Zwei Tage später
Sheppard führte Vashtu in die Kantine. Sofort, nachdem sie den Raum betreten hatten, herrschte Schweigen. Alle starrten sie beide an, teils neugierig, andere sogar feindselig. Er ließ sich nichts anmerken, doch er spürte, wie Vashtu sich unwillkürlich versteifte. So führte er sie zu einem Stuhl, drückte sie mit sanfter Gewalt darauf nieder.
„Ich hole uns einen Kaffee", sagte er, zwinkerte Johnson, dem Marine, der zu ihrer Bewachung abkommandiert war, zu.
Überdeutlich spürte er noch immer die Blicke auf sich, zwang sich, sich ganz normal zu geben. Je mehr er sich anmerken ließ, daß ihm unwohl war, desto länger würde dieser Zustand andauern. Und er hatte vor, so schnell wie möglich zur Routine zurückzukehren - natürlich mit Vashtu.
Er nahm zwei Tassen und stellte sie vor sich. In eine füllte er soviel Kaffee, wie er mochte, dann stellte er die Kanne zur Seite und goß die zweite halbvoll Milch, ehe er sie mit der braunen Brühe auffüllte, noch etwas Zucker dazugab.
„Nanu, Colonel, ich wußte gar nicht, daß Sie Ihre Milch neuerdings mit Kaffee trinken", sagte plötzlich eine bekannte Stimme neben ihm.
Sheppard warf einen halben Blick zu seinem Nachbarn. „Rodney, die Stadt wieder in die richtige Position gebracht inzwischen?" Freundlich lächelnd wandte er sich ab und kehrte zu Vashtu zurück.
„Was ist das?" fragte sie, als sie die Tasse nahm.
„Das Geheimnis der ewig wachenden Führungskräfte: Kaffee. Für dich nicht ganz so stark. Du sollst ihn ja erst einmal kennenlernen." Er ließ sich auf dem Stuhl ihr gegenüber nieder, blickte zu Johnson hoch, der hinter ihr stand. „Na los, wir beißen uns schon nicht, solange Sie sich auch eine Tasse holen." Auffordernd nickte er zur Theke hinüber.
Johnson nickte dankbar und ging nun seinerseits hinüber.
„Ist das etwa unser Besuch aus der Vergangenheit?" fragte McKay, der Sheppard gefolgt war.
Vashtu starrte in ihre Tasse. Noch hatte sie nicht probiert.
Sheppard blickte fragend auf. „Haben Sie nicht noch etwas zu tun, Rodney?"
McKay ließ sich neben ihm auf einem Stuhl nieder. „Wie ich hörte, haben Sie unseren militärischen Leiter ja sehr in Beschlag genommen."
Vashtu blickte unter ihren Wimpern hervor auf, musterte McKay einen Moment lang, ehe sie den Blick wieder senkte. „Es ist seine Entscheidung, Dr. McKay, wenn ich mich nicht irre."
Johnson kehrte zurück, pustete in seine Tasse, aus der heißer Dampf aufstieg.
Sheppard registrierte erleichtert, daß einzelne Gespräche an den anderen Tischen wieder aufgenommen wurden. Sie waren also nicht mehr die Attraktion.
„Ich habe mir übrigens Ihr ... Labor angesehen. Was für eine Wissenschaft haben Sie denn ausgeübt? Computerspezialist kann es ja nicht gewesen sein", fragte McKay munter weiter.
Vashtu nahm nun endlich einen Schluck, stellte die Tasse dann mit ausdruckslosem Gesicht auf den Tisch.
„Sie war so etwas wie eine Genetikerin, Rodney", antwortete Sheppard für sie.
„Ach ja?" McKay musterte Vashtu mit hochgezogenen Brauen.
„Ja, genau das", murmelte sie endlich, blickte wieder auf, fixierte den Blick des Wissenschaftlers. „Ich weiß, was Sie denken, Dr. McKay. Ich habe mehrere Ihrer Protokolle gelesen."
McKay lächelte.
„Sie sind auf dem falschen Weg", fügte sie noch hinzu.
McKays Lächeln verschwand wie ausradiert. „Ich wüßte nicht, was meine Protokolle Sie angehen. Und daß ich auf dem falschen Weg bin ... nun, der Neid eines gescheiterten Volkes kann tief reichen, nicht wahr?"
Vashtu schob ihre Tasse zur Seite, stützte sich auf ihren Unterarm und beugte sich vor. „Wir sind nicht gescheitert", sagte sie.
„Nun ja, wenn man bedenkt, daß Sie eine unheilbare Seuche gegen die Wraith getauscht haben ... Warum sollte ich das nicht als Fehlschlag auffassen?"
„Weil das nicht zu vergleichen ist, Rodney, darum", wandte Sheppard warnend ein.
McKay lehnte sich wieder zurück. „Wir haben schon so viele abgebrochene Forschungsberichte gefunden, die ausgesetzt wurden, weil man sie ... Was? Ihre Regierung war doch offensichtlich nicht gerade entscheidungsfreudig."
„Der Rat hat nach seinem Gewissen gehandelt, Dr. McKay", entgegnete Vashtu. „Haben Sie eines?"
Sheppard stellte seine Tasse hart auf dem Tisch ab. „Okay, es reicht."
„Es ist schon auffällig, gleichgültig welche Technologie auch immer entwickelt wurde, immer wieder brach man kurz vor der Vollendung die Forschung ab. Mir scheint das ein bißchen zu viel Gewissen zu sein."
Vashtus Kiefer mahlten. „Ich hoffe für Sie, daß Sie nie in eine ähnliche Lage kommen, Dr. McKay. Dann würden Sie nämlich vielleicht verstehen, was damals geschehen ist."
„Die Antiker haben den Krieg verloren und sich aus der Pegasus-Galaxie zurückgezogen. Danke, das habe ich begriffen. Selbst Super-Soldaten wie Sie haben das Ende nicht mehr aufhalten können."
„Ich würde dir gern etwas zeigen, Vashtu, kommst du bitte?" Sheppard wechselte mit Johnson einen hilflosen Blick.
„Ich bin kein Super-Soldat, Dr. McKay", entgegnete Vashtu mit gefährlich leiser Stimme. „Und ich hantiere auch nicht mit Dingen herum, von denen ich nichts verstehe."
„Vashtu, wir gehen!"
Sie blickte irritiert auf. „Was?"
Sheppard nickte Johnson zu. „Wir gehen."
