Tag 1:
Danea Il'Eskanar reckte
den Hals, starrte gebannt nach draußen.
Über Torreisen konnte
man sich seiner Meinung nach streiten. Sie schienen ja ganz
interessant, und vor allem spannend, zu sein. Aber ein Flug in einem
Puddlejumper ... das machte ihm richtig Spaß! Schade, daß er nicht,
wie Dr. Babbis, Major Uruhk oder der jetzt am Steuer sitzende
Lieutenant Markham, über dieses Gen verfügte, sondern darauf
angewiesen war, daß einer der drei ihn mitnahm. Aber vielleicht
machte für ihn gerade die Seltenheit eines solchen Fluges den Reiz
aus.
Die Weiten des Alls
breiteten sich vor ihm aus wie ein gewaltiges Seidentuch, auf dem
Kristalle leise schimmerten, mal mehr, mal weniger hell. Es war
unglaublich wie dunkel es hier war, bedachte man, daß auf dem
Planeten unter ihnen gerade Tag herrschte.
Gut, in den
Überlieferungen seines Volkes war von dem goldenen Zeitalter, ehe
die Dämonen zurückkehrten, die Rede. Auch davon, daß die
Erethianer damals Raumfahrt betrieben hatten. Doch das war so lange
her, kaum noch jemand nahm diese Berichte wirklich für bare Münze.
„Da ist die
Prometheus", sagte Lieutenant Markham mit angespannter Stimme.
Danea richtete sein
Interesse auf das, was da vor ihnen aus der Finsternis des Alls
auftauchte. Im ersten Moment war er enttäuscht von dem riesigen
Metallkoloß mit den eigenartigen Formen, dann erschauderte er, als
er die Beschädigungen sah.
„Können sie uns
wahrnehmen?" fragte er, behielt das gewaltige Schiff genau im
Auge.
„Nein, wir sind auf
Tarnung. So gut sind die Scanner der Prometheus nicht",
antwortete Markham mit bitterer Stimme.
Danea betrachtete das
Schiff weiter mit skeptischer Miene. Gegenüber ihrem kleinen
Puddlejumper war die Prometheus gewaltig. Aber sie besaß eine
eigenartige Form, die nicht so recht zu dem passen wollte, was er
kannte - nicht daß das viel gewesen wäre. Fremdartige
Schriftzeichen waren an den hohen Aufbauten im hinteren Drittel des
Schiffes angebracht.
„Ob Major Uruhk gerade
nach draußen sieht?" fragte er, beugte sich vor.
„Ich schätze eher
nicht. Ihr Quartier hat kein Fenster", antwortete Markham
trocken. „Sofern sie überhaupt in ihrem Quartier ist ..." Er
seufzte. „Wenn wir nur schon einen Weg gefunden hätten, sie unten
zu halten. Sie will doch, oder?"
Danea ließ sich wieder
auf den Copilotensitz zurücksinken und nickte. „Das hat sie
zumindest Dr. Stross gesagt", sagte er.
Er fühlte Bedauern, als
Markham jetzt einen anderen Kurs einschlug und die Prometheus unter
ihnen zurückblieb.
Nicht daß er besonderen
Wert auf nähere Bekanntschaft mit diesem Colonel Pendergast legte,
das sicher nicht! Aber Major Vashtu Uruhk, die Schöpferin, die so
gar nicht zu ihrem Volk zu passen schien, die hätte er gern wieder
getroffen. Auch wenn es jetzt knapp zehn Tage her war, daß sie das
erste Mal das Sternentor von Vineta benutzt hatten, hallte noch immer
ein letzter Hauch ihres Abenteuers in seinem Inneren nach. Und Major
Uruhk hatte ihn wieder beeindruckt mit ihrer schnellen
Auffassungsgabe und ihrer raschen Anpassungsfähigkeit an veränderte
Situationen. Und er war stolz darauf, daß sie ihn in ihrem
Stargate-Team haben wollte.
