08.07.2012

Die undichte Stelle V


Mam?"
Williams und Jordan standen an einer Tür am Ende der Treppe. Einer Tür, keinem Schott!
Vashtu atmete tief ein, gab Markham dann ein Zeichen. „Waffen bereitmachen", befahl sie zischend.
Die beiden Marines zogen sich zurück, hoben ihre Waffen und sicherten.
Was soll ich tun?" ließ Gerard sich vernehmen, während Vashtu an Markhams Seite Aufstellung nahm. Sie hatte auf den letzten Metern Energieanzeigen gemessen, die sie nicht wirklich zuordnen konnte. Was auch immer das war, es befand sich definitiv hinter der Tür. Und sie hatte nicht vor, in eine böse Überraschung hineinzugeraten.
Leise fluchend wandte sie den Kopf. „Holen Sie auch Ihre Waffe raus, Doc", zischte sie. „Und seien Sie, verdammt nochmal, leise!" Sie drehte sich wieder um und nickte Markham zu, der daraufhin den Öffnungsmechanismus betätigte.
Vashtu wirbelte in den Durchgang, die P-90 schußbereit an der Wange, den Finger am Abzug. Sie tat einen Schritt, sicherte sofort, fuhr herum, so schnell sie nur konnte, dann trat sie einen Schritt zur Seite.
Sicher!" meldete sie über die Schulter.
Markham folgte ihr, ebenfalls seine Waffe schußbereit.
Der Strahl der beiden kleinen Lampen reichte nicht wirklich weit und traf auf eine felsige Wand. Bei ihrem nächsten Schritt hörte sie das Echo, als ihre Sohle über einen Stein schrammte.
Wo auch immer sie sich hier befanden, es hatte gewaltige Ausmaße und lag sehr tief unter der Oberfläche.
Williams und Jordan traten jetzt ebenfalls ein, leuchteten mit ihren Waffen.
Ein Geräusch!
Vashtu hob die Faust und lauschte, während ihre Augen immer noch die gewaltige Finsternis, die sie umgab, zu durchdringen suchten. Und dann hörte sie es wieder. Ein ... leises Platschen, wie von kleinen Wellen, die sacht gegen einen Strand schlugen. Und war da nicht ein feines Glitzern kurz außerhalb des Lichtsstrahls ihrer P-90.
Mam?" hörte sie Williams fragen, tat einen weiteren vorsichtigen Schritt.
Und dann ... starrte sie auf eine Wasserfläche, die sich sanft bewegte. Sie hatte das Reservior gefunden. Und es ... sah ziemlich groß aus, sofern sie es in dieser Finsternis ausmachen konnte.
Scheiße, was ist das?" fragte Jordan, der an ihre Seite getreten war und auf das Wasser hinausleuchtete.
Vashtu atmete tief ein. „Sieht aus, als hätten wir das Wasser gefunden", sagte sie nach einigem Zögern, ließ dann die P-90 sinken. „Rucksäcke absetzen!" befahl sie hart. „Generatoren raus. Wollen wir doch einmal sehen, ob wir nicht ein bißchen Licht in dieses Dunkel bringen können."
Sie drehte sich um und bemerkte Dr. Gerard, der gerade die Höhle zögernd betrat und sich mit großen Augen umsah. „Doc, untersuchen Sie das Gestein, ob es hier ebenso porös ist wie oben. Wir brauchen zumindest einen stabilen Untergrund, wenn uns schon irgendwann der Himmel auf den Kopf fallen wird."
Der Wissenschaftler blinzelte sie verständnislos an, während sie den Rucksack von ihrem Rücken schälte. „Aber ..."
Sie sind hier, um das Gestein zu untersuchen. Also untersuchen Sie!" Frustriert zerrte sie an den Verschnürungen, kniete sich dann hin und befreite den Naquadah-Generator, den sie die ganze Zeit mit sich herumgeschleppt hatte, aus ihrem Rucksack. Aus den Augenwinkeln nahm sie wahr, daß der Geologe sich endlich an die Arbeit machte.
Kopfschüttelnd beugte sie sich über das Gerät, holte die Kabel aus dem Rucksack und begann sie mit dem Generator zu verbinden.
Williams und Jordan, die ebenfalls Rucksäcke getragen hatten, zauberten jetzt starke Scheinwerfer aus ihnen hervor, während Markham, der einen zweiten Generator bei sich getragen hatte, diesen nun ebenfalls aufstellte..
Vashtu schloß die Kabel an, machte dem Lieutenant Zeichen, und fuhr ihren Generator dann hoch.
Wie Flutlichter in einem Station leuchteten die Scheinwerfer hell auf und erhellten die Höhle tief unter der Stadt.
Na also!
Vashtu richtete sich befriedigt auf und drehte sich um ... um entgeistert zu erstarren.

