25.04.2010

1.17 Erdgebunden

TV-Serie: Stargate general
Reihe: SG-V (SG-27)
Genre: crime, drama
Rating: PG


Dr. Peter Babbis betrat den Raum und sah sich aufmerksam um. Er fühlte sich etwas unwohl, aber das konnte auch an der Tatsache liegen, daß er mehr oder weniger gegen seinen Willen in Boston war. Was er jetzt zu tun gedachte, nun, das war eine kleine Rache. Rache für etwas, was sein Vater ihm wieder einmal angetan hatte.
„Kann ich Ihnen behilflich sein?" Ein älterer Mann war hinter dem Tresen erschienen, lächelte ihn dienstbefließen an.
Babbis zögerte, holte dann tief Atem und nickte. „Ja,können Sie", antwortete er und trat näher. „Ich brauche ... eine Brille."
Der ältere Mann lächelte. „Haben Sie ein Augenleiden?"
„Schon seit einigen Monaten, ja. Mein Arzt ... Moment." Babbis griff in die Innentasche seiner Jacke und holte seine Brieftasche hervor, um einen zusammengefalteten Zettel daraus zu ziehen. „Hier."
Der ältere Mann nahm den Zettel mit einem Lächeln entgegen und entfaltete ihn. Dann aber verschwand das Lächeln aus seinem Gesicht, statt dessen runzelte er die Stirn.
Babbis trommelte ungeduldig mit seinen Fingern einen Takt auf den Tresen, rief sich dann plötzlich zur Ordnung, schob seine Hand in eine Tasche seines Mantels und holte einen Schokoladenriegel hervor.
„Das ist ... Sie hätten schon sehr viel eher kommen sollen, mein Herr", wandte der Optiker sich wieder an ihn und blickte auf. „Eine solche Fehlleistung ... Sie haben ..."
„Verkaufen Sie mir jetzt eine Brille oder nicht?" brauste der junge Wissenschaftler auf.
Sein Gegenüber schürzte kurz die Lippen, dann nickte er. „Natürlich. Aber ... Sie haben da ..." Er schloß den Mund schüttelte den Kopf. „Kommen Sie bitte nach hinten durch, Mr. Babbis." Er machte eine einladende Geste.
Babbis nickte und ließ sich in ein Hinterzimmer führen, in dem allerlei Geräte und Maschinen herumstanden. Aufmerksam sah er sich wieder um, konnte aber mit den Dingen hier nichts anfangen.
„Setzen Sie sich." Der Optiker trat an ihm vorbei an ein Gerät, das Babbis zumindest vom Aussehen her kannte. Auch Dr. Lam verfügte über soetwas.
Er ließ sich dem Älteren gegenüber nieder und beugte sich brav vor, als es ihm befohlen wurde. Ein bläuliches Licht strahlte in seine Augen und ließ ihn mit verkniffener Miene blinzeln.
„Sie reagieren bereits sehr empfindlich auf Licht", stellte der Optiker fest.
„Das weiß ich. Daran ist es mir ja zuerst aufgefallen."
Der Optiker runzelte die Stirn, beugte sich jetzt selbst vor und blickte durch das Gerät dem jungen Mann in die Augen. Dann lehnte er sich wieder zurück und seufzte. Er zog das Rezept und einen Stift hervor und begann sich etwas zu notieren.
„Kriege ich jetzt meine Brille oder nicht?" Babbis hatte sich auch zurückgelehnt, beobachtete seinen Gegenüber mit scheelem Blick.
„Sie hätten schon sehr viel eher kommen sollen, Mr. Babbis", sagte der Optiker. „Das sieht nicht gut aus. Sie hätten Ihren Stolz herunterschlucken und bereits in Colorado einen Optiker aufsuchen sollen. So ist es schlimmer geworden."
„Davon weiß ich nichts. Geben Sie mir jetzt eine Brille?" Babbis runzelte unwillig die Stirn.
Der ältere Mann seufzte und sah auf. „Natürlich bekommen Sie Ihre Brille. Ich wollte Ihnen das nur noch einmal abschließend sagen."
„Das haben Sie hiermit getan." Babbis kreuzte die Arme vor der Brust.
Der Optiker seufzte wieder. „Sie haben Ihr Augenlicht riskiert, Mr. Babbis. Sie hätten erblinden können."
In Babbis' Gesicht zuckte kein Muskel bei diesen Worten. Er sah seinen Gegenüber nur starr an.


