Reihe: SG-V (Stargate: Vineta)
Genre: action, adventure, humor
Rating: PG
Eine sanfte Brise umspielte ihn, als er auf die Ballustrade hinaustrat. Die salzgeschwängerte Luft von Atlantis füllte seine Lungen. Einen Blick warf er auf den schwarzen, im Sternenlicht glänzenden Ozean, dann hob er die Augen gen Himmel.
Lt. Colonel John Sheppard betrachtete die Gestirne mit einer Sehnsucht, die ihm fast das Herz zerreißen wollte. Irgendwo dort draußen ... irgendwo ... war sie ...
„Vashtu ..." flüsterte er in die Brise hinein.
Major Vashtu Uruhk lehnte am Höhleneingang, blickte voller Sehnsucht in den Himmel hinauf. Der Mond war bereits untergegangen, so daß die Sterne dieser fernen Galaxie auf sie hinabschienen.
In sich fühlte sie eine Mutlosigkeit wie schon seit langem nicht mehr. Wenn sie an das dachte, was sie zurückgelassen hatte, irgendwo, in der weit, weit entfernten Milchstraße. Oder auch nur einen Hauch näher, in der Pegasus-Galaxie.
Kurz war es ihr, als umwehe sie ihr eigener Name wie ein Hauch.
Unwillkürlich erstarrte sie, als sie die Gegenwart von jemand anderem fühlte.
„John ... ?" wisperte sie in den Himmel hinauf.
John schloß die Augen. Kurz war es ihm gewesen, als erhalte er eine Antwort auf sein stilles Flehen.
Er holte tief Atem und dachte angestrengt an das, was die Antikerin ihm mitgeteilt hatte an diesem, ihm so fern erscheinenden Vormittag auf der Erde.
Und da war es wieder, dieses eigenartige Gefühl, nicht allein zu sein. Und die Sicherheit, den anderen Anwesenden zu kennen wie niemand sonst.
Er sah wieder zu den Sternen hinauf. „Ich weiß, daß du noch lebst, Vash", sagte er leise.
Ein sehnsuchtsvolles Lächeln glitt über ihre Lippen. „Ich lebe noch, John", antwortete sie, die Augen weiter gen Himmel gerichtet.
„Wo bist du?" fragte er leise. „Ich kann dich spüren, irgendwo tief in mir. Aber ich kann dich nicht finden."
„In einer anderen Galaxie, John", wisperte sie. „Ich vermisse dich!"
Ein Lächeln glitt über sein Gesicht. „Ich vermisse dich auch, Vash. Sag mir, wo du bist. Dann ... dann sehe ich zu, daß ich zu dir komme und dich hole."
„Das ist zu weit und zu gefährlich." Sie runzelte die Stirn und senkte den Kopf. „Es tut mir leid, John. Es ist soviel passiert ... Es ist ... Dorn ist ein Krüppel und Wallace ... Wallace ist ..." Sie stockte.
„Scht!" machte er leise, wandte sich ab und betrat den stillen Kontrollraum. „Es ist gut. Du hast nichts daran ändern können, wie es gekommen ist. Und du hast verhindert, daß ein weiteres Ori-Schiff in die Milchstraße gekommen ist."
„Aber ich kann nicht zurück, John!"
Vashtu wanderte den Weg entlang, die Augen fest auf die dämmrige Beleuchtung gerichtet.
„Zwei Generatoren, und das Stargate ist defekt. Es wäre ohnehin nicht ... Wir kämen nicht zurück, selbst wenn wir es richten könnten."
John blieb stehen und lauschte in sich hinein. Dann schüttelte er den Kopf. „Was für ein Unsinn! So kenne ich dich nicht, Vash. Und so will ich dich auch nicht kennen", sagte er etwas lauter als er wollte.
Der Techniker, der diese Nacht Dienst tat, blickte verschlafen von seinem Posten auf und blinzelte ihm zu. John schüttelte nur unwillig den Kopf, richtete seine Konzentration jetzt auf das Sternentor vor den Fenstern.
Vashtu war inzwischen in der stillen Stadt angekommen, hielt auf den den Zentralturm zu und seufzte schwer.
„Ich wünschte, ich könnte etwas ändern. Aber ... Das alles hier ist so schwer!"
„Dann ändere es! Wenn es eine Person im gesamten Universum gibt, die an deiner Lage etwas ändern kann, dann bist nur du es selbst." Langsam trat er durch die Tür und blieb einen Moment in sich hineinlauschend dort stehen.
