18.03.2012

Kalter Entzug VII


Drei Tage vor der Rückkehr:
Major?"
Vashtu blickte verschlafen auf und blinzelte einige Male. Sie fühlte sich so unendlich müde, so ... sie wußte es selbst nicht wirklich zu sagen, was da eigentlich in ihr vor sich ging.
Pendergast ließ sie inzwischen immer öfter zu sich bringen. Die Leistungstests schienen abgeschlossen zu sein, aber auch an die erinnerte sie sich nicht mehr wirklich, ebenso wie an die Gespräche mit dem Colonel. Alles schien ihr eigenartig weit entfernt zu sein. So weit entfernt, daß sie es kaum greifen konnte.
Major Uruhk?" hörte sie die Stimme wieder, die sie aus dem Schlaf gerissen hatte.
Vashtu gähnte herzhaft, setzte sich nun doch auf und blinzelte wieder zur Tür.
Bates war weg!
Was ... ?"
Benommen schüttelte sie den Kopf, rieb sich die Nasenwurzel mit zwei Fingern.
Seit wann war ihr persönlicher Schatten verschwunden? Irgendwie wußte sie, es sollte sie interessieren. Auf der anderen Seite aber ... Es war soviel bequemer, sich diesem Wissen nicht zu stellen, sondern sich einfach wieder auf die Pritsche sinken zu lassen und weiter zu schlafen.
Major Uruhk, sind Sie da?" zischte die Stimme nun zum dritten Mal.
Okay, offensichtlich wollte wohl doch jemand etwas von ihr.
Stöhnend setzte Vashtu die Füße, warum ging sie mit Stiefeln ins Bett?, auf den Boden. Schwankend kam sie auf die Beine und tapste etwas hilflos zur Tür. Verschlafen drückte sie den Türöffner, doch nichts rührte sich.
Mit einem Mal war sie wacher, wenn auch lange noch nicht wach genug.
Blinzend berührte sie erneut den Öffner, doch das Schott glitt nicht zurück.
Vashtu sah sich irritiert um, drückte dann ihr Ohr an das Metall. „Die Tür ist zu", sagte sie und wartete.
Ich weiß", kam die Antwort von der anderen Seite.
Endlich war es ihr, als würde sie die Stimme erkennen. Einer der anderen Majors ... Barnes? Aber wieso?
Hören Sie, Major", zischte es von der anderen Seite. „Wir haben nicht viel Zeit. Bates wird bald mit Ihrem Abendessen zurück sein. Ich wollte Ihnen mitteilen, daß wir vielleicht eine Möglichkeit gefunden haben, wie wir Sie in die Stadt zurückbringen können, möglicherweise mit Heimdahl zusammen."
Vashtu versuchte sich zu konzentrieren, doch so recht wollte ihr das nicht gelingen.
Was war denn nur los mit ihr?
Sie fühlte etwas eigenartiges und sah auf ihre Hände hinunter. Die zitterten leicht.
Verblüfft und fasziniert zugleich hob sie den linken Arm und betrachtete, wie ihre Hand leise im Gelenk bebte. Was war das?
Major Uruhk? Sind Sie noch da?" flüsterte Barnes von der anderen Seite der Tür.
Vashtu riß sich von dem Anblick ihrer zitternden Hand los, drückte ihr Ohr wieder an das kühle Metall. „Ja ... ja, ich bin noch da."
Pendergast hat irgendetwas mit Ihnen vor, Major", zischte Barnes. „Bates hat da etwas in der Messe verlauten lassen, aber wir wurden nicht so recht schlau daraus. Aber wir wußten, es ist besser für Sie, wenn Sie so schnell wie möglich verschwinden vom Schiff."
Vashtu nickte sinnend, schüttelte dann den Kopf, als ihre Konzentration wieder abzugleiten begann. „Gut", flüsterte sie. „Wann geht es los?"
Frederics wird Sie holen. Erinnern Sie sich noch an ihn? Jung, rot-braunes Haar und vorlaut - paßt zu Ihnen", beschrieb Barnes.
Ein kleines Lächeln umspielte Vashtus Mundwinkel. „Okay. Ich ... ich bin bereit."
Sie hörte eine zweite Stimme, die ihr ebenfalls bekannt vorkam, doch die sie nicht zuordnen konnte. Ebensowenig wie sie die Worte verstehen konnte. Aber zumindest die letzte Frage wurde ihr schnell beantwortet.
Bates kommt zurück. Wir sehen uns."
Ein letzter Rest ihres Verstandes sagte ihr, sie solle so schnell wie möglich wieder zurück auf die Pritsche. Halb taumelnd, halb schlurfend schaffte sie den Weg sogar, ließ sich einfach fallen und vergrub ihr Gesicht in dem Kissen.
Was Barnes sich da wohl dachte? Es war doch alles in Ordnung, oder?