***

Vashtu Uruhk saß auf ihrem Krankenhausbett im Schneidersitz und hatte den Nacken tief über einen Laptop gebeugt. Leise, piepende Töne drangen aus dem Rechner, bildeten eine eigenartige Melodie.
Dr. Mackenzie stand an den Türrahmen gelehnt und seufzte. Er stand jetzt schon eine ganze Weile hier, doch die Antikerin hatte ihm keinerlei Beachtung geschenkt. Seine Anwesenheit aber hatte sie durchaus wahrgenommen, das wußte er. Sie war zu mehr als nur dazu in der Lage, einen Rechner zu bedienen und gleichzeitig mit einem möglichen Gast zu sprechen. Diese völlige Ignoranz war für ihn ein mehr als deutliches Zeichen ihrer Ablehnung. Doch er hatte schon schwerere Fälle gehabt als sie - zumindest hoffte er das.
Mit einem Ruck betrat er das Krankenzimmer, schloß die Tür und trat an das Bett heran, um den Laptop mit einer entschlossenen Bewegung zusammenzuklappen. Von der Antikerin erntete er einen vernichtenden Blick, aber ansonsten eisiges Schweigen.
„Sie sind nicht zu unserem Termin erschienen", sagte er, zog sich einen Stuhl heran und setzte sich, die Krankenakte vor sich auf dem Schoß aufschlagend.
Vashtu wandte sich von ihm ab und klappte das Gehäuse des Rechners wieder auf.
„Hören Sie, Major, entweder Sie arbeiten mit mir zusammen oder Sie werden eine sehr lange Zeit hier verbringen." Mackenzie beugte sich vor und zog das Stromkabel aus dem Anschluß, was ihm wieder einen verächtlichen Blick einbrachte, dieses Mal allerdings mit einem leisen Triumph gepaart.
Der Psychologe seufzte, legte die Akte auf das Bett und erhob sich wieder.
„Wagen Sie es auch nur in die Nähe des Rechners, können Sie mit einer gebrochenen Hand rechnen!" Die Stimme war dunkel, wenn auch weiblich, und klirrte wie Eis.
Mackenzie ließ sich nicht beirren. Mit einer entschlossenen Bewegung griff er nach dem Laptop und nahm ihn an sich.
Vashtu starrte ihn mit kalten Augen an, die Lippen zusammengekniffen.
Mackenzie lächelte. „Geht doch auch ohne Gewalt", sagte er, legte den Rechner auf den Tisch, der vor dem Fenster stand. Dann setzte er sich wieder und seufzte erneut.
Vashtu lehnte sich in die Kissen zurück und kreuzte demonstrativ die Arme vor der Brust. „Was wollen Sie?" knurrte sie.
„Sie reden ja mit mir, erstaunlich!" Mackenzie griff sich wieder die Akte und begann in ihr zu blättern. „Wie gesagt, Sie haben den Termin verpaßt. Es steht zu hoffen, daß es sich dabei nur um ein Versehen Ihrerseits handelte, Major. Wer auch immer Ihnen den Rechner gebracht hat, wußte offensichtlich nicht, daß Sie hier auch noch andere Verpflichtungen haben."
Vashtu streckte die Beine aus, überkreuzte auch diese. Noch immer starrte sie brütend den Psychologen an.
Mackenzie sah wieder auf. „Hat sich einiges zusammengesammelt in den eineinhalb Jahren, seit Sie hergekommen sind. Es wurde Zeit, daß wir beide uns einmal unterhalten, schätze ich."
Die Antikerin schnaubte. „Es geht mir gut!" Sie spie ihm diese Worte geradezu entgegen.
Mackenzie hob die Brauen, schob seine Brille wieder zurück auf ihren eigentlichen Platz direkt vor seinen Augen. „Diese Antwort höre ich immer wieder, und in den meisten Fällen stimmt es nicht", entgegnete er, deutete auf die Akte. „Was hier steht, würde jeden Menschen an den Rande des Wahnsinns treiben, Major. Sie mögen vielleicht mehr verkraften können als wir, aber gefeit sind Sie trotzdem nicht vor psychologischen Ausfällen, das haben Sie bereits einmal bewiesen."
„Ein Ausrutscher, mehr nicht." Vashtu beugte sich vor, noch immer starrte sie ihren Gast an. „Geben Sie mir den Passierschein, dann ist es gut. Ich muß sehen, daß ich Babbis wiederfinde, ehe er noch Unsinn anrichtet."
„An dem Verschwinden von Dr. Babbis arbeiten bereits einige Leute, Major", entgegnete Mackenzie mit ruhiger Stimme. „Sie brauchen sich diesbezüglich keine Sorgen zu machen."
„Die gleichen Leute, die auch mich gesucht haben?" Ein kühles Lächeln erschien auf ihren Lippen. „Danke, das nehme ich besser selbst in die Hand!"
„Das ist Ihre Passion, nicht wahr? Alles selbst zu tun?"
„Und wenn schon! Was geht Sie das an?"
„Eine Menge, solange Sie meine Patientin sind, Major Uruhk", antwortete Mackenzie. Unwillkürlich wurde sein Ton schärfer. „Und Sie werden meine Patientin bleiben, bis ich Sie als zumindest therapiert entlasse. Wenn Sie weiter blocken, wird Ihr Aufenthalt hier nur umso länger werden."
Ihr Interesse richtete sich wieder auf den Laptop, der noch immer unschuldig auf dem Tisch lag.
„Und Sie werden die Zeit hier nicht damit verbringen, irgendwelche Spielchen zu spielen, Major, das garantiere ich Ihnen. Noch lasse ich Ihnen das Gerät, aber machen Sie so weiter, werde ich es konfiszieren lassen." Mackenzies Stimme wurde noch kälter bei diesen Worten. „Sie haben einiges hinter sich. Es wird Zeit, daß Sie es sich endlich von der Seele reden, denken Sie nicht?"
„Ich habe es mir von der Seele geredet, Doktor Mackenzie!" Flammender Haß stand in ihren Augen. „Sie ärgert es doch nur, daß ich das nicht bei Ihnen getan habe, sondern mir jemand anderen suchte, dem ich mich freiwillig öffnen konnte."
„Dr. Finnigan, ich weiß." Mackenzie schloß die Akte mit einem dumpfen Laut und sah wieder hoch. „Und er ist tot, nachdem er Sie an den Trust verraten und in eine Falle gelockt hat. Für mich keine wirklich befriedigende Arzt-Patienten-Beziehung, Major Uruhk. Einmal abgesehen davon, daß Dr. Finnigan kein Geheimnisträger gewesen ist und Sie ihm, soweit wir es feststellen konnten, auch nichts weiter als Märchen erzählt haben. Wie sollte er Sie denn therapieren, wenn Sie ihm Lügen auftischen?"
„Tom hat mich nicht verraten!" Ihre Kiefer mahlten vor unterdrückter Wut. „Er wurde unter Druck gesetzt und wußte sich nicht anders zu helfen, als ... als ..." Sie holte tief Atem, schwieg dann aber.
