11.09.2009

Vashtu II

Jetzt

Nach ihren Worten stand er einen Moment lang steif da, nur seine Augen bewegten sich, glitten über ihren Körper. Sie fühlte diese Blicke wie feine Nadelstiche auf sich, richtete sich noch mehr auf und kreuzte die Arme vor der Brust.
„Eine Wächterin, soso ..."
Vashtu betrachtete ihn wieder, wie er gespielt lässig auf der anderen Seite des Gitters stand, ein verwegenes, aber auch unsicheres Lächeln auf den Lippen. Doch den Blick aus seinen Augen vermied sie.
„Wenn ich zu lange ... wenn ich die Zellen in mir zu lange aktiviert halte, steigen Aggressionen in mir auf, die ich nur mit Mühe beherrschen kann. Dann übernimmt der Instinkt meine Handlungen", erklärte sie.
Sheppard nickte nachdenklich, kreuzte die Arme vor der Brust und neigte den Kopf fragend. „Aber ... eine Antiker? Ich bin mir nicht sicher ..." Auch er wich ihren Augen aus, wie sie feststellte.
„Ich lebe seit mehr als zehntausend Jahren, Lt. Colonel Sheppard", erklärte sie, hob die Hände. „Ich sah, wie Atlantis unterging, ich erlebte mit, wie alle anderen meines Volkes sich von hier durch das zurückzogen, was Sie Stargate nennen. Lange befand ich mich in Stasis, dann wachte ich wieder auf. Ich konnte spüren, wie die Energie ... Ihre ZPMs, sich immer mehr entluden, bis ihr kamt."
Sheppard runzelte die Stirn, sagte aber nichts.
Vashtu schüttelte den Kopf. „Ich wollte mit Ihnen sprechen, darum sorgte ich dafür, daß ihr mich wahrnehmt. Ich wollte wieder unter anderen sein. Lange Zeit war ich allein, schon bevor Atlantis verlassen wurde."
Colonel Sheppard musterte sie genau. „Teyla sagte mir, Sie seien nicht das, was wir dachten. Woher soll ich jetzt wissen ... Ich meine, Sie sind so jung. Sie sehen zumindest recht jung aus."
Vashtu lächelte. „Danke." Sie neigte den Kopf ein wenig. „Um zu verstehen, warum das so ist, sollte ich meine Geschichte erzählen, Lt. Colonel Sheppard. Aber ich kann Ihnen versichern, einen Teil der Wahrheit kennen Sie bereits."
Er sah sie nachdenklich an. „Sie sehen nicht aus wie ein Wraith."
„Weil ich keiner bin. Ich war eine Antikerin, wie ihr uns nennt. Durch ein Experiment wurde ich zu dem, was ich nun bin. Nur der Rat erkannte es nicht an. Ich mußte andere Wege beschreiten. Wollen Sie die Geschichte hören?"
Sie sah die Neugier in seinen Augen. Er war offen ihr gegenüber, nicht von Vorurteilen zerfressen. Sie spürte deutlich, er wollte ihr eine Chance geben. Und damit hatte sie vielleicht tatsächlich das Ende erreicht. Vielleicht würde ihr Plan doch noch aufgehen.
„Wo haben Sie so zu kämpfen gelernt? Keinem meiner Männer wurde ein wirkliches Leid angetan, niemand wurde tatsächlich verletzt, bis auf Teyla. Und sie besteht darauf, daß sie ausgerutscht sei und Sie ihr helfen wollten", fragte er.
Vashtu schloß kurz die Augen, atmete tief und bewußt ein. „Ich hatte eine lange Zeit, um zu dem zu werden, was ich nun bin, Lt. Colonel."
Sheppard musterte sie wieder, vermied aber, wie auch sie, ihr noch einmal in die Augen zu sehen. Ein kleiner Ruck schien durch seinen Körper zu gehen, dann setzte er sich vollkommen unvermutet auf den Boden vor ihrer Zelle.
„Wenn die Geschichte wirklich so lang ist, dann sollten wir es uns ein bißchen gemütlicher machen. Kaffee?"

