John lehnte sich an eine Kommode und lockerte seine Krawatte. Seufzend öffnete er schließlich auch noch den obersten Knopf seines Uniformhemdes und zog eine Grimasse, als die Antikerin ihm einen weiteren Blick zuwarf.
„Statt das zu tun, dessentwegen wir hergekommen sind, gehen Sie beide zu diesem Grissom und plaudern munter aus, was Sie wissen. Wir kommen ins Teufels Küche, und zwar allesamt!" schimpfte Mitchell weiter.
John wandte sich ab und schüttelte resignierend den Kopf.
Sollten die beiden es untereinander ausmachen, er hatte schon genug damit zu tun, so schnell wie möglich Landrys Okay zur Dazuziehung Vashtus zu besorgen. Noch mehr Ärger konnte er sich im Moment nun wirklich nicht leisten.
„Ich habe getan, was getan werden mußte", entgegnete Vashtu jetzt endlich. „Nicht jeder ist bereit, den vollkommen Ahnungslosen zu spielen wie Sie, Colonel Mitchell. Wenn Ihnen einmal ein Iratus-Käfer am Hals gesessen und versucht hat, Ihnen das Leben auszusaugen, dann können Sie meinetwegen mitreden. Solange das nicht der Fall ist ..."
John stutzte, drehte sich wieder um. „Du hattest auch einen Iratus am Hals?" fragte er verblüfft.
Er wußte noch soviel über Vashtu nicht, ging ihm auf. Und da sie kaum Quellen besassen, die mehr über sie erzählten, waren sie auf ihre eigenen Berichte angewiesen. Dabei würde er liebendgern um einiges mehr über sie erfahren - vor allem einige private Details und Vorlieben ...
Vashtu nickte. „Ja, hatte ich. Ich hab's damals noch so gerade eben zum Jumper zurück geschafft und den Autopiloten zugeschaltet, der mich nach Atlantis brachte. Dort wurde der Iratus dann entfernt. Es waren seine Gene, die ich später für die Therapie nutzte."
„Wow! Moment!" Mitchell hob die Hände. „Wollen Sie mir jetzt etwa erzählen, Sie hätten diese komischen Viecher doch erschaffen? Haben Sie das CSI angelogen, DOKTOR Uruhk?"
Diese übertriebene Betonung auf den Titel zeigte, was den SG-1-Leader wohl am meisten ärgerte: Daß die Antikerin Grissom nicht berichtigt hatte, als dieser sie mit dem Titel ansprach, der ihr bisher von allen Stellen verweigert wurde.
Es zeigte aber auch, daß man Mitchell über Vashtu nicht informiert hatte. Er wußte ganz offensichtlich nicht, mit wem er es zu tun hatte. War da nicht auch ein deutliches Stutzen gewesen, als John ihn auf das Drittel Iratus in Gen-Code der Antikerin hinwies?
„Nein, habe ich nicht", entgegnete die sofort. „Ich habe Grissom die Informationen gegeben, die ich für wichtig halte, immerhin will die hiesige Polizei ja wohl den Kampf gegen die eingeschleppten Iratus aufnehmen. Da brauchen sie wirklich jedes bißchen Hilfe und Glück, das sie kriegen können, glauben Sie mir."
„Schön, und was haben wir? Nichts!" Mitchell starrte die Antikerin wütend an. „Weil Sie diesem Grissom ja sagen mußten, daß da draußen noch ein Iratus-Käfer herumkrabbelt. Allmählich begreife ich, warum Sam und Jackson so schlecht auf Sie zu sprechen sind, Miss Uruhk!"
Vashtu schüttelte den Kopf, ein humorloses Lächeln auf den Lippen. „Nicht nur ein Käfer, Colonel", entgegnete sie. „So viel Glück haben wir nicht. Irgendwo in dieser Stadt befindet sich ein Brutkokon. Und wenn der aufbricht ..." Den Rest mußte sie nicht laut aussprechen, er stand John so klar vor Augen als sähe er auf einen Bildschirm.
„Was?" Mitchell starrte sie an.
Das war es also, über das Vashtu seit ihrem Aufbruch aus dem Präsidium gebrütet hatte, ging John auf. Sie suchte den Anhaltspunkt, den sie brauchten, um das Nest zu finden.
„Bist du dir da sicher?" fragte er zur Sicherheit nach.
Die Antikerin zögerte nicht eine Sekunde, sondern nickte sofort. „Absolut", antwortete sie. „Als ich vor dem Terrarium stand, habe ich gewisse Hormone abgesondert. Ein normaler Iratus-Käfer hätte mich als seinesgleichen akzeptiert und nicht angegriffen. Dieses Weibchen tat es - und sie war ziemlich aggressiv!"
„Sie haben was gemacht?" Mitchell war nun vollkommen verwirrt, was John ihm nachsah. Wenn der Leader von SG-1 wirklich nicht über diesen Anschluß aus längst versunkenen Zeiten Bescheid wußte ... es fiel ja sogar ihm schwer zu glauben, was sie ihnen da gerade zu schlucken gegeben hatte.
„Dann gibt es diesen einzelnen Iratus gar nicht?" Irrige Hoffnung keimte in John auf, wurde aber gleich wieder durch einen Blick gelöst.
„Doch, es gibt ihn. Es muß ihn geben. Allerdings wage ich zu bezweifeln, daß er sich noch im Haus oder auf dem Grundstück befindet", antwortete sie, warf Mitchell einen triumphierenden Blick zu. „Soviel dazu, daß ich zuviele Informationen preis geben wollte. Mit ein bißchen Glück können wir der Spur des Iratus folgen und ihn selbst einfangen. Und vielleicht führt uns dieser eine Käfer zu dem Kokon."
Mitchell sah sie beide abwechselnd scheel an. „Sie wollen damit sagen, es gibt beides und Sie haben das CSI auf die falsche Fährte geführt, damit wir eben beides suchen können? Und woher wissen Sie, und damit auch wir, daß dieser Kokon tatsächlich existiert?"
Vashtu seufzte schwer.
„Ich denke, du solltest ihn aufklären über dich", schlug John vor, warf dem Telefon einen langen, begehrlichen Blick zu. Vielleicht konnte er sich so lange abseilen, bis sie zumindest das grobe berichtet hatte. Die Feinheiten interessierten ihn selbst, da er das sichere Gefühl hatte, sie nicht alle zu kennen.
Die Antikerin verzog das Gesicht, zuckte dann aber mit den Schultern und suchte sich das nächste der beiden Betten, um sich wenig elegant daraufplumpsen zu lassen.
„Ich bin kurz im Bad." John schnappte sich das Telefon vom Nachttisch und betete, daß die Schnur lang genug wäre. Landry sollte auf keinen Fall als erstes im Hintergrund Vashtus Stimme hören, ehe er überhaupt wußte, daß sie nicht mehr in AREA 51 war.
Das Kabel reichte, es war sogar noch mehr da. John wagte den Verdacht, daß er dieses Telefon notfalls sogar bis zur Eismaschine draußen schleppen konnte, wenn ihm der Sinn danach stand. Er schloß die Tür und wählte ein Amt, um dann die Nummer einzugeben, die man ihm gegeben hatte, ehe sie aufbrachen. Mitchell würde sehr wahrscheinlich die gleiche bei sich haben.
Es klickte in der Leitung, dann hörte er eine Stimme: „NORAD, Air Force-Base, Cheyenne-Mountain, Colorado. Diese Einrichtung ist leider geschlossen. Bitte wenden Sie sich an die zuständigen Stellen ... 'KLICK' ..."
