22.08.2010

Die geheime Stadt VII

„Hier ist auch ein Tor, aber es ist kleiner", hörte Peter Frederics über Funk melden, betrachtete seinerseits die beiden, wesentlich niedrigeren Säulen, die sich vor ihnen erhoben und wechselte einen Blick mit Markham. Der zuckte mit den Schultern.
„Vashtu, bei uns ist es das gleiche", sagte er, nachdem er das winzige Funkgerät aktiviert hatte, in das kleine Mikro.
„Es durften wohl nur Personen die jeweiligen Bereiche betreten, die auch autorisiert dazu waren", hörte er die Antikerin nachdenklich antworten. „Weitermachen. Und achten Sie darauf, ob Sie irgendwo eine Energieschwankung wahrnehmen."
Peter stutzte. „Machen Sie Witze? Die Stadt ist tot!"
„Das war sie bei meinem ersten Besuch nicht", kam die verärgerte Antwort. „Also tun Sie, was ich Ihnen gesagt habe, Peter. Und seien Sie vorsichtig!"
„Jaja." Peter knurrte einen Fluch, nickte dann Markham zu und trat an dessen Seite durch das Tor, die anderen Marines ihres Teams dicht hinter sich wissend. Mit der Taschenlampe leuchtete er seinen Weg aus, so wie die Militärs es mit den, auf ihren Waffen angebrachten Lampen taten.
Gesteinsbrocken, ganze Trümmerteile lagen auf der Straße, die noch gut erkennbar war. Ein eigenartiges, metallisches Material, aus dem sie bestand.
Peter trat einige Male fest darauf und nickte. „Ziemlich robust", stellte er fest.
Markham warf ihm einen nachdenklichen Blick zu, wandte sich dem ersten der Gebäude zu. Ein niedriges, quadratisches Haus ohne Fenster. Eine Tür war zur Straße hin angelegt, die halb offen stand.
„Sichern!" befahl der Lieutenant seinen Leuten, leuchtete dann aber als erster selbst in den Spalt hinein. „Scheint ein Lagerraum gewesen zu sein", bemerkte er dann.
Peter trat neugierig näher, lugte, die Taschenlampe vorgestreckt, ebenfalls in den Spalt, nickte dann, als er einige Gestelle an der hinteren Wand sah. „Sieht aus, als hätten wir die Waffenkammer gefunden - aber leider leer." Er seufzte.

***

Vashtu winkte ihrem Trupp, sich zu verteilen, hielt die P-90 locker im Arm und leuchtete den Weg aus. Vor einem Gebäude sah sie Stross stehenbleiben. Die Wissenschaftlerin war vorgesprescht und sah jetzt mit großen Augen eben dieses Gebäude an.
„Private Unterkünfte", bemerkte Vashtu gelassen, als sie nähertrat. Die Tür stand offen. Vorsichtig leuchtete sie in das Innere und fand einen Gang. Am anderen Ende glänzten die Glastüren eines Transporters. Zumindest etwas.
„Unterkünfte?" Stross drehte sich zu ihr herum.
Vashtu nickte, tat einen ersten Schritt und sah sich aufmerksam um. In der Nähe war eine weitere, geöffnete Tür. Sie schritt darauf zu und leuchtete in den Raum.
Tische und Stühle lagen in einem wirren Durcheinander herum, Staub und Schmutz hatte sich auf dem Boden gesammelt und kleine Trümmer knirschten unter ihren dicken Sohlen. Aufmerksam blickte sie zur Decke hinauf, die von feinen Rissen gezeichnet war und begann nachdenklich an ihrer Unterlippe zu knabbern.
„Hat offensichtlich was abgekriegt. Ich würde hier nicht mehr einziehen wollen", bemerkte sie schließlich, senkte die Lampe wieder. Das Licht fiel auf einen großen Gegenstand hinter dem Thresen.
Vashtu bekam große Augen. Ihr Gesicht verzog sich. „Auch das noch!" stöhnte sie.
Stross, die den Raum inzwischen ebenfalls betreten hatte, sah sie irritiert an. „Was?"
Vashtu nickte zu dem schrankgroßen Gerät hinüber. „Ein Nahrungsbereiter. Wir sind hier in einer Kantine."
„Nahrungsbereiter?" Auf Stross' Stirn wuchs eine tiefe Furche.
„Das Zeug wollen Sie nicht wirklich probieren, Doc. Lassen Sie uns sehen, ob wir irgendwo ein unbeschädigtes Gebäude finden." Vashtu wandte sich ab und verließ mit strammen Schritten den Raum wieder.
„Ihr Volk hatte Geräte, mit denen Sie Nahrung bereiten konnten? Wie?" Stross eilte ihr nach.
„Keine Nahrung, Pampe! Dagegen ist das Essen auf der Prometheus noch ein Drei-Sterne-Menü, glauben Sie mir." Vashtu verließ das Gebäude wieder, wandte sich dem nächsten zu, das wesentlich höher gebaut worden war.
„Aber damit wären wir von der Prometheus unabhängig", erklärte die Wissenschaftlerin.
„Und werden sich bald nach der dortigen Kombüse sehnen. Glauben Sie mir. Auf diese Weise habe ich die letzten zehntausend Jahre verbracht. Das Zeug ist ungenießbar!"
Stross setzte sich vor sie und blieb, ihr damit den Weg blockierend, stehen. Beschwörend hob sie die Hände. „Wie bereitet es Nahrung zu?"
Vashtu seufzte ergeben und nickte, einmal kurz an der anderen vorbeilugend, um ihre Männer zu kontrollieren. „Ein Nahrungsbereiter zieht Reststoffe aus allem, was Sie in ihn hineinkippen. Es war meine Forschungsaufgabe, aus dem Salzwasser des Ozeans beispielsweise Nährwerte zu gewinnen. Das, was ein solcher Bereiter tut, ist schlicht, er entzieht allem, was Sie ihm geben, das Nährenste für den Menschen, oder Menschenähnlichen, und gibt es in Form eines Breies wieder heraus. Nicht sonderlich appetitlich, das können Sie mir glauben. Da ist mir ein saftiges Steak lieber." Damit drückte sie sich an der Wissenschaftlerin vorbei und betrat das nächste Gebäude.
„Aber wir hätten Nahrung für die erste Zeit. Bis uns etwas anderes einfällt!"
Vashtu schüttelte unwillig den Kopf. „Im Moment haben Sie noch gar nichts, Doc. Wir haben keine Energie, falls Ihnen das schon einmal aufgefallen sein sollte."
Auch hier bot sich ihr das gleiche Bild, wenn auch nicht geprägt von einer solchen Zerstörung wie innerhalb der ersten Wohneinheiten. Dieses Gebäude war zumindest, nach einem gründlichen Hausputz, wieder bezugsfähig.
Vashtu nickte befriedigt.

