09.12.2009

Highnoon in Kansas II

Wallace stand an die Scheune gelehnt da und beobachtete seine Vorgesetzte, die Robert und David, seinen beiden ältesten Neffen, gerade ihr Motorrad zeigte, mit gemischten Gefühlen. Am liebsten wäre es ihm gewesen, wenn sie gleich nach dem Frühstück wieder abgezogen wäre, andererseits aber wußte er nicht so recht, ob er dem Rest der Menschheit wünschen sollte, mit dieser ... unkonventionellen Antikerin zusammenzustoßen.
Die beiden Kinder, sieben und fünf Jahre alt, starrten die schlanke Frau groß an, während diese ihnen sehr ausführlich irgendetwas erklärte. Nur bitte nicht wieder irgendwelche Einsätze des SG-Teams, betete Wallace im Stillen.
„Ein ganz schön heißer Feger, deine Chefin“, sagte da plötzlich eine Stimme hinter ihm in der Scheunentür.
Wallace zuckte zusammen, als er so plötzlich aus seinen Gedanken gerissen wurde und drehte sich zu seinem älteren Bruder um. „Du weißt nicht, was du redest, Andy“, sagte er düster.
Andrew, der älteste Sohn des Wallace-Clans, schürzte die Lippen. „Also, ich würde mir von ihr schon gern die eine oder andere Anweisung geben lassen.“
Wallace schüttelte resignierend den Kopf. „Besser nicht. Du weißt nicht, was du dir da wünscht.“
„Bist wohl selbst in sie verschossen, was?“ Andrew stupste ihn kameradschaftlich an.
Wallace zog ein langes Gesicht. „Ganz sicher nicht. Außerdem geht das Gerücht, sie hätte etwas mit einem anderen.“
„Ah!“ Andrew nickte verstehend. „Was ernstes?“
„Keine Ahnung. Wie ich gehört habe, soll es der Lt. Colonel sein, der früher das Team geleitet hat.“
„Aber der ist doch versetzt worden. Wohin nochmal? Atlanta?“
Wallace zog wieder eine Grimasse. „Sozusagen.“
„Dann ist er doch weit vom Schuß.“ Andrew grinste anzüglich. „Halt dich ran, Jimmy, sonst passiert das gleiche wie damals mit Laura-May.“
Wieder verzog der jüngere der Wallace-Brüder das Gesicht. „Lieber nicht. Diese Frau ist ... anders.“
Andrew nickte beeindruckt. „Stimmt. Sie bringt frischen Wind hierher. Muß in deinem Center genauso sein, was? Sie hat wohl des öfteren Zusammenstöße mit ihrem Vorgesetzten, könnte ich mir vorstellen.“
„Kann man so sagen.“
Vashtu setzte den kleinen David in den Sattel des Motorrades und zeigte ihm, wie er den Lenker halten mußte.
„Ist auf jeden Fall kräftiger, als sie aussieht.“ Andrew nickte. „Macht sicher Krafttraining oder was diese Stadtleute so machen.“
Wallace zuckte mit den Schultern. Wenn er eines nicht wußte, dann sicher das. Und er legte auch keinen Wert darauf, es zu wissen. Ihm genügte es zu wissen, was sich wirklich in ihr verbarg.
In diesem Moment wankte Joe-Kevin, der jüngste der Wallace-Brüder, aus dem Maisfeld heraus.
„Verdammte Scheiße!“ Andrew stürzte an seinem jüngeren Bruder vorbei zu dem Nesthäckchen. Wallace zögerte einen Moment, dann rannte er hinterher, als er sah, daß auch Vashtu auf den jungen Mann aufmerksam geworden war.
„Mist, verfluchter!“ Andrew, der als erstes bei Joe-Kevin angekommen war, faßte ihn unter den Achseln, um ihn zu stützen. „Das war doch wieder dieser Walker-Clan, oder? Hast dich wieder mit Jenny getroffen, was?“
„Was ist passiert?“ Vashtu beugte sich besorgt über das zerschlagene Gesicht des jungen Mannes, der sie irritiert anblinzelte.
„Jenny und ich ...“ quetschte er irgendwie hervor.
Vashtu runzelte die Stirn und sah zu ihrem Team-Mitglied hinüber.
„Ich bring dich erst einmal rein, ja? Mum wird das schon richten.“ Andrew lächelte die Antikerin entschuldigend an. „Sorry, Mam. Die Walkers und wir ... wir mögen uns nicht sehr.“
Vashtu nickte und blieb zurück, die Arme vor der Brust gekreuzt und mit einem nachdenklichen Gesichtsausdruck.
„Die Walkers haben die nächste Farm“, beeilte Wallace sich zu erklären. „Seit Jahren gibt es Streitigkeiten wegen der Grenze. Und da kommen mein Bruder und die jüngste Tochter der Walkers natürlich ...“
„Ich verstehe.“ Die Antikerin drehte sich um und musterte die hohen Halme des Maisfeldes. „Wenn der Abschleppwagen kommt, schreiben Sie sich die Adresse auf, Doc. Ich bin kurz weg.“
„Aber ...“
„Ich komme gleich wieder, keine Sorge.“ Sie verschwand im Maisfeld, gerade als einer der Streifenwagen des örtlichen Sheriffbüros auf den Hof fuhr.
Wallace fand sich unversehens zwischen zwei Stühlen wieder. Liebendgern wäre er seiner Chefin nach, einfach um sie vor möglichem Unsinn zu bewahren, andererseits hielt Sheriff Snider geradewegs auf ihn zu.
„Dr. Wallace, ein seltenes Vergnügen, Sie zu sehen. Wie geht es Ihnen?“
Wallace zögerte noch einen Moment, dann drehte er sich zu dem dicklichen Sheriff herum und lächelte nervös. „Guten Tag, Sheriff. Äh, ich habe viel Arbeit.“
Sniders Sonnenbrille nickte zu dem Motorrad, daß die beiden Jungen noch immer staunend umkreisten. „Ihnen ist hier nicht zufällig eine schwarzhaarige Furie über den Weg gelaufen, die das Ding da gefahren hat?“
Wallace starrte den Sheriff groß an. Nein! Nicht das auch noch!
„Äh ...“
Snider musterte die Maschine, trat näher. „Doch, das muß sie sein“, stellte er nach einer Umrundung fest. „Also ist dieses Weib hier irgendwo. Wo?“
„Äh ...“ Wallace glaubte, gleich im Erdboden versinken zu müssen.