***

Jetzt:
Dr. Stross, ein Funkspruch", meldete Andrea Walsh mit einem eigenartigen Unterton in der Stimme.
Anne, die an ihrem Schreibtisch gesessen und mit sorgenvoller Miene die neuesten Berichte von Dorn studiert hatte, blickte auf. „Ja? Was für ein Funkspruch?"
Wieder begann ihr Herz schneller zu schlagen. War die Abschirmung des militärischen Hauptgebäudes doch nicht so hundertprozentig, wie sie bisher angenommen hatten? Oder spielte vielleicht sogar die Verwandlung von Major Uruhk eine Rolle dabei? Mutierte nicht nur ihr Aussehen und wurde ihr mehr Kraft verliehen? Sorgte diese körperliche Veränderung vielleicht auch dafür, daß der ID-Chip unter ihrer Haut besser erreichbar war für die Scanner der Prometheus? Denn wer sonst sollte sie anfunken? Den Torbetrieb hatte sie erst einmal aussetzen lassen, damit sie ihre anderen Probleme in den Griff bekamen. Es befanden sich keine Teams mehr auf anderen Planeten, und innerhalb der Stadt? Dann würde Andrea sicher nicht so irritiert klingen.
Wer ist es? Pendergast?" fragte sie.
Äh, nein, Doktor", antwortete die Technikerin. „Es ist ... Major Barnes."
Anne richtete sich stocksteif auf.
Barnes? Aber der sollte doch unter Arrest stehen nach allem, was sie wußte.
Stellen Sie durch!" keuchte sie.
Es knisterte augenblicklich in ihrem Ohr. Die Funkeinrichtung, die der Major benutzte, war offensichtlich alles andere als sonderlich modern und neu.
Major? Wo sind Sie? Ich hörte ..." Anne stand unvermittelt auf und begann, ihr Büro mit Schritten zu durchmessen.
Alles in Ordnung, Doc", antwortete der Air Force-Offizier mit ruhiger Stimme. „Machen Sie sich keine Sorgen um uns. Es geht uns gut - allen. Sie sollten das wissen, ehe Sie oder Major Uruhk irgendein Himmelfahrtskommando planen."
Ein erleichtertes Lächeln erschien auf ihrem Gesicht. „Aber wie ist das möglich?" fragte sie.
Indem Pendergast auch einen Teil der Techniker in Gewahrsam nehmen ließ", antwortete Barnes prompt. „Die haben sich in die Funkleitungen eingeklinkt. Allerdings wird uns wohl nicht allzu viel Zeit bleiben, wenn wir diese Leitung weiter benutzen wollen."
Anne nickte und fühlte sich einfach nur erleichtert.
Ist Major Uruhk gut bei Ihnen angekommen? Und Heimdahl?"
Anne verhielt im Schritt. „Heimdahl geht es gut", antwortete sie ausweichend. „Im Moment arbeitet er mit Dr. Babbis zusammen, damit wir den Schild der Stadt wieder hochziehen können."
Das klingt gut", sagte Barnes. „Sehr gut sogar. Hilft Major Uruhk mit?"
Diese herrliche Unbekümmertheit in der Stimme des gestandenen Mannes!
Anne wünschte sich einen Moment lang wirklich, ebenso ahnungslos wie er sein zu können und nicht einen halben Wraith in einer der Zellen zu wissen.
Major Uruhk ist ... Der Colonel setzte sie unter Drogen, Major. Sie ... kämpft zur Zeit mit den Entzugserscheinungen", antwortete sie endlich.
Ein scharfes Einatmen. „Das ist übel", sagte Barnes. Dann wechselte unvermittelt die Stimme.
Anne? Hier ist Peter", meldete sich der Arzt Dr. Peter Grodin.
Peter!" Dieser Name entwich ihren Lippen wie ein Gebet. „Was würde ich darum geben, dich jetzt hier unten zu haben!"
