10.09.2009

Vashtu I

TV-Serien: Stargate: Atlantis
Genre: adventure, scifi
Rating: M
Zeitleiste: Diese Fanfiktion spielt innerhalb der zweiten Staffel Stargate: Atlantis
Author's Note: Nicht daß ich mich wieder mit fremden Federn schmücke! Teile der Charakterisierung sowie des Handlungsverlaufs wurden mit einer anderen Dame besprochen und festgelegt. Da die gute ja immer so gern auf ihr Recht pocht also: ich bin für ca. die Hälfte der Storyline verantwortlich und die dumme Tippse, die das ganze aufgeschrieben hat. Den weitaus größeren und kreativeren Teil der Verantwortung liegt bei einer Dame, die sich Arielen, Kris oder Crystal Sun nennt (übrigens einschließlich Vashtus Charakterisierung!).
Kommentare sind (wie immer) erwünscht!


Jetzt

Lt. Colonel John Sheppard betrat den abgedunkelten Raum, nickte dem Wächter grüßend zu und sah sich um. Die indirekte Beleuchtung sorgte dafür, daß die Dunkelheit noch undurchdringlicher wirkte, die Schatten noch drohender. Und in der Mitte, dort woher das Licht zu kommen schien, befand sich der Käfig.
Sheppard erinnerte sich an andere Gelegenheiten, bei denen er hier gewesen war. Gelegenheiten, die nicht sonderlich angenehm waren - weder für ihn noch für die, die in diesem Käfig gesessen hatten.
Er trat vorsichtig an die Gitterstäbe heran, wohl wissend, daß diese selbst den Wraith standhielten, und betrachtete den jetzigen Insassen.
„Hallo", begrüßte er die Gefangene.
Die Frau drehte sich zu ihm um. Dunkle Augen trafen auf seine, schienen seinen Blick einen Moment lang zu bannen, ehe sie ihn wieder frei gaben. Ein beinahe schüchternes Lächeln erschien auf ihren Lippen, während sie langsam näher an die Gitterstäbe trat. Ein Lächeln, das so gar nicht zu dem passen wollte, was in den letzten sechs Stunden passiert war.
Sheppard zögerte einen Moment, versucht, vor der Fremden zurückzuweichen. Dabei hämmerte er sich in sein Hirn, daß es hier ein Kraftfeld gab. Ein Kraftfeld, das einen Wraith abhalten konnte. Er war sicher.
„Tut mir leid ... wegen dem hier und so", fuhr er fort.
Die Fremde sah ihn immer noch an, wandte sich dann ab und nickte. „Es ist nicht eure Schuld. Manchmal ..." Sie unterbrach sich.
Sheppard fuhr sich mit einer Hand durch sein Haar, brachte es dabei nur noch mehr in Unordnung. „Klassischer Fehlstart, würde ich behaupten", sagte er mit einem schiefen Grinsen, stützte die Hand auf seiner Hüfte ab. „Und wenn wir uns jetzt in Ruhe unterhalten können, können wir uns auch vorstellen. Ich bin Lt. Colonel John Sheppard, militärischer Leiter hier."
„Vashtu Uruhk."
Er stutzte. „Vashtu?"
Sie drehte sich wieder zu ihm um und nickte stumm.
Sheppard zögerte wieder, verlagerte das Gewicht von einem Bein auf das andere. „Es ist das erste Mal, daß wir einen Namen erfahren von einem von euch."
Vashtu sah ihn fragend an. „Einem von uns? Sie gehören doch auch zu diesem Uns, warum also sollte ich meinen Namen nicht nennen?"
„Moment mal." Sheppard trat näher an den Käfig heran, sein Gesicht war sehr ernst geworden. „Ich gehöre sicher nicht zu euch, ganz sicher nicht. Ich bin kein Wraith."
Vashtu sah ihn einen Moment lang wirklich verblüfft an, dann begann sie zu lachen, laut und schallend - und sehr angenehm. Ein Gelächter, das ihn anstecken wollte, ein Gelächter, eigentlich voller Humor, doch jetzt gewürzt mit einer gehörigen Portion Sarkasmus.
„Ich ein Wraith?" Vashtu trat an die Gitterstäbe, grinste ihn voll bitterem Hohn an. „Es stimmt, ich trage Wraith-Zellen in mir, aber aus einem anderen Grund als ihr offensichtlich denkt. Ich bin eine Antikerin, Lt. Colonel Sheppard. Diese Stadt ist meine Heimat, seit mehr als zehntausend Jahren. Ich wuchs hier auf und habe an einem Experiment teilgenommen, das mich zu dem machte, was ich jetzt bin: nahezu unsterblich und voller Kraft. Ich sollte die letzte Waffe gegen die Wraith sein, Colonel, und Atlantis vor ihnen schützen."