McKay blieb am Tisch zurück, trank seinen Kaffee.
Kurz darauf
„Sir, ich weiß nicht, ob das eine gute Idee war", ließ Johnson sich vernehmen, als sie den Puddlejumper bestiegen.
Sheppard bedachte den Marine mit einem langen Blick, setzte sich dann auf den Pilotensitz und ließ die Triebwerke des Fluggerätes hochfahren.
Vashtu beobachtete ihn dabei.
Er war tatsächlich erstaunlich begabt, doch alle Systeme schien er trotzdem noch nicht zu beherrschen. Der Puddlejumper tat, was er von ihm verlangte, doch offensichtlich waren ihm einige Fragen noch nicht in den Sinn gekommen.
Sie lehnte sich auf ihrem Sitz zurück, starrte aus dem Fenster.
Dieser Dr. McKay ... Sie wußte selbst nicht, was genau in sie gefahren war. Im Moment fühlte sie sich von der Situation etwas überfordert. Diese ständigen Blicke machten ihr Angst. Wäre Sheppard nicht an ihrer Seite gewesen, vielleicht hätte sie ihren Plan inzwischen tatsächlich aufgegeben.
Aber McKay? Sie hatte etwas in ihm gefühlt, doch es wirkte nicht wie bei Sheppard oder Dr. Beckett. Offensichtlich experimentieren auch die Menschen mit ihrem Genom herum, und offensichtlich hatten sie da etwas entdeckt - oder zumindest glaubten sie, etwas entdeckt zu haben. Dabei aber machten sie auch gewisse Fehler.
Sie hatte die Wahrheit gesagt, wenn auch etwas verdreht. Sie konnte in McKay lesen, in seinen Gedanken. Und das war etwas, was ihr selbst bei ihrem eigenen Volk verwehrt gewesen war. Es gab bestimmte Verbindungen zwischen den Individuen, das ja, aber nicht so.
Es hatte sie einfach angewidert, wie seine Gedanken sie angefallen hatten, wie er sie in seinem Geist herabsetzte und auf sie hinuntersah. In Verbindung mit der Reaktion der weiteren Atlantis-Besatzung war ihr schlicht ... Sie hatte einfach überreagiert.
„Rodney ist eigentlich gar nicht so ein schlechter Kerl", sagte Sheppard jetzt vollkommen unvermittelt.
Der Puddlejumper schwebte durch die obere Schleuse.
Vashtu biß sich auf die Lippen.
„Laß dich nicht so von ihm reizen. Man muß ihn unter Druck setzen, dann arbeitet er besser. Sein Umgang mit anderen läßt zu wünschen übrig, das gebe ich zu. Aber er ist ein guter Wissenschaftler", fuhr Sheppard fort.
Aus den Augenwinkeln sah Vashtu, daß er konzentriert durch das Sichtfenster blickte. Der Himmel über dem Ozean war blau und mit einigen weißen Wolken betupft.
„Er ist in meinem Team, darum wirst du dich wohl oder übel mit ihm anfreunden müssen. Mir ist er manchmal auch zu anmaßend, aber ich denke, inzwischen habe ich ihn ganz gut im Griff." Er drehte sich zu ihr um, lächelte ein wenig. Doch in seinen Augen stand Sorge.
Vashtu seufzte, senkte den Kopf. „Es tut mir leid, ich weiß auch nicht, was in mich gefahren ist", sagte sie.
Sie würde sich vor McKays Geist schützen müssen, ihre Barrieren verstärken. Vielleicht half es, wenn sie sich während seiner Anwesenheit auf andere konzentrierte. Allerdings war sie sich da nicht so ganz sicher.
„Colonel Sheppard, hier Weir. Was tun Sie da?"
Er blinzelte ihr zu, drehte sich wieder nach vorn. „Ich zeige unserem Gast die Umgebung, Elizabeth", seine Stimme klang vollkommen unschuldig bei diesen Worten.
Vashtu sah ihn forschend an, nachdem sie plötzlich Weirs Stimme nicht mehr hörte.
Das war noch etwas, was sie niederdrückte und belastete. Daß man ihr immer noch mißtraute. Sollte ihr Plan Erfolg haben, brauchte sie das Vertrauen aller Menschen auf Atlantis. Doch bis jetzt sah es nicht so aus, als würde ihr das gelingen.
Sie drehte sich wieder zum Fenster um und blickte hinaus.
Das hatte ihr gefehlt. Früher war sie oft mit den Jumpern unterwegs gewesen. Ihr Vater hatte immer scherzhaft behauptet, sie hätte in die Armee eintreten sollen. Doch dazu hatte sie sich nicht berufen gefühlt. Sie wußte, sie brauchte mehr Freiheit, als man ihr dort hätte geben können. Also glaubte sie, in der Wissenschaft diese zu finden. Doch wie schnell Vertrauen aufgebraucht war, hatte sie nur allzu schnell feststellen müssen. Daß Janus ihr die Jumper zugänglich machte, war für sie wie eine Befreiung gewesen.
„Gefällt es dir?" fragte Sheppard sanft.
Sie nickte, schloß die Augen.
Selbst wenn sie eigentlich nichts spürte, glaubte sie doch, sie könne fühlen, wie sie flog. Wie ein Vogel.
Als sie die Augen wieder öffnete, lächelte er sie an, und sie erwiderte sein Lächeln.
„Noch mehr würde es mir gefallen, wenn du mich einmal fliegen lassen würdest." Die Worte waren ihr herausgerutscht, da sie nicht glaubte, er würde es wagen.
In seinen Augen blitzte Überraschung auf, dann grinste er, schaltete kurz den Autopiloten zu und erhob sich.
Vashtu ließ sich diese Aufforderung nicht zweimal zeigen. Sofort rutschte sie auf den Pilotensitz, übernahm das Steuer.
„Sir, ich glaube nicht ..." hörte sie Johnson hinter sich mit einem zweifelnden Unterton in der Stimme sagen.
„Überwachen Sie die Kontrollen", fiel Sheppard ihm ins Wort, setzte sich auf ihren vorherigen Platz. Sie fühlte seine Blicke auf sich, er musterte sie interessiert, ob sie auch alles unter Kontrolle hatte. Dann glitt sein Blick ab und er sah zum Fenster hinaus.
