Major", warnte sie endlich. „Es hat sich bis jetzt zweimal als schrecklicher Fehler erwiesen, sowohl in der Milchstraße wie auch in Pegasus, in die dort bestehenden Machtverhältnisse einzugreifen."
"Die Goa'uld sind keine Bedrohung mehr", entgegnete die Antikerin sofort. „Ich muß es wissen, Doc, ich habe über ein Jahr für das SGC meiner Dimension gearbeitet im Außenwelteinsatz."
Anne nickte versonnen. „Trotzdem. Diese neue Rasse, auf die Sie hier gestoßen sind ... Markham meinte, man solle sich besser nicht mit ihnen anlegen."
"Die Devi wissen nicht, mit wem sie sich anlegen wollen, Dr. Stross!" Major Uruhk atmete tief ein, kreuzte die Arme vor der Brust. „Dr. Grodin meinte, ich solle mich Ihnen mitteilen, und das werde ich jetzt auch tun: Ich habe Ihnen bereits bei unserem ersten Treffen gesagt, daß ich zur Zeit meines Volkes Wissenschaftlerin war und als eine Art Biotechnikerin arbeitete. Damals war ich an den Forschungen meiner Familie beteiligt. Und ich wandte diese Forschung am Ende auch selbst an mir an."
Anne sah sie verwirrt an. „Was wollen Sie damit sagen?"
"Ich bin genmanipuliert, Dr. Stross. Ich trage fremde Zellen in mir." Das Gesicht der Antikerin wurde starr bei diesen Worten, in ihren Augen blitzte es kalt auf. „Ich bin zu einem Drittel Wraith, zu einem anderen Iratus. Nur das letzte, das ursprüngliche Drittel, ist das meines Volkes. Und genau darum konnte ich auch zehntausend Jahre überleben, ohne an Altersschwäche zu sterben oder überhaupt sehr alt zu werden."
Anne starrte sie einfach nur an. Dann beobachtete sie, wie die Antikerin kurz die Lider senkte, sich zu konzentrieren schien. Als sie sie dann wieder öffnete, hatte sie keine menschlichen Augen mehr. Gelblich schimmerte die Iris wie phosphorizierend, und die Pupillen waren riesengroß und vertikal geschlitzt.
Anne wich unwillkürlich zurück unter dem unmenschlichen Blick ihrer Besucherin. Die blinzelte, und ihre Augen nahmen wieder die normale Färbung an, wurden wieder zu diesem zusätzlichen Hilfsmittel ihrer Kommunikation.
"Wenn das ..." Anne schluckte hart und keuchte.
"Wenn Pendergast das erfährt, wird er mich erst recht nicht mehr gehen lassen, ich weiß." Major Uruhk nickte. „Und er weiß noch etwas nicht: Ich weiß, wo die Devi herkommen. Und ich glaube, wenn man mir genug Zeit gibt, kann ich sie besiegen und ausrotten."
Die Wissenschaftlerin spürte, daß da noch etwas war. Etwas, worüber die Antikerin nicht reden wollte - noch nicht zumindest. Aber vielleicht, mit der Zeit ...