6 Stunden früher

„McKay, was gibt es?" Sheppard nahm mit Schwung die letzten Stufen, nickte Dr. Elizabeth Weir kurz grüßend zu.
Rodney McKay, leicht untersetzt und etwas verschwitzt, tauchte unter der Konsole des Hauptrechners auf und kreuzte die Arme vor der Brust. Sein Gesicht nahm einen hochmütigen Ausdruck an, als er bemerkte, wer dem Lt. Colonel auf dem Fuß gefolgt war.
„Wir haben eine rätselhafte Anzeige im Lebenszeichendetektor", erklärte er, wischte mit einer Hand durch die Luft, als wolle er eine Fliege verscheuchen.
Sheppards Augenbrauen zogen sich gen Haaransatz. Nun kreuzte auch er die Arme vor der Brust und in seinen Augen lag ein Hauch von Schalk. „Tatsächlich ... interessant", meinte er nur.
„Rodney, kommen Sie zum Punkt", wandte nun Dr. Weir ein. „Sie haben uns hergerufen, weil Sie etwas wichtiges gefunden haben. So sagten Sie jedenfalls." Sheppard blieb stumm, nickte aber zustimmend.
McKay atmete einmal tief ein, seine Brust hob sich.
Ronon, der sich hinter dem Lt. Colonel aufgebaut hatte, knurrte etwas unverständliches. Zwei Techniker wechselten vielsagende Blicke.
„Wir haben eine Störung - oder hatten - oder ... Kurz gesagt, ich bin da auf etwas gestoßen", begann McKay jetzt mit einer weitausholenden Erklärung.
„Wir haben/hatten eine Störung?" Sheppard neigte den Kopf leicht nach vorn. „Und?"
McKays Gesicht verzog sich, als habe er in eine Zitrone gebissen. „Ich wollte an den Detektoren arbeiten, um die Einstellungen verfeinern zu können. Nun, und dabei sind wir auf etwas gestoßen, das uns allen wohl bisher entgangen ist."
„Wir." Sheppards Stimme klang trocken. Kurz sah er sich um, hob die Brauen wieder.
McKay schien sich, wie ein Hahn auf dem Misthaufen, aufzuplustern. „Ich."
„Habe ich Ihnen nicht gesagt, Sie sollen Ihre Finger von den Detektoren lassen, solange wir nicht genau wissen ..."
„Ich weiß genau, was ich tue", fiel McKay Weir ins Wort.
Die Expeditionsleiterin kreuzte die Arme vor der Brust und beugte sich leicht nach vorn. „Das haben Sie schon öfter gesagt. Was ist passiert?"
McKay wandte rasch den Blick ab, zu rasch für Sheppards Geschmack, doch noch hielt er sich zurück.
„Wie es aussieht, ist noch etwas in Atlantis. Nur können wir es nicht wirklich orten. Das heißt, orten können wir das Signal schon, nur scheint es immer wieder ..."
„Was können Sie orten, Rodney?" mischte Sheppard sich ein und schnitt dem aufgeregten Wissenschaftler das Wort damit ab, wofür er von diesem einen verärgerten Blick erntete.
„Wir sind uns nicht sicher, aber es könnte immerhin sein."
Sheppard beobachtete seinen Gegenüber weiter. McKay war nervös, sehr nervös. Kein gutes Zeichen.
„Was haben Sie gefunden, Rodney?" fragte Dr. Weir nun wieder. Ronon knurrte erneut etwas.
McKay wand sich sichtlich, preßte die Lippen aufeinander. Erst als Sheppard drohend einen Schritt vortrat hob er die Hand.
„Es sieht aus, als hätten wir noch einen Wraith in der Stadt."
Das saß!
Sheppard prallte zurück wie vor eine Wand gelaufen, Dr. Weir, die gerade wieder hatte etwas sagen wollen, blieb der Mund offen stehen.
McKay baute sich, und sein angeschlagenes Selbstvertrauen, jedoch schnell wieder auf. „Das Problem, das ich habe, ist einfach: Mal ist der Wraith da, mal wird ein Mensch angezeigt. In ein und dem gleichen Raum. Ein solches Phänomen dürfte es eigentlich nicht geben, schon gar nicht mit den doch technisch sehr ausgereiften Detektoren der Antiker. Dennoch bleibt es ein Rätsel. Ich denke, es liegt an der Kalibrierung der Detektoren. Wahrscheinlich haben sie sich selbstständig in den letzten zehntausend Jahren verstellt, wodurch ..."
„Ein Wraith? Hier?" Sheppard atmete einige Male tief ein. „Wo?"
„Die Sache ist die, daß es sich bei seinem Aufenthaltsort um einen Abschnitt handelt, den wir bisher noch nicht erschlossen haben. Er sollte, laut Plan, erst nächsten Monat genauer durchsucht werden. Wir haben also so gut wie keine Ahnung, ob ..."
„Wo?" Wieder ein drohender Blick von Sheppard.
„Wie kommt es, daß wir ihn erst jetzt bemerken?" fragte Dr. Weir irritiert. „Es hätte doch schon längst irgendeine Meldung geben müssen."
„Der Bereich war bis jetzt abgeschottet. Offensichtlich wurde der Wraith bei der Belagerung ..."
„Wo, zum Teufel, finden wir diesen verdammten Wraith, McKay!" Sheppards Stimme erhob sich bei diesen Worten erstaunlich wenig für die gewaltigen Gefühle, die gerade in ihm hochkochten.
McKay schien tatsächlich den Kopf einzuziehen. „Im südlichen Abschnitt. In einem Raum nahe der Flutmarke."
Sheppards Blick glitt von dem Wissenschaftler ab und zu der Anzeige hin. Aufmerksam studierte er einen Moment lang den Lageplan, bis er fand, was er suchte. Ein kleines, blinkendes Licht, das in einer ungesunden Farbe immer wieder aufleuchtete.
„John?"
Sheppard starrte weiter auf die Anzeige, während ihm tausend Gedanken durch den Kopf gingen, sich in seinem Hirn ein gewisser Plan festsetzte. Dann drehte er sich herum, seine Hand fuhr hoch und aktivierte sein Sprechfunkgerät. Den Blick ließ er bei seinen Befehlen auf Dr. Weir gerichtet.
„Ein Dutzend Männer zu mir, schwere Bewaffnung." Er sah die Leiterin einen Moment lang an, dann nickte er, drehte er sich herum und wollte gehen. Doch dann stockte er, wandte sich erneut dem Raum zu. Seine Augen glitten suchend über die Anwesenden.
„Wo ist Ronon?"