„Landry?"
John stutzte einen Moment lang, dann holte er tief Atem. „Sir, hier Sheppard, Sir", meldete er sich. „Ich möchte einen ersten Bericht erstatten und ... da steht noch eine Genehmigung aus, Sir."
„Eine Genehmigung? Sheppard, was reden Sie da? Wie läuft es in Vegas?"
John kniff die Lippen zusammen. „Leider nicht ganz so gut, wie wir uns das vorgestellt haben, Sir", antwortete er dann. „Wie es aussieht, haben wir einen Ausbruch zu verzeichnen. Darum brauchten Colonel Mitchell und ich ... Verstärkung. Sozusagen eine zusätzliche Stimme, Sir."
„Waren Sie wieder mit McKay zusammen, Sheppard?" Landry klang amüsiert. „Ich verstehe nicht ganz. Was für einen Ausbruch?"
Trotz der auf vollen Touren laufenden Klimaanlange wurde es John immer wärmer. „Wir haben hier einen Iratus-Käfer-Befall, Sir", antwortete er endlich.
Landry schwieg.
„Wie es aussieht, ist irgendetwas übersehen worden in der Quarantäne. Wenn Sie nichts dagegen haben, würde ich gern McKay an die Auswertung der Inventar-Listen setzen, vielleicht kriegt er etwas heraus. Ansonsten ... Ich habe Vashtu Uruhk als Expertin dazugeholt." Damit war es heraus und John erwartete das Urteil wie ein Damoklesschwert, das jederzeit auf ihn hinunterstürzen konnte.
„Kann Miss Uruhk weiterhelfen?" kam statt dessen die besorgte Frage.
John erleichterte. „Ja, Sir, sie hilft bereits und hat das CSI auf eine falsche Fährte gesetzt, damit wir einen kleinen Vorsprung erhalten."
„Das IOA wird das nicht gern hören, Colonel. Sie drei sollten lieber dafür sorgen, daß sie erfolgreich sind, sonst wird ihnen mit Sicherheit die Hölle heiß gemacht. Und das könnte vor allem für Miss Uruhk im Moment fatale Folgen haben."
John runzelte die Stirn. „Ich verstehe nicht, Sir", sagte er.
„Das sollten Sie sich auch besser von Miss Uruhk persönlich erklären lassen, Colonel. Ich gestatte die Zusammenarbeit ... für die Dauer Ihres Einsatzes in Nevada. Danach werden sie beide sich tunlichst wieder trennen und auch keinen wie auch immer gearteten Kontakt mehr zueinander suchen. Ist das klar?"
John war verwirrt, doch er war auch erleichtert. Sie durften Vashtu weiter mitarbeiten lassen. Das war schon einmal das wichtigste. Wie es dann weitergehen würde, darüber konnten sie sich dann immer noch den Kopf zerbrechen.
„Ja, Sir, ich habe verstanden."
„Dann richten Sie Miss Uruhk von mir aus, sie soll sich nur nicht noch so einen Blödsinn wie zu Silvester leisten. Ich lasse sie von der Leine, für jetzt. Sie hat da noch etwas wiedergutzumachen."
„Ich werde es ausrichten, Sir."
„Dann erstatten Sie mir so schnell wie möglich wieder Bericht. Ich habe dafür gesorgt, daß die Daedalus bereitsteht, sollten Sie Hilfe benötigen. Colonel Mitchell hat ein entsprechendes Funkgerät dabei."
„Ja, Sir." Mitchell schleppte also eine Direktverbindung mit und er wußte nichts davon? Andererseits aber sollte er die ganze Zeit mit offenen Karten spielen? Na, darüber war das letzte Wort noch nicht gesprochen.
„Bis zum nächsten Bericht. Und passen Sie auf, Sheppard, auf sich und auf Miss Uruhk. Sie werden beide noch gebraucht."
Es knackte in der Leitung. John blieb einen Moment lang mit dem Hörer in der Hand an die Wand gelehnt stehen, dann legte auch er auf.
Er war einerseits erleichtert, andererseits angespannt. Er war bereit zur Jagd!
***
Cheyenne-Mountain Basis:
Landry legte den Hörer auf die Gabel und sah zu seinem Gast auf. „Haben Sie es gehört?"
Der unvermutete Besucher grinste frech von einem Ohr zum anderen. „Ich hätte mir denken können, daß Sheppard Kontakt zu Uruhk sucht. Wußten Sie, daß er in der ganzen Basis nach ihr fragt, Hank?"
Landry nickte. „Ist mir nicht entgangen. Aber was machen wir mit dem IOA? Die bestehen weiterhin auf der Kontaktsperre."
„Lassen Sie das mal meine Sorge sein." Der Gast lehnte sich auf dem Stuhl zurück und streckte sich. „Ich vertraue auf meine Menschenkenntnis ebenso wie auf die der alten Recken. Und selbst Daniel Jackson muß zugeben, daß Miss Uruhk ein Glücksfall für uns ist ... sobald sie sich die Hörner abgestoßen hat, heißt es. Teal'c schwärmt von ihr als eine antikische Hak'tyl und Sam ist beeindruckt durch das Wissen und überzeugt, daß sie uns weiterhelfen kann. Demnächst muß sie irgendwann nach Antarktica ... sobald wir dort wieder Saft haben. Ich möchte wissen, wie sie mit dem Stuhl umgeht. Die Flugtests waren sehr beeindruckend."
„Das ist aber nicht das, was das IOA hören will. Die wollen pflegeleichte Antiker, keinen Sonderfall wie Miss Uruhk", wandte Landry ein.
Sein Gast beugte sich wieder vor. „Wußten Sie übrigens, daß sie immer noch Kinder kriegen kann? Stellen Sie sich das doch einmal vor ... Noch dazu, wenn der Vater Sheppard wäre."
„Dann würde das IOA den beiden sofort das Sorgerecht entziehen." Landry stöhnte. „Was sollte dieser Schachzug eigentlich, Jack?"
Jack O'Neill strahlte wieder breit. „Ich sichere nur die Zukunft der Menschheit", antwortete er. „Wenn dabei Opfer gebracht werden müssen ... Ich bin sicher, Miss Uruhk und Colonel Sheppard werden diese nur zu bereitwillig auf sich nehmen." Er erhob sich, rieb sich kurz das Knie. „Alte Kriegsverletzung", gestand er dem Leiter des SGC zu wissen, sah dann hinunter in den Gateroom. „Wenn ich wiederkomme unterhalten wir uns darüber, wann wir Miss Uruhk ihr eigenes SG-Team zugestehen. Führungsqualitäten jedenfalls hat sie. Sie ist den meisten nur etwas zu autoritär. Aber wir finden da schon was."
„Wir lehnen uns ein bißchen sehr weit für diese Antikerin aus dem Fenster, denken Sie nicht?" wandte Landry ein. „Obwohl sie an für sich ein netter Zeitgenosse ist. Sie versteht nur nicht immer alles, was wir tun."
O'Neill nickte. „Und darum hat sie auch unser Vertrauen verdient ... mehr verdient als diese Helia auf jeden Fall. Also, wir sehen uns."
Damit verließ er das Büro des Leiters des SGC und trabte hinunter in den Gateroom.
Landry sah ihm ein kleines Weilchen nach, dann seufzte er. „Hoffentlich geht bei Ihrer kleinen Intrige auch alles glatt, Jack", murmelte er, während er sich wieder in seinen Akten vergrub.