Wie geht es Major Uruhk?" kam der sofort auf den Punkt.
Anne atmete tief ein und zögerte plötzlich. Sie wußte nicht, ob es der Antikerin recht war, daß ihre Probleme offen von allen mitgehört werden konnten auf der Prometheus. Zumindest von denen, die sich offensichtlich irgendwo eingesperrt befanden.
Wir sind unter uns. Keiner hört mit, dafür sorgen schon Barnes und Frederics", beruhigte Grodin sie mit sanfter Stimme.
Major Uruhk verwandelt sich zur Zeit ... in einen ... Wraith", antwortete Anne endlich.
Wieder ein scharfes Einatmen. „Sicher?"
Ich war gestern bei ihr, Peter. Und ich habe genug Wraith in meinem Leben gesehen. Ja, ich bin mir sicher!" antwortete sie, plötzlich aggressiv geworden.
Steuert sie es?"
Was?" Anne blinzelte verblüfft.
Grodin seufzte. „Soweit ich das verstanden habe, als wir miteinander darüber redeten, steuert sie die Fremdzellen zu einem Gutteil selbst und bewußt, Anne. Vielleicht hilft es ihr, über die Drogen hinwegzukommen. Was hat man ihr gegeben?"
Valium und Skopolamin", antwortete sie mechanisch.
Konnte das tatsächlich sein? War das möglich? Aber ... der Major hatte gestern nicht gewirkt, als habe sie wirklich über alle ihre Handlungen die Kontrolle.
Skopolamin?" Grodin schien bestürzt. „Wo kommt das Zeug denn her?"
Das wußte Marc auch nicht zu sagen", antwortete sie mechanisch. „Wahrscheinlich hatte Pendergast es irgendwo versteckt für den Fall, daß er es brauchen könnte."
Würde zu diesem Kerl passen nach dem, was er mit Heisen angestellt hat." Grodin atmete einige Male tief ein. „Was meint Marc dazu?"
Er sagt, sie muß den kalten Entzug durchstehen. Und sie war, zumindest zu Anfang, auch bereit dazu."
Dann laß Marc machen. Was Drogenmißbrauch angeht gehört er zu den besten, die du kriegen kannst. Sobald das ganze etwas nachgelassen hat, soll er noch einmal ihr Blut untersuchen, damit auch wirklich nichts zurückbleibt. Gerade dieses Teufelszeug ist verflixt anhänglich. Das sollte sie auch wissen, hörst du?"
Anne nickte. „Was können wir für euch tun?"
Uns geht es im Moment gut. Und wenn wir jetzt diese Leitung nicht überstrapazieren, werden wir auch in Kontakt bleiben können. Tut nichts unüberlegtes, Anne", warnte Grodin. „Im Moment sieht es ganz gut für uns aus, so unwahrscheinlich das für dich auch klingen mag. Pendergast läßt uns weitestgehend in Ruhe, wir erhalten genug Nahrung und Wasser. Und, dank dir, wissen wir jetzt auch, worauf wir zu achten haben. Major Uruhk soll sich erst einmal auskurieren, hörst du? Dann reden wir weiter."
Anne nickte, auch wenn sie sich am liebsten, auch wenn sie nicht über das seltene ATA-Gen verfügte, einen Puddlejumper genommen und zur Prometheus geflogen wäre, um ihre restlichen Leute da herauszuholen.
Dr. Stross?" meldete sich Barnes wieder. „Hören Sie, lassen Sie uns erst einmal selbst machen. Vielleicht kommen wir auch ohne Hilfe hier heraus. Wir werden sehen, okay? Barnes Ende."
Es klickte in der Leitung.
Anne stand am Fenster und starrte in den Gateroom hinaus.
Hoffentlich ging alles gut, hoffentlich!