5 Stunden früher

Sheppard gab Handzeichen, hob seine Waffe.
Herzukommen war noch die leichteste Übung gewesen. Doch wenn sie hinter der geschlossenen Tür tatsächlich ein Wraith erwartete ... er hatte so seine Erfahrungen mit diesen Grünhäuten. Und eigentlich legte er keinen Wert darauf, diese Erfahrungen noch zu vertiefen.
Auf der anderen Seite stand klar und deutlich die Sicherheit von Atlantis. Er als militärischer Leiter war verpflichtet, die wissenschaftliche Expedition zu schützen und zu unterstützen. In diesem Fall dürfte es allerdings eher das erstere sein. Niemand sollte zu Schaden kommen, wenn es sich verhindern ließ.
Sheppard warf kurz einen Blick zurück auf den finsteren Gang, durch den sie gekommen waren. Weit hinten flackerte eine Lampe, ansonsten war es dunkel. Mit seinem tragbaren Lebensdetektor war er gerade noch einmal sicher gegangen, daß, was auch immer sich in diesem Raum befinden sollte, auch wirklich drin war und sich nicht etwa bereits über die verzweigten Gänge davongemacht hatte.
Merkwürdig war es allerdings schon. Sie schienen sich hier in einem Teil der Stadt zu befinden, der durch das Kraftfeld nicht so sehr geschützt worden war wie der Rest der gigantischen Anlage. Am Ende des Ganges moderte eine Metalltür vor sich hin und hing schief in ihrer Schiene. Der Gang, den sie entlanggekommen waren, war mit Mooskissen und wenig dekorativen Flechten an den Wänden geschmückt. Überall konnte man Wasserrinnen auf dem Metall erkennen. Dies war wirklich der erste Teil von Atlantis, dem man sein Alter zumindest ansatzweise ansah.
Sheppard warf wieder einen Blick auf das Handgerät und preßte die Lippen aufeinander. Natürlich, zwei Anzeigen.
Sheppard steckte das kleine Gerät wieder in die Brusttasche seiner Überlebensweste, nickte Lt. Davids zu. Mit leisem Klicken entsicherten sich die Waffen.
Sheppard atmete noch einmal tief ein, biß sich auf die Lippen. Dann hob er die Linke und gab erneut Zeichen. Sofort nahmen die Marines Aufstellung zu beiden Seiten der Tür.
„Colonel", zischte Teyla ihm über die Schulter hinweg zu.
Davids starrte ihn an.
„Was?" Sheppard war ungeduldig. Er wollte diese Sache endlich aus der Welt schaffen. Einen Wraith in Atlantis zu haben war eine unangenehme Angelegenheit.
„Ich fühle nichts", wisperte Teyla ihm zu.
Sheppard stutzte, ließ die Hand sinken und drehte den Kopf. „Wie bitte?"
Teyla nickte zur Tür. „Es gibt keinen Wraith da drin, Colonel Sheppard", wiederholte sie.
„Sir?"
Sheppard runzelte die Stirn. „Keinen Wraith? Aber ..."
Hatte er stumm genickt? Oder hatte Davids eigenmächtig gehandelt. Sheppard wußte es selbst nicht mehr zu sagen in dem Chaos, das folgte. Eines allerdings mahnte er sich sofort an: Wer auch immer seine Gesten falsch verstanden hatte, würde noch die Folgen tragen.
Die Tür wurde geöffnet, einer der anderen Soldaten war es offensichtlich gewesen, und die ersten des kleinen Trupps stürmten den Raum. Nur Sekundenbruchteile später hörte man ihre Schmerzensschreie und ein feines Zischen in der Luft.
„Verdammt!"
Sheppard preschte vor, als Schlußlicht des Trupps statt als deren Anführer. Und jetzt sah er sie das erste Mal:
Schnell, präzise und grazil schoß die Gestalt durch den Raum, eine lange Stange in den Händen. Dunkles Haar wirbelte um ein blaßes Gesicht, die Kleidung wirkte verblichen und alt. Zielsicher traf die antiquierte Waffe, die sie in Händen hielt, einen weiteren Mann im Nacken, krachte auf sein Genick, daß er fiel wie ein gefällter Baum. Dann schien auch sie Sheppards Anwesenheit zu bemerken, blieb wie erstarrt stehen und erwiderte seinen Blick.
Für den Colonel war es, als sei plötzlich die Zeit stehen geblieben. Woran es lag, konnte er selbst nicht genau sagen. Dieser Blick traf ihn mit einer Wucht, der er kaum gewachsen war. Die fremden, dunklen Augen weiteten sich etwas, wie vor Überraschung.
