27.05.2012

Klimawandel VII


Vashtu?"
Die Antikerin blieb im Gang zum Konferenzraum stehen und drehte sich um.
Sie hatte gestern noch ein wenig mit Anne Stross gesprochen, ehe sie sich zurückzog in ihr Quartier, um über das nachzudenken, was ihre Verbindung mit John Sheppard ihr an neuen Informationen gebracht hatte. Wirklich weit war sie nicht gekommen, doch sie hoffte, daß sich bald ein richtiges Bild für sie ergeben würde - irgendwann vielleicht auch eine Rückkehr.
Daß die Apollo jetzt tatsächlich in Atlantis war, bereitete ihr nicht geringe Magenschmerzen, wenn sie an das Angebot dachte, das ihr damals unterbreitet worden war. Was, wenn sie es angenommen hätte? Was, wenn sie tatsächlich als Erster Offizier unter diesem Colonel gedient hätte? John schien nicht so genau zu wissen, was er von ihm halten sollte, doch Ellis hatte wohl auch mit ihm gesprochen und ihm auch gesagt, daß sie damals abgelehnt hatte.
Vashtu, geht es Ihnen gut?" Peter Babbis' Stimme riß sie aus ihren Gedanken.
Sie blinzelte, schüttelte dann den Kopf. Später würde irgendwann einmal Zeit sein. Dann konnte sie auch immer noch entscheiden, ob sie Dorn und Peter von dem erzählen sollte, was mittlerweile geschehen war in Pegasus und in der Milchstraße.
Ein wenig gezwungen lächelte sie den jungen Wissenschaftler an, der sie besorgt musterte. „Alles in Ordnung", sagte sie, bemerkte den Hefter, den er unter dem Arm trug. „Sind das Ihre Berechnungen?" Sie staunte. „Da waren Sie aber wirklich schnell, Peter."
Der zuckte mit den Schultern, reichte ihr die Unterlagen. „Ich bin mir nicht sicher, ob die Daten wirklich stimmen. Außerdem sollten sie noch mit den Aussagen abgeglichen werden", erklärte er. „Aber ich habe es mehrmals durchgerechnet, eine gewisse Drift miteinbezogen. Trotzdem ..." Er winkte ab. „Lesen Sie es selbst."
Das werde ich tun." Vashtu blätterte kurz durch den Hefter. Doch sie würde Ruhe brauchen, um diese Informationen richtig zu verarbeiten und vielleicht zu kontrollieren - sofern letzteres in ihrer Macht stand.
Spitzbart kam die Treppen hinauf. Vashtu runzelte die Stirn und fragte sich, warum der Physiker nicht die Lifte benutzte. Aber das war seine Entscheidung.
Gut, dann sollten wir jetzt hören, was Markham und Danea uns mitzuteilen haben." Etwas ungeduldig klopfte sie mit dem Hefter gegen ihre freie Hand, nickte dem Wissenschaftler mit dem gewaltigen Schnurrbart kurz grüßend zu, ehe sie sich noch einmal an ihr Teammitglied wandte: „Wir werden in den nächsten Wochen wenigstens einen Einsatz haben, Peter. Sie sollten sich darauf vorbereiten. Und wir müssen den Schild nicht abschalten, wenn Sie raus müssen. Sie können, wenn Sie sich das zutrauen, durch das große Tor fliegen. Der Schild ist dort von beiden Seiten durchlässig."
Seine Augen hinter den Brillengläsern wurden groß. „Durchlässig?"
Vashtu nickte, folgte Spitzbart jetzt in den Konferenzraum. „Von außen aber nur für bestimmte Dinge", fuhr sie fort. „Danea und ich haben das gestern überprüft. Schaffen Sie das?" Sie blieb vor den, in U-Form aufgestellten Tischen stehen und drehte sich noch einmal zu ihm um.
Peter zögerte, unsicher musterte er sie.
Vashtu nickte. „Wir legen noch eine Flugstunde vorher ein. Und Ihre zweite Lektion in antikisch müssen wir auch noch durchgehen. Sie sollten meine Sprache so schnell wie möglich lernen."