Mackenzie nickte. „Ganz genau, er wußte sich nicht anders zu helfen", wiederholte er. „Sie denken, Sie haben ihn in diese Lage gebracht, nicht wahr? Sie denken, Sie sind schuld an seinem Tod, wie Sie sich schuldig an manch anderem Tod fühlen. Ganz zu schweigen davon, daß Sie mittlerweile mindestens einmal an die Grenzen ihrer eigenen Existenz gebracht worden sind, ohne etwas dagegen tun zu können. Oder sprechen wir beide doch von der Tatsache, daß ein anderer Ihres Volkes sich an Ihnen vergangen und Sie dabei beinahe getötet hätte. Was ich dann noch zur Auswahl hätte, zumindest soweit ich es weiß, ist die Tatsache, daß ein Goa'uld Sie übernehmen wollte, ihr letztes Abenteuer, an dem Dr. Finnigan nicht ganz unschuldig gewesen ist. Und ich spreche jetzt nicht einmal von der Tatsache, daß Ihr eigenes Volk Sie verraten und eingesperrt hat - für zehntausend Jahre, wahrscheinlich sogar noch einige mehr! Oder daß Sie, nach Ihren eigenen Angaben, dabei zusehen mußten, wie Ihre Mutter von einem Wraith getötet wurde, und wer weiß, wie oft Sie das haben noch miterleben dürfen während Ihrer Einsätze in Wraith-Schiffen! Reden wir doch von dem, was Sie über Antarktica verschweigen, was Sie über Ihre Familie, vor allem Ihren Bruder, zurückhalten. Oder über Ihre Trennung von Lt. Colonel Sheppard, mit dem Sie eine Beziehung führen wollen, es aber lange Zeit nicht durften. Sprechen wir davon, wie Sie zwei hohe Lords der Lucian Alliance getötet haben, Major. All das, und sicher noch einiges mehr, ist es, was General Landry, was allen Beteiligten am SG-Projekt, Magenschmerzen bereitet! All das ist der Grund, aus dem Sie hier sind und ich Sie nicht entlassen kann, solange Sie weiter gegen mich blocken."
„Dann geben Sie mir doch einen anderen Psychologen!" herrschte Vashtu ihn plötzlich an. „Mit Ihnen werde ich nicht reden, niemals! Sie sind ... Sie sind einfach nur ein arroganter Mistkerl in meinen Augen!"
Mackenzie lehnte sich zurück und nickte. Ein zufriedenes Lächeln erschien auf seinem Gesicht. „Das ist doch zumindest schon einmal ein Ansatz", sagte er, nun wieder mit ruhiger Stimme. „Sie halten mich also für einen arroganten Mistkerl. Darauf können wir doch aufbauen, Major. Das ist gut, wirklich gut."
Die Antikerin starrte ihn verblüfft an, dann runzelte sie wieder wütend die Stirn. „Ich will einen anderen Arzt!" entschied sie.
„Den Sie nicht bekommen werden, Major", entgegnete Mackenzie ruhig. „Schon allein der Sicherheit wegen nicht. Wir können Ihnen nicht einfach irgendeinen Fachidioten zugestehen, den Sie in weniger als fünf Minuten um den Finger wickeln können. Und mit dem Sie nicht über alles sprechen können. Aus diesem Grund werden Sie sich wohl oder übel mit mir abfinden müssen, Major. Einen anderen wird es nicht geben."
Wieder atmete sie tief ein, ihr Blick ging jetzt aber ins Leere. Sie starrte einfach an ihm vorbei, statt ihn, wie bisher, zornig anzublitzen.
„Fragen Sie sich denn nicht, warum Ihre Fremdzellen zum Beispiel nicht die Wunde an Ihrem Hals heilen wollen, Major?" erkundigte der Psychologe sich nun und nickte zu ihr hinüber. „Oder denken Sie, wir würden nicht wissen, daß eine solche Wunde bei Ihnen binnen kürzester Zeit verheilt ist?"
„Die neuen Zellen arbeiten noch nicht so effizient", knurrte sie.
Mackenzie nickte, blätterte wieder in seinen Unterlagen. „Oder Ihr Unterbewußtsein blockt die Heilung ab. Die Situation, in der Sie sich befanden, hatte schließlich ... eine gewisse Ähnlichkeit mit einer anderen, die Sie miterleben durften, nicht wahr?"
„Nein!"
Der Psychologe sah überrascht auf. „Tatsächlich nicht? Sie wurden gefoltert und hatten das Ende Ihres bisherigen Daseins vor Augen. Also, mich hätte das schon an das eine oder andere erinnert, wenn ich mir Ihre Akte ansehe."
„Nisroch hatte nichts, aber auch absolut gar nichts mit Kolya gemein. Der Genii wollte mich aus Rachedurst töten und John damit bestrafen. Nisroch wollte seine Partnerin wieder zurück." Jetzt sah sie ihn doch an. Jede Wut war im Moment aus ihrem Blick getilgt, dafür sah sie sehr nachdenklich aus.
Mackenzie erwiderte ihren Blick stirnrunzelnd. „Hatten Sie sich in Bezug auf den Genii Acastus Kolya nicht anders geäußert? Wollte er nicht etwas von Ihnen, schlug Ihnen sogar ein Bündnis vor?"
„Kolya wollte mich tot sehen, das war alles, was er wollte. Selbstverständlich hätte er gern meine Hilfe bei dem einen oder anderen mißbraucht, aber er wußte sehr genau, daß ich sie ihm nicht geben würde."<
Mackenzie lehnte sich zurück. Nun kreuzte auch er die Arme vor der Brust. „Und warum haben Sie dann Dr. Heightmeyer etwas anderes erzählt? Soweit ich weiß, vertrauen Sie ihr doch."
„Weil Dr. Heightmeyer auf Atlantis lebt, darum habe ich ihr nicht die ganze Wahrheit erzählt. Kolya hätte nie an eine zweite Gentherapie gelangen können, es sei denn, er wäre in Atlantis eingebrochen und hätte sie dort gestohlen. Dr. Beckett hielt sie unter Verschluß und arbeitete an ihr nach meinem Fortgang. Er hat sie sogar verfeinert." In ihre Augen trat jetzt eine gewisse Traurigkeit, doch keine Trauer. Eher ein Bedauern.
Der Psychologe runzelte nachdenklich die Stirn. „Also wollten Sie Atlantis vor der Wahrheit schützen, ebenso wie Sie die Erde vor einer anderen Wahrheit schützen wollen, nicht wahr? Aber dennoch arbeitet Kolyas Werk noch immer in Ihnen. Sie sind es nie ganz losgeworden."
Vashtu erstarrte wieder. Mackenzie konnte dabei zusehen, wie sich die Tür, die er einen winzigen Spaltbreit aufgestoßen hatte, wieder schloß. Seufzend erhob er sich und nahm die Akte an sich.
„Wir sehen uns morgen. Und ich möchte Sie noch einmal bitten, in mein Büro zu kommen. Sie sind beileibe nicht mehr bettlägerig, und ein bißchen Bewegung wird Ihnen guttun." Doch noch während er diese Worte aussprach wußte er, daß sie wieder nicht erscheinen würde.