Vashtus Geschichte

Meine Familie war angesehen. Immer wieder durften wir für den Rat Dinge erforschen. Wir waren Wissenschaftler, wie ihr heute sagt. Unsere Forschung diente dazu, den anderen das Leben angenehm zu gestalten und sie vor Krankheiten zu schützen.
Es war nicht leicht. Ich kann mich noch daran erinnern, als Kind auf einem Planeten aufgewachsen zu sein. Doch dann kamen die Wraith und wir flohen nach Atlantis. Der Rat gewährte uns die Möglichkeit, unsere Forschungen weiter zu führen. Wenn es anders gekommen wäre, wäre mein Vater vielleicht sogar eines Tages Mitglied dieses Rates geworden, Bestrebungen dazu gab es.
Wir, das waren meine Eltern, Gilgak mein Vater und Meoch meine Mutter, und mein Bruder Enkil. Unser Familienname lautete Uruhk.
Als ich älter wurde, wurde ich Wissenschaftlerin, trat damit in die Fußstapfen meiner Eltern, ebenso wie Enkil.
Dann kam der Tag, an dem ich mit meinen Eltern zusammen nach Nasra ging, einem Waldplaneten. Wir erhofften dort zumindest Bestandteile zu finden. Bestandteile für ein Medikament gegen die Seuche, denn der Rat überlegte bereits, Atlantis aufzugeben.
Ob die Wraith wirklich wußten, daß einige von uns dort waren oder ob es nur Zufall war, kann ich nicht sagen. Wir wurden überfallen und gefangen genommen. Und meine Mutter ... Ein Wraith nährte sich vor den Augen meines Vaters und mir an ihr, saugte sie vollkommen aus.
Ein Kriegsschiff aus Atlantis kam uns zu Hilfe, ehe man uns fortschaffen konnte. Wir kehrten nach Atlantis zurück, doch mein Vater war verändert.
Sie müssen wissen, Lt. Colonel, wir waren an für sich ein friedliebendes Volk. Wir wollten diesen Krieg nicht und es gab wenige echte Schlachten. Wir gingen den Wraith lieber aus dem Weg, versteckten uns in der versenkten Stadt und hofften, daß wir überlebten.
Mein Vater aber ... Er hatte meine Mutter sehr geliebt. Als er hat mitansehen müssen, wie ihr das Leben ausgesaugt wurde, als er ihre Schreie hörte ... Nun, mir ging es ähnlich wie ihm. Er war besessen davon, die Wraith ein für allemal zu vernichten. Er wollte eine perfekte Waffe schaffen, etwas, daß die Wraith auf einen Schlag vernichtete.
Wir wußten einiges über unsere Gegner, und so machten wir uns daran. Uns war klar, daß wir die beste Chance hatten, wenn wir uns ihrem Genom zuwandten. Wer letztendlich auf die Idee gekommen ist, das ganze an uns selbst anzuwenden, den perfekten Krieger zu schaffen ... ich weiß es nicht mehr. Irgendwann wandten wir uns von der Waffe ab, um eine andere zu entwickeln.Material hatten wir, mit dem wir arbeiten konnten. Wir wußten von den Iratus-Käfern, aus denen sich die Wraith entwickelt hatten. Und dort war auch unser Ansatz.
Lt. Colonel, Sie können sich nicht vorstellen, was für ein Gefühl es war, als wir dachten, wir hätten es geschafft.
Mittels der kombinierten Genome von Wraith, Iratus und uns Antikern selbst hatten wir da etwas, eine Gentherapie, wie Sie es heute nennen würden. In Simulationen und einigen Zellexperimenten funktionierte die Therapie, vollkommen ohne Nebenwirkungen. Das Ergebnis war erstaunlich: Ein Individuum, das mit unglaublichen regenerativen Kräften ausgestattet war, sich aber nicht zu nähren brauchte, sondern weiterhin normale Nahrung zu sich nehmen konnte, wenn auch ... Nun, inzwischen weiß ich, ich brauche mehr Nahrung als ein normaler Mensch.
Mein Vater ging zum Rat, erbat sich die Genehmigung für erste Experimente an einem Individuum. Und der Rat stimmte zu. Sie waren interessiert an einem Krieger, der den Wraith gewachsen war.
Mein Bruder Enkil meldete sich freiwillig und unterzog sich der Therapie. Zunächst schien auch alles wie simuliert zu funktionieren. Er blieb weiter, wer er war, nur verfügte er über wesentlich mehr Kraft, brauchte weniger Schlaf, konnte härter arbeiten. Seine Ausdauer war erstaunlich.
Doch dann ...Wenn ich behaupten würde, er wurde zu einem Wraith, wäre das nicht richtig. Er verlor auch nicht wirklich den Verstand. Aber er wurde unberechenbar und aggressiv. Und irgendwann ... Er war auch in diesem Käfig, Lt. Colonel.
Ich besuchte ihn oft, sah zu, wie er immer mehr degenerierte. Irgendwann erkannte er mich nicht mehr, versuchte mich anzugreifen.
Der Rat zog seine Einwilligung zurück, erklärte das Experiment für gescheitert.
Aber ich ...
Es hatte in allen Versuchen und Simulationen funktioniert. Warum verwandelte Enkil sich aber in eine Bestie? Warum konnte er das Gen plötzlich nicht mehr kontrollieren?
Ohne das Wissen des Rates arbeitete ich weiter. Mein Vater war in einen anderen Teil der Stadt versetzt worden, wir sahen uns kaum noch.
Ich kann Ihnen nicht sagen, warum ich so besessen war. Vielleicht waren es wirklich die Schreie meiner sterbenden Mutter, die mich bis in den Schlaf verfolgten. Vielleicht die Augen von Enkil, deren Verstand immer mehr erlosch.
Und dann verstand ich das Problem. Unsere Proben, mit denen wir die Tests durchgeführt hatten, waren weiblich. Das Genom von Frauen verfügt über größere regenerative Kräfte als das von Männern. Nur eine Frau konnte die Therapie unbeschadet überstehen.