***

Vashtu hörte einen Wagen auf den Hof fahren, gerade als sie das Feld betreten und damit nicht mehr sichtbar war. Sie zögerte.
Auf der einen Seite würde sie gern einmal mit diesen Walker-Jungen sprechen, die sich so offensichtlich an ihren Gastgebern vergingen, auf der anderen Seite war sie auch neugierig, wer da jetzt wieder gekommen war. Und ihr Instinkt sagte ihr, sie solle sich besser nicht zeigen.
Also schlich sie so nahe wie möglich zurück an den Rand des Feldes und lugte durch die Halme.
War das nicht ... ?
Vashtu erstarrte.
Oh, Mist! Das war dieser dicke Kerl, der sie heute morgen angehalten und ihr ihre Maschine hatte wegnehmen wollen.
Vashtu preßte die Lippen fest aufeinander und zwang sich, stehenzubleiben, als sie beobachtete, wie der Kerl, hatte er sich nicht Sheriff genannt?, ihr Motorrad umrundete.
Was hatte er vor?
Mit einem Ruck richtete sie sich auf, als der Sheriff beherzt nach dem Lenker griff.
Der würde doch nicht etwa ... ?
Doch, er rollte das Motorrad zu seinem Geländewagen und ließ sich von Wallace helfen, es auf die Ladefläche zu heben.
Vashtu kniff die Lippen fest aufeinander.
Jetzt reichte es aber! Das ging eindeutig zu weit!
Gerade als sie sich entschloß, diesem Sheriff noch einmal, und diesmal sehr gründlich, die Meinung zu sagen, hörte sie ein Rascheln hinter sich und drehte sich um. Da war ein Schatten im Maisfeld.
Einer dieser Walkers?
Vashtu nahm die Verfolgung auf. Die Maschine konnte warten, aber die würde sie sich wieder holen, das stand fest!

