25.03.2010

Becketts letzter Dienst III

Gut eine Stunde später betraten die Antikerin und der Colonel den Coffee-Shop, in dem Vashtu des öfteren frühstückte. Der große Andrang war bereits vorbei, so daß sie sich einen ruhigen Platz suchen konnten. Kurz nach ihnen kamen auch zwei Männer in Zivil mit kurzem Haar in den Laden, setzten sich an einen Tisch nahe der Tür.

John musterte die beiden stirnrunzelnd, seufzte dann. Über den Tisch griff er nach Vashtus Hand und drückte sie zärtlich. „Du bist einfach unglaublich", wisperte er ihr zärtlich zu.

Sie lächelte, drehte sich einmal kurz um. „Wenn du dich fragst, ich habe ihnen gesagt, sie sollen relativ offen auftreten."

„Warum das?" Er hob die Brauen. Ihm war es tatsächlich entfallen, daß Vashtu unter Bewachung stand. Umso mehr wurde er jetzt daran erinnert.

Sie drehte sich wieder zu ihm um und zuckte mit den Schultern. „Als ich meine Wohnung bezog, hatte Landry schon einmal diese Anweisung gegeben, mir aber nichts davon gesagt", erklärte sie. „Also verschwand ich und hängte meine Bewacher ab. Als Storm sich wieder durchsetzte, sagte ich ihm, er solle seine Leute so instruieren, daß ich sie wahrnehmen könne als das, was sie sind. Der Trust ..." Sie schloß den Mund, als die Kellnerin an den Tisch trat und gab ihre Bestellung auf.

Die Bedienung warf John einige bewundernde Blicke zu und lächelte, doch er schien das gar nicht zu bemerken. Im Gegenteil war er sogar etwas unangenehm berührt.

Vashtu seufzte. Wieder einmal ihre Schuld. Sie hatte seine Sachen zwar in die Waschmaschine gesteckt, aber nicht in den Trockner. Nach ihrer gemeinsamen Dusche hatten sie den Fehler erst bemerkt. Jetzt war seine Wäsche mit trocknen beschäftigt, und sie zweifelte immer mehr an ihren hausfraulichen Qualitäten. Auf jeden Fall aber war John gezwungen gewesen, wieder seine Uniform anzuziehen, es sei denn, er hätte sich durch ihren Schrank gewühlt. Und da sie bezweifelte, daß ihm mehr als die Pilotenjacke passen würde ...

Aber sie würde ihm schon noch beweisen, daß sie nicht ganz die Niete war, für die er sie halten mußte. Irgendetwas würde ihr noch einfallen, daß ihn von ihren Vorzügen überzeugen konnte, und auch, daß diese sich nicht nur auf ihre Leidenschaft und ihre Kampfqualitäten bezogen.

John sah sie wieder an, ein leises Lächeln auf den Lippen. „So wie du jetzt bist, gefällst du mir am besten", sagte er unvermittelt.

Vashtu blinzelte einen Moment lang irritiert, bis ihr aufging, was er meinte. Lächelnd beugte sie sich vor. „Und du mir auch, John", erwiderte sie.

Er räusperte sich und verbarg ein Grinsen hinter seiner freien Hand. „Soll das heißen, du hast meine Klamotten mit Absicht vergessen?"

„Wir waren beschäftigt", entgegnete sie zärtlich, beugte sich vor.

Ein scheeler Blick. „Du warst beschäftigt. Du hast mir die Pizza weggegessen."

„Du hattest keinen Hunger mehr, sagtest du."

„Wer hat denn auf mir gesessen?"

„Du hättest mich ja runterwerfen können."

„Und du hättest mich füttern können."

„Wie käme ich denn dazu, Colonel?"

„Anweisung eines vorgesetzten Offiziers. Du hast zum dritten Mal meinen Befehl verweigert. Ich werde mir da wohl eine empfindliche Strafe für dich einfallen lassen müssen, Major."

Während ihres Geplänkels beugten beide sich langsam über den Tisch, sahen sich tief in die Augen. Jetzt berührten sich fast ihre Nasenspitzen, ihre Blicke waren so ineinander verschlungen, daß sie sich nicht mehr voneinander lösen konnten.

„Du bist außer Dienst. Ich brauche keine Anweisungen von dir entgegenzunehmen."

„Wirklich nicht?"

„Wirklich nicht."

„Das werden wir noch sehen."

„Klar, wenn du meinst."

Vashtu stahl sich wieder einen Kuß von ihm, lehnte sich dann befriedigt zurück. Sie fühlte sich so herrlich entspannt, vor allem jetzt. Es war wie in einem Traum, den sie nie zu träumen gewagt hatte. Nie hätte sie geglaubt, so für jemanden empfinden zu können, nie!

Wenn sie an den Beginn dachte, daran, wie sie ihn hatte einfangen wollen ... In Wirklichkeit hatte er sie eingefangen, von Anfang an bereits. Schon bevor sie ihn gesehen hatte, hatte er sie fasziniert. Jemand, der ihr ähnlich war, der so dachte wie sie. Sie hatte es damals nicht begriffen, doch inzwischen war ihr einiges klar geworden.

Sie hatte es darauf angelegt, daß es so kommen mußte. Inzwischen wußte sie auch warum. Nicht sie hatte die Schlinge ausgelegt, nicht sie hatte das erste, schwache Band zwischen ihnen beiden geknüpft. Sein Auftauchen in Atlantis war es gewesen. Er hatte allein durch seine Anwesenheit für ihr Erwachen gesorgt, und damit dafür, daß geschah, was hatte geschehen müssen.