***

Babbis betrat das abgedunkelte Zimmer zögernd. Abwartend blieb er an der geschlossenen Tür stehen und ließ seinen Blick schweifen.
Ein Einzelzimmer, wie immer. Er hätte sich auch nichts anderes vorstellen können. Der Raum wirkte trist und leer auf ihn, keine Blumen, nichts, was irgendwie ein bißchen Heimeligkeit erzeugt hätte. Auch das war wie immer, wie im Haus seiner Eltern, das wie ein Hochglanzbeispiel für eine Besser-Wohnen-Zeitschrift herausgeputzt war.
„David?" fragte eine leise Stimme vom Bett her. „Bist du es?"
Babbis biß sich auf die Lippen, trat endlich vor. „Nein, Mom, ich bins, Peter", sagte er, nahm die ausgezerrt wirkende Hand in seine und drückte sie vorsichtig, als sei sie aus Glas.
„Peter ..." Ein sprödes Lächeln erschien auf den dünnen Lippen, verstärkte den bitteren Zug um den Mund noch.
Babbis zwang sich zu lächeln, ließ sich auf der Bettkante nieder. „Wie geht es dir, Mom?" fragte er leise.
Die dürre Frau im Bett bewegte sich unruhig. Ein Lichtstrahl traf ihre Augen und ließ den milchigen Schimmer, der auf der Iris lag, deutlich aufblitzen.
Babbis schluckte hart, drückte die Hand seiner Mutter fester. „Ich habe gehört, du hättest wieder einen Unfall gehabt, Mom", sagte er leise. „Und du hättest ..."
„Ich war wieder betrunken, ja." Die Stimme war sehr klar bei diesen Worten.
Er kannte sie anders, sowohl was den Klang als auch die Sätze betraf. Er wußte, seine Mutter war eine Alkoholikerin, und er kannte den Grund dafür. Den kannte er nur zu gut - und er haßte ihn!
„Wie geht es David?" fragte er leise.
Die blinden Augen irrten umher, das Lächeln verschwand. „Weißt du es nicht?"
Babbis runzelte die Stirn. „Was soll ich wissen?" Er beugte sich vor, betrachtete das Gesicht der Frau in dem großen Krankenhausbett. „Ist David etwas passiert?"
Unwillkürlich schlug sein Herz schneller, doch er rief sich zur Ordnung.
David war sein Zwillingsbruder, der mehr technisch begabte in der Familie Babbis, während er selbst von klein auf als eher intellektuell galt. Umso mehr wunderte es wohl alle, daß gerade er sein Studium als erstes mit dem Maschinenbau abgeschlossen hatte schon vor mehr als einem Jahr. Eigentlich wäre das eher etwas für David gewesen.
„Er ist gegangen", antwortete seine Mutter, ein leiser Schluchzer bahnte sich den Weg aus ihrer Kehle.
Babbis nickte verstehend, schwieg jetzt aber.
Natürlich. Er war als erster gegangen, hatte endgültig die Nase voll von seinem Vater gehabt, der ihn auf einen Weg zwingen wollte, den er nicht zu gehen bereit war. Er hatte sich vom Militär abwerben lassen, bereits auf der Privatschule für Hochbegabte, die er damals besuchte. Sein Vater hatte getobt, als er davon erfuhr.
David dagegen ... Nun, die Intelligenz hatte ganz offensichtlich nicht er geerbt. Eher durchschnittlich begabt, quälte David sich durch die Schule, schaffte mit Mühe das College. Was dann geschah ... Peter Babbis hatte keine Ahnung, damals hatte er bereits mit seiner Familie gebrochen.
„Er hat studiert, weißt du? Medizin. Im ersten Jahr hat er sich den 'Ärzten ohne Grenzen' angeschlossen", berichtete seine Mutter. In ihrer Stimme schwang ein gewisser Stolz mit. „Er ist jetzt in Afrika, in irgendeinem Krisengebiet."
Babbis nickte und begann zu lächeln. So hatten sich also beide Söhne des großen Professor Babbis komplett von dessen Universitätskarriere ferngehalten und waren andere Wege gegangen. Einer arbeitete für die Army, der andere für eine gemeinnützige Vereinigung.
„Wie geht es dir, Peter? Von dir haben wir so lange nichts mehr gehört."
Er zögerte, kniff die Lippen aufeinander.
Bevor er das Krankenzimmer betreten hatte, hatte er mit dem behandelnden Arzt gesprochen. Und allmählich begann diese erneute Einmischung seines Vaters einen Sinn für ihn zu ergeben. Seine Mutter hatte mehr als nur einen einfachen Unfall gehabt. Natürlich hatte es den gegeben, und natürlich war sie betrunken gewesen, als sie auf die Straße und in das fremde Auto lief. Aber durch den Unfall ... Sie hatte Krebs im letzten Stadium. Niemand konnte ihr mehr helfen, und niemand wußte zu sagen, wie sie die Schmerzen bis jetzt so lange hatte verbergen können.
Sie konnte nichts mehr ausplaudern von dem, was er tat. Ihr blieb kaum noch Zeit, einige Tagen oder Wochen, sicher war der Arzt sich da nicht.
„Ich arbeite ... für das Militär in einer streng geheimen Einrichtung", antwortete er. „Leider ... ich kann dir nicht allzu viel erzählen, Mom. Aber inzwischen bin ich wichtig, weißt du? Meine Leaderin, meine Chefin ... sie und ich arbeiten sehr gut zusammen. Um ehrlich zu sein, ist sie die einzige, mit der ich wirklich zusammenarbeiten kann. Und ich glaube, sie vertraut mir ein bißchen."
„Das freut mich für dich, Peter." Wieder lächelte sie. „Ich wußte, du würdest deinen Weg machen. Ich wußte es immer."
Babbis runzelte die Stirn. „Mom, Vater hat ... Er hat dem Senator mitgeteilt, daß ich ..." Er schloß den Mund. Nein, er würde seine Mutter jetzt nicht damit belasten. Das war sein Problem, und er würde sich darum selbst kümmern!
„Euer Vater war nicht immer so, Peter. Früher einmal ..." Sie seufzte schwer.
Babbis zögerte wieder, dann beschloß er, das Thema wieder auf das erstere zurückzuführen. „Meine Leaderin, Major Vashtu Uruhk, Mom, sie ist etwas besonderes, etwas ganz besonderes!" Ein leises Lächeln stahl sich auf seine Lippen. „Sie kommt nicht von hier, Mom."
Die Frau im Bett schien ihn anzusehen, stumm und starr und erwartete seine nächsten Worte.
Babbis atmete tief ein. Er war dabei, ein Geheimnis zu verraten. Zwar an eine Sterbenskranke, die wahrscheinlich nie etwas ausplaudern würde, aber er würde und wollte es tun.
„Meine Leaderin ist ... sehr alt. Älter als du dir vorstellen kannst, Mom. Und sie ... sie kommt aus Atlantis."
Im Gesicht seiner Mutter zuckte es, doch noch immer schwieg sie und lauschte aufmerksam.
„Sie gehört einem Volk an, das es so nicht mehr gibt auf der Erde. Wir nennen sie Antiker. Sie sind uns sehr ähnlich, aber ... Sie sind besonders. Sie waren vor uns auf der Erde, Mom, sehr viel früher als wir. Vielleicht haben sie uns sogar auf den Weg geholfen ... naja, zumindest einige von ihnen haben das vielleicht getan. Major Uruhk ... Vashtu ... sie gehört zu dieser Kategorie. Und sie ... Sie ist eine hervorragende Wissenschaftlerin."
„Peter ..." Sie lächelte und drückte schwach seine Hand. „Noch immer soviel Phantasie! An dir ist wirklich ein Autor verloren gegangen."
„Nein, Mom, das stimmt."
Doch sie war weggesackt, ganz plötzlich hatte sie die Besinnung verloren.
Babbis hielt weiter die Hand seiner Mutter und starrte auf ihr ausgezerrtes Gesicht hinunter.

