Reihe: SG-V (Stargate: Vineta)
Genre: action, adventure, humor
Rating: PG
Der Puddlejumper schoß durch das große Loch im Felsen hoch in den wolkenverhangenen Himmel, raste im atemberaubenden Tempo durch den dichten Regen und drehte sich dabei immer wieder um sich selbst. Dann durchbrach er die Wolkendecke, um sofort in den Tarnmodus zu wechseln und in der Dunkelheit des Alls zu verschwinden.
Major Vashtu Uruhk jagte die Anzeigen wieder hoch, ein zufriedenes und breites Grinsen auf dem Gesicht.
Einen Monat eingesperrt in der Prometheus, bis es den Vinetern gelungen war, sie da wieder herauszuholen. Einen verlorenen Monat, in dem sie die meiste Zeit in der Brick gesessen und sich gelangweilt hatte.
Nun gut, sie hatte auch Probleme gewälzt, meist Probleme, die die verborgene Stadt in der gewaltigen Höhle betrafen. Vineta ließ sie nicht mehr los, seit sie, direkt nach der Wahl der Leitung, abgereist war mit den Marines, die ihrer Expedition angehört hatten.
Pendergast faßte sie nicht mehr mit Samthandschuhen an - ihr sollte es recht sein. Wenn er das nicht tat, brauchte sie auch keine Rücksicht mehr auf ihn zu nehmen. Für sie gab es im Moment nur ein Ziel, und dieses hieß Vineta.
„Sind Sie auf Kurs?" meldete sich die Stimme von Dr. Peter Babbis über Funk.
Vashtu seufzte, fügte sich aber. Kurz berührte sie das kleine Gerät in ihrem Ohr. „Ja, ich bin soweit", antwortete sie, ließ den Jumper wieder in die Atmosphäre eintauchen und ihn durch die obersten und dünnsten Luftschichten jagen. Der Gleiter wurde wieder sichtbar.
Fliegen war einfach das herrlichste Gefühl, das sie sich vorstellen konnte. Und nach einem Monat eingesperrt in einem mehr oder weniger defekten Raumschiff hatte sie sich nach nichts mehr gesehnt als nach ein bißchen Entspannung.
„Gut, dann ..." Peters Stimme klang verzerrt, als würde sich irgendetwas zwischen ihm und seinem Mikro befinden.
Vashtu schüttelte den Kopf, ließ die Hologrammanzeigen hochfahren und stellte gedanklich den Scanner ein. Sofort blinkten einige Lichter in den Anzeigen auf.
„Habe die Ziele gefunden. Nehme Kurs darauf."
Mit einer kleinen Drehung wechselte sie die Richtung, ohne jedoch die Geschwindigkeit zu reduzieren.
„Nehmen Sie die ersten mit den Drohnen", schlug Peter vor.
Vashtu schürzte die Lippen. Na gut, wenn er es so wollte.
Das Hologramm wechselte zur Zieleinrichtung über, als sie kurz ihre Gedanken darauf richtete. Die leisen Finger der AI in ihrem Hirn reagierten in Gedankenschnelle auf ihre Wünsche.
Vashtu hob die Brauen. Dieser Jumper mochte sie definitiv, anders konnte sie sich das nicht erklären.
„Ziel 1 erfaßt", meldete sie, drosselte jetzt doch ein wenig die Geschwindigkeit, und dachte nur kurz an die Drohnen, als eine sich bereits gelöst hatte und auf das Trümmerteil zuschoß, das sie als Testziel anvisierte.
„Ziel 1 eliminiert."
Vashtu schüttelte den Kopf.
Die beiden gelblich leuchtenden Schalter auf der Konsole vor ihr waren wesentlich verlockender, aber wenn Peter es so haben wollte ...
Ein neuer Punkt tauchte auf
„Ziel 2 erfaßt."
Sie verschwendete kaum einen halben Gedanken an die nächste Drohne, als diese schon losjagte. Kurz darauf detonierte das Trümmerteil sehr spektakulär, während sie den Jumper wieder hochzog, ein spitzbübisches Lächeln auf den Lippen. Die Scanner hatten eine Gestalt erfaßt, die auf einem nahen Hügel stand.
Vashtus Grinsen wurde breiter. „Ziel 2 eliminiert", sagte sie, senkte den Jumper wieder ab und beschleunigte. „Ziel 3 nehme ich im Tiefflug."
