22.03.2010

1.15 Becketts letzter Dienst

TV-Serie: Stargate general
Reihe: SG-V (SG-27)
Genre: ship, leichtes PWP
Rating: M
Author's Note: Wie einige andere auch, so war diese Story eigentlich als Versuchsballon für mich selbst gedacht. Nennen wir es Autoren-Ergeiz. Da ich üblicherweise jemand bin, der seinen Figuren gerade beim Thema Sex sehr viel Privatsphäre läßt, ich andererseits aber von sämtlichen Lesern eines meiner Manuskripte für eine seehr kurze Sexszene nur Lob erntete, wollte ich mich denn einmal an einer Geschichte versuchen, deren Hauptaspekt eben auf diesem Thema beruht. Zur Veröffentlichung war die Story eigentlich nicht gedacht gewesen, allerdings hatte ich sie damals einigen Lesern zugeschickt, u.a. auch einem Jugendlichen unter 18 Jahren. Für ihn strich ich damals rigoros so viel wie möglich an Sex heraus, wie es eben ging, so daß die Version entstand, die ich jetzt hier posten werde.
Als zusätzliche Anmerkung sollte ich erwähnen, daß während des Schreibens die Figuren ... nennen wir es, entglitten und Vashtu damit das einzige Mal tatsächlich eine Mary Sue wurde. Zu meiner eigenen Rettung allerdings sei angemerkt, daß der gute John sich in meinen Ex verwandelte, und damit dann wohl unter Gary Stu laufen dürfte *zwinker*.
Zeitleiste: Diese Fanfic spielt am Ende der SGA-Episode 3.17 Sunday.


Vashtu Uruhk nickte Chry'sha'c zu. „Danke nochmals für die rasche Hilfe", sagte sie mit einem Lächeln.

Der Jaffa verbeugte sich vor ihr. „Einer Freundin meines Volkes werde ich immer helfen. Die Jaffa haben dir zu danken."

„Das werden wir noch sehen." Vashtu seufzte, drehte sich dann zu ihren Männern um. „Wallace, einwählen", befahl sie. „Jedenfalls ging es schneller als wir gehofft hatten. Die Jaffa sind tapfere Krieger und haben den Respekt von anderen mehr als nur verdient." Sie zog das kleine Gerät aus ihrer Hosentasche und wartete, bis sie hörte, daß das Wurmloch sich etabliert hatte. „Also dann. Ich wünsche euch Frieden und Freiheit, Chry'sha'c." Sie aktivierte das GDO und wandte sich erneut an ihr Team: „Abrücken!"

Dorn trat als erstes durch den Ereignishorizont, dicht gefolgt von Wallace. Peter Babbis zögerte noch einen Atemzug, dann verschwand auch er.

Der Jaffa nickte der Antikerin noch einmal zu, dann joggte auch sie zum Wurmloch und trat hindurch.

Nur um auf der anderen Seite fast in Wallace langgezogene Gestalt zu prallen.

Erschrocken trat der junge Wissenschaftler einen Schritt zur Seite.

„Können Sie denn nicht einmal ..." Vashtu stockte, als sie begriff, was sie da gerade aus den Augenwinkeln wahrgenommen hatte.

Dorn drehte sich zu ihr um und sah sie mit einem langen, mitleidigen Blick an. Babbis stand beim Geländer, eine Hand um das Metall gekrallt. Wallaces Gesicht war bleich.

Vashtu fühlte, wie ihre Beine weich werden wollten. Einen Moment lang weigerte sie sich noch zu akzeptieren, was ihr da gerade aus den Augenwinkeln aufgefallen war, dann aber trat sie entschlossen einen Schritt vor, das Gesicht angespannt.

Ein Sarg. Und die Flagge auf diesem Sarg ...

Vashtus Lippen bebten. Sie preßte sie fest aufeinander und atmete flach. Ihre Augen begannen zu brennen.

Landry blickte zu ihnen hoch, sah sie an. Und bei dem General stand, in einer Uniform der Air Force, Lt. Colonel John Sheppard. Ihre Blicke trafen sich, und Vashtu konnte die Antwort, die sie befürchtet hatte beim Anblick der Flagge, deutlich in seinen Augen lesen.

