25.07.2010

2.03 Die geheime Stadt (Teil 2)

TV-Serie: Stargate general
Reihe: SG-V (Stargate: Vineta)
Genre: action, adventure, humor
Rating: PG
Author's note: Wer sich noch daran erinnert, WIE man auf der Erde auf Vineta aufmerksam wurde, wird jetzt wahrscheinlich "ah!" machen *zwinker*. Ja, es ist die indirekte Fortsetzung der Antarctica-Story, sprich, wir werfen einen genaueren Blick auf die Stadt.


Mit einem leisen Zischen glitt die Tür auf.
Vashtu Uruhk blickte von ihrer Lektüre auf und runzelte die Stirn. Dann legte sie das Buch, das sie sich bei einem ihrer Bewacher geborgt hatte, auf die Pritsche und erhob sich zögernd, um schließlich, wenn auch immer noch deutlich langsamer als von ihr gewohnt, strammzustehen und die Hand zum Gruß an die Stirn zu legen, als ihr ungebetener Besucher die Zelle betrat.
„Sir!"
Colonel Lionel Pendergast sah sich kurz interessiert um, dann richtete er seine Aufmerksamkeit auf sie und musterte sie von Kopf bis Fuß. „Scheint Ihnen ja ausgezeichnet zu gehen, Major", bemerkte er. Wieder war da dieses kalte Glitzern in seinen Augen. „Ich wußte gar nicht, daß man sich in der Brick wohl fühlen kann. Aber Sie haben inzwischen ja wohl einige Übung in Ihrem Aufenthalt hier."
Vashtu ließ ihr Gesicht ausdruckslos bleiben, auch wenn sie einen letzten kühlen Blick auf ihren momentanen Vorgesetzten nicht so ganz verhindern konnte.
Seit zehn Tagen saß sie jetzt in der Brick, der Zelle, und hatte so gut wie keinen Kontakt nach draußen, einmal abgesehen von den Wachen, die ihr regelmäßig die Mahlzeiten brachten oder sie zu einem der Duschräume führten, damit sie sich waschen konnte. Ansonsten war sie sich hier mehr oder weniger sich selbst überlassen worden. Etwas, was sie, zumindest die ersten Tage, ziemlich genossen hatte.
Pendergast nickte. „Noch immer ungebrochen, wie? Mutig, Major, das muß ich Ihnen lassen." Er trat jetzt doch näher, sah ihr in die Augen. „Ich muß sogar anerkennen, daß Sie, zumindest was das Zurückholen meiner Männer angeht, gute Arbeit geleistet haben. Und auch Ihre Devi dürfte es endgültig erledigt haben. Es sei denn, Sie denken an weitere unerwünschte Besucher?" Er hob fragend eine Braue.
„Nein, Sir. Ich weiß nichts von anderen Aggressoren, Sir", antwortete sie so knapp wie möglich.
Pendergast nickte, sah ihr immer noch in die Augen. „Die schlimmsten Brände sind inzwischen erloschen, Major. Was auch immer Babbis und Sie da unten angestellt haben, es hat ziemlich gute Arbeit geleistet. Der Planet ist verwüstet."
„Erethia, Sir", wagte sie zu bemerken, „der Planet heißt Erethia."
„Tatsächlich?" Pendergast nickte wieder, wandte sich ab. „Stehen Sie bequem, Major."