Sie kannte den Schuldigen an dem, was ihr passiert war. Sie glaubte zu ahnen, was er geplant hatte. Janus! Ihr alter Freund, der ihr vor zehntausend Jahren soviel geholfen hatte. Irgendwie hatte er sehr genau gewußt, was sie in der heutigen Zeit vorfinden würde, und irgendwie war es ihm gelungen, ihr den einzigen Menschen vorzusetzen, mit dem eine Bindung wirklich Sinn machte - zumindest in seinen Augen.

„Der Trust ... was wollen sie von dir?" John war ernst geworden.

Vashtu blinzelte, aus ihren Gedanken gerissen, und sah ihn wieder an. „Ich habe dir doch schon gesagt, was ich vermute. Woher soll ich wissen, was sie wirklich wollen. Aber ..." Sie schloß den Mund und runzelte die Stirn.

„Was ist?" John beugte sich wieder vor. Sein Daumen streichelte wieder zärtlich ihren Handspann.

Vashtu runzelte die Stirn, sah sich dann kurz um, um sicher zu gehen, daß ihr Frühstück noch nicht kam. „Kann es sein, daß es unterschiedliche Fraktionen innerhalb dieser Organisation gibt?"

Hilflos hob er die Brauen. „Woher soll ich das wissen? Ich hatte noch keinen Kontakt zum Trust, einmal abgesehen von Caldwell."

Vashtu nagte an ihrer Unterlippe, starrte vor sich hin. Gerade als sie zu sprechen beginnen wollte, kam das Frühstück.

John nippte an seinem Kaffee, ließ das Essen aber unberührt und wartete, bis die Bedienung wieder gegangen war. „Du hast einen Verdacht?"

Sie nickte stirnrunzelnd. „Während dieses Überfalls ..." Sie schloß den Mund, blickte dann wieder auf und sah ihm in die Augen. „Vor einigen Monaten wurde ich entführt und in ein leerstehendes Bürogebäude am Rande der Stadt gebracht. Die Flucht war einfach, beinahe zu einfach", berichtete sie.

„Sie waren nicht auf dich vorbereitet", kommentierte John, biß in seinen Bagel, ließ ihn dann wieder auf den Teller zurücksinken, als sie den Kopf schüttelte. „Was meinst du?"

„Sie sind über mich sehr genau informiert, John", entgegnete sie. „Während des fingierten Banküberfalls gab der Anführer einem seiner Männer in meinem Beisein die Anweisung, auf mich zu schießen, sollte ich mich wehren. Er sagte, Wunden würden schnell bei mir heilen."

John sog scharf die Luft ein. „Was?"

Vashtu nickte. „Und zu mir sagte er, sie wären andere als die, die mich das letzte Mal entführt hätten", fuhr sie fort.

John beugte sich vor. „Hast du das irgendjemandem gesagt?" zischte er.

Sie zögerte, schüttelte dann den Kopf.

„Du solltest es tun. Vash, da geht etwas vor, was vielleicht gefährlich für dich werden könnte."

Ein bitteres Lächeln glitt auf ihr Gesicht. „Es ist ohnehin gefährlich für mich hier, John", entgegnete sie.

Er stutzte. „Ich dachte ..."

Vashtu schüttelte den Kopf. „Rate, warum ich mich auf diesen Handel eingelassen habe. Es ist die einzige Möglichkeit für mich, zumindest ein paar Tage hier herauszukommen, John."

„Ich verstehe nicht."

Sie nickte. „Das weiß ich." Sie lehnte sich seufzend zurück und entzog ihm ihre Hand, um die Arme vor der Brust zu kreuzen. „Ich ... SG-27 arbeitet inzwischen mit SG-1 zusammen", begann sie schließlich zu erklären. „SG-1 hat die meisten Informationen über die Ori und ... SG-27 den besten Draht zur Lucian Alliance."

John starrte sie groß an, sagte aber nichts.

„Landry hat mir vor einigen Monaten, kurz vor der Sache mit ..., er hat mich eingeweiht. Ich weiß, was ... die Ori hier wollen." Sie sah auf und starrte ihn durchdringend an. „Sie kommen, um die Antiker zu töten, John. Und ich bin eine Antikerin. Das ist auch der Grund, warum mein Team bisher immer Lichtjahre entfernt vom nächsten Auftreten der Ori oder ihrer Priore eingesetzt wurde. Beide würden mich erkennen und sofort die Jagd eröffnen."

„Aber ..."

„Ori und Priore können Antiker wahrnehmen, vielleicht sogar besser als die Wraith, das weiß ich nicht." Vashtu schüttelte den Kopf. „Aber ... Die Ori und die Antiker gehören sehr wahrscheinlich zur selben Rasse, soweit wir wissen. Irgendwann trennte mein Volk sich von ihnen und zog aus, um neue Welten zu schaffen. Was blieb, war offenbar ein brennender Haß von seiten der Ori. Und jetzt ... Sie haben einen Antiker bereits fast getötet, John. Er kehrte zurück und verlor ... alles."

„Dann bist du ... ?"

„Wenn die anderen sich nicht einmischen, und das werden sie nicht tun, wird es hier zu einem Massaker kommen", erklärte sie mit leiser Stimme. „Mein Volk hat mir übel mitgespielt, das weiß ich und das weißt auch du. Sie haben mich mehr als einmal auflaufen lassen, sie haben mich benutzt, mich weggesperrt und ... egal! Aber ich fühle mich deiner Rasse verpflichtet, John. Ich werde tun, was ich kann, um die Milchstraße zu retten. Aber nicht auf diesem verdammten Stuhl!"