***

Peter und Markham warfen sich ratlose Blicke zu, als sie vor dem höchsten Gebäude der militärischen Anlage von Vineta standen. Irgendwie erinnerte es, zumindest ansatzweise, etwas an die heimischen Wolkenkratzer, wirkte dadurch nicht ganz so fremdartig wie das meiste andere hier.
Der Lieutanent zuckte schließlich mit den Schultern, gab einem der Marines ein Zeichen und schlüpfte durch die Tür, die ganz offenstand.
Peters Palmtop begann eine lustige Melodie zu spielen. Fluchend kramte er es aus seiner Überlebensweste und schaltete es aus, ehe er wieder sein Funkgerät aktivierte. „Vashtu, der nächste Bericht ist fällig", sagte er, trat hinter Markham ein. Und plötzlich war da nur noch Rauschen.

***

„Geht klar, Peter. Danke." Es rauschte in der Leitung.
Vashtu hob unwillig den Kopf, klopfte auf ihr Funkgerät. „Peter?" fragte sie irritiert und fühlte, wie ihr Herz schneller zu schlagen begann.
Oh nein! Da konnte doch ...
„Markham? Irgendjemand online?" Ihre Stimme zitterte leicht.
„Mam, der Lieutenant und der Doc durchsuchen gerade ein Gebäude", meldete sich eine ihr vage bekannte Stimme. „Scheint abgeschirmt zu sein, Mam. Wir können sie auch nicht hören und haben eine Kette gebildet."
Vashtu atmete erleichtert auf, stutzte dann. „Was für ein Gebäude?" fragte sie.
„Der Lieutenant meint, es könnte die Kommandozentrale sein, Mam."
Das würde einen Sinn ergeben und erklären, warum ausgerechnet dieses Gebäude abgeschirmt war.
„Gut, danke", sagte sie erleichtert, tippte dann auf das Gerät auf ihrem Ohr. „Prometheus, fahren fort mit der Untersuchung des Planeten. Sind uns aber noch nicht sicher, ob wir etwas gefunden haben. Ich erbitte ein bißchen mehr Zeit."

***

Markham nickte nachdenklich, während der Strahl der Lampe auf seiner P-90 den Raum entlangglitt. „Würde ich schon gern beziehen", bemerkte er.
Peter sah sich ebenfalls um.
Ein großer Raum. Die Möbel hatten die Zeit größtenteils erstaunlich gut überstanden. Ein Büro mußte das hier früher einmal gewesen sein, und was für ein Büro! Es nahm fast die Hälfte des gesamten, oberen Stockwerks ein. Ein großer Tisch, mehrere bequem, wenn auch fremdartig wirkende Sitzgelegenheiten und ein großes Panel mit Bildschirm standen bereit für den, der hier offensichtlich gearbeitet hatte.
„Muß das Büro des militärischen Leiters gewesen sein", vermutete Peter neidisch. Dagegen war ja selbst das Büro seiner Leaderin in Cheyenne-Mountain eine Abstellkammer - wobei immer noch im Raum stand, ob es diese Funktion nicht früher einmal gehabt hatte.
Unvermittelt schnürte Heimweh Peter die Kehle zu.
Wie würde es der Erde in der Zwischenzeit ergangen sein? Suchte man nach ihnen oder hatte man sie für tot erklärt?
Möglich war es, und das mußte er auch zugeben. Er hatte noch immer das Bild des explodierenden Supergates vor Augen, und manchmal träumte er nachts noch davon, mit dem defekten Puddlejumper direkt in diese Explosion hineinzufliegen.
Markham trat an die Fenster, die die gesamte Front einnahmen, und blickte hinaus. Dann stutzte er. „Was ist denn das da hinten?" fragte er.
Peter trat neben ihn, sich endlich von diesem Anblick losreißend, und sah in die gleiche Richtung wie der junge Militär. Ungläubig blinzelte er.
Beide sahen sich groß an.

