14.12.2009

1.07 Die geheime Stadt (Teil 1) I

TV-Serie: Stargate general
Reihe: SG-V (SG-27)
Genre: drama, scifi
Rating: PG
Author's Note: Die Besonderheit dieser Story ist schlicht, daß es keine Auflösung gibt, der erfolgt erst in der "2. Staffel". Verwirrend, ich weiß. Andererseits geht das ganze in Richtung Realität trifft auf manipulierte Daten, daher denke ich, lohnt es sich auch, bis zur Auflösung zu warten. Wie man sich vielleicht denken kann bereite ich hiermit mein neues Sternentor vor. Vineta tritt das erste Mal auf den Plan.


Vor 10 000 Jahren:

Elenkir Daranuir starrte in die Finsternis hinein.
Wie winzige Punkte hoben sich die Lichter der Stadt gegen die Finsternis der Höhle ab und zeichneten grob deren Silhouetten nach.
„Sie kommen", wisperte eine Stimme neben ihr.
Sie nickte, drehte sich dann um und musterte den jungen Mann neben sich. Der erschauderte wieder, barg seine Hände unter den Achseln.
„Sie werden uns töten", stöhnte er. „So voller Haß!"
„Ich weiß ..." Elenkir sah wieder auf die kleine Stadt hinunter.
Hier hatte sie ihr gesamtes Leben verbracht, hier war sie geboren worden, aufgewachsen und hatte gearbeitet. Hier hatte sie ihren Partner gefunden und war glücklich gewesen.
„Der Rat hätte eingreifen sollen, solange es noch möglich war", fuhr der Mann neben ihr fort.
Elenkir runzelte die Stirn.
Der Rat ... Wenn sie die Wahrheit sagen würde, würde man es ihr kaum glauben. Niemand würde annehmen, daß der Rat von Lantea, der Rat, der beinahe sämtliche Projekte hatte einstellen lassen, die auch nur ansatzweise eine Lösung des Problems geboten hätten, schon seit Jahrhunderten diese Stadt in den Höhlen unterhielt und hier an einer radikaleren Lösung als alle anderen arbeiten ließ.
Elenkir wußte das, denn sie war die Stimme Vinetas gewesen - solange es ein Vineta gegeben hatte. Jetzt aber ...
„Wir haben etwas geschaffen, das wir nicht kontrollieren konnten", wisperte sie. Unwillkürlich zog sie die Jacke fester um die Schultern. Doch die Kälte kam von innen, hatte nichts mit der feuchten Kühle der gewaltigen, künstlichen Höhle zu tun.
„Wir müssen uns beeilen. Die Aurora ..."
Wenn man sie weiter in Ruhe gelassen hätte, wenn nicht die Zeit gedrängt hätte ...
Elenkir seufzte.
Soviele Wenns, soviele Einwände. Doch sie konnte nicht entscheiden, sie hatte das nie gekonnt, wie schon ihr Vater vor ihr, und wie dessen Vater vor ihm. Sie waren die Stimmen Vinetas gewesen, doch diese Stimmen klangen nur wispernd nach Lantea.
„Kommen Sie, bitte!" Der junge Mann hob wieder die Hände, als wolle er nach ihr greifen.
Elenkir kniff die Lippen zusammen, um das Schluchzen zu unterdrücken.
Sie waren ausgebrochen, vor Wochen schon. Doch wie schnell sie sich entwickelten, das hatte niemand voraussehen können. Wie schnell sie lernten, mit dem umzugehen, was man ihnen auf künstlichem Wege gegeben hatte.
„Wir müssen die Nachricht so schnell wie möglich nach Lantea bringen", drängte der junge Mann. „Wenn alle Forschungsergebnisse stimmen ..."
„Stimmen Sie denn?" Zum ersten Mal sprach Elenkir und hob das Kinn. Dann drehte sie sich um und musterte ihren einzigen Gefährten. „Wissen wir tatsächlich etwas? Wir wissen nur, daß wir gescheitert sind und etwas noch schrecklicheres geschaffen haben als die Wraith."
„Aber das könnte Lantea helfen. Wir könnten die Devi gegen die Wraith hetzen." Hoffnung glomm in den Augen des jungen Offiziers.
Elenkir schüttelte den Kopf. „Das können wir nicht. Wir können uns nur zurückziehen und die tauben Kinder zurücklassen, in der Hoffnung, daß wenigstens sie diesem ... diesem Holokaust entgehen. Was aber passiert, sollte je wieder einer von uns diesen Ort betreten ... ich weiß es nicht. Den Devi ist zuviel zugefügt worden durch uns, Annamar. Sie werden nie vergessen. Wollen wir hoffen, daß wenigstens dieses Geheimnis tief genug vergraben wird. Für immer und ewig. Und daß niemand jemals wieder diese Galaxie des Schreckens betritt, schon gar niemand von uns."
Sie wandte sich ab, noch immer die Todesschreie ihrer Familie in den Ohren.
Vineta blieb verlassen zurück, umweht vom Geist der Zerstörung und der ungebändigten Wut. Die vergessene Stadt, deren Einwohner sich höher als die Schöpfung selbst stellten ... und verloren.