Sein Gesicht war blaß geworden bei diesen Worten. Jetzt atmete er wieder tief ein, beugte sich vor. „Dann komm zurück nach Atlantis", sagte er leise aber bestimmt. „Irgendwie werden wir das schon schaffen. Du hast McKay auf deine Seite gebracht. Ich könnte ..."

Vashtu schüttelte den Kopf. „Nein, John, das werde ich nicht tun, es sei denn, mein Team kommt mit. Ich habe Verpflichtungen hier."

„Du wirst dich umbringen, Vash", entgegnete er.

„Sind wir schon wieder an diesem Punkt?" Sie sah ihn flehend an. „John, versuch doch wenigstens, mich zu verstehen. Ich habe mein Wort gegeben."

„Das hast du Elizabeth auch gegeben. Du wolltest ein Ladegerät suchen, schon vergessen?"

„Nein, das habe ich nicht vergessen. Auf jeden Planeten, auf den ich geschickt werde, scanne ich die Daten in der Hoffnung, irgendwann etwas zu finden."

„Ich würde es nicht ertragen, wenn du ..."

„Ich bin nicht so leicht zu töten, John." Sie starrte ihn intensiv an und schüttelte bestimmt den Kopf.

„Kolya hätte es fast geschafft."

„Das war etwas anderes." Sie senkte den Blick und erschauderte. „Außerdem bin ich jetzt gegen eine weitere Impfung immun. Carson hat das sicher gestellt."

„Aber ..."

„Ich werde nicht verschwinden, John. Und ich gebe dir mein Wort, ich werde auch nicht sterben, das schwöre ich dir. Und wenn ich sonst alles verliere, ich werde nicht sterben!"

Er sah sie an. „Wie kannst du das wissen?"

„Ich weiß es nicht, ich kann dir nicht einmal sagen, was ich denke oder fühle. Aber ... sollte irgendetwas geschehen, glaube es nicht." Ihr Blick wurde mit einem Mal intensiv, so intensiv, wie er es bisher nur einmal gesehen hatte. Und da saß sie gefesselt und geknebelt auf einem Stuhl und war dabei, elendig zu krepieren. „Was auch immer geschehen mag, John, glaube es nicht, bis irgendetwas in dir es dir bestätigt."

Er runzelte die Stirn. „Ich weiß nicht, was du meinst?"

Sie beugte sich vor, noch immer diesen Blick auf ihn gerichtet. „Du bist meinem Volk ähnlicher, als du denkst, John. Das habe ich dir schon einmal gesagt."

Er nickte, er erinnerte sich daran. Wie er sich an alles erinnerte, was sie anging. Jedes Detail, jedes Wort, was sie je gesagt hatte, jede Geste und jede Grimasse, die sie je gezogen hatte.

„Was wir beide als Liebe bezeichnen, geht darüber hinaus, was ihr Menschen kennt", fuhr sie fort. „Wir beide spüren einander, über Galaxien hinweg. Ich wußte nicht, was mit dir geschehen war, aber ich spürte, daß da etwas geschehen war in der Pegasus-Galaxie. Erst als du es mir erzählt hast, wußte ich dieses Gefühl einzuordnen."

„Du meinst ... ?"

Wieder nickte sie. „Ich denke, du kannst das auch. Irgendeine kleine Stimme in deinem Inneren wird dir immer die Wahrheit sagen, John. Und nur auf diese Stimme mußt du hören. Vielleicht kannst du dann auf irgendeine Weise helfen, ich weiß es nicht. Aber ich weiß, du wirst die Wahrheit tief in deinem Inneren erkennen. Wenn ich dich brauche, werde ich versuchen, es dich irgendwie wissen zu lassen."

Er hob die Hand. „Moment, nicht so schnell. Redest du jetzt etwa von ... Telepathie? Ich bin nicht telepatisch begabt, ich habe gar keine Kräfte."

„Nein, es ist keine Telepathie, John, es ist etwas anderes." Vashtu biß sich auf die Lippen. „Es ist ein Band, das zwischen uns beiden geknüpft worden ist. Du bezeichnest es als Liebe, aber es ist mehr, verstehst du?"

„Nicht wirklich, fürchte ich." Er sandte ihr einen hilflosen Blick und zuckte mit den Schultern.

Vashtu seufzte. „Und ich kann es dir nicht besser erklären ..." Sie senkte den Kopf, nippte an ihrem Tee, dann blickte sie wieder auf. „Vor ... drei Monaten, nicht lange vor der ... anderen Sache. Hast du da etwas wahrgenommen. Nur kurz, sehr kurz. Irgendeine Unruhe, irgendetwas?"

John runzelte die Stirn und dachte nach. Dann zuckte er plötzlich zusammen. „Ich hatte einen Alptraum. Ich habe geträumt, du wärst ... du wärst gestorben."

Sie nickte befriedigt. „Du kannst es auch, ich wußte es!"

„Hä?"

„Ich war tot, John, für einige Minuten war ich tot vor drei Monaten", erklärte sie, ihr triumphierendes Lächeln erlosch wieder und sie hielt den Kopf gesenkt.

„Du warst tot? Aber ..." Wieder griff er über den Tisch und drückte ihre Hand. „Du bist hier! Vash!"

„Einer meines Volkes benutzte mich für seinen Aufstieg", begann sie stockend zu berichten. „Ich wußte, ich selbst würde den Versuch nicht überleben, dafür würden meinen Fremdzellen sorgen. Aber ..." Sie schloß den Mund und schüttelte den Kopf. Es fiel ihr noch immer schwer, darüber zu sprechen, wenn auch ihm gegenüber leichter als sie je geglaubt hätte.