„Sie nehmen was?" Peters Stimme klang verwirrt.
Vashtu senkte den Jumper noch weiter, bis sie kurz über den Boden dahinjagte, direkt auf die einsame Gestalt zu.
Eine Abreibung hatte er ohnehin verdient. Selbst wenn es ihm gelungen sein sollte, die Mikrowellen online zu schalten in diesem Gleiter, er hatte sich vor einem Monat schon zu weit aus dem Fenster gelehnt für ihren Geschmack.
Dem Verlauf des Hügels folgend, raste ihr Jumper kaum mehr als zwei Meter über dem Gelände entlang, dann zog sie ihn unvermittelt hoch, direkt über der schlacksigen, dunkelhaarigen Gestalt mit der Drahtbrille.
Peter Babbis warf sich mit einem entsetzten Gesichtsausdruck in die aufgeweichte Asche, während die Antikerin direkt über ihm hinwegjagte.
„Haben Sie den Verstand verloren!" brauste er auf.
Die nächste Drohne fand ihr Ziel.
„Kann ich jetzt vielleicht endlich die Sekundärwaffe einsetzen?" erkundigte Vashtu sich unschuldig.
Peter fluchte immer noch.
Als sie wieder Kurs auf ihn nahm, sah sie, daß er sich gerade aufrappelte.
Noch eine Schlammschlacht?
Nein, entschied sie. Eine Abreibung reichte.
„Dann drosseln Sie zumindest die Geschwindigkeit etwas. Falls es noch irgendeine Fehlfunktion gibt, sollten Sie schon in einem Stück auf dem Boden ankommen."
Vashtu nickte. Das klang eindeutig vernünftig.
„Tut mir leid, Kumpel", murmelte sie dem Jumper zu, während sie die Geschwindigkeit drosselte.
Schade, es hatte gerade richtig Spaß gemacht.
„Ziel 4?" fragte Peter.
Der nächste Punkt blinkte auf.
„Bin dran", meldete sie, dann ging ihr auf, daß es da einen kleinen Fehler in der Konstruktion dieser Jumper gab. „Äh, Peter, wenn ich die Schalter betätige, habe ich keine Hand mehr frei", fügte sie deshalb ihrem Funkspruch hinzu.
„Sie sollen ja auch nur die beiden Knöpfe ... oh!"
„Also Autopilot." Vashtu seufzte ergeben, sich wieder auf ihren nächsten Wunsch konzentrierend. Dann hob sie die Hände von den Kontrollen und nickte anerkennend.
Dieser Jumper mochte sie auf alle Fälle - und sie mochte ihn.
Sie konzentrierte sich auf die Zieleinrichtung, ihre Daumen schwebten über den beiden Knöpfen. „Da werden wir uns aber noch etwas anderes einfallen lassen müssen, Peter", sagte sie, gerade als sie abdrückte.
Das Licht im Cockpit flimmerte auf, dann knallte es hinter ihr lautstark - und ihr wurde verteufelt warm.
Dann begriff sie, packte augenblicklich die Kontrollen und setzte den Gleiter hart auf dem Boden auf. Sofort raste sie los, während die Heckluke noch aufschwang und brachte sich mit einem Hechtsprung in Sicherheit.
Der Regen klatschte ihr kalt ins Gesicht, und die Asche hatte sich zu einer ekelhaft klebrigen Masse verflüssigt, die sie jetzt einzusaugen versuchte.
Vashtu kämpfte sich wieder hoch, zumindest bis in eine kniende Position, und sah über die Schulter hinweg zum Puddlejumper.
„Vashtu?" fragte Peters Stimme in ihrem Ohr.
Die Antikerin keuchte, wischte sich mit einer Hand durch das nasse Haar und verklebte dadurch nur Asche darin.
„Ich wäre fast gebraten worden, Peter", meldete sie sich ungläubig, rappelte sich endgültig auf und wischte sich die Hände am hinteren Teil ihrer Hosen ab. „Was auch immer Sie da gebastelt haben, es hat definitiv ein noch schlimmeres Ergebnis als die Techniker vor zehntausend Jahren."
„Major Uruhk, Dr. Babbis? Bitte melden Sie sich so bald wie möglich im Besprechungsraum. Dr. Stross möchte mit Ihnen reden."
