Reihe: SG-V (SG-27)
Genre: humor, scifi, action
Rating: PG
„Mach's gut, Vash, wir sehen uns!“
Die Antikerin winkte dem Cabrio hinterher, ehe sie sich umwandte und den Innenhof des Gebäudekomplexes betrat, in dem sich ihre Wohnung befand.
Es war ein schöner Abend gewesen, zusammen mit einer anderen Frau, Marnie Evans, einer Ärztin aus dem SGC. Sie beide hatten diverse Bars und Clubs abgeklappert und es sich einmal richtig gut gehen lassen.
Marnie war eine der wenigen, die sie zumindest ansatzweise verstanden und sich auf sie einließen. Allmählich schien sie doch Fuß auf der Erde zu fassen. Und seit sie ihr eigenes SG-Team leitete, schien sich ihre Lage noch weiter zu entspannen.
Vashtu stieg nachdenklich die Treppen zu ihrem Apartment hinauf und kramte ihren Schlüssel hervor.
War es nun gut für sie, daß sie sich scheinbar doch etwas einlebte? Oder bestand darin eine gewisse Gefahr?
Bisher hatte sie einen zu engen Kontakt mit anderen vermieden. Sie wollte irgendwann zurück in die Pegasus-Galaxie, ihrem Zuhause. Sie wollte nach Atlantis.
Doch seit sie zur Erde gekommen war, hatte sie begreifen müssen, daß ihr Weg zurück nicht sonderlich einfach sein würde. Sogar bei den wenigen Malen, als Colonel John Sheppard hier gewesen war, hatte man im Stargate-Center sehr gut zu verhindern gewußt, daß sie beide aufeinandertrafen. Sie war sich nicht einmal sicher, ob ihre Briefe überhaupt an ihn zugestellt wurden, es sei denn, sie traf zufällig jemanden aus Atlantis.
Vashtu zog eine Grimasse.
Vielleicht würde es einfacher werden, wenn sie sich fügte, wenn sie ein Leben auf der Erde führte und aus ihrer selbsterzeugten Isolation entfloh. Das aber würde sich erst mit der Zeit zeigen.
Sie steckte den Schlüssel in das Schloß ihres Apartments und drehte ihn herum. Dabei nahm sie aus den Augenwinkeln eine Bewegung wahr.
Seit wann stand sie unter Bewachung?
Sie ließ sich nichts anmerken, betrat ihre Wohnung und schloß von innen ab. Dann trat sie sehr langsam von der Tür weg und lauschte aufmerksam.
Schritte, dann wispernde Stimmen.
Vashtu versteifte sich, drehte sich dann betont langsam herum und betrat ihren Wohnraum.
Hier war nichts mehr zu hören, doch sie war sicher, da stand noch immer jemand vor ihrer Tür.
Sie glitt hinter den Küchentresen und fischte ihre Beretta hinter den Tellern hervor. Leise entsicherte sie ihre Waffe und schlich zurück zum Durchgang in den Flur, um sich dort eine Deckung zu suchen.
Ihr Schlüssel drehte sich, sie konnte im wenigen Licht sehen, wie er glitzerte. Dann fiel er zu Boden, doch auch dieses Geräusch klang leise, als habe jemand etwas unter der Tür durchgeschoben, um den Krach abzudämpfen. Vorsichtig lehnte sie sich an die Wand, den Kopf zur Seite geneigt, die Waffe nach unten gerichtet.
Ein deutliches Klicken durchbrach die Stille, als die Wohnungstür sich öffnete.
Nein, das waren sicher keine Leute vom SGC, ganz sicher nicht.
Wieder ein undeutliches Wispern, dann Schritte, die sich ihr näherten.
Wer auch immer sich da Zutritt zu ihrer Wohnung verschafft hatte, wußte ganz offensichtlich, daß sie zu Hause war. Ein einfacher Einbrecher fiel also aus - ganz abgesehen davon, daß sie die Schritte von mehreren wahrnahm.
Wie ein Wirbelwind fuhr sie herum und schoß, ehe sie wieder Deckung suchte. Geschrei und Flüche waren die erste Antwort, gefolgt von den Energieentladungen nicht irdischer Waffen.
Den Bruchteil einer Sekunde erstarrte Vashtu wieder.