„Major Uruhk", wandte Landry sich mit sanfter Stimme an sie.

Vashtu streckte die Hand aus und packte das Geländer. Das Metall stöhnte unter ihrem Griff. Noch immer starrte sie John an. Die anderen, die den Gateroom gerade hatten verlassen wollen, sah sie nicht wirklich. Nur ihn und ... den Sarg!

„Major, ich muß Ihnen leider mitteilen ..."

John trat entschlossen an Landry vorbei und setzte einen Fuß auf die Rampe.

Noch immer starrten die beiden sich an, in einem stummen Verständnis, das eigentlich keine Worte brauchte. Doch jetzt weigerte sich eine von ihnen beiden schlichtweg zu akzeptieren, was sich da vor ihren Augen abspielte.

„Vash ..." Johns Stimme klang belegt.

Die Antikerin schüttelte kurz und abgehackt immer wieder den Kopf. Sie wagte nicht, den Mund aufzumachen, und sie wollte nicht hören, was er ihr zu sagen hatte. Doch er hielt ihren Blick weiter gefangen, während er langsam näherkam.

„Vashtu ..." wiederholte er, als sie bereits zu ihm aufsehen mußte. Sanft legte er seine Hand auf ihre, hielt noch immer ihren Blick gefangen.

Vashtu bat ihn, flehte ihn in Gedanken an, nicht das auszusprechen, was sie so deutlich hatte erkennen müssen. Sie wollte es nicht hören. Nicht jetzt, niemals!

„Carson ist tot."


***


Vashtu schloß leise die Tür hinter sich, tappte dann auf blossen Füßen zu ihrem Wohnraum und blieb im Durchgang stehen. Mit zusammengepreßten Lippen betrachtete sie den Mann, der auf ihrem Sofa lag und schlief. Der Fernseher tauchte den Raum in verwaschene Farben, der Ton lief leise und war kaum verständlich.

Sie konnte nicht schlafen. Ihr Bett schien ihr plötzlich viel zu groß und unbequem. Und das leise Summen des Terrariums einfach nur nervtötend. Ob sie wollte oder nicht, sie war sich nur allzu deutlich bewußt, wer da noch in ihrem Apartment war.

Langsam trat sie in den Wohnraum, betrachtete die hochgewachsene Gestalt unter der Decke.

John hatte einen Arm ausgestreckt und seinen Kopf darauf gebettet. Er paßte gerade auf das Sofa, so daß seine Beine leicht angewinkelt waren. Sein Gesicht war entspannt, doch ein Zug lag um seine Lippen, den sie noch nicht kannte - oder besser erst seit der Trauerfeier kannte.

Vashtu wandte ihr Interesse dem Bildschirm zu. Irgendein Dokumentarsender. Bilder einer Unterwasserexpedition.

Wie in Trance schlich sie zu ihrem Ohrenbackensessel und ließ sich darauf nieder, die Beine angezogen und die Arme um die Schenkel geschlungen. Blicklos verfolgte sie das Treiben auf dem Bildschirm vor sich, während sie in Erinnerungen versank ...


***


„Ich weiß natürlich, daß Sie mit Dr. Beckett befreundet gewesen sind", wandte Landry sich an sie. Seine Stimme klang mitfühlend.

„Sir, ich ..." Sie stockte und sah sich hilflos in ihrem Büro um. Irgendwie wirkte der Raum auf sie plötzlich überdimensional und leer, als wolle er sie verschlingen.

„Sie möchten mit nach Schottland, ich verstehe." Landry nickte.

Sie blickte auf, die Lippen wieder zusammengepreßt, und nickte.

„Ich werde sehen, was sich machen läßt, Major. Dr. Beckett und Sie haben gut zusammengearbeitet während des einen Projektes. Und ich weiß, daß er Sie immer aufgesucht hat, wenn er auf der Erde gewesen ist. Aber Sie müssen auch verstehen ... nach den jüngsten Entwicklungen ..."

„Der Trust ist nicht wirklich gefährlich für mich, Sir", entgegnete Vashtu mit gepreßter Stimme. „Außerdem werde ich doch wohl nicht die einzige Militärangehörige sein, die ... die ... die nach Schottland fliegt."