Damit ich Ihre Flüche endlich verstehe?" Peter brachte irgendwie ein leichtes Grinsen zu stande.
Das auch." Vashtu wandte sich ihrer Seite der Tische zu und ging zu ihrem Platz.
Danea und Markham erwarteten sie bereits. Der junge Erethianer wirkte etwas aufgeregt, der Lieutenant dagegen, zumindest äußerlich, recht ruhig.
Vashtu schob sich ihren Stuhl zurecht, nachdem sie den Hefter vor sich hingelegt hatte. Der freie Platz neben ihr behagte ihr wenig, aber ändern würde sie es wohl erst einmal nicht können. Zudem, das mußte sie zugeben, machte es ihr ein bißchen Spaß, einen Teil der Verantwortung zu tragen. Ob Dorn ihr auch nach seiner Rückkehr noch das eine oder andere zugestehen würde?
Ich hörte, Sie hatten gestern Schwierigkeiten auf P1V-125?" wisperte sie Markham zu.
Der nickte, wirkte etwas überrascht, dann verlegen. „Die Devi scheinen kurz vor uns dort gewesen zu sein. Aber ein Auftrieb war das nicht, eher ein Gemetzel", antwortete er leise und erschauderte.
Vashtu nickte sinnend, lehnte sich zurück und schürzte kurz die Lippen, während ihr Blick zum Tisch gegenüber glitt, an dem Spitzbart und Babbis nebeneinander saßen, offensichtlich ebenfalls in eine leise Diskussion vertieft.
Seien Sie nur vorsichtig, Mam. Da draußen scheint wirklich etwas vorzugehen", fuhr Markham fort.
Die Devi machen sich zum Schwärmen bereit", entgegnete sie. „Hoffen wir, daß sie nicht mehr an diese Stadt denken. Andererseits ..." Sie wechselte einen Blick mit dem Lieutenant und fand dort etwas, was sie stutzen ließ. „Was ist los?" zischte sie.
Anne Stross betrat, in Begleitung von Andrea Walsh, den Raum. Die Wände schlossen sich hinter den beiden Frauen.
Das werden Sie gleich hören, Mam. Und es ist nicht gut, wirklich nicht." In Markhams Gesicht stand ein Teil des Schreckens, den er wohl selbst erfahren hatte.
Vashtu musterte ihn von der Seite, nickte dann aber und setzte sich wieder auf, als Anne und Walsh sich am Kopfende niederließen.
Ich weiß, diese Unterredung ist überfällig." Die zivile Leiterin Vinetas hob entschuldigend die Hände in Daneas Richtung. „Aber es gab, wie Sie wissen, Komplikationen, mit denen wir nicht rechnen konnten."
Vashtu biß sich auf die Lippen, drehte sich dann zu dem jungen Erethianer um.
Danea schien alles andere als frustriert oder enttäuscht von seinen neuen Mitbewohnern, fiel ihr auf. Eher wirkte er gerade wie jemand, der eine positive Überraschung geheimhält und auf den richtigen Moment wartete, um sie endlich loszuwerden. Und hoffentlich war es auch so nach den ganzen Fehlschlägen, die sie jetzt schon zu verzeichnen hatten.
Lieutenant Markham, Sie und Danea Il'Eskanar waren auf dem Mond, auf dem wir zunächst gestrandet sind. Die Frage war, würde er sich als eine Übergangsfarm für uns eignen."
Markham räusperte sich vernehmlich, nickte dann. „Eindeutig ja, Mam", antwortete er. „Das Klima ist gut, wenn wir im Moment auch ... Dazu kommen wir später! Die Vegetation läßt teilweise darauf schließen, daß dieser Mond schon früher ... äh, belebt gewesen ist und eine ähnliche Nutzung erfahren hat, wie wir sie jetzt planen."
Vashtu hob überrascht die Brauen und ließ ihren untergebenen Piloten nicht mehr aus den Augen.
Das hörte sich wirklich interessant an. Es stand zu hoffen, daß sie nicht noch eine böse Überraschung erleben würden, die er bis jetzt zurückhielt.
Wir fanden einige Ruinen, schon sehr alt", fuhr Markham fort, räusperte sich wieder. „Einige wirkten ... anders. Wir sind davon überzeugt, daß sie von früheren Erethianern stammen."
