Reihe: SG-V (SG-27)
Genre: action, humor, scifi
Rating: PG
"Oh, Mist!" Vashtu Uruhk kramte in ihrer Jacke, sah dann ratlos auf. „Tut mir leid, aber wie es aussieht, habe ich mein Geld vergessen."
Dr. Tom Finnigan warf ihr einen belustigten Blick zu. „Eigentlich bin ich sowieso wieder dran mit bezahlen", wandte er ein.
„Ich habe aber gar nichts mit", warf seine Beifahrerin ein. „Nicht einen Penny."
„Hattest du nach dem Essen noch etwas vor?"
„Vielleicht." Vashtu reckte den Hals und wies auf ein großes Gebäude ein Stück die Straße entlang. „Da ist eine Bank. Könntest du vielleicht ..."
Tom seufzte und nickte.
Er kannte Vashtu gut genug, um schnell nachzugeben. Alles andere wäre sinnlose Verschwendung von Zeit gewesen. Irgendwann hätte sie sich ohnehin wieder durchgesetzt, wie immer.
Er war ja schon froh, daß sie wieder halbwegs gefangen zu haben schien. In den letzten Wochen war sie erst ständig verschwunden und dann sehr nachdenklich und in sich gekehrt gewesen. Geändert hatte sich das erst vor ein paar Tagen, genauer gesagt, am Ersten dieses Monats, als sie ihn ganz unverhofft angerufen und um ein Treffen gebeten hatte. Als er dann bei ihr ankam, zeigte sie ihm strahlend ihren neuen Ausweis, einen Militärpaß. Jetzt war sie also ein Major der Air Force, und er hatte immer noch keinen blassen Schimmer, was das alles zu bedeuten hatte.
Doch auch sein Leben war wieder ruhiger geworden, nachdem er sich klar geworden war, daß man ihn wohl gefoppt hatte. Ein Anruf und zwei geheimnisvolle Männer, die sich Agenten des NID ausgegeben hatten, hatten ihn nervös gemacht. Doch da seitdem nichts mehr geschehen war, glaubte er inzwischen wirklich, einem, wenn auch geschmacklosen Scherz aufgesessen zu sein.
Tom parkte den Wagen und zog den Schlüssel ab. „Ich könnte auch noch ein bißchen Kleingeld gebrauchen", erklärte er, als er die Fahrertür öffnete.
Vashtu warf ihm einen amüsierten Blick zu, während sie bereits mit ihrer natürlichen Eleganz aus seinem Wagen glitt.
Tom bewunderte die Leichtigkeit, mit der sie sich immer bewegte. So ganz konnte er sich nicht erklären, was ihre Bewegungen von denen anderer unterschied, vielleicht bildete er es sich am Ende auch nur ein. Aber irgendwie war das einer der Gründe gewesen, sie anzusprechen.
„Heute habe ich dann auch endlich meine Uniform bekommen", berichtete die schwarzhaarige Frau mit der kurzen, strubbeligen Frisur ihm gutgelaunt. „Naja, über Geschmack läßt sich streiten. Aber wenn ich einen Rock anziehen soll ..." Sie zuckte mit den Schultern.
„Steht dir bestimmt sehr gut, ein Rock", wandte Tom ein, während er an ihrer Seite die wenigen Stufen zum Eingang hinaufstieg.
Vashtu verzog unwillig das Gesicht. „Man kann sich schlecht in Röcken bewegen", war ihr einziger Kommentar.
Tom schüttelte den Kopf. Sollte aus dieser Frau schlau werden wer wollte, er hatte es inzwischen aufgegeben.
Ein älterer, grauhaariger Mann kam ihnen entgegen, blieb dann mit gerunzelter Stirn stehen. „Major, Doc", grüßte er einsilbig.
Vashtu riß die Augen auf. „George!" rief sie erstaunt aus. „Was für ein Zufall! Was machst du denn hier?"
Ein langer, beredter Blick über das Portal folgte.