„Er benutzte dich, um selbst aufzusteigen? Vash, was ist passiert? Warum hast du mir nichts davon gesagt?" John beugte sich vor, streckte jetzt auch seine andere Hand aus und hob ihr Kinn. Was er dann in ihrem Gesicht lesen konnte, ließ ihn zurückweichen. „Er hat dich ..."

„Er hat mich in eine Geistesverschmelzung gezwungen", sagte sie.

John stockte der Atem. Natürlich erinnerte er sich noch daran, wie es gewesen war mit Chaya, aber ...

In Vashtus Augen brannte ein unglaublicher Schmerz, die Lippen hielt sie zusammengepreßt, als müsse sie sonst laut und zornig losbrüllen. „Er übernahm Kontrolle über meinen Geist, ließ mich das halbe Center auf den Kopf stellen und zwang mich dann zu sich", berichtete sie mit gepreßt wirkender Stimme. „Als er mich in die Verschmelzung zwang, war das sein Weg, wieder an meinen Geist heranzutreten und aus mir herauszupressen. Mein Körper funktioniert aber nur mit allen drei Komponenten, John, das weißt du auch. Ich konnte nichts tun, und ich fühlte wie ich starb."

Er schluckte hart. „Vash!" flüsterte er entsetzt.

„Einer der anderen holte mich wieder zurück und gab mir wieder, was man mir gestohlen hatte", sagte sie. Ihre Stimme klang vollkommen emotionslos jetzt. „Und er sagte mir, daß das das letzte Mal sein würde, daß ich Hilfe von ihnen zu erwarten hätte. Ich solle mich in Zukunft von ihnen entfernt halten, denn ich habe meine Wahl anders als sie getroffen."

„Chaya haben sie auch ausgeschlossen, weil sie sich eingemischt hat", murmelte er leise.

„Ich kann aber nicht aufsteigen, John! Das ist der kleine Unterschied. Ich habe von Chaya gehört, ich weiß, wer sie ist, auch wenn ich sie nicht kenne. Aber ich kann mich in sie hineinversetzen. Sie hat meine Anwesenheit auch wahrgenommen, als sie auf Atlantis war. Ich hatte kurz Kontakt zu ihr."

John starrte sie mit großen Augen an. Eine leichte Röte stieg in seine Wangen.

Vashtu lächelte. „Sie wußte offensichtlich mehr als ich, daß sie dich gehen ließ. Und ich bin ihr dankbar dafür. Wärst du nicht mehr auf Atlantis gewesen, wäre ich wahrscheinlich ... ich wäre irgendwann nachts gekommen und hätte mir einen Jumper genommen, um zu verschwinden."

Er sah sie nur an, und in seinen Augen konnte sie einen gewissen Schmerz wahrnehmen. „Ihr zwei habt das also hinter meinem Rücken beratschlagt?"

Sie schüttelte den Kopf. „Nein, das haben wir nicht. Wir hatten keinen langen oder intensiven Kontakt. Sie fühlte, daß ich da war, und sie gab mir einige Informationen weiter, an die ich sonst nicht herangekommen wäre. Das war alles." Sie seufzte. „Aber darum geht es nicht. Ich wollte dir beweisen, daß es da etwas zwischen uns beiden gibt, daß für menschliche Begriffe nicht ganz normal ist. Und ich möchte ..." Wieder stockte sie, holte tief Atem, ehe sie fortfuhr: „Landry hat mich gebeten, ein Testament aufzusetzen. Und ich möchte, daß du mein Erbe wirst."

John fuhr hoch. „Das kommt nicht in Frage!"

Sie sah ihn wieder mit diesem intensiven Blick an, zwang ihn, sich zu setzen. Die Bedienung war aufmerksam auf sie geworden, ebenso wie die beiden MPs. Vashtu wartete, bis die Blicke wieder von ihnen fortdrifteten.

„Ich habe keine Angehörigen, John. Wenn irgendetwas geschehen sollte, und ich rede jetzt nicht über meinen Tod, glaube mir, dann möchte ich, daß meine Habseligkeiten irgendwo gut aufgehoben auf mich warten. Und aus genau diesem Grund möchte ich, daß du sie erhälst."

„Das kann ich nicht. Tut mir leid, Vash, aber das ..."

Sie beugte sich wieder vor. „John, es gibt da Dinge, die euch allen nicht bekannt sind, die ich unter Verschluß halte. Es geht nicht um den Trust oder um Aufgestiegene. Ich will nur, daß meine Sachen irgendwo sicher untergebracht werden, mehr nicht."

„Was hast du vor?" Seine Augen wurden schmal.

„Nichts." Sie schüttelte den Kopf. „Ich will nur nachforschen. Der Ort, an den ich denke, ist weit außerhalb der Reichweite der Erde, und gerade noch erreichbar für Atlantis. Aber ich werde nicht so wahnsinnig sein und ... Ich habe dir von Vineta erzählt, John. Diese Stadt ist es, die mir keine Ruhe läßt. Ich habe einen Devi in der Milchstraße gefunden. Und ich möchte nicht wissen, wieviele es noch hier gibt."

„Devi?" Er runzelte nachdenklich die Stirn. „Diese künstliche Rasse, von der du gesprochen hast?"

Vashtu nickte. „Sie sind verdammt schwer zu töten, schwerer als jeder Wraith, das kann ich dir sagen. Ich will wissen, wie ein Devi hierher gekommen ist und ob es noch mehr gibt. Aber, das kannst du mir glauben, ich werde nicht so wahnsinnig sein und nach einer Stadt suchen, die in einem Massaker unterging."

