11.07.2010

Das Angesicht des Feindes 4/4 IV

Vashtu nahm mehr als dankbar entgegen, was Frederics ihr reichte. So viel Reservemunition hatte sie schon lange nicht mehr mit sich herumgetragen, ganz zu schweigen von einer zweiten Beretta, die sie erst einmal in eine der Taschen ihrer Überlebensweste verstaut hatte. Diese waren im Moment sowieso mehr als nur reichlich gefüllt, ehrlich gesagt, sie wußte nicht mehr wohin mit den Gaben, sonst hätte sie gern noch mehr eingepackt. Gegen die Devi konnte sie alles gebrauchen, was nur irgend tragbar war.
Miller kontrollierte noch einmal den Inhalt seines Rucksacks, dann blickte er fordernd in ihre Richtung. Auch die anderen Freiwilligen waren mehr als reichlich ausgerüstet. Selbst Dr. Stross trug inzwischen ein Holster mit einer Automatik um ihre Hüfte geschnallt.
„Die Devi sind extrem schwer zu töten", begann die Antikerin nun, da sie, abgesehen von Frederics, die einzige war, die zumindest etwas Kampferfahrung mit dieser Rasse vorzuweisen hatte. „Sehr wahrscheinlich liegt das an einer Art ... äußerem Panzer. Also laßt euch, wenn möglich, nicht auf große Gefechte ein. Wir gehen rein, holen unsere Leute raus und verschwinden wieder." Sie atmete tief ein, wandte sich an Barnes. „Major, wenn Sie nichts dagegen haben, bilden Sie ein Zweierteam zusammen mit Miller. Sie sorgen für ein kleines Feuerwerk zur Ablenkung. Lieutanent Markham, Sie sind mein Ersatzpilot. Ich möchte, daß Sie gemeinsam mit Dr. Stross und einem der Sergeanten hier bleiben. Ansonsten, Zweierteams bilden und die Stadt so vorsichtig wie möglich durchsuchen."
Stross warf ihr einen nachdenklichen Blick zu. „Sie müssen auf mich keine Rücksicht nehmen, Major. Ich kann kämpfen."
Vashtu harkte die P-90 in ihre Weste und sah unter ihren Ponyfransen auf. „Vielleicht gegen die Wraith. Das hier ist ein anderes Kaliber, Doc. Sie werden sehr wahrscheinlich noch früh genug gegen die Devi antreten müssen. Überlassen Sie uns diese Show." Damit griff sie in ihre Brusttasche und holte den Detektor hervor.
Stross' Augen wurden groß. „Sie ..."
„Abmarsch! Markham, Davids, Sie bewachen den Jumper. Und lassen Sie dieses Mal die Tarnung an, verstanden?"
Der junge Lieutenant nickte amüsiert.
Die Heckluke senkte sich herab und die ersten Männer sprangen aus dem Jumper.
Vashtu atmete tief durch, nickte Frederics zu und folgte ihm dann in die Nacht hinaus.
„Major!" rief Stross ihr nach.
Vashtu drehte sich im Gehen um und warf einen Blick zurück.
„Kommen Sie heil und gesund wieder - und bringen Sie Ihre Leute mit." Stross lächelte unsicher.
„Keine Geplänkel mit irgendwelchen hübschen Devi-Jungs, ich werde dran denken." Vashtu winkte zum Abschied, dann klopfte sie Frederics auf die Schulter und übernahm die Führung.
Stross sah ihr kopfschüttelnd nach, doch sie lächelte.
Aus dieser Frau sollte jemand schlau werden! Aber auf jeden Fall würde sie eine deutliche Bereicherung sein, kam sie von dieser Mission zurück. Eine sehr große Bereicherung, wenn sie die Stadt übernehmen würden. Anne sah die Antikerin schon auf einem bestimmten Posten. Und sie war sich sicher, mit jemandem wie Vashtu Uruhk würde sie sich um die Zukunft keine Sorgen mehr zu machen brauchen.