***

Peter beobachtete mit scheelem Auge den Asgard, der voll konzentriert an einem der Planetenkiller herumbastelte.
Irgendwie fiel es ihm schwer, diesem kleinen Wesen wirklich zu vertrauen, vor allem, wenn er bedachte, daß Heimdahl von sich selbst behauptete, quasi noch ein Kind zu sein. Der erste Asgard, der seit Jahrhunderten - oder waren es bereits Jahrtausende? - geboren worden war. Geboren, wie auch immer. Vielleicht aus der Retorte? Zumindest nicht geklont, soviel stand fest.
Peter konzentrierte sich wieder auf seine eigene Arbeit.
Doch da war noch etwas anderes, was an ihm fraß. Etwas, was ihn persönlich sehr belastete: Die Sache mit Vashtu.
Was, wenn es ihr nicht gelang, sich wieder zurückzuverwandeln? Was, wenn sie jetzt für immer dieses ... dieser Wraith bleiben würde, den er gestern gesehen hatte? Was, wenn die Drogen in ihrem Blut sich nicht abbauten, sondern sie noch tiefer in ihre Fremdzellen stürzen ließen?
Als er sie gestern gesehen hatte, war ihm beinahe das Herz stehengeblieben. Er hätte sich nie vorstellen können, nach allem, was sie schon durchgemacht hatte, sie dermaßen verändert vorzufinden. Er hatte sie als unendlich alte Frau gesehen, er hatte gesehen, wie sie ihre Augen in die eines Käfers verwandelte, wie sie ihre Wraith-Kräfte einsetzte und damit stärker wurde als die meisten Männer. Aber nie hätte er angenommen, daß sie sich dermaßen verwandeln konnte, nie!
Kann ich den Laptop haben?" brach Heimdahls emotionslose Stimme plötzlich das Schweigen.
Peter zuckte zusammen, als habe der Asgard ihn geschlagen. „Was?"
Heimdahl blinzelte vertrauensvoll. „Den Laptop brauche ich, wenn du ihn erübrigen kannst, Dr. Babbis", wiederholte er seine Frage.
Peter fiel erst jetzt auf, daß der Planetenkiller, an dem der Asgard bis jetzt gearbeitet hatte, wieder vollständig zusammengesetzt war und leise funkelte, gelblich funkelte. Ungläubig blinzelte er. „Was ... ?"
Brauchst du den Rechner noch?"
Peter schüttelte abwehrend den Kopf. Eilig schob er dem kleinen Alien seinen Laptop hinüber und beobachtete, wie Heimdahl einige Kabel mit dem Planetenkiller verband, dann sinnend den Bildschirm betrachtete.
Unwillkürlich breitete sich wieder Neid in ihm aus, doch er bekämpfte ihn.
Er war einfach abgelenkt, punktum. Wenn es Heimdahl tatsächlich gelungen sein sollte, die Wirkung dieser Raummine umzukehren, dann ...
Es funktioniert." Der Asgard blickte wieder auf und blinzelte.
Es funktioniert?" Peter riß die Augen auf. „Aber ..."
Wer war jetzt der führende PK-Forscher, höhnte eine kleine Stimme in ihm, während er um den Tisch herumhetzte und ungläubig staunend die Anzeigen ablas.
Das war einfach unglaublich! Der Asgard schien ja sogar noch schneller als Vashtu zu arbeiten! Das war ...
Peter richtete sich unvermittelt auf und tippte auf das Empfangsteil seines Funkgerätes. „Wir sind soweit. Wir können den Schild hochfahren", meldete er, nachdem Stross ihn nach seinem Begehr gefragt hatte.