***

„Und jetzt gehen wir beide zu deinen Eltern und reden einmal mit ihnen!“ Vashtu hatte den muskulösen jungen Mann am Kragen gepackt und schleifte ihn halb hinter sich her.
Sie hatte ihn im Maisfeld gestellt und leider ein wenig mit ihm ringen müssen, ehe er zugab, zu dem Walkers zu gehören. Sie hatte ihm zwar kein wirkliches Leid zugefügt, doch sie war sich nicht sicher, ob sein glasiger Blick nicht vielleicht auch anders würde ausgelegt werden können. Aber, so dachte sie, man konnte schließlich über alles reden.
Entschlossen marschierte sie weiter, suchte sich ihren Weg durch das Maisfeld.
Wo sollte denn hier irgendwo eine Grenze sein? Sie jedenfalls merkte davon nichts. Und das würde sie diesen Walkers wohl auch klar machen können. Wenn sie so darauf bestanden, konnten sie doch immer noch einen Zaun ziehen.
Rufe klangen vor ihr auf.
Vashtu kniff die Lippen aufeinander. Also hatte sie sich doch nicht geirrt und der Bengel war nicht allein gewesen. Sie meinte, als sie ihn endlich am Kragen hatte, Schritte gehört zu haben, die sich entfernten.
Dann bellte heiser ein Schuß über ihren Kopf, gerade als die Maispflanzen sich zu lichten begannen. Eine heiße Spur zog sich über ihre Wange.
„Autsch!“ Mit der freien Hand wischte sie sich über das Gesicht und sah Blut.
Stirnrunzelnd ging sie in die Hocke und zog den Jungen mit sich.
Der starrte sie entgeistert an, als sie ihm ihre blutige Hand hinhielt.
„Was war denn das?“ fragte sie.
Verstockt wie er war starrte er nur weiter.
Vashtu seufzte und schüttelte ihn wie einen jungen Hund. „Hallo! Ich habe dich was gefragt.“
„Die Schrotflinte meines Vaters. Der wird Sie killen, Miss, ganz sicher.“
Vashtu runzelte die Stirn und blickte wieder auf.
Eine Schrotflinte. Mußte irgendeine Projektilwaffe sein, die sie noch nicht kannte. Aber so große Wunden fügte sie nicht zu, wenn sie den einen blutigen Strich an ihrer Wange bedachte. Aber sicher war sicher.
Vashtu packte den Jungen mit der anderen Hand und zog ihre Beretta. Mit einem Klicken entsicherte sie die Waffe und reckte den Hals.
„Okay“, murmelte sie, „eigentlich wollte ich ja nur mit deinen Eltern sprechen. Aber wenn sie Ärger haben wollen wie du ...“
Trotzig schob der Junge die Unterlippe vor. „Mein Dad wird Sie abknallen wie eine schlachtreife Ente im Herbst.“
„Werden wir sehen. Komm!“ Sie riß ihren Gefangenen hoch und drückte ihn vor sich, ehe sie das Maisfeld verließ.
„Mr. Walker?“ schrie sie über die freie Fläche.
Der Hof sah fast genauso aus wie der der Wallaces: Haupthaus, Scheune, Silo und ein großer Geräteschuppen. Nichts großartiges.
„Runter von meinem Land!“ antwortete eine tiefe Männerstimme.
Vashtu schüttelte den Kopf. „Ich möchte mit Ihnen sprechen, Mr. Walker. Ich bin bei Ihren Nachbarn zu Gast und mußte mitansehen, wie einer der Wallace-Söhne zusammengeschlagen nach Hause kam. Er sagte, es wäre ihre Bande gewesen.“
„Lügner und Landdiebe, dieses Wallace-Pack!“
Vashtu schüttelte seufzend den Kopf. „Nun, Ihr Sohn hat sich definitiv auf dem Land der Wallaces herumgetrieben, als ich ihn fand. Darum dachte ich, ich zeige ihm den Weg nach Hause.“
„Den hätte er auch allein gefunden.“
Vashtu stieß den Jungen noch einen Schritt nach vorn. In diesem Moment knallte wieder ein dumpfer Schuß los und ließ sie unvermittelt den Kopf einziehen.
Donnerwetter, ganz schön laut, diese Schrotflinten!
„Ich denke, man kann über alles in Ruhe reden, Mr. Walker“, rief sie zum Haus. „Wenn Sie Schwierigkeiten mit der Grenze haben, sollten Sie das als guter Farmer doch mit Ihren Nachbarn aushandeln können. Immerhin gibt es in diesem Land Gerichte.“
„Käufliche Schweine, allesamt!“ Jetzt öffnete sich doch eine Tür und ein dunkler Schatten mit einem mächtigen, zweiläufigen Gewehr erschien.
Vashtu seufzte. „Wenn das Ihre Meinung ist.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Hören Sie, sehen Sie mich als Vermittlerin an. Ich bin garantiert nicht käuflich, weder von Ihnen noch von den Wallaces.“
„Aber Sie sind bei denen zu Gast!“ Ein deutliches Klicken, dann wieder ein brüllender Schuß, der sich kurz neben ihr in den Boden grub.
Vashtu war nun doch beeindruckt. Was auch immer sie da vorhin getroffen hatte, allmählich glaubte sie nicht mehr, daß es tatsächlich die Schrotflinte gewesen war. Ein Krater, so groß wie ihr Fuß, hatte sich tief in die Erde gefressen.
„Und jetzt lassen Sie meinen Sohn los und verschwinden von meinem Land, Miss. Sonst mache ich ernst!“
Vashtu blickte auf und überlegte einen Moment, dann stieß sie den Jungen beiseite und hob gleichzeitig die Beretta. „Schlechter Vorschlag!“