Tom schmunzelte. Auch wenn er deutlich fühlen konnte, daß der Marine ihn nicht sonderlich mochte, seine einsilbige Art und seine sprechenden Gesten amüsierten ihn. Dorn brauchte schlicht nicht viele Worte, wozu gab es Mimik und Gestik. Das war etwas, was den Psychologen faszinierte. Bei dem Marine würde es auch dann nicht stören, würde er das Sprechen eines Tages komplett einstellen.
Vashtu lachte gutgelaunt. „Dann ein schönes Wochenende. Wir sehen uns zur Besprechung ..." Sie wurde ernst. „Landry hat das Meeting auf morgens neun verlegt. Die anderen muß ich noch anrufen."
Dorn nickte verstehend, grüßte noch einmal kurz in Toms Richtung, dann marschierte er die Stufen nach unten und ging zum Parkplatz hinüber.
„Ich mag ihn", kommentierte Vashtu, öffnete die Tür.
Tom folgte ihr. „Ich auch. Er mich aber nicht."
Ein schwarzer Lieferwagen hielt unten an der Straße, ließ den Motor laufen.
Dorn schüttelte den Kopf, während er seinen Wagen startete.
Warum gab seine Leaderin sich mit jemandem wie diesem Dr. Finnigan ab? Warum wollte sie einfach nicht schlau werden? Sie hatte doch einen anderen, der sie offensichtlich liebte. Nach allem, was er gehört hatte, war Colonel Sheppard ihr eigentlicher Partner, in mehr als nur einer Beziehung. Doch von ihm sprach sie nur selten. Nun ja, von Finnigan auch, mußte er zugeben. Dennoch verstand er den Major da nicht so ganz.
Dorn sah auf, wollte sich eigentlich darauf konzentrieren, aus der Parkbox zu fahren, da irritierte ihn irgendetwas in seinem Augenwinkel. Sofort ruckte sein Kopf herum. Gerade konnte er noch eine schwarz vermummte Gestalt sehen, die die breiten Stufen zum Eingang der Bank hinaufhetzte, dann war alles wieder still - bis auf den Lieferwagen, der direkt am Bordstein gehalten hatte.
Dorn schaltete den Motor wieder aus und horchte. Dann zückte er sein Handy und tippte eine dreistellige Nummer ein.
„Danke." Vashtu drehte sich zu der jungen Bankangestellten herum und lächelte. „Das ist mir ein wenig peinlich."
„Nicht weiter schlimm. Kommen Sie einfach wieder, wenn Sie fertig sind." Die junge Frau nickte ihr zu und verließ den Waschraum.
Vashtu seufzte und sah auf ihre neue, beigefarbene Hose hinunter.
Als sie durch die Eingangstür gekommen war, war sie direkt in ein Kind mit einer Eistüte gelaufen. Ihre neue Hose wies jetzt einige unschöne Flecken in rosa und braun auf. Und das ausgerechnet, wenn Tom sie in ein, seinen Worten nach, schickes Restaurant ausführen wollte.
Die Antikerin kniff die Lippen aufeinander und schwor sich im Stillen, sich niemals von irgendjemandem ein Kind anhängen zu lassen. Dann trat sie an eines der Waschbecken, edel gestaltet aus Marmor, und griff sich ein Papierhandtuch.
In diesem Moment hörte sie die Schreie und zwei Schüsse.
Vashtu wirbelte herum, die Hand an ihrer Waffe und bereit zum Sprung. Dann rief sie sich selbst zur Ordnung und richtete sich wieder auf.
Das war Unsinn! Wahrscheinlich irgendein Fernseher, in dem ein billiger Krimi gezeigt wurde.
Doch ein Blick in die Runde hieß sie von diesem Gedanken wieder Abstand zu nehmen. Hier gab es offensichtlich keine Fenster, erst recht keine, die offen standen. Und der Krach ...
Sie lauschte aufmerksam und schlich zur Tür. Da hörte sie Schritte.
Wieder zurückweichend sah sich die Antikerin nach einem Versteck um. Die Toiletten? Nein, zu offensichtlich. Dort würde man als allererstes nach ihr suchen. Aber was blieb dann?