Wer auf der Erde benutzte Waffen der Goa'uld? Und mit wievielen Angreifern hatte sie es zu tun?
Mit dem nächsten Feuerstoß aus ihrer Beretta sah sie mindestens ein halbes Dutzend Männer in ihrem Flur oder an der Tür nach draußen. Und jeder von ihnen trug eine dieser Zats, mit denen sie schon unliebsame Bekanntschaft gemacht hatte.
Vashtu fluchte in ihrer Muttersprache, glitt zurück in ihre magere Deckung. Blitzschnell überlegte sie und kam zu dem Schluß, daß es sicherer war, von hier zu verschwinden. Mit normalen Waffen ausgerüstet, oder ihretwegen auch mit Stunnern der Wraith, das wäre etwas anderes gewesen. Sie hätte es auf einen Kampf ankommen lassen. Aber nicht mit diesen Dingern, die einen beim ersten Schuß betäubten.
Kontrolliert hob sie den Arm und drückte ab. Das große Fenster hinter ihrem Sofa zerbarst in tausend Teile.
„Halt! Stehenbleiben!“ hörte sie die Rufe hinter sich, als sie schon, Schwung holend, vorwärts stürzte und sich mit einem Hechtsprung nach draußen katapultierte. Augenblicklich aktivierte sie die fremden Zellen in sich und brachte sich ins Gleichgewicht. Trotzdem war der Aufprall mörderisch und sie hatte das Gefühl, ihre Oberschenkelknochen würden ihr durch die Schultern getrieben. Dennoch nahm sie sich nicht die Zeit, sondern hetzte los, so schnell die Beine sie nur tragen konnten. Hinter sich hörte sie die aufgeregten Rufe ihrer Angreifer, und dann - ihr Mut sank - Motoren aufheulen.
Verzweifelt suchte sie nach irgendetwas, wohin sie abbiegen konnte, und sei es nur ein Garten. Sie mochte mit Hilfe ihrer Wraith- und Iratus-Zellen schneller laufen als die meisten Menschen, aber beileibe nicht schnell genug für ein Auto.
Sie sprang über eine niedrige Blumenrabatte, die Profile ihrer Schnürstiefel rutschten auf dem taufeuchten Rasen dahinter fast weg, doch es gelang ihr, wieder auf die Beine zu kommen. Aber die Verfolger waren verdammt nahe. Energieentladungen zuckten durch die Nacht.
Von der Straße weg, irgendwo in unübersichtliches Gelände, irgendwohin, wo sie einen Unterschlupf finden und sich vestecken konnte.
Sie raste weiter, sprang über niedrige Zäune und Hecken, riß einige Mülltonnen um.
Der Wagen folgte ihr.
Da! Das unbebaute Grundstück.
Vashtu wechselte, wie ein Hase Haken schlagend, die Richtung. Das hüfthohe Gras behinderte sie etwas in ihrem Lauf, als sie auf das Grundstück floh, doch auch ihre Verfolger würden aufgehalten werden, davon war sie überzeugt.
Und da sah sie eine blaugefärbte Flamme auf sich zuschießen. Sie konnte nicht mehr ausweichen.
Der Aufprall riß sie zurück und schleuderte sie in die Luft, ehe sie, wie eine Marionette, deren Fäden durchschnitten worden waren, zu Boden stürzte und liegenblieb.
Ein Mann in schwarzer Kampfmontur stellte sich neben sie, die Zat noch immer auf sie gerichtet. Ein zweiter, der aus dem Wagen gestiegen war, beugte sich über die bewußtlose Antikerin.
„Sie ist verdammt schnell“, sagte der erste.
„Und verdammt präzise. Malcolm und Sid wurden getroffen.“ Der zweite packte die reglose Gestalt an den Armen und zog sie zum Wagen zurück.
***
„Ich bedaure, Hermiod, aber ich kann Ihnen auch nicht sagen, wo Miss Uruhk sich aufhält.“ General Landry runzelte die Stirn.