Vashtu holte tief Atem.
Dann hatte es diese Zeit, von der der alte Cornyr sprach, tatsächlich gegeben. Die Erethianer waren früher eine raumfahrende Rasse gewesen, selbst wenn sie vielleicht nicht allzu weit gekommen waren.
Andere allerdings ... stammen von den Devi." Markham kniff kurz die Lippen aufeinander und schüttelte den Kopf, als alle Blicke direkt an ihm zu kleben schienen. „Es handelte sich wohl um einen Außenposten, der aber schon seit ewigen Zeit aufgegeben ist. Wir schätzen, daß die Devi bei ihrer Rückkehr von sonstwoher erfuhren, daß sich auch Erethianer auf dem Mond angesiedelt hatten und sie dort ... ausrotteten, um anschließend wieder hierher zurückzukehren."
Vashtu hob die Hand. „Diese Ruinen würde ich mir gern einmal ansehen. Haben Sie irgendwelche Aufnahmen gemacht?"
Markham warf ihr einen bedauernden Blick zu und schüttelte den Kopf. „Leider nicht, Mam", antwortete er, ehe er mit seinem Bericht fortfuhr: „Wir fanden noch etwas heraus. Nämlich, daß der Mond, wie wohl auch Erethia selbst, über Jahreszeiten verfügt. Er scheint allerdings schon weiter zu sein als der Planet. Dort oben ist es Herbst."
Vashtu nickte. Das hatte sie gewußt, wie wohl auch die anderen Teilnehmenden an dieser Versammlung.
Wenn wir uns dafür entscheiden, den Mond zu nutzen, sollten wir vielleicht so schnell wie möglich dorthin zurückkehren und beginnen, Felder anzulegen. Selbst wenn wir noch nichts aussähen können, könnte der Winter uns bei dem ganzen Wildwuchs dort helfen", sagte Markham, sank dann zurück in seinen Stuhl und lächelte entschuldigend. „Das war die Meinung der Erethianer."
Einhelliges Nicken.
Gut, das ist doch zumindest schon einmal eine Aussicht", sagte Anne jetzt, blätterte in ihren Unterlagen und nickte Walsh stumm zu, die daraufhin begann, die Kopien der Berichte der Expedition an die Anwesenden zu verteilen.
Dank Sergeant Williams besitzen wir jetzt auch einiges an Saatgut", fuhr Anne fort, lächelte Vashtu entschuldigend an. Doch die ließ die Worte an sich abprallen. Sie hatte auf dem Planeten der Sa'tianker gerettet, was sie hatte retten können.
Um ein bißchen mehr Auswahl zu bekommen, vielleicht sogar mögliche winterharte Sorten, sollten wir unsere Bemühungen, in Verhandlungen mit anderen Völkern zu treten, nicht aufgeben."
Wir brauchen auch Verbündete gegen die Devi, Dr. Stross", warf Vashtu ein und blickte auf. „Handel ist gut, Saatgut auch. Aber irgendwann sind sie wieder hier, davon bin ich überzeugt. Und ich würde dann nicht so gern vollkommen allein dastehen."
Anne seufzte schwer. „Da haben Sie allerdings ebenfalls recht, Major", sagte sie mit leicht belegter Stimme.
Da ist noch etwas." Markham zögerte etwas, warf Danea einen langen und forschenden Blick zu. „Es ... äh, gibt da noch eine Information, über die wir während des Angriffs nicht verfügten."
Vashtu fühlte, wie ihr Argwohn wieder erwachte. „Was für eine Information?" fragte sie.
Markham warf ihr einen flehenden Blick zu, zog dann die Schultern hoch. „Die Devi dieses Planeten waren offensichtlich damit beschäftigt, ein Raumschiff zu bauen, Major. Es soll auch schon so gut wie einsatzfähig gewesen sein."
Mit einem Ruck saß Vashtu aufrecht. „Was?" Ihre Augen wurden groß.
Markham zuckte mit den Schultern.
Ist dieses Schiff zerstört worden?" fragte Anne in ihrem Rücken.
