28.09.2011

2.06 Aus dem Tagebuch eines Genies

Tag 1:
Danea Il'Eskanar reckte den Hals, starrte gebannt nach draußen.
Über Torreisen konnte man sich seiner Meinung nach streiten. Sie schienen ja ganz interessant, und vor allem spannend, zu sein. Aber ein Flug in einem Puddlejumper ... das machte ihm richtig Spaß! Schade, daß er nicht, wie Dr. Babbis, Major Uruhk oder der jetzt am Steuer sitzende Lieutenant Markham, über dieses Gen verfügte, sondern darauf angewiesen war, daß einer der drei ihn mitnahm. Aber vielleicht machte für ihn gerade die Seltenheit eines solchen Fluges den Reiz aus.
Die Weiten des Alls breiteten sich vor ihm aus wie ein gewaltiges Seidentuch, auf dem Kristalle leise schimmerten, mal mehr, mal weniger hell. Es war unglaublich wie dunkel es hier war, bedachte man, daß auf dem Planeten unter ihnen gerade Tag herrschte.
Gut, in den Überlieferungen seines Volkes war von dem goldenen Zeitalter, ehe die Dämonen zurückkehrten, die Rede. Auch davon, daß die Erethianer damals Raumfahrt betrieben hatten. Doch das war so lange her, kaum noch jemand nahm diese Berichte wirklich für bare Münze.
Da ist die Prometheus", sagte Lieutenant Markham mit angespannter Stimme.
Danea richtete sein Interesse auf das, was da vor ihnen aus der Finsternis des Alls auftauchte. Im ersten Moment war er enttäuscht von dem riesigen Metallkoloß mit den eigenartigen Formen, dann erschauderte er, als er die Beschädigungen sah.
Können sie uns wahrnehmen?" fragte er, behielt das gewaltige Schiff genau im Auge.
Nein, wir sind auf Tarnung. So gut sind die Scanner der Prometheus nicht", antwortete Markham mit bitterer Stimme.
Danea betrachtete das Schiff weiter mit skeptischer Miene. Gegenüber ihrem kleinen Puddlejumper war die Prometheus gewaltig. Aber sie besaß eine eigenartige Form, die nicht so recht zu dem passen wollte, was er kannte - nicht daß das viel gewesen wäre. Fremdartige Schriftzeichen waren an den hohen Aufbauten im hinteren Drittel des Schiffes angebracht.
Ob Major Uruhk gerade nach draußen sieht?" fragte er, beugte sich vor.
Ich schätze eher nicht. Ihr Quartier hat kein Fenster", antwortete Markham trocken. „Sofern sie überhaupt in ihrem Quartier ist ..." Er seufzte. „Wenn wir nur schon einen Weg gefunden hätten, sie unten zu halten. Sie will doch, oder?"
Danea ließ sich wieder auf den Copilotensitz zurücksinken und nickte. „Das hat sie zumindest Dr. Stross gesagt", sagte er.
Er fühlte Bedauern, als Markham jetzt einen anderen Kurs einschlug und die Prometheus unter ihnen zurückblieb.