„Sie wollte mich heute morgen kontaktieren und das Treffen bestätigen“, erklärte der Asgard mit ruhiger Stimme. „Wir wollten die letzte Schachpartie fortführen.“
„Tja“, Landry trommelte ein wenig unruhig mit den Fingern einen Takt auf seinem Schreibtisch, „möglicherweise hat sie es ja nur vergessen. Soweit ich weiß, ist sie privat momentan noch etwas eingespannt.“
„Das ist inkorrekt, General“, widersprach Hermiod. „Wenn sie Zeit hat, sucht sie nach Möbeln für ihre Wohnung, das hat sie mir ebenfalls gesagt. Ansonsten halten ihre sozialen Kontakte sich in sehr engen Grenzen. Und bisher hat sie die Termine mit mir immer eingehalten. Ich bin unruhig.“
Das merkte man der Stimme nicht wirklich an, aber Landry mußte dem Asgard recht geben. Man konnte von Vashtu Uruhk halten was man wollte, sie war präzise wie ein Uhrwerk. Wenn sie sich mit jemandem verabredete, hielt sie diese Verabredung ein, wenn sie eine Arbeit durchführen sollte, tat sie dies. Vielleicht nicht immer mit Begeisterung, aber sie tat es.
„Vashtu Uruhk weiß, daß die Daedalus in wenigen Tagen wieder zurück nach Atlantis fliegt. Darum wollten wir uns ja heute treffen. Sie mag es nicht, wenn die Partie zu lange dauert“, erklärte der Asgard.
Landry runzelte die Stirn. „Ich werde sehen, ob ich sie irgendwo auftreiben kann, Hermiod, aber ich kann nichts versprechen.“
„Der Umgang mit Ihrem Volk, General, könnte ihr Gehirn schädigen, was sehr schade wäre. Gerade darum bin ich unruhig.“
„Verstehe.“ Landry fühlte sich plötzlich von dem Asgard verraten. Immerhin gehörte Vashtu doch wohl eher zur Erde, oder seinetwegen zu Atlantis, als zu diesen Aliens. Daß ihr Gehirn schneller arbeitete als bei einem Menschen wußte er, und er war davon überzeugt, daß diese Tatsache ihr schon einige Male den Hals gerettet hatte hier im Stargate-Center.
„Ich werde mich umhören, Hermiod“, wiederholte er. „Entschuldigen Sie mich. Sie hören von mir, sobald ich etwas über diese Angelegenheit weiß.“ Damit hängte er auf und seufzte.
Nein, es sah der Antikerin wirklich nicht ähnlich, einen Termin nicht einzuhalten, den sie vorher verabredet hatte. Vor allem nicht mit Hermiod, der für sie wohl etwas wie ein persönlicher Freund war. Diese merkwürdige Freundschaft war ihm tatsächlich schon etwas länger bekannt.
Aber wo war sie? Hatte der Asgard am Ende recht und sie degenerierte? Hatte sie schlicht vergessen, überhaupt zum Dienst zu erscheinen? War sie krank?
Landry wollte gerade einen Anruf tätigen, als es an seiner Tür klopfte. Stirnrunzelnd gewährte er Eintritt und sah Dr. Daniel Jackson, der sein Büro betrat, die Tür hinter sich wieder schloß.
„General“, Jackson beugte sich vor, „da geht etwas merkwürdiges vor sich.“
Landry legte den Hörer wieder auf die Gabel. „Was geht vor?“
„Ich traf gerade Dr. Wallace von SG-27. Er schien sehr aufgeregt. Offensichtlich hatte unsere Antikerin sich mit ihrem Team für heute morgen verabredet, ist aber nicht erschienen.“ Daniel schüttelte den Kopf. „Sie ist normalerweise doch nicht zerstreut.“
Landry warf einen langen Blick auf das Telefon. „Und ich hatte gerade einen Anruf, Miss Uruhk betreffend. Offensichtlich hatte sie sich für den heutigen Nachmittag mit Hermiod verabredet, wollte aber den Termin vor dem Treffen noch bestätigen. Zum Dienst ist sie heute überhaupt nicht erschienen.“ Landry zögerte noch einen Moment, dann griff er wieder nach dem Hörer. „Ich rufe Storm an. Er soll ein kleines, unauffälliges Team zu ihrem Apartment schicken und nachsehen.“
Jackson nickte ernst.
Der General blickte wieder auf. „Aber ich hätte nicht gedacht, daß Sie sich Sorgen um Miss Uruhk machen, Dr. Jackson.“
„Wenn jemand von heute auf morgen verschwindet, mache ich mir immer Sorgen, Sir.“
***
Vashtu kam stöhnend zu sich, rollte sich auf den Bauch und ächzte. Ihr ganzer Körper schmerzte, und das schlimmer als bei jedem Stunnerschuß, der sie je getroffen hatte. Ihr Kopf fühlte sich an wie in Watte gewickelt und ihre Muskeln waren vollkommen starr.