***

Die Gebäude wurden höher, wirkten futuristischer, je weiter sie in den Verwaltungskomplex eindrangen. Lagerhäuser und Wohneinheiten fanden sich hier nicht mehr.
Vashtu sah sich aufmerksam um und lauschte immer wieder unruhig den Meldungen der beiden anderen Teams. Aber bisher hatte niemand etwas gefunden. Wobei der arme Frederics sich noch immer in den Außenbezirken des Forschungsbereichs aufhielt.
Jetzt schritten Stross und sie auf die beiden zentralen Türme von Vineta zu, die sich gen Höhlendecke schraubten.
„Der Zentralturm sieht fast aus wie der auf Atlantis", bemerkte die Wissenschaftlerin.
Vashtu nickte. „Er ist nur nicht so hoch", ergänzte sie. Dafür aber hatte man ihn offensichtlich geteilt, um genug Platz für die gesamte Technik und Ausrüstung zu haben. Direkt neben dem eigenartig fragilen Gebilde erhob sich ein zweites, das fast ebenso groß, wenn auch ohne jeden architektonischen Reiz.
Vashtu kramte in ihrer Erinnerung, in welchem der beiden Türme sie die Energieversorgung finden würden. Doch sie war sich nicht mehr sicher.
„Phantastisch!" entfuhr es Stross.
Vashtu traute dem Frieden hier noch immer nicht. Aber zumindest hatte sie sich etwas beruhigt. Was auch immer sie erwartet hatte, es war bisher nicht eingetroffen, und mit einem bißchen Glück ...
Worüber dachte sie da gerade nach?
Kopfschüttelnd marschierte sie weiter.
Sie wollte hier nur weg, mehr nicht. Und dazu mußte sie herausfinden, ob das Stargate von Vineta vielleicht doch noch reparabel war, oder ob man es damals, wie in den Berichten vermerkt, vollkommen zerstört hatte.
„Vashtu! Das glauben Sie nicht!" brüllte Peters Stimme unversehens in ihr Ohr und ließ sie das Gesicht verziehen. Sie tastete nach ihrem Ohr und kniff die Augen zusammen. „Könnten Sie Ihre Stimme bitte senken, Peter?" ächzte sie.

TBC ...

2 Kommentare:

  1. hallo :)
    hab mich die letzten tage etwas mehr meiner story gewidmet und dadurch mal wieder nicht sofort gereviewt also gehe ich nicht auf alle einzelheiten ein ^^ aber was ich noch weiß ist, dass ich es mal wieder sehr spannend und interessant fand =)
    Ich bin neugierig drauf zu erfahren, was Peter da so in aufregung versetzt hat, dass er so in das Funkgerät brüllt :D
    vielleicht hat er ja sogar das stargate gefunden?
    Aber diese Nahrungsaufbereitungsmaschine...hört sich ja wirklich sehr sehr appetitlich an oO
    na kann man ja nur hoffen, dass sich doch noch möglichst schnell ein kleines fleckchen land findet, das fruchtbar genug ist, dass man da etwas zu essen anbauen können. auch wenn die bei dem zustand des planeten nicht mehr damit rechnen doch noch etwas zu finden.
    LG Sabrina

    AntwortenLöschen
  2. Dieses Mal muß ich mich entschuldigen - und wie! Sorry, ich hatte deinen Comment glatt übersehen oder vergessen oder was auch immer. Jedenfalls hatte ich definitiv nicht mehr dran gedacht. Sorry!!!
    Neue Story? Muß ich doch noch nach ff.net schleichen und gucken. Hast du die da veröffentlicht? Mh, werd ich wohl dann sehen. Jedenfalls freue ich mich schon darauf, sie lesen zu dürfen.
    Tja, was Peter und Markham da gefunden haben, die Antwort poste ich dann heute/morgen. Das Stargate jedenfalls ist es nicht, soviel kann ich dir versprechen.
    *lach* Nachrungsbereiter, ja, da kommt noch was hinterher, wenn die Dinger in Betrieb sind. Sagen wirs mal so, die Vineter sich äußerst tatkräftig, wenns um Lebensmittelhandel geht, so lecker ist das Zeug, was da herauskommt *zwinker*.
    Ob auf Erethia noch irgendetwas heil geblieben ist, wirst du dann im nächsten Teil lesen können. Und nochmals - sorry! Ich wollte dich wirklich nicht vergessen! Mein Kopf war bis oben hin mit anderen Sachen voll.

    Bis denne
    Ramona

    AntwortenLöschen