Der junge Mann wirkte plötzlich sehr entschlossen. „Sie sollten wissen, daß Cheyenne-Mountain ein streng geheimer Militärstützpunkt ist, Detective. Wir alle arbeiten dort, Mi...ajor Uruhk ist unsere Vorgesetzte und Leaderin. Wir dürfen Ihnen nicht mehr erzählen, es sei denn, Sie möchten, daß Dorn Sie erschießt."
Hernan holte gerade tief Atem, um dem jungen Mann - der Kerl war vielleicht halb so alt wie er, verdammt! - die passende Antwort zu geben, als er seinen Namen hörte und sich wieder umdrehte.
„Da drinnen geht irgendetwas vor sich, Detective. Die Ziele haben plötzlich den Kontakt abgebrochen." Der FBI-Agent war aus dem Überwachungswagen geklettert und winkte ihm.
Hernan warf den drei Männern noch einen zornigen Blick zu. „Wir reden später weiter", knurrte er, dann joggte er wieder hinüber. Dabei bemerkte er nicht, wie Babbis ihm folgte und seinen Kopf in den Wagen steckte.
„Sehen Sie, sie haben eine der Geiseln von den anderen getrennt." Der Agent wies auf eine Wärmebildkamera, die seine Leute mitgebracht hatten.
Hernan starrte mit verkniffener Miene auf den Bildschirm.
Was hatte dieser Agent Barrow angerichtet? Angeblich sollte er doch nur Kontakt zu den bösen Jungs herstellen. Da mußte aber noch etwas ...
„Wer ist denn das?" Er beugte sich dichter an den Bildschirm heran, als er eine Gestalt erkannte, die offensichtlich ungesehen am Rande der Aufnahme entlanghuschte.
„Major Uruhk, da gehe ich jede Wette drauf ein."
Hernan und Barrow fuhren gemeinsam herum und sahen einen sehr zufrieden wirkenden Peter Babbis, der sie beide angrinste.
„RAUS!" brüllte Hernan den jungen Wissenschaftler an. „Das hier geht Sie nichts an!"
Babbis zog sich, noch immer triumphierend grinsend, wieder zurück und schloß sogar die Tür hinter sich.
Hernan atmete tief ein, um sich wieder zu beruhigen. Dann beugte er sich wieder über den Bildschirm und wartete auf ein erneutes Auftauchen der merkwürdigen Gestalt. Hatte er sich gerade geirrt, oder hatte es tatsächlich so ausgesehen, als liefe diese die Wand hinauf?
Vashtu hatte ihre Iratus-Käfer-Zellen aktiviert und hing wie eine Spinne im Netz unter der Decke.
Ihr war aufgefallen, daß die Bankräuber überall hinsahen, nur nicht nach oben. Solange sie ihnen nicht ins direkte Blickfeld geriet, würde dies wahrscheinlich die einfachste Methode sein, an sie heranzukommen.
Vorsichtig, sich auf Händen und Knien fortbewegend, kam sie voran, näher an den nächsten der Kerle heran. Dabei zwang sie sich, keinen Gedanken an Tom zu verschwenden.
Verdammt, der Psychologe würde doch wohl fünf Minuten ohne sie auskommen! Schließlich war es sein Job, sich mit ... naja, merkwürdigen Leuten zu unterhalten. Da würde er doch wohl diese Kerle ein bißchen beschwatzen können.
Vashtu machte sich dennoch Sorgen. Aber sie wußte auch, sie würde kaum eine Chance haben, selbst wenn sie einen dieser Kerle ausgeschaltet hatte. Sie mußte für ein relatives Gleichgewicht sorgen, sonst ... Sie wagte gar nicht weiterzudenken.
Woher kannten sie nur ihren Namen? Und wieso kannten sie offensichtlich auch Tom?
Das war jetzt egal. Es ging hier darum, Gerechtigkeit zu üben, wenn die Polizei offensichtlich lieber draußen stand und abwartete. Und sie war noch nie jemand gewesen, der warten konnte. Außerdem erhoffte sie sich von ihrem nächsten Opfer ein paar Antworten.