Vashtu nahm die Treppen zum Gateroom hinauf. Noch immer fühlte sie diese vertraute Präsenz um und in sich. Und sie wünschte sich nichts mehr, als daß er sie in seine Arme nehmen konnte.
„Ich kann nicht, nicht hier!" seufzte sie endlich, schlüpfte durch die halboffene Tür und kam am oberen Ende der Treppe heraus. Sinnend starrte sie das defekte Sternentor an.
„Egal, wo du bist, du kannst es ändern", entgegnete John entschlossen, trat an den Absatz der Treppe und blickte in den Gateroom hinein. Ihm war, als stehe jemand neben ihm, doch er wußte auch, würde er seine Augen auf die Stelle richten, es wäre niemand da.
Vashtu schüttelte resigniert den Kopf, trat die erste Stufe herunter, blieb dann aber stehen und richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf das Tor.
Ihr war, als könne sie einen anderen, einen ähnlichen Gateroom sehen, sanft beleuchtet und mit einem funktionierenden Tor. Die vertraute Umgebung ihrer Heimat: Atlantis!
„Vash, ich möchte dich irgendwann wieder bei mir haben", sagte John leise und eindringlich. „Wenn ich also nichts tun kann, dann mußt du es tun! Es gibt keinen anderen Weg."
„Ich kann nicht. Ich weiß nicht wie", seufzte sie und senkte den Kopf. „Das alles hier ... Es ist schrecklich, John, einfach nur schrecklich!"
„Du bist in einer Stadt deines Volkes, oder nicht?" fragte er mit eindringlicher Stimme.
Vashtu nickte stumm.
„Dann kannst gerade du viel tun. Erinnere dich daran, was du damals, nach deinem Auftauchen hier, getan hast. Du bist in der Lage, Sternentore zu reparieren!"
„Aber ..."
„Vash, du willst zurück! Dann wird dir kein anderer Weg bleiben", fuhr er eindringlich fort. „Arbeite, lebe, kämpfe, damit du wieder zurückkommst! Tu, was du tun mußt! Verstehst du? Ich will dich zurück, und du willst zurück. Also tun wir beide alles, was nötig ist, um diesen Wunsch auch zu erfüllen. Es mag nicht einfach sein, aber es ist alles, was uns bleibt."
Vashtu hob mit einem Ruck den Kopf, starrte das Tor an. „Arbeiten ... ? Kämpfen ... ?" wisperte sie, atmete einige Male tief ein.
Die Präsenz hinter ihr war immer noch so stark, so unendlich stark. Sie meinte wirklich, ihn hinter sich zu wissen. Und gleich würde er ihr liebevoll die Hände auf die Schultern legen.
„Tu es für uns beide!" begehrte John auf.
Kurz war es ihm, als sähe er einen anderen Gateroom, der dem von Atlantis jedoch erstaunlich ähnlich sah. Aber er war fast undurchdringlich in Schwärze gehüllt. Keine Aktivititäten, und auch nichts, was darauf hindeutete, daß sich dieses so schnell ändern würde.
„Tu es! Das ist ein Befehl eines vorgesetzten Offiziers, Major. Tu es!" sagte er.
„John?" fragte Elizabeths Stimme verwirrt hinter ihm.
Er fuhr herum und sah die Expeditionsleiterin groß an, die ihn musterte, als habe er den Verstand verloren.
„Alles in Ordnung mit Ihnen?" fragte sie.
Er nickte und schluckte.
Vashtus Präsenz war fort ...
„Von vorgesetzten Offizieren habe ich die Nase voll, John!" Mit einem plötzlichen kämpferischen Glanz in den Augen drehte Vashtu sich um und fand hinter sich ... nichts!
Tief einatmend rief sie sich zur Ordnung, ließ den Kopf wieder hängen.
Dann aber wandte sie sich wieder dem Gate zu und hob den Blick.
„Kämpfen ..." wisperte sie. Ihr Blick wurde hart und entschlossen.
Dann wirbelte sie auf dem Absatz herum und stürzte aus dem Gateroom von Vineta heraus.
***
Dr. Peter Babbis war gerade eingeschlafen nach einem, in seinen Augen, sehr anstrengenden Tag in dieser neuen Stadt, als sich unvermittelt die Tür zu seinem Quartier öffnete und ein greller Lichtstrahl auf sein Bett traf.