„Und was willst du dann? Du redest davon, als wäre es beschlossene Sache, daß du ... verschwindest."

„Es muß irgendeine Verbindung zwischen den Galaxien geben. Wie sonst hätte ein Devi herkommen können? Ich will diese Verbindung finden und schließen. Weder Atlantis noch die Erde kann im Moment einen Gegner wie die Devi gebrauchen, ganz zu schweigen davon, daß ich ..." Sie schloß den Mund.

„Du fühlst dich verantwortlich, ich weiß. Aber ich habe dir bereits gesagt, daß es nicht deine Schuld ist."

Vashtu senkte den Kopf. „Wenn es so einfach zu glauben wäre, John ..." Sie kniff die Lippen aufeinander.

Er beugte sich wieder vor, seine Hand streichelte zärtlich ihre Wange. „Es ist so einfach, Vash, glaube mir." Er runzelte die Stirn und seufzte. „Wenn dir soviel daran liegt, dann setz mich ein in deinem Testament. Aber du kannst dich darauf verlassen, daß ich dich suchen werde, wenn du einfach so auf Nimmer-Wiedersehen verschwindest."

Sie blickte wieder auf und lächelte dankbar.

„Dann laß uns diese Sache vergessen und endlich etwas essen. Der Kaffee dürfte inzwischen kalt sein." Er fühlte sich nicht so recht wohl in seiner Haut, aber es war alles, was ihm im Moment dazu einfiel.

John Sheppard seufzte. Dabei hatte der Tag so erquicklich angefangen ...


***


„Wir sollten noch einkaufen fahren, ehe wir ... uns wieder vergessen", schlug Vashtu vor und blickte zu ihm auf.

John überlegte kurz, schüttelte dann aber den Kopf. „Ich würde gern erst einmal nach meiner Wäsche sehen, wenn du nichts dagegen hast. Ich komme mir vor wie ein Clown in dieser Kostümierung", entgegnete er und blickte die Treppe zu ihrer Wohnung hinauf. Stirnrunzelnd beobachtete er einen Mann, der vor Vashtus Tür stand. „Wer ist das?"

Die Antikerin sah nun ebenfalls auf. „Mr. Cavanough?" Stirnrunzelnd nahm sie die Treppe in Angriff. „Was will der denn schon wieder?" Leise in ihrer Muttersprache vor sich hinschimpfend joggte sie die Stufen hinauf.

John schmunzelte, folgte ihr aber dicht auf.

Cavanough? Den Namen kannte er doch? Schien eine Seuche an dem Namen zu kleben, denn der nervtötende Wissenschaftler war es defenitiv nicht, der da vor ihrer Tür auf und ab schlich.

„Was wollen Sie?" Die Antikerin war schneller als er gewesen und baute sich gerade vor ihrem unverhofften Gast auf, die Hände in die Hüften gestemmt.

John kam nicht umhin, ihre Haltung zu bewundern. Und, das mußte er zugeben, das Frühstück war mehr als nur stärkend gewesen für ihn.

„Warum stinkt es hier wie in einem Puff?" beschwerte der ältere Mann sich. „Und überhaupt, seit wann haben Sie denn diesen Herrenbesuch?"

John hob überrascht die Brauen und wechselte einen Blick mit Vashtu, ehe diese nähertrat, ihren Nachbarn anfunkelte.

„Ich wüßte nicht, was ausgerechnet Sie das angeht, Mr. Cavanough! Das Apartment gehört mir, ich habe niemandem gegenüber Rechenschaft abzulegen."

„Ihre ... Ihre Eskapaden haben jetzt schon des öfteren für unangenehme Besuche gesorgt, das wissen Sie auch, meine Liebe. Ich bin hier, um für Recht und Ordnung zu sorgen. Ich will meine Ruhe, und Ihre ständig wechselnden Männerbesuche ... nun, die sprechen ja wohl deutlich ihre eigene Sprache, Miss Uruhk."

„Major Uruhk", wagte John zu bemerken.

Der Mann sah ihn mit blassen Augen an, hob dann das Kinn. „Wie auch immer. Ich werde das der Hausverwaltung melden. Es ist doch wohl sonnenklar, wie Sie Ihren Lebensunterhalt verdienen."

John trat näher, baute sich neben der Antikerin auf. „Was soll das heißen?" brauste er auf, kreuzte die Arme vor der Brust. „Major Uruhk ist ein wichtiges Mitglied der USAF, Mr. Cavanough. Wenn sie des öfteren Besuch bekommt, spricht das, meines Erachtens, nur für sie und ihre Arbeit."

Er erntete einen überheblichen Blick für seine Worte. „Sag ich doch. Was für ein billiges Flittchen!"

„Jetzt reicht es mir aber!" Vashtu trat drohend direkt vor ihren Nachbarn. „Mein Besuch geht Sie erstens gar nichts an, und zweitens lasse ich mich nicht gern mit solchen Ausdrücken betiteln, Mr. Cavanough! Ich bin weder ein Flittchen, noch ist mein Apartment ein ... ein ..."

„Puff", half John ihr aus, der begriff, daß sie zwar den Zusammenhang aber nicht die Bedeutung verstanden hatte.

„Ich arbeitete nun einmal mit einigen Männern zusammen, daran werden Sie auch nichts ändern können, Mr. Cavanough!" blaffte Vashtu weiter, ließ sich nicht aus dem Konzept bringen.