Sie ballte die Hände zu Fäusten und stützte die Stirn auf den Boden.
Das tat verdammt weh. Kein Wunder, daß sie bisher immer ...
Sie riß die Augen auf.
Die Angreifer!
Mit einem Ruck riß sie den Kopf hoch und starrte auf eine unverputzte Wand, an deren Ecke sich ein Rohr nach oben schraubte.
Wo war sie? Was war geschehen?
Sie versuchte sich aufzusetzen und bemerkte endlich einen Widerstand an ihrer rechten Hand. Irritiert sah sie hinunter und stellte verblüfft fest, daß sie mit einer Handschelle an dieses Rohr gekettet war.
Was war hier los?
Sie ruckte versuchsweise ein wenig an ihrer Fessel, doch die Schelle gab nicht nach, zumindest nicht mit normaler, menschlicher Kraft.
Langsam drehte sie sich um, ohne sich den Arm verdrehen zu müssen und sah sich in dem Raum um. Ein kahles Zimmer, wie in einem Neubau. Die Wände noch nicht verputzt, der nackte Estricht auf dem Boden, nach oben begrenzt von einer hängenden Decke. Keine Fenster und nur eine Tür. Keine Möbel oder irgendwelche anderen Gegenstände.
Vashtu dachte nach, grub in ihrem Hirn nach Möglichkeiten, doch keine wollte ihr einfallen. Sie wußte nichts von irgendwelchen bösen Jungs, die sich Mitarbeiter des Stargate-Centers griffen und entführ... Doch!
Hatte Hermiod ihr nicht bei ihrem letzten Treffen etwas über eine irdische Organisation erzählt, die den Kommandanten der Daedalus in ihre Gewalt gebracht und in einen Goa'uld verwandelt hatte? Hatte er nicht betont, daß diese Organisation der wichtigste Grund für ihn war, nicht in Erscheinung zu treten auf der Erde?
Wie hatte Hermiod es bezeichnet?
Vashtu zog die Beine an und schlang ihren freien linken Arm um die Knie.
Der Trust!
Genau!
Goa'uld, na toll!
Vashtu verzog das Gesicht zu einer Grimasse, ruckte ein bißchen an der Fessel.
Diese Goa'uld schienen Idioten zu sein, sich ausgerechnet sie greifen zu wollen. Ihr Körper war definitiv voll und würde nichts mehr aufnehmen. Da mußte schon einiges passieren ...
Aber vielleicht ging es gar nicht darum, sie in einen Goa'uld zu verwandeln. Vielleicht ging es um ganz andere Dinge.
Vashtu lief es eiskalt den Rücken hinunter, als sie sich an ihre erste Zeit im SGC erinnerte. Die Menschen hatten viele Artefakte ihres Volkes gefunden, die sie hatte aktivieren dürfen. Die zweiten Bewohner der Erde mochten ihrem Volk sehr ähnlich sein, doch es gab offensichtlich Dinge, die nicht mit den Antikern übereinstimmten. Ein bestimmtes Gen fehlte den meisten Menschen, und deshalb konnten sie die Gegenstände derer, die vor ihnen hier gewesen waren, nicht gebrauchen. Menschen mit dem Gen waren selten, eine Antikerin noch seltener inzwischen.
Gut, sie mußte hier heraus, soviel stand fest. Und der erste Schritt war es, sich dieser lächerlichen Fessel zu entledigen.
Vashtu drehte sich wieder auf die Knie, betrachtete sehr genau, wie die Handschellen angebracht waren. Das Rohr wirkte zwar stabil, war aber dünn. Dünn genug vielleicht, wenn sie ihre veränderten Gene aktivierte.
Mit der Linken packte sie das Rohr kurz über der Stahlschelle und konzentrierte sich. Dann ruckte sie kurz daran. Ein leises Stöhnen drang aus dem Metall, als sie es zwischen ihrer Faust zusammenquetschte, sofort verringerte sie den Druck und lauschte.
Nichts.