Eine Sie. Eine Frau.
Sheppard begriff nicht wirklich, was um ihn herum geschah. Seine Welt schien plötzlich nur noch aus den Augen dieser Frau zu bestehen. Und irgendwie gewann er in dieser Ewigkeit den Eindruck, auch sie würde nicht anders empfinden. Ihre Blicke klebten wie die Seidenfäden eines Spinnennetzes aneinander, und keiner von ihnen schien sich wirklich losreißen zu können - oder zu wollen?
Dann brach die Fremde den Bann, wirbelte herum, ließ den Stab noch einmal tanzen, um ihn dann, wie einen Speer, zu werfen. Die Waffe knallte gegen das raumhohe bunte Fenster ... und bohrte ein Loch in das Material.
„Stehenbleiben!" rief jemand.
Die Fremde warf noch einen Blick zurück. Sheppard wurde es heiß und kalt. Noch immer war ihm, als sei er an der Stelle festgeklebt und paralysiert. Er konnte nur beobachten.
Sie nahm Anlauf, gerade als einer der Marines seine Waffe hob, und sprang. Das Fenster zerbarst endgültig und ließ ihre schlanke Gestalt wie durch einen brennenden Reifen hinaus auf die Außenverkleidung der Stadt gleiten ... und dann war es vorbei.
Sheppard blinzelte, während noch die letzten Scherben zu Boden rieselten. Benommen trat er an das zerstörte Fenster, starrte hinaus und sah die Brandung, die sacht gegen die schwimmenden Fundamente von Atlantis schwappte.
„Was ... was war das?" flüsterte er.
Von der Fremden war nichts zu sehen, sie war verschwunden.
„John, ist alles in Ordnung?"
Sheppard schüttelte den Kopf, um die letzten Reste dieser seltsamen Benommenheit abzustreifen, drehte sich wieder herum.
„Was auch immer es war, es ist uns entkommen", murmelte er.
Sheppard riß sich zusammen, wechselte kurz einen Blick mit Teyla, die noch immer an der Tür stand, das Gewehr im Anschlag. Dann sah er zu Boden.
Vier seiner Truppe lagen da, und noch ein fünfter, gewaltiger Leib: Ronon Dex.
„Ich hätte es mir denken können", seufzte Sheppard, kniete sich neben dem gewaltigen Krieger nieder und fühlte nach seinem Puls.
„John, alles in Ordnung?" meldete sich wieder Dr. Weir über Funk.
Ronon lebte, und auch die anderen Männer schienen lediglich bewußtlos zu sein, neben der Erfahrung der Tracht Prügel ihres Lebens.
Sheppard erhob sich seufzend wieder, betrachtete seine verbliebenen Männer. Dabei fiel ihm etwas auf: kein einziger Schuß war gefallen. Sie hatte Ronon als Aufwärmtraining benutzt und dann mit den anderen weiter gemacht. Und sie ließ alle, einschließlich des Einzelkämpfers Ronon, mehr als blaß aussehen.
Nachdem ihm dies klar geworden war, aktivierte er endlich sein Funkgerät. „Alles in Ordnung, Elizabeth, soweit man es sagen kann. Die ... der ... das Ding ist uns allerdings entwischt. Wir brauchen ein medizinisches Notfallteam ... und jede Menge Kopfschmerztabletten. Und falls Sie einen Glaser zur Hand haben ..." Er richtete seinen Blick wieder auf das zerstörte Fenster.
Er mochte die bunten Fenster von Atlantis, umso mehr tat es ihm leid, wenn eines zerstört wurde. Das allerdings war nicht oft der Fall. Ehrlich gesagt, ausgerechnet er selbst hatte eines zerschlagen, ansonsten schienen ihnen selbst Kugeln und Energiewaffen wenig auszumachen. Nun ja, das von ihm zerschlagene Fenster war zumindest kein buntes gewesen ...
„Was ist passiert?" wiederholte Dr. Weir.
„Das Ding ist klüger und will sich nicht so einfach einfangen lassen. Eine Ortung von Rodney wäre jetzt genau richtig", antwortete er, erinnerte sich seines kleinen Detektors und zog ihn wieder aus der Tasche. Stirnrunzelnd betrachtete er die Anzeige, hob dann den Kopf und musterte jeden einzelnen der noch stehenden Truppe.
„Wir teilen uns auf und versuchen, es aus seinem Versteck zu treiben. Zweierteams", befahl er. „Und ich würde diesem Ding gern noch ein oder zwei Fragen stellen, wenn möglich. Ein typischer Wraith ist das jedenfalls nicht. Also seht zu, daß ihr es nur betäubt."