Landry schien zu überlegen.

„Carson war einer der ersten, die mir Vertrauen schenkten nach meinem Erwachen, Sir. Er war ... Ich habe immer noch seine Schildkröten." Sie preßte die Augen fest zusammen, um die Tränen zu unterdrücken. Ihre Schultern bebten.

„Beruhigen Sie sich, Major." Landrys Stimme klang hilflos. Dann seufzte er. „Wir organisieren gerade noch den Flug. Haben Sie Ihre Uniform?"

Vashtu schüttelte hilflos den Kopf.

„Ich werde sie Ihnen bringen lassen. Ich denke, in Begleitung von Colonel Sheppard und Major Lorne sollten Sie relativ sicher sein. Für alle Fälle aber ..."

„Die MP, Sir, ich verstehe." Wieder ein Nicken.

„Anders wird es wohl nicht gehen. Tut mir leid."


***


John bewegte sich leise im Schlaf. Sein Handrücken rutschte an der Armlehne des Ohrenbackensessels entlang.

Vashtu sah kurz zu ihm hinüber.

Wenn es doch nur nicht soweit zwischen ihnen gekommen wäre! Wenn doch nur ...

Sie atmete tief ein und wandte sich wieder ab. Konzentriert starrte sie auf den Bildschirm.

Sie bemerkte nicht, wie ein Augenpaar sie aus schmalen Schlitzen musterte, denn wieder war sie in ihren jüngsten Erinnerungen versunken.


***


„Lorne, die Anweisungen stehen. Ich denke, Sie werden ..." John zuckte mit den Schultern.

Vashtu, die gerade den Hügel hinabgekommen war und die letzten Worte mitangehört hatte, runzelte die Stirn.

Der Colonel drehte sich zu ihr um und musterte sie kurz und scheinbar ohne jede Emotion. Unwillkürlich straffte sie sich und ging betont langsam auf ihn zu.

„Du hast es also tatsächlich getan", wandte John sich an sie. „Major Lorne, erinnern Sie sich noch an Vashtu Uruhk ... Major Vashtu Uruhk." Die Betonung lag eindeutig und vollkommen übertrieben auf ihrem Rang.

Sie nickte dem jungen Offizier zu und lächelte gequält. „Major."

Lorne betrachtete sie aufmerksam von Kopf bis Fuß, erwiderte dann ihr Lächeln. „Sie bleiben also wirklich die nächsten Tage noch auf der Erde?" wandte er sich dann wieder an seinen Vorgesetzten.

John seufzte, wandte sich von ihr ab. „Landry meinte, die drei Tage könnten auch vorgezogen werden. Es liegt momentan auch nichts vor, zumindest nichts, wovon ich weiß. Sie werden wohl ruhige zehn Tage erleben, Lorne."

Der Major nickte.

„Du bleibst auf der Erde?" fragte Vashtu.

„Ich habe Urlaub." Die Antwort war knapp und emotionslos.

„Ich auch. Landry hat ihn mir zugestanden."

John warf ihr einen kurzen Blick zu. „Und?" fragend hob er eine Braue.

Lorne räusperte sich und drehte sich um, um sich den anderen Militärangehörigen anzuschließen, die jetzt zu den Wagen zurückgingen.

Vashtu zuckte mit den Schultern. „Ich dachte ... Wir könnten ..." Sie stockte.

„Ich habe einiges zu erledigen, Major", entgegnete John mit betont ruhiger Stimme.

„Das ist mir klar. Ich dachte nur ..."

„Nein." Jetzt drehte auch er sich um und marschierte mit strammen Schritt zurück zu den wartenden Fahrzeugen.

Vashtu sah ihm hilflos nach.


***


John Sheppard war aufgewacht. Aufmerksam beobachtete er seine Gastgeberin aus schmalen Augenschlitzen. Er wollte nicht, daß sie bemerkte, daß er wach war. Statt dessen versank er in ihrem Anblick.

