20.05.2010

Das Angesicht des Feindes 1/4 III

Das Licht sprang flackernd an, nachdem sich deutlich widerstrebend die Heckluke geöffnet hatte. Vashtu lugte mit langem Hals in das Innere des Jumpers, konnte aber nichts feststellen. Die beiden Bankreihen an den Wänden wirkten vollkommen normal, und ein erster Blick ins Cockpit verriet ihr auch noch nichts wesentliches.
"Wo kommt der her?" fragte Peter an ihrer Seite, ebenfalls vorsichtig das Innere betrachtend.
Vashtu zuckte mit den Schultern, fand endlich den Mut, den Gleiter zu betreten und sah sich forschend um. „Scheint noch vollkommen intakt zu sein. Zumindest sind keine Beschädigungen auszumachen", sagte sie dann.
"Und wie er aussieht, steht er hier schon eine ganze Weile", setzte Peter hinzu.
Vashtu nickte, schritt munter aus und sah erst einmal um die Ecke, ehe sie das Cockpit betrat. Auch hier sprangen die Lichter automatisch an. „Muß die Energieanzeige gewesen sein, die die anderen Teams gemessen haben. Daß die das übersehen konnten ..." Sie beugte sich über die Kontrollen und musterte sie aufmerksam.
"Wirklich keine Beschädigungen. Aber warum sollte irgendjemand hier einen Jumper abstellen?" Peters Stimme klang verwirrt.
Vashtu faßte neuen Mut und ließ sich auf den Pilotensitz gleiten. „Keine Ahnung. Aber ich schätze, wir werden es herausfinden." Sie legte ihre Hände auf die beiden Kontrollen und konzentrierte sich.
"Was machen Sie denn da?" Peter trat von hinten an sie heran und beobachtete sie.
Vashtu nahm die Hände von den Steuerelementen und runzelte die Stirn. „Okay, ich schätze, ich weiß, warum er hier zurückgelassen wurde. Er springt nicht an." Stirnrunzelnd blickte sie durch das große Frontfenster nach draußen, konzentrierte sich auf die Hologrammdarstellungen, doch auch die versagten.
"Vielleicht steht er auch einfach schon zu lange hier", mutmaßte Peter.
Unwillig schüttelte sie den Kopf. „Auf Atlantis waren die meisten Jumper noch hundertprozentig einsatzfähig nach zehntausend Jahren."
"Da waren sie aber auch nicht der Witterung ausgeliefert", wandte der junge Wissenschaftler ein.
Voller Elan glitt sie wieder vom Pilotensitz, drängte sich an ihm vorbei und durch den Durchgang nach hinten. Sich auf die Zehenspitzen stellend griff sie nach oben und öffnete das erste Wartungselement. „Haben Sie Ihr Pad dabei?" fragte sie, sah sich die Datenkristalle genau an. Doch sie konnte nichts feststellen.
"Moment." Peter nahm sich den Rucksack ab und öffnete ihn.
Vashtu griff nach oben und entfernte einen der Kristalle, musterte ihn im Licht und steckte ihn wieder zurück. „Scheint irgendeine Leitung defekt zu sein", murmelte sie gedankenverloren.
"Hier." Peter hielt ihr seinen tragbaren Bildschirm hin.
Die Antikerin griff danach, nahm auch das Kabel von ihm entgegen und schloß beides an die Verbindungen an. Dann betrachtete sie stirnrunzelnd die Anzeigen, nachdem das Pad hochgefahren war. „Mh ..." machte sie.
Der Tag wurde eindeutig besser. Wenn es ihr gelang, den Jumper wieder einsatzfähig zu machen, konnten sie vielleicht nachsehen, was sich da für eine merkwürdige Energie über ihnen befand. Und sie hätte noch einen Puddlejumper für die Erde erbeutet.
Peter trat an ihre Seite, studierte konzentriert die Anzeigen. „Scheint gar nicht so schwer zu sein", gab er dann schließlich zu.
Vashtu löste die Verbindung wieder, öffnete die nächste Klappe. „Idiotensicher, wenn man weiß, was man tut", bestätigte sie, las wieder die Anzeigen ab, die das Pad ihr zeigte. „Nur finde ich keinen Fehler ... bis jetzt." Seufzend sah sie die doppelte Reihe Klappen entlang.
"Hab leider nur das eine Pad mitgenommen. Ich konnte ja nicht ahnen, daß wir Mechaniker für Puddlejumper spielen müssen." Peter zuckte mit den Schultern.
In diesem Moment sprang Vashtus Funkgerät an.
"Mam", meldete sich Dorn. „Wir haben ein Problem. Das Tor ist blockiert."
Vashtu und Peter wechselten einen Blick, dann drückte die Antikerin die Com-Taste. „Wiederholen Sie, Dorn."
"Ein Prior ist gerade aus dem Stargate gekommen", antwortete Dorn. Seine Stimme klang angespannt.
Vashtu erstarrte.
Das, wovor alle sie immer wieder gewarnt hatten, war eingetreten. Und sie selbst verfügte über keinerlei Erfahrungen, geschweige denn über das nötige Wissen, um wirklich zu wissen, mit was sie sich anlegen mußte, um wieder zur Erde zurückzukehren.
"Suchen Sie sich ein sicheres Fleckchen. Ich komme!" Entschlossen drückte sie Peter das Datenpad in die Hand. „Achten Sie einfach auf eine mögliche Unterbrechung der Energiezuleitung. Ich bin so schnell wie möglich wieder da." Damit hastete sie auch schon aus dem Jumper heraus.

