21.04.2010

Die Falle IV

Vashtu erwachte, als sie Schritte sich ihr nähern hörte. Sie hielt die Augen weiter geschlossen und hoffte, auf diese Weise noch ein wenig Zeit zu gewinnen.
Was sollte sie nur tun? Ihr Körper war inzwischen vollkommen von der unnatürlichen Haltung verkrampft, so daß sie bezweifelte, ob es überhaupt etwas bringen würde, sollte sie die Fremdzellen einsetzen. Zudem bestand immer noch die Gefahr, daß sie sich selbst eine Hand oder einen Fuß abtrennte, sollte sie versuchen, die Handschellen zu zerreißen.
"Guten Morgen, Itar", sagte eine Stimme sanft.
Vashtu fühlte, wie ihr Atem sich unwillkürlich beschleunigte.
Verdammt! Was sollte sie nur tun?
Niemand wußte, wo sie war, und sie selbst hatte dafür gesorgt, daß auch die, die es wissen könnten, in die Irre geführt worden waren. Wenn es so weiterging, würde sie sehr bald nähere Bekanntschaft mit einem Goa'uld machen, als ihr lieb war. Selbst wenn sie nicht wußte, ob es möglich war, daß einer dieser Parasiten sie übernehmen konnte, die Gefahr bestand weiterhin.
Ihr Peiniger beugte sich über sie. „Dein Körper wird bald bereit sein, Itar", wandte er sich wieder mit dieser eigenartig tiefen Stimme an das schlangenartige Wesen in dem durchsichtigen Kessel.
Vashtu wußte nicht, ob sie erleichtert oder nun erst recht besorgt sein sollte. Der Goa'uld nannte sie zumindest nicht mehr bei dem Namen seines Artgenossen. Dafür aber degradierte er sie offensichtlich zu einem Ding, einem mehr oder weniger nützlichen Gegenstand.
Hände packten sie bei den Schultern, schüttelten sie kurz und unsanft, bis sie die Augen öffnete. Dann drückte der Goa'uld sie wieder in die knieende Haltung zurück, die sie auch schon vor der Pause hatte einnehmen müssen.
Vashtu fühlte, wie seine Hände noch einmal den festen Sitz von Fesseln und Knebel kontrollierte, dann hockte er sich wieder neben sie und musterte sie.
"Du bist stark, das ist gut", wandte er sich an sie.
Vashtu sah ihn an und schluckte. Ihr Mund war trocken und sie hatte Hunger und Durst. Aber offensichtlich dachte er entweder nicht daran, ihr etwas zu geben, oder er wollte auf diese Weise ihren Widerstand noch gründlicher brechen.
"Itar hat noch nie Körper gemocht, die schwach im Geist sind. Mit dir wird sie sehr einverstanden sein, vor allem mit deinem Wissen."
Er zog etwas aus seiner Jackentasche.
Vashtus Atem beschleunigte sich wieder. Unwillkürlich wich sie leicht zurück, als sie den Handschmuck wiedersah.
Dieses Gerät flößte ihr eine heiden Angst ein, mehr Angst als jede Wraith-Königin es bis jetzt vermocht hatte.
Nicht daran denken! Sie durfte nicht noch mehr verraten.
Er streifte sich den Schmuck wieder über die Hand.
Vashtu stöhnte hinter dem Knebel auf. Beinahe verlor sie wieder das Gleichgewicht, als sie noch weiter zurückweichen wollte.
"Nicht doch!" Er legte ihr den freien Arm um die Schultern, richtete sie wieder auf. „Ganz ruhig. Wir beide unterhalten uns jetzt weiter und du zeigst mir mehr von deiner Vergangenheit. Diese Stadt ... Ich will mehr über dieses Atlantis wissen."
Vashtus Augen weiteten sich, als er die Hand mit dem Schmuck hob. Der Kristall leuchtete auf. Ein erster Schmerz traf sie und Johns lächelndes Gesicht tauchte vor ihrem inneren Auge auf.