Vashtu hockte mit angezogenen Beinen da, in ein überlanges T-Shirt und Jogginghosen gekleidet. So, wie sie da saß, wirkte sie auf ihn wie ein hilfloses kleines Mädchen. Angestrengt starrte sie auf den Bildschirm, schien beinahe durch ihn hindurchzusehen.

Er zwang sich, sich nicht zu bewegen, auch wenn beinahe jede Faser seines Körpers danach schrie, sie zu berühren, zu streicheln und zu küssen. Er liebte diesen zehntausend Jahre alten Sturkopf und wollte sie auf keinen Fall verlieren. Aber trotzdem ...

Er beobachtete sie weiter, und auf sein Gesicht trat ein zärtlicher Ausdruck, als er sich an den Rückflug aus Schottland erinnerte.


***


John saß, vor sich hinbrütend, auf seinem Platz und starrte vor sich hin, als sich plötzlich jemand neben ihm niederließ.

„Kann es sein, daß diese Frau etwas ... irre ist?" fragte Lorne.

Er runzelte die Stirn und drehte sich um. „Was?" Sich reckend warf er einen Blick über die Schulter und hob eine Braue.

Vashtu saß allein auf einem Sitz und starrte vor sich hin. Dabei zupfte sie mit ihren Händen an dem dünnen Material ihrer Strumpfhosen herum. Diese wies schon einige unschöne Löcher und Laufmaschen auf.

„Wieso?" John drehte sich wieder zu Lorne zurück.

Der zuckte mit den Schultern. „Ich hab kurz mit mit einem der MPs gesprochen, die sie bewachen sollen. Der sagte da etwas von einem Banküberfall, bei dem sie ... naja, zwei der Bankräuber waren tot, die anderen hatte sie irgendwie im Schließfachraum eingesperrt. Und ihr war nicht ein Haar gekrümmt worden."

Johns Kopf ruckte wieder zu der Antikerin hinüber. „Vashtu!" flüsterte er, dann drängte er sich an seinem Stellvertreter vorbei und ging zu ihr hinüber.

Die Antikerin saß noch immer so da wie vorher, zupfte an ihrer Strumpfhose herum und starrte ins Leere. Dann, plötzlich, klärte sich ihr Blick und sie sah auf. Eine leise Hoffnung trat in ihre Augen, als er sich auf dem Sitz vor ihr niederließ und zu ihr umdrehte.

Stirnrunzelnd sah er sie an. „Du warst in einen Banküberfall verwickelt?" fragte er unumwunden.

Sie blinzelte, neigte dann leicht den Kopf und nickte. „Ja, aber das war kein ... Es war nicht normal", antwortete sie, drehte sich dann halb um und warf einen langen Blick auf die beiden Militärpolizisten, die hinten im Flugzeug saßen und Karten spielten. „Seitdem habe ich diese Anhängsel."

John sah sie besorgt an. „Was meinst du damit? Warum sollte man dich überwachen? Ich dachte, du hast dein Leben auf der Erde inzwischen relativ im Griff."

Sie zögerte, zog dann die Schultern hoch. „Der Trust ist auf mich aufmerksam geworden, ist schon eine Weile her", erklärte sie. „Jetzt sind sie plötzlich wieder da."

Er ruckte ein bißchen näher an sie heran. „Der Trust? Was wollen die von dir?"

In ihrem Gesicht zuckte es, als sie verstohlen unter ihren Ponyfransen aufblickte. „John, ich bin die letzte erreichbare Antikerin, schon vergessen?"

Das war ihm tatsächlich einen Moment lang entfallen, mußte er zugeben. Er sah sie schon lange nicht mehr als lebendes Relikt, sofern er das je getan hatte. Er sah nur ... Ja, was?

Er sah die interessanteste und schönste Frau, die ihm je in seinem Leben über den Weg gelaufen war, mußte er sich selbst eingestehen. Sie beide hatten noch nie viele Worte gebraucht, sie verstanden sich auch so. Immer schienen sie vom anderen zu wissen, was er empfand - naja, meistens. Wenn da nur nicht diese Sache geschehen wäre ...

„Was hast du vor, wenn wir wieder in den Staaten sind?" fragte sie unvermittelt.

