„Und Sie sind sich wirklich sicher?“
Dr. Anne Stross sah nervös zu dem Bildschirm hinüber und wartete.
„Ganz sicher.“ Major Vashtu Uruhk
verschob den letzten Kristall und hob den Kopf, als der Bildschirm
aufflammte. Augenblicklich runzelte sie die Stirn. „Die Prometheus
versucht zu starten. Pendergast will den Rest unserer Leute
mitnehmen, wohin auch immer.“ Ihre Augen loderten vor kalter Wut
auf.
Anne stellte sich neben sie und
betrachtete aufmerksam den Bildschirm.
Undeutlich war darauf das
Erd-Raumschiff auszumachen. Es lag mit dem rückwärtigen Antrieb zur
Kamera in einer Umlaufbahn um den Planeten. Und bis jetzt waren die
hinteren Schubdüsen dieses Antriebes immer schwarz gewesen. Jetzt
aber ... war gut die Hälfte dieser Düsen aufgeflammt und glühte
dunkelrot.
„Bei dem Tempo braucht er Wochen, bis
er auch nur aus der Umlaufbahn heraus ist“, fügte Vashtu kalt
hinzu und kreuzte die Arme vor der Brust. „Mehr als genug Zeit für
uns, die Eingeschlossenen da herauszuholen.“
Anne neben ihr musterte sie. „Aber
nicht Sie!“ entschied sie endlich.
Vashtu runzelte die Stirn und wandte
den Kopf. „Wie bitte?“
Anne nickte entschieden. „Ich werde
Sie da auf gar keinen Fall herauslassen, Vashtu“, wiederholte sie.
„Ihr Haß auf Pendergast ist zu groß.“
Ein ironisches Lächeln umspielte die
Mundwinkel der Antikerin. „Soll ich ihm etwa dankbar sein dafür,
daß ich mich in eine Wraith-Queen verwandelt hatte? Auf diese
Erfahrung hätte ich liebendgern verzichtet! Außerdem mag ich es
nicht sonderlich, wenn jemand mich unter Drogen setzt und
irgendwelche Geheimnisse aus mir herausquetschen will.“
„Sie sagten selbst, wir haben noch
Zeit“, entgegnete Anne. „Wenn Markham von P1V-144 zurück ist
...“
„Wenn dem Colonel nicht einfällt,
daß er auch ein paar F-302 vor seinen Bug spannen kann, haben wir
noch Zeit“, widersprach Vashtu entschieden. „Wir müssen so
schnell wie möglich da hinauf und die anderen runterholen. Hier sind
sie sicher, und Pendergast kann sie nicht orten.“
„Sie dagegen kann er orten, Major,
sobald Sie die Stadt verlassen haben.“ Anne sah sie eindringlich
an. „Was mache ich, wenn Sie gerade die oberen Luftschichten
durchbrochen haben und er läßt Sie vom Steuer des Puddlejumpers
wegbeamen? Was, wenn der Jumper dann abstürzt, oder, noch besser,
wenn er selbst in eine Umlaufbahn gerät, weit ab von allen unseren
Möglichkeiten? Wenn Sie weg sind, können wir Sie wahrscheinlich
nicht zurückholen, Vashtu. Daran sollten Sie, bei allem Haß, auch
denken. Ich kann verstehen, daß Sie inzwischen auf Pendergast nicht
mehr sonderlich gut zu sprechen sind. Aber jetzt da hochstürmen und
ihn blind anzugreifen versuchen, wird die Lage für keinen besser
machen - am allerwenigsten für die, die dort oben eingesperrt sind.“
„Wollen Sie Pendergast auf einen
Nährungsbrei in die Stadt einladen, um mit ihm zu verhandeln?“
Vashtus Augen wurden groß. „Wir müssen so schnell wie möglich da
hoch, sonst sind sie außerhalb unserer Reichweite und wir können
nichts mehr tun! Ich lasse niemanden zurück, Anne! Nie!“
„Sie sollen sie auch nicht
zurücklassen, sondern einfach nur ein oder zwei Tage abwarten,
Vashtu“, entgegnete die Leiterin Vinetas. „Sobald Markham wieder
da ist, werden wir etwas unternehmen. Aber ich werde nicht
ausgerechnet Sie in die Prometheus lassen. Sie haben selbst davon
gesprochen, wie es bewertet wird, was Sie beim letzten Mal getan
haben. Wollen Sie auch noch eine Meuterei auf Ihre Kappe nehmen?“
„Wäre vielleicht keine schlechte
Idee ... vor allem, wenn ich Pendergast und Bates ein bißchen
kielholen darf - im Weltraum, versteht sich!“ Ein kaltes Lächeln
erschien auf Vashtus Gesicht.
„Das habe ich nicht gehört,
Major!“ Anne wandte sich wieder dem Bildschirm zu. „Vielleicht
können sie ja irgendwie allein verschwinden? Sie haben Sie ja
schließlich auch irgendwie herausgeschmuggelt.“
„Ich würde mich darauf nicht
verlassen.“ Vashtu schüttelte den Kopf. „Der Colonel wird
aufpassen. Er kann es sich nicht leisten, noch mehr seiner Besatzung
zu verlieren.“ Sie runzelte nachdenklich die Stirn.
„Sie dürfen auch unsere ID-Chips
nicht vergessen, Major“, fuhr Anne fort.
Vashtus Stirn runzelte sich noch mehr.
Nachdenklich nagte sie an ihrer Unterlippe. Dann nickte sie
schließlich, als müsse sie sich selbst bestätigen.
„Lassen Sie es bleiben, Vashtu“,
wiederholte Anne eindringlich. „Das kann nicht gut gehen, glauben
Sie mir.“
Ein Mundwinkel verzog sich leicht.
„Vielleicht doch ...“
TBC ...
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