***

Als sie einige Stunden später wieder zurückkehrte zur Farm der Familie Wallace, erwartete ihr Team-Mitglied sie bereits an der Scheune und sah sie mit einer Mischung aus Verzweiflung und Wut an.
„Alles erledigt.“ Vashtu klopfte sich den letzten Staub von den Jeans. „Mit den Walkers dürften Sie in Zukunft keine Probleme mehr haben.“
„Was haben Sie angerichtet?“ fragte Wallace mit einem erstaunlichen Mut in seiner Stimme.
Vashtu runzelte die Stirn. „Ihnen ins Gewissen geredet, das habe ich getan“, antwortete sie. „Was denken Sie denn? Ich frage mich eher, was Sie dazu bewogen hat, meine Maschine diesem Typen mitzugeben.“
Wallace riß die Augen auf. „Also haben Sie wirklich ... ? Miss Uruhk! Sie haben den hiesigen Sheriff verärgert, sehr verärgert. Er behauptet, Sie hätten seinen Wagen demoliert.“
„Ich habe ihm einen Reifen zertreten, weil er nicht mit sich reden ließ“, entgegnete sie. „Ich wollte den Strafzettel ja bezahlen, aber er wollte das nicht.“
Wallace holte immer wieder tief Atem, was ihm das Aussehen eines Fisches auf dem Trockenen verlieh. „Miss Uruhk!“ rief er entrüstet aus.
Vashtu kreuzte die Arme vor der Brust und gab sich betont lässig. „Dieser ... dieser Sheriff hat mein Motorrad mit Ihrer Hilfe gestohlen, Doc. Das ist jetzt das zweite Mal, daß Sie nicht teamkonform arbeiten.“
„Ich arbeite nicht teamkonform?“ Wallace starrte sie an. „Das ist ... das ist! Sie haben Sheriff Snider angegriffen! Sie haben sich mit der Staatsmacht in diesem Teil des Landes angelegt! Und ich arbeite nicht teamkonform?“
Vashtu sah ihn irritiert an. „Snider ist die Staatsmacht?“ fragte sie verwirrt.
Wallace nickte. „Ja, ist er! Er ist der gewählte Sheriff für dieses County.“
„Oh ...“ Vashtu runzelte die Stirn und drehte sich wieder um. „Aber eine ziemlich ... äh ... eigenmächtige Staatsmacht, würde ich sagen.“ Sinnend blickte sie zur Straße hinunter.
„Es wird besser sein, Sie rufen das SGC an und melden sich bei General Landry, Miss Uruhk. Vielleicht fällt dem etwas ein.“
„Ich will mein Motorrad wieder zurück!“ Entschlossen kniff sie die Lippen aufeinander.
„Das werden Sie auch wieder zurück bekommen, wenn die Sache geklärt ist. Aber jetzt sollten Sie sich beim SGC melden und dem General sagen, daß Sie in Schwierigkeiten sind. Und dann sollten Sie nach Silent fahren und mit Snider sprechen. Sicher, er wird Sie wahrscheinlich in Gewahrsam nehmen ...“
„Er will mich einsperren? Warum?“ Vashtu schüttelte verständnislos den Kopf.
„Er wird Sie in Gewahrsam nehmen, weil Sie Widerstand geleistet haben, Miss Uruhk. Aber wenn der General Bescheid weiß, wird er Ihnen Hilfe schicken.“
Die Antikerin schüttelte den Kopf und drehte sich wieder zu ihm um. „Ich löse das allein“, entschied sie. „Und diesen Snider werde ich mir auch noch vorknöpfen, darauf können Sie sich verlassen. Er hat mein Motorrad gestohlen! Das Motorrad, das General O'Neill mir gerade erst geschenkt hat!“
„Der General hat Ihnen ein Motorrad geschenkt?“ Wallace schüttelte den Kopf, als müsse er irgendwelche inneren Bilder verscheuchen. „Miss Uruhk, nehmen Sie doch endlich Vernunft an!“
„Ich bin vernünftig!“ Drohend trat sie einen Schritt näher. „Ich hole mir meine Maschine zurück, lasse sie reparieren und fahre nach Colorado-Springs. Dann rede ich mit Landry und hole mir Unterstützung. Diesem Snider werde ich das Handwerk legen! Er ist ein gemeiner Dieb!“
Wallace seufzte und schüttelte resignierend den Kopf.
„Bringen sie mich in die Stadt?“ Bittend sah sie ihn mit großen Augen an.