***

Heute

„Fast nicht zu glauben, daß Sie den guten alten Shepp kennen."
„Ist aber so." Vashtu Uruhk hatte sich weit nach vorn gebeugt und starrte fasziniert aus der Kanzel des Helicopters.
„Mann, Mann, Mann. Was macht dieses alte Schlitzohr denn so?"
„Ist jetzt Lieutanent Colonel und hat einen verantwortungsvollen Posten." Sie sah wieder auf und grinste. „Ist allerdings schon eine Weile her, daß ich ihn gesehen habe. Aber wir halten Kontakt."
Der Pilot nickte. Sein Gesicht war unter dem breiten Helm, der Sonnenbrille und dem Funkgerät kaum zu sehen. Dazu kam die dick gefütterte Fliegerkombination, die ihn auch vor den eiskalten Winden in der Antarktis schützen sollte.
„Shepp und ein verantwortungsvoller Posten - ob das gut geht?" Der Mann schüttelte den Kopf und grinste sie dann an. „Andererseits, warum nicht, wenn man ihm genug Freiheiten zugesteht. Grüßen Sie ihn von mir, wenn Sie das nächste Mal Kontakt zu ihm haben. Sagen Sie, Faustus hat die Wette noch nicht vergessen. Er ist dran, wenn er sich mal wieder blicken läßt."
Vashtu lachte gutgelaunt. „Den Fluch scheint er aber tatsächlich mit sich herumzutragen. Bei mir hat er allerdings keine Wettschulden mehr."
„Gleich eingetrieben, wie?" Faustus schmunzelte. „Passen Sie nur auf. Shepp ist ein alter Windhund." Wieder ein Blick zu ihr. „Das können Sie ihm auch ausrichten von uns allen. Ein falsches Wort in Ihre Richtung, Vash, und er kann sich auf McMurdo auch nicht mehr sehen lassen."
„Wird, denke ich, nicht passieren." Die Antikerin lehnte sich entspannt zurück und blickte wieder in die verschneite Landschaft hinaus.
„Ach, die Jungs wollten am Wochenende übrigens raus. Wenn Sie Lust und Zeit haben, Vash. Ein paar gekonnte Wedler haben noch keinem geschadet."
Vashtu runzelte die Stirn. „Wedler?"
„Skifahren. Diese ganzen Eisberge sind geradezu ideal, zumindest nach einem solchen Sturm. Da wird viel Schnee und Eis auf die Hänge geweht."
Sie blickte den Piloten wieder von der Seite an. „Skifahren?"
„Jetzt sagen Sie nicht, Sie sind noch nie auf Skiern unterwegs gewesen." Faustus schüttelte den Kopf. „Das müssen wir nachholen! Was sagen Sie, Doc?" Damit drehte er sich zu seinem zweiten Passagier auf der Rückbank um.
Dr. Daniel Jackson war dem Gespräch bis jetzt mit zusammengezogenen Augenbrauen gefolgt und hatte nicht ein Auge von der Antikerin vor sich gelassen. Er lauerte nur darauf, daß sie sich wieder irgendeinen Patzer erlaubte. Doch nach ihrem letzten Intermezzo schien sie sich in ihre Lage gefügt zu haben.
„Wir müssen sehen, wie weit wir kommen", antwortete er nun.
Vashtu drehte sich zu ihm um. Er sah, wie ihre Stirn sich runzelte, ihre Augen waren hinter der großen Sonnenbrille nicht zu sehen.
Jackson seufzte. „Okay, okay. Dann gehen Sie skifahren. Sie machen doch sowieso wieder, was Sie wollen."
Vashtu grinste breit, drehte sich wieder um. „Cool!"
„Wird es werden, glauben Sie mir. Kein Wunder, daß Shepp und Sie befreundet sind. Zumindest was das Fliegen angeht, sind Sie sich ziemlich ähnlich. Hey, wie wär's? Wir fliegen mit einem BlackHawk raus. Den kennen Sie noch nicht, oder?"
„Dieser schnittige Schwarze?" Vashtu sah wieder zu dem Piloten hinüber. „Nein, den habe ich noch nicht geflogen."
„Mal sehen, ob wir den dem General nicht aus den Rippen leiern können." Faustus grinste. „Freue mich schon, ehrlich. Was Sie im Simulator gezeigt haben ... Wow!"
Vashtu grinste wieder breit.
„Wie lange noch?" fragte Jackson von der Rückbank.
„Fünf Minuten, Doc." Faustus schaltete jetzt um und gab eine Meldung an die Antarktica-Basis durch.
Vashtu starrte wieder nach draußen.
So schlimm hatte sich ihr dieser Kontinent denn doch nicht gezeigt bisher. Okay, am Abend, nachdem sie angekommen waren, hatte ein Sturm begonnen zu toben, der vier Tage angehalten hatte, so daß sie nicht aus McMurdo herauskamen. Aber zumindest die Militärbasis war schon einen Besuch wert gewesen. Beinahe bedauerte sie, daß Colonel Mitchell sich jetzt irgendwo anders herumtrieb mit einem streng geheimen Befehl von General Quint, den doch eher gutmütigen Leiter von McMurdo. Sie war sicher, mit den Piloten der Basis zusammen wäre ihr noch irgendeine Rache für ihn eingefallen.
„Haben Sie die Unterlagen gelesen, die ich Ihnen gegeben habe?" erkundigte Jackson sich jetzt bei ihr.
Vashtu seufzte, nickte aber. „Überflogen, ja."
„Überflogen?" Der Wissenschaftler seufzte ergeben.
Vashtu runzelte die Stirn, sah immer noch auf die gewaltige Eis- und Schneelandschaft unter sich an, jetzt aber mit den Gedanken woanders. Schließlich drehte sie sich um und sah Jackson ernst an. „Was bei mir überfliegen heißt, heißt bei Ihnen lesen, Doc. Ich weiß, was Sie mir in Ihrem Memo mitgeteilt haben."
Der Mann auf dem Rücksitz verzog nur unwillig das Gesicht