Kurz darauf

Sheppard erhob sich mit erstarrtem Gesicht, blickte sich in der ihn umgebenden Dunkelheit aufmerksam um. Dann kniete er sich noch einmal neben die daliegende Gestalt, griff nach dem Gewehr. Stirnrunzelnd stellte er fest, daß auch hier wieder die Munition fehlte.
Zwei weitere Marines hatte er in der letzten halben Stunde gefunden. Damit war seine Truppe inzwischen auf fünf zusammengeschrumpft. Und wenn es so weiterging ...
„Colonel?"
Sheppard blieb weiter am Boden, aktivierte sein Funkgerät. „Was gibt es, Teyla?" flüsterte er.
„Wir haben hier ... McCullock und Davids sind bewußtlos," antwortete Teylas Stimme in seinem Ohr.
Sheppard kam mit einem Ruck wieder auf die Beine, sah sich noch einmal aufmerksam um, ehe er seine P-90 wieder hob und noch einen Kreis mit der kleinen Lampe beschrieb, die vorn auf dem Lauf angebracht war. Er fühlte sich beobachtet, konnte jedoch nichts ausmachen.
„Sind die Waffen der beiden noch geladen?" fragte er schließlich.
Teyla schwieg, und das ziemlich lange. Er fühlte sich ein wenig allein hier, und er wurde allmählich wütend. Was auch immer dieses Ding war, diese Frau, sie schaltete einen nach dem anderen von seinen Männern aus, nahm ihnen die Munition ab und ließ sie ohnmächtig liegen.
Ein Katz-und-Maus-Spiel, nur hatte Sheppard gerade nicht das Gefühl, er sei die Katze.
„Nein, die Waffen wurden entladen", antwortete Teyla endlich.
Sheppard zog den Lebenszeichendetektor aus seiner Brusttasche, musterte die Anzeige.
Wenn er nicht etwas unternahm, würde dieses Ding bald die ganze Gruppe außer Gefecht gesetzt haben. Solange er zumindest den Detektor besaß, war er nicht ganz blind. Dennoch ... Er blickte auf. Hier unten kannte er sich definitiv nicht aus, das Ding dagegen schon.
Sheppard entschied sich
Teyla, ich möchte, daß Sie zurückgehen zur Treppe", befahl er leise. „Und nehmen Sie die verbliebenen Männer mit. Wir brauchen hier unten Verstärkung und, vor allem, mehr Licht, geben Sie das bitte an Dr. Weir weiter. Und jemand soll die Bewußtlosen einsammeln."
„Was haben Sie vor?"
Sheppards Gesicht war sehr ernst, als er antwortete: „Einen Partisanen erledigt man am besten als Partisan. Wenn es es so haben will, spielen wir eben ein bißchen Guerilla. Sheppard Ende." Damit hob er die Waffe wieder an die Schulter, hielt sich auch den Detektor in Sichthöhe und ging los.

Sie stand in der Finsternis, gleich außerhalb der Reichweite der Lampe an der fremden Waffe. Sie musterte ihn genau. Er besaß da etwas, was die anderen nicht besessen hatten. Etwas, das ihr gefährlich werden konnte.
Vorsichtig trat sie noch einen Schritt zurück.
Was war er?
Sie hatte ihn gefühlt, schon seit er hier angekommen war. Wie die Stadt, die diese Neuankömmlinge Atlantis nannten. Als sie sich gegenüberstanden, hatte ihr Instinkt reagiert, nicht ihr Denken. Und das hätte sie vielleicht beinahe mehr gekostet, als sie zu geben bereit war.
Und dennoch ...
Da war etwas, etwas zwischen ihnen. Ein Band, zwar schwach, aber es war vorhanden. Allerdings war sie sich nicht sicher, ob er dieses Band ebenfalls so fühlte wie sie.
Er benutzte den Detektor, den Detektor, der nur auf Wesen wie sie reagieren würde. Den Detektor, der sie aufspüren konnte. Sie mußte etwas dagegen unternehmen!
Leise wie eine Katze zog sie sich zurück.
Wenn es ihr möglich war, würde sie noch immer ihren Plan verfolgen. Sie brauchte nur eine günstige Gelegenheit ...

Teyla sah zu dem jungen Marine auf, der bei ihr stand. „Was meint er damit?"
Richardson zuckte mit den Schultern und grinste verlegen. „Wir sollten tun, was er will."
Teyla war unruhig, aber sie nickte. „Helfen Sie mir, dann nehmen wir zumindest Davids mit."