„Peter, aufstehen!"
Mühsam blinzelnd rappelte er sich auf die Ellenbogen, hob dann einen Arm und beschattete seine Augen mit ihm. Zwinkernd und die Augen immer wieder zusammenkneifend versuchte er, an dem Lichtstrahl vorbei, die Gestalt in der Tür auszumachen. „Was ist denn?" muffelte er schlaftrunken.
Endlich senkte sich der Schein der Lampe, aber nur ein wenig. Den Schatten erkannte er, der sich dahinter abzeichnete. Dieser Wuschelkopf war unverkennbar.
„Wir haben zu arbeiten!" Damit verschwand die Antikerin endgültig und ging wohl den Gang weiter hinunter. Doch die Tür ließ sie offen.
Peter blinzelte immer noch verschlafen, gähnte dann und murmelte diverse Flüche, während er sich mühevoll aus dem Bett schälte.
***
Kurze Zeit später standen beide, Vashtu und Peter, mit tragbaren Scheinwerfern und jeder Menge Kabel bewaffnet, wieder im Gateroom und betrachteten das Tor, das sich vor ihnen erhob.
„Und was soll das bringen? Wir haben es doch schon untersucht und keinen Fehler gefunden", brummte der junge Wissenschaftler.
„Dann waren wir eben nicht gründlich genug." Vashtus Gesicht wirkte zu allem entschlossen. Sorgfältig leuchtete sie das Gate aus, trat nachdenklich näher. „Den Einschuß haben wir übersehen", bemerkte sie schließlich, hielt den kräftigen Lichtstrahl auf eines der Schlüsselelemente gerichtet.
Peter trat zwinkernd näher, reckte den Hals. „Welchen Ein... Oh, den!" Er gähnte. „Können wir das nicht auf morgen früh verschieben? Es ist doch eh kaum noch was zu tun, solange Pendergast uns nicht mehr Generatoren zugesteht."
„Wollen Sie nach Hause oder nicht?" Vashtu wandte sich vom Tor ab und begann, die Scheinwerfer, die sie bei sich trug, an strategisch wichtigen Punkten zu verteilen, so daß der Torraum gut ausgeleuchtet wurde. „Gehen Sie in die Kontrollzentrale und sehen sich noch einmal das DHD an", befahl sie währenddessen.
„Schon bemerkt, daß wir kein Werkzeug dabeihaben?" Peter hob die beiden Scheinwerfer, die er in den Händen trug und nickte an sich hinunter.
Vashtu richtete sich unwillig wieder auf und leuchtete unter die Treppe. „Wir haben einen Geräteraum", entgegnete sie scharf.
„Hä?" Peter blinzelte und starrte mit langem Hals in die Richtung des Lichtstrahls. Doch sehen konnte er absolut gar nichts. Die Lippen zusammenkneifend marschierte er die Treppe wieder hinauf und betrat die stille Kontrollzentrale der verlassenen Stadt.
An die Ähnlichkeit zum Kommandoposten auf Atlantis hatte er sich mittlerweile gewöhnt, vor allem, da es auch einige Unterschiede in Anordnung und Zahl der hier vorhandenen Geräte gab. Zu Anfang aber, daran erinnerte er sich noch gut, war es ihm geradezu beängstigend erschienen, diesen so stillen Raum zu betreten.
Die minimale Energieversorgung, die Colonel Pendergast von der Prometheus ihnen zugestand, nachdem er die Erethianer von seinem Schiff gewiesen hatte, hatte an der Finsternis hier nichts ändern können. Zwar floß wohl offensichtlich Energie durch die Leitungen, der eine oder andere Rechner reagierte mit einem kurzen Aufleuchten, als er an ihm vorbeischritt und auf das DHD zuhielt, doch entweder reichte die Zufuhr nicht aus, oder die Rechner waren nach zehntausend Jahren und dem davor stattfindenden Kampf in und um die Stadt beschädigt worden. Der gesamte Kontrollposten schien von dieser Seuche befallen zu sein, und bisher hatte ihnen schlichtweg die Zeit gefehlt, sich das näher anzusehen.
Peter stellte sich beim DHD auf und leuchtete es an.
Es war ein wenig kleiner als gewohnt, dafür wies es einige zusätzliche Schaltungen auf, hinter deren Sinn bis jetzt noch niemand gekommen war, selbst Vashtu nicht.