Ich ..." Markham zuckte mit den Schultern.
Es war nach unserer Rückkehr nicht mehr hier", meldete sich jetzt Danea zu Wort. „Wir haben nachgesehen. Ich denke, es ist zerstört worden."
Vashtu atmete tief ein und zwang sich zur Ruhe. „Sie wissen, daß uns einige Devi entwischt sind mit Rochen?" fragte sie dann.
Der junge Erethianer sah interessiert in ihre Richtung und nickte. „Aber sie werden wohl nicht weit gekommen sein. Diese ... Rochen sind nicht für längere Strecken geeignet", antwortete er. „Zumindest, soweit wir es aus unseren Überlieferungen wissen."
Und wenn das Schiff nicht zerstört wurde?" warf Anne in den Raum. „Wissen Sie, worum es sich dabei handelte, Danea?"
Ein ziemlich großes Schiff. Lieutenant Markham meinte, es sei ein ... ?"
Nach den Beschreibungen könnte es sich um ein Mutterschiff gehandelt haben." Markhams Stimme klang dumpf.
Vashtu saß plötzlich stocksteif da.
Warum war ihnen das entgangen? Wie hatten sie das übersehen können? Wenn die Devi es tatsächlich geschafft hatten, mit einem Mutterschiff von hier zu entkommen, würden sie mehr als nur Ärger haben, und das wußte sie. Und vielleicht würde sich damit auch erklären, warum die Sa'tianker so schnell Antwort erhalten hatten von ihren Handelspartnern.
Wir stechen nicht nur, wir beißen", murmelte sie, sich an einen anderen Gedanken erinnernd.
Was meinen Sie, Major?" fragte jetzt plötzlich Spitzbart, der sich bis jetzt deutlich zurückgehalten hatte.
Wir müssen diese Stelle analysieren, an der das Schiff gestanden hat." Vashtu blickte auf und musterte den Physiker. „Wenn diese Mutterschiffe ähnlich aufgebaut sind wie die Städte, hätte es den Feuersturm überstehen müssen, wenn auch ausgebrannt. Wenn es verbrannt ist, müßte die Erde dort Rückstände aufweisen."
Spitzbart nickte anerkennend. „Das ist wahr, aber keine Antwort auf meine Frage. Was meinten Sie vorher, Major?"
Auch Anne sah sie jetzt interessiert an, wie sie aus den Augenwinkeln wahrnahm. Es blieb ihr wohl wirklich nichts anderes übrig als zu erklären.
Soweit wir inzwischen wissen, gibt es diversen Widerstand gegen die Devi. Auf fast jedem Planeten gibt es mindestens eine Gruppe, die gegen sie arbeitet, wenn nicht sogar die gesamte Bevölkerung", sagte sie. „Aber die Devi waren bis jetzt die fortgeschrittenste Rasse auf dieser Seite der Galaxie. Wie es auf der anderen aussieht, wissen wir noch nicht, zugegeben. Aber wir wissen, daß sämtlicher Widerstand bisher nicht allzu viel gebracht hat. Die Devi haben sich die Angreifer aus dem Pelz geschüttelt wie ein Hund die Flöhe aus seinem Fell. Die einzige Ausnahme, von der wir wissen, sind wir selbst. Wir haben sie wütend gemacht, wir haben ihre eigene Technologie gegen sie eingesetzt und sind mit einer Schöpferin und zwei Männern mit deren Erbe hier aufgetaucht. Wir stechen nicht nur, wir beißen und vernichten. Wenn die Devi auch nur im entferntesten ähnlich wie die Wraith oder die Goa'uld denken, werden sie das nicht auf sich sitzen lassen und hierher zurückkehren. Vor allem, wenn die Überlebenden es irgendwie geschafft haben, Kontakt zu anderen Völkern herzustellen, sich vielleicht sogar zu Verbündeten zu retten. So oder so, wir sitzen in der Patsche. Vielleicht können wir uns hier einigeln, dank der Höhle, auch wenn sie nicht mehr wirklich stabil zu sein scheint. Aber sie werden bestimmt nachsehen, was hier geschehen ist. Wenn sie dann die Prometheus über uns finden ..."