***

Die Devi hatten eine merkwürdige Bauweise, fand Vashtu. Eine Bauweise, die es Eindringlingen viel zu leicht machte, ihre Stadt zu infiltrieren. Überall waren Säulen, Überdachungen und merkwürdige Gebilde, die fast wie Auswüchse wirkten. Gangläufe in den Stockwerken über ihr wiesen sie daraufhin, daß hier zu anderen Zeit wohl reger Verkehr herrschte. Doch jetzt war der Teil der Stadt, in den sie gerade eindrangen, verlassen.
Frederics winkte ihr, nachdem er hinter einer Säule Deckung gesucht hatte.
Sofort huschte Vashtu nach vorn, warf sich hinter eine andere Säule und reckte den Hals, musterte dann ihren Detektor.
Abgesehen von der Gruppe schien dieser Teil der Stadt im Moment wirklich verlassen zu sein - oder aber die Devi wurden schlicht nicht angezeigt, was auch möglich war. Immerhin hatte sie sie in der Höhle auch nur in ihrem Kopf wahrgenommen.
Sie gab dem jungen Lieutenant ein Zeichen, der daraufhin den nächsten Abschnitt der schmalen Straße sicherte, auf der sie sich befanden.
„Die ersten Ladungen sind angebracht, Mam", meldete Barnes sich in ihrem Ohr.
„Weitermachen. Irgendeine Spur?" wisperte sie in das kleine Mikro.
„Bisher nicht."
Sie nickte. Sie konnte sich auch nicht vorstellen, daß irgendein Volk so dämlich war und seine Gefangenen unbewacht ließ - sofern diese Gefangenen noch am Leben waren.
Vashtu krampfte sich der Magen zusammen. Nicht daran denken, befahl sie sich im stillen, huschte wieder an Frederics vorbei hinter eine weitere Säule, lugte dann mit langem Hals um die Ecke und runzelte die Stirn.
Die Gebäude, die Säulen, irgendwie alles, schien von einem phosphoriszierenden Pils beleuchtet, der schwach in der Nacht glomm. Doch was sie da vorn an der Kreuzung mit anderen Wegen wahrnahm, sah anders aus. Kein echter Lichtschimmer, aber definitiv mehr als das, was ihr bisher unter die Augen gekommen war.
Vashtu hob die Hand, zögerte wieder, dann gab sie Zeichen nach hinten. Kurze Zeit später hatte Frederics zu ihr aufgeschlossen, betrachtete das, was da vor ihnen war, mit ebenso regem Interesse wie sie selbst.
„Ich sehe nach", zischte sie ihm zu, hob die P-90 an die Wange und verschwand unter der Arkade, gar nicht auf irgendeinen Einwurf seinerseits wartend. Wieder aktivierte sie den Detektor, las die Anzeigen ab.
Da war etwas, nur schwach, aber immerhin.
Vashtu lehnte sich an die Ecke des Hauses, merkwürdig rund kam ihr diese Ecke vor, nicht wie gebaut, sondern eher wie gewachsen, las noch einmal die Anzeige ab, ehe sie den Detektor wieder verstaute.
Was auch immer das war, was er ihr anzeigte, es kam aus dem Gebäude ihr gegenüber. Dort stand eine Tür offen, und von dort stammte auch dieses eigenartige, kranke Licht, das die Kreuzung beleuchtete.
Mit langem Hals lugte sie vorsichtig um die Ecke, konnte nichts feststellen. Dann tippte sie einmal kurz auf das winzige Gerät in ihrem Ohr. „Der Weg ist frei. Da steht eine Tür offen. Wir sollten nachsehen" meldete sie.
„Verstanden." Im nächsten Moment tauchte der junge Marine an ihrer Seite auf, seine Waffe ebenfalls schußbereit erhoben. Gemeinsam, sich gegenseitig Feuerschutz bietend und mit langen Schritten, huschten sie über die Querstraße und drückten sich in den Hauseingang.
Vashtu musterte diesen aufmerksam, ehe sie die Tür zur Seite schob. Die schien defekt zu sein, denn sie ließ sich ohne Widerstand auf ihrer Schiene bewegen.
Frederics hielt den Lauf seines Gewehrs schußbereit in den Spalt, tat dann einen langen Schritt in das Innere und sicherte sofort nach rechts und links. „Sicher!"
Vashtu glitt ihm nach, fand sich vor einer Wand wieder. Ein Ganglauf lief an ihr entlang. Auch dieser wirkte ... eigenartig, wie alles, was sie bisher gesehen hatte in der Stadt. Und dabei, das mußte sie sich immer wieder sagen, waren sie hier mehr oder weniger immer noch in den Randbezirken.
Frederics sah sie fragend an. Vashtu winkte ihm, schlich, die P-90 weiter im Anschlag halten, den Gang zur Rechten hinunter, bis zu einer Biegung im Gebäude.
Diese Architektur irritierte sie. Es wirkte vertraut, gleichzeitig aber vollkommen fremdartig. Auf jeden Fall aber anders als alles, was sie bisher in ihrem Leben zu sehen bekommen hatte.