***
Motelzimmer, Las Vegas, Nevada:
Vashtu beendete ihre grobe Lebensgeschichte, als John mit dem Telefon unter dem Arm wieder zurück ins Zimmer kam. „Alles erledigt?" fragte sie.
John nickte, stellte das Telefon wieder auf seinen Platz zurück. „Schönen Gruß von Landry. Ich soll dir ausrichten, du möchtest bitte solchen Blödsinn wie zu Silvester unterlassen, ansonsten gibt er uns Dreien freie Hand, inklusive Diektverbindung zur Daedalus." Bei den letzten Worten sah er auffordernd zu Mitchell hinüber.
Vashtu rappelte sich wieder auf und rieb sich den Nacken. „Silvester wird mir wohl noch eine Weile anhängen", seufzte sie ergeben.
„Was hast du da denn angestellt, daß man es dir nach nach über einem Dreiviertel Jahr noch unter die Nase reibt?" John schmunzelte.
„Sagte ich doch. Sie hat versucht, das SGC in die Luft zu jagen." Mitchell richtete sich wieder auf. Nach dem Bericht von Vashtu hatte er nachdenklich brütend neben der Tür an der Wand gelehnt und war diese ein gutes Stück hinuntergerutscht.
„Das war ein Mißverständnis, wie es sicher nicht wieder vorkommen wird." Vashtu fühlte, wie ihr wieder das Blut ins Gesicht schoß, wenn sie sich nur an diesen Lapsus erinnerte. Gott, war ihr das peinlich gewesen, als sie begreifen mußte, daß Feuerwerk nicht gleich Feuerwerk war. Und daß die Menschen unter „Blei" durchaus etwas anderes verstanden als die Vollmantelgeschosse, die das Militär verwendete.
„Okay, wieder zum Thema zurück." Mitchell klatschte in die Hände, um die Aufmerksamkeit seiner beiden Begleiter zu erregen.
Vashtu seufzte, warf John einen leidenden Blick zu.
„Was können wir im Moment unternehmen?" fragte der Leader von SG-1 in die kleine Runde.
Johns Aufmerksamkeit richtete sich sofort auf die Antikerin. „Du bist unsere Expertin, wenn es um Iratus-Käfer geht. Also?"
Vashtu fühlte sich auf der einen Seite sehr stolz darüber, daß zumindest John ihr einiges mehr zutraute als die Allgemeinheit, auf die sie bis jetzt gestoßen war. Andererseits aber war sie nicht wirklich Expertin, wenn es um diese Insekten ging. Sie hatte ihre Erfahrungen gemacht, ja, vor zehntausend Jahren. In der jetzigen Zeit dagegen ...
„Was den Käfer angeht, können wir im Moment gar nichts tun", begann sie endlich. „Es ist zu heiß und zu hell da draußen. Wir haben hier ein Wüstenklima. Warm ist in Ordnung, aber nicht diese trockene Hitze. Unser Freund wird sich in irgendeiner Nische oder Ecke versteckt haben und bis zum Abend warten, wenn es ein bißchen kühler wird. Und dann sollten auch wir losziehen."
„Und in der Zwischenzeit? Soll ich zusehen, wie Sie beide kuscheln?" fragte Mitchell.
Johns Miene sprach deutliche Bände, die Vashtu nur unterstreichen konnte.
„Wir könnten McKay an die Listen setzen und unser weiteres Vorgehen planen. Wenn es tatsächlich einen Kokon gibt, wird der an anderer Stelle zu finden sein, denn ein Iratus-Käfer kann ihn nicht mitschleppen", schlug John vor.
„Ach, und woher wissen Sie, daß dieser Käfer sein Gelege nicht huckepack durch die Gegend trägt?"
„Weil ein üblicher Kokon ungefähr mannshoch ist und einige hundert Kilo wiegt", antwortete Vashtu. Allmählich, mußte sie zugeben, ging ihr Mitchell auf die Nerven. So war er schon während ihres Berichtes über sich selbst gewesen, ständig hatte er sie in Frage stellen müssen. Vashtu hatte an für sich nichts dagegen, wenn man sie forderte, aber Mitchells Art grenzte für sie allmählich an Unverschämtheit.
John nickte zustimmend. „Wir müssen nach einem dunklen Platz suchen, einer Höhle oder etwas höhlenartigem", erklärte er.
Woher wußte er plötzlich so viel über Iratus-Käfer? Vashtu war irritiert. Wozu wurde sie überhaupt noch hinzugezogen, John kannte die Antworten doch fast alle selbst.
„Also müssen wir doch in das Haus der Minneons", stellte Mitchell fest. „Dann wollen wir mal hoffen, daß dieser Grissom ein bißchen mehr Zeit braucht als wir, ehe er hinter den Trick mit der halben Info kommt."
„Die wird er schon geknackt haben", entgegnete Vashtu ruhig und schüttelte den Kopf. „Und ins Haus müssen wir nicht, das wurde bereits vom CSI durchsucht. Die werden alles auf den Kopf gestellt haben. Ein so riesiges Gelege wäre aufgefallen, zumal ja wohl noch niemand auf der Erde einen Brutkokon des Iratus-Käfers gesehen hat. Ich schätze, hätte Minneon davon gewußt, hätte er es gemeldet. Nein, das Haus ist eine Sackgasse, höchstens durch das Grundstück noch interessant."
„Wir haben frühen Nachmittag, Miss Uruhk", wandte Mitchell ein und tippte auf seine Uhr. „Ich weiß nicht, wie Sie das sehen, aber ich hätte im Moment noch gern etwas zu tun."
„Wir müssen noch die Listen durchgehen", schlug John vor. „Irgendwo im Inventar müßte doch zu finden sein, wonach wir suchen."
Vashtu stand endlich vom Bett auf. „Ganz genau. Und deswegen müssen wir zurück nach AREA 51. Es sei denn, einer von euch war so klever, einen Laptop mitzubringen?" Sie sah von einem zum anderen und seufzte. „Okay, ich wollte mich sowieso noch duschen und umziehen. Und eine Waffe brauche ich auch."
„Wofür?" Mitchells Stimme klang lauernd.
Vashtu drehte sich erstaunt zu ihm um. „Ich werde nicht auf die Suche nach einem ausgewachsenen Iratus-Käfer gehen und keine Waffe mitnehmen. Ich bin nicht lebensmüde."
„Wie gehen wir vor, wenn wir den Käfer gefunden haben?" warf John ein. „Darüber haben wir noch gar nicht gesprochen."
„Ich dachte, das wäre einfach", antwortete Mitchell. „Ihre kleine Freundin hier nimmt das Vieh und wir schicken beide hoch zur Daedalus, die sie sofort nach Groom Lake weitersendet."
„Ich 'nehme' einen Iratus-Käfer." Vashtu schüttelte wieder den Kopf und drängte sich mit einem entschuldigenden Lächeln an John vorbei, um in dem kleinen Bad zu verschwinden.
„Sie wird ganz sicher keinen Iratus-Käfer einfach so nehmen. Das kann keiner!" John starrte seinen Gegenüber durchdringend an. „Wir markieren das Vieh und schicken es hoch, damit die Daedalus ihn weiterleitet. Aber von uns wird keiner sein Leben riskieren, wenn es auch anders geht."
„Was denn? Ich dachte, sie hätte gerade gesagt, sie sei unsterblich." Mitchell winkte in Richtung Bad.