Spitzbart lehnte sich mit großen Augen zurück, Anne atmete tief ein.
Noch wissen wir nicht, ob die anderen Devi informiert sind, Vashtu", warf Peter ein und schüttelte den Kopf. „Sonst sind Sie doch immer so optimistisch."
Sonst habe ich auch keine sechsarmigen Hybridwesen, um die ich mir Sorgen machen muß", entgegnete sie. „Und denken Sie daran, wie schnell die Devi auf P1V-112 auftauchten, Peter. Selbst wenn sie es noch nicht wissen, sie ahnen es. Irgendetwas geht in diesem Teil der Galaxie vor, und ich möchte wetten, es braut sich etwas gegen uns zusammen. Und genau darum brauchen wir Verbündete, vielleicht sogar einen Alpha-Stützpunkt, wohin wir evakuieren können, sollte es zum schlimmsten kommen."
Sie halten diese Gefahr für sehr akut, Major", wandte Anne ein. „Bis jetzt wissen wir noch nicht wirklich, ob die Devi zurückkommen werden."
Die Devi werden kommen, sie kommen immer." Vashtu fixierte die Leiterin mit toternstem Blick. „Und im Moment können wir auch nicht mit irgendeiner Hilfe aus bekannten Teilen des Universums rechnen, selbst wenn die Erde oder Atlantis wissen würden, wo wir uns befinden. Beide sind momentan ... sagen wir, etwas eingespannt mit eigenen Problemen."
Woher wollen Sie das denn wissen?" brauste Peter auf. „Wir wissen doch nicht einmal, in welcher Dimension wir uns befinden!"
Ich weiß es! Wir sind in unserer Zeit und Dimension, Peter. Die Ori halten die Erde im festen Griff und Atlantis bereitet sich auf einen Angriff der Replikatoren vor. Und zumindest letztere suchen nach uns, weil sie wissen, daß wir noch leben. Auf der Erde dagegen gilt SG-27 als im Krieg gefallen." Ihre Stimme klang hart bei diesen Worten, in ihren Augen blitzte es auf. „Vergessen Sie nicht, wer ich bin, Peter. Ich habe Möglichkeiten, über die Sie nicht verfügen."
Wenn Atlantis nach uns sucht, dann können sie uns auch Hilfe schicken!" wetterte Peter los. „Oder, noch besser, sie aktivieren ihr Tor und wir hauen hier ab, wenn es brenzlig wird."
Haben Sie nicht verstanden? Die Replikatoren der Pegasus-Galaxie bereiten einen Angriff auf die Stadt vor! Und selbst wenn Atlantis mehr als ein ZPM hätte, zweifle ich wirklich, ob sie bis hierher einwählen könnten! Wir sind auf uns allein gestellt, Peter, ob Sie es nun glauben oder nicht. Wir können hier nicht weg, es sei denn, Ihnen ist ein Weg eingefallen, wie wir uns mit Pendergast einigen und den Hyperraumantrieb der Prometheus reparieren können. Erinnern Sie sich noch an Ihre Worte? Er gehört auf den Schrottplatz, das haben Sie zu mir gesagt! Und ich kann Ihnen da nur recht geben."
Die Prometheus ist keine Option. Die Devi könnten das Schiff orten und uns verfolgen. Und dann hätten wir genau das Chaos, das Sie verhindern wollten", entgegnete er hitzig. „Wenn Sie, wie auch immer, an diese Informationen gelangt sind, dann geben Sie McKay einen Tip, verdammt!"
Und wie, wenn ich selbst unsere Position nicht kenne?"
Sie waren auf Antarktica, nicht ich!"
Dort waren nur die Daten und Baupläne gespeichert, nicht einmal alles und vieles vom Zahn der Zeit oder der gewaltigen Entfernung zerstört. Ich haben nirgends die Eintragung gefunden, die wir brauchen. Ich weiß nicht einmal, in welcher Galaxie wir uns befinden."
Dann müssen wir es herausfinden!"
Viel Glück, Peter! Ich habe es versucht, aber nichts gefunden."
Sie sagten, die Verbindung zur Erde fand über Atlantis statt. Dann muß die Adresse in den Speichern sein."