Wieder lugte sie um die Biegung, gab dem Marine ein Zeichen.
Er arbeitete gut mit ihr zusammen. Sie brauchten keine Worte, sie verstanden sich auch so. Wenn nicht die Sache mit der Tarnung gewesen wäre ... Aber das war möglicherweise nicht ihm anzukreiden, sie wußte es nicht. Sie hatte keine Chance gehabt, ihn zu diesem Thema zu befragen.
Frederics, der wieder an ihr vorbeigeschlüpft war und den Gang gesichert hatte, hob den Arm. Sofort folgte sie ihm, nach einem letzten sichernden Blick nach hinten, schlich an seiner Seite den Gang weiter hinunter, bis zur nächsten Kehre.
Irgendetwas war da. Ein Geräusch, ging ihr auf. Ein eigenartiges Geräusch. Es hörte sich an wie ein Brodeln, als würde ihr Wasserkocher arbeiten, kurz bevor er sich ausschaltete. Außerdem nahm sie noch einen eigenartigen Geruch wahr.
Frederics reckte die Nase in die Luft und verzog dann das Gesicht. „Riecht, als wenn meine Großmutter Suppe kocht", bemerkte er wispernd.
Vashtu warf ihm einen amüsierten Blick zu, schlich weiter, um die Kehre herum.
Das Brodeln und auch der Geruch wurden deutlicher, und ihr war allmählich, als würde es auch wärmer werden. Doch noch immer war nichts zu sehen.
Sie zog den Detektor wieder hervor und aktivierte ihn. Stirnrunzelnd las sie die Anzeigen ab.
Keine Lebenszeichen, immer noch nicht. Dafür aber diese merkwürdige Energie, die sie schon draußen gemessen hatte.
Sie stützte die P-90 mit dem Unterarm und hielt ein Auge auf den Detektor gerichtet, als sie sich um die nächste Kurve schob.
Der Geruch weitete sich aus zu einem penetranten Gestank, der sie unwillkürlich würgen ließ. Und jetzt konnte sie den Anstieg der Temperatur nicht mehr leugnen. Auch das Brodeln war noch lauter geworden.
Vashtu zwang sich, nur durch den Mund zu atmen, schlich an Frederics' Seite, der ebenfalls mit dem Gestank zu kämpfen hatte, weiter bis zu einer Tür.
„Was auch immer, es ist dahinter", wisperte sie dem Marine zu.
Der nickte, hob die Waffe und stellte sich an die Seite der Wand, direkt neben der Tür.
Vashtu nahm auf der anderen Seite Aufstellung, fand einen eigenartig geformten Schalter in Höhe ihrer Augen. Sie nickte Frederics zu, dann drückte sie mit dem erhobenen Ellenbogen darauf, um weder Waffe noch Detektor ablegen zu müssen.
Mit einem leisen Zischen, das entfernt an das Geräusch der Devi-Jäger erinnerte, glitt die Tür zur Seite. Ein Schwall Hitze, gefolgt von einem atemberaubenden Gestank, schlug ihnen entgegen. Vashtu fühlte, wie ihre letzte Mahlzeit ihr in die Speiseröhre stieg. Als sie einen Blick zu Frederics hinüber wagte, sah sie, daß er wirklich grün um die Nase herum aussah und deutlich einen Würgereiz unterdrücken mußte.
Wieder zwang sie sich einzuatmen, schluckte das halbverdaute, das ihr inzwischen bis in der Kehle steckte, mühsam hinunter und drehte sich in den Durchgang hinein, um nur keuchend und würgend stehenzubleiben und einfach nur fassungslos zu glotzen.
„Was ist?" keuchte Frederics, schielte um die Ecke. Im nächsten Moment übergab er sich wirklich zur anderen Seite hin.
Vashtu starrte auf den Raum, der sich halb unterirdisch befand. Irgendwie mußte sie die perverse Perfektion schon bewundern, die die Devi offensichtlich an den Tag legten. Und sie verstand Daneas Worte etwas besser.
Das Brodeln, das sie jetzt sehr deutlich hörte, kam aus einem gewaltigen Kessel. Was genau sich darin befand, wollte sie gar nicht wissen. Viel wichtiger war, was sich knapp über ihm abspielte: Dort hingen menschliche Körper an langen, dünnen ... Fäden von der Decke, drei Körper. Mit dem Kopf nach unten schwangen sie sacht im Luftzug. Und sie wirkten ... leer und irgendwie formlos. Noch während sie zu ihnen sah, tropfte eine breiige Masse über die Hand eines der Toten in den Kessel hinein.
Vashtu wandte den Blick ab.
„Das ist ... das ist ... krank!" ächzte Frederics mühsam.
Vashtu trat zurück und schloß die Tür mit einer entschlossenen Geste wieder. „Jetzt wissen wir zumindest, was nach einem Auftrieb passiert", flüsterte sie heiser, marschierte entschlossen den Gang wieder zurück, immer noch um Fassung ringend.