Peter stellte seinen letzten Scheinwerfer neben das DHD auf das Panel eines Rechners, der kurz summte, als er ihm zu nahe kam. Dann reckte er den Hals und blinzelte nach draußen.
Die großen Fenster waren von einer dünnen Staubschicht bedeckt, was den Ausblick etwas verwaschen und undeutlich erscheinen ließ. Dennoch konnte er seine ehemalige Leaderin beobachten, wie sie etwas in den Gateroom schleppte, was er noch nie in seinem Leben gesehen hatte.
„Was ist das denn?" Er blinzelte, schüttelte dann über sich selbst den Kopf und wandte sich dem DHD zu.
Sorgfältig begann er mit seiner Untersuchung, genau, wie Vashtu es ihm schon des öfteren erklärt hatte. Doch wieder war sein Ergebnis frustrierend.
„Peter, ich könnte Ihre Hilfe hier unten gebrauchen", meldete sich ihre Stimme irgendwann über das Funkgerät in seinem Ohr.
Er richtete sich seufzend wieder auf, klopfte einmal gegen das kleine Gerät, um selbst sprechen zu können. „Wie bei den letzten Dutzend Malen: Wo auch immer der Fehler liegt, er liegt nicht am DHD", erklärte er.
„Dann kommen Sie runter. Wir müssen die Leitungen kontrollieren."
Kopfschüttelnd verließ er den Kontrollraum wieder und stieg die Stufen hinunter. Nur um erstaunt zu blinzeln über das, was sie auf dem Boden vor dem Sternentor verteilt hatte.
„Was ist das?" fragte er, nahm etwas in die Hand, das aussah wie eine Kreuzung zwischen Schraubenschlüssel und Rohrzange.
„Werkzeug", kam die einsilbige Antwort. „Wir müssen die Bodenplatten aufstemmen. Helfen Sie mir!"
Ihm wurde eine lange, dünne Stange in die Hand gedrückt, deren Sinn und Zweck er nicht einmal erahnen konnte.
Blinzelnd trat er an Vashtus Seite, beobachtete, wie sie eine ähnliche Stange in einen unsichtbaren Zwischenraum senkte, versuchte es ihr nachzutun. Und nach einigen Anläufen fühlte er wirklich, wie das dünne Ende seines Stabes irgendwo einzurasten schien.
„Hebeln!" befahl sie und stemmte sich mit aller Kraft auf ihre Stange.
Peter tat es ihr nach.
Mit einem lauten Ächzen gab die Platte nach und legte zum Teil leuchtende Leitungen frei, die unter dem Boden entlang verliefen. Peter bekam große Augen.
„Sind nicht alle Stromkreise geschaltet, wie ich es mir gedacht habe." Ein zufriedenes Lächeln erschien auf dem Gesicht der Antikerin.
TBC ...
Hi!
AntwortenLöschenOhhhh :) Ich fand den Anfang des Kapitels total toll =)
Also wenn die beiden jetzt nicht in der selben Realität/Dimension oder sonst was sind, dann weiß ich auch nicht :P
Und dann kommt einfach Elisabeth daher und stört das Gespräch von John und Vashtu.
Naja, muss schon seltsam ausgesehen haben, wie er da steht und scheinbar mit sich selbst redet.
Aber das Gespräch und sone kleine Aufmunterung von John hat Vashtu jetzt auch scheinbar gebraucht, um neue Kraft zu schöpfen und mit neuem Eifer das Stargate erneut zu untersuchen.
Und Peter wird wegen ihrem Tatendrang aus dem Bett geschmissen :D
Aber sie scheint ja jetzt etwas gefunden zu haben. ob sie das Stargate jetzt wohl in Gang bekommt? Wobei da dann ja noch das Problem mit der Energie zu lösen wäre...
So das wars auch schon wieder von meiner Seite ;)
Ich warte nun gespannt auf das nächste Kapitel und hoffe, dass ich dann auch gleich zum lesen komme ;)
LG Sabrina
Das "Gespräch" zwischen John und Vashtu war tatsächlich das erste, was von dieser Story stand. Als ich damals den Soundtrack zu "Rising" hörte fiel mir an einer Stelle diese Szene ein. Ich fand, hier paßte sie gut rein, eben weil Vashtu zu Anfang doch etwas mutlos ist. Umso schöner, daß die Szene dann gefällt.
AntwortenLöschenDank dir für das Comment!
Bis denne
Ramona