Der Maskierte stieß die junge Bankangestellte von sich und sah sich aufmerksam um. „Willst du mich verarschen? Hier ist niemand!" bellte er sie dann an.
Die junge Frau hob zitternd die Hände. Ihr Make-up, vor wenigen Minuten noch tadellos, wies nun deutliche Spuren auf. Der Lippenstift war verschmiert, die Wimperntusche hatte dunkle Schatten unter ihre tränenvollen Augen gemalt. „Ich habe sie aber hier herein gebracht. Bitte, Sir. Sie muß irgendwo anders hin sein. Ich weiß doch nicht wo."
Der Mann drehte sich wieder um, stieß eine nach der anderen die Toilettentüren auf und sah sich aufmerksam noch einmal um. Dann packte die junge Frau hart am Arm. „Wo ist sie hin?" bellte er sie wieder ungeduldig an.
Die junge Frau schüttelte nur schluchzend den Kopf und schien immer weiter in sich zusammenzuschrumpfen.
„Dumme Pute!" Der Maskierte stieß sie von sich, sah sich noch einmal aufmerksam um, dann packte er sie wieder und schleifte sie aus dem Raum heraus, immer noch leise Flüche vor sich hinmurmelnd.
***
Kaum hatte sich die Tür geschlossen, hob sich sacht eine der Deckenplatten und ein Kopf mit schwarzem strubbeligem Haar lugte vorsichtig aus der Öffnung, sah sich aufmerksam um. Dann erschien langsam ein schlanker Körper und ließ sich so leise wie möglich zu Boden gleiten.
Vashtu richtete sich auf und klopfte sich den Staub aus den Kleidern. Mit kalten Augen starrte sie zur Tür.
Sie war wirklich mitten in einen Banküberfall geraten. Und diesen Kerlen war offensichtlich nicht so recht zum Scherzen.
Die Antikerin zog ihre Beretta und entsicherte sie. Dann schlich sie wieder zur Tür und lauschte, um sie dann einen Spaltbreit zu öffnen und hinauszuhuschen.
Sie wollte doch mal sehen, ob sie diesen Kerlen nicht fertig werden konnte ...
***
„Sergeant Dorn? Detective Hernan, vielen Dank für Ihr rasches Handeln." Der hochgewachsene Mann mit dem leicht zurückweichenden Haaransatz nickte dem Marine zu. „Wir übernehmen jetzt."
Dorn wies auf die inzwischen leere Fläche vor dem Eingang zur Bank. „Der Lieferwagen ist weg", sagte er nur.
Hernan runzelte die Stirn und sah sich aufmerksam um. „Sie haben sich nicht zufällig das Nummernschild notiert?"
Dorn schüttelte den Kopf. „Hatte keins." Er drehte sich um und sah zu dem Polizisten auf. „Mein Leader ist da drin, Sir."
Hernan runzelte die Stirn, musterte wieder das Bankgebäude. „Ihr Leader?"
„Major Uruhk." Dorn nickte, ein Lächeln breitete sich über sein Gesicht aus. „Lassen Sie sie machen, Sir."
Hernan hob überrascht die Brauen. „Eine Frau?" Dann erst schien ihm aufzugehen, was der Marine da gerade gesagt hatte. „Was sollen wir sie machen lassen?"
Dorn grinste breit. „Die wird mit allem fertig, Sir", antwortete er nur und kreuzte die Arme vor der Brust.
In diesem Moment hielt ein Kleinwagen auf der Straße, ein schlacksiger Mann mit kurzem dunklen Haar sprang heraus. „Dorn, was ist passiert?"
Hernan musterte den Neuankömmling ratlos, dann drehte er sich wieder zu dem Marine um. „Wen haben Sie denn noch angerufen, Sergeant? Vielleicht auch noch das Fernsehen?"
„Dr. Babbis", stellte der Marine den jungen Mann vor.
„Sehr erfreut." Dieser Doktor starrte das Gebäude an. „Ist sie da drin?"
Dorn nickte nur stumm.
„Die armen Bankräuber." Babbis seufzte.
