27.11.2011

Aus dem Tagebuch eines Genies V


3. Tag
Danea blieb vor dem Puddlejumper stehen und wandte sich um. „Fliegen wir?"
Markham sah ihn etwas hilflos an, nickte dann aber, nachdem er noch einen Blick zurück auf ihr kleines Lager geworfen hatte. „Also gut. Ich weiß zwar nicht, was Sie zu finden glauben, aber fliegen wir ein paar Runden. Kann nicht schaden." Er grinste breit und trat an dem Erethianer vorbei in das Innere des kleinen Gleiters.
Danea folgte ihm und fühlte, wie sein Herz schneller zu schlagen begann.
Gestern hatten sie vielleicht etwas gefunden. Klar zu erkennen war es allerdings nicht gewesen. Dennoch wirkte es nicht wie gewachsen, sondern eher wie gebaut. Eine niedrige Mauer, besser das kleine Stück einer solchen, meinte er ausgemacht zu haben zwischen den Bäumen. Doch Markham hatte darauf gedrungen, daß sie zurückkehrten ins Lager, auch um seine tägliche Meldung absetzen zu können.
Bisher, das mußte Danea zugeben, während er sich wieder auf dem Copilotensitz niederließ, sah alles sehr vielversprechend aus. Dieser Mond war bewohnbar, seine Erde fruchtbar und das Klima mild. Es stand zu hoffen, daß auch der Winter, der sicher in den nächsten Monaten einbrechen würde, nicht allzu sehr beuteln würde. Da allerdings war er sich noch nicht ganz sicher.
Markham startete die Triebwerke und ließ den Puddlejumper vom Boden abheben. „Wie lange, sagten Sie, ist dieses Goldene Zeitalter her?" fragte er.
Danea atmete tief ein, beugte sich dann vor und sah sich aufmerksam um, während der Mond unter ihnen wegsank. „Einige tausend Jahre", antwortete er schließlich. „So zumindest sagen es unsere Aufzeichnungen. Dabei aber ... wir zählen die Jahre schon eine Weile nicht mehr, nachdem die Devi immer größere Mengen auftrieben."
Markham nickte und lenkte den Jumper in eine niedrige Umlaufbahn. „Hört sich nicht sonderlich gut an, was Sie da immer über diese ... Hybridwesen erzählen."
Danea seufzte. „Es war auch nicht gut", antwortete er. „In den letzten vier Jahren sind allein über hundert meines Volkes in die Stadt gebracht worden. Und wir wußten, daß sie auch Menschen von außerhalb kommen ließen. Bis dahin freie Welten wurden versklavt."
Markham nickte nachdenklich. „Hört sich fast an wie bei den Wraith in der Pegasus-Galaxie", wandte er ein. „Aber die Devi operieren stationär, nicht wahr? Sie haben keine Basis-Schiffe."
Sie haben große Schiffe, doch die sind erst in den letzten Jahren gebaut worden", entgegnete der junge Erethianer. „Eines wurde auf unserem Planeten gebaut, es ist zerstört worden in dem Feuer."
Markham runzelte die Stirn. „Davon hat Major Uruhk nichts gesagt."
Sie wußte es nicht. Die Devi bauten es nicht in der Nähe der Stadt. Heron und Malek waren unterwegs und haben sich die Zerstörung angesehen, nachdem wir in die Stadt der Schöpfer gezogen sind", berichtete Danea. „Sie gingen auch dahin, wo die Devi dieses Schiff bauten. Nicht einmal Trümmer sind geblieben."
Markhams Kopf ruckte zu ihm herum. „Und wie weit waren sie mit diesem Schiff gekommen?" fragte er.
Als ich das letzte Mal dort war ... ziemlich weit." Der Erethianer nickte. „Kannst du ein wenig tiefer gehen?"
Markham tat ihm den Gefallen und ließ den Jumper absinken bis auf ungefähr hundert Meter Höhe. „Sie könnten aber auch weggeflogen sein, oder?" fragte er dabei.
Das hätten wir bemerkt", entgegnete Danea sofort und starrte weiter auf den Mond hinunter, der unter ihnen dahinzog. „Sie haben das Schiff nicht gestartet, nein. Sicher nicht. Obwohl ... Nein, die Prometheus hätte es bemerken müssen."
Sicher?" Der Lieutanent klang alles andere als glücklich über diese Wendung.
Danea wandte seine Aufmerksamkeit von dem riesigen Frontfenster ab. „Was meinst du?"
Ich meine, daß es Nacht war und dunkel. Die Prometheus ist beschädigt und uns sind, wie du sicher noch weißt, einige Rochen entkommen. Wenn diese Jäger so sind wie alles bekannte, dann dürften sie eigentlich nicht allzu weit gekommen sein", erklärte Markham mit einer leichten Anspannung in der Stimme. Sein Gesicht drückte deutlich Unwohlsein aus. „Wenn Überlebende allerdings auf dieses Schiff flüchten konnten, dann haben wir ein Problem, wenn sie ihre Verbündeten aufsuchen. Und Sie meinten, die Devi-Völker seien untereinander verbündet."
Nicht alle", wandte Danea sofort ein. „In der näheren Umgebung gibt es keine Devi. Wir sind nicht einmal sicher, ob es noch andere bewohnte Planeten hier gibt. Die Devi bleiben eigentlich lieber für sich. Nur wenn das Volk zu groß wird oder es Krieg mit anderen Städten gibt, schließen sie sich zusammen."
Markham schien noch immer nicht sonderlich überzeugt.
Dafür aber sprang plötzlich die holografische Anzeige des Jumpers an und zeigte etwas wie eine Landkarte.
Danea staunte, dann begriff er.
Der Jumper hatte etwas gefunden!
Was ist das?" Markham beugte sich vor, reckte dann den Hals und ließ den Jumper eine enge Kurve fliegen.
Danea richtete sich auf und beugte sich vor.
Was er allerdings sah, ließ ihn alles andere als beruhigt sein.
Dort unten, auf dem Boden, befanden sich tatsächlich Ruinen. Doch keine seines Volkes. Was da, halb verfallen, zwischen den Bäumen eines dichten Waldes auftauchte, sah aus wie eine winzige Stadt der Devi. Viel zu klein für eine Bedrohung, noch dazu offensichtlich seit Ewigkeiten verlassen. Aber es war da. Die Devi waren auch auf diesem Mond gewesen, vor langer, langer Zeit.
Ein Außenposten!" entfuhr es Markham.
Danea schluckte, nickte dann aber.
Wenn es tatsächlich Erethianer auf diesem Mond gegeben hatte, wurde ihm klar, waren sie ebenso ausgelöscht worden wie so viele andere Völker. Die Devi hatten diesen Mond ebenfalls für sich besetzt gehalten, wahrscheinlich bis sie keinen Menschen mehr hatten finden können. Bis alle, die hier Zuflucht oder ein Zuhause gesucht hatten, aufgetrieben und in den Speisekammern der vielgliedrigen Wesen geendet waren.
Danea schloß seufzend die Augen.
Sie würden nichts mehr finden, gar nichts.

