01.03.2010

1.13 Probleme

TV-Serie: Stargate general
Reihe: SG-V (SG-27)
Genre: drama, humor, scifi
Rating: PG


"Danke, daß du gekommen bist." Vashtu Uruhk stellte eine Tasse auf dem Tisch ab, ehe sie sich in ihren wuchtigen Ohrenbackensessel setzte und vorbeugte.

Ich habe es bereits gehört." Dr. Carson Beckett sah sie mitleidig an. „Hätte ich das gewußt ... Ich meine, ich wußte nicht ... Du hast nie etwas gesagt."

Vashtu winkte ab. „Weil ich in Atlantis McKay und den anderen aus dem Weg gehen konnte. Aber Peter Babbis gehört zu meinem Team, bei ihm kann ich das nicht."

Beckett nickte, zog einen Umschlag aus der Innentasche seines Jacketts und reichte ihn ihr. „Von Colonel Sheppard", sagte er dabei, nahm die Tasse und trank einen vorsichtigen Schluck von dem heißen Instant-Kaffee.

Vashtu holte tief Atem, legte den Umschlag dann zur Seite und beugte sich vor. „Du hast die Gentherapie erfunden, Carson. Ich möchte ungern in deinen Forschungen herumwühlen ohne dein Einverständnis. Darum habe ich es bisher unterlassen. Aber so geht es nicht mehr lange weiter. Jedesmal, wenn Peter mir über den Weg läuft ... Naja, McKays Gedanken sind unangenehmer für mich, aber ich glaube ..." Ihr Blick war wieder auf den Umschlag gefallen. Seufzend schob sie ihn ein Stück zur Seite. „Gestern abend hatten wir ein Treffen mit SG-1 in einem Restaurant. Ich habe es kaum ausgehalten, um die Wahrheit zu sagen."

Beckett nickte. „Und es liegt an den Alpha-Wellen?"

Soweit bekannt ja." Die Antikerin zog einen Notizblock hinter sich hervor und legte ihn neben dem Umschlag auf den niedrigen Tisch. „Ich habe mir da einige Gedanken gemacht, aber ... Wie gesagt, mir wäre es lieber, wenn du wenigstens dein Okay geben würdest, ehe ich an deiner Therapie herumpfusche."

Du wirst nicht pfuschen, dessen bin ich mir ganz sicher, meine Liebe." Beckett lächelte sie an, nahm sich dann den Block und begann aufmerksam zu lesen.

Vashtus Blick fiel wieder auf den Umschlag. Und wieder war sie versucht, ihn zu öffnen. Andererseits aber wollte sie auch ihren seltenen Gast nicht vertreiben, zumal sie noch einen bestimmten Vorschlag für ihn hatte. Aber es interessierte sie doch, was John zu ihrem Eintritt in die Army dachte.

Sie sah kurz zu Beckett, dann griff sie sich doch den Umschlag und öffnete ihn. Unwillkürlich begann sie verträumt zu strahlen, als sie die Schrift überflog.

John schien erst einmal von der Idee ebenso begeistert wie sie, daß sie bald des öfteren nach Atlantis kommen würde, zwar als McKays Assistentin, aber immerhin.

Vashtu lächelte und fuhr mit einem Finger die Zeilen nach.

Dann aber änderte der Ton sich.

Die Antikerin stutzte.

Denkst du wirklich, du hast die beste Wahl getroffen? Vash, du bist zu eigensinnig für die Army, glaube mir, ich weiß es. Das kann nicht gut gehen, so sehr ich es dir auch gönnen würde. Zum Glück hast du O'Neill auf deiner Seite, ansonsten würdest du sehr wahrscheinlich sehr schnell bis zum Stiefelputzer degradiert werden. Laß es! Der Majorsrang ist es nicht wert, selbst wenn du dann fliegen darfst."

Was hatte das denn zu bedeuten?

Sie hatte geglaubt, John würde sich für sie mitfreuen. Statt dessen warnte er sie und meinte, sie wäre zu eigensinnig?

Beckett räusperte sich vernehmlich.

Vashtu ließ den Brief sinken und sah wieder auf, eine schuldbewußte Miene aufsetzend. „Entschuldigung. Ich wollte dich nicht vernachlässigen."