***

Eine Woche später:
Ein wenig unsicher betrat sie das große Büro in der obersten Etage des militärischen Kontrollturms. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals und sie wußte nicht, ob sie wirklich bereits bereit war für das, was sie möglicherweise erwartete. Doch schließlich trat sie über die Schwelle und atmete tief ein.
Willkommen in Vineta, Major!" Anne Stross trat ihr entgegen, hielt ihr einen Becher hin.
Vashtu sah die andere einen Moment lang an, dann breitete sich ein kleines Lächeln über ihr Gesicht. „Danke", sagte sie leise und nahm den Becher.
Im Gedenken an Atlantis, Major, und natürlich für Ihre Genesung." Anne hielt noch einen zweiten Becher in der Hand, nickte ihr auffordernd zu.
Vashtu zögerte einen Moment, dann stieß sie mit der zivilen Leiterin der verbotenen Stadt an und nahm einen Schluck von dem kribbelnden Alkohol, der etwas ... mehr Geschmack verdient hätte, hätte man sie gefragt. Aber wenn man schon einmal Champagner bekam ...
Anne lächelte, legte ihr vertraulich eine Hand auf die Schulter. „Ich freue mich, daß ich Sie jetzt doch endlich in Vineta willkommen heißen kann, Major. Sie können sich gar nicht denken, wie sehr ich mich über Ihre Entscheidung freue."
Vashtu nickte, atmete tief ein und sah sich um. Über der Stadt, durch die großen Fenster nach draußen sehr gut zu sehen, leuchtete blaß der Schutzschild in einem beinahe träumerischen Blau. Der Schutzschild, der ihr Sicherheit versprach, Sicherheit vor ...
Sie zwang sich, nicht weiter zu denken, trat an der Wissenschaftlerin vorbei an eines der, bis zum Boden reichenden Fenster und gab gedanklich den Befehl.
Das hatte sie sich schon lange gewünscht, so lange!
Ein Lächeln erschien auf Vashtus Lippen, als die verborgene Tür aufschwang und sie hinaus auf den Balkon treten konnte. Sinnend lehnte sie sich an das Geländer, betrachtete weiter den Schutzschild, Stross neben sich wissend. Die Wissenschaftlerin war ihr gefolgt.
Wie lange hält ein PK?" fragte sie leise.
Babbis schätzt, in etwa zwei bis drei Wochen", antwortete Stross, lehnte sich neben sie und blickte zur Höhlendecke hinauf. „Genau werden wir das wohl erst feststellen können, wenn es soweit ist."
Vashtu nickte, spielte mit dem Becher in ihren Händen.
Vineta, die Chance ... War sie das wirklich? Oder hatte sie Pendergast am Ende doch mehr verraten als sie eigentlich gewollt hatte?
Sie wußte es nicht mehr. Wie so vieles in den letzten vierzehn Tagen auf der Prometheus verblaßte auch diese Erinnerung, die Erinnerung an die Fragespielchen des Colonels, solange sie sein willenloses Opfer gewesen war.
Den Eingesperrten geht es offensichtlich gut", fuhr Stross an ihrer Seite fort. „Sie melden sich regelmäßig und erkundigen sich auch nach Ihnen, Major."
Vashtu nickte wieder, betrachtete nun die beleuchteten Bereiche der verbotenen Stadt. Vineta zeigte sich von einer freundlichen Seite, doch selbst all das Licht in den Fenstern konnte nicht über den letzten Bereich, den Bereich der dunklen Schatten und finsteren Geheimnisse hinwegtäuschen.
Vashtu nahm noch einen Schluck von dem Champagner, rollte ihn ein wenig im Mund, ehe sie ihn hinunterschluckte.
Es war, wie sie es zu Anfang erwartet hatte. Diese Galaxie forderte alles von ihr, oder zumindest mehr, als sie bisher hatte geben müssen. Aber, im Gegensatz zu dem, was sie angenommen hatte, war es weniger Vineta selbst, sondern die Erben ihres Volkes, die ihr übel mitspielten und sie in ihre allerletzten Reserven trieben. Die Stadt wurde für sie dagegen immer mehr zu etwas ... zu einer Art ... Heimat? Zumindest aber eine feste Anlaufstelle und erfüllt von Menschen, die zu ihr standen und sich selbst von ihren dunkelsten Seiten nicht schrecken ließen, wie sie in der vergangenen Woche wieder einmal erlebt hatte.
Was denken Sie, Major?" wandte Stross sich unvermittelt an sie.
Vashtu seufzte, richtete sich wieder auf und runzelte die Stirn, während sie die Leiterin dieser Stadt sinnend betrachtete. „Sind wir jetzt im Dienst?" fragte sie schließlich.
Stross schmunzelte und warf ihrem Becher einen langen Blick zu. „Wenn wir es wären, würden wir wohl gerade gegen eines der ehernsten Gesetze verstoßen: Kein Alkohol am Arbeitsplatz."
Vashtu lächelte und senkte den Blick. Dann blickte sie wieder auf, in die Augen der anderen. Ihr Gesicht wurde ernst. „Was Sie mir erzählt haben in den letzten Tagen ..." Sie stockte und runzelte wieder die Stirn. Dann schüttelte sie den Kopf und holte tief Atem. „Nennen Sie mich Vashtu, Doc. Zumindest, wenn wir nicht im Dienst sind."
Stross' Augen weiteten sich überrascht, dann breitete sich ein Lächeln in ihrem Gesicht aus. Sie richtete sich auf und hielt ihr die Rechte hin. „Anne für Sie, Vashtu", sagte sie leise.
Die Antikerin schlug ein, gerade als sich hinter ihnen die Tür zum großen Büro wieder öffnete und die anderen den Raum betraten.