***

Dorn umrundete mit gerunzelter Stirn das ausgebrannte Autowrack.
"Eine verfluchte Verschwendung!" Der Mann von der Forstverwaltung kniff die Lippen zusammen. „Noch dazu ausgerechnet hier. Wir haben riesiges Glück gehabt, daß es so spät im Jahr und relativ feucht und kühl ist. Das hätte einen Flächenbrand auslösen können."
Dorn beugte sich über die rusige Motorhaube und wischte mit einem Finger über das Logo. BMW. Und, soweit er feststellen konnte, war es der, mit dem dieser Finnigan immer unterwegs gewesen war. Er richtete sich wieder auf und wechselte einen Blick mit Hernan.
Der Polizist nickte, wandte sich dann an den Forstbeamten: „Wann habt ihr das Wrack entdeckt?"
"Heute morgen, kurz bevor Sie uns angerufen haben, Detective. Sieht aus, als wäre der Wagen noch recht neu gewesen. Warum sollte man so eine Karre abfackeln?"
"Entführung", kommentierte Dorn nur.
Der Forstbeamte, ein junger Mann mit blondem Haar, riß die Augen auf. „Was?" Entgeistert wandte er sich wieder dem Polizisten zu. „Ist das wahr?"
Hernan nickte nachdenklich. „Dem Militär ist eine Geheimnisträgerin abhanden gekommen. Und sie soll mit einem solchen Wagen unterwegs gewesen sein, als sie verschwand."
Dorn betrachtete wieder das Wrack.
Es gab keinerlei Anzeichen für eine Gewalteinwirkung, einmal abgesehen von der Hitze des Feuers.
"Und diese Entführung soll hier im Wald stattgefunden haben?" fragte der Forstbeamte.
"Es deutet alles darauf hin." Hernan nickte. „Es ist keinem gestern zwischen elf und zwölf Uhr etwas aufgefallen?"
Der junge Mann schüttelte den Kopf. „Nein, gestern nicht", antwortete er. „Aber seit einigen Wochen treibt sich hier des öfteren ein merkwürdiger Kerl herum, gekleidet wie einer dieser Juppies. Er streunt immer um die alte Trapperhütte herum, hat sie sogar reparieren lassen."
Dorn und Hernan wechselten einen elektrisierten Blick.
"Wo befindet sich diese Hütte?" fragte der Polizist, drehte sich wieder zu dem Forstbeamten um.
Der zuckte mit den Schultern. „Der Typ ist durchgeknallt aber harmlos", beeilte er sich zu versichern.
"Durchgeknallt?" Dorn hob die Brauen.
"Der traf sich des öfteren mit anderen, irgendwelche Anzugtypen. Und ständig redete er mit jemandem, der gar nicht da war. Muß wohl seine Frau gewesen sein, die irgendwie ... gestorben ist", erklärte der junge Mann. „Aber Entführung? Das traue ich ihm nicht zu!"
"Wo ist diese Hütte?" wiederholte Hernan seine Frage.
"Ich kann Sie hinführen. Aber, zumindest gestern, war er nicht da."
"Lassen Sie das unsere Sorge sein. Dorn?"
Der Marine nickte, zog sein Handy aus der Tasche. Kurz betrachtete er die Anzeige, dann begann er zu tasten.
Der Forstbeamte starrte irritiert von einem zum anderen. „Was soll das jetzt wieder bedeuten? Ich sagte doch, der Typ ist verrückt, aber harmlos."
"Sprach er von einer Itar?" bohrte Hernan weiter.
Ungläubig sah der junge Mann ihn an. „Woher wußten Sie das?"
"Storm ist unterwegs, bringt ein Einsatzkommando mit." Dorn verstaute sein Handy wieder in der Jackentasche.

***

Mit einem weiteren Schmerz löste der Goa'uld wieder die Verbindung. Vashtu ächzte und sank nach hinten. Kalter Schweiß glänzte auf ihrer Stirn.
"Warum denkst du an ihn, wenn du mir die Stadt zeigen sollst?" Er packte sie hart.
Vashtu sah auf. Ihr Blick war noch immer schmerzverschleiert, doch eine mörderische Wut blitzte durch diesen hindurch.
"Wer ist er? Was verbindet ihn mit diesem Atlantis?" Der Goa'uld beugte sich vor. Seine Augen leuchteten wieder auf.
Wenn sie ihn zu fassen kriegen würde ...
"Dieser John war bei dir, das weiß ich." Sein Griff wurde allmählich schmerzhaft.
Vashtu hob den Kopf, entschlossen den Kampf von neuem aufzunehmen. Die Erinnerungen an John Sheppard hatten in ihr den Kampfgeist geweckt, der vorher dabei war abzusterben. Noch immer wisperte seine Stimme in ihrem Kopf. Noch immer glaubte sie, seine Berührungen spüren zu können.
Er war es, wegen dem sie aufgewacht war. Er war da, wenn sie ihn brauchte. Er brachte fertig, was Enkil nicht gelungen war.
Drei kleine Wörter hallten in ihr, drei Wörter, die Zauberkraft für sie besaßen.
"Wer ist er?"
Wieder strahlte der Stein auf.
Vashtu wappnete sich, ließ Johns Gesicht hinter sich.
Es war Zeit, diesem Kerl zu zeigen, was ihn erwartete.
Den Stunner im Anschlag hastete sie durch die Gänge eines Wraith-Zerstörers. Sie würde keine Gefangenen machen - die machte sie nie!