***

Anne hockte wieder auf dem Copilotensitz und lauschte aufmerksam den gelegentlichen Funksprüchen der Rettungsmannschaft. Dabei knabberte sie nervös an ihren Fingernägeln.
Was, wenn etwas schiefging? Was, wenn die Männer nicht zurückkehrten?
Sie wußten einfach zu wenig über diese neuen Feinde, viel zu wenig. Sie hatte zwar das Gefühl, Major Uruhk hatte etwas mehr Ahnung, aber sie rückte mit diesem Wissen, wenn überhaupt, nur häppchenweise heraus. Irgendetwas schien die Antikerin zu belasten, das war ihr bei dem Gespräch in ihrer Kabine aufgefallen.
Anne hob den Kopf, als eine neue Meldung kam, dann schloß sie erleichtert die Augen.
„Wir haben sie gefunden", meldete Baxter.
„Sind unterwegs. Alle anderen, in Wartestellung, bereit zum Rückzug", antwortete der weibliche Major. Und jetzt schwang sehr deutlich etwas in ihrer Stimme mit, das Anne nie geglaubt hatte, ausgerechnet bei ihr zu hören: tiefes Grauen! „Jemand verletzt, Lieutenant?"
„Negativ, wohl aber noch etwas benommen, Mam."
„Major Barnes? Wie sieht es mit dem Feuerwerk aus?" Allmählich schien sie die Fassung zurückzuerlangen.
Was mochte da vorgefallen sein? Was hatte eine zehntausend Jahre alte Frau so erschrecken können, daß sie kurzzeitig die Fassung zu verlieren schien? Anne wußte es nicht.
„Sind bereit, wenn Sie es sind, Mam", antwortete Barnes.
Anne lauschte weiter, doch Major Uruhk sagte nichts mehr, auch Frederics schwieg.
Was hatten die beiden gefunden?