Sie kroch weiter, bis sie direkt über dem nächsten Mann an der Decke hing. Zum Glück war die Schalterhalle zwar ziemlich groß, aber, zumindest was ihre Position anging, auch recht unübersichtlich. Eine breite Stuckverzierung verbarg sie im Moment vor anderen Blicken, und Ziersäulen, die sich bis in die Decke schraubten, boten ihr zusätzlich Schutz vor unerwünschten Blicken.
Sie konnte nur hoffen, daß nicht eine der Geiseln auf die tolldreiste Idee kommen würde, zur Decke zu sehen, für diese war sie nämlich wirklich sichtbar. Aber ob derjenige wirklich glauben würde, was er sah? Menschen konnten schließlich nicht, wie Insekten, unter der Decke hängen, zumindest nicht ohne spezielle Hilfsmittel.
Vashtu positionierte sich und reckte kurz den Hals, um sich umzusehen. Dann ließ sie sich blitzschnell fallen und sprang direkt in das Gesicht des Mannes unter ihr, um ihn am Schreien zu hindern. Ein kurzes Keuchen und ein dumpfer Schlag waren leider unvermeidlich. Aber sie hoffte, beides würde nicht weiter auffallen.
Der Kampf war vorbei, ehe er überhaupt begonnen hatte. Der Bankräuber, wenn er denn einer war, war unglücklich aufgekommen und hatte die Besinnung ohne ihr weiteres Zutun verloren.
Vashtu fluchte leise, erhob sich auf die Knie und sah sich noch einmal um, ehe sie ihr zweites Opfer im Schatten der Geldschalter nach hinten zerrte, um es, wie schon das erste, im Keller einzuschließen.
Vielleicht war der andere Kerl inzwischen wieder wach und konnte ihr ihre Fragen beantworten.
***
Tom starrte direkt in den Lauf einer Waffe und schluckte hart. „Was ... was wollen Sie von mir?" wisperte er.
Der Maskierte nickte ungeduldig mit der Waffe. „Da rüber. Dann unterhalten wir uns ein bißchen ... über Ihre Bekannte, Doktor."
Tom fühlte jetzt auch die Blicke einiger anderer Geiseln auf sich gerichtet. Er schüttelte nur stumm den Kopf, sicher, daß, wenn er den Mund aufmachen würde, er sich übergeben müßte.
Der Maskierte drückte ihm die Mündung der Waffe an die Stirn. „Auf die Beine! Aber schnell!" befahl er hart.
Tom atmete flach und hektisch, als müsse er ersticken. Seine Knie waren weich, dennoch gelang es ihm irgendwie, aufzustehen.
Der Anführer der Bankräuber packte ihn grob an der Schulter und riß ihn herum. Dann verstärkte sich sein Griff plötzlich.
„Verdammt, Hank! Wo ist er?"
Tom fühlte die Waffe in seinem Rücken, wagte nicht, sich zu bewegen. Da sah er etwas in dem Gang hinter den Schaltern, einen kurzen Lichtschimmer.
Vashtu!
„Sieh nach, wo er steckt", befahl der Anführer seinem einem der beiden anderen. Erst jetzt schien ihm aufzugehen, daß da noch jemand fehlte. „Wo sie stecken", berichtigte er sich. „Sehr wahrscheinlich wirst du auch unseren kleinen Major dort finden. Also sei vorsichtig."
Einer der verbliebenen zwei Männer nickte stumm und zog ab, in Richtung auf den Gang, aus dem der Lichtstrahl gekommen war.
Toms Mut sank.
„Und wir, Doc, wir beide unterhalten uns jetzt einmal."
***
Vashtu hatte ihr zweites Opfer gerade in ihrer improvisierten Zelle abgelegt, als sie hörte, wie sich über ihr die Tür wieder öffnete.
Verdammt!
So schnell sie konnte huschte sie aus dem Raum für die Schließfächer hinaus und hechtete hinter die Treppe, in der vagen Hoffnung, daß man sie nicht bemerken würde. In der Dunkelheit in dem schmalen Hohlraum fühlte sie sich etwas sicherer als in dem gleißenden Licht der Leuchtstoffröhren.
„Hey! Rauskommen! Ich habe dich gesehen, Mädchen!"
Vashtu hielt den Atem an und blickte nach oben.
Verdammt, verdammt, verdammt!