***

„Schickes Maschinchen!“ Deputy Hamilton nickte anerkennend und umrundete das Motorrad, das der Sheriff auf dem Parkplatz neben dem Büro abgestellt hatte.
„Noch brandneu. Guck dir mal den Meilenstand an!“ Deputy Williams beäugte das Fahrzeug ebenso staunend wie sein Kollege. „Muß tatsächlich die erste Fahrt gewesen sein, die dieses Flittchen unternommen hat.“
Hamilton nickte wieder. Vorsichtig berührte er die Lenkstange. „Geil!“ sagte er. „Ob wir mal ne Runde mit der Kiste drehen dürfen? Was meinst du, Mike?“
Williams neigte abwägend den Kopf, schüttelte ihn dann bedauernd. „Ich schätze, eher nicht.“
„Würdet ihr beide jetzt endlich reinkommen?“ rief Snider aus dem Büro heraus.
Die beiden Deputys wechselten einen langen Blick, sahen sich dann noch einmal die Maschine an, ehe sie seufzend zurückkehrten in das Sheriffbüro.
Snider erwartete sie bereits hinter der Absperrung. „Ich möchte, daß die Maschine überprüft wird. Haben wir die Fahrzeugnummer?“
Williams nickte und klappte seinen Notizblock auf. „Habe sie notiert. Dürfte sich schnell herausfinden lassen, Sir.“
„Mich würde es nicht wundern, wenn diese Harpyie das Motorrad gestohlen hat. Ermittle den Halter, Mike. Und du, Charlie, hängst dich ans Telefon und gibst meine Beschreibung von dieser Irren an die State-Police weiter. Die kriegen wir!“
Die beiden Deputys nickten einhellig und traten durch die Schwingtür, die den zivilen vorderen Raum von ihrem hinteren Büro trennte.
Snider warf noch einen Blick nach draußen. Im Licht der Straßenlaternen leuchtete der Chrom des Motorrades silbern auf.
Dieses Weib würde er schon hinter Gitter bringen. Daß sie überhaupt den Mut hatte, sich bei den Wallaces einzuschleimen! Das hätte übel enden können, vor allem für den jungen James, der doch gerade seine Karriere auf Vordermann brachte.
„Sir, der Halter des Motorrades ist ein gewisser Jack O'Neill, derzeit wohnthaft in Washington D.C. Angehöriger des Militärs, Major General ... hohes Tier also.“ Williams' Stimme klang beeindruckt.
„Dachte ich es mir doch!“ Snider schlug sich mit der Faust in die flache Hand und marschierte zur Seitentür, hinter der sich sein Büro verbarg. „Suchen Sie die Nummer raus. Dieser General wird sich wundern, wo wir sein Motorrad gefunden haben.“