Das tust du auch nicht." Beckett beugte sich vor. „Ich habe auch davon gehört, Vashtu. Und ich halte es auch nicht für die beste Lösung. Man will dich zu etwas zwingen, merkst du das denn nicht?"

Was ist denn mit euch los? Ich dachte, ihr würdet euch für mich freuen." Irritiert schüttelte sie den Kopf. „Außerdem ist die Sache schon ausgestanden. Ab nächstem Monat werde ich offiziell als Major der Air Force geführt. Ich habe einen Status, Carson, und die Möglichkeit, etwas daraus zu machen."

Oder abzurutschen", fügte der Schotte hinzu, setzte sich wieder auf. „Mir steht es nicht zu, deine Entscheidungen zu beurteilen, aber ich denke, du erweist dir damit selbst einen Bärendienst, Vashtu. Du bist nicht wirklich für das Militär geeignet."

Vashtu preßte die Kiefer aufeinander. „Interveniert John jetzt schon über dich?" fragte sie.

Beckett sah sie überrascht an. „Darum ..." wisperte er sich selbst zu, dann schüttelte er den Kopf. „Nein, der Colonel interveniert nicht über mich. Aber ich kann dir sagen, daß er nächsten Monat seinen Heimaturlaub antritt. Dann will er mit dir reden."

Vashtu sah wieder den Brief in ihren Händen an. Entweder stand diese Neuigkeit weiter hinten, oder John hatte sie tatsächlich nur mündlich ausgesprochen. Aber warum?

Ihr beide wollt eine Beziehung aufbauen, wenn ich das bisher richtig verstanden habe", fuhr Beckett fort. „Aber ich glaube, du bist dir nicht ganz im klaren darüber, daß du der Air Force einen zusätzlichen Grund lieferst, den Kontakt zwischen euch zu unterbinden. Der Colonel steht im Rang über dir, Vashtu. Es kann so ausgelegt werden, daß er ... seinen Posten ausnutzt, wenn du verstehst, was ich meine."

Vashtu sank in den Sessel zurück und starrte vor sich hin, die Lippen fest aufeinander gepreßt.

Du solltest vorsichtig sein, was das angeht. Das ist alles, was ich dazu zu sagen habe. Du bist eine außergewöhnliche Persönlichkeit, Vashtu. Aber ich frage mich wirklich, ob das gutgehen kann. Die Air Force wird versuchen, dich zurechtzustutzen. In dem einen oder anderen Fall ist das auch sicher eine gute Idee, auf der anderen Seite aber ..." Beckett zuckte mit den Schultern.

Vashtu nagte an ihrer Unterlippe.

Warum hatte sie selbst nicht soweit gedacht? Warum war es ihr entgangen, was da möglicherweise auf sie zukommen würde?

Es klopfte an ihrer Tür.

Beckett sah auf, runzelte dann die Stirn.

Wer kann das sein?" Vashtu legte den Brief zurück auf den Tisch und erhob sich. Die Beretta aus ihrem Hosenbund ziehend trat sie in den Flur. Leise entsicherte sie ihre Waffe. „Ja?"

Vashtu? Ich bins, Peter!" gröhlte eine Stimme von draußen.

Die Antikerin stutzte, sicherte die Waffe aber wieder und legte sie auf dem Board ab, das sie sich vor kurzem gekauft hatte. Dann öffnete sie die Tür und sah zu ihrem Teammitglied hoch. Eine dichte Wolke Alkoholdunst schlug ihr entgegen, als er ihr ins Gesicht atmete. Vashtu verzog das Gesicht und wedelte die Alkoholfahne zur Seite.

Was gibt es?"

Babbis grinste träumerisch und holte eine Flasche hinter seinem Rücken hervor. „'s gibt was zu feiern", nuschelte er.

Vashtu seufzte und öffnete die Tür. „Kommen Sie rein, Peter, ehe Sie noch meine ganzen Nachbarn aus dem Bett holen."

Stolpernd wankte er an ihr vorbei, blieb dann im Durchgang zum Wohnraum stehen und starrte Beckett entgeistert an. „Nanu?" Er drehte sich zu ihr um.

Betont konzentriert schloß die Antikerin ihre Wohnungstür wieder. Babbis' Gedanken sprangen sie nun doch an. Aber offenbar verhinderte der Alkohol das schlimmste. Was bei ihr ankam, war ein undeutliches Gewisper.

Das ist also unser Sorgenkind." Becketts Stimme klang ernst.