Ein anderer Wissenschaftler half mir, und ich sprach dem Rat vor. Ich wollte ein weiteres Experiment wagen, einen weiteren Kanidaten, eine Frau, für den Test. Doch der Rat lehnte ab. Ich war verzweifelt.
Und in meiner Verzweiflung griff ich zu dem letzten Mittel, um zu beweisen, daß unsere Forschungen nicht umsonst gewesen waren: Ich selbst unterzog mich der Therapie und wurde zu dem Hybridwesen, das ich noch heute bin.
Wieder sprach ich beim Rat vor, ich sagte ihnen, was ich getan hatte und wie es auf mich wirkte. Und der Rat ... Es wurde entschieden, mich wegzusperren. Unter strenger Aufsicht durfte ich an meinen sonstigen Experimenten arbeiten, aber ich durfte den Flügel der Stadt nicht mehr verlassen, durfte keinen Kontakt zu anderen aufnehmen.
Die Pläne zur Evakuierung liefen bereits im vollen Gange, doch ich stand nicht mit auf der Liste. Ich sollte hier bleiben, eingeschlossen in ein Untergeschoß, und auf meinen Tod warten.
Und wieder trat der andere Wissenschaftler an mich heran. Den Namen kennen Sie. Es war Janus.
Er wollte mir die Flucht ermöglichen und organisierte ein Schiff. Auf einem anderen Planeten wäre ich sicher, meinte er. Und so ... eines Tages stieg ich in einen der Gleiter, die Sie Puddlejumper nennen.
Doch ich kam nicht weit. Die Belagerung war undurchdringlich. Ich schoß Wraith-Jäger ab, hetzte sie vor mich her, doch immer mehr erschienen. Man ließ mich nicht gehen. Es war ein Gemetzel.
Schließlich kehrte ich zurück in die Stadt, mir blieb keine andere Wahl. Meine versuchte Flucht war bemerkt worden und ich danach noch schärfer bewacht. Dennoch gelang es Janus immer wieder, in Kontakt mit mir zu treten.
Einige Male gelang es uns zunächst sogar noch, mich auf ein Wraith-Schiff zu schmuggeln. So lernte ich den Nahkampf. Ich tötete viele von ihnen, auch einige ihrer Königinnen.
Für mich war das die Bestätigung. Ich hatte richtig gehandelt. Das Gen funktionierte. Ich konnte kämpfen wie kein anderer. Ich konnte die Wraith zwar nicht endgültig zurück-, aber ihnen standhalten. Wenn es mehr wie mich gegeben hätte, hätten wir vielleicht eine Chance gehabt.
Doch irgendwann kam dem Rat zu Ohren, daß ich trotz allem immer noch aus meinem Gefängnis entkam, daß ich verantwortlich war für die Gemetzel auf den Schiffen. Man stellte mich unter schwerere Bewachung und verschloß die Tür zu dem Bereich, in dem ich mich aufhielt.
Fort konnte ich nicht, auf Ihren Heimatplaneten auch nicht. Das Gate wurde streng bewacht, die Hangar inzwischen ebenso.
Ich weiß nicht, wie es Janus gelang, doch immer wieder kam er zu mir. Gemeinsam arbeiteten wir einen anderen Plan aus.
Wenn ich schon nicht mit den anderen gehen durfte, sollte ich zumindest versuchen, solange wie möglich zu überleben und die Stadt zu schützen.
Janus ermöglichte mir Zugriff auf die Hauptcomputer. Ich besaß zwar nur Sicht, konnte keine Programme ändern oder neu schreiben, aber ich war auf dem laufenden. Und er brachte mir eine Stasiskammer.
Ich habe in Ihren Protokollen gelesen, seit sie hier angekommen sind. Ich weiß inzwischen, daß Janus noch einen zweiten Trumpf hatte und mir deshalb dieses Überleben ermöglichte. Er wußte, ich war nicht wie Enkil geworden. Ich konnte das Gen beherrschen, an dem mein Bruder gescheitert war. Vielleicht hoffte er, wie ich es jetzt tue, daß Sie das ebenfalls erkennen und mir eine zweite Chance geben würden.
Irgendwann war ich allein auf Atlantis, zumindest dachte ich das. Mittels der Scanner konnte ich beobachten, wie die Wraith irgendwann abzogen. Ich hoffte, daß mein Volk zurückkehren würde, doch das tat es nicht. Und so ... irgendwann begab ich mich in Stasis, weil ich die Einsamkeit nicht mehr ertragen konnte. Einige Male in dieser langen Zeit erwachte ich für kurze Zeit, um zu kontrollieren, ob es inzwischen neues Leben auf diesem Planeten gab. Doch nichts geschah, nur die ZPMs entluden sich immer mehr.
Und dann ... betraten Sie die Stadt und Atlantis erwachte aus seinem langen Schlaf. Und die Stadt weckte mich. Zunächst wußte ich nicht, was ich tun sollte, so beobachtete ich weiter Ihr Vorgehen und Ihren Umgang mit Atlantis. Doch ... ich weiß nicht, ob Sie wissen, was Einsamkeit ist, Lt. Colonel. Ich wollte wieder unter meinesgleichen sein, wollte wieder ein Leben. Und so faßte ich den Plan, Sie auf mich aufmerksam zu machen.
Doch als dieser Mann in mein Labor trat ... Er war eine Gefahr für mich. Die Wraith-Zellen in mir waren wach. Ich kämpfte mit ihm und schlug ihn nieder. Verstehen Sie mich recht, ich wollte ihn nicht verletzen, doch ich hatte Angst. Ich wollte Kontakt zu Ihnen, doch nicht so. Man sollte mir zuhören, einmal sollte man mir zuhören!
Ich bin bereit, mich von Ihren Wissenschaftlern untersuchen zu lassen. Und ich bin bereit, bis zu einer endgültigen Entscheidung hier zu bleiben. Aber ich möchte Sie um eines bitten, Lt. Colonel Sheppard. Wenn man sich gegen mich entscheidet, gewähren Sie mir einen Gang durch das Tor. Ich werde nie wieder Atlantis betreten oder Kontakt zu Ihnen suchen. Ich werde mich vor Ihnen verstecken und verschwunden sein. Von mir droht keine Gefahr, und was geschehen ist ... Sie nannten es einen Fehlstart, und ich möchte mich dessen anschließen."