Gut, dann weiter, ein bißchen mehr Kraft. Sie schloß ihre Faust eng um das Metall, packte jetzt auch mit der Rechten zu und zog. Ein leises, mißtönendes Stöhnen war die Antwort, dann ging ein plötzlicher Ruck durch das Metall und es brach in der Mitte auseinander.
Befriedigt schob sie die Schelle durch den Bruch und richtete sich auf.
Soviel dazu.
Sinnend sah sie sich in ihrem Kerker um und überlegte sich den nächsten Schritt.
***
„George, altes Haus!“ Jeffrey Storm schlug dem Marine gutgelaunt auf die Schulter. „Was machst du denn hier? Ich dachte, du seist bereits in Rente gegangen.“
Sergeant Dorn zuckte mit den Schultern. „Bin in einem anderen Team, Jeff“, antwortete er auf seine einsilbige Art. Vorsichtig lugte er um die Ecke in den Innenhof der Wohnanlage. „Zufällig hier, wollte meine Team-Leaderin besuchen.“
Storm nickte, kniff dann die Lippen aufeinander. „Dann bist du in ihrem Team? Hat sie sich bei euch gemeldet?“
Dorn sah ihn nur schweigend an.
„Tja, hier ist sie auch nicht. Wir mußten ...“ Er zögerte, musterte seinen alten Kampfgefährten. Dann winkte er ab. „Sieht nicht gut aus für deinen Leader. Das Apartment sieht aus wie ein Schlachtfeld, das Wohnzimmerfenster liegt in Einzelteilen draußen auf dem Rasen und wir haben Einschläge von Zats gefunden. Die anderen Bewohner hatten die Polizei gerufen, von denen mußten wir den Fall erst übernehmen.“
Dorn nickte sinnend. „Üble Sache.“
Storm kreuzte die Arme vor der Brust. „Ist zwar bisher unbestätigt, aber es sieht verdammt nach dem Trust aus, alter Junge. Könnte sein, daß du dich ganz von deinem Leader verabschieden mußt. Wer weiß, was die mit ihr anstellen.“
Dorn hob die Brauen, sagte aber nichts. Allerdings ging ihm eher durch den Kopf, was diese Antikerin mit dem Trust anstellen würde nach ihren letzten Auftritten. So leicht ließ die sich nicht unterkriegen.
Aber trotzdem war er unruhig, wenn er es sich auch nicht anmerken ließ. „Spuren?“ fragte er.
Storm nickte die Straße hinunter. „Die Polizei glaubt, es hat eine Verfolgungsjagd gegeben. Ihre Beretta wurde auf einem unbebauten Grundstück fast zwei Meilen die Straße hinunter gefunden, ebenso Reifenspuren. Ansonsten nur Stiefelabdrücke und umgeworfene Mülltonnen - und jede Menge Einschüsse von Goa'uld-Waffen. Die muß gehetzt sein wie ein Hase, um den Dingern zu entgehen.“
Dorn nickte wieder.
Gut, daß Babbis ihn überredet hatte, seine Kontakte auszunutzen. Wer konnte schon sagen, wie und wann sie sonst von dieser Sache erfahren hätten? Er traute Landry zwar, aber der war auch nur ein Befehlsempfänger.
Dorn sog seine Wangen ein, wandte sich wieder Storm zu. „Muß leider los, hab noch zu tun. Wollte ja nur mal nachsehen.“
Storm nickte, wandte sich wieder dem Durchgang zu und verschwand darin.
Dorn sah ihm nach, dann drehte er sich ebenfalls um und wanderte gemächlich den Weg entlang, den Vashtu in der Nacht genommen hatte. Nach einigen hundert Metern zückte er ein Handy und tastete eine Nummer ein. Dann wartete er, bis sich am anderen Ende jemand meldete, ehe er sagte: „Sieht übel aus. Wir müssen was tun.“
***
Dr. Peter Babbis saß in seiner kleinen Wohnung und hielt sich den Hörer ans Ohr. Nachdenklich nagte er an einem Schokoriegel, stellte keine Zwischenfragen, bis sein Gesprächspartner seinen Bericht beendet hatte. „Danke, Dorn“, sagte er dann endlich. „Kommen Sie doch zu mir, wenn Sie Zeit haben. Wir müssen uns überlegen, wie wir weiter vorgehen. James ist schon bei mir. Ich denke, wir sollten meine Wohnung als Hauptquartier betrachten und von hier aus operieren.“
Wieder lauschte er aufmerksam, biß ein Stück von seinem Riegel ab und lutschte ihn wie ein Bonbon. „Gut, bis gleich.“ Damit drückte er eine Taste und beendete das Gespräch, ehe er sich seinem anderen Gast zuwandte.