„Ist sie nicht. Nur durch die Iratus- und Wraithzellen sehr langlebig. Wenn ein Käfer sie anfällt kann sie genauso sterben wie wir beide. Wenn man sie erschießt, blutet sie ebenso wie wir. Sie muß essen und trinken wie wir. Sie ist nur kräftiger und zäher als die meisten von uns. Und sie ist gut. Sie hat jemanden wie Ronon im Handstreich auf die Bretter geschickt." John funkelte seinen Gegenüber warnend an.
„Ich weiß, Teal'c schwärmt von ihr, seit ihr sie durch das Gate geschickt habt. Die beiden trainieren regelmäßig." Mitchell stemmte die Hände in die Hüften. „Dann also markieren."
John mochte sich irren, doch irgendwie meinte er, der Leader von SG-1 würde enttäuscht klingen.
***
CSI-Labor:
Grissom wollte gerade Nick Stokes und Greg Saunders nach, die noch einmal zum Haus der Minneons gefahren waren, um dort nach dem von Uruhk vermißten Käfer zu suchen, als unvermutet sein Pieper ihm mitteilte, daß man ihn in der Pathologie benötigte. Also änderte er seinen Weg und ging hinüber zum Leichenschauhaus, das sich mit im gleichen Gebäude befand.
Dort fand er neben Catherine Willows, die offiziell noch immer die Ermittlungen leitete, den Pathologen Robbins vor, der offensichtlich auf ihn wartete.
„Gil, gut, daß ich Sie noch erwischt habe", begrüßte der ihn.
Grissom nickte Catherine zu, die ihn schmunzelnd beobachtete. „Wir haben endlich die Todesursache", klärte sie ihn dann auf und wies auf die Tische. Unter den Laken zeichneten sich deutlich die wie blutleer erscheinenden Körper der beiden Minneons ab.
Grissom wartete. Er war sicher, er würde eine weitere Überraschung erleben, nach dem Auftritt der drei Air-Force-Mitarbeiter.
Robbins humpelte zum ersten Tisch und wischte das Laken vom oberen Teil des mumienhaften Körpers. „Todesursache in allen drei Fällen: Energieverlust und dadurch bedingter vegetativer Schock. Mit anderen Worten, ihre Herzen haben einfach aufgehört zu schlagen, ihre Lungen fielen zusammen und dadurch versagten so ziemlich alle inneren Organe eines nach dem anderen."
Grissom runzelte die Stirn. „Das klingt fast wie ... Altersschwäche?" sagte er.
„Es ist auch mit Altersschwäche vergleichbar. Was auch immer das angerichtet hat, es saugte ihnen schlichtweg die Lebensenergie aus dem Körper, bis dieser versagte", erklärte Robbins.
„Wir haben einen Vampir." Catherine schien allein die Vorstellung zu amüsieren.
Grissom nickte nachdenklich, forderte sein über die Jahre angelesenes Wissen und wurde auch fündig. „So unrecht hast du nicht", pflichtete er seiner Kollegin bei. „Die ältesten Vampirsagen berichten nicht von Blutorgien. Die Vampire sollen ihren Opfern das Leben entzogen haben mittels Küssen oder Bissen. Der Ritus des Bluttrinkens kam tatsächlich erst sehr viel später in den Zusammenhang mit den Vampiren. Davor waren sie vergleichbar mit den Legenden über Sukkubi oder Inkubi. Nur tauchten Vampire immer im Wachzustand auf und forderten während des Entzuges auch keine geschlechtliche Vereinigung."
Catherine schmunzelte nun erst recht. „Womit hast du dich eigentlich nicht beschäftigt, Gil?" amüsierte sie sich.
„Aber die Sache mit dem Vampir ist nicht so weit hergeholt. Hier, sehen Sie." Robbins hatte sich über die Leiche gebeugt und wies auf zwei punktförmige Male an der Seite des Halses.
Grissom beugte sich über den Leichnam und inspizierte die Stelle. „Wenn es ein Vampir war, war er nicht sehr treffsicher", kommentierte er. „Weder Schlagader noch Drosselvene verletzt."
„Aber die Barsilia", fügte Robbins hinzu.
Catherine wechselte mit Grissom einen Blick.
„Sie haben richtig gehört. Die direkte Zuleitung zum Gehirn der Opfer, und zwar aller drei Opfer, wurden auf diese Weise beschädigt. Ich denke, der oder die Mörder 'saugten' mittels Hormonen das Leben aus ihren Opfern."
Grissom hob die Hand. „Die Mörder? Sie denken wirklich, es war mehr als einer?"
Damit würde dann die Aussage dieser Uruhk bestätigt werden. Insofern es denn Käfer gewesen waren ...
„Oh!" Robbins lachte. „Ich bin durch die Sektion des Hundes darauf gekommen. Seine Wunden waren lange nicht so präzise wie die der Minneons", erklärte er. „Es sah aus, als habe der Mörder bei ihm noch geübt. Durch die Bisse bin ich darauf gekommen und habe mir die Überreste des zweiten Käfers besorgt. Bei dem Test kam das heraus." Er humpelte zu einem Bestecktisch und nahm zwei Abgüsse, einer offensichtlich vom Hals des Hundes, ein zweiter von den Klauen des zertretenen Käfers. Sie paßten!
Grissom sah wieder zu der Leiche hinunter.
„Der zertretene Käfer hat sich offensichtlich an dem Hund der Minneons schadlos gehalten. Die Abdrücke passen nicht zu den beiden menschlichen Opfern. Aber sie weisen darauf hin, daß es im Artverhalten die gleiche Spezies war", fuhr Robbins fort.
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Die beiden zu Mundwerkzeugen umgewandelten Beine des Käfers bohrten sich durch die Haut seines Opfers. Die messerscharfe Chitinschicht schnitt das Fleisch wie Butter, bis der Käfer fest verankert war an seinem neuen Wirt.
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Grissom beugte sich über die Leiche. „Was ist das?" fragte er und wies auf den langen, dünnen Strich, der sich gerade über die vom scheinbaren Alter verfärbte Haut zog.
Robbins trat wieder näher und beugte sich ebenfalls vor. „Spuren von etwas, was sich um den Hals des Opfers geschlungen hat. Leider sind bei allen Dreien die Spuren nicht gut sichtbar, auch nicht unter UV-Licht, so daß wir keine nähere Bestimmung machen können, um was es sich gehandelt haben könnte."
„Möglicherweise ... ein langer, peitschenartiger Schwanz?" fragte Grissom.
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Der Käfer schoß vor. Noch ehe er jeden weiteren Angriff startete, umschlang der lange Schwanz den Hals seines Opfers und drückte ihm die Luft ab.
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„Du traust deinem neuen Freund aber eine Menge Gemeinheiten zu", bemerkte Catherine. „Aber ... wenn es Unterblutungen unter der Haut gegeben hat, hat es da auch zu Einblutungen in die Schleimhäute geführt?"
„Damit wären die Opfer dann erdrosselt worden", schlug Grissom zu.
„Es gibt perichale Einblutungen in Schleimhäute und Netzhaut", antwortete Robbins. „Aber sie wurden nicht zu Tode stranguliert, sondern lediglich ruhig gestellt. Es weist nichts darauf hin, daß auch nur eines der drei Opfer auf diese Weise getötet wurde."
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Durch den Blutstau und die Anstrengung des Überlebenskampfes platzten die winzigen Blutgefäße in Augen und Schleimhäuten von Mund und Nase. Die weißen Augenbälle färbten sich blutig rot als sichtbares Zeichen für den nahenden Erstickungstod.