***

Vashtu sah sich neugierig um, als sie aus dem Aufzug stiegen.
Hier unten war es kühl, aber nicht diese schneidende Kälte wie an der Oberfläche. Die Eismassen waren zusammengebacken zu einer skurilen Höhle, tief unter der Oberfläche.
„Dr. Jackson, ich freue mich." Ein grauhaariger Mann in Thermokleidung kam ihnen entgegen und reichte dem Wissenschaftler neben ihr die Hand. Er hatte einen eigenartigen Akzent, den sie nicht zu kennen glaubte.
„Dr. Schneider. Das ist Vashtu Uruhk", stellte Jackson sie vor. „Ich glaube, das SGC hat Sie über unsere Besucherin bereits in Kenntnis gesetzt."
Der Wissenschaftler sah sie einen Moment lang an. Erst jetzt fiel ihr auf, daß er sich wohl in letzter Zeit selten rasiert hatte. Helle, fast durchscheinende Bartstoppeln zierten sein Gesicht.
„Sehr erfreut, Doc." Sie reichte ihm ihre Hand und lächelte, während sie sich wieder einmal vorkam wie die Attraktion in einem Wanderzirkus.
„Oh ja, natürlich. Sehr erfreut, Miss ... äh ... Uruhk." Er sprach ihren Familiennamen seltsam aus, doch sie korrigierte ihn nicht.
„Nun, wie ich sehe, kommen Sie hier allmählich voran", wandte Jackson sich an den Wissenschaftler.
Schneider ließ die Hand der Antikerin los und nickte eifrig. „Es ist unglaublich, was wir noch alles finden! Bis jetzt scheint nur der Bruchteil der Anlage ausgegraben worden zu sein."
Vashtu wandte ihr Interesse den Artefakten ihres Volkes zu, die auf Tischen verteilt herumlagen. Stirnrunzelnd betrachtete sie die Auswahl, entfernte sich dabei Schritt für Schritt von den beiden diskutierenden Männern.
Eine fest installierte Stasiskammer befand sich fast in der Mitte der Eishöhle und schien einen Teil des Gewichtes zu tragen. Vashtu betrachtete sie nachdenklich, wandte sich dann ab und beobachtete wenig interessiert die anderen Mitarbeiter von Schneiders Team, die geschäftig hin und herliefen oder mit Laptops an Tischen saßen und Eingaben oder Messungen vornahmen.
Da war sie jetzt also. Mitten im ewigen Eis von Antarktica und wußte nicht so recht, was sie tun sollte.
Vashtu warf einen Blick zurück auf Jackson und Schneider, dann trat sie durch einen Durchgang in einen schlechter beleuchteten Nebenraum. Wie erstarrt blieb sie stehen.
Der Kontrollstuhl!
Wie einen Feind starrte sie das Gerät an und kniff die Lippen aufeinander, während sie sich zögernd näherte.
Wegen diesem Ding ließ man sie nicht nach Atlantis zurück. Weil dieser Stuhl die intelligenten Waffen ihres Volkes zu steuern vermochte.
Vashtu baute sich vor der eigenartigen Sitzgelegenheit auf und betrachtete sie stirnrunzelnd. Hinter sich hörte sie jetzt wieder die Stimmen von Jackson und Schneider, die ihr offensichtlich langsam gefolgt waren.
Warum nicht gleich? Sie war doch ohnehin nur hergekommen, um diesen Stuhl auszuprobieren. Dann konnte sie es auch jetzt erledigen und hatte es dann, hoffentlich, hinter sich.
Vorsichtig drehte sie sich um, warf noch einen Blick über die Schulter. Dann ließ sie sich auf dem Kontrollstuhl nieder.
Als ihre Hände die Gelflächen berührten, leuchtete der Stuhl sofort auf. Die Rückenlehne schien sich ihr entgegenzuneigen und fuhr dann langsam zurück. Die Beinstützen hoben sich, daß sie in einer beinahe liegenden Position saß. Ihr war ein wenig unbehaglich zu mute, doch sie spürte auch das vertraute Tasten der intelligenten Systeme an ihrem Hirn.
„Was jetzt?" rief sie Jackson zu, der gerade um die Ecke gebogen war.
Der blieb stehen und erstarrte. Schneider an seiner Seite klappte das Kinn herunter.
„Was ... ?" Jackson trat zu ihr und musterte sie mit zusammengekniffenen Lippen. „Sollten Sie sich jetzt schon reinsetzen?"