***

Dorn hatte die Augen auf den Boden gerichtet, stieß Hernan jetzt an und wies nach unten. „Reifenspuren", sagte er nur.
Der Polizist ging in die Knie, betrachtete die Spur, die sich hinter einigen Büschen verlor. „Das könnte der BMW gewesen sein. Dann wollten sie nicht gesehen werden und parkten deshalb etwas von der Hütte entfernt", mutmaßte er, sah wieder auf. „Sie haben wohl einen Hang zur SpuSi, was?" Ein bitteres Lächeln erschien auf seinen Lippen.
"Halte die Augen offen, das reicht." Dorn drehte sich wieder um und betrachtete forschend den dunklen Schatten, der sich zwischen den Bäumen erhob.
Da war die Hütte. Die Frage war nur, ob sich der Major auch noch hier befand. Daß sie hier gewesen war, daran dürfte wohl wenig Zweifel bestehen.
"Sind in Position", meldete Storm über das Funkgerät.
Dorn nickte, drehte die Lautstärke herunter. Dann griff er in seine Jacke und holte eine ZAT hervor, die er dem Polizisten reichte.
"Was ist das?" Hernan sah sich das Ding etwas ratlos an.
Dorn aktivierte die ZAT. „Goa'uld-Waffe", antwortete er. „Den Knopf drücken, dann wird sie aktiviert. Einmal schießen - betäuben, zweimal schießen - töten, dreimal schießen - Leiche entsorgen."
Hernan starrte ihn an. „Was?"
Dorn sah ihn ungeduldig an. „Weiter!"
Der Polizist warf der fremdartigen Waffe in seiner Hand einen skeptischen Blick zu, nickte dann aber. „Also gut. Machen wir uns auf."

***

Die Verbindung riß so plötzlich ab, daß Vashtu einen Moment lang nicht zwischen Realität und Erinnerung unterscheiden konnte. Hart kippte sie zur Seite. Ihr Atem kam wieder keuchend.
Verdammt, der Schmerz wurde immer schlimmer! Wie lange würde sie noch durchhalten können? Sie wußte es nicht. Aber sie wußte, allmählich wurde ihre Zeit knapp.
Der Goa'uld packte sie hart und drückte sie an sich. „Keinen Ton, verstanden?"
Verständnislos blinzelte sie, fühlte dann, wie sich die Mündung einer Waffe in ihren Rücken bohrte. Unwillkürlich erstarrte sie.
Er streifte hektisch den Schmuck ab und legte seine Hand noch zusätzlich über den Knebel. „Ganz ruhig, dann sind sie gleich wieder weg."
Vashtu lauschte. Dann hörte sie es: Die vordere Tür wurde geöffnet. So tief wie möglich holte sie Atem.

***

"Hier ist nichts, Sir." Der MP drehte sich etwas ratlos um und zuckte mit den Schultern.
Dorn sah sich aufmerksam in der Hütte um. Sie schien tatsächlich verlassen zu sein. Doch ihm waren auch nicht das neue Fenster und das ebenfalls gerade eingebaute Türschloß entgangen. Als er einmal kurz den Kopf hob, sah er, daß auch Hernan sehr aufmerksam geworden war.
Dann blieb der Polizist plötzlich stehen und sah zu Boden. „Hier war jemand." Er wies auf den Dreck und das verrottende Laub auf dem Boden. „Eine Schleifspur, sehr deutlich."
Dorn trat näher, leuchtete mit seiner Taschenlampe. „Eine Tür", sagte er dann mit ruhiger Stimme, hob das Zak'Ni'Tel.