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Grissom dachte über das nach, was die drei ihm erzählt hatten - oder besser dieser Colonel Sheppard und diese Dr. Uruhk. Der dritte im Bunde, Colonel Mitchell, hatte sich ja mehr als bedeckt gehalten während der beiden Treffen.
Irgendetwas stimmte da nicht, ging ihm auf. Er war sich wirklich sehr sicher, daß man ihm nicht die volle Wahrheit mitgeteilt hatte, wenn er auch nicht wußte, warum ihm dieser Verdacht kam. Es waren einfach Kleinigkeiten, die ihm während des Gespräches nicht wirklich aufgefallen waren. Und, das ging ihm erst jetzt richtig auf, es war die Tatsache, daß diese Dr. Uruhk allein mit dem Käfer gewesen war. Er hatte sie nicht richtig sehen können durch das Glas, aber er war sicher gewesen, daß sie irgendetwas tat, ehe sie vor das Terrarium trat.
„Also, wenn keine Drogen im Spiel sind und wir auch sonst nichts finden ..." Catherine klang nachdenklich.
„Nach Ausschluß aller Wägbarkeiten, muß das, was am Ende übrig bleibt, so unglaublich es auch klingt, die Wahrheit sein", zitierte Grissom die bekannteste Figur des Kriminalliteratur. „Wie es aussieht, haben wir einen Käfer, der Menschen tötet auf eine Art, die an Vampire erinnert. Und die Luftwaffe weiß offensichtlich mehr, als sie uns zu sagen bereit ist."
„Wann wäre das einmal nicht so gewesen, wenn Regierung oder Militär in einen Fall verwickelt sind?" seufzte Catherine ergeben.
Im stillen pflichtete Grissom ihr bei.
***
Kurz vor Sonnenuntergang, im Haus der Minneons:
„Nick, sag mal, was machen wir hier eigentlich?" Greg Saunders schob zum dritten Mal das Sofa zur Seite, um den schmalen Zwischenraum zwischen diesem und dem Boden zu inspizieren. Wieder nichts!
„Grissom verläßt sich auf die Aussage dieser Militär-Experten", antwortete Nick Stokes wie automatisch. „Laut denen müßte sich noch einer dieser Käfer hier irgendwo aufhalten."
Greg verzog unwillig das Gesicht, schob das Sofa wieder an seinen Platz zurück und richtete sich auf, um das Wohnzimmer noch einmal zu inspizieren.
Mittlerweile hatten Nick und er das Haus der Minneons mindestens zweimal auf den Kopf gestellt, doch fündig waren sie nicht geworden. Ehrlich gesagt, bezweifelte er inzwischen mehr als stark, daß die Information, die Grissom bekommen hatte, tatsächlich der Wahrheit entsprach. War es nicht viel wahrscheinlicher, daß das Militär etwas vertuschen wollte? Wäre schließlich nicht das erste Mal.
„Hast du sie gesehen?" fragte er endlich, beugte sich vor und zog das Polster vom Sofa.
Nick erschien im Durchgang zur Küche und lehnte sich gegen den Türrahmen. „Wen?" fragte er amüsiert.
„Na, die Typen vom Militär." Greg sah wieder auf und zog eine Grimasse. „Tauchten plötzlich auf, geschniegelt und gestriegelt in feiner Uniform. Der eine hatte sogar noch seine Sonnenbrille auf. Die nahm er auch nicht ab, als sie ins Labor kamen."
Nick lachte. „Mir ist nur die dritte im Bunde über den Weg gelaufen. Von Uniform war bei der allerdings wenig zu sehen. Sah eher aus, als käme sie direkt vom Übungsgelände."
„Sie?"
Nick nickte. „Ja, Grissom sagte, erst seien nur diese beiden Offziere da gewesen, dann hätten sie noch eine Frau dazugeholt." Er runzelte die Stirn. „Merkwürdig, daß dir die entgangen ist. Klein, schlank, kurze schwarze Haare."
„Nicht gesehen." Greg runzelte die Stirn.
„Naja, suchen wir weiter." Nick wandte sich einer Kommode zu, die an der gegenüberliegenden Wand stand - und damit entgegen der Fenster.
Greg seufzte ergeben, wollte sich gerade wieder seiner Aufgabe widmen, als irgendetwas seine Aufmerksamkeit erregte. Er blickte zu den beiden Fenstern, die in den Garten hinauslagen, und riß die Augen auf, als plötzlich ein greller Lichtblitz die Dämmerung erhellte und eine Gestalt entließ.
„Das gibt's nicht!" Greg bekam einen langen Hals, die Augen schienen ihm gleich aus den Höhlen zu fallen.
Recht klein geraten, sie mußte irgendwo zwischen 1,60 und 1,70 m groß sein, mit verstrubbeltem, kurzem schwarzem Haar stand da unvermittelt eine schlanke Frau auf dem wenigen Rasen, eine Waffe in der Hand.
„Was ist los?" fragte Nick.
„Da ... da ..." Greg wies mit dem ausgestrecktem Arm zum Fenster.
Jetzt erschienen auch zwei Männer. Doch im Gegensatz zu der Frau kamen sie um das Haus herum und waren nicht unvermittelt da.
Nick trat an seine Seite, musterte die drei Gestalten.
„Wahrscheinlich die Nachbarn, die kurz vor der Panik stehen", mutmaßte er und zuckte mit den Schultern. Dann aber beugte er sich vor. „Moment. Das ist sie doch!"
Die Frau hielt den beiden Männern ebenfalls Waffen hin, drehte sich dann um und schien ihre Umgebung genau zu scannen, als suche sie etwas ganz bestimmtes.
„Mist, das sind die drei von der Air Force! Und die haben Waffen dabei, als wollten sie hier einen Krieg anfangen!" Nick sog zischend Luft in seine Lungen.
Greg schnaufte, und endlich gelang es ihm, wieder einen klaren Satz im Geiste zu bilden. Also mußte dieser Versuch auch gleich in die mündliche Tat umgesetzt werden:
„Diese ... diese Frau ... Die ist ... die war ... Da war ein Licht!"
Nick sah ihn aufmerksam von der Seite an. „Geht's gleich wieder?" fragte er mitfühlend.
Greg schluckte hart. „Diese Frau ist plötzlich mit einem Lichtblitz aufgetaucht", sagte er dann mit fester Stimme.
„Sag das nicht zu laut, sonst glaubt dich noch jemand am Rande des Wahnsinns." Nick zückte sein Handy. „Ich rufe Grissom an und sage ihm, daß seine drei neuen Freunde hier auf der Matte stehen, gerüstet wie zur Großwildjagd."
„Aber ... ich hab das gesehen!" verteidigte Greg sich, erntete einen mitleidigen Blick des erfahreneren Tatortermittler.
„Schon klar ..." Nick wandte seine Aufmerksamkeit seinem Handy zu. „Grissom? Ich hab da eine interessante Entwicklung zu melden."
Greg beobachtete angespannt, wie die drei nach hinten hinaus das Grundstück verließen und zum nächsten Garten wechselten. Dabei waren sie wohl offensichtlich mehr als nur vorsichtig.
Was wußten die Militärangehörigen mehr als das CSI?
***
St. Lucas Unfallkrankenhaus:
Dr. Timothy Hartnett rechnete zu dieser frühen Abendstunde nun wirklich nicht mit einem Massenauflauf in seiner Notaufnahme. Nein, die üblichen Gebrechen in Form von verstauchten Gliedern oder Platzwunden, vielleicht einmal ein Schädeltrauma oder gar ein ausgekugeltes Gelenk, stellten sich erst später am Abend ein. Dann nämlich, wenn die Hemmschwelle sank, die Menschen genug Alkohol getrunken hatten und unvorsichtig wurden.