Sheppard hatte sich die ganze Geschichte genau angehört, nagte jetzt nachdenklich an der Innenseite seiner Unterlippe. Die Beine hatte er halb angezogen und seine Arme locker darauf gestützt, sein Blick ging ins Leere.
Vashtu schwieg, sah ihn nur an und wartete.
Sein Blick klärte sich endlich wieder, er sah zu ihr, und diesmal trafen sich ihre Blicke wieder, wenn auch nur für eine Sekunde, ehe er den Kontakt abbrach. Sein Gesicht war sehr ernst.
Vashtu hatte sich auf der anderen Seite des Käfigs ebenfalls irgendwann niedergelassen, saß ihm im Lotossitz gegenüber. Ihr Gesicht war offen, ihre Worte klangen ehrlich.
Sheppard nickte, rappelte sich auf und trat an den Käfig heran. Noch einmal musterte er sie genau und nachdenklich. Dann sagte er: „Nenn mich John."

Etwas später

„Sie wollen was?" Dr. Elisabeth Weir starrte Sheppard einen Moment lang verblüfft an, dann schüttelte sie den Kopf. „Kommt nicht in Frage."
Sheppard beugte sich über den Schreibtisch, die Hände auf die ihm zugewandte Kante gestützt. „Elizabeth, ich bitte Sie. Vashtu hat schon genug mitgemacht. Das letzte, was sie jetzt braucht, ist es, noch einmal eingesperrt zu werden, noch dazu an der Stelle, an der ihr Bruder wahrscheinlich starb."
Weir schüttelte den Kopf. „John, sehen Sie denn überhaupt noch klar? Sie selbst waren es doch ..."
„Da kannte ich die Hintergründe noch nicht", fiel Sheppard ihr ins Wort, richtete sich wieder auf.
„Und jetzt kennen Sie sie? Sie kennen eine nicht überprüfte Geschichte, die Ihnen jemand aufgetischt hat, der zunächst als eine Bedrohung auftrat. Und Sie wollen diesen jemand freilassen?"
„Unter Aufsicht stellen", korrigierte Sheppard sofort, blickte kurz zur Seite und nagte an seiner Unterlippe. „Vielleicht ist Vashtu die Antwort auf unsere Fragen. Vielleicht ..." Er schloß den Mund.
Weir schüttelte immer wieder den Kopf. „Das kann ich nicht zulassen, und Sie wissen das. Diese Vashtu bleibt, wo sie ist, bis wir mehr Antworten haben. Eine unbewiesene Geschichte von ihr selbst kann mich nicht überzeugen."
Sheppard fuhr herum und hob den Arm. Mit der Hand wies er in die ungefähre Richtung, in der der Abschnitt der Stadt lag, in dem die Fremde bis jetzt gewesen war. „Dann lassen Sie ihre Angaben doch überprüfen, Elizabeth! Dann schicken ein paar Techniker dahin, die sich ihr Labor ansehen. Und lassen Sie in den Datenbanken der Stadt suchen. Es wird Aufzeichnungen geben, davon bin ich überzeugt. Aber ich werde nicht zusehen, wie wir sie weiter quälen! Sie selbst hat zugestimmt, sich untersuchen zu lassen. Schicken wir Beckett zu ihr und lassen sie dann unter Aufsicht in die Stadt. Wir müssen es ihr ja nicht gestatten, in wichtige Bereiche einzudringen."
Weir sah ihn überrascht an. „Sie glauben ihr."
Sheppard atmete tief ein, sein Blick war fest. „Ja, ich glaube ihr, und zwar jedes Wort." Er kreuzte die Arme vor der Brust. „Wissen Sie, was sie mich gefragt hat? Ob ich Einsamkeit verstehen könnte. Und das kann ich, wahrscheinlich sogar besser, als Sie denken. Und genau darum werde ich sie aus diesem Käfig holen!"
„Wir sind für die Sicherheit dieser Stadt und ihrer Bewohner verantwortlich, Sie und ich, John", mahnte Weir an. „Vashtu hat Sie offensichtlich tief beeindruckt. Aber ich kenne auch die Berichte. Sie waren vom ersten Moment an beeindruckt. Vielleicht nicht nur das. Vielleicht hat sie Sie beeinflußt. Und aus genau diesem Grund kann ich nicht zulassen, daß sie frei in der Stadt herumläuft."