John staunte. Selbst wenn sie richtig wütend war, sah sie in seinen Augen noch hinreißend und verführerisch aus. Aber das täuschte nicht darüber hinweg, daß sie im Moment wirklich kurz davor zu sein schien, eine Dummheit zu begehen.

„Die Hausverwaltung hat mir dieses Apartment verkauft, Mr. Cavanough! Mir, nicht Ihnen. Ich war sogar noch so kulant und habe Ihnen einen Teil abgetreten, da Sie ja ach so viel Platz brauchen. Aber wenn es so weitergeht, könnte ich mich entschließen, die Quadratmeter wieder zurückzufordern!"

John hob die Brauen. Deshalb erschien ihm ihre Wohnung als so klein. Wahrscheinlich waren nachträglich einige Wände versetzt worden.

„Dann ziehen Sie doch weg, wenn Sie mehr Platz brauchen. Und Ihr ganzes Gestöhne und Geschreie wäre dann auch endlich ..."

John war einen halben Atemzug schneller, als er sah, wie ihre Hand sich zur Faust ballte. Er riß sie zurück, ehe sie wirklich Schaden anrichten konnte, wandte sich dann an den Nachbarn: „Ich halte es für besser, wenn Sie jetzt verschwinden, Mr. Cavanough, ehe es zu einer unschönen Szene kommen kann."

Der starrte die Antikerin mit großen Augen an.

John atmete tief ein, wagte nicht, Vashtu ins Gesicht zu sehen. Er ahnte, was sie angerichtet hatte in ihrer plötzlichen Wut. Ihre Fremdzellen waren aktiv geworden.

„Sie ... Sie ..."

„Verschwinden Sie!" Vashtus Stimme war nicht mehr als ein Zischen.

Cavanough hob die Hand, drohte ihnen beiden mit dem Finger. „Wir werden ja noch sehen, wer hier ausziehen wird." Damit wandte er sich ab und verschwand durch die Nachbartür.

John atmete einige Male tief ein, ehe er den Blick senkte.

Vashtus Brauen hatten sich wütend zusammengezogen, ihre Kiefer mahlten noch immer. Aber ansonsten schien alles in Ordnung zu sein - zumindest wieder.

„Laß uns reingehen", schlug er mit sanfter Stimme vor.

„Irgendwann drehe ich diesem Lackaffen den Hals um!" entfuhr es ihr zornig.

„Okay, aber nicht heute, wenn es geht. Und auch morgen nicht." John drehte sie mit sanfter Gewalt herum und schob sie zu ihrer Wohnungstür. „Und jetzt schließ bitte auf, damit ich endlich aus diesem Kostüm herauskomme."

Als er bemerkte, wie sie zitterte, begann er unbewußt, ihre verkrampften Schultern etwas zu massieren. Vashtu atmete tief ein, dann lehnte sie sich plötzlich an ihn und gab einen wohligen Laut von sich. „Das ist schön", gurrte sie.

„Dann laß uns reingehen", schlug er vor. „Wir wollen deinem Mr. Cavanough doch nicht noch mehr Gesprächsstoff liefern, oder?"

Endlich zog sie den Schlüssel aus ihrer Jackentasche. Die Tür sprang auf.

John seufzte erleichtert und folgte ihr über die Schwelle, nur um dann fast von ihr angesprungen zu werden.

Diese Frau war einfach unglaublich!

Es gelang ihm gerade noch, die Tür hinter sich zu schließen, da zog sie ihn auch schon in einen langen und fordernden Kuß.

„Carson hatte recht", sagte er nach einer Weile und runzelte die Stirn.

Vashtu hob den Kopf. „Er hatte recht? Womit?"


***


„Verzeihen Sie meine Wortwahl, John, aber Sie sind ein Idiot", wandte Carson Beckett sich an den militärischen Leiter der Atlantis-Expedition.

Der blinzelte irritiert, während er sich sein T-Shirt wieder überstreifte. Verwirrt drehte er sich zu dem kleineren Mediziner um. „Wie bitte?"

Beckett sah ihn mit gekreuzten Armen herausfordernd an. „Da gibt es wahrscheinlich die faszinierendste Frau des ganzen Universums, die ausschließlich an Ihnen interessiert ist, und Sie lassen sie einfach so auflaufen und trennen sich von ihr. Ich nenne das schlicht Dummheit."

John hob die Brauen. „Vashtu Uruhk?"

Beckett nickte. „Sie haben sie nicht gesehen, als sie zurückgeflogen ist über die GateBrigde. Ich dagegen schon. Sie wollte einige Zeit mit Ihnen verbringen und hatte bei Landry zwei Tage herausgeschlagen. Und was machen Sie? Sie streiten sich mit ihr und gehen ihr dann aus dem Weg."

John schob unwillig die Brauen zusammen. „Das ist meine Sache, Doc." Er griff nach seiner Jacke. Diese Routineuntersuchung war in seinen Augen ohnehin vollkommen überflüssig. Er hätte gar nicht herkommen sollen.

„Wenn ich das bis jetzt richtig verstanden habe, lieben Sie Vashtu, John. Und ich kann Ihnen versichern, sie liebt Sie auch, von Anfang an."

„Dann hätte sie ja nicht diesen Unsinn anstellen brauchen. Vashtu und die Air Force! Carson, ich bitte Sie!" Er drehte sich jetzt doch wieder um und schüttelte den Kopf. „Da hätte ich auch gleich McKay zum Kindergärtner machen können für die Athosianer!"