Sorgenkind?" nuschelte Babbis verwirrt, schüttelte dann den Kopf. „Ne, bin 'n Glückskind!" Wieder präsentierte er seine Flasche.

Beckett warf Vashtu einen hilflosen Blick zu, doch die Antikerin konnte ebenfalls nur mit den Schultern zucken.

Setzen Sie sich, Peter. Dann sind alle versammelt, die wir brauchen", lud sie ihn so freundlich wie möglich ein.

Babbis drehte sich wieder zu ihr um und hielt ihr die Flasche hin. „Wollte anstoßen mit Ihnen, Vashtu", murmelte er undeutlich, „ich hab's nämlich endlich geschafft." Ein sehr zufriedenes Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus.

Na dann." Wieder gestikulierte sie in Richtung des Sessels, nahm jetzt aber die Sektflasche entgegen, als Babbis sie ihr erneut hinhielt. Befriedigt ließ der beschwipste jungen Wissenschaftler sich in den Sessel sinken, ein breites Grinsen auf den Lippen.

Vashtu brachte die Flasche außer Reichweite und warf ihren Wasserkocher wieder an. Dann schaufelte sie löffelweise Instant-Kaffee in eine Tasse.

Babbis sah sie immer noch selig grinsend an.

Beckett brachte die Tasse und den Brief in Sicherheit und schob beides auf die andere Seite des niedrigen Tisches, als die Antikerin wieder ihren Wohnraum betrat und den extra starken Kaffee vor Babbis abstellte.

Ich denke, das wird Ihnen etwas besser bekommen", kommentierte sie, ehe sie sich auf die andere Seite des Sofas setzte.

Wollen Se denn gar nischt wissen, was paschiert is'?" Babbis beugte sich vor, verlor dabei fast das Gleichgewicht.

Vashtu und Beckett tauschten einen Blick, dann nickte die Antikerin. „Sicher, immer raus damit."

Babbis lehnte sich wieder entspannt zurück, verschränkte die Arme hinter dem Kopf. „Bin jetzt Doktor, ganz offi... offischinell."

Vashtu hob das Kinn. „Ah!" machte sie, weil ihr nichts besseres einfiel, abgesehen davon, daß sie vielleicht das Fenster öffnen könnte, um nicht vollkommen in dem Alkoholdunst, der von dem jungen Wissenschaftler ausging, ersticken zu müssen.

Herzlichen Glückwunsch." Beckett lächelte gequält und sandte ihr einen fragenden Blick.

Vashtu zuckte mit den Schultern. „Mathematik", antwortete sie nur.

Becketts Gesicht wirkte plötzlich leer. „Sagten Sie nicht etwas von Maschinenbau, als Sie in Atlantis waren?" wandte er sich wieder an Babbis.

Der nickte selig und hob zwei Finger. „Soviele Titel hab ich jetscht. Und ... und der dritte kommt."

Lassen Sie mich raten: Physik?" In Becketts Gesicht spiegelten sich die unterschiedlichsten Empfindungen.

Vashtu setzte sich wieder auf und betrachtete das Mienenspiel des Mediziners. Irgendetwas ging hier gerade vor, und sie hatte das Gefühl, sie hatte es ausgelöst.

Babbis hob einen Finger. „Aschtrofüschik." Er wirkte sehr zufrieden und schloß die Augen.

Beckett drehte sich zu ihr um und sah sie mit einem Gesichtsausdruck an, als sei er eine Maus, die einer Schlange gegenübersteht. Langsam nickte er. „Du hast recht, er ist ein zweiter McKay."

Babbis fuhr hoch. Sein Gesicht verfinsterte sich. „Diescher ... diescher Schtümper! Ich bin viel bescher alsch er!"

Vashtu sah Beckett mitleidheischend an. „Ja, ist er. Nur noch nicht ganz so ausgeprägt. Daran arbeite ich noch."

Beckett sah sie erschreckt an.

Vashtu winkte ab, um das Thema wechseln zu können. „Aber, wo Sie gerade da sind, Peter", wandte sie sich wieder an den Wissenschaftler, „Dr. Beckett und ich waren gerade damit beschäftigt, unser beider Problem zu erörtern. Möchten Sie sich uns vielleicht anschließen?"

Ein lautes Schnarchen war ihre einzige Antwort. Seufzend sah sie wieder Beckett an.