„Es wird bestimmt eine
Lösung geben", fuhr Danea leise fort, eigentlich mehr zu sich
selbst gesprochen.
Doch Markham ging sofort
darauf ein: „Babbis arbeitet wie ein Besessener daran. Ich frage
mich nur, wie es ihm gelingen will, ohne ZPM den Schutzschild
hochzufahren."
Danea hatte keine
Ahnung, was ein ZPM war. Was er sich unter einem Schutzschild
vorstellte, verschwieg er lieber. Er wollte sich vor ihren neuen
Freunden nicht lächerlich machen. Obwohl er bisher eigentlich
weniger das Gefühl hatte, sich lächerlich zu machen, wenn er etwas
nicht wußte. Aber trotzdem erwachte allmählich sein männlicher
Stolz. Er wollte sich nicht ständig alles erklären lassen müssen,
sondern selbst herausfinden, worum es ging.
„Dr. Babbis hat da
irgendetwas mit Major Uruhk besprochen", wandte er statt dessen
ein. „Ich habe es nur nicht verstanden. Sie reden ... merkwürdig
miteinander."
Markham grinste. „Das
stimmt allerdings. Die beiden werfen sich nur noch Brocken zu."
Er nickte. „Das ist schon eigenartig, wenn man aus einer Dimension
wie ich kommt. Aber die beiden sind gut aufeinander eingespielt. Kaum
zu glauben, daß sie erst vor relativ kurzer Zeit ein Team geworden
sind."
Danea sah den jungen
Lieutenant von der Seite an. „Wie meinst du das?"
„SG-27 hat nur ein
halbes Jahr Bestand gehabt unter Major Uruhk. Sergeant Dorn hat mir
das gesagt", antwortete Markham, erwiderte seinen Blick. „Das
ist sehr kurz, wenn man bedenkt, wie vertraut die drei miteinander
sind."
Das allerdings war Danea
auch schon aufgefallen. Und es schien für die Menschen, die Vineta
eingenommen hatten, tatsächlich etwas eigenartiges zu sein.
Jedenfalls hatte er das schon des öfteren gehört. Er verstand das
mit den Dimensionen zwar nicht so ganz, aber sie schienen wirklich
von unterschiedlichen Erden zu kommen. Major Uruhk, Dr. Babbis und
Sergeant Dorn von einer Erde, die recht offen schien, die anderen von
einer anderen, die aber größtenteils genauso war, nur eben ...
anders.
„Da ist der Mond."
Markham sah wieder nach draußen.
Danea richtete seine
Aufmerksamkeit nun auch wieder auf das, was da vor ihnen auftauchte.
Er atmete tief ein, als er die bläulich schimmernde Halbkugel sah.
Vielleicht, mit ein
wenig Glück, würde sein Volk hier Farmen errichten und sie bald die
erste Ernte einfahren können.
***
85. Tag
Wie bereits erwähnt ist
Markham mit Danea und einer Handvoll anderer Erethianer zu dem Mond
geflogen, auf dem wir zunächst gestrandet sind. Ich halte zwar nicht
sonderlich viel davon, aber alle anderen schätzen diese Idee
offenbar sehr. Nun ja, nach den ersten Erfahrungen, die wir mit dem
Aliens dieser Galaxie und dieser Dimension machen durften, sollten
wir wirklich sehen, daß wir so bald als möglich unabhängig sind.
Stross meinte heute
mittag, mich nochmals an die leidige Pflicht als Pilot für andere
Teams erinnern zu müssen. Als wäre das nötig gewesen! Sergeant
Williams hielt sich allerdings nicht so ganz an die Absprache, so daß
ich mich beinahe gezwungen sah, ihn und sein Team zurückzulassen.
Erst in allerletzter Minute tauchten sie auf, und selbstverständlich,
wie sollte es anders sein, waren die Außerirdischen wenig erbaut von
ihren Kontaktversuchen. Wäre ich nicht mit dabei gewesen ... Ich
denke, Major Uruhk weiß, warum sie mich in ihr neues Team genommen
hat.