Vashtu überkam der Übermut. Sie steuerte den Jumper in einen engen Looping, machte dann rasch aufeinanderfolgende Ausweichmanöver, zog dann das Gerät hoch bis in eine niedrige Umlaufbahn, um sie dann wieder fallen zu lassen und kurz über dem Ozean abzufangen. Sie beschleunigte und konnte beinahe die Wellen fühlen, die sie hinter sich herzogen.
„Du fliegst gut." In Sheppards Stimme schwang Bewunderung.
Vashtu lachte, ließ den Jumper, ohne die Geschwindigkeit wegzunehmen, eine noch engere Kurve beschreiben, zog ihn wieder hoch bis in einen weiteren Orbit hinein. Dann legte sie ihn in eine weitere Kurve, ließ ihn wieder hinunter trudeln, indem sie die Geschwindigkeit abrupt absenkte, um ihn in geringer Höhe wieder aufzufangen und in einen festen Kurs zu zwingen.
„Wow!"
Vashtus Lächeln erlosch.
Sie mußte es tun. Und jetzt war vielleicht genau der richtige Zeitpunkt. Sie musterte ihn kurz aus den Augenwinkeln, blickte dann wieder nach vorn. Noch einmal überdachte sie ihre Entscheidung, dann atmete sie tief ein. „John, ich möchte gern mit dir sprechen ... unter vier Augen." Sie sagte es so leise, daß sie hoffte, nur er würde es hören.
Verstehen blitzte in seinen Augen auf. Er drehte sich zu Johnson um. „Könnten Sie mir bitte meine Weste aus dem Abteil holen. Sie muß auf einem Sitz liegen."
Der Marine erhob sich, warf ihnen noch einen skeptischen Blick zu. „Natürlich, Sir." Damit ging er.
Kaum hatte er die Kanzel verlassen, drückte Sheppard auch schon den Knopf und ließ die Trenntür zwischen Vorderteil und Heck einrasten. Dabei grinste er wie ein kleiner Junge, der gerade einen besonderen Streich ausgeheckt hatte.
Dumpfes Klopfen drang zu ihnen hinein.
„Muß eine Fehlfunktion sein, Johnson. Ich arbeite daran", rief der Colonel über die Schulter zurück.
Vashtu ließ den Jumper im Autopiloten weiterfliegen, drehte sich zu ihm um und schüttelte den Kopf. „Manchmal ... John, ich frage mich wirklich, ob du alle deine Taten ernst meinst."
„Wenn ich ihn nicht ausgesperrt hätte, wären wir nie allein, dafür werden die anderen schon sorgen, glaube mir. Also, was wolltest du mir sagen?"
Vashtu zögerte nun doch, blickte wieder zum Frontfenster hinaus. Sie wußte, sie hatte noch mehr Trümpfe, sie wußte, sie konnte sie nach und nach ausspielen. Aber war es wirklich richtig, was sie tat? Würde ihr Plan gelingen, wenn sie auf diese Weise vorging? Oder würde er scheitern?
Sie kniff die Lippen aufeinander, knetete mit den Händen ihre Oberschenkel.
„Hey, du mußt es mir nicht sagen, wenn du nicht willst." Sheppard beugte sich vor, suchte ihren Blick.
Hinter ihnen hämmerte Johnson noch immer fluchend gegen die Tür.
Vashtu sah auf und seufzte. „Während der Zeit, in der ich euch beobachtete, ist mir euer Umgang mit den Energien aufgefallen, den ZPMs", sagte sie schließlich.
Sheppard setzte sich wieder auf und runzelte die Stirn. „Und?"
Jetzt war sie es, die sich nicht mehr traute, ihm in die Augen zu sehen. Viel zu sehr wünschte sie sich, ihm etwas anderes sagen zu dürfen. Aber dazu war jetzt keine Zeit, wollte sie an ihrem Plan festhalten. Und sie hatte Angst, daß er genau das in ihrem Gesicht lesen konnte.
„Ihr benutzt die ZPMs, bis sie leer sind. Dann baut ihr sie aus und ... was? Werft ihr sie einfach weg?"
Sheppard stutzte. Offenbar hatte er sich darüber noch keine Gedanken gemacht.
Vashtu nickte. „Die Geräte, die ihr ZPMs nennt, waren nie dazu gedacht, nur einmal verwendet zu werden. Es gab und gibt vielleicht noch immer Geräte, mit denen sie ihre Energie wiederherstellen können. Ihr nutzt die Macht der Stadt nicht, weil ihr immer nur ein oder zwei ZPMs verwendet, vielleicht weil ihr von diesen Maschinen nichts wußtet. Ihr könntet wesentlich mehr haben, ihr könntet Atlantis wirklich wiederauferstehen lassen." Jetzt wagte sie doch einen Blick.
Sheppard starrte sie mit großen Augen an. „Wir könnten den Schild verwenden!"
Vashtu nickte. „Ihr könntet Atlantis fliegen lassen", setzte sie hinzu.
In seinen Augen leuchtete es auf. „Cool!" Er wurde ernst. „Aber ... es sind immerhin zehntausend Jahre vergangen ..."
„Die Technologie ist gleich. Ich denke, irgendeines müßte noch funktionieren, selbst wenn die anderen vielleicht zerstört sind."
„Andere? Wieviel Ladegeräte gab es?" Sheppard beugte sich vor, in seinen Augen blitzte Abenteuerlust und Neugier.
„In dieser Galaxie drei", antwortete Vashtu. „Und wo eines ist weiß ich. Bei einer meiner Expeditionen hatte ich mich einem Reparaturtrupp anschließen dürfen. Ich kenne die Gate-Adresse."
Johnson, der sich noch immer die Lunge aus dem Hals brüllte und wie irr gegen die Tür hämmerte, war endgültig vergessen. Vashtu und Sheppard sahen sich an, während in ihren Köpfen fast gleiche Bilder abliefen. Dann nickten sie einander im stummen Einverständnis zu.
„Wir sollten es Weir sagen."
Einen Tag später
Vashtu betrat den Konferenzraum von Atlantis, blickte sich um. Sie hatte sich gewappnet, da Sheppard ihr erzählt hatte, daß zu dieser Versammlung auch McKay erscheinen würde. Doch noch war nur Dr. Beckett anwesend, der sich mit einem schmalen Mann mit wirrem Haar und einer Brille unterhielt.
Sheppard trat hinter ihr ein, geleitete sie zu dem Tisch und setzte sich neben sie. Beckett und dem anderen nickte er freundlich zu.
„Das ist Dr. Zelenka, ein richtig kluger Kopf", wisperte der Colonel ihr zu.