***

Dr. Stross!"
Peter wünschte sich, er könnte die Tür hinter sich zuknallen lassen, als er das Büro der Leiterin der Stadt stürmte. Doch leider fuhr diese auf einer Schiene wieder in ihre Ausgangsposition zurück. Dafür aber blieb er vor ihrem Schreibtisch stehen und schlug mit beiden Fäusten auf die Platte ein, einmal nur, dann teilte ihm ein Schmerz mit, er solle das jetzt nicht wirklich wiederholen wollen.
Stross starrte ihn groß an, dann verfinsterte sich ihr Gesicht. „Dr. Babbis, was denken Sie sich dabei, hier einfach so hereinzustürmen?" tadelte sie ihn mit scharfer Stimme.
Peter beugte sich über den Schreibtisch. Eine Ader an seinem Hals schwoll an, ohne daß er es bemerkte. In seinen Augen blitzte gerechter Zorn. „Was denken Sie sich dabei, irgendjemandem den Befehl zu geben, in meinen Sachen zu wühlen?" schrie er wieder los.
Stross beugte sich vor. „Ich glaube, ich habe Ihnen vor zwei Stunden mehr als deutlich gesagt, daß eine Untersuchung gegen Sie eingeleitet wurde, Dr. Babbis. Und um Sie von den Vorwürfen zu entlasten habe ich auch einer Durchsuchung Ihres Quartiers, Ihres Büros und Ihres Labors zugestimmt. Das dürfte doch wohl in Ihrem Sinne sein, wenn Sie unschuldig sind, oder?"
Ich BIN unschuldig, verdammt!" brüllte er sie an, beugte sich noch weiter vor. „Ich weiß nicht, was dieser ganze Unsinn soll! Ich habe mir selbst nichts vorzuwerfen! Und ich habe, ebenso wie Sie, viel für Vineta getan. Mich jetzt zu beschuldigen, einen Verrat begangen zu haben, ist einfach ... niederträchtig!"
Nein, es ist eine Schlußfolgerung", entgegnete Stross, senkte dabei ihre Stimme weiter ab und ließ sie beherrscht klingen. Langsam erhob sie sich von ihrem Stuhl, beugte sich jetzt auf ihrer Seite über den Schreibtisch, was ihn unwillkürlich etwas zurückweichen ließ. „Sie sind der einzige Pilot, der nicht einen Devi-Angriff zu verzeichnen hat, Dr. Babbis. Das ist sehr verdächtig, da müssen Sie mir auch zustimmen. Immerhin sind Sie in den letzten Tagen ebenfalls durch das Tor geflogen, so wie Major Uruhk und Lieutenant Markham. Sie hätten ebenso unter Überfällen zu leiden haben müssen wie die anderen. Daß dem nicht so ist, ist verdächtig. Und genau das habe ich versucht, Ihnen zu erklären."
Ich habe absolut gar nichts getan!" Noch immer zornig funkelte er sie an, hob dann die Faust. „Ich bin unschuldig! Wenn ich keine Überfälle zu verzeichnen habe, ist das nichts als Glück, mehr nicht! Und wenn Sie einmal richtig nachdenken würden, würden Sie das auch wissen. Vashtu und Markham gehen sehr viel öfter durch das Gate als ich. Die Wahrscheinlichkeit ..."
Es geht hier nicht um irgendeine Berechnung, Dr. Babbis. Sondern um Auffälligkeiten und Tatsachen. Wenn bei Ihnen nichts zu finden ist, haben Sie doch wohl auch nichts zu befürchten, oder?" Stross neigte leicht den Kopf.