Hernan runzelte die Stirn wieder.
Irgendetwas schienen die beiden Männer zu wissen, was ihm offensichtlich versagt war. Allerdings war er sich nicht so ganz sicher, ob er es wissen wollte.
***
Toms Augen wurden groß, als der maskierte Mann mit der jungen Bankangestellten allein zurückkam. Er saß, zusammen mit den anderen Kunden der Bank und einigen, die hier arbeiteten, mitten in der Halle auf dem Boden.
Sein Herz klopfte zum Zerspringen. Wo war Vashtu?
Er hatte keine Schüsse gehört, aber das brauchte noch nichts zu heißen. Diese Kerle hatten offensichtlich auch noch andere Wege, um sich seiner Begleiterin zu entledigen, leisere Wege als einen gezielten Schuß aus nächster Nähe.
Was Tom allerdings zu denken gab, war die Tatsache, daß diese Bankräuber gezielt nach seiner Begleiterin suchten. Ihn beachteten sie zwar überhaupt nicht, aber kaum waren sie in das Gebäude gestürmt und hatten die Kontrolle übernommen, fragten sie auch schon sehr gezielt nach Vashtu. Eine junge Frau in einer ledernen Fliegerjacke war leider nicht allzu häufig anzutreffen, erst recht nicht mit ihrer Sturmwindfrisur.
An den Einnahmen der Bank schienen die Männer nicht so recht interessiert zu sein. Zwar hatte ein anderer den Filialleiter gezwungen, den Safe zu öffnen und sich dort reichlich bedient, doch ihr eigentliches Ziel schien tatsächlich Vashtu zu sein.
Der Maskierte stieß die zitternde junge Frau zu Boden. Seine Augen huschten über die anderen Geiseln.
Tom duckte sich unwillkürlich. Wenn sie wirklich hinter Vashtu her waren, konnte es ihm leicht passieren, daß sie ihn gegen sie einsetzen wollten.
War er sich eigentlich im klaren darüber, was er da gerade dachte?
Tom hatte sich nie für einen großen Helden gehalten. Jetzt aber schämte er sich fast für seine Gedanken. War sein Überleben denn wirklich so wichtig, wenn es um ganz andere Dinge ging?
Eine kurze Bewegung ließ ihn zur Seite sehen. Irrte er sich, oder ...
Vashtu!
Sie hockte unter einem Schreibtisch und hatte ihre Waffe in der Linken. Mit der Rechten gestikulierte sie und legte sie schließlich an die Lippen. Unmerklich nickte er und schluckte hart.
Was hatte sie vor?
***
Vashtu hockte immer noch unter dem Schreibtisch und beobachtete die Bankräuber sehr genau. Dabei suchte sie gleichzeitig nach einem besseren Versteck, doch das wollte ihr im Moment nicht so recht gelingen. Jede Ecke, in der sie sich hätte besser verbergen können, war im Moment zu gut von den Bankräubern einsehbar.
Nachdenklich knabberte sie an ihrer Unterlippe.
Wenn es ihr gelang, die Männer auszuschalten, würden sie wahrscheinlich unbeschadet wieder hier herauskommen. Die Frage war nur wie?
Weiter sah sie sich aufmerksam um, dann lächelte sie und zog sich vorsichtig und geräuschlos zurück.
Wenn sie nicht alle auf einmal erledigen konnte, mußte sie es eben auf ihre bewährte Art und Weise versuchen.
***
„Was wollen Sie, daß ich in meinen Bericht schreibe. Sind Sie für oder gegen eine Zusammenarbeit?"
Hernan starrte an dem Agent vorbei zu Dorn hinüber. Zeitgleich mit dem FBI war noch ein junger Mann gekommen, der sich nun mit großen, verängstigten Augen umsah und immer wieder dumme Fragen stellte.
Was war das für eine Zirkusvorstellung? Und was hatte dieser Babbis gemeint, indem er ausgerechnet die Bankräuber bemitleidete? Und wer, zum Kuckuck, hatte das verdammte FBI angerufen?