Er blinzelte, aus seinen Gedanken gerissen, und sah sie an. „Was?"

Vashtu zuckte mit den Schultern. „Ich dachte nur. Es wird schon spät sein, zu spät, um dir ein Zimmer in Colorado Springs zu suchen. Was hast du also dann vor? In den Mannschaftsquartieren übernachten?"

Er runzelte die Stirn, schwieg jetzt aber.

Wenn er genau sein wollte, seit ihrem Streit vor einem Monat hatte er kaum noch einen Gedanken an seinen Urlaub verschwendet. Vorher war es für ihn klar gewesen, daß er seine Zeit mit ihr verbringen wollte, sofern sie nicht gerade arbeiten mußte. Aber jetzt?

„In den Bergen liegt der erste Schnee. Ich dachte, wenn du Lust und Zeit hast, könnten wir vielleicht skifahren gehen." In ihren Augen las er ein kleines bißchen Hoffnung.

„Ich ..."

„Du kannst bei mir übernachten. Mein Apartment ist groß genug. Und morgen ... oder wann du willst ..." Sie verstummte, das leise Licht verglomm.

John brach es fast das Herz, sie so resignierend zu sehen. Irgendwie kam ihm der unwahrscheinliche Gedanke, daß sie nicht wirklich Erfahrung mit dem Umgang in einer Beziehung hatte. Aber ... Das war Unsinn!

„Du könntest auf meiner Maschine fahren, wenn du magst."

„Maschine?" Irritiert sah er sie wieder an.

Vashtu nickte. „Mein Motorrad. General O'Neill hat es mir geschenkt."

„Ich habe keinen Motorradschein."

Wieder dieses stille Flehen in ihren Augen.

Er nagte an seiner Unterlippe, fühlte sich plötzlich einfach nur schlecht. Hatte er am Ende überreagiert auf ihren Eintritt in die Army? War er ... ?

Nein, rief er sich zur Ordnung, nein, er hatte keinen Fehler begangen. Da war er sich sicher. Vashtu war nicht geeignet für die Air Force, um genau zu sein, sie war überhaupt nicht für das Militär geeignet. Warum O'Neill und die anderen Stabsmitglieder das nicht hatten einsehen wollen, war ihm nicht klar, doch er vermutete, man wollte sie noch enger an die Erde binden, als sie es nach mehr als einem Jahr bereits war.

„John, ich ..." Ihre Brauen schoben sich zusammen und in ihren Augen schwammen plötzlich Tränen. „Ich ... können wir denn nicht einfach reden?"

Er zögerte, wandte den Kopf ab und sah zur Pilotenkanzel nach vorn. Dann nickte er endlich. „Also gut, ich übernachte heute nacht bei dir. Aber morgen suche ich mir ein Hotel."


***


Vashtu starrte weiter auf den Bildschirm, holte dann plötzlich tief Atem.

Eine große Schildkröte kämpfte sich durch hohes Gras. Die wispernde Stimme aus dem Off erklärte gerade etwas über eine Sendung, die gleich auf diesem Sender laufen sollte.

Unwillkürlich stiegen ihr wieder Tränen in die Augen.

Carson!

Nach seiner Rückkehr nach Atlantis war Landry an sie herangetreten, mit der dringenden Bitte des Mediziners, sich um seine kleinen Schildkröten zu kümmern. So war das Terrarium schließlich in ihrem Schlafzimmer gelandet. Sie war zur Ziehmutter für seine Haustiere geworden.

Und jetzt war Carson tot.

Vashtu schluchzte laut auf und barg ihr Gesicht zwischen den Knien, während über den Bildschirm weiter über Schildkröten gesprochen wurde. Vor ihrem inneren Auge sah sie das offene und freundliche Gesicht von Carson Beckett, wie er auf ihrem Sofa saß und Kaffee trank und sich mit ihr unterhielt.

So viele Briefe hatte er ihr gebracht, so oft hatten sie beide miteinander geschwatzt. Mit der Zeit waren sie Freunde geworden, und sie hatte gewußt, ihr erster Eindruck von ihm hatte sie nie getäuscht.