Dr. James Wallace saß stocksteif auf dem Sofa und sah ihn erwartungsvoll an.
„Wie es aussieht, hat der Trust Miss Uruhk entführt“, sagte Babbis jetzt.
Wallaces Gesicht wurde bleich. „Der Trust? Aber ... Das sind ...“
„Das sind Goa'uld, ja.“ Mit einem plötzlichen Energieausbruch erhob sich Babbis und begann eine Wanderung durch seine Wohnung. „Und die haben mindestens ebensoviel Interesse an einer lebenden Antikerin wie wir Menschen. Nur dummerweise sitzen sie an Stellen, an die wir wohl kaum heranreichen werden.“
Wallaces Augen irrten ziellos hin und her. „Aber ... Du hast zu Dorn gesagt, wir würden von hieraus arbeiten?“ Seine Stimme klang verzweifelt.
Babbis nickte. „Wir müssen ihr helfen, oder ist dir das nicht klar? Auf den letzten Einsätzen hat sie uns regelmäßig das Leben gerettet, ganz davon abgesehen, daß sie deine Fehler ausgebügelt hat, James. Sie hat viel von dem auf ihre Kappe genommen, was sie gar nicht getan hat. Es wird Zeit, daß wir uns revanchieren!“ Er schlug mit der Faust auf seine flache Hand ein, verzog vor Schmerz das Gesicht.
„Aber wir sind Wissenschaftler, keine Soldaten“, wandte Wallace ein.
„Und was ist sie?“ Babbis drehte sich zu ihm um und musterte ihn. „Hast du eigentlich schon einmal mehr als zwei Worte mit ihr gewechselt oder dir ihre Akte angesehen? Mit ihrem Wissen kann sie es mit den meisten Wissenschaftlern von heute aufnehmen. Und trotzdem kann sie kämpfen.“
Wallace hob ratlos die Schultern. „Sie ist eine Antikerin. Ihr Gehirn arbeitet mit einer höheren Aktivität als unseres.“
Babbis schnaubte und wandte sich ab. „Warum hat sie uns denn auf den Schießstand geschickt und uns erklärt, wie die einzelnen Waffen funktionieren? Damit sie weiter die Drecksarbeit für uns tut?“
Es klopfte.
Kopfschüttelnd ging der Hausherr zur Tür und öffnete. Dorn trat mit nachdenklicher Miene ein und nickte nur grüßend, ehe er es sich neben Wallace auf dem Sofa bequem machte.
„Ich habe mir da beinahe in den Fuß geschossen“, murmelte dieser.
Dorns Augen blitzten amüsiert. Er beugte sich nach hinten, legte einen Arm auf die Lehne des Sofas und beobachtete Babbis, der weiter unruhig hin- und herlief, wieder einen Schokoriegel in der Hand, von dem er ab und an nachdenklich abbiß.
„Schlimme Sache“, sagte der Sergeant schließlich.
Babbis verhielt mitten in der Bewegung und drehte sich zu ihm um. „Wir werden sehen, ob wir nicht herausfinden, wohin man sie verschleppt hat.“
***
Vashtu ließ sich vorsichtig nach unten fallen, kam geschickt auf und federte den Aufprall ab. Etwas ratlos blickte sie noch einmal zur Decke hinauf, richtete sich dann auf und sah sich noch einmal genau um.
Decke und Boden fielen als Fluchtmöglichkeit aus, wenn sie nicht Wert auf gebrochene Knochen legte. Und die wollte sie so lange wie möglich verhindern. Wer konnte denn schon sagen, was sie draußen noch erwarten mochte.
Ihre Aufmerksamkeit richtete sich jetzt den Wänden zu.
Diese schienen recht dünn zu sein, jedenfalls konnte sie dann und wann Schritte hören. Draußen mußte es einen Flur oder etwas ähnliches geben. Aber das sagte ihr immer noch nicht, ob sie sich vielleicht nicht doch an einer Außenwand in irgendeinem höher liegenden Stockwerk befand. Wenn sie wild auf die Wände einschlug, würde man wahrscheinlich sehr schnell auf sie aufmerksam werden und wieder ausschalten. Und das mußte sie auf jeden Fall verhindern.