***

Als Dr. Mackenzie wieder das Zimmer seiner widerstrebenden Patientin betrat, staunte er nicht schlecht über das Bild, das sich ihm bot.
Vashtu saß auf dem Bett, in ihren Augen ein kleines Lächeln. Leicht neigte sie den Kopf, als der Pfleger sich über sie beugte, um den Verband zu wechseln. Sie blinzelte ihm zu, ein Mundwinkel zog sich nach oben.
Diese Frau flirtete ja, was das Zeug hielt!
Und der Pfleger ging darauf ein. Er erwiderte ihr Lächeln, während er den Verband befestigte. Die Antikerin sandte ihm einen verführerischen Blick, zwinkerte ihm zu. Und er schüttelte sehr entschieden ihr Kissen auf. Ein erneutes Lächeln Vashtus, ein weiterer Blick, dann ließ sie sich wieder in ihr Bett sinken, mit einer Grazie, als habe man es hier mit ihr nicht mit einer Militärangehörigen, sondern mit einer Diva zu tun. Der Pfleger wandte sich ab, und als er den Psychologen in der Tür stehen sah, stieg ihm sichtlich das Blut ins Gesicht.
Mackenzie nickte dem jungen Mann zu, dann ließ er ihn passieren, ehe er wieder die Tür schloß und sich seiner Patientin zuwandte. „Major Uruhk, Sie sind wieder nicht zu unserem Termin erschienen."
Vollkommen unschuldig lehnte sie sich in ihr Kissen zurück und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Dabei hob sie fragend die Brauen. „Ich wußte nicht, daß wir verabredet waren, Doktor." Wieder dieser schneidende Unterton in ihrer Stimme.
Mackenzie seufzte ergeben. Also auf zur zweiten Runde mit dieser Widerspenstigen.
Hatte er sich das gerade nur eingebildet?
Nein, rief er sich zur Ordnung, sich an jemand anderen erinnernd, den er mindestens einmal in einer ähnlichen Situation angetroffen hatte während seines Aufenthaltes in diesem Krankenhaus.
„Ich habe auch noch andere Patienten, Major, und darum wäre ich sehr dankbar, wenn Sie sich an die vereinbarten Termine halten würden. Ich habe wenig Zeit."
Vashtu kreuzte wieder ihre langen Beine, sah ihn desinteressiert an. „Dann kümmern Sie sich doch um Ihre Patienten, Doc. Ich brauche Ihre Hilfe nicht. Mir geht es gut."
„An diesem Punkt waren wir gestern bereits, Major. Schon vergessen?" Er zog sich wieder einen der Besucherstühle heran, merkwürdigerweise waren es mittlerweile vier, war es gestern nicht nur einer gewesen?, und ließ sich, erneut in ihrer Akte blätternd, nieder.
Vashtu beobachtete ihn sehr aufmerksam. Sie wirkte angespannt, war auf der Hut. Er würde es wieder nicht einfach mit ihr haben, das wußte er.
„Wo waren wir gestern stehen geblieben?" erkundigte er sich.
„An dem Punkt, an dem Sie mir einen Passierschein geben wollten, damit ich endlich Babbis suchen kann", antwortete sie.
Mackenzie erinnerte sich und nickte. „Und ich sagte Ihnen, ich werde Sie nicht gehen lassen, ehe Sie nicht endlich sprechen - mit mir sprechen."
Vashtu wandte ihr Interesse ab.
Auch das hatten sie schon gehabt. Wenn sie sich nicht etwas neues einfallen ließ, würde er sie früher oder später weichgeklopft haben.
Mackenzie seufzte, las einen Abschnitt in einem der Berichte und schürzte die Lippen. Dabei hoffte er, daß er sie inzwischen zumindest etwas einschätzen konnte. Auf keinen Fall wollte er die Zeitbombe Vashtu Uruhk zünden, wenn es auch anders ging.
„Wir können uns gegenseitig anschweigen oder miteinander reden, Major", sagte er, beugte sich vor. „Oder Sie erzählen mir endlich, was in Ihrem Kopf so vorgeht. Je eher Sie das tun, desto eher sind Sie hier wieder heraus. Was macht die Wunde?"
„Ist noch da, danke der Nachfrage."
Mackenzie nickte. „Bereitet sie Ihnen Schmerzen?"
„Habe schon mehr ausgehalten."
„Also ja. Ich könnte Ihnen ein leichtes Schmerzmittel verabreichen lassen, wenn Sie möchten", schlug er vor, blätterte, scheinbar desinteressiert, weiter.
„Danke nein."
Er klappte die Akte zu und blickte wieder auf. „Wie wäre es mit einem Schlafmittel? Die Nachtschwester schreibt, Sie wären beinahe ständig auf den Beinen."
„Ich brauche nichts." Sie lag noch immer in dieser leicht angespannten Haltung da, starrte geradeaus auf die Wand, als gäbe es dort etwas sehr interessantes zu sehen.