Vashtu blinzelte in den regenschweren Himmel hinauf. „Wenn ich mich vorher noch duschen darf ..." murmelte sie, stapfte dann durch die knöcheltiefe Asche wieder zum Jumper zurück. „Soll ich Sie einsammeln oder kehren Sie allein zurück, Peter?" fragte sie, während sie mit langem Hals in das Innere des Gleiters lugte. Doch die Strahlung schien unterbrochen worden zu sein, wann auch immer.
Hoffentlich waren keine Leitungen geschmolzen bei dieser Fehlfunktion.
Vashtu betrat die Rampe und schüttelte sich wie ein nasser Hund. Die AI des Jumpers streckte wieder ihre tastenden Finger in ihren Geist aus, und sie fühlte etwas, das sie als eine Entschuldigung empfand.
„Hey, du bist Jumper 1, du gehörst mir. Du mußt dich nicht entschuldigen", sagte sie leise und strich mit der Hand über die metallene Außenwand.
„Bin da!" keuchte eine Stimme hinter ihr.
„Dann los. Ich möchte mich zumindest noch abtrocknen und umziehen." Sie ging mit langen Schritten nach vorn ins Cockpit und ließ sich wieder auf ihrem Sitz nieder.
„Ja, umziehen wäre keine schlechte Idee", bemerkte Peter, die Augen sehr konzentriert auf den Gang gerichtet, den sie gerade die wenigen Schritte bis nach vorn marschiert war. Für diese Worte erntete er nur einen verächtlichen Blick.
***
Dr. Anne Stross blickte auf, als die beweglichen Wände aufschwangen, lächelte den beiden Neuankömmlingen, die bereits wieder in irgendein Fachgespräch vertieft waren, amüsiert entgegen.
Irgendwie hatte sie diese eigenartigen Diskussionen, in denen sie sich ständig Brocken hinzuwerfen schienen und der eine die andere ergänzte, die letzten Wochen trotz aller Arbeit vermißt. Dabei war das ganze, mußte sie zugeben, noch immer etwas merkwürdig für sie, vor allem, da einer von beiden dem Militär angehörte. Eine solche Verbindung und Eintracht kannte sie aus ihrer Dimension nicht. Kein Wunder, daß die Majorin bei der Wahl zur Expeditionsleitung nur knapp gegen sie verloren hatte, obwohl sie gar nicht hatte aufstellen lassen.
Anne schmunzelte, als sie bemerkte, was die Antikerin trug. Wieder diesen Overall, der ihr seinerzeit bereits auf der Prometheus nicht wirklich gepaßt hatte. Jetzt allerdings hatte sie das Oberteil bis zur Hüfte hinuntergekrempelt und trug ein Unterhemd offen zur Schau, das ihre weiblichen Formen eher betonte als kaschierte.
„Major, Sie sollten das besser nicht Pendergast sehen lassen", unterbrach Anne die Diskutierenden.
Augenblicklich verstummte das Wortgefecht der beiden, in dem sie nicht einen Blick von den Augen des anderen gelassen hatten, als würden dort die Worte zu lesen sein, die sie nicht aussprachen.
Anne ging auf, daß für Fremde diese eigenartige Eintracht einen falschen Eindruck erwecken konnte. Dabei, und das war ihr recht schnell klar geworden, sah die Antikerin etwas anderes in dem schlacksigen Wissenschaftler als einen möglichen Liebhaber. Ihr Umgang miteinander war zwar vertraut, sehr vertraut sogar, aber nicht der von zwei Menschen, die gewisse Gefühle füreinander hegten, zumindest von Seiten der Antikerin aus nicht.
Die blinzelte sie jetzt einen Moment lang an, dann nickte sie ihr zu. „Ich mußte mich nur kurz umziehen", sagte sie. „Tut mir leid, wenn es länger gedauert hat."
Anne winkte ab. „Setzen Sie sich, Major", forderte sie die Antikerin auf. „Sie auch, Dr. Babbis. Der Rest des Stabes kommt in einigen Minuten. Ich wollte mich nur kurz mit Ihnen beratschlagen, ehe wir beginnen."
Babbis nickte, trollte sich auf die eine Seite der in Hufeisenform aufgestellten Tische und ließ sich an seinem üblichen Platz nieder.