Sheppards Augen blitzten. „Warum sprechen Sie dann nicht selbst mit ihr? Warum hören Sie sich ihre Geschichte nicht selbst an? Wenn Ihnen so viel an der Sicherheit der Stadt und den Bewohnern gelegen ist, warum wollen Sie dann einem dieser Bewohner weiter die Freiheit vorenthalten?" Er schüttelte erhitzt den Kopf, beugte sich wieder vor. „Elizabeth, ich bitte Sie! Geben sie Vashtu eine Chance, sie hat sie verdient. Hören Sie sie an, und ich bin sicher, Sie werden sehr überrascht sein." Er schloß den Mund, zögerte einen Moment. „Ich bin sicher, sie hält noch irgendetwas zurück. Sie hat mir Vertrauen geschenkt, und jetzt möchte sie eine Bestätigung, daß dieses Vertrauen nicht umsonst gewesen ist. Wenn wir sie freilassen, unter Aufsicht stellen und ihr ein bißchen Freundschaft und Verständnis geben, bin ich sicher, da kommt noch etwas. Sie weiß Dinge, die wir nicht einmal ahnen. Sie war eine Top-Wissenschaftlerin, ehe sie dieses unselige Experiment wagte. Sie hat für den Rat gearbeitet, war an einem Mittel gegen die Seuche beteiligt. Ich möchte gar nicht wissen, welche Dinge durch sie noch ans Licht kommen könnten - wenn wir ihr jetzt etwas Vertrauen schenken."
Weir senkte den Blick. „Das kann ich nicht."
Sheppard hob seufzend den Kopf in den Nacken, starrte zur Decke.
„Warum will sie so unbedingt untersucht werden, haben Sie sich das nicht einmal gefragt? Warum ist sie plötzlich so kooperativ?"
Sheppard senkte den Kopf wieder, ließ die Arme zu beiden Seiten seines Körpers locker nach unten fallen und sah Weir an mit einem Blick, den sie noch nie bei ihm gesehen hatte. „Können Sie sich vorstellen, wie es ist, so lange Zeit eingesperrt zu sein? Können Sie sich vorstellen, niemanden zu haben, der Ihnen helfen kann? Und können Sie sich vorstellen, wie es ist, wenn dann plötzlich jemand auftaucht und nur eine dünne Wand zwischen Ihnen und diesem anderen ist? Eine Wand, die Sie vielleicht einreißen könnten, wenn Sie sich kooperativ zeigen? Wenn Sie sich öffnen und dem anderen Dinge zugestehen, die Ihnen vielleicht unangenehm sind, die Ihnen aber weiterhelfen könnten?"
Weir sah ihn forschend an. War da Schmerz in seinen Augen? Ein Schmerz, der ihr unbekannt war, der so tief in ihm brannte, daß er ihn noch niemanden hatte sehen lassen?
Sheppard wandte den Kopf und sah zu den Fenstern hinaus. Seine Stirn umwölkte sich. „Ich kann es nicht ganz, aber zum Teil. Und genau aus diesem Grund will ihr ihr eine Chance geben. Sie ist weder ein Wraith noch eine Bedrohung, davon bin ich überzeugt. Und wenn Sie nicht bereit sind, ihr etwas Vertrauen zu schenken, ich bin es. Ob nun mit oder ohne Ihre Zustimmung, Elizabeth, ich werde sie freilassen. Die Frage ist nur, tue ich es hier oder lasse ich mir eine Adresse von ihr geben und schicke sie durch das Gate. Und hier wäre sie uns meiner Meinung nach weit nützlicher als auf irgendeiner, vielleicht inzwischen leeren Welt." Er kniff die Lippen aufeinander, als müsse er sich noch einen letzten Satz verkneifen.
Weir beugte sich vor, stützte die Arme auf ihren Schreibtisch, eine Hand legte sie an ihre Lippen.
So hatte sie John Sheppard wirklich noch nie gesehen. Und das sollte diese Fremde ausgelöst haben? Konnte sie in der wenigen Zeit, die sie miteinander verbracht hatten, tatsächlich einen solchen Einfluß auf ihn ausgeübt haben? War es möglich, daß sie ihn so gründlich an der Nase herumgeführt hatte, um zu erreichen, was immer sie wollte?
Weir runzelte die Stirn.
Sheppard stand starr da, blickte noch immer aus den Fenstern in den Gateroom hinaus.
Sie vertraute ihm und seinem Urteil eigentlich. Er mochte sich schon einige Male geirrt haben, aber im allgemeinen besaß er ein Gespür dafür, was richtig und was falsch war. Nur leider wollte er nur zu gern immer wieder mit dem Kopf durch die Wand. Und ihr gelang es nicht immer, ihn daran zu hindern.
Irrte er sich jetzt? Bildete er sich nur ein, daß diese Vashtu ihre Freundschaft suchte? Oder ...
„Nehmen Sie Beckett und lassen Sie sie untersuchen. Sollte Carson nichts finden, steht Vashtu unter Ihrer Aufsicht, Colonel", entschied Weir endlich.
Wenn es möglich war, leuchteten seine Augen, als er sich mit einem breiten Grinsen wieder zu ihr umdrehte. Er nickte, und voller Energie wollte er zur Tür hinaus.
„Aber, John", fügte Weir noch an, sah ihm noch einmal ins Gesicht. „Wenn Sie sich irren, werden Sie persönlich die Verantwortung tragen, haben Sie verstanden? Sollte Vashtu sich als Bedrohung herausstellen, werde ich Sie dafür belangen und an die Erde melden."
Sheppard nickte eifrig, ehe er den Raum verließ. Weir meinte, ein kurzes „Danke" in der Luft hängen zu hören.