***

Eilig, sich dabei aber weiter im Schatten haltend und jede Deckung nutzend, von der es immer noch mehr als genug gab, kamen Vashtu und ihr Begleiter voran.
Der Detektor meldete einige Anzeigen, die sich bewegten, doch die schienen noch weit entfernt.
Vashtu ging dagegen auf, daß die Gebäude abgeschirmt zu sein schienen. Sie empfing nichts aus irgendeinem der hohen, in eigenartigen Winkeln erbauten Häuser der Devi, es sei denn, irgendeine Öffnung stand offen, und selbst dann waren die Signaturen nur schwach lesbar.
Einer der Marines stand bereit und winkte ihnen, um sie in ein anderes Gebäude zu lotsen. Die Antikerin blieb vorsichtig, dennoch spürte sie, wie ihr Herz schneller schlug. Sie hatte wirklich befürchtet, die Vermißten über diesem Kessel hängend wiederzufinden. Aber so schnell schienen die Devi mit ihrer Beute nicht zu sein.
Gemeinsam mit dem Marine drang sie in das Gebäude ein, der eilte voraus. Weit hatten sie es nicht mehr.
„Was ist das hier?" wisperte Frederics ihr zu.
Vashtu sah sich um, runzelte die Stirn.
Entfernt erinnerte sie dieses Gebäude an bestimmte Bereiche von Versorgungsschiffen der Wraith. Es mußte über zig Stockwerke verfügen, und überall schienen Öffnungen zu sein. Öffnungen, die mit etwas wie Spinnenseide verschlossen worden waren.
Dann ging es ihr plötzlich auf. „Das hier ist ein Lager für die Menschen", antwortete sie und erschauderte, als wieder dieser Kessel vor ihrem inneren Auge erschien.
„Hierher!" Baxter winkte ihnen zu, der ein Stück weiter entfernt stand.
Vashtu jagte an dem Marine vorbei, kam kurz vor einer Öffnung zum Stehen, die noch nicht verschlossen worden war, zumindest nicht mit dieser eigenartigen Masse. Sie lugte hinein, ließ schließlich das Licht ihrer P-90 über die schweifen, die sich in einer kleinen, wabenförmigen Zelle befanden. Ein Gitter aus einem, wie lebendig wirkendem Material, verschloß den Raum.
„Major Uruhk!" Danea drängte sich nach vorn. In den Augen des jungen Erethianers leuchtete ein Hoffnungsschimmer.
Vashtu lächelte ihn kurz an.
„Du bist wirklich gekommen", sagte er.
Sie blinzelte, dann kam ihr das letzte, kurze Gespräch mit ihm wieder in den Sinn. Sie nickte. „Ich halte mein Wort." Wieder suchte sie mit den Augen die Gefangenen ab. Doch da fehlten zwei Gesichter.
„Wo sind Babbis und Wallace?" fragte sie schließlich.
Danea warf nun ebenfalls einen Blick über die Schulter, als wäre ihm ihr Fehlen erst jetzt aufgefallen. Dann drehte er sich wieder zu ihr herum und schüttelte den Kopf.
Vashtus Herz setzte einen Schlag aus, sie schluckte hart.
„Sie wurden von uns getrennt und weggebracht", antwortete der Erethianer endlich.
Immer noch war es, als hielte eine eisige Faust ihr Herz umklammert, bis die erlösenden Worte von einem der Marines kamen: „Tiefer in die Stadt hinein."
Vashtu wirbelte herum. „Holen Sie die Leute da heraus und bringen Sie sie zum Jumper zurück. Ich komme nach!" Damit war sie auch schon verschwunden.
Frederics starrte ihr fassungslos nach. „Aber ..." Er schloß den Mund. Sie würde ihn nicht mehr hören können, bei dem Tempo, das sie vorgelegt hatte.