Mackenzie richtete sich wieder auf und legte die Akte ans Fußende des Bettes. „Wissen Sie, Major, ich kann verstehen, wenn Sie unter Alpträumen leiden. Das geht vielen so, die wesentlich weniger als Sie erlebt haben."
„Ich habe keine Alpträume."
„Dann geistern Sie also zum Spaß nachts durch die Gänge?" Er schob seine Brille wieder auf die Nasenwurzel.
Vashtu schwieg.
Mackenzie kreuzte die Arme vor der Brust und betrachtete seine Patientin nachdenklich.
Auf ihre Art war sie hübsch, manche Männer würden sie sicher als schön bezeichnen. Lange Beine, schlank, beinahe zierlich, ein schmales Gesicht mit dunklen Augen und den tintenschwarzen, strubbeligen, kurzen Haaren, die ihr etwas spitzbübisches verliehen. Ihre Proportionen waren gut gesetzt. Alles an ihr stimmte eigentlich, wäre da nicht etwas in ihren Augen gewesen. Diese Augen, die ihr ein leicht asiatisches Aussehen verliehen, ganz ihrem Namen entsprechend.
Doch, wenn sie jemandes Typ war, würde der sie sicherlich zu einem Date bitten. Ob sie es annehmen würde, stand allerdings auf einem anderen Blatt. Soweit er wußte, fühlte sie sich sehr eng mit Colonel Sheppard verbunden.
Mackenzie kam ein Gedanke.
„Sie sind nicht die einzige, die unter Kolya hat leiden müssen, Major", begann er ein neues Gespräch.
Vashtu hob eine Braue, ließ sich sonst aber nichts anmerken.
„Colonel Sheppard hat tatsächlich zu Anfang ebenso wie Sie gegen mich geblockt nach seiner Entführung durch Kolya."
Ihre Augen weiteten sich etwas, in ihrem Gesicht zuckte ein Muskel.
„Aber irgendwann gelang es mir, zu ihm durchzudringen und ich konnte mit ihm zusammenarbeiten", fuhr Mackenzie mit ruhiger Stimme fort.
Sie kniff kurz die Lippen aufeinander, regte sich sonst aber noch immer nicht. Aber sie hatte, wie manche es nannten, „geblinzelt". Sheppard war tatsächlich ein schwacher Punkt an ihr, vielleicht sogar der Punkt, der zu ihrem zentralen Problem führen würde.
„Viermal hatte der Wraith sich an ihm genährt und ihn dabei beinahe getötet. Er hatte ziemlich darunter zu leiden."
„Dann hat er noch ein langes Leben vor sich. Das ist gut." Sie nickte.
„Und was sagt Ihnen das?"
Vashtus Augen wanderten kurz zu ihm hinüber. „Daß er vielleicht glücklich werden könnte, das sagt es mir. Niemand wird wirklich alt, wenn er kein erfülltes Leben hatte."
„Hatten Sie denn eines?"
Ein ironisches Lächeln. „Ich führe es gerade - oder werde es wieder tun, sobald Sie mich hier herauslassen."
Mackenzie nickte sinnend. „Das liegt nicht an mir, Major. Dafür sind allein Sie verantwortlich. Wenn Sie mit mir zusammenarbeiten, werden Sie auch bald hier herauskommen. Gehen Sie mir dagegen weiter aus dem Weg und verpassen Ihre Sitzungen ... Nun, dann könnte sich das ganze noch Monate hinziehen."
Mit einem Ruck saß sie aufrecht. „Das ist nicht fair! Ich habe nichts getan, verdammt! Sie können mich hier nicht einfach einsperren. Ich werde einmal im Monat auf Atlantis gebraucht."
Der Psychologe hob in einer hilflosen Geste die Hände. „Nicht, solange Sie sich nicht kooperativ verhalten, Major. Solange wird der Colonel wohl auf Sie verzichten müssen - und Sie auf ihn."
In ihren Augen loderte wieder dieser kalte Haß auf. „Sie sind ..." Sie fluchte in einer fremden Sprache und ballte die Hände zu Fäusten.
„... ein arroganter Mistkerl, wenn ich das jetzt frei übersetzen darf." Mackenzie beugte sich wieder vor. „Auch das hatten wir gestern schon, Major. Entweder Sie lernen einige neue Kraftausdrücke, oder Sie erzählen mir endlich, was Sie bedrückt."
„Mich bedrückt gar nichts, verdammt!" herrschte sie ihn an. „Ich will hier heraus, Babbis ins SGC schleppen und meine Arbeit wieder aufnehmen. Das ist es, was mich belastet!"
Er zog eine mitfühlende Miene. „Tut mir leid, aber das wird wohl erst einmal nicht möglich sein." Er stützte die Hände auf die Oberschenkel und erhob sich ächzend. Dann griff er nach seiner Akte und schlenderte Richtung Tür. Dort angekommen, drehte er sich noch einmal um und sah sie an.
„Morgen um zehn, Major. Entweder ich sehe Sie in meinem Büro, oder ich sorge dafür, daß Sie sich noch sehr lange nach dem Colonel sehnen werden." Damit verließ er das Krankenzimmer. Und diesmal, da war er sich sehr sicher, würden seine Anstrengungen nicht umsonst sein. Sie würde kommen!