Die Anzeige begann plötzlich zu flackern.
Sheppard blieb stehen, ließ die Waffe sinken und schüttelte das Handgerät ein paarmal. Doch es nützte ihm nichts. Wieder begann der winzige Bildschirm deutlich zu flackern, im nächsten Moment erlosch die Anzeige.
Ein Fluch steckte in seiner Kehle, doch er unterdrückte ihn, während er das Gerät wieder in seine Tasche zurückschob.
Dann eben anders.
„McKay, sind Sie da?"
Er setzte sich wieder in Bewegung.
„Was wollen Sie denn noch?" tönte es aus dem Funkgerät. Sheppard zischte, da ihm dieses Geräusch plötzlich viel zu laut erschien.
„Leise, Rodney, leise!" Er schwenkte die P-90 herum, weil er glaubte, aus den Augenwinkeln eine Bewegung wahrgenommen zu haben. Doch es war nur Wasser, das leise die Wand herunterfloß und einen Teil des Lichts reflektiert hatte. „Können Sie mich noch orten?"
„Natürlich kann ich das!" Wenn McKay dachte, er hätte die Stimme gesenkt, bei ihm kam sie immer noch sehr laut an.
„Dann tun Sie das - aber leise!"
„Ach, jetzt brauchen Sie plötzlich doch meine Hilfe?"
Vor seinem geistigen Auge konnte Sheppard McKay deutlich sehen, wie er sich hinter dem Terminal aufplusterte. Er biß sich auf die Lippen. Er würde keinen Vorteil abgeben, solange er ihn noch hatte.
„Wo ist Ihr Wraith?" fragte er statt dessen.Vor ihm flackerte etwas unregelmäßig auf.
Sheppard beschleunigte seine Schritte, blieb dann stehen und besah sich den Schlamasel.
Das Ding hatte sich an den Leitungen zu schaffen gemacht. Eine Abdeckung war entfernt und die Kabel zum Großteil gekappt worden. Zwei leuchtende Drähte lagen direkt auf der Wand.
Sheppard fluchte unterdrückt.
„Wir haben immer wieder Störungen, aber ja, ich kann Sie orten. Den Wraith allerdings ... Da muß noch eine Störung vorliegen", erklärte McKay jetzt.
Sheppard ließ die Waffe wieder sinken, in seinem Gesicht arbeitete es und er holte, um sich zu beruhigen, immer wieder tief Atem durch die Nase.
Dieses Ding war intelligent. Wahrscheinlich waren es die mit der Wand verbundenen Drähte, die die Signale störten. Und wahrscheinlich war deshalb auch sein Handgerät ausgefallen.
„Wo ist der Wraith?" fragte er wieder.
„Nun, sehen Sie, die Sache ist die ..."
„Ich habe keine Zeit für Ihre Spielchen, McKay!" Sheppard spannte die Kiefer an, starrte starr auf einen Fleck an der Wand. „Mein Gerät funktioniert nicht, dieses ... dieses Ding schaltet einen von meinen Männern nach dem anderen aus. Ich habe keine Zeit, mich mit Ihnen über Ihre Probleme zu unterhalten. Wo ist der Wraith auf der Anzeige?" Es kostete ihn ziemliche Mühe, nicht in das Funkgerät zu brüllen.
Vor seinem geistigen Auge tauchte ein breit grinsender, sehr mit sich zufriedener McKay auf bei dessen nächsten Worten: „Oh, nun ja. Dann brauchen Sie mich also tatsächlich, wie es aussieht."
„Wo ist der Wraith?"
„Sehen Sie, diese Angelegenheit ist nicht ganz so einfach. Wie gesagt, wir haben ein Problem mit den Sensoren", fuhr McKay fort. „Der Wraith ... nun, er erscheint mal als Wraith und mal als Mensch auf dem Bildschirm. Meistens, natürlich, nachdem er Ihre Leute gefunden hat."
Sheppard dachte nach. Das würde zumindest zu Teylas Wahrnehmung passen. Aber wie sollte das möglich sein?
Ein kurzes Stück den Gang weiter hoch sah er etwas.
„Und einige Male ist weder Wraith noch Mensch zu sehen." McKay schien ganz in seinem Element zu sein.
Sheppard schlich zu der Stelle, wo ihm etwas aufgefallen war. Ein Teil der Wandverkleidung hatte sich verschoben.
„Sie sagten, mal ist er gar nicht da?"
Vorsichtig beugte er sich vor. Mit der Mündung der Waffe schob er ein Stück Wandverkleidung zur Seite. Dahinter lag ein enger, finsterer Gang, der sich
Eines mußte er seinem unbekannten Gegner lassen, er, beziehungsweise sie, kannte sich in diesem Teil der Stadt sehr gut aus. Etwas zu gut, für Sheppards Geschmack. Dennoch war diese Guerilla-Taktik, die das Ding anwandte, hervorragend. Schnell und effektiv zuschlagen und sofort wieder verschwinden.
Aber wozu die Munition? Warum nahm dieses Ding die Munition, aber nicht die Waffen mit? Was hatte das zu bedeuten?
„Ein Teil der Wandverkleidung wurde abmontiert. Dahinter ist ein Gang. Ich denke, er ist für die Sensoren taub, und darum taucht der Wraith bei Ihnen nicht auf, Rodney", flüsterte er endlich ins Mikrofon.
Er mußte die Klevernis schon anerkennen. Wer oder was es auch immer war, was sie dort in dem Raum an der Flutlinie aufgescheucht hatten, es dachte offensichtlich militärisch. Und wenn er der Gejagte wäre, dann würde er als nächstes ...
Sheppard richtete sich zu seiner vollen Größe auf.
War es möglich, die Sensoren komplett abzuschalten? Dann wäre er absolut blind, noch dazu in einem Teil der Stadt, den er nicht kannte, und der sich an der einen oder anderen Stelle wohl auch von den anderen unterschied.
„Nun, es ist möglich, daß die Dämmung der Gänge, die ja selbst den Energieentladungen eines Megablitzes standhalten, die Sensoren stören. In diesem Fall würden wir keine Meldung mehr von dem Wraith bekommen."
Er mußte die Stadt schützen. Außerdem, und das gestand er sich gern selbst ein, fühlte er einen gewissen Reiz, sich dieser Herausforderung zu stellen. Und solange die Sensoren in der Kommandozentrale noch funktionierten ...
„Haben Sie den Wraith jetzt auf der Anzeige, McKay?" fragte Sheppard.
„Ja, er befindet sich eine Etage über Ihnen in einem Quergang zur Rechten."
Sheppard grinste, schob das Teilstück zur Seite und schlüpfte in den engen Gang.