Vashtu zuckte mit den Schultern. „Warum solange warten?" entgegnete sie. „Also, was soll ich jetzt tun?"
Jackson sah sie irritiert an, dann schien ihm aufzugehen, daß der Stuhl sich aktiviert hatte. Er hob die Hände. „Also gut, was ... Können Sie denn irgendetwas tun?"
„Unglaublich! Bisher hat er noch nie so ... so gearbeitet!" entfuhr es Schneider, der daraufhin einen strafenden Blick der Antikerin erntete.
„Ich kann ..." Vashtu konzentrierte sich kurz und blickte nach oben. Holografische Anzeigen in ihrer Muttersprache erschienen unter der Decke und leuchteten in verschiedenen Farben. „Gut, ich kann auf eine Menge zugreifen", antwortete sie. Offensichtlich reagierte dieser Stuhl nicht wie der Hauptrechner in Atlantis.
Allmählich wuchs ihre Neugier nun doch.
Jacksons Kopf ruckte nach oben. „Das ist ..."
Vashtu konzentrierte sich auf die Statusberichte des Stuhls. Sofort flammte die Höhle über ihr auf. Etwas überrascht hob sie die Brauen. „Wow! Der ist schnell!"
Ein kleines Unterprogramm öffnete sich und eine Zahlenfolge erschien unter der Decke.
„Wer hat denn hier so mit den Drohnen um sich geworfen?" entfuhr es Vashtu.
„Hä?" Jackson beugte sich über sie. „Wie schnell können Sie das eigentlich lesen?"
Für diese Frage erntete er einen vernichtenden Blick. „Wie schnell können Sie Englisch lesen?" entgegnete sie, richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf die eisige Decke über sich und kehrte in das Hauptprogramm zurück.
„Was wollen Sie wissen, Doc?" erkundigte sie sich wieder. „Ich habe auf die meisten der Programme Zugriff. Ein paar allerdings ..." Sie konzentrierte sich auf eine Datei, die rot aufleuchtete. Ein kurzer Schmerz zuckte durch ihre Schläfen und ließ sie das Gesicht verziehen. „Okay, auf ein paar nicht, wie es aussieht."
„Gut, und was kann der Stuhl?" fuhr Jackson fort und wurde für diese Frage wieder mit einem verächtlichen Blick bedacht.
„Dieser Stuhl kontrolliert den irdischen Hauptrechner, wie es aussieht. Zumindest sind beide miteinader verbunden. Von hier aus müßte ich eigentlich ..." Vashtu scrollte gedanklich nach unten, fand einen anderen Pfad und las sich aufmerksam die neuen Meldungen durch.
„Der irdische Hauptrechner?" echoten Jackson und Schneider unisono.
„Ui!" Vashtu pfiff durch die Zähne, öffnete ein weiteres Programm. „Dieses Ding ist cool! Hätte ich das gewußt, wäre ich auf Atlantis wesentlich schneller gewesen mit der Freigabe der Programme."
Wieder beugte sich Jackson über sie. „Der irdische Hauptrechner?" wiederholte er.
Vashtu wurde einen Moment abgelenkt, sah ihn stirnrunzelnd an. „Wußten Sie das nicht? Es ist doch nur logisch. Moment, ich versuche, seinen Standort zu ermitteln." Sie richtete ihren Blick wieder auf die Decke und konzentrierte sich.
Die leuchtenden Meldungen verschwammen, tauschten mit neuen ihren Platz. Dann erschien eine Erdkugel unter der Decke.
Vashtu lächelte zufrieden und gab ihre Frage erneut gedanklich weiter. Augenblicklich leuchtete ein kleiner Punkt auf einem der Kontinente auf.
„Der ist nicht einmal weit entfernt. Wundert mich, daß Sie ihn bisher noch nicht gefunden haben", murmelte sie schließlich.
„Wir haben einen Computer der Antiker auf diesem Planeten?" fragte Jackson wieder.
„Sagte ich doch. Er und der Stuhl sind miteinander verbunden ..." Ein verschmitztes Lächeln erschien auf ihrem Gesicht. „Soll ich die Heizung mal ein bißchen hochdrehen, Doc?"
„Und dann?" Jackson klang ein wenig ratlos.
„Ich kann den Gang freischmelzen lassen. Dann kommen wir direkt an den Hauptrechner." Das Lächeln wurde zu einem Grinsen, als Vashtu die gedankliche Anfrage bestätigte.