***

„Miss Uruhk ...“
„Ich hole mir mein Motorrad zurück, Wallace, Ende der Diskussion.“ Vashtu stieg aus dem alten Pickup der Familie Wallace und funkelte ihr Team-Mitglied an. „Und wenn Sie wieder im Cheyenne-Mountain sind, reden wir beide einmal über Loyalität, Doc. An der hapert es Ihnen nämlich ganz gewaltig.“ Sie warf die Tür ins Schloß und stapfte in der hereinbringenden Dunkelheit die Straße hinunter.
Wallace sah ihr mit zusammengekniffenen Lippen nach. Dann atmete er tief ein und holte sein Handy hervor. Die Nummer des SGC hatte er im Speicher. Er drückte die entsprechenden Tasten und wartete.
„Stellen Sie mich bitte zu General Landry durch“, sagte er dann, sah noch einmal der einsamen Gestalt auf der Straße nach.

***

Vashtu blieb auf der anderen Straßenseite stehen und musterte das Haus mit dem großen Holzschild über der Tür. Sah für sie eher wie ein ganz normaler Laden in irgendeiner Kleinstadt aus, einmal abgesehen davon, daß es nicht verputzt war. Der Bau war fast quadratisch, verfügte nur über ein Stockwerk und hatte ein großes Frontfenster neben einer Glastür. Nur das Schild mit dem Wort „Sheriff“ über der Tür teilte mit, was es mit diesem Gebäude auf sich hatte.
Vashtu richtete ihre Aufmerksamkeit auf das Objekt ihrer Begierde. Ihr Motorrad stand auf einem Parkplatz direkt an der Seite des Sheriff-Büros. Von innen würde es kaum zu sehen sein, wenn sie sich ihre Maschine zurückholte, sofern Snider nicht irgendeine Wache aufgestellt hatte.
Vashtu wartete und lehnte sich gegen einen Laternenpfahl, die Arme vor der Brust gekreuzt.
Ein Stück die Straße hinunter hatte sie ein Motel gesehen. Wenn sie ihre Maschine bis dorthin schieben konnte, würde sie sich ein Zimmer nehmen und morgen sehen, daß sie eine Werkstatt fand, die ihr Problem beheben konnte. Und dann würde sie diesem Snider mal zeigen, was Gerechtigkeit war.
Sie einsperren? Da mußte er früher aufstehen!
Mit einem Ruck richtete sie sich wieder auf, als sie sicher war, daß ihr Motorrad wirklich nicht bewacht wurde, und überquerte die Straße.
Sorgfältig untersuchte sie die Maschine, konnte jedoch nichts feststellen. Weder war das Rad irgendwo angekettet noch sonstwie gesichert. Es war einfach hier geparkt worden.
Vashtu schüttelte den Kopf, kippte das Motorrad nach vorn und schob es auf die Straße.

***

„Der General ist nicht erreichbar“, meldete Williams.
Snider seufzte. Natürlich, das würde erklären, warum die Maschine bis jetzt nicht als gestohlen gemeldet war. Wahrscheinlich war dieser General O'Neill in irgendeinem Einsatz, vielleicht sogar in einem der Krisengebiete, und hatte schlichtweg noch nicht bemerkt, daß sein neues Spielzeug entwendet worden war. Dieses Weib war klever. Wahrscheinlich hatte sie vorsätzlich gewartet, bis sie sicher sein konnte, das Motorrad irgendwohin bringen zu können, wo sie es zu Geld machen konnte. Aber da mußte sie schon früher aufstehen!
„Sir?“ Williams hing immer noch in der Tür, den Kopf durch den Spalt gesteckt.
Snider nickte. „Gehen Sie, für heute haben Sie genug getan. Ich bleibe noch ein bißchen.“ Befriedigt lehnte er sich zurück und atmete tief ein, die Hände über seinem Bauch gefaltet.
Diese merkwürdige Frau würde er schon ins Kittchen bringen. Immerhin war er der Enkel des legendären Revolverhelden One-Bullet-Joe Snider. Er hatte schon ganz andere Fälle gelöst als diesen.
Eilige Schritte im Büro nebenan, dann wurde seine Bürotür aufgerissen. „Sir!“ Williams starrte ihn mit entsetzt geweiteten Augen an.
Snider setzte sich wieder auf und sah seinen Deputy fragend an. „Ja?“
„Das Motorrad, Sir ... es ist weg!“
Mit einem Ruck war Snider auf den Beinen. „Was?“