„Sir, eine Leitung steht jetzt."
Hernan wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Agent zu. „Wenn Sie meinen, Sie können es besser ... bitte schön!" Er machte eine einladende Geste.
Der ältere Mann mit dem markanten Gesicht nickte und drehte sich zum Einsatzfahrzeug um. „Ich bin für Verhandlungen mit Geiselnehmern ausgebildet, Detective. Ich denke schon, daß ich das schaffe."
Dorn wurde aufmerksam.
Hernan warf dem Marine einen bitterbösen Blick zu, schüttelte dann aber resignierend den Kopf, als der FBI-Mann ihn zu sich winkte.
Einen so merkwürdigen Banküberfall hatte er bisher noch nicht bearbeiten müssen. Und ihm war, als habe man ihm nicht einmal ansatzweise die Wahrheit gesagt über das, was hier tatsächlich ablief.
***
Vashtu hielt sich im Schatten der Schreibtische, war ihrem Ziel sogar schon ein gutes Stück näher gekommen, als plötzlich sämtliche Telefone der Bank zu läuten begannen.
Stocksteif blieb die Antikerin in ihrer gebeugten Haltung in Deckung und hielt den Atem an.
Fünf Mann war die Gruppe stark, die diese Bank überfallen hatte. Offensichtlich hatte es sehr schnell gehen sollen, aber etwas war ihnen dazwischen gekommen - was auch immer das war. Jetzt jedenfalls richteten sie sich wohl auf einen längeren Aufenthalt ein. Wahrscheinlich stand die Polizei schon vor der Tür, wagte aber nicht, das Gebäude zu stürmen, weil sie wohl wußten, daß sich hier auch Kunden befanden.
Vashtu duckte sich noch tiefer, als sie Schritte auf der anderen Seite des Schreibtisches hörte. Dann hob jemand geräuschvoll den Hörer ab. Sie sah einen Schatten, der fast über sie gebeugt war.
Ihr Herz schlug schneller, und sie zwang sich, sich auf keinen Fall zu rühren.
„Ja?" meldete sich eine tiefe Stimme - der Anführer der Bankräuber.
Vashtu drückte sich gegen den Schreibtisch und lauschte. Mehr als ein paar Brocken konnte sie nicht verstehen. Offensichtlich suchte man außerhalb der Bank nach einer Verhandlungsbasis, soviel bekam sie mit.
„Wir wollen freien Abzug. Keine Falle, keine versteckten Tricks", bellte der Mann in den Hörer. „Wir werden mindestens eine Geisel mitnehmen. Falls Sie irgendetwas versuchen sollten, ist sie tot!"
Vashtu biß sich auf die Lippen und wagte einen kurzen Blick nach oben. Schnell huschte sie dann weiter, als sie sah, daß der Bankräuber ihr den Rücken zugewandt hatte. Im Schutze des nächsten Schreibtisches sah sie sich dann wieder aufmerksam um.
Ein Lächeln glitt über ihr Gesicht.
Besser hätte es gar nicht laufen können.
Wie ein Schatten huschte sie weiter.
***
Hernan beobachtete den FBI-Agenten kurz, dann drehte er sich wieder um und musterte die drei unterschiedlichen Männer, die immer noch bei dem Geländewagen des Marine-Sergeanten standen. Unterschiedlicher hätten sie wohl kaum sein können, dachte er.
Dorn, wohl um die fünfzig, mit einem sehr leichten Ansatz zu einem Bierbauch und einem zwar recht offenen, aber auch etwas faltigem Gesicht und kurzem, grauen Bürstenhaarschnitt. Neben ihm der, der als erstes gekommen war, Babbis, groß und schlacksig mit kurzem, dunkelbraunem Haar. Seine Haltung war eigenartig. Auf der einen Seite wirkte er sehr entschlossen und geradezu egozentrisch, auf der anderen aber auch wie ein unsicherer Junge. Der letzte der drei, ein wahrer Riese, überragte selbst Babbis noch um fast einen Kopf, war dabei dürr wie eine Bohnenstange. In seinem Gesicht spiegelte sich die ganze Zeit über eine geradezu panische Angst, das dunkelblonde Haar war zwar ebenfalls kurz, kräuselte sich aber leicht. Würde er es länger tragen, hätte er wahrscheinlich einen richtigen Frauenkopf.