***

Vashtu spielte gedankenverloren mit der Kette um ihren Hals, während sie beobachtete, wie das Eis langsam immer weiter zurückwich und einen Gang freigab.
Ihr war ein Gedanke gekommen. Auch wenn ihr hier, auf der Erde, offensichtlich von vorn herein Zugriffsrechte eingeräumt waren, sie kam nicht in alle Programme hinein. Vielleicht würde ihr der Steuerkristall weiterhelfen. Vielleicht reagierte auch der Computer hier auf ihn.
Nervös kniff sie die Lippen zusammen und sah sich um.
Jackson und Schneider hatten die Köpfe zusammengesteckt und unterhielten sich angeregt.
Sie wandte ihre Aufmerksamkeit wieder dem Durchgang zu und seufzte.
Ihr fehlte Babbis! Und unglaublich es selbst in ihren Ohren klang, aber mit dem Wissenschaftler kam sie am besten in ihrem Team klar. Vor allem schienen sie beide allmählich eine wirkliche Zusammenarbeit koordinieren zu können. Wenn sie sich nur an die Sache im SGC erinnerte, als die fremden Pollen alle ihre schlimmsten Alpträume erleben ließen ...
Jackson mißtraute ihr zwar nicht mehr wie letztes Jahr kurz nach ihrer Ankunft hier, aber er hielt deutlich Abstand von ihr. Sie war ihm zu schnell, das war ihr schon des öfteren aufgefallen. Ein Stück weit konnte sie es sogar verstehen und versuchte sich ihm gegenüber zu bremsen, dann aber wieder ...
Offensichtlich vergaß er, daß diese zehntausend Jahre für sie beinahe wie im Schlaf vergangen waren. Sie war zwischendurch immer nur wenige Jahre aufgewacht und hatte den Planeten auf neues Leben überprüft während der Zeit der langen Einsamkeit. So schnell wie mit ihrem veränderten Genom möglich war sie jedesmal in der Stasiskammer wieder verschwunden, weil ...
Vashtus Schultern sanken herab, als sie sich wieder an diese Zeit erinnerte. Die Einsamkeit. Diese schreckliche Einsamkeit und das Nicht-Wissen. Das hatte ihr mehr zugesetzt als sie geglaubt hatte. Sie mußte sich nur an ihre Zeit auf Atlantis erinnern.
Die erste Zeit auf der Erde hatte sie sich abgekapselt, weil sie sich nicht wirklich den heutigen Menschen zugehörig fühlte. Sie konnte mehr, ihr Gehirn arbeitete schneller und die fremden Gene in ihrem Inneren machten es auch nicht gerade einfacher. Aber gerade seit sie SG-27 leitete, suchte sie auch Kontakt nach außen, versuchte Freundschaften zu schließen. Gut, bisher nicht außerhalb des SGC, aber immerhin.
Ein feiner Laut in ihrem Kopf ließ sie sich wieder aufrichten. „Der Schmelzprozeß ist abgeschlossen", rief sie den beiden Wissenschaftlern zu und betrachtete den Gang.
Auch wenn sie den Stuhl wieder verlassen hatte, da war immer noch eine kleine Verbindung in ihr. Etwas, was sie bisher nicht gekannt hatte. Aber möglicherweise lag es auch daran, daß sie die Arbeit an dem Gerät nur unterbrochen und nicht abgeschlossen hatte. Eigentlich hätte sie auch sitzenbleiben sollen, aber die Neugier hatte sie hergetrieben.