***

Peter war damit beschäftigt, wenn auch, zugegeben, mit halben Gedanken, die Leitungen weiter zu kontrollieren, als er Schritte hörte. Sofort ließ er das Pad sinken, griff nach seiner Waffe. Erleichtert atmete er dann aber auf, als er das kurze, wellige Haar von Wallace auftauchen sah.
"James! Scheiße, hast du mich erschreckt!" entfuhr es ihm.
Dorn tauchte auf der anderen Seite der Heckluke auf, musterte den Gleiter von innen aufmerksam.
Peter wandte sich wieder seinen Daten zu. „Es wäre nett, wenn Sie mir nähere Angaben machen würden, wonach ich genau suchen soll, Vashtu", warf er in den Raum, in der Annahme, auch die Antikerin sei zurückgekehrt. Aufmerksam wartete er auf Antwort.
"Sie ist beim Tor geblieben", sagte Dorn nach einer kleinen Weile.
Peters Kopf ruckte hoch. Ungläubig riß er die Augen auf. „Was? Aber ..."
"Sie hat noch nie einen Prior getroffen", vervollständigte der Marine. „Sie sollen kommen, sobald diese Kiste wieder fliegen kann, Doc." Endlich betrat der ältliche Mann den Jumper, sah sich immer noch kritisch um.
Peter entglitt das Pad. Keuchend holte er Atem.
"Fliegen? Kannst du denn fliegen?" Wallace starrte ihn groß an.
Der junge Wissenschaftler schüttelte den Kopf und schluckte. „Aber ... Die Prioren können doch Antiker wahrnehmen!"
Dorn nickte nur ernst.