***

Babbis stieg aus dem Aufzug, orientierte sich den Gang hinunter und erstarrte, als er die Gestalt sah, die aus dem Zimmer seiner Mutter kam. Plötzlich blitzte eiskalte Wut in seinen Augen auf. Er ballte die Hände zu Fäusten und marschierte auf den anderen zu.
„Was tust du denn hier?" Professor Babbis blieb stehen, als er seinen Sprößling auf sich zukommen sah. „Du solltest doch an der Uni sein."
„Ich habe studiert, was ich wollte, Vater", knirschte Peter Babbis. „Was machst du hier? Ihr noch mehr Vorwürfe?"
Sein Vater drehte sich halb herum, dann blitzte Verstehen in seinem Gesicht auf. „Ich wüßte nicht, was dich das angeht. Sie ist immer noch meine Frau."
Peter baute sich vor dem anderen auf. „Deine Frau, deine Söhne, deine Karriere. Wann kommen wir eigentlich bei dir? Was gehört dir eigentlich nicht?"
Das Gesicht seines Vaters wurde starr. „Ich wüßte nicht ..."
„Es geht hier aber nicht um dich!" bellte der junge Wissenschaftler ihn an. „Mom liegt im Sterben, darum geht es! Es geht darum, was du ihr angetan hast die ganzen Jahre über, verdammt! Du bist doch der Grund, aus dem sie mit dem Trinken angefangen hat und ich weggegangen bin. Du hast unsere Familie auf dem Gewissen! Du und dein verdammtes Ego!"
„Peter, du vergißt dich!" warnte der Professor.
„Das tue ich nicht!" brüllte Babbis los. „Ich war noch nie in meinem Leben so klar wie jetzt! Du hast Mom in den Alkohol getrieben, genau so wie du sie damals in die Blindheit getrieben hast! Du wußtest ganz genau, was geschehen würde, würde sie sich nicht behandeln lassen, aber du hast es nicht zugelassen! Immer mußte alles nach deiner Nase tanzen, immer mußte alles so passieren, wie du es wolltest, Vater! Mom liegt im Sterben, ist dir das eigentlich klar? Sie wird bald nicht mehr da sein! Und mich wirst du dann auch nicht wiedersehen!"
Einige Besucher und auch zwei Schwestern wurden auf die beiden Streitenden aufmerksam.
„Senk sofort deine Lautstärke, Peter Horacio Babbis!" In den Augen des Professors funkelte Wut. „Willst du mich denn hier komplett zum Narren machen?"
Peter trat näher. „Das ist mir egal, Vater!" zischte er und hob drohend die Faust. „Mir ist das alles egal hier. Du kannst dir dein verdammtes Harvard sonstwohin stecken, hast du das verstanden? Ich werde mich dort nicht einschreiben! Ich bin wegen Mum mit dir gekommen, nicht um mein gesamtes Leben von dir auf den Kopf stellen zu lassen!"
„Dafür ist es zu spät. Diese Jarheads dürften deine Kündigung inzwischen erhalten und auch verstanden haben." In den Augen des Professors blitzte Triumph auf.
Babbis beugte sich vor, bis sich fast ihre Nasenspitzen berührten. „Das ist mir egal, Vater!" zischte er.
„Meine Herren, ich muß Sie bitten ..."
Peter drehte sich betont kontrolliert herum und starrte den Arzt, der herangetreten war an sie beide, zornig an. Dann wandte er sich der Tür zum Krankenzimmer seiner Mutter zu und trat ein.
„Professor Babbis ..." Der Arzt wirkte etwas hilflos, als ihn nun auch dieser stehenließ und zum Aufzug marschierte.