Die Antikerin dagegen sah ein wenig hilflos drein, wollte ihrem ehemaligen Teammitglied nach, stockte dann aber und zögerte wieder.
„Auf der anderen Seite, Major", half Anne ihr lächelnd aus.
Sie wußte ja noch nichts von der Sitzordnung, die sich inzwischen eingebürgert hatte bei Stabsversammlungen, rief die zivile Leiterin der verbotenen Stadt der Antiker sich ins Gedächtnis. Vier Wochen lang hatte sie keinen Kontakt hierher aufnehmen können, bis es ihnen endlich gelungen war, sie irgendwie wieder auf den Planeten zu holen.
Anne wollte sich gar nicht daran erinnern, was sie hatte auffahren müssen, um Pendergast seine Beute zumindest für ein paar Tage abzuschwatzen. Dabei hoffte sie, irgendwann eine Lösung für das vordringlichste Problem zu finden und die Antikerin ganz in der Stadt zu wissen. Vollkommen abgeneigt schien sie dem schon eine Weile lang nicht mehr zu sein, denn bereits vor ihrem Flug zurück zur Prometheus war einiges geschehen, was Anne nicht anders deuten konnte. Den größten Vertrauensbeweis hatte Major Uruhk geleistet, indem sie den Steuerkristall, den sie offenbar die ganze Zeit mit sich herumgetragen hatte, zurückließ und den Vinetern damit Zugang zu der Datenbank ihres Volkes ermöglichte.
Die Antikerin zögerte noch einen Moment, dann trat sie an den entgegengesetzten Tisch und schob sich einen Stuhl neben dem freien Platz zurecht, den Sergeant Dorn üblicherweise einnahm mit seinem Rollstuhl. Sie flätzte sich in den Stuhl, die Beine weit von sich ausgestreckt und die Arme überkreuzt, und sah fragend zu Anne.
Sie saß auf dem richtigen Platz. Jetzt mußte sie nur noch überredet werden, auch den dazugehörigen Posten anzunehmen. Und das, das wußte die Leiterin, würde noch ein Haufen harte Arbeit werden.
„Ich weiß zwar nicht wie, aber erst einmal danke für die Hilfe. Noch ein paar Tage weiter da oben, und ich wäre durchgedreht", sagte der weibliche Major und nickte zu einem unbestimmten Punkt über der Stadt hinauf.
Anne seufzte. „Wir haben erst einmal nur ein paar Tage herausschlagen können, Major", gab sie zu bedenken. „Und wir alle wissen, daß Pendergast nicht zögern wird, Sie hochbeamen zu lassen, bleiben Sie auch nur eine Sekunde länger."
Ein dumpfes Brüten trat in die großen, dunklen sprechenden Augen der Antikerin. „Dafür wird sich auch noch eine Lösung finden", murmelte sie, erntete überraschte Blicke.
TBC ...
hey =)
AntwortenLöschenIst zwar schon so ziemlich mitten in der NAcht, aber ich habe trotzdem schon einmal ein Kapitel gelesen!
Vashtu hat also ihren Jumper gefunden ^^ Irgendwie ein bisschen wie bei John, der ja eig auch immer mit Jumper 1 geflogen ist ;)
einen Monat saß sie da also fest. Wow, das ist eine ganze Weile. Kein Wunder, dass sie sich so freut, mit dem Jumper zu fliegen.
Was die da jetzt wohl besprechen wollen? Ich bin gespannt.
Ich wünsche dir an dieser Stelle noch frohe Weihnachten und werde so bald wie möglich auch das andere Kapitel nachholen!
LG Sabrina
Und dir noch nachträglich Frohe Weihnachten und einen Guten Rutsch gehabt zu haben!
AntwortenLöschenSorry, bei mir geht's drunter und drüber im Moment. Letzte Woche hatte ich einen Unfall, und eigentlich sollte es ja ein bißchen ruhiger sein, wenn man krank geschrieben ist, aber Pustekuchen. Irgendwas mach ich falsch ...
*lach* Ja, Vashtu hat ihren Jumper gefunden, oder der sie, keine Ahnung. Das mit Jumper 1 mußte einfach sein, da ging kein Weg dran vorbei.
Jep, ein Monat ist seit der letzten Story vergangen. Und was sie da besprechen wollen ... laß dich überraschen! Mal sehen, ob ich dran denke, endlich mal weiterzuposten.
Bis denne
Ramona