„Vielleicht steckt aber mehr dahinter, haben Sie darüber schon einmal nachgedacht?" Beckett wandte sich seinen Instrumenten zu und begann sie zu sortieren, als sei das Gespräch für ihn vorbei. Dann aber hielt er inne und drehte sich wieder zu ihm um. „Was war, als diese Sache mit Kolya passierte?"

John zuckte zusammen.

Das würde er wohl sein Lebtag nicht mehr vergessen können. Vashtu, wie sie immer älter und schwächer wurde, und ihm waren die Hände gebunden. Er hatte ihr nicht helfen können, bis es fast zu spät war. Und dann ... Diese Mumie! Dieses entsetzliche Alter, und sie hatte trotzdem noch einen letzten Lebensfunken in sich getragen.

Er hatte geglaubt, das nicht ertragen zu können. Er hatte geglaubt, sich abwenden zu müssen. Doch er hatte es nicht gekonnt. Es war immer noch Vashtu gewesen, die da auf dem Boden lag und um ihr Leben kämpfte. Das Leben, worauf sie so lange hatte warten müssen.

Zehntausend Jahre war sie alt, er dagegen ... nun, war er in ihren Augen eigentlich überhaupt schon erwachsen? Für ihn war dieses Alter nie ausschlaggebend gewesen, höchstens, um andere von ihr zu überzeugen. Aber niemals hatte er sich damit auseinandergesetzt, bis zu diesem einen Moment.

John runzelte die Stirn und senkte den Blick.

„Daß Sie nicht weggesehen haben, hat ihren Lebensmut in diesem Moment gestärkt, wissen Sie das, John?" fuhr Beckett fort, in der offenen Wunde zu wühlen.

Als sie damals wieder zu sich gekommen war, immer noch gezeichnet von einem unglaublichen Alter, hatte er sich bei ihr niedergekniet und ihren Kopf gehalten. Er hatte in ihren Augen gesehen, wer sie war, ansonsten hätte er sie noch immer nicht erkennen können. Doch diese Augen ... Es war Vashtu gewesen, die ganze Zeit über. Diese vertrocknete Mumie mit einem letzten Hauch Leben, diese uralte Frau, deren Kopf er in seinem Schoß gebettet hatte, und dann, irgendwann, wieder die junge Vashtu mit den strubbeligen Haaren, deren Frisur so sehr an die seine erinnerte.

Er hatte ihre Verwandlung mitangesehen. Er hatte gesehen, wie die Wunden sie schmerzten, wie das Blut wieder zu fließen begann. Nicht einen Moment hatte er wegsehen können. Gleich, was er da vor Augen gehabt hatte, es war immer Vashtu gewesen, niemand anderes. Und sie war schön, für ihn war sie schön, und es war ihm vollkommen gleich, wie alt oder jung sie war. Es war Vashtu, seine Vashtu, die er nie hatte hergeben wollen, die ihn aber doch verlassen hatte.

„Wenn Sie nicht bei ihr gewesen wären, sie hätte es nicht geschafft. Wir waren zu spät in der Zelle."

John schloß die Augen und biß sich auf die Lippen.

Beinahe konnte er ihren Körper fühlen, wie er sich an seinen drängte. Beinahe konnte er ihre Augen sehen, die Liebe in ihnen. Diese Liebe, die allein ihm gehörte.

Plötzlich ging ein Ruck durch seinen Körper. Er sah wieder auf und starrte Beckett an. „Wie meinen Sie das? Sie sagten damals doch, sie hätte noch eine Stunde", fragte er verwirrt.

Der Schotte nickte. „Ich konnte nur schätzen. Als wir in der Zelle ankamen, war es aber eigentlich schon zu spät. Nach meiner Kenntnis hätte sie nicht wieder zu sich kommen dürfen, John. Sie hat es dennoch getan - für Sie! Alles, was sie bisher getan hat, hat sie mit ihren Gedanken bei Ihnen getan." Er seufzte und neigte den Kopf leicht nach vorn. „So etwas ist mir noch nie untergekommen, das muß ich zugeben. Aber doch ... Wenn es je zwei Wesen gegeben hat, die füreinander bestimmt waren, John, dann sind sie beide es."

„Aber ..." Er schloß den Mund und sann den Worten des Mediziners nach.

„Ich habe mich in der Zeit mit Vashtu angefreundet, die sie jetzt schon auf der Erde lebt", fuhr Beckett fort, sah wieder auf. „Sie selbst begreift es nicht einmal richtig, John, aber es ist wirklich so. Sie hat sich verändert, das haben Sie auch gesehen und bemerkt. Als sie damals erwachte, war es wirklich unheimlich mit ihrer Ähnlichkeit. Inzwischen aber ... Vashtu ist etwas anders geworden als Sie, sie trifft nicht immer die gleichen Entscheidungen, sie geht nicht immer die gleichen Wege. Was für Sie vielleicht eine Sackgasse ist, muß es für Vashtu noch lange nicht sein. Alles, was sie getan hat, alles, was sie tut, tut sie mit ihrem Unterbewußtsein bei Ihnen, John. Ich kann das spüren, wenn ich auch nicht weiß wie."

Er lachte bitter auf. „Und warum heißt es dann ständig, wir beide zusammen wären der Untergang für Atlantis?"