***

Dr. Tom Finnigan lehnte sich zurück und streckte sich ausgiebig. Dann warf er einen Blick auf seine Armbanduhr und seufzte, während er den Kopf kreisen ließ.

Eigentlich hatte er nach seiner neuen Bekannten sehen wollen, nachdem sie einige Wochen lang nicht wirklich erreichbar gewesen war. Aber dazu dürfte es jetzt wohl etwas zu spät sein. Obwohl ...

Das Telefon läutete.

Tom runzelte die Stirn. Wer rief ihn denn um diese Zeit noch in seinem Büro an?

Er beugte sich über die Anzeige, doch die Nummer wurde nicht angezeigt. Stirnrunzelnd lehnte er sich wieder zurück, warf noch einen Blick auf seine Uhr.

Da mußte sich schlichtweg jemand verwählt haben, anders konnte er es sich nicht erklären. Oder sollte Vashtu ... ?

Untypisch genug war sie für einen so spontanen Einfall.

Tom lächelte und schüttelte den Kopf. Beim nächsten Klingeln griff er doch nach dem Hörer und meldete sich.

Dr. Tom Finnigan?" fragte eine ihm unbekannte Stimme.

Der Psychologe runzelte die Stirn. „Ja, der bin ich", antwortete er.

Vielleicht sollte ich besser sagen, Dr. Thomas Abernathy?"

Tom schluckte. „Ich weiß nicht ..."

Sie sollten sich still verhalten, Dr. Abernathy, und mir zuhören", unterbrach die fremde Stimme ihn. „Sie haben sich da mit jemandem eingelassen, an dem wir sehr großes Interesse haben. Ein wirklich sehr großes Interesse, Doktor. Und wenn Sie nicht wollen, daß Miguel etwas über Ihren Aufenthaltsort erfährt ..."

Hören Sie zu, ich habe keine Ahnung, wovon Sie sprechen." Tom war versucht, den Hörer wieder auf die Gabel zu werfen. Doch gleichzeitig umklammerte seine Hand ihn noch fester.

Erinnerungen stiegen in ihm auf. Erinnerungen an eine Zeit, die er lange hinter sich gelassen hatte. Erinnerungen, die er sich nicht wirklich ins Gedächtnis zurückrufen wollte.

Sind Sie sich da wirklich sicher, Doktor?" Die Stimme lachte.

Tom überlief es eiskalt. Er schluckte hart.

Wenn er sich erst einmal auf das Spiel einließ, würde er vielleicht eine Lösung finden. Zumindest hoffte er das. Die oberste Regel für jeden Therapeuten: Laß dich auf deinen Patienten ein! Wenn er es jetzt und hier tat, hatte er vielleicht eine Chance, aus der ganzen Sache irgendwie wieder herauszukommen. Auf jeden Fall mußte er dann aber Kontakt mit den staatlichen Stellen aufnehmen, die ihn hierher gebracht hatten.

Was wollen Sie?" quetschte er endlich hervor.

Braver Doktor. Ich wußte doch, mit Ihnen kann man über alles reden." Die Stimme klang jetzt sehr selbstzufrieden.

Tom schloß die Augen. Ein kurzer Schmerz zuckte durch seine Schläfen.

Sie haben da eine neue Bekannte, Doktor, eine sehr interessante junge Frau mit einigen ... sagen wir, Geheimnissen, an denen wir interessiert sind."

Er öffnete die Augen wieder, als ein Gesicht vor seinen geschlossenen Lidern erschienen war. „Vashtu Uruhk?"

Sie schalten schnell. Bravo, Doktor", sagte die Stimme.

Tom atmete tief ein. „Was wollen Sie von ihr?"

Darüber sprechen wir später", entschied die Stimme. „Für Sie ist es zunächst einmal wichtig, daß morgen zwei von meinen Männern zu Ihnen kommen werden. Ausweisen werden sie sich als Mitglieder des NID. Sie werden Ihnen brav alle Fragen beantworten und genau tun, was sie von Ihnen verlangen. Ist das klar, Doktor?"

Tom preßte die Lippen fest aufeinander.

Er hätte sich von Anfang an denken können, daß Vashtu ihm nichts als Ärger einbringen könnte. Aber er war einfach viel zu fasziniert von dieser merkwürdigen Frau mit ihren noch merkwürdigeren Geschichten, er kam einfach nicht mehr von ihr los.