Nicht, daß es nicht immer etwas zu tun gab in seiner Notaufnahme, das beileibe nicht! Doch für die spektakulären Unfälle und prominenten Patienten waren die anderen Krankenhäuser zuständig, die sich weiter in der Peripherie befanden. Hartnett wußte nicht einmal, wann er das letzte Mal einen Autounfall hatte bedienen müssen. Ihre kleine Unfallklinik war eben genau das: klein! Zu klein, um genauer zu sein. Die großen Krankenhäuser, diese Glaspaläste, die sich von außen eher wie Hotels gaben, ließen das baufällig wirkende, zweigeschossige Allgemeinklinikum aus den Siebzigern langsam untergehen. Es war schon ein Wunder, wenn seine Mannschaft einmal Zuwachs der nicht freiwilligen Art erhielt.
Hartnett selbst arbeitete für den Bruchteil dessen, was er in einem der großen Krankenhäuser hätte verdienen können. Er arbeitete mit Geräten, die ihm teilweise älter schienen als er selbst es war. Wenn sich einmal ein anderer Arzt hierher verirrte, dann meist ein AIPler, der so schnell wie eben möglich das Weite suchte, sobald sein Praktikum abgelaufen war.
Hartnett lehnte sich an den Tresen und ließ sich von der Ordensschwester Emily einen großen Becher Kaffee reichen.
„Das Kind von den Websters war heute morgen hier", berichtete die ältere Frau, nachdem sie sich wieder hinter ihren Computer gesetzt hatte. „Ich denke, nächste Woche können wir den Gips entfernen."
„Gut." Hartnett nickte in seinen Becher hinein und blätterte in den Unterlagen, die der im Moment hier arbeitende Assistensarzt Clouwney, der diese Woche die Tagschicht übernommen hatte, hinterlassen hatte. Unwillig verzog der ältliche Chefarzt das Gesicht. Die wenigen Blätter, die ihn über Neuaufnahmen und Kontrolluntersuchungen informieren sollten, waren wieder einmal vollkommen unleserlich ausgefüllt. Diese neue Hilfsschwester, nun ja, ganz freiwillig kam sie nicht hierher, das Jugendgericht hatte sie dazu verurteilt, brachte ungefähr soviel Enthusiasmus für die Arbeit mit wie er, wenn es um die täglichen Schnapsleichen ging, die irgendwann vor ihrer Tür landeten.
In diesem Moment klickte das Funkgerät und eine Stimme meldete sich:
„Hier Einsatzwagen 115. Haben drei verwirrte Teenager. Sprechen auf die übliche Behandlung nicht an. Wir bringen sie euch vorbei."
Hartnett und Emily tauschten einen Blick, dann stellte er seine Tasse hart auf den Tresen.
„Notfall! Alle verfügbaren Kräfte zur Rampe!" Emily hatte die Sprechanlage aktiviert. Ihre Stimme hallte jetzt durch die Gänge, im gleichen Moment als sich das Funkgerät erneut meldete, um einen weiteren Krankentransport anzukündigen.
Hartnett übernahm die erste Fuhre. Die Jugendlichen, drei an der Zahl, wie der Rettungssanitäter es ihnen ja bereits mitgeteilt hatten, waren vollkommen außer sich. Brüllend und geifernd suchten sie einen Weg aus der Klinik heraus, so daß dem Chefarzt nur die Fixierung übrig blieb.
„Was sollen wir tun?"
Hartnett blickte auf und sah Emily, die mit kreideweißem Gesicht in der Tür zum Behandlungsraum stand. „Holen Sie Clouwney, er muß mithelfen. Wieviele kommen noch?"
„Es haben sich noch einmal drei Wagen angemeldet. Alle mit den gleichen Symptomen."
Hartnett rang mit sich.
Eigentlich sollte er besser abwarten, bis die Bluttests ausgewertet waren, andererseits aber ...
Das junge Mädchen, das die ganze Zeit über wimmernd auf ihrer Trage gelegen hatte und als einzige nicht hatte angeschnallt werden müssen, begann sich plötzlich zu kratzen. Immer und immer wieder die gleiche Stelle an ihrem Unterarm. Sie fuhr mit ihren manikürten Fingernägeln über die Haut, ritzte sie auf. Und als sie endlich einen Zugang zum Unterhautgewebe gefunden hatte ...
Hartnett warf sich mit seinem ganzen Gewicht auf das Mädchen und zerrte seine Arme auseinander. Und in diesem Moment begann die Kleine zu brüllen, als würde sie hier geschlachtet werden.
„Es ist da! Oh Gott, es ist hier! Das Monster ..."
Hartnett sah wieder zu der Ordensfrau hinüber. „Rufen Sie die Polizei!"
***
Grundstück der Familie Minneon:
Vashtu hatte noch Caldwells Ratschläge im Ohr, als sie bereits im Garten der Getöteten stand und sich langsam einmal um die eigene Achse drehte.
Der Kommandant der Daedalus hatte ihr und John beigepflichtet, als es darum ging, den flüchtigen Käfer zu markieren. Auf keinen Fall sollte sich einer von ihnen Dreien dem Insekt mehr nähern als nötig war. Wenn es nicht anders ging sollten sie den Fangschuß ausführen. Aber keinesfalls durfte jemand von ihnen mehr gefährdet werden als unbedingt notwendig.
Himmel, was war denn mit Caldwell los?
Vashtu sortierte sich erst einmal selbst, schüttelte dabei leicht den Kopf, als sie an den Colonel dachte, der da oben irgendwo über ihnen in seinem Raumschiff darauf harrte, daß sie ihm die hoffentlich erlösende Mitteilung machen konnten, daß sie den Käfer markiert hatten. So allerdings kannte die Caldwell gar nicht. Bisher war er ihr bei den wenigen Malen, die sie sich begegnet waren, eher wie ein Bürokrat vorgekommen, vielleicht die militärische Ausgabe ihres persönlichen Lieblings Woolsey. Aber keinesfalls hatte sie angenommen, Caldwell werde sich um irgendjemanden sorgen, es sei denn um sein Schiff.
Hatte das vielleicht mit dem Gerücht zu tun, die Air Force würde ein neues bauen? Fürchtete Caldwell um seine Position und hatte sich darum entschieden, sich dem Rest der Truppe anzuschließen?
„Da bist du ja!"
Vashtu wandte den Kopf und lächelte John entgegen, der, Mitchell im Schlepptau, der gerade mit angesäuerter Miene mit einem Zettel kämpfte, den Garten von der anderen Seite betrat.
„Rodney sitzt an den Listen, hat bis jetzt aber noch nichts gefunden", erklärte Vashtu, reichte John eine P-90 mit Spezialmunition. „Caldwell läßt euch ausrichten, daß wir alle drei vorsichtig sein sollen. Die Waffen sind mit Spezialmunition mit Zündverschiebung versehen. Wir sollen den Iratus damit markieren. Sollte er uns trotzdem noch angreifen, können wir die Kugeln zur Detonation bringen. Ansonsten dient das Phospor als Markierung."