Soviel also dazu, einfach durch die Wände zu gehen, obwohl sie nicht unbedingt daran zweifelte, daß es ihr gelingen würde.
Blieb noch die Tür.
Vashtu betrachtete diese stirnrunzelnd. Sie wußte inzwischen, daß da draußen wenigstens ein Mann stand und Wache hielt. Das war möglicherweise eine Chance, vor allem auch, um eine Waffe zu erbeuten, vielleicht sogar eine dieser Zats. Sie mußte ihren Wächter nur auf sich aufmerksam machen und davon überzeugen, daß er sich ihr gefahrlos nähern konnte.
Leise trat sie an die Tür, legte ihr Ohr an das Holzimitat und lauschte.
Dann zog sie sich zurück zu der Ecke, in der sie aufgewacht war, hockte sich nachdenklich hin und überdachte noch einmal ihren Plan. Schließlich legte sie sich in einer ähnlichen Position, in der sie auch zu sich gekommen war, hin, verdeckte mit ihrem Arm das geborstene Rohr und begann lauthals zu schreien und zu stöhnen, als hätte sie starke Schmerzen. Sie jammerte und flehte, trat mit einem Bein immer wieder gegen die Wand.
„Es tut so weh! Ich verbrenne, ich verbrenne! Helft mir doch, bitte, helft mir!“
Irgendwann hörte sie über ihr Gejammere hinweg, wie sich ihr Schritte näherten, versteifte sich sichtlich und lag dann schlaff, die Augen bis auf einen schmalen Schlitz geschlossen.
„Hey? Was ist mit dir?“ Der Wächter zögerte, tippte ihren Körper dann vorsichtig mit dem Fuß an. Vashtu gab nach, rollte sich auf den Rücken und tat noch immer, als habe sie das Bewußtsein verloren.
„Hey, was hast du? Hey!“ Der Mann beugte sich zu ihr hinunter.
Blitzschnell reagierte sie, schwang ihre Beine um seinen Hals und hebelte ihn ganz zu Boden. Mit einem dumpfen Laut verlor er das Gleichgewicht und schlug hin.
Sie richtete sich auf, als er gerade röchelnd seine Waffe ziehen wollte, griff zu und begann, mit ihm zu ringen. Er wehrte sich heldenhaft gegen ihren Zugriff, doch irgendwann hörte sie, wie die Knochen in seiner Hand durch ihren festen Griff brachen. Er verdrehte die Augen und wimmerte, so gut er konnte.
Mit der Rechten schlug sie zu, um ihn endlich loslassen zu können. So verkeilt, wie sie beide jetzt am Boden lagen, konnte jeder, der jetzt den Raum betrat, sie viel zu schnell wieder betäuben.
Der Wächter grunzte, versuchte sich wieder loszuwinden. Vashtu verstärkte den Druck ihrer Schenkel auf seinen Hals, packte sein Haar und riß seinen Kopf herum. Mit einem häßlichen Knacken brach sein Genick. Er zuckte noch ein paar Mal, dann lag er still.
Sie holte tief Atem, machte sich von ihm los und richtete sich wieder auf.
Normalerweise tötete sie nicht gern, aber dies schien ihre einzige Chance gewesen zu sein, relativ lautlos und schnell hier herauszukommen.
Vashtu beugte sich über den Leichnam und tastete ihn vorsichtig ab, auf der Suche nach etwas brauchbarerem als der Automatik, die sie ihm entwunden hatte. Und tatsächlich fand sie einen kleinen Schlüssel, der in das Schloß der Handschelle paßte. Aber ansonsten war das Ergebnis mager.
Zumindest hatte sie jetzt eine Waffe.
Vorsichtig schlich sie zu der geöffneten Tür und warf kurze Blicke nach draußen. Der Gang war zu beiden Seiten leer, aber schwer einsehbar durch zahlreiche abzweigende Flure.
Sie biß sich auf die Lippen, schlich nach draußen und schloß bedächtig leise die Tür hinter sich.
***
„Ist Storm sich sicher, daß es der Trust ist?“ General Jack O'Neills Stimme klang besorgt durch das Telefon.