Was hatte sie denn nur angestellt?

Ist das klar, Doktor?" wiederholte die Stimme eindringlicher als vorher.

Was wollen Sie von Vashtu?" Tom blickte wieder auf und musterte sein Gesicht in dem spiegelnden Glas des Fensters.

Das muß Sie nicht kümmern."

Hören Sie, ich werde nichts tun, was ihr schaden könnte. Ist das klar?" Entschlossen kniff er die Lippen aufeinander.

Doktor, Doktor. Sind Sie etwa verliebt in Major Uruhk?" Ein Kichern.

Major?

Tom stutzte und atmete erleichtert auf. „Tut mir leid, wer auch immer Sie sind, Sie irren sich offensichtlich. Miss Uruhk gehört nicht dem Militär an."

Noch nicht, Doktor, noch nicht. Warten Sie es ab." Ein Klicken in der Leitung.

Tom betrachtete stirnrunzelnd den Hörer in seiner Hand. Einen Moment lang war er wirklich versucht, Vashtu anzurufen und sie zu warnen. Doch ...

Er legte den Hörer auf die Gabel zurück und starrte vor sich hin.

Was sollte er jetzt nur tun?


***

Vashtu drückte Babbis mit sanfter Gewalt auf den harten Stuhl nieder und sah ihn noch einmal scharf an. „Sie ruhen sich jetzt erst einmal aus und trinken mindestens eine Kanne Kaffee. Wenn Sie sich besser fühlen, können Sie ja zu uns stoßen."

Der junge Wissenschaftler sah mit verquollenen Augen zu ihr auf. Sein Gesicht war schmerzverzerrt. „Aber ..."

Nicht in meinem Büro, nicht einmal daran denken, Peter!" Vashtu richtete sich wieder auf und sah sich in der gut gefüllten Kantine im Cheyenne-Mountain um. Okay, der Geräuschpegel war im Moment etwas hoch, andererseits hatte sie nicht die Zeit, Babbis zu bemuttern, bis er seinen Rausch endgültig ausgeschlafen hatte. Beckett und Dimitrinov warteten bereits im Gen-Labor auf sie.

Und laufen Sie ja nicht Landry über den Weg, verstanden?" Sie wandte sich ab und gab Sue, einer der Angestellten, ein stummes Zeichen.

Die nickte verstehend.

Erleichtert seufzend verließ Vashtu die Kantine und setzte zu einem kurzen Lauf an, als Dr. Jackson um die Ecke bog.

Miss Uruhk!"

Vashtu warf den Kopf in den Nacken, drehte sich dann aber um. „Ja?"

Jackson trat näher, sah sie stirnrunzelnd an. Dann hielt er ihr die Hand hin. „Ich wollte Sie noch im Namen von SG-1 beglückwünschen."

Vashtu schlug verwirrt ein, dann ging ihr auf, wovon er sprach und sie runzelte die Stirn. „Danke, Doc. Das ist nett von Ihnen. Meinen Dank auch an den Rest des Teams - auch an Lt. Colonel Mitchell."

Jackson nickte und zog ein kleines Päckchen hinter seinem Rücken hervor. „Das sollte ich Ihnen auch noch geben. Willkommen im SGC, Major. Hoffentlich wird die Zusammenarbeit zukünftig genauso fruchtbar sein wie bisher."

Vashtu nahm das Päckchen zögernd entgegen und lächelte schwach. „Das hoffe ich auch."

Sie kommen zur nächsten Unterredung?"

Sie nickte. „Hatte ich vor, falls mir nicht gerade etwas dazwischen kommt." Nervös riß sie an dem Geschenkpapier und enthüllte ein kleines Modell einer F-302 unter einer Plastikhülle. Überrascht riß sie die Augen auf. „Das ist wirklich sehr nett von Ihnen allen. Danke." Ein wenig versöhnlicher blickte sie wieder auf.

Jackson erwiderte ihr Lächeln. „Auf eine zukünftige, gute Zusammenarbeit zwischen unseren Teams."

Vashtu nickte. „Ja, das hoffe ich auch."

Übrigens ist etwas neues aufgetaucht in Antarktica. Falls Sie später Zeit hätten könnten wir uns an die Übersetzung setzen."