Sie zwang sich zur Ruhe, drückte sich weiter in die Dunkelheit hinein.
„Ich sagte, du sollst rauskommen!" befahl die harte Stimme ihr erneut.
Vashtu tastete nach ihrer Beretta, dann kniff sie entschlossen die Lippen aufeinander, beugte die Knie und holte sich so genug Schwung für einen Sprung. Neben ihr peitschten einige Kugeln über die Betonwand.
Vashtu zog schnell die Beine an und krabbelte die Treppe von unten hinauf, bis es nicht mehr ging. In der Ecke unter der Decke klebend wartete sie angespannt und lauschte nach oben.
„Na gut, wenn du kleine Schlampe es so haben willst ..."
Schritte!
Ein leises Lächeln stahl sich auf ihr angespanntes Gesicht. Vorsichtig kroch sie ein Stück nach vorn und lugte unter der Treppe hervor. Dann nahm sie wieder Schwung und sprang mit einem Salto hinter ihrem Angreifer auf die Stufe dicht über ihm.
Der Mann drehte sich mit vor Überraschung geweiteten Augen zu ihr um. Die Antikerin erkannte ihren Vorteil sofort, er war aus dem Gleichgewicht. Mit einem Fuß trat sie zu, nicht einmal heftig. Rückwärts stürzte ihr Angreifer den Rest der Treppe hinunter und blieb unten liegen.
Vashtu huschte hoch zur Tür und lugte kurz hinaus, dann drehte sie sich wieder um und wandte sich ihrem dritten Opfer zu.
Die Kräfte erschienen ihr jetzt mehr als ausgeglichen.
Mit kalt-glitzernden Augen trabte sie die Stufen in den Keller hinunter.
***
„Jetzt sind zwei verschwunden." Der FBI-Agent runzelte die Stirn.
Hernan nickte.
Noch immer fragte er sich, ob die Wärmebildkamera vielleicht irgendeine Fehlfunktion aufwies. Was sich vor gut zehn Minuten abgespielt hatte, konnte einfach nicht wahr sein! Es hatte tatsächlich so ausgesehen, als wäre eine Gestalt von oben auf eine andere hinuntergesprungen und hätte diese zu Boden gerissen. Aber das widersprach allen Naturgesetzen, die er kannte, wahrscheinlich sogar noch einigen mehr.
Ein ungeduldiges Klopfen an die Wagentür.
Hernan runzelte unwillig die Stirn, wandte sich dann widerstrebend ab und öffnete die Seitentür, nur um in einen weiteren Ausweis zu starren.
Was, zum Teufel, ging hier vor?
„Captain Storm, Militär-Polizei", stellte der Neuankömmling sich vor. Dann blinzelte er und beugte sich etwas vor. „Agent Barrow, schön, Sie einmal wiederzusehen."
„Storm ..." Die Stimme des Agent klang emotionslos.
„Was wollen Sie denn jetzt noch?" ereiferte sich Hernan.
Allmählich fühlte er sich in seinem eigenen Bezirk überflüssig. Wieviele Kompetenzen konnte dieser verdammte Banküberfall denn noch überschneiden? Das konnte doch alles nicht wahr sein!
Storm zückte einen Umschlag aus seiner Uniformjacke und hielt ihn Hernan hin. „Neue Order, Sir. Wir übernehmen von jetzt an. Unseren Hinweisen zufolge ist das kein Banküberfall, sondern ... Nun, etwas, was in unseren Kompetenzbereich fällt."
„Wir sind hier nicht auf einem Army-Stützpunkt!" wetterte Hernan los.
Storm wechselte einen Blick mit dem FBI-Mann, sah ihn dann wieder an. „Sir, wir können zusammenarbeiten, oder Sie ziehen Ihre Männer ab. Ich bin sicher, mit Agent Barrow werde ich mich gütlich einigen können."
„Ich weiß schon, ich habe nichts gesehen und nichts gehört, Captain", sagte dieser mit einem leicht amüsierten Unterton in der Stimme.
Storm nickte. „Ganz genau. Und das gleiche gilt für Sie, Detective."
Hernan zerknüllte den Umschlag, den der MP ihm gereicht hatte, vor Wut in seiner Faust.