***

Peter brummte der Kopf, als er zu sich kam. Und dieses ständige Summen zwischen seinen Schläfen machte die ganze Sache auch nicht leichter. Eher schien es ihm, als wirke es hemmend auf seine Gedanken.
Stöhnend und ächzend richtete er sich in eine sitzende Haltung auf und begann zu blinzeln.
Wo war er? Was war ... ?
Dann erinnerte er sich und riß keuchend die Augen weit auf.
Er war irgendwie vom Boden weggerissen, in die Luft geschleudert und hinter einem dieser merkwürdigen ... waren das Raumjäger gewesen? ... hergezogen worden, ebenso wie direkt neben ihm ...
„James!" Er fuhr herum und atmete das erste Mal auf.
Der junge Agrarwissenschaftler blinzelte ihn träge an, als er seinen Namen hörte, verbarg dann die Augen hinter einem Unterarm. „Laß mich schlafen", nuschelte er.
„Wir sind von den Devi gefangen worden, James. Wir haben keine Zeit zum Schlafen! Wir müssen hier heraus!" Peter sah sich aufmerksam um, richtete sich dann auf.
War da eine Tür?
Dieses eigenartige Dämmerlicht machte es seinen ohnehin schon lichtempfindlichen Augen nicht sehr viel leichter, etwas zu erkennen.
Peter tastete über die Taschen seiner Uniformjacke, zog schließlich seine Brille aus einer hervor und schob sie auf die Nase, erleichtert, daß sie bei dem ganzen Chaos nicht verloren gegangen war. Dann richtete er sich entschlossen auf.
Ein ziemlich kleiner Raum, wie er fand. Keine Möbel oder sonstige Einrichtungsgegenstände, nur eine vergitterte Öffnung weit über ihm und etwas, was in der Dunkelheit luminiszierte. Langsam trat er näher an eine Wand heran und betrachtete diese eigenartigen Verzierungen. Dann ging ihm zumindest eines auf. „Das sind Schriftzeichen!"
Verblüfft hob er den Kopf in den Nacken und sah nach oben.
Überall an der Wand waren diese Schriftzeichen angebracht, bis in eine Höhe, die er kaum noch wahrnehmen konnte.
„Was meinst du?" fragte Wallace, der sich gerade ächzend aufsetzte und seine Kleidung abklopfte.
Peter blinzelte, fuhr dann mit einem Finger über die Zeichen. Dabei dachte er stirnrunzelnd daran, was er und Vashtu Uruhk im Labyrinth des Mrinosh gefunden hatten.
Er verstand nicht ganz, wie das hatte geschehen können, jetzt begriff er allmählich gar nichts mehr, mußte er zugeben. Aber der Devi, den sie in dem Antiker-Labyrinth gefunden und getötet hatten, hatte auf ihn nicht gerade einen sehr intelligenten Eindruck gemacht. Auch die, die Vashtu später mit Colonel Mitchell getötet hatte, waren, ihrer eigenen Aussage nach, alles andere als klug gewesen. Im Gegenteil, sie hatten sich wohl teilweise in ihr Sperrfeuer geworfen, soweit sie es berichtet hatte. Dabei machte sie aus der ganzen Devi-Sache allerdings auch ein ziemliches Geheimnis.
Aber warum sollte eine Rasse, so dumm sie auf den ersten Blick auch wirkte, eine Schrift entwickeln und offensichtlich auch in der Lage sein, Waffen, Strategien und Raumjäger bauen zu können? Wie paßte das zusammen?
Er wußte es nicht, und im Moment hatte er auch einige andere Probleme, ging ihm auf.
Pendergast würde sicher keine Rettungsmission für sie unternehmen, dafür schätzte er Wissenschaftler zu wenig - ihn im besonderen, wie es Peter schien. Wenn sie hier also nicht allein herauskamen, würden sie sehr wahrscheinlich sterben. Hatte Mitchell nicht etwas von eingesponnenen Leichnamen erzählt?
Er schluckte hart, wandte sein Interesse jetzt von der beschrifteten Wand ab und fuhr fort, den Raum genau zu mustern - und fand endlich eine Tür!
„Wir kommen hier raus. Einen Ausgang haben wir zumindest schon", wandte er sich an seinen Kollegen, und schritt tapfer auf die Tür zu. Davor blieb er etwas ratlos stehen und musterte sie genau, aber er konnte weder einen Griff noch irgendeine andere Art von Vorrichtung erkennen, mit der er sie öffnen konnte.
Dafür aber hörte er plötzlich etwas. Das Summen in seinem Kopf nahm noch etwas zu, so daß er es nicht mehr, wie bisher, unterdrücken konnte, zumindest nicht im ersten Moment.
Eine Stimme, die etwas in einer fremden Sprache wisperte. Eine Stimme, die, so schien es ihm zumindest, keiner menschlichen Kehle entstammen konnte. Und diese Stimme kam von ...
Peter drehte sich langsam, wie in Zeitlupe, um. Sein Gesicht erstarrte zu einer Fratze des Grauens.
Wallace, der sich endlich aufgerichtet hatte, blickte ihn ratlos an, sah dann an sich hinunter. „Was ist?" fragte er schließlich mit einer herrlichen Unschuld in der Stimme.
Und von oben herab beugte sich ein gewaltiger Körper über den Agrarwissenschaftler - ein Körper mit zuvielen Gliedmaßen. Und zwei dieser vielen Arme waren geformt wie Sicheln.
Peter stand da wie erstarrt und vergaß selbst zu atmen.