Äh ..." Vashtu hob die Schultern. „Ist das schon eine Zusammenarbeit?"

Jackson hob überrascht die Brauen. „Ich dachte nur, da Sie Antikisch ja so gut lesen können, könnten Sie mir vielleicht etwas unter die Arme greifen."

Oh!"

Haben Sie schon etwas anderes vor?"

Sozusagen. Dr. Beckett ist extra aus Atlantis gekommen, um an dem Problem mit der ATA-Therapie mit Dr. Dimitrinov und mir zu arbeiten", erklärte sie.

Jackson nickte verstehend. „Wenn Sie Zeit haben. Das Problem ist dringender, ich verstehe. Aber die nächste Teambesprechung sollten Sie nicht verpassen, es könnte wichtig sein wegen ... Merlin."

Vashtus Brauen schoben sich zusammen. „Schon klar. Sobald ich die interne Mitteilung bekomme ..."

Die ist doch schon raus. Hätten Sie gestern bekommen sollen."

Die Antikerin hob hilflos die Schultern. „Kann mich leider nicht daran erinnern. Ich werde auf meinem Schreibtisch nachsehen."

Babbis' Stimme erhob sich laut aus dem Geräuschpegel der Kantine. Vashtu zuckte zusammen und seufzte ergeben, als sie sich umdrehte.

Dr. Babbis? Was ist mit ihm?" Jackson machte einen langen Hals.

Wenn sie seine Gesten richtig interpretierte, hatte er wohl Kaffee verschüttet. Vashtu zog eine Grimasse. Schlug bei ihm jetzt etwa auch wieder der Pechvogel zu, den Wallace in den letzten Monaten gepachtet zu haben schien?

Hat sich wohl verbrüht", murmelte sie schicksalsergeben.

Jackson legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Lassen Sie mich das machen. Ihnen brennt ja offensichtlich die Zeit unter den Nägeln", schlug er überraschenderweise vor.

Vashtu riß die Augen auf, nickte dann aber. „Gut, vielleicht können Sie ihn von den Vorteilen einer Brille überzeugen. Er hat einen üblen Sehfehler, weigert sich aber ... naja, Sie wissen schon."

Jackson runzelte die Stirn und warf einen weiteren Blick in die Kantine. „Ich kann sehen, was sich machen läßt. Vielleicht ist ihm die Tasse deswegen aus der Hand gefallen."

Eher wegen ... naja, er hat seinen ersten Doktortitel."

Jackson nickte nachdenklich.

Hat ein bißchen was über den Durst getrunken und die Nacht auf meinem Sofa geschlafen. Ich wußte nur nicht, wohin jetzt mit ihm. Dr. Lam will ihn nicht in der Krankenstation, und ich kann ihn nicht im Labor gebrauchen."

Ich kümmere mich darum." Jackson sah sie wieder aufmunternd an. „Machen Sie sich an Ihre Arbeit, Major. Das ist im Moment wichtiger."

Danke. Sie haben was gut bei mir." Vashtu sprang in die Mitte des Ganges und wollte losjoggen.

Was für einen Doktortitel hat er denn jetzt?" fragte Jackson hinter ihr her.

Mathematik. Astrophysik folgt irgendwann demnächst", rief sie über die Schulter zurück, dann war sie in den Gängen verschwunden.


***

Tom kam gerade von der Morgenvisite zurück, als er die beiden Männer in schwarzen Anzügen sah, die ungeduldig im Warteraum zu den Büros der leitenden Ärzte saßen. Einen Moment lang war er wirklich versucht, wieder kehrt zu machen und das Weite zu suchen. Dann aber straffte er sich und ging mit versteinerter Miene weiter.

Dr. Finnigan?" Miss Alexander, eine der Sekretärinnen, richtete sich hinter dem Empfangsschalter auf.

Aus den Augenwinkeln konnte Tom beobachten, wie die beiden Männer ihm einen langen Blick zuwarfen und anschickten, sich zu erheben.

Ja?" So freundlich wie möglich sah er die Frau in mittleren Jahren an.

Diese beiden Herren wollten zu Ihnen. Es geht wohl um eine dringende Angelegenheit."

NID." Ein offiziell aussehender Ausweis wurde ihm unter die Nase gehalten.

Tom holte wieder tief Atem, dann nickte er so konzentriert wie möglich. „Wie kann ich Ihnen helfen?" fragte er und drehte sich zu den beiden um.