Vashtu nickte. Kurz spürte sie hinaus, doch da war nichts, was sie mit ihm verbinden konnte. Nein, er trug das Erbe nicht in sich wie Beckett oder Sheppard. Doch er sah kurz hinüber, lächelte ihr zu. Seine Augen blickten freundlich.
„Johnson, warum nehmen Sie sich nicht auch einen Stuhl", schlug Sheppard dem Marine vor, der neben den Türen stand, sich offensichtlich sehr unwohl fühlte.
Vashtu spürte kurz zu Beckett hinaus, zog sich dann sofort wieder zurück. Vielleicht sollte sie mit ihm über das Problem sprechen, daß sie mit McKays ... Bewußtsein hatte. Er schien ihr zumindest der richtige Ansprechpartner zu sein.
In diesem Moment betrat Dr. Weir, gefolgt von McKay, den Raum. Die Leiterin der Expedition ließ sich am Kopfende des Tisches nieder, McKay setzte sich neben Zelenka, musterte die Antikerin abschätzend.
Wieder wollten seine Gedanken mit voller Wucht auf sie einstürzten. Doch dieses Mal war Vashtu gewappnet. Sie hatte einen geistigen Schild errichtet, so daß seine Gedanken von ihr abgeschirmt waren.
„Vashtu Uruhk, ich freue mich, daß wir uns jetzt endlich kennenlernen. Ich hoffe, Sie fühlen sich inzwischen wohl bei uns. Wie ich hörte, führt Colonel Sheppard Sie ein wenig herum und zeigt Ihnen unsere Einrichtungen", begrüßte Weir sie.
Vashtu nickte, beugte den Kopf weit, um ihre Ehrerbietung zu zeigen. „Ich danke Ihnen, daß Sie mich hier aufgenommen haben. Ich weiß, es ist nicht selbstverständlich, daß Sie mir all das ermöglichten."
McKay starrte sie an.
Weir lächelte. „Nun, es freut mich, wenn es Ihnen hier gefällt. Sie werden sicher verstehen, daß wir noch die ein oder andere Frage an Sie haben, wenn Sie sich eingewöhnt haben, versteht sich. Sie werden sicher mehr Antworten kennen als wir."
Vashtu zögerte, ehe sie nickte. „Ich denke, ich kann bei dem einen oder anderen helfen. Darum ... darum haben Colonel Sheppard und ich ja auch um dieses Treffen gebeten."
Weir sah etwas überrascht aus, beugte sich ein wenig vor. „An mich war nur der Colonel herangetreten und hat sehr geheimnisvoll getan."
„Ich wollte, daß sie Ihnen das selbst sagt, Elizabeth", antwortete Sheppard wie auf eine Frage.
„Inwiefern meinen Sie denn, Sie könnten uns helfen, Vashtu? Indem Sie unseren munteren Colonel noch weiter in seine Rolle treiben? Im Moment fühlt er sich ja wohl wieder wie Captain Kirk", wandte McKay ein.
Sheppard schüttelte resignierend den Kopf, als wüßte er, was jetzt geschehen würde.
„Ich weiß nicht, wer Captain Kirk ist, Dr. McKay. Aber ich denke schon, ich kann helfen. Ihre, teils doch recht stümperhaften Versuche, unsere Technik mit der Ihren zu verbinden, haben bereits einigen Schaden angerichtet. Letztendlich war das auch der Grund, aus dem ich Sie auf mich aufmerksam machte", entgegnete Vashtu. Die letzten Worte richtete sie wieder an Weir. „Ich kenne zwar auch nicht alle Einzelheiten und Geräte in dieser Stadt, aber ich denke, ich könnte Ihnen weiterhelfen. Wie mit den ZPMs."
McKay lachte, während ansonsten plötzlich absolute Stille im Raum herrschte. „Eine Antikerin, und Sie kennen sich nicht einmal mit Ihrer eigenen Technik aus?" Ihm schien plötzlich aufzugehen, daß alle anderen gespannt schwiegen, räusperte sich und verstummte.
Vashtu hatte ihre ganze Aufmerksamkeit auf ihn gelenkt und nickte. „Ich bin kein Universalgenie, Dr. McKay. Das waren wir alle nicht. Ich habe nur ungefähres Wissen über bestimmte Techniken, andere dagegen beherrsche ich im Schlaf. Wir hatten Techniker, Wissenschaftler, Ärzte, ein Militär. Denken Sie etwa, jeder von uns hätte jedes einzelne Detail gewußt? Atlantis war, als ich hierher kam, schon einige Jahrmillionen alt. Selbst wir, die hier lebten, kannten sich nicht mit allem aus, was wir vorfanden. Aber die Technologie reagierte auf uns, wir konnten sie verändern, wir wußten, wie wir etwas reparieren konnten, wenn es zerstört oder beschädigt wurde." Sie wandte sich wieder Weir zu. „Ich möchte mich in ihre Gesellschaft einfügen, Dr. Weir. Es mag sein, daß ich bereits auf einer höheren Stufe stehe als sie, aber ich möchte es versuchen. Bisher ist es mir gelungen, wenn ich Colonel Sheppard und Dr. Beckett glauben darf. Ich möchte Ihnen mein Wissen und meine Kraft zur Verfügung stellen. Im Gegenzug möchte ich hier bleiben, mich frei bewegen und mich vielleicht einem Forschungsteam anschließen dürfen. Ich möchte ein Leben, ein freies Leben. Und ich bin bereit, für diese Freiheit zu arbeiten."
Weir lehnte sich nachdenklich zurück. „Sie erwähnten die ZPMs. Was hat es damit auf sich?"
Vashtu lächelte, breitete ihre Hände vor sich auf dem Tisch aus, die Handflächen nach oben. „Das ist der Grund, aus dem Colonel Sheppard Sie um diese Unterredung bat. Es geht um mein Wissen, über das Sie nicht verfügen. Die ZPMs sind wie ... wie ..." Hilfesuchend sah sie zu Sheppard. Er hatte ihr diesen Vergleich vorgeschlagen, doch irgendwie begriff sie ihn noch nicht so ganz.
„Akkus", half der aus, beugte sich jetzt ebenfalls vor. „ZPMs sind offenbar wiederaufladbar, nachdem sie verbraucht sind. Wir müssen uns ein Ladegerät besorgen und sind erst einmal alle Sorgen los." Er faltete die Hände auf dem Tisch und lächelte sehr zufrieden.