Vashtu nahm ihre Hand herunter und stellte sich in die vorgeschriebene Position, die sie allerdings als alles andere als „bequem" empfand.
„Sie haben diese Aliens hier angeschleppt", wandte Pendergast sich unvermittelt wieder an sie, stand aber weiter mit dem Rücken zu ihr, musterte statt dessen aufmerksam die Zelle. „Ich will sie wieder loswerden. Also werde ich Sie wohl oder übel aus der Brick holen, selbst wenn mir klar ist, daß Sie demnächst wohl ein Dauergast hier werden. Sie werden lachen, ich schicke Sie sogar wieder auf den Pla... nach Erethia zurück, mit einem Auftrag: Sie werden kontrollieren, ob noch Leben auf diesem Himmelskörper möglich ist, damit wir Ihre Bagage endlich wieder loswerden. Wenn das nicht der Fall ist, kontrollieren Sie noch einmal den Mond, auf dem wir zunächst waren. Wenn die ... Erethianer abgesetzt sind, melden Sie sich auf der Stelle wieder bei mir, dann überlege ich mir den nächsten Schritt."
Für einen Moment hatte Vashtu tatsächlich eine leise Hoffnung am Horizont aufleuchten sehen. Doch diese verlosch bei Pendergasts letzten Worten so schnell wieder, daß sie ihr nicht einmal nachtrauern konnte.
Pendergast hatte tatsächlich vor, sie mitzuschleppen, wohin auch immer er wollte. Der Hyperantrieb der Prometheus war von einem Wraith zerstört worden, der normale Antrieb fast außer Funktion. Nach Erethia waren sie auch nur gekommen, weil Babbis und sie gemeinsam die Sache mit den Puddlejumpern ausgeheckt hatten. Dabei aber mußte der junge Wissenschaftler Stillschweigen bewahren, denn der Colonel wollte nicht, daß sie sich in andere Bereiche als dem des Militärs einmischte. Sie - eine ehemalige Wissenschaftlerin!
„Haben Sie das verstanden, Major?" Pendergast drehte sich nun doch wieder um und musterte sie.
„Ja, Sir, ich habe verstanden", antwortete sie.
Zumindest würde sie wohl ein paar Tage Erholung dranhängen können, das war doch schon einmal etwas. Und vielleicht fiel ihr in dieser Zeit tatsächlich eine Lösung für ihr vordringlichstes Problem ein: sich so schnell und so leise wie möglich aus dem Dunstkreis des Colonels zu entfernen.
„Dann schnappen Sie sich Ihren Babbis und setzen sich in einen Puddlejumper. Sie haben zwanzig Minuten, Major. Und ich befehle Ihnen, mir alle zwei Stunden Bericht zu erstatten. Stellen Sie sich Ihre Uhr, denn ich werde nicht warten!" Pendergast drehte sich um und verließ die Brick, doch die Tür blieb hinter ihm geöffnet.
Vashtu seufzte erleichtert, sah sich kurz um, ob sie irgendetwas noch herumliegen hatte, dann verließ sich mit strammen Schritten die Zelle.
In einem mußte sie Pendergast wirklich recht geben: Wenn er sie wirklich weiter an einer dermaßen kurzen Leine hielt, würde sie tatsächlich ein Dauergast in seiner Brick werden.