Einige Stunden später

Vashtu blickte auf, als Sheppard den Raum wieder betrat. Sie spürte sofort, daß da noch jemand bei ihm war, ein anderer, dessen Verbindung zu ihr aber längst nicht so stark war wie die erste. Sie runzelte die Stirn, als sie erkannte, daß dieser sich sogar gegen das wehrte, was ihm gegeben worden war.
„Vashtu?" Sheppard blickte um die Ecke.
Sie erhob sich, lächelte ihn an.
Sheppards Augen strahlten. „Ich bringe jemanden mit." Mit diesen Worten winkte er jemanden, der noch in der Finsternis stand und nun etwas schüchtern daraus auftauchte. Der andere ...
„Das ist Dr. Beckett", stellte Sheppard ihn vor. „Wenn er sein Okay gibt, darfst du gehen."
„Dr. Beckett." Sie neigte grüßend den Kopf.
„Öffnen."
Dieser Dr. Beckett schien unsicher, sehr unsicher. Seine Augen zuckten nervös, und seine Hände umklammerten krampfhaft die Tasche, die er mit sich trug.
Vashtu neigte den Kopf leicht zur Seite. Sie konnte fühlen, wie das Kraftfeld erlosch. Unwillkürlich trat sie, jetzt selbst etwas unsicher, einen Schritt zurück.
„Sollten wir sie nicht betäuben?" fragte Dr. Beckett in diesem Moment.
„Das ist nicht nötig, Doc", antwortete Sheppard, trat als erster in den Käfig.
Vashtu sah ihm entgegen, dann richtete sie ihre Aufmerksamkeit auf Dr. Beckett.
Irgendwie ... er war ihr sympatisch. Deutlich kleiner als Sheppard, etwas untersetzt. Sein Gesicht wirkte offen und freundlich.
Jetzt trat er sichtlich nervös ebenfalls in den Käfig, ging langsam an Sheppard vorbei. Der hatte die Arme vor der Brust gekreuzt und beobachtete aufmerksam alles weitere.Vashtu atmete einmal tief ein, dann trat sie dem Doktor entgegen.
Beckett sah sie an wie die Maus die Schlange, schluckte einige Male. „Dann ... ich muß." Verlegen blickte er sich um, stellte die Tasche schließlich auf den Boden und beugte sich darüber.
Vashtu erhaschte einen Blick auf vertrautes. Spritzen, Nadeln und noch einiges. Lächelnd krempelte sie den Rest ihres Ärmels über den Ellenbogen, spannte die Muskeln an.
„Ich werde zunächst etwas Blut abnehmen", erklärte Beckett und erhob sich. Erstaunt riß er die Augen auf, als sie bereits soweit bereit stand und ihm ihren Arm hinhielt.
„Das ist kein Problem, Doktor", sagte sie lächelnd. „Ich kann mir die Nadel auch selbst setzen."
„Ich ..." Beckett schüttelte verdattert den Kopf.
„Ich habe doch gesagt, es ist kein Problem", ließ Sheppard sich vernehmen.
„Wenn Sie das Blut untersuchen, werden Sie veränderte Genstränge finden, Doktor. Sollte das ein Problem sein, ich kann Ihnen gern meine Unterlagen zur Verfügung stellen. Mutationen gab es, meines Wissens, nicht. Falls sich doch etwas finden sollte, wäre ich sehr dankbar, wenn Sie mich informieren würden. Vielleicht könnten wir dann gegensteuern."
Beckett starrte sie immer noch an. „Wie ... ?"
„Sie war bei den Antikern Wissenschaftlerin, Doc", erklärte Sheppard. „Sie selbst hat das veränderte Gen geschaffen, das sie trägt."
Beckett drehte sich halb um, daß er zwischen ihnen beiden stand. Irritiert sah er immer wieder von einem zum anderen. Dann richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf sie.
„Sie waren Wissenschaftlerin?"
Vashtu nickte, band sich nun selbst den Arm ab. „Bei ihnen heißt es, glaube ich, Gentechnikerin. Aber das ist lange her."
Becketts Gesicht verzog sich zu einem kameradschaftlichem Lächeln. „Wirklich? Ich arbeite selbst auf diesem Gebiet. Und, ich muß zugeben, seit wir hier sind, bin ich mit seinem Arbeiten erstaunlich weit gekommen. Vielleicht möchten Sie später einen Blick darauf werfen."
Über die Schulter des Arztes konnte Vashtu Sheppard beobachten, der ungeduldig dastand, das Gewicht immer wieder von einem Bein auf das andere verlagerte. Beckett redete weiter, während er ihr endlich Blut abnahm.
„Diese Sache ist höchst interessant. Woran haben Sie zuletzt gearbeitet?" Beckett zog die Nadel aus ihrem Arm, drückte die winzige Wunde mit einem Tupfer ab.
Vashtu spannte die Muskeln wieder an und hob den Arm. „Nahrungsersatz. Wir hatten zwar das Tor, aber die Wraith wußten, daß wir darauf angewiesen waren, Nahrung von außen zu holen. Mein Auftrag war es, die verschiedenen pflanzlichen Restbestandteile des Salzwassers auf ihren Nährwert hin zu untersuchen und gegebenenfalls anzureichern, um daraus Nahrung zu gewinnen."
Beckett nickte anerkennend. „Ein weites Feld, und sicher nicht ganz einfach. Immerhin standen Sie hier ziemlich unter Druck damals, nicht wahr?"
Sheppard sah sie nachdenklich an, eine Frage in den Augen.
Vashtu nickte ihm stumm als Antwort zu. „Nicht ganz einfach, das gebe ich zu. Aber nicht wirklich ausfüllend. Immerhin hatte ich noch genug Zeit, um meine eigenen Forschungen an der Gentherapie fortzuführen."
Beckett schloß seine Tasche wieder. „Ich würde mich gern weiter mit Ihnen darüber unterhalten, Vashtu. Und ich denke, in den nächsten Tagen werden wir noch einige Zeit mit Gesprächen verbringen, wenn Sie möchten."
„Was soll das heißen?" Sheppard trat vor.
Beckett drehte sich zu ihm um. „Nun, das heißt, daß sie leider noch einige Zeit in Quarantäne bleiben muß, ehe ..."
„Sie sollten sie untersuchen und Ihr Okay geben, damit ich sie unter meine Aufsicht stellen kann", entgegnete der Colonel hitzig.
„Solange wir nicht wissen, ob nicht vielleicht doch eine Bedrohung durch sie erfolgt, entschuldigen Sie, Vashtu, werde ich sie nicht in die Stadt lassen, Colonel." Beckett blieb fest.
Sheppards Augen flammten auf. „Das ist ..."
„John!" Vashtu fing seinen Blick ein, schüttelte energisch den Kopf. „Ich habe gesagt, ich warte. Und ein paar Tage kann ich durchaus noch überstehen."
Sheppard sah sie an, die Kiefer fest aufeinander gepreßt, dann senkte er den Blick.
Beckett dagegen starrte sie entgeistert an, dann glitt sein Blick zu dem Colonel hinüber, ging dann wieder zwischen ihnen hin und her. Schließlich nickte er verstehend und leicht schmunzelnd, nahm seine Tasche.
„Ich möchte mit Ihnen sprechen, Colonel", sagte er, als er den Käfig wieder verließ.
Sheppard sah wieder Vashtu an, die seinen Blick erwiderte, langsam den Kopf schüttelte. „Es wird gehen", wisperte sie schließlich.
Er öffnete den Mund, als wolle er etwas sagen, dann aber wandte er sich abrupt ab und verließ ebenfalls den Käfig, folgte Beckett auf dem Fuße.
„Was sollte das gerade?" fuhr er den Mediziner an, kaum daß sie um die Ecke des Ganges waren.
Beckett blieb stehen, sah zu ihm hoch. „Dr. Weir rief mich an und übertrug mir die Entscheidung, Colonel. Und ich werde sie nicht eher aus der Quarantäne entlassen, als daß ich genau weiß, was in ihr vorgeht."
„Sie sollten einen Blick auf sie werfen und sie dann an mich überstellen, Doktor. So war es abgemacht!" entgegnete Sheppard wütend. „Ich lasse mich nicht übergehen."
Beckett sah ihn an, reckte sich dann. „Und was soll ich Ihrer Meinung nach jetzt sagen? Daß ihr Blut rot wie unseres ist? Colonel, Sie wissen doch sehr genau, daß ich noch gar nichts sagen kann, noch rein gar nichts. Abgesehen von der einen oder anderen Kleinigkeit."
„Ich werde sie nicht in diesem Käfig lassen. Sie ist keine Gefahr!" Sheppard reckte sein Kinn vor.
„Sie wird auch nicht hier bleiben. Ich überstelle sie in den Überwachungsraum. Dort haben wir sie unter Kontrolle und sie kann sich ein wenig an die Umgebung und die Menschen hier gewöhnen. Denn, auch wenn es Ihnen vielleicht entgangen ist, diese Vashtu ist in zwischenmenschlichen Beziehungen nicht gerade sehr erfahren. Nach allem, was Sie mir bereits erzählten, war sie schon bevor Atlantis verlassen wurde eingesperrt. John, zehntausend Jahre. Wir wissen nicht, was eine so lange Einsamkeit in einem Menschen anrichten kann, erst recht nicht wenn dieser Mensch ein Antiker ist. Wir müssen sie langsam an andere Individuen gewöhnen. Wenn wir sie jetzt in die Stadt lassen, erleidet sie vielleicht einen Kulturschock. Ich werde auf jeden Fall Dr. Heightmeyer zu ihr schicken."
Sheppard biß sich auf die Lippen, seine Hände verkrampften sich immer wieder zu Fäusten. Doch er nickte.