ENDE

2 Kommentare:

  1. Hi!
    Oh wie schön. Die haben Kontakt zu den Anderen. Hoffen wir mal, dass es noch ganz lange dauert, bis Pendergast dahinter kommt ;)
    Aber schön zu hören, dass es denen im Moment gut geht. Ich bin ja immer noch dafür, dass die es auch irgendwie schaffen, nach Vineta zu gelangen :D
    Und Vashtu ist auch endlich über dem Berg. Ein Glück! Und so lange der PK nicht plötzlich unerwartet ausfällt, während sie sich nicht in einem geschützten Bereich befindet, hört sich das ja schon beinahe nach Friede Freude Eierkuchen an ^^
    Aber vermutlich wird das nicht lange wahren, wir wollen ja nicht, dass denen in Vineta langweilig wird *g*
    Aber erst einmal freue ich mich darüber, dass zumindest in diesem Fall alles gut gegangen ist und bin gespannt auf die nächste Geschichte.
    LG Sabrina

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  2. LOL Nein, langweilig darf denen auf keinen Fall werden! Was passiert, WENN zumindest einer Antikerin langweilig wird, kannst du ... okay, nicht spoilern ;).
    Oh, warum sollten die PKs denn plötzlich ausfallen *angel eyes*, der Gedanke ist mir ja gaar nicht gekommen *flöt*.
    Wie lange es dauert und ob die anderen auch noch nach Vineta kommen werden, werden wir sehen. Hihi, ich liebe das Spoilern, hihihi.

    Dann bin ich mal gespannt, was du zum Anfang der nächsten Story meinst. Dank dir jedenfalls vielmals *verbeug* für deine Treue und deine Kommentare.

    Bis denne
    Ramona

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