"Ich habe die Stadt gesehen." Majors Uruhks Stimme wurde nachdenklich bei diesen Worten. Langsam bewegte sie den Kopf von einer Seite zur anderen. „Keinen Außenposten, eine Stadt, ähnlich wie Atlantis."
Hoffnung glomm in Anne auf. Hoffnung, die sie längst wieder begraben hatte nach dem Desaster dieses Tages.
Eine Antikerstadt auf dem Planeten! Eine Stadt, in der ihre Leute vielleicht sicher sein würden, wo sie alle noch einmal von vorn anfangen konnten. Und vielleicht auch eine Chance für den Major und ihr Team.
"Sie würden sie uns zugänglich machen?" fragte sie hoffnungsvoll.
Major Uruhk hob den Kopf. „Wir reden im Moment davon, mehr als zwanzig Leute aus den Händen der Devi zu befreien", entgegnete sie. „Ich kann mich nicht an Pendergast wenden, er würde das nie zulassen, und das weiß ich. Aber Sie?" Sie hob die Brauen, in ihren Augen lag wieder eine Frage.
Anne biß sich auf die Lippen.
Eine Stadt! Sie waren vielleicht sicher, wenn sie sich irgendwoher ZPMs besorgen konnten. Sie würden nicht mehr von Pendergast abhängig sein.
War es das Risiko wert, ihr kleines Netzwerk vielleicht auffliegen zu lassen? Sie hatte in den letzten Wochen hart daran gearbeitet, und mehr als ein anderes Leben und dessen Karriere hingen von ihrem Schweigen und der richtigen Art des Einsatzes ab.
Aber auf der anderen Seite hatte sie sofort geahnt, daß diese Antikerin, dieser Major Vashtu Uruhk etwas besonderes, vielleicht wirklich die Lösung der Probleme sein würde. Für diese Frau lohnte es sich, sämtliche Spione und Unzufriedenen in Pendergasts Reihen zu riskieren, auch das war ihr klar, vor allem, wenn neben der Antikerin auch noch eine Stadt ihres Volkes stand. Sie hatte eine Anlaufstelle in Reichweite - und sehr wahrscheinlich auch ein Sternentor. Sie mußte nur den Schritt wagen.
Anne war es auch nicht wohl dabei, irgendjemanden zurückzulassen. Doch im allgemeinen vertraute sie mehr auf ihr rednerisches Talent als auf Waffengewalt. Allerdings wußte sie auch von Markham, daß mit diesem neuen Feind, den Devi, wohl schwer zu diskutieren sein würde.
"Helfen Sie mir, dann reden wir über die Stadt", wiederholte Major Uruhk ihr Angebot noch einmal, verstärkte es dadurch nur noch.
Anne atmete einige Male tief ein, dann nickte sie. „Geben Sie mir zwei Stunden, Major."
Die Antikerin lächelte. Doch in ihren Augen sah Anne noch etwas. Einen Ausdruck, den sie bis jetzt noch nie an ihr gesehen hatte und nicht zu deuten wußte.