***

Die Holzbohlen knarrten unter den Schritten im vorderen Raum.
Vashtu starrte aus den Augenwinkeln zur Tür hinüber.
Waren es Leute vom SGC, die sich in der Hütte umsahen? Waren es irgendwelche andere? Hatte sie unverhofft doch eine Chance erhalten?
Sie wußte es nicht. Aber ...
Ihr Blick glitt zu dem Glaskessel und sie erstarrte.
Der Goa'uld regte sich wieder. Er regte sich nicht nur, er hatte seinen Kopf aus dem Kessel gestreckt und schien sie jetzt zu mustern.
Vashtu bäumte sich unwillkürlich auf, soweit ihre Fesseln es zuließen.
"Ich sagte ruhig!" zischte ihr Peiniger ihr zu. „Itar, sie ist noch nicht bereit. Noch ist zuviel Widerstand in ihr. Sie ist stärker ..."
Mit einem gewaltigen Knall zerbarst die Tür.

***

Hernan hielt sich im Hintergrund, als die MPs die hintere Tür aufbrachen. Gleich darauf herrschte plötzlich Schweigen. Eine tiefe, unmenschlich wirkende Stimme bellte einen Befehl.
Hernan und Dorn tauschten einen Blick, dann drückten sie sich beide in Deckung.
"Zurück!" Storm, der in der vordersten Reihe der Stürmenden gewesen war, trat einige Schritte rückwärts, die Waffe immer noch im Anschlag.
Hernan beugte sich etwas vor. Kurz erhaschte er einen Blick auf einen eigenartig erleuchteten Raum mit einem gläsernen Ding in der Mitte. Und in diesem Ding ...
Ein Mann trat in sein Sichtfeld. Ein Mann mit gelb leuchtenden Augen.
Hernan erschauderte.
Er hatte eine Frau bei sich, der er eine Waffe an die Schläfe hielt. Und diese Frau ... das war der weibliche Major, der damals während des Banküberfalls für soviel Aufsehen gesorgt hatte. Major Vashtu Uruhk.
Ihre Blicke trafen sich. Ihre dunklen Augen bohrten sich in seine.
Sie sah erschöpft aus, doch eine eigenartige Entschlossenheit lag in ihrem Blick. Etwas, was er bisher bei den wenigsten Menschen gesehen hatte. Und er verstand, warum die Army sie bei sich aufgenommen hatte.
"Zurück, ihr Jämmerlichen! Seht die Auferstehung von Itar, der großen Göttin!" Der Kerl mit den leuchtenden Augen griff in das leuchtende Glas.
Hernan legte an. Er hatte zwar kein freies Schußfeld, aber ...
Der Major sah ihn. Und sie nickte unmerklich.
Wie war das mit den Schüssen aus dieser komischen Waffe?
Hernan wußte es nicht mehr. Er zielte und hoffte, er würde den Major nicht treffen, als er abdrückte.
Der Mann mit den leuchtenden Augen taumelte zurück, ließ seine Geisel los.
Der Major warf sich sofort nach vorn, platt auf den Bauch. Doch da war noch etwas. Und dieses Etwas bewegte sich.
Hernan starrte einfach nur, während die MP wieder vorrückte. Schüsse hallten durch die kleine Hütte, teils aus Projektilwaffen, teils aus diesen eigenartigen Energiedingern, wie auch er eines in der Hand hielt.
Und dann herrschte Totenstille ...

***

Vashtu warf sich auf den Bauch, sobald sie frei war. Ihren Fehler aber bemerkte sie viel zu spät: Sie hatte nicht an den Goa'uld gedacht, den ihr Peiniger aus dem Kessel geholt hatte!
Die schlangenähnliche Kreatur kroch unaufhaltsam auf sie zu, kam immer näher.
Vashtu stellten sich die Nackenhaare auf, während vor ihr Tumult ausbrach.
Nein! Nicht so kurz vor der Rettung. Das konnte doch nicht wahr sein!
Der Goa'uld berührte sie. Sie erschauderte darunter. Und dann kam der nächste, unmenschliche Schmerz, bohrte sich direkt in ihren Nacken.
Vashtu bäumte sich auf, dann verlor sie das Bewußtsein.