„Das ist vollkommen unmöglich!" brauste McKay auf. „Die Null-Zeit im Vakuum kann nicht zweimal in die gleiche Kammer gelangen."
„Wenn sie verbraucht ist schon", entgegnete Sheppard.
„Das ist richtig. Sie müssen entladen sein, dann kann man ihnen neue Energien zuführen", bestätigte Vashtu.
Weir setzte sich wieder auf. „Und Sie wissen von so einem Ladegerät?"
Sheppard grinste und hob die Finger. „Wir wissen von drei Ladegeräten", antwortete er, zuckte mit den Schultern. „Sofern sie noch existieren und funktionstüchtig sind. Wir haben sogar eine Gate-Adresse."
„Was Sie da erzählen, ist schlicht ein wundervolles Märchen, Vashtu." McKay hob eine Hand und begann zu gestikulieren, als wolle er seine Worte unterstreichen. „ZPMs nutzen die Energie der Null-Zeit, soviel dürfte Ihnen auch klar sein. Nur allein die Struktur des ganzen ist nicht dazu angelegt, diese Vakuumenergie neu zu ordnen, geschweige denn, sie erneut aufzunehmen. Ist ein ZPM entladen, bleibt es entladen."
„Das ist nicht ganz richtig, Rodney", wandte nun Zelenka mit akzentschwerer Stimme ein. „Gerade die Kristallstruktur ist für riesige Speichermengen geeignet, die weit über unser Vorstellungvermögen reichen. Denken Sie nur an die Speicher des Stargates. Wenn die Energie des Vakuums aufgebraucht ist, gibt es kein Vakuum mehr. Um es wieder zu einem Vakuum zu machen, muß man ihm wieder Energie zuführen."
„Und warum haben wir bisher nichts davon gefunden?" ereiferte McKay sich.
„Weil Sie an den falschen Stellen gesucht haben", antwortete Vashtu trocken, fühlte wieder alle Blicke auf sich gerichtet. „Dr. Zelenka hat recht. Echte Vakuumenergie kann wieder zugeführt werden, nur werden dafür selbst riesige Energien aufgewendet. Dennoch war es einfacher, die ZPMs aufzuladen als sie ständig neu herzustellen."
Sheppard nickte, Zelenka ebenso.
„Sie haben doch gerade noch selbst gesagt, Sie würden sich nicht in allen Bereichen auskennen. Und Sie bezeichnen sich selbst als Genetikerin. Was hat das mit Physik zu tun? Das ist ... das ist, als würde ich einen Frosch bitten, eine Atombombe zu bauen."
Vashtu stutzte wieder, wandte sich dann an Weir: „Die Vakuumenergie eines ZPMs wieder herzustellen, benötigt, wie gesagt, selbst gewaltige Kräfte. Und genau darum wurden die Ladegeräte auf anderen Planeten gebaut. Es war zu gefährlich, sie hier zu benutzen. Wenn also die Geräte noch funktionsfähig sind, sollten wir sie dort lassen oder auf einen anderen Planeten bringen und dort ein Kraftwerk errichten."
Sheppard nickte ernst.
„Projekt Arkturos", sagte Zelenka, warf einen langen Blick auf McKay.
Vashtu runzelte die Stirn. „Arkturos? Was hat Arkturos damit zu tun? Es war schon zu meiner Zeit gescheitert und hatte eine gesamte Zivilisation ausgelöscht."
Sheppard lehnte sich zurück, kreuzte die Arme vor der Brust. „Inzwischen ein bißchen mehr als nur eine Zivilisation", bemerkte er.
Vashtu warf ihm einen fragenden Blick zu.
„Fünf Sechstel des Sonnensystems sind zerstört, wenn wir genau sein wollen", erklärte er ihr leise.
„Arkturos kam zu früh, die Antiker konnten es nicht beherrschen", erklärte McKay. „Wenn es Ladegeräte für ZPMs geben würde, und wenn diese eine noch gewaltigere Energie benötigen, um die Null-Zeit herzustellen, was anderes als Arkturos bliebe übrig?"
„Geothermische Energie", wandte Sheppard ein.
Vashtu hob die Hand. „Moment, bitte. Ich habe verfolgt, daß Sie sich über Arkturos informiert haben. Aber warum sollte ein abgeschalteter Reaktor plötzlich wieder anlaufen?"
Sheppard nickte zu McKay hinüber. „Er hatt's eingeschaltet."
Vashtu blieb der Mund offen stehen. Mit großen Augen starrte sie McKay an.
„Sie waren mit dabei, Colonel. Reden Sie sich jetzt nicht hinaus", verteidigte dieser sich, woraufhin Sheppard nachdenklich nickte, den Blick auf den Tisch vor sich gerichtet. „Außerdem tut das nichts zur Sache. Es ist physikalisch vollkommen unmöglich, ein ZPM wieder aufzuladen, wenn es sich entladen hat."
„Haben Sie in Ihrem Größenwahn vollkommen den Verstand verloren, Dr. McKay?" brauste Vashtu auf. „Haben Sie eine Ahnung, wieviele Leben dieses Projekt damals gekostet hat? Es war kein Irrtum, es kam auch nicht zu früh, es war schlicht der falsche Weg. Keen hatte sich in etwas verrannt, daß er nicht beherrschen konnte. Und dann kommen Sie zehntausend Jahre später und schalten einen Reaktor wieder ein, über den Sie vorher gelesen haben, daß er schlichtweg gemeingefährlich ist? Ich kannte einige der Wissenschaftler, die damals ihr Leben gelassen haben, als das Gerät überlud. Es waren gute und fähige Leute, die eine große Zukunft vor sich gehabt hätten, hätte Keen sich nicht in diese Sache verrannt!"
Sheppard warf ihr einen fragenden Blick zu. „Keen?"
„Bringen wir doch wieder etwas Ruhe in die Runde", sagte Weir scharf, sandte sowohl McKay als auch Sheppard und Vashtu strenge Blicke. „John, Sie warfen da gerade einen Begriff in den Raum. Was meinen Sie damit?"
Sheppard drehte sich mit seinem Stuhl zu Vashtu herum. „Ich denke, daß sollte Sie besser erklären."
Vashtu nickte. „Die Reaktoren der Ladegeräte liefen über stabile geothermische Energien. Die Anlagen an sich waren sehr klein, ich selbst habe einmal eine gesehen. Mittels eines Dorns wurden die Energien des jeweiligen Planeten oder Mondes angezapft und direkt in die nötige Energie für die ZPMs umgewandelt."