Und jetzt gab es diesen netten Mann in ihrem Leben einfach nicht mehr. Jetzt würde sie endgültig den Kontakt nach Atlantis verlieren, ohne Beckett und ohne John. Nie wieder würde Carson unvermutet vor ihrer Tür stehen und ihr irritierte Blicke zuwerfen. Nie wieder würde sie seine akzentschwere Stimme hören und sich fragen, warum ausgerechnet dieser Mann, der sie immer wieder an ein riesiges Kuscheltier erinnert hatte, so einsam in seinem Inneren war.

„Vash ..."

Arme umfingen sie plötzlich und hielten sie fest und sicher.

Vashtu drängte sich an den anderen Körper und weinte und schluchzte und klammerte sich an ihn.

„Es ist schon gut", wisperte ihr Johns angenehme Stimme zu. „Alles ist gut. Scht."

Sie drängte sich noch dichter an ihn heran, ließ es zu, daß er sie schließlich auf seine Arme nahm und auf dem Sofa ablud. Noch immer klammerte sie sich an ihn, noch immer barg sie ihr Gesicht an seiner Brust.

Sie konnte einfach nicht mehr aufhören zu weinen. Carson war ihr Freund gewesen. Er hatte für sie und John getan, was er konnte, als ihre Beziehung zueinander noch auf wackeligen Beinen stand und von den oberen Stellen nicht gern gesehen war.

„Er ist tot, John", wimmerte sie plötzlich und hob den Kopf. Ihr Blick war verschwommen von all den Tränen, und sie mußte blinzeln.

Sacht strich er ihr die salzige Nässe von den Wangen. „Es ist gut, Vash, es ist alles gut." Seine Stimme klang erstickt.

Als sie wieder zu ihm hochblickte sah sie, daß auch er weinte, es aber nicht zeigen wollte. Die Tränen gruben feuchte Bahnen in seine Wangen, seine Lippen bebten leicht. Unvermittelt hob sie den Kopf und küßte eine der Tränen weg.

John schloß die Augen und preßte die Lippen aufeinander. Noch immer streichelte seine Hand ihre Wange, noch immer brach auch bei ihm die Trauer ihre Bahn.

„John ..." Sie flüsterte seinen Namen tonlos.

Langsam öffnete er die Augen wieder und sah sie an. Und sie ertrank in diesem Blick, ihre Persönlichkeit, ihr ganzes Selbst, alles was sie ausmachte, wurde von seinen Augen davongetragen und löste sich auf.

Das letzte, an das sie sich erinnerte, war der Kuß ...


***


„Asche zu Asche, Staub zu Staub ..." Der Priester sah auf die Trauergemeinde, die sich um das Loch in der dunklen Erde versammelt hatte. Nach einer kleinen Weile fuhr er fort mit seiner Rede.

Vashtu stand am offenen Grab und starrte darauf nieder. Überdeutlich spürte sie Johns Anwesenheit, er stand direkt neben ihr. Das hatte sich so ergeben, vermutete sie, denn viele Worte hatten sie bis jetzt nicht gewechselt seit ihrem unvermuteten Treffen im Gateroom. So wurde sie nun aber von ihm auf der einen und seinem jungen Stellvertreter auf der anderen Seite flankiert, stand einen Schritt weiter vorn als sie.

Vashtu hob langsam den Kopf.

Es war das erste Mal, daß sie bei einer irdischen Beerdigung anwesend war. Sie hatte keine Ahnung, wie das Zeremoniell ablief, versuchte einfach dadurch, daß sie die anderen Anwesenden beobachtete, sich normal zu geben.

Neben dem Priester stand eine ältere, kleine Frau mit grauem, weiß meliertem Haar. Vashtu kannte sie von einem Foto. Es war Carsons Mutter.

Schnell wandte sie den Blick ab. McKay sah sie über den Rand des Grabes aus an, die Lippen zusammengekniffen. Auch in seinen Augen sah sie Tränen, wie sie auch in den ihren brannten. Und irgendwie tröstete sie der Gedanke, daß ausgerechnet Rodney McKay, der egozentrische Spitzenwissenschaftler, um den lieben Mediziner trauerte, über den er früher immer seine Scherze gemacht hatte.