John nickte beeindruckt. „Wow! Da werden aber wirklich besondere Geschütze aufgefahren." Fachmännisch lud er die Waffe durch, während Vashtu nun auch Mitchell eine P-90 aushändigte. Der Leader von SG-1 kämpfte immer noch mit dem Zettel, der wohl an seinen Fingern klebte, nahm aber mit der freien Hand die Waffe.
„Tatsächlich steckt die Iratus-Forschung auf der Erde noch in den Kinderschuhen", fuhr Vashtu fort. „Da es bisher kein lebendes Exemplar durch das Tor geschafft hat. In AREA 51 wird gerade ein eigenes Labor eingerichtet. Einen Experten läßt man kommen. Ich habe schon mit ihm zusammengearbeitet. Auch wenn er von außen kommt, das Unternehmen, für das er tätig ist, arbeitet bereits seit Jahren mit der Armee zusammen, allerdings erst seit kurzer Zeit mit der Air Force."
„Und wer kommt jetzt, um den Käfer zu untersuchen, wenn Sie sich das nicht zutrauen?" fragte Mitchell.
Vashtu zupfte ihm das lästige Papier von den Fingern und lächelte ihn zuckersüß an. „Dr. Cooper. Er ist Kryptozoologe und arbeitet für das OSIR. Er hat bereits mit einigen Wissenschaftlern und den Tok'ra zusammen an der Erforschung der Goa'uld-Königinnen gearbeitet und dabei herausgefunden, daß diese ihren eigenen Erfahrungsschatz nutzen, um ihn an ihren Nachwuchs weiterzugeben." Stirnrunzelnd sah sie auf den Zettel hinunter, knüllte ihn dann zusammen und stopfte ihn in ihre Hosentasche.
John grinste breit, als sie den Namen des Unternehmens nannte, mit dem AREA 51 zusammenarbeitete. „Die gibt's echt?" entfuhr es ihm.
Vashtu warf ihm einen irritierten Blick zu. „Bitte?"
„Das OSIR", antwortete er. „Da gab es in den Neunzigern eine Fernsehserie, die angeblich auf wahren Fällen beruhte."
„Ja, weil das OSIR einige seiner Akten geöffnet hat", ergänzte Mitchell. „Das wurde doch zu Beginn oder Ende jeder Folge erklärt."
„Muß man alles glauben, was im Fernsehen gesagt wird?" John grinste frech.
Vashtu wurde auf eine Bewegung im Haus aufmerksam. „Oh Mist, die sind noch hier!" Sie nickte ihren beiden Begleitern zu. „Wir sollten verschwinden. Das CSI ist noch hier."
John warf einen Blick über die Schulter. „Wir haben keinen Wagen gesehen."
„Im Haus ist jemand", beharrte Vashtu und drehte sich um. „Außerdem sollten wir uns ans Werk machen. Je länger wir brauchen, desto munterer wird der Iratus werden, und desto schwerer wird es sein, ihn auch nur zu markieren."
Gemeinsam gingen sie los, hinüber zum nächsten Grundstück, und blieben erst stehen, als sie sicher waren, daß man sie vom Haus der Minneons aus nicht mehr sehen konnte.
„Okay, wir sollten uns nicht trennen." Mitchell sah sie beide durchdringend an.
Vashtu nickte. Wow! Wurde er plötzlich erwachsen, oder hatte er ihr wirklich zugehört, daß er jetzt auf einmal zur Vorsicht mahnte?
„Auffächern wäre allerdings nicht schlecht", schlug John vor. „So können wir einen breiteren Streifen absuchen. Allerdings sollten wir in Sichtweite von einander bleiben."
„Wir haben alle drei Funkgeräte", entgegnete Mitchell.
„Schon, aber wenn der Käfer einen von uns anfällt, müssen die anderen beiden so schnell wie möglich bei ihm sein", ergänzte Vashtu. „Nicht mehr als höchstens fünfzehn Meter. Der Streifen wird schon ziemlich breit sein."
„Fünfzehn Meter? Das ist lächerlich!"
Vashtu drehte sich um und betrachtete die Umgebung, die im letzten Sonnenlicht wie dunkles Gold schimmerte.
Die Straße, an der diese Häuser gebaut worden waren, war die letzte vor der Wüste Nevadas. Am Horizont erhob sich eine Wand aus Gestein - die Berge, die das Tal, in dem Las Vegas lag, zu der trockenen Gegend machten, die es nun einmal war. Zwischen den halb versandeten Gärten mit der vertrockenden Vegetation und den Bergen lag ein Halbwüstenstreifen, der alles andere als freundlich auf sie wirkte. Andererseits dürften sich in dieser Einöde bessere Tagverstecke finden lassen als in der Nähe der Häuser mit ihren menschlichen und tierischen Bewohnern.
Nicht weit entfernt strich eine sandfarbene Katze um einen Zaun herum und trabte dann wie die Miniaturausgabe eines Löwen, in die Steppe hinaus.
„Gibt es da draußen viele Tiere?" fragte Vashtu, während sie mit den Augen weiter die Katze verfolgte.
„Keine Ahnung", antwortete John. „Ich könnte mir vorstellen, daß es da draußen einige Kaninchen gibt, vielleicht Füchse und Koyoten."
Vashtu nickte. „Dann sollten wir die Häuser Häuser sein lassen und lieber dort draußen suchen", erklärte sie. „Solange der Iratus genug Energie hat, solange wird er nicht unbedingt auf die Jagd gehen. Und dieser dürfte recht satt sein, nachdem er sich an einem Menschen gütlich getan hat."
„Ich dachte, Sie wären keine Expertin?" ließ sich Mitchell wieder vernehmen.
Vashtu warf ihm einen Blick zu. „Im Moment bin ich wohl doch eine. Jedenfalls weiß ich zumindest, wie die Biester ticken. Und wenn wir noch länger hier stehen und abwarten, haben wir gleich wieder das CSI an den Fersen. Ich dachte, wir sollten diesen Iratus für die irdische Wissenschaft einfangen und ihn nicht auch noch der Polizei von Las Vegas überlassen?"
Mitchell schnaufte, folgte ihr und John aber, als sie den Rand des fremden Grundstückes verließen.
Vashtu fühlte ein kleines hohles Gefühl in ihrer Magengegend, ihr Herzschlag hatte sich etwas beschleunigt.
Endlich wieder auf der Jagd! Sie hatte das mehr als nur vermißt, seit sie auf die Erde gekommen war. Zwar ließ man sie mit einem SG-Team durchs Tor oder schickte sie ab und an nach AREA 51, um antikische Technologie zu aktivieren oder zu deaktivieren oder schlicht den Sinn von etwas bestimmten zu erklären, aber wirkliche Abenteuer hatte sie nicht mehr erlebt, seit sie mit Johns Team unterwegs gewesen war und diesen Intimfeind „ihres" Colonels getroffen hatte. Ob dieser Kolya noch lebte? Vielleicht sollte sie John nach ihm fragen. Wäre spaßig sich vorzustellen, wie er gerade jetzt nach Atlantis kam und sich Helia und ihrem Haufen ratstreuer Speichellecker gegenübersah ...
„Alles in Ordnung?" fragte John leise.
Vashtu nickte, sah zu ihm auf. „Wieso weißt du plötzlich so viel über Iratus-Käfer?" flüsterte sie zurück, obwohl das gar nicht nötig war. Mitchell hatte sich einige Meter weit abgesetzt und erkundete jetzt allein das Gelände.
John verzog das Gesicht. „Hat keiner dir davon erzählt?" fragte er.