Relativ groß und breitschultrig mit harten, kantigen Gesichtern, die ihm absolut gar nichts sagten, so standen sie lässig da. Die Waffen, die die beiden unter ihren Achseln trugen, zeichneten sich unter den Jacketts ab.

Sie wissen Bescheid, wurde uns mitgeteilt. Können wir irgendwo ungestört reden?"

Tom versuchte, sich die beiden ganz genau einzuprägen. Vielleicht ...

Er nickte. „Kommen Sie doch in mein Büro. Einen Kaffee?"

Beide schüttelten einhellig die Köpfe und traten an ihm vorbei.

Tja, dann ... Ich möchte nicht gestört werden, Miss Alexander." Tom folgte den beiden, übernahm dann die Führung der Gruppe und trat in sein Büro.

Als er sich hinter seinen Schreibtisch setzte, fühlte er sich der Sache etwas mehr gewachsen. Vielleicht lag es allerdings nur an der vertrauten Umgebung.

Die beiden Männer ließen sich ihm gegenüber nieder. Einer von ihnen zückte einen Umschlag und warf ihn ihm hin.

Was ist das?" Tom zögerte, öffnete ihn schließlich aber doch. Er konnte einen Blick auf einige Fotos werfen, schüttete den Umschlag schließlich vollkommen aus.

Bilder von ihrem ersten gemeinsamen Abendessen. Vashtu mit einem Gipsarm und nachdenklicher Miene. Ein anderes, das sie am Pool ihres Apartmentkomplexes zeigte, wie sie offensichtlich gerade aus dem Wasser kam. Eines von ihnen beiden in seinem Wagen, dann eines von ihr auf ihrem Motorrad. Schließlich eines von ihrem letzten Treffen im Naturpark, als sie einen Tag lang gewandert waren und gerade ihr Picknick genossen.

Tom ließ die Fotos auf seinen Schreibtisch fallen, als habe er sich die Finger verbrannt.

Es ging tatsächlich um Vashtu! Er hatte zwar immer noch keine wirkliche Erklärung für diesen Hinweis auf einen Offiziersposten, aber er erkannte die Asiatin wieder, auf jedem der Fotos.

Es geht um diese Frau", erklärte der rechte der beiden Männer mit ausdrucksloser Stimme.

In Toms Gesicht zuckte es kurz. Das war wirklich eine vollkommen überflüssige Erklärung. Er konnte es selbst sehen.

Was wollen Sie von ihr?" Er sah auf, versuchte den Blicken der beiden zu begegnen.

Der Linke beugte sich vor. „Sie haben Kontakt zu ihr, Doktor", antwortete er.

Das haben mehrere." Ein nervöses Lächeln glitt über sein Gesicht. „Sind Sie an die auch herangetreten?"

Sagen wir, nicht alle haben ein so bewegtes Leben wie Sie hinter sich, Doc", entgegnete der Rechte und lehnte sich befriedigt zurück. „Wissen Sie, was es mit ihr auf sich hat?"

Tom sah wieder auf die Fotos und biß sich auf die Lippen. „Sie arbeitet für eine Regierungsbehörde", antwortete er.

Für das SGC", berichtigte der Linke.

Tom zuckte etwas hilflos mit den Schultern. „Keine Ahnung. Wir reden nicht darüber", gab er zu.

Sie ist nicht das, was sie zu sein vorgibt, Doc. Das sollten Sie wissen", erklärte der Rechte wieder.

Der Psychologe sah verwirrt auf. „Was meinen Sie damit?"

Belassen wir es erst einmal dabei. Der NID ist interessiert an ihr, und Sie werden uns helfen, an sie heranzukommen." Jetzt schien der Rechte das Ruder in die Hand zu nehmen.

Tom lehnte sich zurück und kreuzte abwehrend die Arme vor der Brust. „Warum gehen Sie nicht einfach zu ihr und holen sie aus diesem ... diesem SGC, in dem sie arbeitet? Sie sind doch wohl ebenfalls eine Regierungsbehörde, wenn ich das richtig verstanden habe."

Sie werden uns helfen, oder Ihre Tarnung fliegt auf. Oder denken Sie wirklich, die Wangenimplantate würden Sie derart verfremden, daß niemand Sie mehr erkennt?" Der Linke lächelte verächtlich.