Der hob die Brauen, sah ihm dann wieder in die Augen und lächelte zuckersüß. „Sie sollten das vielleicht erst lesen, ehe Sie es zum Altpapier werfen, Sir", schlug er vor.
Der Detective versuchte immer noch, den Militär niederzustarren, gab dann aber unvermittelt auf und wandte sich statt dessem dem Umschlag zu.
Seine Augen wurden groß, als er die Prägung auf der Vorderseite sah. Der Brief kam direkt aus dem Weißen Haus!
„Wenn Sie jetzt bitte ein bißchen Platz für mich machen würden, damit wir uns über das weitere Vorgehen austauschen können, Sir?" Storm lächelte immer noch.
***
Babbis beobachtete mit gemischten Gefühlen, wie Storm in dem Transporter mit dem Equipment verschwand, die Tür sich hinter dem MP schloß.
„Haben Sie ihn gerufen?" wandte er sich dann unvermittelt an Dorn.
Der blinzelte einen Moment lang verständnislos, dann schüttelte er den Kopf. Auf seine Stirn gruben sich plötzlich Sorgenfalten. „Sieht übel aus."
Babbis runzelte die Stirn. „Hoffentlich sieht es nur so aus und wird es nicht", kommentierte er.
„Was meint ihr?" mischte Wallace sich aufgeregt ein.
„Die MP", antwortete Dorn.
„Storm und ein paar Männer von Cheyenne-Mountain sind vor ein paar Minuten gekommen", fügte Babbis hinzu. „Wenn du sie nicht gerufen hast, James, dann weiß ich nicht, warum sie hier auftauchen sollten. Es sei denn ..." Er sah wieder zu Dorn, der seinen Blick erwiderte.
„Der Trust!"
***
Als Vashtu endlich wieder aus dem Keller kam, war sie keinen Deut schlauer als zuvor. Aber zumindest hatte sie die Bankräuber auf ein erträgliches Maß reduziert, wie sie fand. Den letzten beiden würde sie sich wohl offen stellen können und mußte nicht wieder über Wände und Decken kriechen.
Doch dann erstarrte sie plötzlich, kaum daß sie die Tür geschlossen hatte. Einen Moment lang atmete sie tief ein, dann drehte sie sich unvermittelt um und stieß einen Fluch in ihrer Muttersprache aus.
Der vorletzte der Bankräuber hatte hinter der Tür auf sie gelauert, hielt seine Waffe jetzt direkt auf sie gerichtet.
Wie dumm konnte sie sein, daß sie an diese Möglichkeit nicht gedacht hatte? Warum hatte sie nicht, bevor sie den Keller verließ, die Lage sondiert?
Jetzt war es zu spät, sich Vorwürfe zu machen, kam ihr in den Sinn, während sie langsam die Hände hob.
Stumm deutete der Maskierte die Richtung zum vorderen Saal. Sie nickte und drehte sich um. Sofort spürte sie durch ihre Jacke den Lauf seiner Waffe und biß sich auf die Lippen.
„Hände im Nacken verschränken", befahl der Bankräuber ihr.
Die Antikerin zögerte. Wenn sie das tat, würde ihre Jacke weit genug aufklaffen, damit der Kerl die Beretta nicht nur sehen, sondern auch greifen konnte. Und ihre einzige Handfeuerwaffe wollte sie nach Möglichkeit so lange wie möglich behalten.
„Hände im Nacken verschränken! Wird's bald!" Ein unsanfter Stoß mit dem Lauf der Maschinenpistole folgte.
Vashtu biß sich auf die Lippen und tat wie ihr geheißen. Sofort drückte die Mündung sich tiefer in ihren Rücken, als der Mann sich vorbeugte und zielgerecht unter ihre rechte Achsel griff. Die Antikerin spannte alle Muskeln in ihrem Gesicht an, als sie fühlte, wie die Beretta ihr abgenommen wurde. Dann folgte ein weiterer unsanfter Stoß, um sie nach vorn zu treiben.
„Schon gut", murmelte sie.
„Maul halten und langsam gehen!" wurde ihr befohlen.