Teyla mühte sich mit dem nicht gerade leichten Davids ab, während Richardson, der junge Marine, der bei ihr gewesen war, ihren Rückzug nach hinten sicherte.
Ihr war merkwürdig zu Mute. Irgendetwas stimmte hier nicht, das spürte sie deutlich. Dabei war sie sich nicht sicher, ob Dr. McKay sich nicht vielleicht geirrt hatte. Was immer in dem Raum an der Flutlinie gewesen war, es hatte nichts mit den Wraith zu tun. Eher schien es ihr, als haben sie ein Feuer entfacht, dessen sie jetzt nicht mehr Herr werden konnten.
Und der Colonel machte es jetzt gerade auch nicht einfacher. Statt mit ihnen zu kommen, wollte er sich wieder einmal dem Gegner allein stellen. Dabei hatte Sheppard, und das hatte sie sehr wohl bemerkt, extrem auf diesen Gegner reagiert. Er war einen Moment lang vollkommen steif gewesen, als sei er zu Stein geworden. Und sie hatte auch nicht das bewundernde Blitzen in seinen Augen übersehen, als er sich betrachtete, was dieses Fremde angerichtet hatte.
Ein dumpfer Schlag erklang hinter ihr. Teyla fuhr zusammen, beschleunigte ihre Schritte noch.
„Hier Teyla", rief sie in ihr Funkgerät. „Colonel Sheppard erbittet Verstärkung, so schnell wie möglich!"

Sheppard drückte sich an der Wand entlang, rutschte vorsichtig Schritt für Schritt weiter, um keinen Lärm zu machen.
„Sie ... sie sind ... Sie müßten ihn sehen, Colonel!" McKay rief es so aufgeregt ins Funkgerät, daß Sheppards Ohr zu klingeln begann. „Sie laufen direkt nebeneinander her!"
Er stoppte, lenkte das Licht seiner P-90 zur Seite und lauschte.

Auf der anderen Seite der Wand blieb sie stehen wie erstarrt, horchte aufmerksam.
Nichts.

„Sind Sie sicher?" zischte er ins Mikro.
„Der Wraith steht direkt neben Ihnen. Sind Sie blind?" rief McKay.

Stimmen, nein, eine Stimme.Sie trat einen Schritt zurück und betrachtete die Wand.

Sheppard trat einen Schritt zurück und betrachtete die Wand. Ein kühles Lächeln legte sich auf seine Lippen.
Da war es also, sieh an.

Sie schmunzelte.
So nahe waren sie sich jetzt also. Katzengleich glitt sie wieder an die Wand heran und lauschte.

„Sagen Sie mir sofort, wenn der Wraith stehenbleibt oder die Richtung wechselt. Er ist hinter einer Wand", wisperte er in das Funkgerät, trat wieder direkt an das Hindernis zurück.
Am anderen Ende japste es aufgeregt.
Sheppard schob sich weiter vorwärts, hielt jetzt die Lampe verdeckt. Ganz sicher wollte er nicht, daß dieses Ding noch einmal entkam.
Da vorn! Da war ein Durchgang.

Zeitgleich glitt sie eng an die Wand geschmiegt und lauschend weiter, sah sich aufmerksam um.

Sheppard ging weiter, sein Puls beschleunigte sich.
Wer war jetzt Jäger, wer Gejagter? Er würde dieses Ding stellen und einem vermasselten Tag zumindest ein gutes Ende geben.

In dem schwachen Dämmer, der vielleicht sogar durch die Lampe an seiner Waffe verursacht wurde, sah sie die offenstehende Tür. Geräuschlos entfernte sie sich von der Wand.
Noch war es nicht soweit.

Vor dem Durchgang blieb Sheppard wieder stehen, lehnte sich gegen die Wand und lauschte angestrengt, die Waffe erhoben. Dann sprang er plötzlich vor, wirbelte durch den Durchgang und zielte ... auf nichts!
„Rodney!" Er stieß diesen Namen aus wie einen Fluch.

Teyla sah vor sich die verbogene Tür auftauchen, fühlte, wie ihr ein Stein vom Herzen fiel. Beinahe hatte sie gedacht, sie würde es nicht mehr schaffen.
„Weiter, weiter", drängte sie den noch immer sehr benommenen Davids vor sich, während sie selbst Richardson fast hinter sich herschleifte.

„Sie müssen die Treppe nach unten nehmen", beharrte McKay energisch.
Sheppard blickte skeptisch nach oben.
Er befand sich in einem schmalen Raum, einem Treppenhaus. Aus der Dunkelheit unter ihm schlängelte sich eine enge Wendeltreppe zur Decke hinauf, wo sie in der Finsternis verschwand.
Wenn er seinem Instinkt traute, sollte er dort hinauf. Zumindest würde er das tun. Er würde immer höher hinauf, in der Hoffnung, einen Lift oder Hauptgang zu finden. Sein unbekannter Gegner dagegen bewegte sich zielstrebig immer weiter nach unten.
„Sind Sie sich wirklich sicher?" flüsterte er, den Blick weiter an die Treppe nach oben gerichtet.
„Ja", kam es prompt entrüstet zurück.
Sheppard zögerte immer noch, blickte weiter nach oben.
Er hatte McKay schon erlebt, wenn dieser sicher war. Sicher war man dann jedenfalls nicht immer.
„Sind Sie sicher, daß Sie sich sicher sind?"
„Ja." McKay klang gereizt.
Sheppard seufzte.
Also würde er seinem Instinkt nicht nachgeben, sondern tiefer in die Eingeweide von Atlantis eindringen.
Vorsichtig nahm er die Treppe in Angriff, leuchtete, soweit das schmale Gewölbe es möglich machte, nach unten. Doch die engen Windungen ließen nicht wirklich zu, daß er etwas sah.Nach ungefähr zwanzig Stufen stoppte er.
Irrte er sich, oder wurden seine Hosenaufschläge gerade ...
Er leuchtete seine Füße an.Bis zu den Knöcheln stand er in dunklem, öligem Wasser.
Mit versteinerter Miene aktivierte Sheppard sein Mikro wieder. „Rodney, wohin bewege ich mich gerade?" Ein düsterer Verdacht war ihm gekommen.
„Ich habe Ihnen doch gesagt, Sie sollen nach unten gehen", antwortete der untersetzte Wissenschaftler aufgebracht.
Sheppard trat eine Stufe höher, schüttelte sich das Wasser von den Stiefeln und wartete.
„Warum gehen Sie nach oben? Da ist der Wraith nicht!"
Er ließ die Lampe über die schwarze Brühe streifen und wünschte sich einen Moment lang McKay hierher. Dieser kleine Ignorant hatte ihn in die falsche Richtung geführt.
„Rodney, könnte es sein, daß Sie bei Ihrer Kallibrierung einen Fehler gemacht haben?" Noch blieb er ruhig.
„Natürlich nicht!"
Sheppard nickte. Er fühlte, wie gerechter Zorn an ihm zu nagen begann. „Nun, dann sollten diesem Wraith ganz schnell Kiemen wachsen, denn hier steht alles unter Wasser. Und, falls Sie das interessiert, ich BIN nach unten gegangen!"
„Oh."
„Ja, oh. Könnte es sein, daß sie das Modell der Stadt auf den Kopf gestellt haben bei Ihrer Kallibrierung? So sieht es nämlich für mich aus. Und danke, daß Sie mich in die Irre geführt haben. Sheppard Ende." Er riß sich das Funkgerät vom Ohr und stopfte es in eine der vielen Taschen seiner Überlebensweste.
Dann drehte er sich mit wütend blitzenden Augen um, stapfte die enge Treppe wieder nach oben und schaltete sein Funkgerät vollkommen aus.