Spitzbart dagegen ... Er
mag in seiner Dimension ein guter Wissenschaftler sein, ein guter
Vorgesetzter ist er dagegen nicht! Viel zu autoritär und viel zu
unwissend Neuerungen gegenüber. Er weiß ja nicht einmal, wie man
einen Laptop richtig bedient und daß das Akku auch ab und an
aufgeladen werden muß. Statt dessen rauschte er in mein Büro und
wollte mich zwingen, an seiner Forschung weiterzuarbeiten. Aber ihm
habe ich die Meinung gesagt! Darauf ist Verlaß. Irgendwann wird
Stross wahrscheinlich selbst herausfinden, wer von uns beiden die
bessere Wahl für den leitenden Posten wäre.
Mit meinen eigenen
Forschungen geht es nur sehr schleppend voran, wahrscheinlich auch,
weil meine vertraute Assistentin, Vashtu Uruhk, fehlt. Dabei geht es
doch gerade bei dem neuesten Projekt um sie. Immerhin sind Stross und
sie an mich herangetreten, da ich inzwischen mit Fug und Recht
behaupten darf, die Kapazität in Sachen PK zu sein. Aber so einfach
ist es leider auch für mich nicht, die Funktionen einer
halbintelligenten Mehrzweckwaffe umzukehren. Ich werde es schaffen,
soviel steht fest. Und wenn es das letzte ist, was ich in diesem
Leben tun werde. Die PK-Forschung gehört mir allein, und ich werde
sie zum Wohle dieser Stadt nutzen.
Vashtu ist immer noch
auf der Prometheus. Dazu kommt, daß Pendergast offensichtlich eine
Kontaktsperre zwischen dem Schiff und uns verhängt hat (oder aber er
läßt einen seiner unfähigen Techniker am Funkmast arbeiten).
Jedenfalls gibt es zur Zeit keine Meldungen mehr von oben. Ich weiß
nicht recht, was ich davon halten soll. Vashtu ist immerhin ein Teil
der Stadt, sie gehört hierher, und ich ... Was schreibe ich da?
Aber es ist so. Ich muß
zugeben, daß eine bestimmte Sorte Frauen mein Interesse erregt.
Vashtu gehört eindeutig dazu. Schwarzhaarig, aufgeweckt, intelligent
und technisch begabt. Wenn sie doch nur diesen Sheppard vergessen
würde! Aber sie hängt offensichtlich noch immer an ihm. Nun ja, es
steht immerhin zu hoffen, daß sie irgendwann begreifen wird, daß
der Sheppard dieser Dimension tot ist und auch nicht mehr auferstehen
wird. Vielleicht ...
Ich bin müde, ich
sollte mich allmählich wirklich ins Bett legen. Zur Zeit denke ich
übrigens über einen Wohnungswechsel nach. Nicht daß der Turm
schlecht wäre, aber ein größerer Raum, mehr Platz für sich selbst
und die eigenen Forschungen, das wäre nicht zu verachten.
Vielleicht, wenn Markham wieder zurück ist.
TBC ...
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Huhu!
AntwortenLöschenAhh, da ist ja schon die nächste Folge :)
Anscheinend dieses Mal vor allem aus Babbis Sicht ;)
Vashtu wird von Pandergast schon wieder abgeschirmt? War ja klar. Arrrr der Kerl regt mich jedes Mal wieder auf. Einfach den Kontakt zu Vineta abgebrochen.
Aber dass die nun also wirklich damit beginnen wollen, auf dem Mond etwas azubauen klingt interessant.
Mal sehen was noch so alles in Babbis Kopf vor geht und er uns offenbart :D
Viele Grüße Sabrina
Ja, ich wollte mal aus Babbix' Sicht was schreiben, also hielt ich dieses Intermezzo für gut *grins*. Dabei hatte ich allerdings nicht bedacht, wie anstrengend das werden würde ...
AntwortenLöschenFreut mich, daß dir der Auftakt gefällt. Bin mal gespannt, was du zur Fortsetzung sagen wirst ...