Nicht daß er besonderen Wert auf nähere Bekanntschaft mit diesem Colonel Pendergast legte, das sicher nicht! Aber Major Vashtu Uruhk, die Schöpferin, die so gar nicht zu ihrem Volk zu passen schien, die hätte er gern wieder getroffen. Auch wenn es jetzt knapp zehn Tage her war, daß sie das erste Mal das Sternentor von Vineta benutzt hatten, hallte noch immer ein letzter Hauch ihres Abenteuers in seinem Inneren nach. Und Major Uruhk hatte ihn wieder beeindruckt mit ihrer schnellen Auffassungsgabe und ihrer raschen Anpassungsfähigkeit an veränderte Situationen. Und er war stolz darauf, daß sie ihn in ihrem Stargate-Team haben wollte.
Es wird bestimmt eine Lösung geben", fuhr Danea leise fort, eigentlich mehr zu sich selbst gesprochen.
Doch Markham ging sofort darauf ein: „Babbis arbeitet wie ein Besessener daran. Ich frage mich nur, wie es ihm gelingen will, ohne ZPM den Schutzschild hochzufahren."
Danea hatte keine Ahnung, was ein ZPM war. Was er sich unter einem Schutzschild vorstellte, verschwieg er lieber. Er wollte sich vor ihren neuen Freunden nicht lächerlich machen. Obwohl er bisher eigentlich weniger das Gefühl hatte, sich lächerlich zu machen, wenn er etwas nicht wußte. Aber trotzdem erwachte allmählich sein männlicher Stolz. Er wollte sich nicht ständig alles erklären lassen müssen, sondern selbst herausfinden, worum es ging.
Dr. Babbis hat da irgendetwas mit Major Uruhk besprochen", wandte er statt dessen ein. „Ich habe es nur nicht verstanden. Sie reden ... merkwürdig miteinander."
Markham grinste. „Das stimmt allerdings. Die beiden werfen sich nur noch Brocken zu." Er nickte. „Das ist schon eigenartig, wenn man aus einer Dimension wie ich kommt. Aber die beiden sind gut aufeinander eingespielt. Kaum zu glauben, daß sie erst vor relativ kurzer Zeit ein Team geworden sind."
Danea sah den jungen Lieutenant von der Seite an. „Wie meinst du das?"
SG-27 hat nur ein halbes Jahr Bestand gehabt unter Major Uruhk. Sergeant Dorn hat mir das gesagt", antwortete Markham, erwiderte seinen Blick. „Das ist sehr kurz, wenn man bedenkt, wie vertraut die drei miteinander sind."
Das allerdings war Danea auch schon aufgefallen. Und es schien für die Menschen, die Vineta eingenommen hatten, tatsächlich etwas eigenartiges zu sein. Jedenfalls hatte er das schon des öfteren gehört. Er verstand das mit den Dimensionen zwar nicht so ganz, aber sie schienen wirklich von unterschiedlichen Erden zu kommen. Major Uruhk, Dr. Babbis und Sergeant Dorn von einer Erde, die recht offen schien, die anderen von einer anderen, die aber größtenteils genauso war, nur eben ... anders.
Da ist der Mond." Markham sah wieder nach draußen.
Danea richtete seine Aufmerksamkeit nun auch wieder auf das, was da vor ihnen auftauchte. Er atmete tief ein, als er die bläulich schimmernde Halbkugel sah.
Vielleicht, mit ein wenig Glück, würde sein Volk hier Farmen errichten und sie bald die erste Ernte einfahren können.