Immer noch die Mündung der Waffe zwischen ihren Schulterblättern fühlend und die Arme in dieser unbequemen Haltung verschränkt ging sie los, während sie sich den Kopf darüber zerbrach, wie sie wieder aus dieser Lage herauskommen konnte. Aber sie wagte nicht, eine Wunde zu riskieren, so nahe an Unwissenden, wie sie jetzt war. Sie konnte eine mögliche Verletzung zwar überleben und sie sogar ziemlich schnell heilen lassen, aber die Geiseln vorn im Kassenraum würden wohl kaum davon zu überzeugen sein, daß eine so schwere Schußwunde dermaßen schnell überwunden wäre.
Im Durchgang zum Kassenraum angekommen, hieß ihr Häscher sie stehenzubleiben.
Vashtu blinzelte. Nach der Dunkelheit im Gang war es hier beinahe taghell, so daß sie tatsächlich geblendet war.
„Major Uruhk, wenn ich mich nicht irre", wandte sich die Stimme des Anführers an sie. „Nett, daß ich Sie endlich doch antreffe. Ich dachte schon, Sie wollten unsere kleine Party verpassen, die wir doch extra für Sie geben."
Vashtu richtete ihre Aufmerksamkeit auf den hochgewachsenen, muskulösen Mann mit der schwarzen Skimaske. Unwillkürlich spannte sie sich an, als sie Tom bei ihm auf einem Stuhl sitzen sah, eine Waffe an der Schläfe.
„Bring unseren Fang her!"
Wieder wurde sie vorwärts gestoßen. Mit kaltem Blick fixierte sie den Anführer der Bankräuber. Und jetzt war sie endgültig davon überzeugt, hier nicht in einen normalen Bankraub verwickelt worden zu sein.
***
„Das sieht wirklich nicht gut aus", kommentierte Storm die letzten Bilder der Wärmebildkamera und kniff nachdenklich die Lippen zusammen. „Stürmen, Barrow?"
Hernan saß auf einem Stuhl bei der inzwischen fast vergessenen Telefonanlage und brütete vor sich hin.
Der Präsident der Vereinigten Staaten befahl ihm, mit der MP zusammenzuarbeiten, um einem unbedeutenden, kleinen Major der Air Force zu helfen. Das war doch einfach nur lächerlich! Das roch doch geradezu nach irgendeiner geheimen Regierungssauerei!
Und doch waren ihm die Hände gebunden. Er konnte nichts anderes tun als gute Miene zum bösen Spiel zu machen und zu hoffen, daß er zumindest mit einem blauen Auge aus dieser Sache wieder herauskam.
„Würde ich noch nicht in Erwägung ziehen", antwortete Barrow. „Sind noch zu viele Zeugen dabei. Wir müssen den Großteil der Geiseln da herausbekommen, ehe der Rest der Truppe über sie herfallen und ein Blutbad anrichten kann."
„Werden sie ohnehin tun, wie ich diese Kerle kenne", brummte Storm unwillig, das Kinn auf die Hände gestützt. „Aber vielleicht ist noch nicht alles vorbei. Unser Major ist klever. Gut möglich, daß sie trotzdem noch den Tag rettet. In der Haut dieser Typen will ich allerdings nicht stecken."
Barrow sah den MP von der Seite an. „Wieder Ex-NID?"
Hernan horchte auf und sah zu den beiden hinüber.
Storm nickte nur stumm.
„Scheiße!" knurrte Barrow.
Hernan runzelte die Stirn.
Endlich schien er einen Ansatz zu haben. Stand nur zu hoffen, daß das so bleiben würde und er bald wieder zu seiner gewohnten Routine zurückkehren konnte.
***
„Jetzt habt ihr mich, dann könnt ihr die anderen auch gehen lassen." Vashtu starrte ihren Gegenüber kalt und berechnend an.
Der betrachtete sie von Kopf bis Fuß. „Durchsucht?" wandte er sich dann an ihren Häscher. Sie konnte die Antwort nicht hören, also schien er wohl nur genickt zu haben.
Der Anführer hob seine Waffe und drückte sie ihr auf die Stirn. „Dann haben wir jetzt wohl die Beute, die wir wollten. Oder gibt es noch einen Plan, den Sie durchführen wollen, Major?"