„Warum wurde ihr dieses Angebot gemacht, John? Warum soll sie nach Atlantis kommen?" hielt Beckett dagegen. Beschwörend hob er die Hände. „John, denken Sie doch einmal nach! Wo wären Sie, wenn Sie nicht zur Air Force gegangen wären? Vielleicht wird sich Vashtu einmal eine ähnliche Chance bieten, wer kann das sagen? Vielleicht werden Sie beide doch eines Tages akzeptiert werden." Er lächelte wieder. „Der Untergang für Atlantis?" wiederholte er dann und schüttelte den Kopf. „Nein, sie beide sind die Hoffnung für neue Welten, John. Vashtu mit ihrem Wissen und ihrer Leidenschaft, und Sie mit Ihrem Können und ihrer Intuition. Man fürchtete zu Recht, was herauskommen könnte, wenn sie beide zusammen geblieben wären. Aber das ist über ein Jahr her. Inzwischen hat sich einiges geändert, John, Vashtu hat sich geändert. Und sie hat es sich selbst nicht leicht gemacht, glauben Sie mir."

Er schluckte, wandte sich wieder ab.

Nein, er konnte nicht bereuen, was er ihr an den Kopf geworfen hatte. In die Army einzutreten, weil man sich schuldig fühlte an etwas, was vor über zehntausend Jahren geschehen war. Das war einfach lächerlich!

„Sie fürchtet den Stuhl auf Antarktica, wußten Sie das?" fragte Beckett unvermittelt.

John stutzte. Waren seine Gedanken so offenkundig lesbar? Oder bewies der kleine Mediziner wieder einmal sein riesengroßes Einfühlungsvermögen?

„Sie hat ... einen Grund für diese Furcht", antwortete er zögernd. „Zumindest denkt sie das."

„Und Sie denken das nicht?"

Er drehte sich wieder um und fixierte den Mediziner. „Was wollen Sie damit sagen?"

Beckett sah ihn weiter unverwandt an. „Daß vielleicht nicht alles Einbildung ist, nur weil Sie nicht davon überzeugt sind, Colonel, das meine ich. Sie sollten versuchen sie zu verstehen und sie nicht von sich stoßen. Sie haben schon einmal bewiesen, daß Sie dazu in der Lage sind. Warum nicht jetzt? Warum sperren Sie sich so sehr gegen diese Lösung?"

„Weil Vashtu nicht geeignet für die Army ist, darum!" John ballte hilflos die Hände zu Fäusten. „Sie ist zu eigenwillig, verdammt! Die Air Force wird sie verderben."

„Dann geben Sie zu, daß Ihre Entscheidung falsch gewesen ist?"

„Was hat das damit zu tun?" Hilflos schoben sich seine Brauen wieder zusammen.

„Sie sagten doch selbst, daß sie zwei sich ähnlich sind. Also liegt dieser Schluß nahe", bohrte Beckett weiter in der Wunde.

John seufzte, zwang sich, sich zu entspannen. „Meine Entscheidung war richtig, Vashtus ist es nicht. Ich weiß, wovon ich spreche, Doc, das können Sie mir glauben."

„Sicher? Wollen Sie tatsächlich etwas aufs Spiel setzen, daß so tief in Ihrer Seele rumort, Colonel? Wollen Sie tatsächlich Vashtu verlieren, nach allem, was Sie für sie riskiert haben, um Ihren eigenen Dickkopf durchzusetzen?"

„Das perfekte Paar, von dem Sie da gerade gesprochen haben?" Ein bitteres Lächeln erschien auf seinen Lippen. Langsam schüttelte er den Kopf. „Sie kennen mich nicht, Carson. Vielleicht glauben Sie, Sie würden mich kennen. Aber Sie tun es nicht, glauben Sie mir. Ich glaube nicht an dieses Märchen."

„Dem wäre ich nicht so sicher wie Sie." Beckett drehte sich nun doch wieder um und sortierte seine Instrumente weiter. „Ich würde diese Chance nicht einfach wegwerfen, wenn ich an Ihrer Stelle wäre, John. Aber Sie müssen selbst wissen, was Sie tun."

„Das weiß ich auch!" Damit marschierte er aus der Krankenstation heraus. Doch in seinem Magen blieb ein flaues Gefühl.

Das perfekte Paar, wer träumte nicht davon, einen Partner zu finden, der absolut richtig für ihn war? Die Zukunft der Galaxis? Warum dann diese ganzen Machtspielchen des Militärs? Warum dieses strikte Verbot der Kontaktaufnahme?

Gern, viel zu gern, hätte John Beckett recht gegeben, aber er wußte im Moment selbst nicht mehr, was er glauben sollte. Er wußte nur, er wollte Vashtu nicht wirklich verlieren.


TBC ...

2 Kommentare:

  1. Hey =)
    hehe wie cool :D cavanaugh...das muss wohl echt am namen liegen, auf was für ideen der kerl nur kommt ^^
    und john musste also in ausgehuniform zum früstücken gehen und wird auch gleich von der bedienung bewundert.
    da merkt man noch einmal wieder, wie der an vashtu hängt, wenn der das nicht einmal bemerkt ^^
    so heute wieder mal nur ein kurzes review, weil: lernen :(
    man bin ich froh wenn das alles vorbei ist...;)
    LG Sabrina

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  2. Hihi, ja, den Cavanaugh mußte ich einfach bringen, obwohl meiner ja mit C und nicht mit K geschrieben wird. Aber der Witz mußte einfach sein ...
    Ja nu, John sieht doch auch le... ähm, recht ansehnlich aus in seiner Uniform - zumindest ohne Kopfbedeckung. Aber hast recht, er ist hier (wie angekündigt) etwas ooc. Wie gesagt, böser Autorenfehler: werde nie persönlich, das geht grundsätzlich nach hinten los.

    Dann wünsch ich dir weiterhin, daß es gut klappt mit dem Lernen und drück dir die Daumen schon im voraus wegen der Prüfungen.

    Bis denne
    Ramona

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