Peter atmete tief und heftig ein, richtete sich dann wieder auf. „Was erlauben Sie sich?" knurrte er. „Sie halten mich von anderen fern, Sie geben den Befehl, in meinen privaten Sachen zu wühlen und beschuldigen mich, ein Verräter zu sein. Mich! Wenn hier jemand einen Grund hat, die Devi tot sehen zu wollen, dann bin ich das! Diese ... diese Hybridwesen haben einen meiner Freunde getötet - vor meinen Augen!"
Das ist mir klar, ändert aber nichts an der Situation." Stross kreuzte die Arme vor der Brust und schüttelte den Kopf. „Tut mir leid, Dr. Babbis. Aber ich kann das nicht übergehen, so leid mir das auch tut."
Und was war auf P1V-139?" Peter fuhr den Arm aus und wies zum Sternentor. Wütend funkelte er die Wissenschaftlerin vor sich an. „Denken Sie denn wirklich, ich wäre so dämlich, daß ich zwar, wenn ich selbst fliege, jeden Angriff unterbinde, dann aber, als ich mit dem Team draußen bin, zu dem ich gehöre, mich freiwillig anschießen lasse?"
Wenn Sie unschuldig sind, haben Sie nichts zu befürchten, Dr. Babbis. Mehr kann ich Ihnen im Moment dazu nicht sagen."
Scheinheiligkeiten!"
Er wußte selbst nicht, was plötzlich in ihn fuhr. Von Wut und gerechtem Zorn getrieben, beugte er sich vor und wischte mit beiden Händen Stross' Schreibtisch leer. Mit einer solchen Wucht, daß kleine Einzelteile gegen die gläserne Wand krachten.
Stross wich nicht zurück, wie er vielleicht vermutet hätte. Sie stand kerzengerade vor ihm, nur von der, jetzt leeren Tischplatte von ihm getrennt, und starrte ihn an. Dann hob sie eine Hand ans Ohr. „Ein Sicherheitsteam sofort in mein Büro", befahl sie mit kalter Stimme.
Peter ging erst jetzt auf, was er da gerade getan hatte. Er hatte die Beherrschung verloren, gründlich verloren.
Hilflos blickte er zu dem Chaos auf dem Boden, bückte sich dann und begann, die Sachen wieder einzusammeln.
Lassen Sie das, Dr. Babbis", befahl Stross ihm mit kalter Stimme, was ihn aber nur noch mehr antrieb, wieder für Ordnung zu sorgen.
Sie sollen das lassen!" fuhr sie ihn an, gerade als er nach einer kleinen Brosche griff, die er noch nie gesehen hatte.
Er richtete sich auf, seine Finger schlossen sich um das Schmuckstück.
Stross sah ihn immer noch an, schwieg jetzt aber.
Es ... tut mir leid."
Seine Hand begann plötzlich zu jucken und zu stechen. Hilflos öffnete er die Finger wieder und ließ die Brosche auf den leeren Schreibtisch fallen. Die Haut seine Handfläche und der Finger war etwas gerötet, und das Jucken hielt an.
Die Tür hinter ihm öffnete sich und zwei Marines betraten das Büro.
Bringen Sie Dr. Babbis bitte zurück zu seinem Quartier", befahl Stross noch immer mit dieser kalten Stimme. „Und sorgen Sie dafür, daß er es nicht verläßt."
Peter fügte sich, rieb sich die Hand an der Hose.

TBC ...