Einige Tage später

Dr. Weir stand oben auf der Galerie und sah hinunter auf die Gestalt, die auf dem Bett saß, die Beine angezogen, und offensichtlich in einem Buch las. In frischer Kleidung, einem neuen Haarschnitt und sauber wirkte Vashtu selbst auf sie vollkommen normal. Dennoch bereitete ihr das Auftauchen dieser Frau viele Sorgen.
„Ah, Elizabeth, schön, Sie zu sehen."
Weir blickte auf und nickte Beckett zu, der gerade auf die Galerie getreten war, einen Stapel Papiere in den Händen. „Carson. Ich wollte mir einmal selbst unseren unverhofften Gast ansehen."
Beckett nickte verständnisvoll, stellte sich neben sie und blicke hinunter.
„Liest sie tatsächlich?" erkundigte Weir sich.
„Oh ja, das tut sie", antwortete Beckett. „Das Buch hat sie von Colonel Sheppard. Sie liest sehr interessiert, offensichtlich gefällt es ihr."
Weir nickte skeptisch. „Dann ist er also hier gewesen."
Beckett lächelte. „Oh, er ist fast jeden Tag hier, nach seinem Dienst. Meist eine Stunde, manchmal etwas länger, manchmal etwas kürzer. Die beiden haben sich offensichtlich viel zu erzählen."
Weir nickte, runzelte leicht die Stirn. „Und was sagen Sie zu ihr?"
Becketts Lächeln vertiefte sich. „Meine Tests sind so gut wie abgeschlossen. Und, bis auf das, was sie selbst zugibt, habe ich nichts gefunden. Dr. Heightmeyers Bericht dürften Sie ja bekommen haben. Auch sie attestiert ihr eine gute geistige Gesundheit. Sie leidet eben nur an der langen Einsamkeit, darum bemühen wir uns, ihr Kontaktpersonen zur Seite zu stellen. Der Colonel ist geradezu ... Nun ja, wie gesagt, die beiden haben viel miteinander zu besprechen."
Weir nickte wieder, ihre Hände glitten über das Metallgestränge der Galerie. „Rodney ist immer noch mit den Auswertungen der Daten in ihrem ... Labor beschäftigt. Wie es aussieht, hat sie auch hier die Wahrheit gesagt. Sie hatte Zugriff auf den Hauptrechner, aber keine Möglichkeit, ihn irgendwie zu manipulieren." Sie schüttelte den Kopf.
Beckett sah sie besorgt an. „Aber etwas bereitet Ihnen Kopfschmerzen. Was ist es?"
„Sheppards Vernarrtheit in diese Frau, die bereitet mir Sorgen." Sie seufzte. „Ich frage mich, was da vor sich geht. Er ist nicht wie sonst. Man könnte den Eindruck gewinnen, er ..." Sie schüttelte den Kopf.
Beckett nickte. „Sie sollten sich darum keine Sorgen machen, Elizabeth", antwortete er. „Ich glaube im Gegenteil, Vashtu tut dem Colonel gut. Er kommt mehr aus sich heraus als bisher. Und ... da kommt er übrigens."
Weir richtete sich wieder auf, sah nach unten.
Tatsächlich hatte sich gerade die Tür geöffnet und Colonel Sheppard betrat den Raum, eine Kiste unter dem Arm. Vashtu blickte auf, und sie lächelte.
Weir runzelte die Stirn.
Sheppard ließ sich auf der im Raum stehenden Sitzgruppe nieder und öffnete den Karton. Dann begann er, ein Schachspiel aufzubauen. Vashtu trat interessiert näher, betrachtete ihn aufmerksam dabei.
„Das ist interessant. Sie sollten es sich ansehen, Elizabeth. Dann werden Sie vielleicht verstehen, warum ich keine Bedenken habe." Beckett nickte lächelnd.
Weir blickte ihn fragend an. „Was meinen Sie?"
Vashtu ließ sich jetzt auf der anderen Seite des Spielbrettes nieder. Sheppard hatte den ersten Zug.
„Seit ein paar Tagen bringt der Colonel dieses Spiel mit. Sie spielen ... Oh, ich glaube, gewonnen hat noch keiner von ihnen, seit Vashtu Schach verstanden hat."
Weir runzelte die Stirn, blickte wieder nach unten und beobachtete eine Weile das Spiel.
„Das ist nicht möglich!" entfuhr es ihr endlich. „Haben wir Aufnahmen davon?"
Beckett nickte. „Sie spielen genau gleich. Ständig gibt es ein Remis nach dem anderen. Sie denken gleich, wie eine Person, nur eben in zwei Körpern", erklärte er. „Zu Anfang gewann Sheppard noch, doch bereits ab der dritten Partie gibt es diese Konstellation. Sie können nicht gegeneinander gewinnen, es sei denn, einer von ihnen läßt es zu."
Vashtu zog den schwarzen Läufer, schlug damit Sheppards Turm. Der wiederum nahm ihren Springer. Die Partie näherte sich ihrem Ende, einem Ende, das nur auf eines hinauslaufen konnte: ein Remis.
Weir schüttelte den Kopf. „Soetwas habe ich noch nie gehört. Das ist unmöglich!" entfuhr es ihr.
Beckett zuckte mit den Schultern. „Ich kann Ihnen nichts anderes sagen. Aber nach Vashtus Geschichte habe ich mir soetwas bereits gedacht. Sie beide sind etwas unkonventionell. Ein merkwürdiger Zufall, aber geistig scheinen sie tatsächlich auf genau der gleichen Ebene zu stehen, einmal abgesehen von Vashtus etwas höherem Entwicklungsstand. Es ist, als seien sie geistig verbunden." Er betrachtete die beiden dort unten noch einmal sehr genau. „Und ich denke, genau dieser Umstand hat den Colonel so für Vashtu eingenommen. Er ist fasziniert von ihr, das gebe ich zu, aber es ist auch umgekehrt. Er ist inzwischen zu ihrer Bezugsperson geworden, ihm vertraut sie am meisten. Wenn wir Sheppard jetzt verbieten, sich weiter mit ihr zu treffen, könnte das auf ihren Geisteszustand Auswirkungen haben. Und genau darum würde ich mich an Ihrer Stelle in die Situation fügen. Ändern können Sie sie sowieso nicht mehr."
Das Remis war da. Keiner der beiden Spieler konnte noch vor oder zurück. Ein Patt.
Sheppard lachte, lehnte sich entspannt zurück.
Weir atmete tief ein. „Und Sie sagen, es besteht keine Notwendigkeit mehr, sie hier festzuhalten?"
„Vom medizinischen Standpunkt aus nicht."
Weir konnte nicht aus ihrer Haut, sie machte sich Sorgen um Sheppard. Er war anders als sonst. Schon allein diese Beobachtung, wie er dort so merkwürdig entspannt bei dieser Fremden saß, wie er mit ihr lachte und Scherze machte. Etwas war eigenartig an dieser Sache.
„Wenn Sie mich fragen, lassen Sie sie unter Aufsicht in die Stadt, Elizabeth. Wenn sie etwas zu verbergen hat, werden wir es ohnehin erst erfahren, wenn es soweit ist. Wenn sie Geheimnisse hat, wird sie sie uns auf diesem Wege nicht verraten."
„Könnte sie Atlantis schaden?" Weirs Fingerknöchel wurden weiß, so fest umspannte sie das Geländer.
Beckett neigte den Kopf, drückte die Papiere, die er schon die ganze Zeit mit sich herumtrug, fester an den Körper. „Die Geräte reagieren selbstverständlich auf sie und wir haben nicht die leiseste Ahnung, zu was ihr Geist fähig ist. Aber ... Ich glaube nicht, daß sie eine Gefahr für Atlantis darstellt. Bisher war sie mehr als kooperativ und hat alles mit sich machen lassen. Sie will einfach nur Anschluß. Wir könnten eine Menge von ihr lernen, Elizabeth."
„Mir bereitet es Sorge, daß sie erst jetzt aufgetaucht ist. Warum nicht schon eher. Mehr als genug Möglichkeiten dazu hatte sie."
Beckett warf ihr einen langen Blick zu. „Wirklich?"