***

Dr. Anne Stross stopfte mißmutig einige Kleidungsstücke zum Wechseln in einen Rucksack, zog dann dessen Reißverschluß zu.
Vor einer halben Stunde hatte Pendergast ihr mitgeteilt, daß sie und Markham sich im Hangar einzufinden hatten - unverzüglich! Sie sollte mit einem Team auf den Planeten hinunter und nachsehen, ob dieser noch soweit intakt war, um die Erethianer - und wahrscheinlich auch die Crew aus Atlantis - dort auszusetzen.
An für sich hatte Anne nichts gegen diesen Vorschlag, im Gegenteil begrüßte sie ihn sogar. Aber sie hatte eigentlich eher darauf gehofft, daß jemand anderes mit dieser Eingebung zu ihr kommen würde, und dies auch nicht sofort nach dem Ende der größten Brände, die auf dem Planeten so ziemlich alles zerstört haben dürften, was dort überhaupt existiert hatte.
Aber die Antikerstadt, von der Major Uruhk gesprochen hatte ... was war mit dieser? Soweit sie von den Erethianern erfahren hatte, war es durchaus möglich, daß diese das zehntägige Inferno überstanden hatte, immerhin lag sie wohl geschützt in einer gewaltigen Höhle. Vielleicht hatten sie wirklich zur Abwechslung einmal Glück.
Allerdings wäre es ihr persönlich lieber gewesen, wäre Major Uruhk mit von der Partie. Immerhin war diese außergewöhnliche Frau selbst eine Antikerin und könnte nur allein durch ihr Auftauchen diese geheimnisvolle Stadt wieder zum Leben erwecken. Das Gen ihres Volkes bewirkte Dinge, die normalen Menschen versagt blieben. Und, wie Stross sich an die Aussagen von Elizabeth Weir erinnerte, dieses Gen konnte eine Stadt durchaus aus ihrem zehntausendjährigen Schlaf erwecken, wie im Falle des früh verstorbenen Major Sheppard in Atlantis geschehen.
Aber Major Uruhk saß seit zehn Tagen in der Brick der Prometheus, und es sah nicht so aus, als wollte Pendergast die Antikerin so schnell wieder laufen lassen, vor allem, da er zumindest über ihre Herkunft Bescheid wußte.
Anne wagte gar nicht sich vorzustellen, was der Colonel noch auffahren mochte, sollte er jemals hinter das zweite Geheimnis dieser ungewöhnlichen Frau kommen. Mißtrauisch war er inzwischen, das hatte sie selbst schon bemerkt. Nur allein die Sache mit dem Wraith, der sich auf dem Schiff eingeschlichen und offensichtlich den Hyperantrieb zerstört hatte, sprach Bände. Major Uruhk hatte den Eindringling laut eigener Aussage selbst getötet, wie sie schon hunderte seiner Art getötet hatte vor zehntausend Jahren. Pendergast selbst hatte sie gefunden, als sie sich gerade über den Leichnam beugte, und daraufhin auf die rasche Herausgabe der medizinischen Ergebnisse seines unverhofften Fanges gedrungen. Anne war es nur dank Dr. Peter Grodin gelungen, das Geheimnis der Antikerin zu wahren, ihre fremden Gene, die sie zu höheren Leistungen als die eines normalen Menschen bringen konnten.
Aber was Major Uruhk und Dr. Peter Babbis da auf dem Planeten getan hatten, war eine ganze andere Sache. Den beiden allein war es gelungen, die Devi, die wohl auf Erethia vorherrschende Rasse, vollständig auszulöschen. Dabei allerdings hatten sie diesen verheerenden, den Planeten offensichtlich komplett zerstörenden Brand ausgelöst und ein weiteres Mitglied ihres Teams, Dr. James Wallace, verloren.
Wie Anne nicht anders erwartet hatte, waren die vornehmlich Beteiligten an der Aktion unter Bewachung gestellt worden. Nur Major Uruhk hatte es zu dem zweifelhaften Ruf gebracht, in die Zelle der Prometheus zu wandern ohne großen Kontakt zum Rest der Besatzung des Schiffes. Aber Pendergast versuchte ja bereits seit dem Auftauchen dieses ominösen SG-Teams mit der Nummer 27, die Antikerin von allen anderen zu isolieren. Anne war sich sicher, der Colonel hatte ihr mit seiner Weigerung, eine Rettungsmission für die Vermißten ihres Außenteams aufzustellen, eine Falle gestellt, in die die Antikerin auch prompt gelaufen war durch ihr Pflichtbewußtsein und den verletzten Stolz.
Die Wissenschaftlerin seufzte und schulterte den Rucksack.