Vashtu ließ sich nicht von der Bedrohung aus der Ruhe bringen, zumindest äußerlich nicht. Sie hatte bereits zuviel erlebt, seit sie erwacht war in dieser Zeit. Und ihre Situation war wenigstens einmal wesentlich hoffnungsloser gewesen.
„Keinen Plan, zumindest noch nicht." Sie lächelte kühl. „Lassen Sie die Geiseln frei, dann gehe ich freiwillig mit Ihnen mit."
„Was ist mit den anderen?" Der Anführer ignorierte sie vollkommen.
Die zweite Waffe, die sich immer noch in ihren Rücken gebohrt hatte, verschwand und sie hörte gedämpfte Schritte, die sich rasch entfernten. Ein kurzer Seitenblick sagte ihr, daß der zweite ihre Beretta auf den Schreibtisch knapp außerhalb ihrer Reichweite abgelegt hatte.
Der Anführer richtete seine Aufmerksamkeit nun wieder auf sie. Erneut musterte er sie von Kopf bis Fuß. „Erstaunlich, wieviel Kraft und was für ... Geheimnisse doch in so einem zierlichen Körper stecken können. Wüßte ich nicht, was es wirklich mit Ihnen auf sich hat, ich würde es nicht glauben."
„Danke für das Kompliment." Wieder ein kühles Lächeln, das augenblicklich wieder erlosch. „Dann steht zu hoffen, daß Sie es mir diesmal etwas schwerer machen werden als beim ersten Mal? Könnte interessant sein sich anzusehen, was der Trust sich jetzt wieder ausgedacht hat."
„Sie werden sicherlich wenig begeistert sein, Major, darauf können Sie sich verlassen. Wir sind keine solchen Stümper wie die, denen Sie das letzte Mal begegnet sind, glauben Sie mir."
Vashtu nickte. „Was noch zu beweisen wäre, nicht wahr?"
Die Waffe klickte leise, als der Maskierte sie entsicherte. „Sie sollten auf Ihre Wortwahl achten, Major. Lernt man das denn nicht bei der Army?"
„Ich bin noch nicht lange dabei. Und, ehrlich gesagt, bei Leuten wie Ihnen ist die richtige Wortwahl alles andere als ... sinnvoll."
„Wir werden sehen, Major Uruhk, wir werden sehen. Ich bin sicher, Ihnen wird ganz und gar nicht gefallen, was Sie vorfinden werden. Und auf eines können Sie sich verlassen, es wird sehr unangenehm für Sie werden, kooperieren Sie nicht mit uns."
Erneut ein kühles Lächeln, doch diesmal ließ sie ihm das letzte Wort.
„Sie sind im Schließfachraum eingesperrt", meldete der zweite Mann.
„Dann hol sie raus. Wir sollten sehen, daß wir hier allmählich verschwinden, um unseren Fang ... in trockene Tücher zu bringen." Wieder ein prüfender Blick. Dann trat der Anführer näher und streckte die Hand aus.
Auf diesen Moment hatte Vashtu gewartet.
Sie warf sich herum und ging sofort zu Boden. Nur um zur anderen Seite wieder hochzuschnellen und ihre Beretta an sich zu bringen.
Der Maskierte starrte sie entgeistert an, während sie die Waffe seelenruhig auf ihn richtete.
„Ich bin immer noch im Vorteil, Major", der Anführer richtete seine Waffe wieder auf sie. „Ich brauche nur zu rufen."
„Warum bin ich denn wohl in Ihre stümperhafte Falle gelaufen, mh? Im Kellerraum hört man nichts." Vashtu entsicherte die Beretta. „Finger von der Waffe!"
Der Maskierte lächelte dünn. „Jason? Schieß auf sie. Sie wird es überleben, solange du keine wichtigen Organe triffst."
Vashtu warf sich herum und drückte ab.
***
„Schüsse!" Babbis erstarrte. „Verdammte Scheiße!"
„Ruhig." Dorn sah nun ebenfalls zur Bank hinüber, doch nur kurz. Dann richtete sich seine Aufmerksamkeit wieder auf den Lieferwagen. Doch dort rührte sich noch nichts. Aber lange würde er wohl nicht mehr warten müssen.
***
Vashtu schnellte wieder herum und kniff die Lippen aufeinander.