Wenn sie nicht in irgendeiner Datei steckt, die nur über einen Steuerkristall zu öffnen ist. McKay hat soviele Daten aus den Speichern gezogen, wie er nur konnte. Und ich habe stets davor gewarnt, achtstellige Adressen herauszufiltern!"
Ein Fehler, wie wir jetzt sehen."
Ja, ein Fehler, das gebe ich zu. Aber John läßt McKay suchen. Vielleicht finden sie irgendwann einmal etwas, wer weiß?"
Und wenn wir selbst versuchen, herauszuwählen?" wandte Spitzbart plötzlich ein.
Vashtu sank seufzend gegen die Rückenlehne. „Dazu brauchen wir mehr Energie und die Möglichkeit, ein achtes Chevron zu fixieren. Außerdem habe ich die Adresse von Atlantis nicht. Möglich, daß wir sie irgendwo in den verdammten Speichern finden. Aber Sie wissen selbst, wieviele Daten im Hauptrechner stecken. Außerdem ..." Sie zögerte einen Moment, atmete dann tief ein. „Die Verbindung von Vineta nach Atlantis fand über eine GateBridge statt. Üblicherweise wählte der Rat von dort aus ein. Suchte Vineta nach Kontakt, mußten sie aber die Torbrücke nutzen."
Dann sollten wir sie suchen. Irgendwo muß sie doch noch sein."
Vashtu schüttelte den Kopf. „Sie wurde vor zehntausend Jahren von den Wraith zerstört, Dr. Spitzbart", antwortete sie wie auf eine Frage.
Wollt ihr jetzt etwa wieder gehen?" mischte Danea sich unversehens in diesen Dispens.
Vashtu seufzte wieder, schüttelte dann den Kopf. „Nein, wollen wir nicht. Aber es wäre beruhigend, wenn wir einen Funkspruch absetzen und auf Hilfe hoffen könnten, Danea. Unsere Waffen werden nicht für immer halten, von der Munition gar nicht zu sprechen." Unter ihren Ponyfransen sah sie auf und lächelte entschuldigend. „Wir lassen euch nicht hängen, glaube mir."
Wir können hier im Moment nicht weg. Ob Atlantis nun nach uns sucht oder nicht, ehe sie nicht die Adresse gefunden haben, werden wir hier nicht fortkommen. Und selbst dann ..." Anne sah sie auffordernd an.
Vashtu nickte. „Ich gehe hier nicht weg, ehe nicht der letzte Devi vernichtet ist." Ihre Kiefer mahlten und sie überkreuzte die Arme, während sie vor sich hinbrütete.
Gut." Danea sah sie zweifelnd an, zuckte dann mit den Schultern. „Denn ich habe noch etwas auf dem Mond gefunden. Und das könnte uns vielleicht helfen."
Als sie aufblickte, lächelte er sie an, griff dann nach der Tasche, die schon die ganze Zeit über seiner Stuhllehne hing, legte diese vorsichtig vor sich auf den Tisch und öffnete sie.
Markham beugte sich interessiert vor. Vashtu runzelte die Stirn und wartete.
Plötzlich schien der Raum von erwartungsvoller Stille erfüllt, wo sie gerade noch gestritten hatten. Eine eigenartige Atmosphäre, die so plötzlich umschwingen konnte.
Vashtu biß sich auf die Lippen, während sie beobachtete, wie konzentriert Danea begann, etwas aus der einfachen Stofftasche zu holen, dabei sehr vorsichtig vorging.
Was ist das?" ließ Peter sich vernehmen.
Vashtu sah sich jetzt doch genötigt, sich vorzubeugen, reckte den Hals und blinzelte dann überrascht. „Blätter?"
Danea lächelte sie an, dann hob er eines der Blätter an. An der Unterseite klebte etwas, das wie ...
Ich habe Irion-Spinnen gefunden", sagte er, nicht ohne Stolz in seiner Stimme. „Sie stellen die Seide her, mit der mein Volk früher Handel getrieben hat."
Seide?" fragte Anne hinter der Antikerin verständnislos.