Wieder hatte sie umgeschaltet von der lernenden Stargate-Mitarbeiterin, die hier eine Strafzeit absitzen mußte, zur Wissenschaftlerin. Für viele kamen diese Wechsel zu abrupt, das wußte auch sie. Und genau deshalb hatte sie immer noch Schwierigkeiten mit den Menschen der Erde.
Merkwürdig, daß gerade Peter Babbis diese Wechsel in ihrer Persönlichkeit nichts auszumachen schienen. Er und der Rest ihres Teams hatten bis jetzt am meisten von ihr zu sehen bekommen: Die strenge Vorgesetzte, die Kriegerin, die flaxende Abenteurerin, die Wissenschaftlerin, die Chefin, die für ihr Team durchs Feuer ging. Und gerade Babbis, dem sie zu Anfang gar nichts zugetraut hatte, hatte sich in ihren Augen zu etwas gemausert, was sich lohnte aufzubauen - wenn er keinen Unsinn machte!
Bei Dorn hätte sie sich soetwas denken können, wenn sie ihn in letzter Zeit auch ein wenig vernachlässigt hatte. Der alternde Marine war in seiner Laufbahn garantiert einigen begegnet, die vielleicht sogar noch ... merkwürdiger waren als sie. Ihm machten ihre Eskapaden nichts aus, und sie hielt ihn nach Möglichkeit aus der Schußlinie.
Der einzige, der ihr wirklich Sorgen bereitete, war der junge James Wallace. Seit ihrem letzten Abenteuer in seiner Heimatstadt, in der sie wirklich nur rein zufällig gelandet war, ging er ihr noch mehr aus dem Weg als vorher. Zudem neigte er dazu, die Schuld auch dann bei ihr zu suchen, wenn sie sich wirklich nichts vorzuwerfen hatte. Immer mehr schien sie zu seiner Nemesis zu werden. Und sie wußte, sie konnte ihm nicht wirklich und hundertprozentig trauen wie den anderen beiden. Dazu hatte er sie einmal zu oft schon enttäuscht.
Um ehrlich zu sein, sie hatte schon einige Male überlegt, Landry um einen Ersatz für Wallace zu bitten, weil sie ihn nicht verstand und er sich ihr auch nicht einmal einen Hauch weit öffnete. Statt dessen ging er sofort auf Abwehr und verglich sie gleich wieder mit Sheppard - ein Vergleich, den auch Babbis früher einmal angewendet, inzwischen aber fallengelassen hatte und den sie nicht wirklich verstand.
Vashtu riß sich aus ihren Gedanken und betrat den dunklen Gang.
Sie war gespannt, was sie erwarten würde. Auf jeden Fall würde sie die Chance nutzen und den Steuerkristall auch hier anwenden, sofern sie eine Möglichkeit dazu erhielt. Die gesperrten Programme bereiteten ihr ein wenig Kopfzerbrechen.
Hinter ihr leuchteten starke Lichter auf, als die beiden Wissenschaftler ihre Taschenlampen einschalteten.
Vashtu runzelte die Stirn und zog die ihre aus der Tasche ihrer Jacke. Vorsichtig ging sie weiter und sah sich aufmerksam um. Als sie den rückwärtigen Ausgang erreichte, blieb sie verdattert stehen.
Was auch immer das da vor ihr war, es war kein normaler Hauptrechner ihres Volkes.