TBC ...

2 Kommentare:

  1. HEy =)
    Oh wie schön =) jetzt erfahre ich endlich wie vashtu auf der bildfläche erschienen ist!
    es wurde ja schon alles ungefähr in den anderen beiden FF's erzählt, aber es ist schon schön nun die komplette geschichte zu erfahren.
    Im moment sieht es ja so aus als ob john und vashtu kaum von einander loskommen ^^
    mal sehn was sie so alles anstellen wird, denn so wirklich weiß ich keinen grund warum die beiden sich im späteren verlauf nicht mehr sehen sollten.
    bin gespannt was dazu führt oder ob es nur mal wieder eine brilliante idee des ioa war ;)
    LG Sabrina

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  2. Wundert mich jetzt aber, daß du "Vashtu" nicht kennst, wohl aber den "Golf(ball)krieg", denn eigentlich ist diese Fic älter und stand ziemlich lange sowohl bei FF.de/.net wie auch in einem Forum, das du wohl des öfteren besuchst ...
    Na egal. Freut mich jedenfalls, daß es dir bisher gefällt. Ein bißchen bin ich hier doch holprig mit den Charas - war meine erte FF.
    Diese Ähnlichkeit zwischen den beiden, was Carson hier als "gleiches Denken" erklärt, das bereitet dem IOA Kopfschmerzen, ebenso wie Elizabeth. Ich hatte Vashtu bewußt als weiblichen Sheppard entwickelt, was aber leider auch sehr schnell dazu führte, daß sie unter permanenten Mary Sue-Verdacht stand. Ich fands damals einfach nur lustig, wie Sheppard wohl auf eine Frau reagieren würde, die nahezu genauso denkt und handelt wie er. Man kennt diesen alten Schürzenjäger ja ...

    Dank dir für deinen Kommentar!

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