***

87. Tag
Unter welchem Gesichtspunkt man es auch immer sieht, meine Forschungen sind extrem wichtig für unser Überleben in dieser Galaxie. Es sind nicht nur die Devi und mögliche, mit ihnen verbündete und intrigante Menschen, die wir fürchten müssen, nein! Es sind unsere eigenen Leben. Wir haben kein ZPM mehr, da, dank der Erethianer, das letzte vollkommen entropiert war, als wir hier ankamen. Statt dessen haben Major Uruhk und ich Naquadah-Generatoren angeschlossen, um zumindest einen Teil der Bereiche zu erleuchten. Doch wohin das führen kann ...

Für mich persönlich war es heute wahrscheinlich der hektischte Tag, seit Markham zu seiner Expedition aufgebrochen ist. Ja, er ist noch immer nicht wieder zurück. Was auch immer er da oben treibt, heute hätte man ihn mehr als gut gebrauchen können hier unten. Denn es gab einen Unfall. Und mit diesem war ich beinahe den ganzen Tag beschäftigt.

Man stelle sich das vor: In einem abgelegenen Gebäude des zivilen Komplexes fanden einige Erethianer ein Gerät der Antiker. Anstatt gleich zu mir zu kommen, da ich mich mit der Technik dieses Volkes doch am besten auskenne, rannten sie zu einigen Wissenschaftlern. Doch auch die traten nicht an mich heran, sondern versuchten, den „Energiefresser" selbst abzuschalten - mit verheerenden Folgen.

Stross setzte sofort alle Gate-Reisen aus, bis die Verletzten versorgt waren. Zumindest so weitsichtig ist sie. Ich hätte wirklich nicht noch die Zeit gefunden, neben der Versorgung der Verwundeten auch noch Williams, der es noch einmal mit seinen Omaniern versuchen will wider besseren Wissens, hin und her zu kutschieren. Statt dessen war ich beinahe den ganzen Tag auf der Krankenstation damit beschäftigt, größere und kleinere Wunden zu versorgen.

Einen Toten haben wir zu beklagen: Dr. Richard Winston, ein Geologe. Weiß wer will, was ihn dazu getrieben hat, ausgerechnet in vorderster Linie zu stehen, das Gerät wahrscheinlich sogar selbst abschalten zu wollen. Nun können wir ihn das nicht mehr fragen. Stross war, selbstverständlich, entsetzt über dieses Schicksal. Ich dagegen denke, er hatte noch einen leichten Tod gegen das, was da noch auf uns zukommen mag.

Nun ja, zumindest habe ich heute damit begonnen, eine Prothese für Dorn anzufertigen. Nach reiflicher Überlegung schien es mir das beste, diese sobald wie möglich herzustellen, ehe er mir noch mehr auf den Zahn fühlt. Einige Geheimnisse sollten so lange wie möglich Geheimnisse bleiben. Es reicht, wenn ich diesen eigenartigen Kasten erforsche. Würde Dorn herausfinden, was ich da gefunden habe ... Aber lassen wir das.