Und zu diesem zusammengewürfelten Haufen gehörte auch noch eine Frau, noch dazu eine Offizierin. Wenn er sich die kurze Akte in Erinnerung rief, die er sich hatte kommen lassen, war sie gerade erst in die Air Force eingetreten. Daten gab es über sie nur wenige, einige Vermerke wegen zu schnellem Fahrens auf einem Motorrad, doch alle Strafzettel waren bezahlt. Wohnhaft war sie in dem Schicki-Micki-Apartment-Komplex am Rande von Colorado Springs, der erst vor zwei Jahren fertig gestellt worden war.
Irgendwie wollte dieser zusammengewürfelte Haufen ihm nicht so recht gefallen. Vor allem, warum sollte eine Frau in die Air Force eintreten und gleich in den Rang eines Offiziers aufsteigen? Warum gab es sonst keine Daten über sie? Wo kam sie her? Es gab nicht einmal ein Geburtsdatum, geschweige den einen Herkunftsort. Nur der Name, Vashtu Uruhk, der klang wirklich eigenartig. Ausländisch, aber wirklich konnte er auch nicht sagen, woher genau.
Hernan gab sich selbst einen Ruck und marschierte zu den drei Männern hinüber.
Dorn richtete sofort seine gesamte Aufmerksamkeit auf ihn, nickte ihm zu.
„Okay, ich habe mir inzwischen einige Infos über Ihre vermißte ... Leaderin besorgt", begann Hernan, als er vor der komischen Truppe stand. Demonstrativ kreuzte er die Arme vor der Brust. „Und jetzt könnten Sie mir vielleicht verraten, was hier gespielt wird? Seit wann akzeptiert ein Marine einen Air Force-Offizier als Vorgesetzten, Sergeant? Das war zu meiner Zeit anders."
Dorn lächelte. „Respekt kann verdient werden", antwortete er.
„Tut mir leid, Detective", wandte nun Babbis ein und schüttelte den Kopf, „aber ich fürchte, wir können Ihre Fragen nicht wirklich beantworten. Wir arbeiten zusammen mit Miss ... äh, Major Uruhk in Cheyenne-Mountain. Ein streng geheimes Projekt, wie Sie sicher wissen, nicht wahr?"
Hernan warf dem Doktor einen strafenden Blick zu, sagte aber nichts mehr.
***
Vashtu schlug zu, dann richtete sie sich wieder auf und sah sich kurz um, ehe sie von dem Bewußtlosen herunterkletterte und ihn aus dem Weg schleppte.
Wohin mit ihm?
Sie biß sich auf die Lippen, begann an ihrer Unterlippe zu nagen.
Sie hätte vielleicht überlegen sollen, solange sie noch die Zeit gehabt hatte. Jetzt sah das anders aus. Irgendwann würde dieser Bankräuber wieder zu sich kommen, und irgendwann, sehr wahrscheinlich eher, würden seine Kumpane auf sein Verschwinden aufmerksam werden. Bis dahin mußte sie ihn aus dem Weg geräumt und ruhig gestellt haben. Nach Möglichkeit irgendwo, wo man ihn nicht so schnell finden würde.
Vashtu packte den Bewußtlosen unter den Achseln und schleifte ihn rückwärts den Gang hinunter zu einer Tür, in der Hoffnung, dort vielleicht die Antwort zu finden. Doch als sie diese öffnete, war sie erst einmal enttäuscht, bis ihr aufging, was es mit der beleuchteten Treppe in das Kellergeschoß möglicherweise auf sich hatte.
Ein Lächeln stahl sich auf ihre Lippen. Mit Hilfe der zusätzlichen Kraft in ihrem Inneren gelang es ihr, ihr Opfer halbwegs aufzurichten und ihn die Treppe hinunterzuschleifen. Und tatsächlich erwartete sie dort ein dickes Gitter, und dahinter, regelmäßig an drei Wänden entlang, die Schließfächer der Bank.