Der Anführer hatte Tom vom Stuhl hochgerissen und hielt ihn jetzt wie einen Schutzschild vor sich. „So nicht, Major", sagte er jetzt, drückte dem Psychologen die Waffe an den Hals. „Schön ruhig bleiben und die Waffe wegwerfen. Dann werde ich mir überlegen, was ich am besten mit Ihnen anstellen kann, um Sie vor weiteren Dummheiten zu bewahren."
Vashtus Augen wurden schmal. Sie tat einen Schritt nach vorn und fixierte sehr sorgsam ihren Gegenüber.
Tom wurde blaß, als er ihr Gesicht sah. So hatte sie noch nie ausgesehen, wirklich noch nie! Das hier war wieder eine andere Vashtu als die Versionen, die er schon von ihr gewohnt war.
„Waffe weg!" befahl der Maskierte wieder. „Wollen Sie wirklich Ihren neuen Schatz töten, Major?"
Wieder dieses kühle, berechnende Lächeln. „Ich ziele nicht auf ihn." Noch ein Schritt nach vorn.
„Waffe weg, aber schnell! Sonst können Sie Dr. Finnigans Kopf wieder an den Körper nähen."
Tom holte stockend Atem, wagte nicht, sich zu rühren.
Dieser eiskalte, berechnende Blick. In diesem Moment, das begriff er, hatte er einen Killer vor sich, einen kaltblütigen Killer, der nur auf seine Chance wartete.
Und dann löste sich der einzelne Schuß.
Tom konnte fühlen und hören, wie die Kugel an seinem Ohr vorbeizischte und dann, mit einem dumpfen Laut, den Geiselnehmer traf.
„Tom, weg da!" Vashtus Stimme klirrte wie Eis bei diesem Befehl.
Der Anführer des Trupps gab einen röchelnden Laut von sich. Tom konnte fühlen, wie seine Muskeln sich verkrampften. Mit dem Mut der Verzweiflung warf er sich nach vorn.
„Keine Bewegung!" schrie eine Stimme von der Eingangstür her.
Vashtu hob sofort die Hände. „Keine Gefahr", antwortete sie, als sei das ganze so eine Art Textspiel zwischen zwei Parteien.
***
„Der Trust hat Sie immer noch überwacht, Mam", erklärte Storm der Antikerin, die auf der Stoßstange eines Polizeiwagens hockte und mit einem Becher in ihrer Hand spielte. Gedankenverloren nickte sie, sagte aber nichts.
Stümper, so hatte der Anführer der Bande ihre vormaligen Entführer genannt. Sollte das bedeuten ... ?
Vashtu seufzte.
Es mußte wohl innerhalb des Trustes eine Splittergruppe geben, die sich von den anderen abgegrenzt hatte. Zu welcher Gruppierung die erste Truppe zählte, die sie in ein im Bau befindliches Bürogebäude gebracht hatte damals, das konnte sie allerdings nicht sagen.
„General Landry gab sofort die Order aus, Sie so schnell als möglich wieder ins SGC zu bringen, Major. Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen?" Storm sah sie fragend an.
Vashtu zögerte, dann schüttelte sie den Kopf und stellte den Becher mit Kaffee auf die Motorhaube. „Ich habe nichts dagegen, Captain. Ehrlich gesagt, ist mir in den letzten zwei Stunden der Appetit gründlich vedorben worden."
Storm nickte verstehend, sagte aber nichts.
Vashtu starrte an ihm vorbei. Ihr Körper versteifte sich kurz, dann richtete sie sich auf und ließ den MP einfach stehen.
Storm seufzte schicksalsergeben und folgte ihr.
„Tom?" fragte die Antikerin den Mann, der ihr den Rücken zugewandt hatte und das Bankgebäude mit einem Schauder betrachtete. Beim Klang seines Namens drehte er sich sich zu ihr um.
„Hast du mich an den Trust verraten?" fragte sie.
„Nein." Tom schüttelte den Kopf. „Und das hätte ich auch nie. Dafür schätze ich dich zu sehr, Vash."
Die Antikerin nickte. „Gut, dann ... Ich hoffe, du hast nichts dagegen, wenn ich unsere Verabredung für heute streiche."
„Major!" kam es in diesem Moment aus drei Kehlen gleichzeitig.