TBC ...

2 Kommentare:

  1. na da kommen mir doch einige namen tatsächlich bekannt vor ;) faustus, quint :P
    man merkt, dass ihr einige storys zusammengeschrieben habt. eigentlich schade, dass son blöder vorfall das alles zunichte gemacht hat und der offensichtlich nicht alzu friedlich beendet wurde...

    aber ich will jetzt lieber nicht die stimmung drücken, also komm ich nun mal zum kapitel.

    Ich fand vorallem den anfang sehr interessant. Nun kommt also, wie angekündigt, vineta so langsam ins spiel.
    also manchmal versteh ich die antiker ja nicht...erst erschaffen die die wraith, was sich im anschluss als bedrohung herausstellt und wo die nciht gegenan kommen. dann die replikatoren um die wraith zu bekämpfen, aber damit haben die nur eine weitere gefahr erschaffen, das projekt wird also abgebrochen und anstatt die replis zu zerstören lassen die die fröhlich irgendwo weiterleben.
    und jetzt das! Die haben also schon wieder versucht etwas zu erschaffen, das im kampf gegen die wraith helfen kann und dabei kläglich versagt...ich dachte schlimmer als die wraith geht nicht aber nein...die devi scheinen eine noch größere gefahr zu sein.
    ein hoch auf die antiker :D
    die scheinen mir sowieso ziemlich viele sachen entwickelt zu haben, die sich im nachhinein als schlecht erwiesen haben. Das alles hat mein anfängliches bild der antiker (gate erbauer, super klasse, alles toll, aufstieg) aber ganz schön ins wancken gebracht ^^