Teyla war gerade damit beschäftigt, Richardson in eine angenehmere Lage zu drehen, als sie das Geräusch hörte. Mit der Schnelligkeit einer erfahrenen Kriegerin fuhr sie hoch und wirbelte herum, um den sanften Druck eines Stockes an ihrer Kehle zu fühlen.
Die Fremde stand vor ihr, sah sie aufmerksam an. Dann lächelte sie und hob den Stab. „Sei gegrüßt."

Sheppard war sich sicher, wieder auf der ursprünglichen Ebene angekommen zu sein und hielt sich jetzt in die Richtung der halb zerstörten Tür. Immer noch sicherte er nach allen Seiten, tat vorsichtig einen Schritt nach dem anderen.
Wenn er dieses Ding wäre, würde er versuchen, durch eben diese Tür zu entkommen und in die zentraleren Bereiche der Stadt vorzudringen. Nachdem seine anderen Pläne gescheitert waren, würde er jetzt also Wache halten und darauf warten, daß Verstärkung und ein Reparaturstrupp eintraf, damit sie zumindest etwas Licht in diese Finsternis bringen konnten. Er war sich sicher, sobald dieser Teil wieder mit Energie versorgt wurde, würde es ihnen gelingen, dieses Ding zu stellen. Solange sie aber im Dunkeln tappten ...
Er hätte viel früher daran denken sollen. Die Lantianer hatten sicher nicht ohne Grund diese Tür vor diesem Bereich angebracht und verriegelt.
Dann hörte er den Schrei, erkannte Teylas Stimme.
Nein!
Sheppard vergaß alle Vorsicht, rannte los, drückte sich durch den schmalen Spalt der Tür und kam wieder in dem Saal heraus, der auf belebtere Ebenen führte.
Mit einem Blick hatte er erfaßt, was er glaubte, sehen zu müssen.
„Der Eindringling ist an uns vorbei gekommen. Sofort alles abriegeln!" befahl er, während er auf die am Boden liegende Teyla zustürzte.
Davids und ein Junge, der gerade von der Erde gekommen war, lagen an der anderen Seite an die Wand gelehnt, Teyla dagegen am Ende der Treppe, versuchte sich aufzurappeln.
„Teyla!" Sheppard ließ sich auf die Knie fallen, legte ihr eine Hand auf die Schulter.
Mit schmerzverzerrtem Gesicht blickte die junge Frau zu ihm auf. „Colonel, ich ... ich bin ausgerutscht. Mein Fuß."
Sheppard tastete sein Teammitglied mit den Augen nach weiteren Verletzungen ab, konnte aber nichts erkennen. Darum wandte er sich dem gewiesenen Glied zu.
Merkwürdigerweise hatte schon jemand das Schnürband gelockert. Es sah aus, als habe derjenige sogar bereits versucht, den Stiefel vom Fuß zu ziehen. Aber wer?
„Colonel ... John. Tun Sie ihr nichts. Sie ist nicht, was wir dachten", sagte Teyla in diesem Moment keuchend und legte ihm eine Hand auf den Arm.
Sheppard sah sie irritiert an, bemerkte, daß sie seinen Blick gar nicht erwiderte. Statt dessen sah Teyla die Treppe, die sie offensichtlich hinuntergestürzt war, hinauf bis zur nächsten Zwischenetage. Zögernd folgte er ihrem Blick und richtete sich verblüfft auf.
Sie stand dort, sah auf ihn hinunter. Sie sah nur ihn an. Und in ihren Augen ...
Eine Energieentladung traf sie, riß ihren Körper herum. Wie eine Marionette, der man die Fäden durchgeschnitten hatte, sank die Fremde bewußtlos zu Boden.
Sheppard holte tief Atem.

TBC ...

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