***

Vashtu hatte sich hinter einem Gebüsch verschanzt und lugte vorsichtig durch Blätter und Zweige hindurch.
Das war also ein Prior. So furchterregend sah er eigentlich gar nicht aus, wie sie fand, einmal abgesehen von seiner extrem blassen Haut. Was allerdings selbst ihr etwas Respekt einflößte, war der lange Stab in seiner Rechten. Wenn er mit dem Ding umzugehen wußte hatte sie ein Problem.
Der Prior sah in ihre Richtung. Sofort duckte sie sich noch tiefer in das Gebüsch hinein und wartete. Sie spürte irgendetwas, und es ging von diesem merkwürdigen Wesen vor dem Stargate aus.
Aber durch die Berichte von und über Orlin, die Landry ihr schon vor einer Weile gegeben hatte, wußte sie, daß es wahrscheinlich an ihren Genen lag. Die Ori und ihr Volk waren eng miteinander verwandt. Und wenn diese Prioren wirklich, wie von vielen vermutet ...
Ein Energiestoß fegte über sie hinweg, ließ sie sich kurz zusammenkrümmen und vor Schmerz das Gesicht verziehen, ehe es vorbei war.
Was war denn das gewesen?
Vashtu blinzelte, hob den Kopf wieder und sah sich um. Dann erschrak sie.
Mist!
Der Prior hatte seinen Schild, auch den kannte sie aus Berichten, aktiviert. Was sie aber nicht gewußt hatte, war die Tatsache, daß sie sich jetzt innerhalb dieses Feldes befand. Bisher hatte sie eigentlich immer gehört und gelesen, daß die Schilde der Prioren andere Wesen abprallen ließen. Warum ... ?
Ihre Augen weiteten sich, als sie begann zu verstehen. Sie war mit den Ori verwandt! Vielleicht über Jahrtausende oder sogar Jahrmillionen hinweg, aber sie stand ihnen definitiv näher als die heutigen Wesen, die die Milchstraße bevölkerten.
Dann hatte Daniel Jackson den richtigen Riecher gehabt!
Vashtu erhob sich vorsichtig. Sie hatte nicht die blaßeste Ahnung, ob sie aus dem Feld wieder herauskommen konnte. Erst einmal wollte sie sehen, ob ihr ein Fluchtweg offen geblieben, oder sie mit dem Prior zusammen in seinem Schutzschild eingesperrt worden war. Dann konnte sie sich immer noch überlegen, wie es weitergehen sollte.
Ein letzter Blick auf das eigenartige Wesen, dann schlich sie sich vorsichtig, die Nase fast am Boden, in die nächste Deckung. Vom Tor her hörte sie eine Stimme und verzog das Gesicht.
Jetzt fing der Kerl auch noch an zu predigen! Dabei waren die angeblichen Weisheiten in der Lehre der Ori für sie nichts weiter als blosse, und nicht einmal sonderlich gute Sinnsprüche und Allegorien, die sie eher einschlafen als Weisheit erlangen ließen. Aber auch das lag vielleicht an ihrer Rasse, wer konnte das schon sagen? Das „Buch des Ursprungs" würde bei ihr jedenfalls nie der Bestseller werden, davon war sie überzeugt. Jackson hatte es ihr einmal geliehen und sie sich durch diesen Blödsinn durchgekämpft - eine beinahe übermenschliche Aufgabe!
Sie huschte näher an die deutlich sichtbare Grenze des Feldes heran, streckte schließlich vorsichtig die Hand aus, zog sie aber sofort wieder zurück.
Okay, sie kam nicht raus. Das war ein Problem.
Sie kniff die Lippen aufeinander. Das bedeutete dann wohl, sie mußte sich diesem Dummkopf da hinten stellen. Also zurück.
Vorsichtig, sich noch immer in Deckung haltend, schlich sie wieder näher an das Gate heran, ließ den Prior dabei nicht aus den Augen.
Hatte der Kerl irgendeine Schwachstelle? Laut den Berichten nicht. Aber die Berichte wußten vielleicht nicht alles.
Sich immer noch in Deckung haltend huschte sie weiter, umrundete das Tor halb, ehe sie langsam wieder den Hals reckte und über die Halme dieser komischen Gerste lugte.
Das konnte doch nicht sein! Der Prior war ihrer Bewegung gefolgt, hatte sich wieder zu ihr umgedreht. Dabei war sie extrem vorsichtig gewesen und hatte mehr als sonst darauf geachtet, daß sie kein Geräusch oder eine verräterische Bewegung verursachte.
Konnte man dem Kerl denn nicht in den Rücken fallen? Hatte er einen sechsten Sinn?
Vashtu starrte den Prior wütend an. Das kränkte jetzt doch ihren Stolz, mußte sie zugeben. Da stand dieser Kerl, blockierte das Sternentor und hielt sich selbst eine Predigt, folgte aber jeder ihrer Bewegungen.
Dann eben anders!
Sie huschte, immer noch tief geduckt, wieder zurück zu ihrem Ausgangspunkt, von dem aus sie dem Prior am nächsten gewesen war und atmete tief durch.
Sie wußte, ihre Waffen konnte sie ihm gegenüber nicht einsetzen, zumindest nicht die, die sie vom SGC mitgenommen hatte. Gegen jegliche Art von Projektilwaffe schien ein Prior gefeit zu sein. Wobei sie sich aber nicht ganz sicher war, ob es vielleicht an seinem Schutzschild lag. Aber jetzt hatte sie weder Zeit noch Muße, irgendwelche Experimente durchzuführen. Sie wollte nur aus seinem Schild heraus, dazu würde sie die irdischen Waffen hoffentlich nicht brauchen.
Mit einem Ruck richtete sie sich auf und trat, als sei nichts geschehen, hinter dem Busch hervor. Mit langen Schritten kam sie auf den Prior zu. Und mit jedem Meter, dem sie sich ihm näherte, wuchs ihr Unbehagen.
Er strahlte etwas aus, etwas eigenartiges, was sie nicht näher benennen wollte, es aber vielleicht könnte, wenn sie sich nur genug anstrengte. Sie mußte sich regelrecht zwingen, ihm gegenüber zu treten und stehenzubleiben.
Der Prior unterbrach seine Predigt und sah sie aus schwarzen Augen, in denen ein eigenartiges Licht leuchtete, an. Dann musterte er sie aus schmalen Schlitzen.
"Alterraner!"
Vashtu lächelte zuckersüß. „Ich wäre dir sehr dankbar, wenn du mich aus deinem Energiefeld und durch das Tor lassen würdest", sagte sie. Wenn er sie schon erkannte, dann half Freundlichkeit vielleicht doch ein bißchen weiter.
Doch der Prior starrte sie nur an, und in seinen Augen lag blanker Zorn.
Vashtu fielen andere Berichte über die Prioren ein. Ihre Macht bezogen sie aus ihren Stäben. Wenn es ihr gelang, ihn von seinem Stab zu trennen ...
"Du bist nicht wie die anderen", sagte er plötzlich stirnrunzelnd. „Du bist noch nicht verloren." Tief holte er Atem.
"Danke nein, ich bin nicht an der Religion der Ori interessiert." Mit diesen Worten aktivierte sie ihre Fremdzellen und trat mit voller Wucht zu.
Und sie traf! Sie konnte fühlen, wie der Schild hinter ihr erlosch. Sie hatte es geschafft!
Der Stab knallte gegen das Sternentor, blieb nahe am Rund liegen.
Vashtus Augen leuchteten triumphierend auf. Sie fuhr herum und raste los.
"Peter, starten Sie! Wir müssen hier weg!" rief sie in ihr Funkgerät. Sie wußte nicht, wieviel Zeit ihnen bleiben würde.