Bis jetzt hatte sie zumindest noch ab und an Berichte über den seelischen Zustand der Majorin erhalten durch ihre „Spione" in Pendergasts Reihen. Aber wenn sie wieder auf dem Planeten war, für wer weiß wie lange Zeit, würde damit wohl auch Schluß sein. Dabei hatte Anne die ganze Zeit über gehofft, irgendwie die Antikerin überreden zu können, hierzubleiben und sich ihrer Crew anzuschließen. Sie hatte sogar geglaubt, erste zarte Freundschaftsbande zu dieser ungewöhnlichen Frau geschlossen zu haben. Aber das dürfte dann jetzt wohl der Vergangenheit angehören. Pendergast würde nie im Leben zulassen, daß sie beide noch einmal aufeinandertrafen, davon war sie überzeugt.
Im Gang erwartete Lieutenant Markham sie mit ernstem Gesicht. Anne seufzte und wanderte an seiner Seite bedrückt in Richtung Hangar.
Ohne es zu wollen hatte sie Pendergast genau den Grund geliefert, den er die ganze Zeit vorher gesucht hatte, um sie loszuwerden und Major Uruhk ganz für sich zu beanspruchen. Natürlich hatte sie um dieses Risiko gewußt, doch es weit von sich geschoben, als die Antikerin mit der Bitte um Hilfe zu ihr gekommen war. Eher hatte sie damit gerechnet, daß die Paranoia Pendergasts das kleine Netzwerk, das sie in den letzten Wochen seit ihrer überstürzten Abreise von Atlantis aufgebaut hatte, zerschlagen würde. Doch merkwürdigerweise hatte der Colonel die Erklärungen der anderen Beteiligten, nämlich daß sie und der Major den Plan allein ausgeheckt und die anderen mit diversen Drohungen dazu gezwungen hätten, geglaubt. Die Militärs, abgesehen von Vashtu Uruhk, waren sogar von ihm belobigt worden für ihre Tat.
Was mochte Pendergast planen mit der Antikerin? Warum diese ständige Gängelei ihr gegenüber, die sogar noch schlimmer war als alles, was die Atlantis-Crew bisher hatte mitmachen müssen? Warum schließlich diese gründliche Isolation? Weil seine erste Methode, nämlich das blosse Verbot, nicht gefruchtet hatte?
Anne wußte es nicht. Was sie aber wußte war, daß sie nicht in der Haut von Major Uruhk stecken wollte. Pendergast hatte einen Narren an der Antikerin gefressen, behielt sie im Auge, ließ sie von seinen Leuten überwachen. Soweit Anne es wußte, waren auch regelmäßig Wanzen im Quartier des Majors angebracht worden, die diese, ebenso regelmäßig, wieder entfernte. Und ihr war es irgendwie auch gelungen, ihr Funkgerät dermaßen zu manipulieren, daß niemand ihre Frequenz abhören konnte.
Das war es, was Anne an dieser Frau beeindruckte. Ihre Art, die Dinge direkt anzugehen, scheinbar ohne sich um die Konsequenzen wirklich zu kümmern. Vashtu Uruhk stürmte vor, und würde vielleicht irgendwann mit fliegenden Fahnen untergehen, wenn nicht jemand sie bremste. Aber anders bremste als Pendergast es versuchte. Diese Frau mußte mit Vernunft zur Einsicht gebracht werden, nicht mit strengerer Regulierung und Überwachung. Sie selbst mußte einlenken, nicht vollkommen abgeschnitten werden von allem möglichen.
Anne betrat an der Seite von Markham den Hangar. Ein Puddlejumper stand bereit, die Heckluke geöffnet. Auf der Rampe erschien gerade Dr. Peter Babbis, irgendetwas unter den Arm geklemmt, das Anne nicht richtig sehen konnte.
Ein zweiter Jumper stand nicht weit entfernt, ebenfalls mit gesenkter Heckluke. Und aus diesem Jumper kam auch gerade eine Gestalt herab. Eine Gestalt, die Anne nicht erwartet hatte, die wohl auch Markham nicht erwartet hatte nach dem zu schließen, wie groß seine Augen plötzlich wurden. Eine schwarzhaarige Frau mit einer Sturmwindfrisur, wie sie nur im Buche stehen konnte.
„Major Uruhk?" entfuhr es Anne entgeistert.
Die Antikerin drehte sich zu ihr herum, und kurz huschte ein Lächeln über ihre Lippen. „Doc", nickte sie zur Begrüßung, nahm Babbis dann ein Datenpad ab und las es sich stirnrunzelnd durch. „Sie können schon reingehen. Die Jumper sind bereit zum Start, sobald unsere Mannschaft versammelt ist."
Anne starrte die andere nur groß an und konnte einfach nicht glauben, sie hier vor sich zu sehen. „Aber ... woher?" fragte sie schließlich.
Major Uruhk blickte auf. Ihre großen dunklen Augen glänzten belustigt, während wieder ein Lächeln um ihre Mundwinkel spielte. „Aus der Brick. Strafaktion", antwortete sie.
Anne nickte nur verwirrt.