***

Lieutenant Frederics wollte sich gerade noch eine Tasse Kaffee holen, als Major Barnes die Messe betrat, schnurstracks auf ihn zuhielt. „Jason, haben Sie kurz Zeit?" fragte der Mann und machte ihm ein Zeichen.
Frederics verstand, stellte seine Tasse auf den nächsten Tisch. „Ich komme."
Was auch immer, es ging los!

***

Lieutenant Markham klopfte an die Tür und wartete. Er brauchte nicht lange zu warten, bis diese sich öffnete und ein verschlafenes Gesicht in dem schmalen Spalt erschien.
Der andere blinzelte ihn gähnend an. „Was gibt es?" fragte er dann, kratzte sich am Kopf.
"Es geht los." Markham drehte sich um und marschierte den Gang wieder hinunter.
Der andere aber starrte ihm kurz nach, plötzlich sehr wach wirkend, dann schloß sich die Tür wieder.

***

Anne benutzte ihr Funkgerät, um den nächsten Teilnehmer Bescheid zu geben. „Sergeant, wir brauchen Sie", sagte sie einfach nur und erhielt eine knappe Antwort.

***

Vashtu saß auf dem schmalen Bett in ihrer Kabine und wartete.
Was sie da getan hatte, ließ sie sich erst recht schlecht fühlen. Aber ihr nichts anderes mehr eingefallen, nachdem Stross so lange gezögert hatte. Sie hatte nur Vineta noch in die Waagschale werfen können, mehr nicht. Wobei sie sich immer noch nicht sicher war, ob es Stross auch tatsächlich gelang, irgendjemanden zu rekrutieren, den sie brauchen konnte für eine solche Mission.
Vineta - ihre persönliche Nemesis!
Vashtu starrte vor sich hin.
In dem letzten halben Jahr hatte diese Stadt sie mehr beschäftigt als irgendein anderes Problem, abgesehen von einem verstorbenen Feind, den John beseitigt hatte und ihr damit zuvor gekommen war. Das Geheimnis von Vineta hatte gewahrt bleiben sollen, und aus diesem Grund hatte sie sich auch dermaßen angestrengt, nicht mehr für den Stuhl auf Antarktica in Frage zu kommen. Eingebracht hatte es ihr den Offiziersrang und ein Angebot, das sie ausgeschlagen hatte.
Wäre irgendetwas von dem nicht geschehen, hätte sie sich an jenem Tag anders entschieden? Würde sie immer noch für das SGC arbeiten, oder wäre sie auf der Stelle auf die Apollo versetzt worden?
Sie wußte es nicht. Im Moment wünschte sie sich nichts sehnlicher, als wieder zurück zur Erde zu kommen und mit General Landry reden zu können. Bei ihm hatte sie zumindest immer das Gefühl gehabt, er höre ihr zu. Nun, das hatte sie auch bei Dorn gehabt, und was hatte es ihr eingebracht?
Vashtu wußte nicht mehr weiter.
Wenn es Stross tatsächlich gelingen sollte, Männer für einen Rettungstrupp zusammenzutrommeln und irgendein Fluggerät zu stehlen, wenn diese irrsinnige Unternehmung tatsächlich gelang, wie sollte sie das Pendergast erklären? Er hatte ihr ja schon mehr als deutlich gesagt, was er tun würde, würde sie nicht brav sitzenbleiben und die, die von den Devi hoffentlich nur entführt worden waren, sterben lassen.
Es klopfte.
Vashtu blickte auf, zögerte plötzlich.
Wollte sie das alles wirklich noch einmal durchmachen? Wollte sie wieder unschuldig eingesperrt werden? Wollte sie alles riskieren und einen riesigen Bluff wagen?
Ihr letzter Plan war so gründlich nach hinten losgegangen, daß sie glaubte, ihr Herz würde jeden Moment zerspringen, wenn sie nicht in Johns Nähe war. Andererseits aber wußte sie auch, sie beide waren zu starke Persönlichkeiten, mehr als die Art der Beziehung, die sie vor ihrem Sturz durch das Wurmloch geführt hatten, würde nur zu Reibereien führen, die sich irgendwann zu einem Bruch auswachsen würden. Und das mit der Verbindung ihres Volkes? Nein, das konnte sie nicht riskieren!
Es klopfte wieder.
Vashtu biß sich auf die Lippen, stand dann mit einem Ruck auf und ging zur Tür. Als sie diese öffnete, staunte sie nicht schlecht, den jungen Marine-Lieutenant Frederics davor stehen zu sehen.
"Mam?" Er salutierte vor ihr, nahm dann eine Waffe von seiner Schulter und hielt sie ihr hin. „Sie bevorzugen die P-90, wie ich feststellen konnte. Ersatzmagazine werde ich Ihnen geben, sobald wir im Hangar sind."
Sie starrte den jungen Mann mit dem rötlich-braunem Bürstenhaarschnitt groß an. „Was machen Sie denn hier?" fragte sie.
"Ich nehme an Ihrer Aktion teil, Mam. Als Freiwilliger, Major." Er grinste, hielt ihr immer noch die P-90 hin.
Vashtu nahm die Waffe endlich entgegen, blinzelte noch immer verständnislos.
"Würden Sie mir jetzt bitte folgen, Mam? Und nehmen Sie Ihr Funkgerät mit, Sie könnten es brauchen."
Wie betäubt nickte sie, griff sich ihre Überlebensweste und verließ ihr Quartier.