TBC ...

2 Kommentare:

  1. Hi!
    Also haben die Antiker den Jumper doch geschrottet und dort stehen lassen, weil sie den nicht repariert bekommen haben :D warum auch immer ^^
    Oha Vashtus erste Begegnung mit einem Prior! Aber was macht er auf einem verlassenen Planeten? Also da gibt es nun wirklich nichts zu rekrutieren.
    Er hat sie also wirklich direkt als Antikerin erkannt und scheinbar hat er sie ja auch wahrgenommen weil er ihren Bewegungen gefolgt ist, obwohl sie sich versteckt hat.
    Aber eines hat er gut erkannt :P Sie ist anders als die Anderen. Was allerdings noch lange nciht heißt, dass sie sich in die Reihen der Ori gesellen wird oO
    Mal sehen wie es weitergehen wird und ob der Jumper inzwischen wieder repariert ist.

    Zum Turnier: Naja besonders gut würde ich jetzt nicht unbedingt sagen. Ich hätte da auch starten können, wenn ich mich gerade so auf dem Pferd halten könnte xD Wobei da hätte ich dann wohl eher einen Führzügelwettbewerb geritten und kein A Springen ^^
    Wobei wir schon mal bei der ersten Antwort wären. Ich reiten A Dressur und Springen. ALso das ist ja in verschiedene Klassen aufgeteilt (E,A,L,M,S) und dadurch das ich vor einigen Jahren mein DRA VI (kleines Deutschen Reitabzeichen) gemacht habe kann ich halt in der Klasse A starten. Hab auch schon das DRA III (bronze) und könnte daher auch schon L reiten, aber das müsste ich erst beantragen und will ich sowieso nicht.
    Wie habe ich abgenitten: Also in den beiden Springen war ich beide Male knapp aus der platzierung. (Beim Zeit etwas zu langsam und beim Stil war die Wertnote zu niedrig^^) und von der Dressur wollen wir mal nicht reden *hust* die lief nicht wirklich sehr erfolgreich ;)
    LG Sabrina

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  2. *lach* Ich stell mir Vashtu gerade in den Reihen der Ori vor ... höchst amüsant! *giggle* Böse Idee, ganz böse Idee!
    Ja, der Prior wußte von ihr und auch, was sie ist. Aber sonderlich weit ist er deswegen doch nicht gekommen - so ein Pech aber auch! *hüstel*
    Tja, ob Babbis (im ersten Versuch!) tatsächlich einen Jumper reparieren kann? Mh, wer weiß ... Ich schätze, du wirst es im nächsten Part lesen können.

    Willst du mit dem Reiten nicht weitermachen, bzw. es "nur" als Hobby betreiben und die Turniere sausen lassen? Klang jetzt irgendwie so für mich.
    Ah, Dressur! Du wirst lachen, ich bin früher auch mal geritten (lang, lang ists her) und hätte gern Dressur gemacht (lieber als Springen). Aber da kam dann die Gesundheit meiner Mutter dazwischen und ich habs ganz sein lassen. Obwohl ... war schon irgendwie schön aufm Pferderücken ...

    Dank dir für dein Comment!

    Bis denne
    Ramona

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