***

Vashtu rubbelte sich mit dem Handtuch noch einmal durch die Haare, während sie nachdenklich das Fernsehbild verfolgte. Irgendeine billige, von der Aufmachung her ziemlich alte Fernsehserie über die Abenteuer einer Raumschiff-Besatzung flimmerte über den Bildschirm. Aufmerksam war sie erst durch einen Namen geworden, den sie beinahe vergessen hatte.
„Captain Kirk ...“ murmelte sie nachdenklich, setzte sich auf das Bett. Die Matratze sank unter ihr weg, bis sie das Gefühl hatte, auf dem Boden zu sitzen. Na toll! Viel Schlaf würde sie diese Nacht wohl nicht finden.
Ein Mann in einem kurzen, gelblichen T-Shirt und einer schwarzen Hose setzte sich auf einen unbequem aussehenden Sessel.
Das war also der berüchtigte Captain Kirk, mit dem McKay so gern John verglich.
Vashtu rümpfte die Nase. Da war John ihr aber wesentlich lieber! Dieser Kirk war ...
Sie wurde aufmerksam, als sie einen anderen, schlankeren Mann mit schwarzen Haaren sah. Merkwürdig spitze Ohren zierten als Umrandung sein Gesicht.
Sie hob die Brauen. Mh, der war schon mehr nach ihrem Geschmack.
Vashtu schlug die Beine übereinander und verfolgte das weitere Geschehen auf dem Bildschirm aufmerksam, um herauszufinden, was es mit diesem Spitzohrigen auf sich hatte.

TBC ...

2 Kommentare:

  1. Es ging nciht anders, ich musste einfach direkt weiterlesen nach dem letzten kapitel :D
    und auch dieses kapitel war einfach nur total witzig ^^
    In was sich vashtu schon wieder hereingeritten hat. unglaublich, dass sie immer wieder in schwierigkeiten gerät.
    ich würd ja zu gern wissen, was sie nun mit den walkers vereinbart hat.
    das mit wallace ist auch so eine sache...er scheint vashtu gegenüber ja noch immer skeptisch zu sein.
    vorallem hilft der einfach dem sheriff, kann ja wohl nciht angehn ;)
    mich hat allerdings gewundert, dass er nicht auf dem hof geblieben ist, bis vashtu zurückgekehrt ist, denn er wusste ja das sie dort irgendwo sein muss, wenn ihre maschine dort steht.
    aber das war ja auch wieder total typsich! O'neill wird angerufen weil sein motorrad "gestohlen" wurde und er ist nicht zu erreichen. dabei könnte er das ganze sofort aufklären und dafür sorgen, dass die nicht mehr länger nach vashtu suchen.
    oh nein, oh nein :D mal sehen wo das alles noch hinführen wird...
    LG Sabrina

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  2. Vielleicht hat Wallace Snyder ja erzählt, die betreffende Person sei weitergezogen, und der hat sich darum nicht weiter um Vashtus Heimkehr gekümmert, wer weiß? Wallace ist eben ein guter Junge, der will keinen Ärger mit dem Sheriff, ergo hilft er mit, das Bike zu verladen.
    Was Vashtu mit den Walkers vereinbart hat? Daß die die Wallaces in Ruhe lassen. Nur hat sie das mal wieder auf ihre ihr eigene Art und Weise getan, die ja nicht immer wirklich für die Erde geeignet ist *grins*. So isse eben, sie zieht den Ärger magisch an.
    Und, hey, wenn O'Neill zu Hause wäre, wäre die Story ja schon vorbei. Nein, nein, erst muß noch der Highnoon kommen ...

    Bis denne
    Ramona

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