Vashtu schüttelte den Kopf. „Seit ich von Atlantis weg bin, habe ich kaum noch etwas mitbekommen. Als Dr. Weir kurz im SGC war, ja, da sind wir uns über den Weg gelaufen und haben kurz zwei oder drei Worte gewechselt. Ansonsten aber ..." Sie zuckte mit den Schultern.
John zog eine weitere Grimasse. „Ich war letztes Jahr, kurz nachdem du weg bist, zum Riesen-Iratus mutiert. Carson hatte da eine Impfung entwickelt, die eigentlich Wraith-Mutationen unterdrücken sollte. Tja, das hat sie eindeutig ... allerdings nicht die Instinkte und Gene der Iratus-Käfer."
Vashtu starrte ihn groß an.
John ein zweiter Enkil? Sie konnte sich das kaum vorstellen, und wollte es auch nicht wirklich. Sie erschauderte allein bei der Vorstellung.
„Ein bißchen was scheint zurückgeblieben zu sein", fuhr John leise fort. „Ich erinnere mich nicht mehr an viel, aber ... Weiß nicht genau. Irgendwie habe ich das Gefühl, ich könnte die Viecher inzwischen besser verstehen."
Vashtu schüttelte sich wider Willen. „Du hast dich übrigens geirrt", sagte sie nun leise. „Meine Genstruktur besteht nicht aus einem Drittel Iratus. Die Käfer-Zellen sind sehr instabil und neigen zu Mutationen. Darum sind sie höchstens ... sagen wir ein Sechstel meines jetzigen Codes."
„Damals meintest du, es seien gleiche Teile."
„Bei Enkil waren es gleiche Teile", berichtigte sie ihn prompt. „Bei mir nicht. Mir reicht es, daß ich dank der Zellen tun kann, was ich tun kann."
„Wände hochkriechen." John grinste breit.
„Oder Aliens erschrecken", fuhr Vashtu fort und lachte leise.
„Hey, Leute. Könntet ihr vielleicht aufhören mit eurem Rumgegurre? Ich glaube, ich habe unseren Patienten gefunden!" rief Mitchell ihnen in diesem Moment zu.
Vashtu drehte sich um, und erstarrte, als sie kurz zu der Wohnsiedlung zurückblickte. Zwei kleine, einsame Lichter schwankten leise in ihre Richtung.
„Scheiße!"
Auch John wirbelte herum, kniff dann die Lippen aufeinander.
„Jede Wette, das ist das CSI", knurrte Vashtu.
„Dann sollten wir uns beeilen."
Seite an Seite hasteten sie zu Mitchell hinüber, der breitbeinig über einem halb eingestürzten Kaninchenbau stand. Die Lampe seiner Waffe leuchtete in das Dunkel unter seinen Füßen hinein und wurde von dem schwarzen Chitin des Iratus reflektiert.
Jetzt war es an Vashtu, wütend die Lippen zusammenzupressen, als sie erkannte, was Mitchell da gefunden hatte.
„Er ist tot!"
***
„Da vorne sind sie!" Greg schien vom Jagdfieber gepackt zu sein, befand Nick und folgte seinem jüngeren Kollegen im Eilschritt.
Tatsächlich meinte auch er, mehrmals kleine runde Lichter aufflackern zu sehen, kleiner als die ihrer beider Taschenlampen, dafür aber wohl umso stärker, wie es schien.
Wo auch immer die Militärtypen auch wieder hergekommen waren, es stand außer Frage, daß sie nach etwas suchten - und es vielleicht auch gefunden hatten, jedenfalls versammelten sich die drei Lichtpunkte an einem Ort.
Ob dort dieser zweite Käfer war, nach dem Grissom sie beide hatte suchen lassen?
Nick fluchte leise, beschleunigte seine Schritte.
Er hatte im Kriminallabor niemanden vom Außenteam erreichen können. Offenbar war der Rest der Nachtschicht auf mehrere Krankenhäuser und Kliniken verteilt, weil da irgendetwas unvermutetes aufgetaucht war in der Stadt.
Hoffentlich nicht auch noch eine Epidemie!
In diesem Moment war es Nick, als zöge ihm unvermutet jemand den Boden unter den Füßen weg, als er sich wieder auf die drei Lichtpunkte konzentrierte und versuchte, zu Greg, der einige Meter vor ihm lief, aufzuholen. Die diesem Moment erschien ein grellhelles Licht, hüllte die drei Personen ein, die er vorhin auch schon im Garten gesehen hatte, und verschwand wieder.
„Das gibt's nicht!" Nick blieb keuchend stehen und starrte entgeistert auf die Stelle, an der die Drei sich gerade noch befunden hatten.
„Ich hab's doch gesagt! So ist vorhin auch diese Frau im Garten aufgetaucht!" Greg wirbelte zu ihm herum, in seinen Augen lag ein fiebriger Glanz. „Und den Käfer haben die bestimmt auch mitgenommen."
Nick glaubte immer noch, seinen Augen nicht mehr trauen zu dürfen. Um ehrlich zu sein, im Moment traute er nicht einmal seiner Zunge.
Das gab es doch gar nicht! Menschen konnten doch nicht einfach so in einem Licht verschwinden! Davon hatte er noch nie etwas gehört. Und er war sicher, auch sonst noch niemand vom CSI Las Vegas.
Greg lief bis zu der Stelle, an der die drei verschwunden waren, kehrte dann zurück. „Da ist ein halb eingestürzter Kaninchenbau, genau dort, wo die Militärs gestanden haben. Jede Wette, daß dadrin der Käfer sich versteckt hatte?"
Nick kämpfte immer noch um Selbstbeherrschung, setzte aber sein Pokerface auf. „Das werden wir jetzt wohl nie mehr herausfinden", antwortete er so kühl wie möglich. „Wir sollten besser Grissom Bescheid geben, daß die drei weg sind und vielleicht sogar Beweismittel entwendet haben."
„Wenn das Aliens sind, haben wir noch Glück, wenn uns die beiden anderen Exemplare erhalten bleiben", fiel Greg ihm ins Wort. „Die werden doch keine Experimente herumliegen lassen auf der Erde."
„Du hast zuviel 'Akte X' gesehen." Nick schüttelte den Kopf und drehte sich zur Siedlung um. Er wollte wieder zurück in die Zivilisation und hoffen, daß sich das hier alles als schlechter Traum erweisen würde.
„Das guckt doch seit Jahren keiner mehr", entgegnete Greg abwertend. „Ich entwickle nur eine Theorie."
„Aliens, die mit einem Mietwagen kommen?" Nick schüttelte erneut den Kopf. „Tut mir leid, aber ich denke, wir hatten eine Halluzination und nicht mehr. Wer weiß, was wir wirklich gesehen haben? Vielleicht das Licht einer Lampe oder Sumpfgas ..."
„In der Wüste?"
Das allerdings war ein Problem, das er noch lösen mußte.
Himmel, warum hatten die drei sich denn auch vor ihrer beider Augen in Luft, oder respektive Licht, auflösen müssen? Kein Wunder, wenn Greg dabei durchdrehte. Dieser ganze Fall war mehr als makaber. Wenn jetzt auch noch wirklich Scully und Mulder in Vegas auftauchen würden ... ihn wunderte allmählich gar nichts mehr.
Allerdings ... Wie sollte er Grissom erklären, was hier passiert war? Er war sich ziemlich sicher, Gil würde ihnen beiden nicht glauben. Verdammt, würde ihm jemand anderes eine solche Story erzählen, er würde sie selbst nicht glauben!
Nick sollte sich jedoch irren ...
TBC ...
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