Bewegung kam in die Trauergemeinde.

Vashtu atmete tief ein, reihte sich dann, vor John und hinter seinem Stellvertreter, gehorsam ein und wartete.

Einer der Trauergäste trat vor, nahm eine kleine Schaufel und warf Erde in das Grab.

Vashtu atmete tief ein und schluckte dann.

Wenn sie sich vorstellte, das ... Nein, besser nicht!

Geduldig wartete sie, bis sie der Schaufel am nächsten war, und griff danach. Eine andere Hand legte sich über ihre und ließ sie den Kopf heben. John sah sie nur an, die Lippen zusammengepreßt und etwas in seinen Augen, das sie bisher noch nie bei ihm gesehen hatte. Unmerklich nickte sie, und gemeinsam warfen sie etwas Erde in das Grab, blieben dann einen Moment lang noch stumm nebeneinander stehen und starrten in diesen finsteren Abgrund, in dem sich jetzt die sterblichen Überreste des freundlichen Mediziners befanden für alle Zeit.

Johns Hand streifte ihre Schulter, als sie sich umdrehten und zu Mrs. Beckett gingen, um ihr ihr Beileid auszusprechen.

Die alte Frau sah unwillkürlich auf, als sie das Paar auf sich zukommen sah. Trotz der Tränen in ihren Augen und der Trauer, die sich tief in ihr Gesicht gegraben hatte, lächelte sie.

Vashtu nickte ihr zu, hob dann die Rechte. „Mrs. Beckett ... ich ..." Sie atmete tief ein.

„Miss ... Uruhk?" Die alte Frau drückte ihre Hand. „Es freut mich, Sie endlich kennenzulernen." Sie blickte zu John hinauf. „Colonel. Carson hat immer sehr viel von gerade Ihnen beiden gesprochen. Ich bin sicher, es würde ihn freuen, sie ..." Nun brach sie ab und schluchzte.

Johns Hand krallte sich hilflos in Vashtus Schulter.


***


Als sie erwachte, fühlte Vashtu sich zum ersten Mal seit Wochen ... wohl! Sie wußte selbst nicht genau warum, sie fühlte nur eine Behaglichkeit, die sie schon seit Ewigkeiten nicht mehr gespürt hatte. So, als wäre sie zum ersten Mal seit langer Zeit wieder vollständig.

Blinzend gähnte sie und streckte sich. Dabei stießen ihre Füße auf ... Füße?

Vashtu riß die Augen auf und drehte sich um. Entgeistert starrte sie auf die Gestalt, die neben ihr in ihrem Bett lag.

Was? Wie? Wann?

Dann fiel ihr die letzte Nacht wieder ein, zumindest ...

Oh nein! Sie hatte doch nicht mit John ... ?

Vashtu holte tief Atem und lüftete die Decke ein Stück weit, nur um sie dann sofort wieder hochzuziehen und sich verlegen umzusehen.

Sie war nackt. Und, wie sie gesehen hatte, war sie da nicht die einzige.

Wieder starrte sie John an, der entspannt neben ihr lag und offenkundig schlief - zumindest hatte er die Augen geschlossen.

Was sollte sie jetzt tun? Wie sollte sie sich verhalten? Wenn er etwas bemerkt hatte ...

Vashtu schluckte.

Am besten, sie tat, als sei nichts geschehen. Als sei alles völlig normal und ... und ...

Erst einmal raus aus dem Bett und irgendwas überziehen!

Entschlossen schlug sie die Decke wieder zurück und richtete sich auf. Wenn sie schnell war, würde er vielleicht sogar noch schlafen und gar nichts ...

Eine Hand umschloß ihren Unterarm, sanft aber auch kräftig.

Vashtu sah an sich hinunter, drehte sich dann um.

John hatte die Augen einen Spaltweit geöffnet und lächelte.

„Ich ... wir ... das ..." Vashtu schloß den Mund und fühlte sich einfach nur hilflos.

„Komm wieder ins Bett." Seine Stimme hatte etwas von einem zufrieden schnurrenden Kater, fand sie.

„Äh ... soll ich uns nicht ... würdest du bitte ... ich meine ..."