TBC ...

2 Kommentare:

  1. Hey =)
    uähhh böses Kopfkino! Na ich will echt nicht mit Vahtu und Frederics tauschen! Das war bestimmt kein so angenehmer Anblick *schüttel*
    Die Devi sind ja wirklich sehr komische Kreaturen, dass die sowas machen. ALso da fand ich den Anblick von den Wraith Opfern aber angenehmer.
    Aber schön, dass die die Leute (fast) alle gefunden haben. Aber warum gerade Wallace und Babbis, die von den restlichen getrennt wurden? Was die wohl mit denen vor haben?
    Und jetzt steht da auch noch eine über Wallace!
    Ich hoffe Vashtu erreicht die beiden ganz schnell und holt die da heraus.

    So das andere Kapitel lese ich wohl dann erst morgen, es sei denn ich habe nachher noch ein bisschen Zeit bevor ich weg muss.
    Hast du eig die Mail bekommen? Ich bin nämlich endlich mal dazu gekommen eine zu schreiben, nachdem ich die Adresse bekommen habe ^^
    LG Sabrina

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  2. Hey du! Na, was macht das Praktikum?
    Ja, deine Mail habe ich bekommen, aber diese Woche verdammt wenig Zeit wegen der Arbeit - und dann noch des einen oder anderen unerwarteten *räusper*.

    Warum die Devi ihre Opfer verflüssigen? Schon mal Spinnen mit Zähnen gesehen? Sie können keine feste Nahrung aufnehmen. Okay, das weiß zu diesem Zeitpunkt noch keiner, aber ich kanns ja schon mal verraten. Ja, wird nicht sonderlich angenehm sein, über einen ... ähm ... ausgelutschten Leichnam zu stolpern.
    Tja, warum wurden Babbis und Wallace von den anderen getrennt. Ich hoffe, das wird im nächsten Chap klar. Ich sag nur, das Summen ist beiderseits verankert *flöt*.

    Laß dir Zeit mit den restlichen Kapiteln. Im Moment überlege ich, ne Woche zu pausieren hier, da die Besucherzahlen generell etwas zurückgegangen sind. Sommerzeit eben.

    Übrigens, falls du Vineta mal in voller Pracht sehen willst (ich hoffe, das mit den Links können nicht nur Spamer): http://hyndara.deviantart.com/gallery/#/d2tnxgd

    Dank dir für das Comment!

    Bis denne
    Ramona

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