Vashtu nickte. „Diese Seide scheint sehr begehrt zu sein in dieser Galaxie", antwortete sie für Danea, der damit beschäftigt war, das kleine achtbeinige Wesen, das auf der Unterseite des Blattes saß, etwas von seiner seidigen Umhüllung zu befreien, damit sie alle es sehen und bestaunen konnten.
Auf dem Mond gibt es viele von ihnen", erklärte er. „In der Nähe der Ruinen der Dämonen. Wenn wir schnell sind und noch vor dem Winter zurückkehren, könnten wir eine Zucht aufbauen und hätten in wenigen Wochen schon die erste Seide. Wir brauchen nur ein ausgewachsenes Exemplar."
Vashtu sah, daß Markham etwas zurückwich, als die winzige Spinne sich an einem Faden von dem Blatt löste und über den Tisch kroch, direkt auf ihn zu. Geschickt fing Danea sie wieder ein und lächelte, als er aufblickte.
Wir könnten den Seidenhandel also wieder aufnehmen", sagte Vashtu nachdenklich. „Habt ihr das besprochen, Danea? Ich möchte keinen Ärger mit den Ältesten."
Es ist alles geklärt, Major Uruhk. Wir leben hier zusammen und ihr tut auch viel für uns. Es ist nur fair, wenn wir gemeinsam den Handel wieder aufnehmen. Wir brauchen nur Farbstoff. Und für den ... habe ich die Tor-Adresse, von der wir gestern sprachen."
Eine Adresse?" ließ Anne sich nun vernehmen.
Danea blickte lächelnd auf und nickte. „Die Banthilner waren früher Handelspartner von uns und lieferten uns die Farbstoffe für die Seide. Als wir den Handel einstellten, kamen auch ihre Schiffe nicht mehr. Aber sie hinterließen uns eine Tor-Adresse, damit wir mit ihnen in Kontakt treten konnten, sollten wir jemals wieder Seide herstellen."
Vashtu musterte die kleine, farblose Spinne, die über die Hand des Erethianers krabbelte, skeptisch. Sie sah anders aus als die, die sie aus der Milchstraße kannte. Und möglicherweise ...
Sie begann, an ihrer Unterlippe zu nagen und lehnte sich wieder zurück. „Damit hätten wir ein Handelsgut, das sogar begehrt zu sein scheint. Wir hätten endlich eine echte Verhandlungsbasis." Noch immer ging ihr diese Spinne nicht aus dem Kopf. Die Art, wie sie, so schnell wie möglich, in Richtung Markham gekrabbelt war. Und hatte Danea nicht gerade ...
Ein ausgewachsenes Exemplar?" fragte sie und nickte zu seiner Hand. „Soll das heißen, die ist noch ein Kind?"
Eine ausgewachsene Irion-Spinne ist ungefähr so groß wie eure Laptops", antwortete er. „Sie sind gefährlich, aber sehr fruchtbar. In einem Wurf kann sie tausende von Spinnen zur Welt bringen. Genug, um daraus mehr als genug Seide herzustellen."
Gefährlich?" fragte Anne in ihrem Rücken.
Irgendetwas sagte Vashtu, sie sollte dieses kleine Wundertier ja nicht aus den Augen lassen. Das war merkwürdig, denn ansonsten hatte sie keine Angst vor Insekten, vor Spinnen erst recht nicht. Litt sie unter Halluzinationen wegen der Herkunft der Devi? Würde sie demnächst auch noch eine Panikattacke erleiden, stolperte sie auf irgendeinem Planeten über Termiten?
Ihr Gift lähmt und sie klammern sich fest und versuchen, in den Körper zu kommen. Sie mögen das Draußen nicht sonderlich. Darum spinnen die Kleinen sich ja auch ein. Sie sind noch zu schwach, um im Inneren von irgendeinem Lebewesen zu überleben. Dazu müssen sie erst größer werden." Danea sonnte sich offensichtlich darin, einmal mehr zu wissen als der Rest dieser Versammlung.
Vashtu riß sich endlich von der Spinne los und drehte den Kopf. Fragend sah sie die zivile Leiterin an, nickte dann kaum merklich.
Anne lächelte zur Antwort. „Das klingt doch vielversprechend", sagte sie.

TBC ...

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