Langsam schob er sich näher und musterte sie amüsiert. „Was soll ich? Ich denke, es gibt nichts, was ich letzte Nacht nicht schon gesehen hätte, oder?" Seine andere Hand strich vorsichtig ihre Wirbelsäule entlang. Ein wohliger Schauer durchrieselte sie.

Vashtu schluckte, sah sich nervös um, doch ihr fiel nichts ein, was sie hätte darauf erwidern können. So jedenfalls war das ganze in ihren Gedanken nie passiert. So hatte sie sich niemals ...

John küßte ihren Arm, richtete sich dann auch auf und umfaßte sie zärtlich von hinten. „Laß die Welt und ihre Sorgen draußen, Vash", wisperte er ihr ins Ohr, küßte ihren Halsansatz. „Komm wieder ins Bett."

Vashtu stöhnte leise auf, als seine Hand ihre Brustwarze streifte. Unwillkürlich hob sie den Kopf in den Nacken und schloß die Augen.

„Oder hat es dir nicht gefallen?" gurrte er ihr zu und knabberte an ihrem Ohrläppchen. Seine Hände schienen plötzlich überall auf ihrem Körper zu sein, und seine Berührungen waren ... elektrisierend.

Vashtu gab ihren Widerstand auf, ließ sich gegen ihn sinken und begann, seine Küsse zu erwidern.


TBC ...

2 Kommentare:

  1. waahh juhu es geht weiter =)
    eigentlich müsste ich ja lernen, aber ich nutz jede gelegenheit um mich davor zu drücken :D

    ich fand die folge so traurig, als carson gestorben ist :( und da vashtu gut mit ihm befreundet war, ist das kein wunder, dass sie so niedergeschlagen ist.
    ich hab erst letztens wieder the return geschaut und musste über carson lachen, als er von den schilkröten geredet hat...jetzt weiß ich ja wo die geblieben sind :P :D
    und john und vashtu...das sind so zwei...das der sturkopf an john nicht einfach akzeptieren kann, dass vasthu nun beim militär ist.
    aber in der nacht haben die beiden wohl doch noch zueinander gefunden ;)
    ich finde es aber gut so, wie die endversion nun ist, auch wenn es die "unter 18" version ist ;) ein bisschen privatsphäre sollte man den schon noch gönnen :P
    LG Sabrina

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  2. Na, aber ich will dich nicht vom Lernen abhalten. Das ist wichtiger als Lesen - obwohls mich natürlich schon ein bißchen schmeichelt *rotwerd* ...
    Ja, Sunday ist schon eine spezielle Folge, da stimme ich dir zu. Auf der einen Seite fand ich es komplett überflüssig, Carson zu opfern, andererseits hatts mir die Idee der Folge angetan - wirst du vielleicht mal lesen in weiter Zukunft.
    *lach* Die Schildkröten, klar. Die werden in dieser FF noch ne kleine Rolle spielen, irgendwas mußte ich mir ja mit den Tieren einfallen lassen. Bei SGA ist das Terrarium ja an McKay vererbt worden, tauchte auch mal ganz kurz in einer Folge auf, wenn ich mich jetzt nicht irre, war zumindest in einem Plan, den Mallozzi in seinen Blog gestellt hatte. Aber selbst dafür gibts ne Erklärung bei mir, aber dazu später mehr.
    Und auch für dieses Stück Geschichte hab ich mal wieder was rausgekramt, einen Kommentar nämlich. Eine der jetzigen Unschuldslämmer meinte auf diesen ersten Teil (bzw. als Story gesehen, hatte ich seinerzeit aus Zeitmangel beim Award eingereicht), statt guter Unterhaltung und guter Charakterdarstellung sei das ganze reine gegenseitige Abhängigkeit und ein Ausnutzen des anderen. Aber, naja, man kennt ja die Gedächtnisleistungen einiger Damen, gelle?

    Freut mich jedenfalls, daß dir der Anfang gefällt. Ich bin zumindest ehrlich, wenn ich sage, es geht schon noch qualitativ bergab - das PWP hab ich nicht umsonst als Genre gewählt.

    Dank dir für das Comment!

    Bis denne
    Ramona

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