2 Kommentare:

  1. Hallo :)
    heute mal wieder anonym, weil das mit dem LJ Account irgendwie nicht ging ... keine Ahnung warum ...

    Ach herjeee, was tust du denn dem armen Peter an! Das klingt ja gar nicht gut, was da derzeitig in Vineta vorgeht. Also ich bin da eher auf Vashtus Seite, falls ihn das ein wenig aufheitert ;) und hoffe, dass sich der Verdacht schnell verflüchtigt und stattdessen, wenn es denn tatsächlich ein Verräter ist, der tatsächlich Schuldige gestellt wird.
    Allerdings erinnert mich das auch ein wenig an die ersten Gate-Reisen der Atlanter ... da war es die Kette von Teyla, die immer wieder die Wraith hat antanzen lassen. Vielleicht gibt es ja auch hier gar keinen Verräter, sondern da ist auch irgendwo ein Sender aktiviert worden, der jetzt jedes Mal die Devi ruft.
    Das war bestimmt auch hart für Peter, dass Dorn mitten in seinem Zimmer stand und das ganze koordiniert hat mit der Durchsuchung. Ich hoffe ja, das der gute George eigentlich auch auf Peters Seite ist und das ganze nur tut, weil es halt sein Job ist.
    Und dann ist da natürlich noch die Expedition die Vashtu derzeit anführt. Ersteinmal scheinen die ja ein ziemlich großes Wasservorkommen entdeckt zu haben ... aber was hat ihr denn so die Sprache verschlagen, als die Generatoren und die daran angeschlossenen Scheinwerfer das ganze erhellt haben!?
    Ich muss sagen ... es hat wirklich Spaß gemacht so viele Teile in einem Rutsch durchzulesen :) Würde ich glatt öfter machen, weil man dann mehr davon hat, aber dann muss ich ja immer so lange warten, bis ich mit dem Lesen anfangen kann und das ist nun wiederum nicht so toll ... da lese ich glaube ich doch lieber wöchentlich ein kleines Häppchen *g*
    LG Sabrina

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  2. LOL Arme Sabrina! Die Wahl ist wirklich schwer *schmunzel*
    Zu Dorn ... sagen wir, es ist beides, sein Job aber auch zu einem Teil Kontrolle, was Peter da wohl so nebenher treibt. Einmal Chaos reicht, und Peter Babbis hat dieses "eine Mal" schon des öfteren angerichtet.
    Peter selbst ... ja, es ist schwer für ihn - und er wird es sicher zu schätzen wissen, daß du auf seiner Seite bist ;) -, sowas ist, denke ich, für jeden schwer. Irgendwie glaube ich, das heftigste an der Situation war für ihn nicht, daß er isoliert wurde, sondern daß er an Wallaces Tod erinnert worden ist. Klar, es spielt alles mit hinein und ich denke, es zeigt, daß eben immer noch nicht alles Friede-Freude-Eierkuchen ist bei den NeuVinetern. Da besteht immer noch viel Mißtrauen zwischen den Gruppen.
    Was Vashtu da so nach Luft schnappen ließ ... ist eigentlich schon in der vorigen Story erklärt worden, hier aber, sagen wir, kams wirklich unverhofft. Das Wasserreservoir ... mh ... sagen wir, ich hab dafür noch was geplant. Aber erst einmal, denke ich, solltest du den Schluß dieser Story lesen und vielleicht im Hinterkopf behalten, daß da irgendwann noch was kommt *flöt*.
    Deine Idee mit SGA ist nicht schlecht. War meine Intention und unrecht hast du nicht. Die Frage ist eher, WAS da Teylas Kette ersetzt. Laut deiner Beweisführung müßte es ja etwas sein, was sowohl Vashtu als auch Markham mitnehmen bei Gatereisen, Peter aber nicht. Ob das stimmt? *schmunzelt noch mehr*

    Apropos LJ, hattest du meine kleine Karte gesehen? Meinen Herzlichsten nochmals nachträglich und fühl dich virtuell gedrückt {{hugs}}
    Bis denne
    Ramona

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