„So sicher wir sein können. Das Apartment von Miss Uruhk ist verwüstet, ihre Waffe wurde fast zwei Meilen entfernt gefunden und es gibt viele Brandspuren von Goa'uld-Waffen. Von ihr dagegen fehlt jede Spur“, antwortete Landry. „Storm sucht Verbindungen und mögliche Informanten, die sie verraten haben könnten.“
„Das ist übel.“ O'Neill seufzte.
„Ich habe von Anfang an gesagt, es ist eine schlechte Idee, sie aus Cheyenne-Mountain herauszulassen“, warf Landry ein. „Wir kennen alle die Gefahr durch den Trust.“
„Ich glaube nicht, daß sie jedem auf die Nase bindet, wer und was sie ist“, entgegnete O'Neill. „Und darum hatte ich auch keine Einwände. Aber warum haben Sie sie nicht unauffällig beschatten lassen?“
„Diese Antikerin zu beschatten ist, als jage man einen Geist. Sie hat sämtliche Verfolger abgehängt bisher.“
„Nur dieses Mal nicht ...“ O'Neill klang nachdenklich. „Hat sie überhaupt jemand über den Trust aufgeklärt? Wußte sie von der Gefahr, in der sie schwebt?“
Landry zögerte. „Ich ... ich weiß es nicht genau. Zumindest ich habe es sie nicht gesagt“, gestand er dann.
O'Neill seufzte. „Okay, ich komme, so schnell ich kann“, entschied er dann. „Tut alles, was ihr könnt. Wir können nicht riskieren, sie zu verlieren.“
Landry legte wenig begeistert auf. Aber er mußte O'Neill recht geben. Sie mußten die Antikerin wieder zurückholen, so schnell wie möglich. Der Trust war nicht dafür bekannt, mit seinen Gefangenen sehr human umzugehen.
alle guten dinge sind 3 ;)
AntwortenLöschenwow, das ist ja schon so einiges passiert.
Vashtu wurde vom trust entführt...nicht schön!
aber so wie es aussieht haben die schon ihren ersten fehler begangen: Die haben Vashtu unterschätzt. Denn sie konnte sich ja relativ leicht befreien und das obwohl sie festgekettet war.
Ihr team hat auch klasse reagiert. Setzten sich alle zusammen und wollten etwas unternehmen um ihr zu helfen =)
aber vashtu spielt schach mit hermiod? :D find die idee irgendwie klasse ^^ denn jeder andere wäre echt total überfordert wenn der/die mit vashtu oder hermiod spielen würde, da können die beiden sich doch perfekt zusammen tun.
ach...nochmal zum trust...ob die wohl wissen das sie antikerin ist? das würde dann ja auf eine undichte stelle im sgc hindeuten.
aber wenn, dann wissen die anscheind nichts von ihren speziellen genen die sie im gegensatz zu "normalen" antikern besitzt.
oder der trust hat sie einfach nur aus dem grund entführt, weil sie im sgc arbeitet ;)
bin gespannt ob vashtu einfach so entkommen kann und was ihr team währenddessen plant um ihr zu helfen.
LG Sabrina
Der Grund für die Entführung wird noch eine Weile im Dunkeln liegen, auch über diese Geschichte hinaus, soviel kann ich dir an dieser Stelle verraten. Und du hast recht, man ist zwar über Vashtu informiert, auch darüber, daß sie eine Antikerin ist, aber nicht über die Fremdzellen. Daher wurde sie schlicht unterschätzt. Ob das allerdings nochmal passieren wird ... wer weiß?
AntwortenLöschenJa, Vashtu und Hermiod sind befreundet und spielen Schach zusammen. Ehrlich gesagt, so wie ich sie mir vorgestellt habe, ist Vashtu eine sehr unruhige und unkonzentriert wirkende Spielerin, insofern ist Hermiod mit seiner asgard-gegebenen Ruhe schon der richtige Gegner. Mh, stimmt, ich hab da noch eine Szene im Hinterkopf, in der Vashtu Schach spielt, aber bis dahin ist es noch weit, weit weg.
Tja, das Team ... sagen wir, hier zeigt sich das erste Mal richtig, wer im und wer nicht im Team ist, daher auch der Titel. Aber laß dich überraschen, der zweite Teil kommt diese Woche noch.
Dank dir für den Comment!
Bis denne
Ramona