***

"Oh mein Gott!" Storm hatte den Kopf gesenkt und starrte auf den weiblichen Major hinunter.
Dorn wartete bis Hernan aufgeschlossen hatte. Dann nickte der alternde Marine anerkennend. „Guter Schuß."
Der Detective schüttelte nur unwillig den Kopf und trat an der Seite des Soldaten in den hinteren Raum.
Der Mann mit den leuchtenden Augen, Nisroch, lag verkrümmt an der hinteren Wand. Drei MPs hielten noch immer ihre Waffen auf ihn gerichtet. Aber er regte sich nicht mehr. Auf seinem gesamten Oberkörper war Blut, der Anzug wies über ein Dutzend Einschüsse auf.
Doch das war es nicht, worauf die Anwesenden sich konzentrierten.
Hernan und Dorn stoppten gleichzeitig und starrten auf die Gestalt, die vor Storms Füßen lag.
Major Vashtu Uruhk hatte offensichtlich das Bewußtsein verloren. Und das war auch kein Wunder: Eine blutende Wunde war in ihrem Nacken. Und in dieser Wunde regte sich etwas.
"Wir brauchen einen Arzt." Storm krächzte nur noch.
Hernan atmete tief ein, dann wandte er sich ab und verließ die Hütte.

***

Vashtu öffnete mühsam die Augen, hob die Brauen, als könnten diese ihre Lider offen halten.
Ihr Hals kratzte, einen feinen Schmerz bescherrte ihr das erste Schlucken. Sie verzog unwillig das Gesicht, blinzelte dann noch einmal und sah stirnrunzelnd zu einem Fenster hinüber, hinter dem sich sanft bewaldete Berghänge in den Himmel schraubten.
Was?
Wieder das Gesicht verziehend rappelte sie sich auf die Ellenbogen, starrte aus dem Fenster.
Wo war sie?
Das letzte, woran sie sich erinnerte ...
Die Tür öffnete sich.
Vashtu fuhr herum und erleichterte. „Dorn!" Sie sank in die Kissen zurück.
Der Marine trat näher, nahm ihre Hand und hielt sie. „Du hast viel Glück gehabt, Mädchen", sagte er lächelnd.
Vashtu runzelte wieder die Stirn. „Was?"
"Der Goa'uld Itar hatte sich noch nicht festsetzen können. Es war relativ einfach, ihn zu entfernen."
Jetzt wurde sie auf die zweite Gestalt aufmerksam, die noch in der Türöffnung stand. Ihr Gesicht verfinsterte sich. „Mackenzie!"
Der Psychologe kam herein, schloß die Tür hinter sich. „Ganz recht." Er nickte, trat ans Fußende ihres Bettes. „Sie wurden von Nisroch und Itar gemeinsam ausgewählt, ein neuer Wirt zu werden, Major", begann er mit seiner Erklärung.
Vashtus Augen blitzten kalt. „Das weiß ich selbst." Sie hustete und verzog wieder das Gesicht. Vorsichtig tastete sie nach ihrem Hals und fand einen dicken Verband. Fragend sah sie zu Dorn.
Der zuckte mit den Schultern. „Der Goa'uld", sagte er nur.
"Er bohrte sich von außen in Ihre Haut", fuhr Mackenzie mit seiner Erklärung fort. „Den Chirugen gelang es, Itar wieder zu entfernen, ehe sie sich festsetzen konnte."
Vashtus Kiefer mahlten. „Danke", brachte sie irgendwie hervor, setzte sich wieder auf. „Dann kann ich ja jetzt hoffentlich meinen Dienst wieder antreten."
Der leicht übergewichtige Psychologe hob die Hand. „Ich weiß, daß Sie mich nicht mögen, Major. Aber Sie werden nicht eher aus dieser Klinik entlassen, als daß ich es sage. Was da passiert ist ... Sie müssen endlich eine Therapie aufnehmen, ehe Sie wieder auf einem fremden Planeten ausflippen und sich selbst und Ihr Team in Gefahr bringen."
"Ich schaffe das auch so."
"SG-27 ist zur Zeit außer Dienst, da unterbesetzt. Sie haben also alle Zeit der Welt." Mackenzie stützte beide Hände auf den Metallrahmen des Bettes und beugte sich vor. „Tun Sie nicht so hart, Major Uruhk. Sie sind es nämlich nicht."
"Unterbesetzt?" Wieder warf sie Dorn einen Blick zu. „Wieso unterbesetzt?"
"Babbis ist weg", antwortete der Marine nur.
Vashtus Augen wurden groß. „Was? Seit wann?"
"Sie und er verschwanden in etwa zeitgleich", antwortete Mackenzie. „Storm und Hernan sind bereits auf der Suche nach ihm. Und Sie werden endlich die Rekonvaleszenz nutzen, die Sie bisher immer so weit von sich geschoben haben. Da ist eine Menge aufgelaufen für Sie, Major. Das will irgendwann verarbeitet werden."
"Aber nicht, wenn ein Mitglied meines Teams in Schwierigkeiten steckt!"
Dorn drückte sie auf das Bett zurück. „Sei vernünftig." Seine Stimme klang eindringlich.
Vashtu funkelte den Marine an. „Ich bin vernünftig. Laß mich hier raus, George!"
"Sie bleiben wo Sie sind, bis die Verletzungen alle geheilt sind, Major Uruhk. So lange und nicht eine Sekunde eher werden Sie dieses Krankenhaus verlassen."
"Ich rede nicht mit Ihnen. Sie können sich das ganze also sparen. Ich will ..."
"Sie reden mit mir oder gar nicht. Aber Sie werden endlich bewältigen, was Ihnen zugestoßen ist, seit Sie ihr Team leiten, Major. Gerade das letzte Ereignis ... Gehe ich recht in der Annahme, daß Ihr Bekannter das nicht überlebt hat?"
Vashtu starrte den Psychologen plötzlich groß an und schluckte. Ihr Blick wurde plötzlich stumpf und leer.
Tom war tot - und sie wäre es vielleicht auch fast gewesen.
Mackenzie nickte befriedigt. Endlich begann seine Patientin zu begreifen.