***

Als sie kurz darauf den 302-Hangar betrat, staunte sie nicht schlecht. Dr. Stross stand mit einem Dutzend Männern bereit, die meisten dieser Männer aber waren aus Pendergasts Crew, sie hatte sie wenigstens einmal getroffen.
Einer der beiden anderen Majors, Stephen Barnes, grinste sie breit an, neben ihm ein Captain der Marines, Miller, der sogar als Sprengstoffexperte auf der Prometheus diente und einen Rucksack auf den Schultern trug. Bei Markham hatten sich zwei Sergeanten versammelt, die ihr jetzt erwartungsvoll entgegensahen. Ein weiterer Lieutenant, der mit ihr zusammen in der Staffel diente, Baxter hieß er, wenn sie sich recht erinnerte. Einige Marines, die sie in der Messe immer mit den beiden verschwundenen zu ihrem Team gehörenden Männern gesehen hatte, vervollständigten die Mannschaft.
"Was geht hier vor?" Vashtu kam aus dem Staunen nicht mehr heraus, als Markham mit einer Fernbedienung einen Jumper sichtbar machte, der bereitstand zum Abflug.
"Sie wollten doch Hilfe für eine Rettungsmission, Major", antwortete Stross lächelnd.
"Wird endlich Zeit, daß jemand was unternimmt!" entfuhr es Barnes.
Vashtu hob die Hände. „Aber ..."
"Es hat ein bißchen länger gedauert", fiel Stross ihr ins Wort, „aber leider waren einige außer Dienst und mußten erst geweckt werden." Bei diesen Worten warf sie Baxter einen langen Blick zu, der entschuldigend mit den Schultern zuckte.
Vashtu trat vor und hob eine Hand. „Moment!" sagte sie, neigte den Kopf leicht und fixierte einen nach dem anderen der Freiwilligen. „Ich hoffe, Sie alle wissen, was auf dem Spiel steht. Es geht hier nicht um ein Spiel, das ist ernst - sehr ernst sogar. Wir begehen eine Befehlsverweigerung, wenn wir uns in diesen Jumper setzen und zum Planeten hinunterfliegen. Wir können dafür vor ein Militärgericht gestellt werden!"
"Major Uruhk, denken Sie, wir wissen das nicht? Sie haben uns mit Waffengewalt hierher gezwungen und unsere Mithilfe erpreßt", entgegnete Barnes.
Vashtu stutzte. „Wie bitte?" fragte sie mit großen Augen.
"Das ist es, was wir aussagen werden, Mam, wenn der Plan scheitert", erklärte Frederics, der wieder an ihre Seite getreten war. „Sie und Dr. Stross haben diese waghalsige Aktion geplant und sich die Leute gezielt ausgesucht. Und Sie haben gemeinsam die Wache ausgeschaltet."
Zwei der Marines grinsten sich breit an und traten etwas vom Jumper weg.
Vashtu war nun wirklich sprachlos. Verständnislos blinzelte sie von einem zum anderen, doch eine lohnende Antwort bekam sie trotz allem nicht. Eher schien die Verwirrung nur noch größer für sie zu sein.
"Major, Sie meinten selbst, wir hätten vielleicht wenig Zeit", wandte Stross jetzt ein.
Vashtu nickte wie betäubt, ließ sich von Frederics mitziehen. „Sie fliegen, okay?" sagte der Marine, noch immer mit einem breiten Grinsen im Gesicht.
Das konnte doch alles hier gerade nicht passieren, oder? Dabei war sie sich sicher gewesen, vollkommen allein dazustehen. Aber wie sollte sie das hier erklären?
Frederics drückte sie auf den Pilotensitz, machte es sich hinter ihr bequem, während Stross auf dem Platz des Copiloten Platz nahm. Den vierten Sessel nahm Markham ein, der sich zurücklehnte.
Vashtu berührte kurz die Kontrollen, und sofort fuhren die Triebwerke hoch. Der leise Finger der AI liebkoste geradezu ihr Hirn. Und endlich kam sie wieder zu sich.
"Meine Herren, es geht los!"
Der Jumper hob ab und flog hinaus in das tiefschwarze All.

TBC ...