***

85. Tag
Wie bereits erwähnt ist Markham mit Danea und einer Handvoll anderer Erethianer zu dem Mond geflogen, auf dem wir zunächst gestrandet sind. Ich halte zwar nicht sonderlich viel davon, aber alle anderen schätzen diese Idee offenbar sehr. Nun ja, nach den ersten Erfahrungen, die wir mit dem Aliens dieser Galaxie und dieser Dimension machen durften, sollten wir wirklich sehen, daß wir so bald als möglich unabhängig sind.
Stross meinte heute mittag, mich nochmals an die leidige Pflicht als Pilot für andere Teams erinnern zu müssen. Als wäre das nötig gewesen! Sergeant Williams hielt sich allerdings nicht so ganz an die Absprache, so daß ich mich beinahe gezwungen sah, ihn und sein Team zurückzulassen. Erst in allerletzter Minute tauchten sie auf, und selbstverständlich, wie sollte es anders sein, waren die Außerirdischen wenig erbaut von ihren Kontaktversuchen. Wäre ich nicht mit dabei gewesen ... Ich denke, Major Uruhk weiß, warum sie mich in ihr neues Team genommen hat.

Spitzbart dagegen ... Er mag in seiner Dimension ein guter Wissenschaftler sein, ein guter Vorgesetzter ist er dagegen nicht! Viel zu autoritär und viel zu unwissend Neuerungen gegenüber. Er weiß ja nicht einmal, wie man einen Laptop richtig bedient und daß das Akku auch ab und an aufgeladen werden muß. Statt dessen rauschte er in mein Büro und wollte mich zwingen, an seiner Forschung weiterzuarbeiten. Aber ihm habe ich die Meinung gesagt! Darauf ist Verlaß. Irgendwann wird Stross wahrscheinlich selbst herausfinden, wer von uns beiden die bessere Wahl für den leitenden Posten wäre.

Mit meinen eigenen Forschungen geht es nur sehr schleppend voran, wahrscheinlich auch, weil meine vertraute Assistentin, Vashtu Uruhk, fehlt. Dabei geht es doch gerade bei dem neuesten Projekt um sie. Immerhin sind Stross und sie an mich herangetreten, da ich inzwischen mit Fug und Recht behaupten darf, die Kapazität in Sachen PK zu sein. Aber so einfach ist es leider auch für mich nicht, die Funktionen einer halbintelligenten Mehrzweckwaffe umzukehren. Ich werde es schaffen, soviel steht fest. Und wenn es das letzte ist, was ich in diesem Leben tun werde. Die PK-Forschung gehört mir allein, und ich werde sie zum Wohle dieser Stadt nutzen.

Vashtu ist immer noch auf der Prometheus. Dazu kommt, daß Pendergast offensichtlich eine Kontaktsperre zwischen dem Schiff und uns verhängt hat (oder aber er läßt einen seiner unfähigen Techniker am Funkmast arbeiten). Jedenfalls gibt es zur Zeit keine Meldungen mehr von oben. Ich weiß nicht recht, was ich davon halten soll. Vashtu ist immerhin ein Teil der Stadt, sie gehört hierher, und ich ... Was schreibe ich da?
Aber es ist so. Ich muß zugeben, daß eine bestimmte Sorte Frauen mein Interesse erregt. Vashtu gehört eindeutig dazu. Schwarzhaarig, aufgeweckt, intelligent und technisch begabt. Wenn sie doch nur diesen Sheppard vergessen würde! Aber sie hängt offensichtlich noch immer an ihm. Nun ja, es steht immerhin zu hoffen, daß sie irgendwann begreifen wird, daß der Sheppard dieser Dimension tot ist und auch nicht mehr auferstehen wird. Vielleicht ...

Ich bin müde, ich sollte mich allmählich wirklich ins Bett legen. Zur Zeit denke ich übrigens über einen Wohnungswechsel nach. Nicht daß der Turm schlecht wäre, aber ein größerer Raum, mehr Platz für sich selbst und die eigenen Forschungen, das wäre nicht zu verachten. Vielleicht, wenn Markham wieder zurück ist.

TBC ...

2 Kommentare:

  1. Huhu!
    Ahh, da ist ja schon die nächste Folge :)
    Anscheinend dieses Mal vor allem aus Babbis Sicht ;)
    Vashtu wird von Pandergast schon wieder abgeschirmt? War ja klar. Arrrr der Kerl regt mich jedes Mal wieder auf. Einfach den Kontakt zu Vineta abgebrochen.
    Aber dass die nun also wirklich damit beginnen wollen, auf dem Mond etwas azubauen klingt interessant.
    Mal sehen was noch so alles in Babbis Kopf vor geht und er uns offenbart :D
    Viele Grüße Sabrina

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  2. Ja, ich wollte mal aus Babbix' Sicht was schreiben, also hielt ich dieses Intermezzo für gut *grins*. Dabei hatte ich allerdings nicht bedacht, wie anstrengend das werden würde ...

    Freut mich, daß dir der Auftakt gefällt. Bin mal gespannt, was du zur Fortsetzung sagen wirst ...

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