Vashtu drehte sich zu ihren Männern um und lächelte, so wie sie sonst nur ihm gegenüber tat. Tom fühlte einen Stich im Herzen.
„Mam? General Landry möchte Sie so schnell wie möglich wegen des Berichtes sehen", wandte Storm ein.
Vashtu nickte, wechselte noch einen Blick mit dem Psychologen.
„Wenn du dich wieder gefangen hast, bin ich gern bereit, dir zuzuhören."
Tom zuckte etwas hilfos mit den Schultern. „Wenn du meinst."
Eilige Schritte näherten sich, blieben dann abrupt kurz vor ihr stehen.
Vashtu richtete ihre Aufmerksamkeit auf die Neuankömmlinge, und wieder lächelte sie. „Dorn, Peter, Wallace." Sie nickte ihrem Team aufmunternd zu. „Meine Herren, danke für die Hilfe", wandte sie sich an die drei Männer.
Dorn grinste und wandte sich ab, um endlich in sein Auto steigen und losfahren zu können.
„Sollen wir Sie mitnehmen, Major?" erkundigte Storm sich.
Vashtu drehte sich wieder zu dem MP um und nickte stumm.
„Vash?" ließ Tom sich endlich vernehmen.
Die Antikerin wandte den Kopf. „Ja?"
„Es tut mir leid", sagte ihr neuer Bekannter.
Vashtu blickte zu den Bäumen auf, die den Parkplatz der Bank begrenzten, runzelte die Stirn. „Tom, ich denke, wir beide sollten uns einmal dringend unterhalten ... sobald ich wieder einmal ein bißchen Zeit habe", sagte sie dann endlich, drehte sich um und folgte Storm zu dessen Wagen.
Tom Finnigan schluckte hart.
hey =)
AntwortenLöschendas geht ja super weiter =)
also war das wirklich der Trust und sogar die Militär Polizei mischt sich dort ein.
echt klasse wie hernan plötzlich gar ncihts mehr zu sagen hat und auch nur noch bahnhof versteht, während die anderen von nid und co reden.
das ganze, was da in der bank vorgefallen ist war echt total spannend geschrieben und hat mir richtig gut gefallen.
fand ich gut, dass die vashtu doch noch erwischt haben, sonst wär das ganze ja zu einfach gewesen ;)
was tom jetzt wohl von ihr denkt, nach dem er ihren blick gesehen hat.
ich glaube er muss jetzt erst einmal gründlich seine gedanken sortieren und hat "einige" fragen wenn die sich das nächste mal treffen.
hihi ^^ ich hatte meinen ersten zusammenstoß mit einer deiner speziellen Freunde, weil ich etwas gepostet hab, wo ich urprünglich nur beta war...hat sich aber zur zufriedenheit beider parteien recht schnell geklärt ;)
LG Sabrina
*lach* Jaja, der arme Hernan ... der muß sich wirklich komplett veräppelt vorgekommen sein, als ihm der Fall entzogen wurde. Aber, kleiner Tip am Rande, ich würde ihn noch im Hinterkopf behalten. War nicht sein letzter Auftritt in den SG-27-Storys.
AntwortenLöschenWäre doch auch zu einfach gewesen, wenn Vashtu einfach alle ausgeschaltet hätte. Nein, nein, ein paar Komplikationen mußten noch eingebaut werden - oder wie eine Freundin über diese Fic geschrieben hat: "Stirb langsam mit Vashtu Uruhk" *lach*.
Tom wird jetzt auf jeden Fall nachdenklich sein, davon ist auszugehen. Allerdings (okay, ich spoilere ein bißchen) wird er in der nächsten Story sowieso noch etwas anderes zu knabbern bekommen.
Meine speziellen Freunde? Oh, du kennst sie? Aber, tja, was soll ich dazu sagen? Ich finde es schon verblüffend, daß manche ... Damen sich als Koryphäen aufspielen, andererseits aber oft und geradezu überlaut überall verkünden, daß sie ja eigentlich kein Fan mehr sind. Aber wir wissen ja, wessen Geistes Kind die Damen sind ...
Jedenfalls hast du mein vollstes Mitgefühl, du und der/die Autor/in, den/die du betast.
Bis denne
Ramona