***

Ein Augenpaar folgte Professor Babbis, bis die Lifttüren sich hinter ihm schlossen. Eine Faust wurde geballt.
„Du verdammtes Stück Scheiße!" zischte eine Stimme.

TBC ...

2 Kommentare:

  1. Oh schon wieder eine neue Story =)
    Man man man....Vashtu zeigt mal wieder, dass sie verdammt stur sein kann :D
    Will einfach nicht mit einem Seelenklempner reden.
    Aber mir ist Mackenzie auch irgendwie unsympathisch, mochte da Kate Highmeier von SGA lieber. Traurig, dass sie dann in Doppelganger gestorben ist.
    Aber ich schweife ab ^^
    Wo war ich? Ach ja, Vashtu ist stur. Aber ich hoffe mal, dass selbst sie irgendwie jetzt einsieht, dass sie darüber reden muss (was haben eigentlich sämtliche Charaktere aus Stargate gegen Psychologen? :D )
    Wenn selbst John irgendwann geredet hat, dann sollte sie das auch mal machen. Aber warum hat er mit Mackenzie geredet und nicht mit Kate!? Ist doch viel einfacher, als extra dafür zur Erde zu reisen ;)

    Und Babbis plaudert also sein Geheimnis aus? Na solange da niemand hinterkommt ;) Selbst wenn seine Mutter bald sterben wird und sie ihm eh kein Wort geglaubt hat, so sollte es doch besser niemand erfahren, dass er was erzählt hat.
    Sein Vater ist mir aber im Gegensatz zur Mutter ganz schön unsympathisch...hallo? Sein Sohn ist schon lange volljährig. Was bildet der sich ein, einfach so über ihn zu bestimmen!? :P
    Das ist wieder einer der Väter, der genau weiß was das beste für das Kind ist und der will, dass der/die später die gleiche Laufbahn einschlägt, wenn der/die erwachsen ist.
    War bei John bestimmt nicht anders, der hatte sich doch deswegen auch mit seinem Vater in der Wolle, weil er zum Militär gegangen ist und so weiter...
    Aber was war denn das am Ende? oO Da ist aber noch jemand sauer auf den Herrn Professor! Der Bruder? Hm...ne, der ist ja außer Landes und den hätten die anderen bestimmt erkannt oder?

    Uuhh...ja vor der mündlichen habe ich auch Angst, weil ich schriftlich eh immer besser bin als mündlich. Das hat mir immer regelmäßig die Zensuren nach unten gezogen -.-
    und jetzt soll ich auch noch 20 Minuten mit drei Lehrern in einem Raum sitzen, wenn ich Pech habe kommt der Dezernent auch noch dazu (blödes Dezernenten-Abi...warum gerade dann, wenn ich Abi mache!?) und soll da einen vor mich hin philosophieren...da kommt Freude auf :D
    Aber im Moment verdränge ich das noch, weil ich noch ne Woche bis dahin Zeit habe.

    LG Sabrina

    AntwortenLöschen
  2. Ohje, was du da über die mündliche Prüfung schreibst hört sich wirklich sehr demotivierend an. Würde mir wahrscheinlich nicht anders gehen, wobei von meiner letzten "Prüfung" spreche ich besser gar nicht. Nur soviel, eigentlich hätte ich denn doch bestehen müssen, immerhin hab ich die Prüfer überredet, mich durchfallen zu lassen *lach*. Aber ich drück dir weiter die Daumen, du schaffst das. Denk nicht an diesen Dezernenten, auch wenns schwer fällt. Sind ja auch noch ein paar Tage, bis dahin. Vielleicht wirst du dadurch ein bißchen ruhiger.

    So, jetzt zum Comment: Wow! Das nenn ich mal ein langes und ausführliches Review! *staun*
    Stimmt, die Stargatler haben alle so ihre Schwierigkeiten mit Seelenklempern. Kann ich ihnen auch durchaus nachfühlen - mein Fall wären Psychologen/Psychiater auch nicht. Sorry, bringt doch nix, der ganze Käse.
    Warum John seinerzeit auf der Erde therapiert wurde? Nun, da spielt mal wieder meine ehemalige Freundin rein, auf deren Storys ich doch gern mal aufbaute. Die Verwundeten nach der Belagerung wurden ja auch zur Erde gebracht, und die Sache mit Todd in dem Genii-Bunker ... ich glabue nicht, daß John das so einfach weggestecken konnte. Kate Heightmeyer hat ihn vielleicht selbst an Mackenzie verwiesen, immerhin ist sie ja eher allgemein für die Bedürfnisse und Sorgen der Atlanter zuständig gewesen, Mackenzie dagegen hat sich (zumindest hier) spezialisiert. Schade übrigens, daß du ihn nicht magst. Ich hab ihn damals sehr gern geschrieben und Vashtu piesaken lassen. Wenn jemand hier eine Verkörperung von mir ist, dann in dieser Story tatsächlich Mackenzie.
    Babbis und sein kleiner Verrat - natürlich hast du recht, er hätte das nicht sagen dürfen. Ich wollte mit der Szene allerdings verdeutlichen, was er für seine Mutter empfindet, daß er sie sehr liebt und bei ihr tatsächlich mal ein netter Kerl sein kann.
    Papa Babbis ... ohja, da weiß man doch gleich, daß der Apfel doch nicht so weit vom Stamm entfernt gefallen ist *grins*. Zwei Egomanen treffen aufeinander und plötzlich ist der gute Peter gar nicht mehr so schröcklich *zwinker*. Papa Babbis ist schon ne Marke für sich, da hast du recht. Und stimmt auch, da mag ihn jemand nicht. Wer? Das wird sich noch herausstellen ...

    Dank dir jedenfalls ganz, ganz herzlich für diesen tollen Comment! Hab mich sehr gefreut darüber.

    Bis denne
    Ramona

    AntwortenLöschen