„Der Haken war, sie konnten die Ladegeräte nicht abschalten", fuhr Sheppard fort. „Für uns gut. Wir können die Energiesignaturen orten. Für die Antiker schlecht, denn die Wraith konnten die Energien ebenfalls orten. Darum sind wir nicht ganz sicher, ob noch alle drei Geräte funktionieren."
McKay lachte bitter auf.
„Sie wurden regelmäßig auf andere Himmelskörper gebracht, nachdem die Wraith aufgetaucht waren. Eine der letzten Stationen deckte sich zufällig mit einem meiner Forschungsziele", berichtete Vashtu weiter. „Darum kenne ich die Gate-Adresse. Ich kann Ihnen auch sagen, daß sich dieses Tor im Weltraum befindet. Über die anderen beiden Stationen weiß ich nichts. Doch es sollte mir nicht schwerfallen, sie im Hauptcomputer ausfindig zu machen."
„Sehen Sie denn nicht, daß das alles ein riesengroßes Märchen ist?" McKay sah hilfesuchend in die Runde. „Selbst wenn es diese Geräte gegeben hat, wenn man sie nicht abschalten konnte, dürften sie inzwischen überladen und vielleicht sogar die jeweiligen Standorte mit sich gerissen haben. Ganz zu schweigen davon, daß geothermische Energie alles andere als stabil ist, zumal, wenn man sie anzapft. Ich bitte Sie, Vashtu. Diesen Bären können Sie jemand anderen aufbinden."
„Bei der Menge der entnommenen Energie aus dem jeweiligen Planetenkern handelte es sich um einen Bruchteil seiner eigenen Kraft, Dr. McKay. Selbst wenn ich keine Physikerin bin, so weiß ich doch, wann und wo die kritische Masse erreicht wird. Und mit den Geräten konnte es kaum zu solchen Zwischenfällen kommen, es sei denn, der Kern selbst wird instabil."
Zelenka nickte anerkennend.
McKay hob stolz das Kinn. „Wie auch immer, ich denke, wir sollten kein einziges Wort glauben."
„Ihre Sache, Rodney", wandte Sheppard ein, neigte den Kopf und faltete die Hände wieder vor sich. „Ich glaube sie. Und, wenn ich das richtig sehe, bin ich da nicht ganz allein."
McKay warf dem neben ihm sitzenden Zelenka einen unsicheren Blick zu, dann wandte er sich ab.
Weir, die sich die Diskussion stirnrunzelnd angehört hatte, wandte sich jetzt auch dem Tschechen zu: „Was denken Sie, Radek?"
Zelenka sah Vashtu nachdenklich an, drehte sich dann zu der Leiterin um. „Ich denke, es ist möglich. Selbst ohne Berechnungen hätte ich vermuten können, daß die Antiker solche Geräte geschaffen haben, wir sind nur nie auf den Gedanken gekommen. Bedenken Sie doch, für was sie die ZPMs alles verwendeten."
Sheppard nickte.
Weir wandte sich wieder Vashtu zu. „Und Sie werden uns die Adresse freiwillig zur Verfügung stellen?"
Die Antikerin nickte.
Weir fiel auf, daß beide, sowohl Vashtu als auch Sheppard, genau die gleiche Haltung eingenommen hatten, schüttelte wie abwehrend den Kopf.
„Ich bleibe dabei, es ist unmöglich", ließ McKay sich leise vernehmen.
Weir beachtete ihn nicht weiter. Sie richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf Vashtu. „Und was, wenn das Gerät beschädigt wurde? Dr. McKay hat recht, es sind über zehntausend Jahre vergangen."
„Wir hätten zumindest einen Ansatz. Wenn das Gerät tatsächlich defekt sein sollte, können wir es mit hierher nehmen und vielleicht reparieren. Ich denke, mit der Hilfe Ihrer Wissenschaftler müßte ich das schaffen", antwortete die Antikerin.
„Wir?" Weirs Blick glitt von ihr zu Sheppard. Der saß auf seinem Stuhl, lächelte sie mit großen, unschuldigen Augen bittend an. Sie seufzte. „Diese Entscheidung werde ich später treffen. Dr. Zelenka, Vashtu, ich würde gern noch mit Ihnen sprechen, allein", sagte sie.
Einige Tage später
Weir betrat die Sporthalle. Sie hatte sich erkundigt, wo sie die Antikerin finden könnte, und war auf eben diesen Ort verwiesen worden.
Sie war sich immer noch nicht ganz sicher über Vashtu, doch etwas in ihr sagte ihr, daß sie ihr doch vertrauen konnte. Inzwischen hatte es einige Unterredungen mit ihr gegeben, größtenteils über die Möglichkeit, ein ZPM-Ladegerät zu beschaffen.Weir teilte nicht ganz Vashtus Vertrauen in die Technik ihres Volkes, dafür hatte sie inzwischen zuviel erlebt. Doch sie mußte zugeben, der Reiz eine solche Quelle an Energie zu besitzen, für immer sicher vor den Wraith zu sein sowie diese Technik der Antiker auf der Erde als kostengünstige Variante der Energiegewinnung zu nutzen, all das reizte sie.
Nur einige Kleinigkeiten machten ihr noch Sorgen, darum war sie hergekommen.
„Vashtu?"
Die Antikerin drehte sich zu ihr um, neigte den Kopf. „Dr. Weir?"
Weir lächelte ein wenig unsicher, als sie die Stöcke bemerkte, die ihr Gegenüber in den Händen hielt. „Üben Sie allein?"
Vashtu schüttelte den Kopf. „Ich warte auf Lt. Colonel Sheppard. Wir haben einen Handel geschlossen, er und ich", antwortete sie.
Weir hob das Kinn, kreuzte die Arme vor der Brust. „Ich habe davon gehört, daß er Sie hat testen lassen. Wie waren die Ergebnisse?"
Vashtu wirkte etwas verschämt. „Im Schießen bin ich wohl nicht ganz so gut", gestand sie ein. Sie legte die Stöcke zurück und sah Weir offen an. „Aber ich denke, Sie sind nicht deshalb gekommen. Sie möchten etwas anderes mit mir besprechen."
Weir atmete tief ein. „Das ist richtig. Ich habe eine Anfrage von Colonel Sheppard. Er möchte Sie zumindest vorerst in sein Team aufnehmen für diese Mission."