Na bitte!
Sie zerrte ihren Gegner in den Schließfachraum hinein, sah sich dann nach etwas um, daß sie als Riegel verwenden konnte und fand es in Form einer dicken Eisenstange, die in einem Winkel unter der Treppe lag. Mit Hilfe der Wraith-Zellen bog sie diese um die Gitterstäbe und betrachtete ihr Werk zufrieden.
Einer war ausgeschaltet, blieben noch vier.
***
Der Anführer der Bankräuber telefonierte immer noch.
Tom wagte kaum zu atmen. Immer wieder sah er sich um, ob er nicht irgendetwas von Vashtu entdecken konnte. Doch seine Begleiterin schien verschwunden.
War es ihr irgendwie gelungen, aus dem Gebäude zu entkommen?
Irgendwie hoffte er das, wenn er es sich, nach ihrer entschlossenen Miene zu schließen, auch nicht wirklich vorstellen konnte. Irgendetwas hatte sie ausgeheckt, als sie unter dem Schreibtisch gehockt hatte, da war er sich sicher. Auch wenn er sie erst seit zwei Monaten kannte, ihr Gesicht war ein offenes Buch für jeden.
Eine Bewegung!
Tom blickte sich um. Unwillkürlich holte er tief Atem.
Vashtu!
Sie kroch, ungeschützt den Blicken der Bankräuber ausgeliefert, zum Eingang der Bank hinüber, dorthin, wo der tote Wachmann lag.
Was hatte sie vor?
In diesem Moment knallte der Hörer auf die Gabel.
Tom versteifte sich, als er einen Blick auf sich fühlte. Langsam drehte er den Kopf wieder und sah direkt in die kalten Augen des Anführers.
***
Vashtu kauerte sich hinter dem Leichnam des Wachmannes zusammen und hoffte, daß man sie übersehen würde.
Wie hatte sie so dämlich sein können ihre Deckung aufzugeben in der mageren Hoffnung, daß sie ihm vielleicht noch würde helfen können? Sie hatte doch vorher gewußt, daß ...
„Dr. Finnigan, wie nett, Sie hier zu treffen. Ich hatte Sie bisher ja völlig übersehen."
Vashtus Augen weiteten sich. Millimeterweise hob sie den Kopf gerade weit genug, um beobachten zu können, wie der Anführer der Bankräuber Tom grob am Oberarm packte und auf die Beine zerrte.
„Darf ich recht in der Annahme gehen, daß Sie nicht allein unterwegs waren? Ist Major Uruhk doch noch hier?"
Vashtus Gesicht verlor jede Emotion. Eisige Kälte stieg in ihre Augen, ihre Kiefer spannten sich an.
Wer waren diese Kerle? Und woher kannten sie ihren Namen?
Hi =)
AntwortenLöschenoha vashtu ist in einen Bankraub geraten. obwohl es ja scheinbar geplant war, die bank zu überfallen WEIL vashtu da war.
ich würde dann mal spontan vermuten, dass die leute vom trust sind und mal wieder versuchen an vasthu ranzukommen. vorallem weil die ja auch tom zu kennen scheinen.
babbis aussage war auch klasse :D "Die armen Bankräuber"
naja er weiß im gegensatz zu dem detectiv was vashtu so zu stande bringen kann *g*
mal sehen was tom von der ganzen sache hält ;)
LG Sarbina
Hihi, ja, die "armen Bankräuber", das war wirklich Babbis live. *lach* Als ich die Story überarbeitete hab ich laut losgeprustet, als ich an die Stelle kam. Peinlich aber wahr, ich hatte diesen KOmmentar komplett vergessen ...
AntwortenLöschenDeine Erklärung des Bankraubes gefällt mir, zugegeben. WEIL sie drin ist ... hast du nicht ganz unrecht mit. Aber ist es der NID? Wer weiß ...
Dank dir für dein Comment!
Bis denne
Ramona