2 Kommentare:

  1. YAY!! Fertig =) hab gestern endlich meine letzte Klausur geschrieben. In acht Tagen noch mündlich und dann erfahre ich auch "schon" im Juni ob ich denn auch bestanden haben...

    Aber ich will ja auch noch etwas zum Kapitel sagen ;)
    Da hat Vashtu ja echt verdammt großes Glück gehabt! Ich dachte erst "puuhhh die haben sie gefunden und retten die jetzt ganz schnell" und als dann auch einmal der Goa'uld sich doch noch "eingepflanzt" hat...
    ein Glück, dass die den noch früh genug wieder entfernen konnten.
    Aber übernehmen die nicht eigentlich sofort die Kontrolle?
    Hm...vielleicht liegt es ja daran das sie Antikerin ist oder die Wraithgene hat und sie sich dadurch einfach besser dagegen wehren kann, als ein "normaler" Mensch...
    Jetzt muss erst mal McKenzie ran...hoffe Vashtu lässt sich von ihm helfen. Bei so vielen Dingen die sie mittlerweile erlebt hat, wie hält die das noch aus? Sie hat zwar teilweise mit Tom darüber geredet, aber das geht ja jetzt auch nicht mehr :'(
    Aber so kann man sich täuschen...erzählt der Förster erst einmal, dass der Kerl zwar verrückt, aber ungefährlich ist oO
    Und nun...von Babbis fehlt immer noch jede Spur. Er wird wohl sicherlich bei seiner Mutter im Krankenhaus sein, aber er kommt doch wohl hoffentlich wieder zurück?
    Scheinbar hat sein Vater ja dafür gesorgt, dass das SGC eine Kündigung erhält.
    Hallo!? Wer bitteschön würde FREIWILLIG so einen Job kündigen!? Das kann ja wohl nicht mit rechten Dingen zu gehen :P
    LG Sabrina

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  2. Na, dann erst einmal meinen allerherzlichsten Glückwunsch! Wobei ... für mich war ja immer die mündliche Prüfung das schlimmste und ich war froh, wenn ich da nicht reinmußte. Aber ich bin sicher, du hast es geschafft - bestimmt!

    Du hast das richtig verstanden mit der Übernahme. Irgendwas mußte ich den Goa'uld ja andichten *zwinker*, sie können (bei mir!) Antiker nicht sofort übernehmen, sondern brauchen dazu etwas Zeit - die Itar hier nicht hatte.
    Ob Vashtu sich allerdings helfen läßt ... mh, wirst du in der nächsten Story lesen können.
    Und Babbis? Mal sehen, wo der sich rumtreibt und was da passiert ...
    *lach* Mit dem "Job" gehts mir genauso - würd ich auch nie im Leben kündigen, wenns das echt gäbe. Aber wer weiß, wen da was geritten hat *flöt*.

    Dank dir für das Comment - und jetzt bin ich mal gespannt, was du zur nächsten sagen wirst *grins*.

    Bis denne
    Ramona

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