Vashtu nickte verständnisvoll und senkte den Kopf.
„Ehe ich eine endgültige Entscheidung treffe, möchte ich noch einige letzte Fragen an Sie richten, Vashtu", fuhr Weir fort.
Die Antikerin blickte wieder auf, eine leise Hoffnung in ihren Augen.
Weir schüttelte wie benommen den Kopf. „Es ist mir nicht ... Ich frage mich, wie Sie diese Jahrtausende überstehen konnten, ohne zu altern. Irgendwie fällt es mir wirklich schwer, Sie als ..."
„Ich kenne die Berichte über das, was Janus getan hat", fiel Vashtu ihr ins Wort. Bedauernd hob sie die Schultern, ließ sie wieder sinken. „Hätte ich gewußt, daß noch jemand in der Stadt war, ich hätte versucht, Ihr Ebenbild zu retten. Ich ... wahrscheinlich wäre ich selbst dann auch stärker gealtert, doch es wäre gleich gewesen. Woran es liegt, daß ich noch so jung wirke? Es sind die Wraith-Zellen in mir, Dr. Weir. Wie Dr. Beckett schon bemerkte, sind Wraith-Gene bar jeder Form der Alterung. Da sie in meinem Genom ein Drittel einnehmen, habe ich den gleichen Vorteil. Ich bin schwer zu töten und lebe, wenn das nicht eintrifft, nahezu ewig. Gealtert bin ich, das können Sie mir glauben. Aber ich war selbst überrascht, wie wenig, als ich mich das erste Mal in einem Spiegel sah."
Weir nickte nachdenklich, sah sie forschend an.
„Das ist es aber nicht, was Sie wirklich interessiert, nicht wahr?" Vashtu lächelte freundlich.
„Es ist mir unangenehm, aber ... Ihr Verhältnis zu Colonel Sheppard. Er hat Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, damit Sie aus der Zelle kamen. Und seit Sie sich in der Stadt frei bewegen dürfen, sieht man Sie kaum ohne ihn. Dann die Sache mit dem Puddlejumper. Vashtu, ich möchte Ihnen nichts unterstellen, doch sie beide verhalten sich ... etwas merkwürdig."
Die Antikerin senkte den Blick, ihre Finger strichen über einen der Stöcke. Dann sah sie wieder auf, Weir direkt in die Augen.
Was keine der beiden Frauen bemerkt hatte, war, daß Sheppard seit einiger Zeit vor der geöffneten Tür stand und mithörte. Stirnrunzelnd wartete er jetzt auf Vashtus Antwort.
„Wenn Sie meinen, ob meine Absichten ehrlich sind, kann ich Ihnen nur sagen ja", erklärte die Antikerin nun. „Lt. Colonel Sheppard und ich haben viel gemeinsam, vielleicht mehr, als Sie ahnen. Zwischen uns besteht ein gewisses Band. Sie müssen wissen, daß es diese Art von Verbindung schon zu meiner Zeit gegeben hat. Dieses Band zu zerstören ... Nun, es ist nicht ratsam." Sie seufzte. „Falls Sie sich fragen, wie weit dieses Band reicht ... die Antwort darauf ist unendlich. Es kann alles geschehen, doch es muß nicht. Es kommt auf die an, die es tragen. Tut mir leid, besser kann ich es Ihnen nicht erklären."
Sheppard runzelte die Stirn.
„Ich werde ihn nicht verletzen, wenn es das ist, was Sie vielleicht glauben. Ich würde mich selbst verletzen. Nein, ich würde das niemals tun. Noch ist alles möglich, die Zeit wird zeigen, wie dieses Band sich zwischen uns entwickelt. Aber ändern können wir beide es nicht mehr."
Sheppard atmete tief ein.
„Weiß er davon?" erkundigte Weir sich.
„Nicht bewußt", antwortete Vashtu. „Sehen Sie, wie, wann und warum ein solches Band entsteht, das ist völlig willkürlich. Sie haben vielleicht einen anderen Begriff dafür, heute, auf der Erde. Ich kann nur von dem sprechen, das ich kenne. Das Band zwischen dem Lt. Colonel und mir ist noch frisch, noch sehr stark. Es hat sich noch nicht in eine Richtung entwickelt. Darum sage ich, es ist noch alles offen."
„Das kommt mir etwas anders vor. Ich kenne John Sheppard schon eine Weile, Vashtu. Und ich kann Ihnen sagen, bisher hat er sich noch nie so vernarrt verhalten wie jetzt bei Ihnen. Und umgekehrt scheint es ebenso zu sein."
Sheppard wurde dieses Gespräch allmählich etwas zu privat. Er überlegte noch einen Moment, dann betrat er die Turnhalle.
Weir wandte sich ihm zu, als sie sah, wie Vashtus Augen plötzlich aufleuchteten.
„Bin da, wie abgesprochen." Sheppard klatschte in die Hände. „Störe ich?"
Die beiden Frauen wechselten einen Blick, dann sagte Weir: „Nein, wir sind hier fertig. Danke für Ihre Antworten, Vashtu."
Die Antikerin nickte, griff jetzt wieder nach den Kampfstöcken.
Weir ging zur Tür, blieb dann aber stehen und drehte sich um. „Ach, John", sagte sie in einem möglichst neutralen Ton, „wie hat Ihre Kandidatin abgeschnitten?"
Sheppard, der sich gerade selbst zwei Stöcke geholt hatte, hob den Kopf. Ein schiefes Lächeln lag auf seinen Lippen, als fühle er sich ertappt. „Im Nahkampf sehr gut. Im Schießen ... 76 von 100."
Weir nickte, kreuzte wieder die Arme vor der Brust. „War das nicht auch Ihr Wert bei Ihrer letzten Prüfung?"
Sheppard kniff die Lippen zusammen, während Vashtu ihn amüsiert musterte. Langsam nickte er. „Genau der gleiche Wert", gab er zerknirscht zu.
Weir hob das Kinn, schmunzelte. Dann wurde sie übergangslos wieder ernst. „Dann würde ich vorschlagen, nach Ihrem Training beginnen Sie mit den Vorbereitungen für Ihre neue Mission, mit zwei neuen Teammitgliedern. Aushilfsweise erst einmal, solange Teyla und Ronon noch auf der Krankenstation liegen."
Und wieder hatte sie das Vergnügen, den gleichen Gesichtsausdruck auf zwei verschiedenen Gesichtern zu sehen. Es war immer noch unheimlich, doch allmählich glaubte sie zu verstehen.