    aber auch der rest des kapitels hat mir auch sehr gefallen. bisher scheint es vahtu in antarktica ja ganz gut zu gehen und hat gleich johns alte freunde kennen gelernt, wo er anscheind noch nicht alle wettschulden beglichen hat :D
    fand ich auf jedenfall einen schönen übergang bis die arbeit aufgenommen wird
    und in der basis angekommen hat nun anscheind dr. schneider weirs alten posten übernommen ;)
    und vashtu ist natürlich gleich in ihrem element als wissenschaftlerin und kaum sitzt sie auf dem stuhl gibts wieder interessante entdeckungen.
    wieso habe ich nur die vermutung, dass es etwas mit der entdeckung vinetas zu tun hat? und wenn dies doch nicht der fall sein sollte, dann glaube ich, dass die verschöüsselten daten etwas damit zu tun haben.
    oder vielleicht beides? ;)
    nun warte ich auf jedenfall gespannt auf die fortsetzung!!

    ups :D da ist mein test wohl doch länger geworden als geplant ^^
    kommt alles nur, weil das kapitel einen förmlich dazu auffordert sich darüber ausführliche gedanken zu machen :P =)
    LG und schönen restlichen Abend noch
    Sabrina

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  2. Zusammen geschrieben haben wir nie, uns nur via Telefon und Mail beinahe täglich ausgetauscht. Ich wollte eine Story mit ihr zusammen schreiben, aber da kam ja dann das bekannte Ende vorneweg - ergo hab ich die Story dann allein geschrieben (da ich sie für meinen Kanon brauchte). Madame zieht es ja vor, Speichellecker zu spielen und mich als Buhmann stehenzulassen (komisch, warum kommt mir das immer noch bekannt vor ... ? Mag daran liegen, daß sie das schon vorher einige Male abgezogen hatte).

    Naja, hast recht, genug davon *abwink*. Ich bin die Böse, sie die Heilige, damit ist das Thema erledigt. Und da ich eh alles bei ihr klaue ...

    Oookey, zum Thema:
    Ja, das stimmt, ich habe ein sehr ... differenziertes Bild der Antiker und schreibe das in den Storys auch immer mal wieder gern. Gefällt nicht jedem, zugegeben. Ein anderer Leser, der sich allerdings nur per Mail meldet, merkt das immer wieder an, weil ihm die negativen Wendungen nicht gefallen. Vielleicht bin ich auch wirklich ein bißchen zu einseitig dabei, keine Ahnung.
    Zu dem Zeitpunkt als die Geschichten entstanden wußte ich noch nichts von den Asuranern, auch nicht, daß sie die Waffe gewesen sein sollten, gegen die die Antiker nicht ankamen. Ich hatte mir "Aurora" zigmal angesehen. Eigenartig fand ich, daß die Aurora irgendwo herumstreunte, wo nun wirklich gar nichts war (Rand der Galaxie). Daher benutzte ich die Folge quasi, um eine neue Stadt in die Geschichte einzubringen. Freut mich, wenn es bisher halbwegs logisch klingt und zum Nachdenken anregt.
    Daß Vashtu diese Entdeckungen macht hat etwas mit ihrem Steuerkristall zu tun. Sagen wir, Janus hat mit dessen Anfertigung etwas in Gang gesetzt, was er möglicherweise nicht wirklich gewollt hatte. Die verschlüsselten Daten ... mal sehen, was dabei herauskommt.

    Freut mich jedenfalls, daß es dir gefallen hat. Danke für den Comment!

    Bis denne
    Ramona

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