Tom sah etwas hilflos von einem zum anderen. „Was wollen Sie von ihr?"

Informationen", antwortete der Rechte nun wieder. „Über das, was sie tut und auch über sie selbst. Wie gesagt, sie ist nicht, was sie vorgibt zu sein."

Das ist lächerlich!"

Der Rechte schmunzelte. „Tatsächlich? Ist Ihnen das nicht von Anfang an ihr aufgefallen? Hat Sie das nicht angezogen? Sie ist ... ungewöhnlich, nicht wahr?"

Tom warf dem Fremden einen unsicheren Blick zu. „Und selbst wenn. Ich wüßte nicht, was Sie das zu interessieren hat."

Sie ist vielleicht ungewöhnlicher als Sie denken, Doc. Sehr viel ungewöhnlicher." Ein nachdenkliches Nicken. „Vielleicht ist sie etwas, was es sonst nirgends mehr gibt, sozusagen die Letzte ihrer Art? Wer kann das sagen? Auf jeden Fall aber ist sie wichtig für uns. Und sie ist wichtig für Sie, Doktor, wenn Sie denn weiter unter uns Lebenden wandeln wollen."

Tom runzelte die Stirn. „Die letzte ihrer Art? Was soll dieser Quatsch!"

Der Rechte beugte sich vor. „Wenn ich Ihnen diese Information gebe, Doc, müßte ich Sie töten. Das wollen Sie doch nicht, oder? Und glauben würden Sie es sowieso nicht. Belassen wir es also dabei. Sie finden soviel über Major Uruhk heraus, wie Sie können, und wir geben Ihnen weitere Anweisung. Sie vertraut Ihnen, das könnte noch wichtig werden."

Tom atmete tief ein und beobachtete, wie die beiden Agenten sich erhoben. Ein gewaltiger Kloß steckte in seiner Kehle.

Was war mit Vashtu? Und warum waren ausgerechnet diese Kerle hinter ihr her?


TBC ...

2 Kommentare:

  1. hey =)
    carson ist zu besuch =) freut mich, das er mal wieder bei vashtu vorbei schaut.
    aber die haben schließlich ein problem zu lösen und ich hoffe die werden das auch schaffen.
    da hat also wer seinen doktortitel erhalten und das gleich kräftig gefeiert, was ;)
    aber das ist mir jetzt noch nicht ganz klar, hat er jetzt zwei und will seinen dritten machen, oder hat er einen und will jetzt noch einen zweiten machen?
    also astrophysik ist als nächstes dran und mathematik hat er jetzt, aber war da nicht noch einmal die rede von maschinenbau. aber später war halt nur noch von mathematik und astrophysik die rede.
    der nid macht sich jetzt auch noch an vashtus bekanntschaft ran? die schrecken mal wieder vor nichts zurück...
    aber was ist denn da in seiner vergangenheit gewesen, dass der erpressbar wird? also irgendwie hab ich da was von ner namensänderung aufgeschnappt, aber was wohl der grund dafür war?
    LG Sabrina

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  2. Wow, da hast du mich gerade erwischt, als ich von der Arbeit gekommen bin. Wollt eigentlich nur kurz was gucken und dann meldet sich googlemail bei mir *lach*.
    Okay, die alles entscheidende Babbis-Frage: der gute Peter hat einen Ingenieur in Maschinenbau (den hat er schon seit Anfang an) und feiert hier seinen Doktor in Mathematik. Gleichzeitig hat er auch noch die Abschlußarbeit für Astrophysik abgegeben, aber da hat er noch kein Ergebnis. Also hat er, als er bei Vashtu auftaucht, zwei Titel: den Ing, und den Doktor.
    Die Rede ist von McKay. Damit die beiden auch weiterhin herrlich zusammenrasseln können haben McKay und Babbis die gleichen Titel, nur in anderer Reihenfolge. Und da die beiden sich nicht wirklich grün sind ...

    Ja, da macht sich jemand an den guten Tom heran. Tom hatte früher, das kann ich verraten, eine Verbindung mit der Drogenmafia und hat eine neue Identität gegen eine Aussage bekommen. Dadurch ist er jetzt allerdings auch erpreßbar.

    Dank dir für das Comment *freu*. Dann werd ich mich mal an meinen Abendtee hängen.

    Bis denne
    Ramona

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