Sie überlegte kurz, dann ging sie zu der Bank, die an der Seite stand, und setzte sich.
Sheppard wurde übergangslos wieder ernst. In seinen Augen stand ein gewisser Schrecken zu lesen.
„Wenn ich Ihnen schon diese Mission genehmige, möchte ich selbst sehen, was ein Mitglied Ihres Teams leisten kann", antwortete Weir auf die stumme Frage, die sich daraufhin in ein eindringliches Flehen verwandelte.
Dann seufzte Sheppard schließlich ergeben.
Vashtu nahm eine bestimmte Haltung ein, einen Arm mit dem Stock nach vorn und oben, den anderen hinter ihrem Rücken. „Na komm, Mister ich-schaffe-100-Punkte."
Sheppard seufzte, stellte sich jetzt ähnlich wie sie auf.
Vashtu hob eine Braue, sagte aber nichts, sondern griff an. Ihre Stöcke trommelten einen Moment auf seinen erhobenen, dann traf sie seine Hand, was Sheppard vor Schmerz aufstöhnen ließ. So schnell wie möglich brachte er die andere Hand hoch, tat einen Schritt zurück.
Weir betrachtete den ungleichen Kampf aufmerksam. Selbst Teyla hätte Schwierigkeiten, gegen eine Gegnerin wie die Antikerin zu bestehen, ging ihr auf, nachdem der Lt. Colonel in drei rasch aufeinander folgenden sehr kurzen Gefechten seine eigenen Waffen verloren hatte und sich rote Striemen auf seinen Handrücken und -gelenken deutlich abzeichneten.
„Du kannst es wirklich nicht", seufzte Vashtu ergeben und schüttelte den Kopf. „Im Nahkampf bist du besser."
Sheppard nahm seine Stöcke wieder auf. „Ich frage mich ohnehin, warum diese Art von Waffen in dieser Galaxie gebräuchlich sind. Die Wraith sind doch keine Vampire ... naja, zumindest im herkömmlichen, irdischen Sinn."
„Vampire?"
Sheppard winkte ab, nahm wieder seine Grundhaltung ein. „Eine Legende von der Erde. Nur sollen unsere Vampire Blut trinken statt ihren Opfern die Lebensenergie zu entziehen."
Vashtu runzelte die Stirn. „Und warum erinnern dich die Stöcke an Vampire?"
Weir beugte sich interessiert vor.
Sheppard zuckte mit den Schultern. „Von den Vampiren heißt es, mit einem Holzpfahl ins Herz könne man sie töten", antwortete er.
Vashtu nickte nachdenklich, verzog dann das Gesicht ein wenig. „So geht das nicht, John", sagte sie. „Du bist zu steif. Du mußt den Stockkampf wie einen Tanz sehen. Dein Gegner ist dein Tanzpartner. Paß auf."
Sie stellte sich vor ihm auf, nahm ihre Grundstellung ein. „Jetzt stellst du dich mir gegenüber, spiegelverkehrt in der gleichen Haltung", befahl sie.
Weir ging auf, daß die beiden sie tatsächlich vollkommen vergessen hatten. Schmunzelnd beugte sie sich vor, stützte die Ellenbogen auf ihre Oberschenkel und beobachtete das so eigenartige Paar.
Vashtu gab sich viel Mühe, bewegte sich in Zeitlupe, erklärte Sheppard jede einzelne Bewegung. Und allmählich ging es tatsächlich voran, zumindest wurden beide schneller, wenn das Tempo auch immer wieder stockte.
Weir dachte nach, während sie das Paar beobachtete. Dann nickte sie schließlich, erhob sich und verließ die Turnhalle.
TBC ...
Hey =)
AntwortenLöschenNe die story über vashtu kenne ich tatsächlich noch nicht. aber in dem Forum bin ich sowieso noch nicht alzu lange und auch nicht unbedingt sehr aktiv ^^
und bei FF.de...entweder wurde sie schon rausgenommen als ich dazu kam, oder es liegt daran das ich einfach nciht geziehlt danach gesucht habe (wusste da ja auch noch nichts von deiner FF ;) )
Umso mehr freut es mich, das ich das ganze nun doch noch zu lesen bekomme, denn mir gefällt der schreibstil und auch der charaker vashtu :)
Der dritte teil war auch wieder sehr toll! Das wäre ja echt super für atlantis, wenn die die zpm's wieder aufladen könnten!! würde einige probleme lösen.
aber rodney kann auch sehr stur sein, wenn er auf seiner meinung beharrt ^^
hoffe er kann noch vom gegenteil überzeugt werden.
die aktion, als john den anderen marine hinten im jumper eingesperrt hat, fand ich auch klasse :D wie der sich gefreut hat, als er einfach die tür geschlossen hat ^^
ich glaub ich könnte jetzt noch einiges aufzählen, aber dann wird das alles ein bisschen viel ;)
LG Sabrina
Das kann sein, ich kannte dich schließlich auch nicht, als JS mir die ersten Reaktionen damals gezeigt hat. Ich war sogar richtig überrascht, daß du wohl im SG-P angemeldet bist. Naja, seit meinem ... Weggang bin ich vielleicht zweimal dort gewesen. Mir tut es einfach zu weh, was manche User dort sich herausnehmen dürfen. Ehrlich, für mich rangiert diese Seite mittlerweile als eine der schlechtesten über Stargate weltweit.
AntwortenLöschenAber genug Salz in Wunden gestreut, wieder zurück zu deinem Kommentar.
Wenn ich den Tip geben darf, die Sache mit den Ladegeräten würde ich immer im Hinterkopf behalten. Sehr viel später wird sich da noch was tun.
Und, ja, Sheppy der zu große Junge. Sperrt einfach den armen Johnson hinten ein, um etwas mit Vashtu allein sein zu können. Dann ist es wohl angekommen, worauf ich bei der Szene angespielt habe - das freut doch besonders *strahl*.
Rodney ist eben Rodney. Der läßt sich nicht gern die Butter vom Brot nehmen, erst recht nicht von einer Antikerin. Vor allem beweist er hier ein Gedächtnis von zwölf bis Mittag, hat er sich doch in "Sturm & Auge" selbst darüber geäußert und in "Nachrichten" sogar noch weiter geführt.
Dank dir für dein tolles Lob. Ehrlich, bin schon ein paar Zentimeter gewachsen.