***

Dr. Peter Grodin schob den Rollstuhl vor sich her, stellte dann die Bremsen fest, ehe er um die, das Krankenbett abteilenden Vorhänge trat und seinen Patienten musterte. „Guten Morgen, Sergeant", begrüßte er den älteren Mann.
Sergeant George Dorn blickte auf, einen amüsierten Zug um den Mund, und nickte ihm stumm zu.
Grodin trat kopfschüttelnd näher. „Ich frage mich wirklich, ob Sie mir das alles nur vorspielen oder tatsächlich so einsilbig sind", sagte er dann, die Hände in die Hüften gestützt.
Dorn zuckte mit den Schultern, legte die Zeitschrift, in der er geblättert hatte, auf den Beistelltisch neben dem Bett. „Bin so", antwortete er einsilbig.
Grodin nickte. „Es sei denn, Ihre Vorgesetzte taucht auf", bemerkte er, beugte sich über seinen Patienten und zwinkerte ihm zu. „Ein süßer Feger, dieser Major, was?"
Dorn hob die Brauen. „Haben viel durchgemacht, Major Uruhk und ich. Das ganze Team." Sein Gesicht wurde nachdenklich, in seinen Augen lag ein Schleier.
Grodin seufzte, richtete sich wieder auf und legte dem Marine eine Hand auf die Schulter. „Soweit Dr. Babbis das berichtet hat, hat Ihr viertes Mitglied nicht lange leiden müssen, Sergeant", sagte er mitfühlend, auch wenn er wußte, diese Worte waren nur ein schwacher Trost.
Dorn riß sich aus seiner Trauer. Langsam schüttelte er den Kopf, sah dann wieder auf. „Dem Major geht das näher", sagte er einfach nur.
Nun allerdings war Grodin überrascht.
Er hatte Major Uruhk und Dr. Babbis nach deren Rückkehr vom Planeten noch einmal gründlich untersucht, auch mit ihnen gesprochen. Dabei hatte er eigentlich weniger das Gefühl gehabt, der Tod von Dr. Wallace ginge der Antikerin nahe. Dagegen war ihr Haß auf die Devi beinahe unheimlich für ihn gewesen. Aber ... vielleicht hatte Dorn recht und sie reagierte nicht mit der typischen Trauer, sondern mit Zorn auf die, die ihr viertes Teammitglied getötet hatten.
Grodin beschloß, noch einmal auf Pendergast einzuwirken und mit Dr. Heightmeyer zu sprechen, damit diese Major Uruhk vielleicht noch einmal untersuchen konnte. Wenn die Antikerin tatsächlich ihre Trauer zu übersteigern begann und ein Aggressionspotenzial entwickelte, konnte das üble Folgen haben, je nachdem, wie lange sie in dieser Galaxis bleiben mußten. Und nach allem, was er wußte, würden sie wohl eine ganze Weile hier festsitzen.
„Die beiden machen sich Vorwürfe", fügte Dorn nachdenklich hinzu, warf dem Stumpf seines linken Beines einen langen Blick zu.
Grodin sah auch auf das nieder, was sich da so deutlich unter der dünnen Decke abzeichnete. Und so ganz konnte er das nicht von der Hand weisen. Das Bein abzubinden mochte im ersten Moment keine schlechte Idee gewesen sein, aber es abgebunden zu lassen aus Angst, die Arterie würde sich wieder öffnen, ein großer Fehler, der dem Marine tatsächlich das Bein gekostet hatte. Er hatte es nicht mehr retten können, so viel Mühe er sich auch gegeben hatte.
„Das wird sich wieder fügen, Sergeant", wandte er ein, richtete sich wieder auf. „Und es wird Zeit, daß Sie aus dem Bett kommen. Ich habe Ihnen da etwas mitgebracht, für den Anfang."
Dorn blickte mit hochgezogenen Brauen auf, sagte aber wieder nichts.
Grodin nickte, trat wieder um den Vorhang herum und brachte den Rollstuhl in das schmale Abteil. „Erst einmal, Sergeant, werden Sie mit diesem Gefährt vorlieb nehmen müssen. In ein paar Tagen fangen wir dann mit den Krücken an, damit Sie wieder laufen lernen."
Dorn betrachtete den Rollstuhl nachdenklich, schlug dann die Decke zurück und rutschte auf die Kante des schmalen Bettes.
Grodin war überrascht über diese Reaktion. Normalerweise versuchten Patienten wie Dorn alles, um dem Rollstuhl zu entgehen. Von Leugnen bis zur Apathie hatte er schon jedes Stadium der Weigerung erlebt. Doch der Sergeant schien geradezu begeistert von der Aussicht, endlich aus dem Bett zu kommen.
Ein gutes Zeichen?
Grodin war sich da nicht so ganz sicher, aber er wollte im Moment das beste hoffen.

TBC ...

2 Kommentare:

  1. ups, gar nicht mitbekommen, dass es wieder weiter geht.
    ui ganze zehn Tage durfte Vashtu in der Brig verbringen. Aber so ganz ohne Besuch muss das nach ein paar Tagen aber verdammt langweilig geworden sein.
    Aber wenigstens darf sie jetzt auf den Planeten zurück und vielleicht fällt ihr ja noch etwas ein, um komplett aus den Fängen Pandergasts zu verschwinden.
    Schön fand ich auch die letzte Szene mit Grodin und Dorn. Es ist echt toll zu sehen (bzw. lesen) das er nicht den Lebensmut verloren hat, obwohl er ein Bein verloren hat und sich darauf freut mit dem Rolli das Raumschiff unsicher zu machen :)

    LG Sabrina

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  2. Ich hatte auch erst Sonntag wieder angefangen mit dem Posten. Insofern hast du jetzt noch nicht soo viel verpaßt. Schön, daß du auch weiterhin dabei bist *freu*.
    Ja, zehn Tag hat Pendergast sie eingesperrt. Och, wir kennen doch Vashtu, die findet immer was zu tun *zwinker*. Sie hat eben gelesen die meiste Zeit über. Nur daß der Lesestoff auf der Prometheus doch etwas begrenzter ist.
    *grins* Oh, wer weiß, was Pendergast einfällt, um sie weiter zu drangsalieren. Der hat noch einiges auf Lager, vertrau mir *harhar*.
    Ja, Dorn nimmt den Verlust seines Beines relativ gelassen - noch! Ob das so bleiben wird ... ? Wer weiß *flöt*.
    Dank dir für das Comment!

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