Major Uruhk ist noch immer nicht zurück. Ach, Vashtu, wenn du wüßtest, wie dringend wir dich hier gebrauchen könnten! Oder liegt es am Ende nicht an ihr? Ist es dieser eingebildete Schnösel Pendergast, der sie wieder nicht zu uns kommen läßt? Ich frage mich, was er damit bezweckt. Er bringt nur noch mehr gegen sich auf, wenn er so weiter macht. Natürlich sitzt er noch immer am „längeren Hebel", wie Stross immer wieder betont. Aber aus welchem Grund sollte er diesen Hebel auch ausnutzen? Er braucht uns, wenn er die Prometheus jemals wieder flott haben will.

Vashtu fehlt mir, sie fehlt mir sogar sehr. Es vergeht kaum eine Minute, in der ich mich nicht nach ihren großen dunklen Augen sehne! Sie ist so schön, oder könnte es sein. Schlank, mit weiblichen Formen, ohne dabei so weiblich zu sein. Von der Größe genau richtig. Gut, über ihren Frisurgeschmack läßt sich streiten. Ich bin sicher, etwas längeres Haar würde ihr gut stehen, besser als dieser Struwwelkopf, den sie immer zur Schau trägt. Dieses absolute Schwarz ihres Haares ist ein wundervoller Kontrast zu ihrer blaßen Haut, an der selbst die Sommersonne nichts ändern kann.

Ja, ich schwöre, diese Frau ist wirklich eine Frau nach meinem Geschmack. Schon allein ihre Intelligenz! Gut, sie ist eine Antikerin, hat wesentlich mehr Jahre auf dem Buckel als wir uns überhaupt vorstellen können. Und natürlich ist da immer noch dieses unausgesprochene zwischen uns, diese kleine ... nun ja, Vorwegnahme meinerseits, da ich mit ihr gleichzuziehen gedachte. Aber sie ist einfach ... unglaublich! Intelligent und schön, wunderschön sogar.

Aber ich verkläre sie wahrscheinlich, zumindest denkt das ein möglicher Leser meiner Aufzeichnungen. Aber lassen Sie sich gesagt sein, Vashtu Uruhk ist einfach bemerkenswert! Wenn sie nur nicht so auf Colonel Sheppard anspringen würde. Ich frage mich ohnehin, was sie von ihm will. Er kann ihr in keiner Beziehung das Wasser reichen. Ich weiß es, der Colonel war einmal mein Team-Leader! Aber was soll ich schon tun? Ich kann nur abwarten, und ich hoffe, diese Zeit des Wartens wird mir irgendwann einmal mit einem unaussprechlichem Glück vergolten werden.

TBC ...

2 Kommentare:

  1. So, auch mal wieder zum Lesen gekommen :)
    Oha! Die Devi auf dem Mond? Na zum Glück sind die mittlerweile von dort verschwunden. Aber sollten sich dort tatsächlich einige Leute hin zurückgezogen haben, nachdem die Devi sich bei den Erethianern niedergelassen hatten, haben die vermutlich ein nicht so schönes Ende gefunden.
    Das mit dem Schiff ist auch so eine Sache. Ich hoffe mal, dass Danea tatsächlich Recht damit hat, dass das Schiff bei der Explosion der Planetenkiller in seine Einzelteile zerlegt wurde und nicht doch noch verschwinden konnte.
    Und dann wieder Peter :D Wie er da von Vashtu schwärmt *g* Und natürlich mal wieder Eifersüchtig auf Sheppard ist *g*
    Also ich finde ja schon, das er Vashtu das Wasser reichen kann ... ein bisschen zumindest ... was das Militärische angeht ;) Im Wissenschaftlichen Aspekt vermutlich nicht ^^
    Okey ... in Peters Team hat er vermutlich nicht so einen guten Eindruck hinterlassen, aber trotzdem ist er ein sehr fähiger Teamleiter. Da kann Babbis denken was er will :P

    Mit einem Auge auf das Datum schielend wünsche ich schon mal Frohe Weihnachten ;)
    LG Sabrina

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  2. LOL Babbis und seine Eifersucht auf Sheppard - ganz ehrlich? Ich liebe es, dieses Thema immer mal wieder aufzugreifen. Mittlerweile ist Peter ja soweit zur Vernunft gekommen, daß ihm eigentlich klar ist, daß er keine Chance hat, trotzdem machts immer wieder Spaß *böse Hyn!*.

    Ja, Devi waren mal auf dem Mond, ist aber schon länger her. Laß dich überraschen, die waren auch noch anderswo *flöt*.
    Was mit dem Schiff passiert ist ... mh ... werden wir irgendwann einmal sehen *zwinker*.

    Vielen Dank für die Weihnachtswünsche, ich hoffe, dein Fest war klasse und der Jahreswechsel so, wie du ihn dir gewünscht hast. Nachträglich noch ein frohes neues 2012!

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